Medienmitteilung

Medienmitteilung
Neue Roland Berger-Studie: "Industry 4.0 – Die Rolle der
Schweiz bezüglich der vierten industriellen Revolution in
Europa". Die Schweiz in der Pole Position
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Die europäische Industrie hat in den vergangenen 20
Jahren mehr als zehn Prozent Marktanteil weltweit
verloren, gleichzeitig haben aufstrebende Länder diesen
auf 40 Prozent verdoppelt.
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Europa insgesamt entwickelt sich sehr heterogen. Die
Schweiz konnte ihre industrielle Wertschöpfung –
entgegen dem Trend – auf hohem Niveau bei 19% halten.
In Europa insgesamt liegt dieser Wert bei 15%; nur in
Deutschland und der Tschechischen Republik sind die
Resultate höher.
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Die Schweiz hat heute beste Voraussetzungen, im
Bereich Industrie 4.0 eine Pionierrolle einzunehmen. Sie
liegt bei wichtigen Indikatoren vorne. Beispielsweise
arbeiten 6% der Schweizer Arbeitnehmer in technologieund wissens-intensiven Sektoren, ein europäischer
Spitzenwert gemeinsam mit Finnland.
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Auch hat kein Land in Europa eine höhere Wertschöpfung
in der industriellen Produktion pro Mitarbeiter. Während
in der Schweiz ein Angestellter einen Wert von 206.000
EUR pro Jahr schafft, sind es in Polen heute zum Beispiel
erst 26.000 EUR.
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Innovative Schweizer Unternehmen können auf der
Gewinnerseite stehen, wenn sie die neue industrielle Ära
proaktiv gestalten und Veränderungen ihrer
Wertschöpfung durch die Digitalisierung verstehen und
neue Konzepte entwickeln.
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Parallel dazu ist europaweites Engagement gefragt: Die
Politik muss jetzt dynamische und innovationsfreundliche
Rahmenbedingungen schaffen. Auch werden gezielte
Partnerschaften für den gemeinsamen Erfolg eine
wesentliche Rolle spielen.
Zürich, Mai 2015: Die Industrie spielt eine zentrale Rolle in der
europäischen Wirtschaft: Sie trägt 15 Prozent zur Wertschöpfung bei,
macht 80 Prozent der Innovationen und 75 Prozent der Exporte aus.
Rechnet man noch die industrienahen Dienstleistungen dazu, kann
sie als sozialwirtschaftlicher Motor Europas bezeichnet werden.
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Allerdings ist das produzierende Gewerbe zunehmend unter Druck
geraten: Die sinkende Wettbewerbsfähigkeit der europäischen
Industrie aufgrund neuer Marktteilnehmer – vor allem aus Asien – hat
in den vergangenen zehn Jahren zu einem deutlichen Stellenabbau
in etablierten Märkten wie Grossbritannien (-29%), Frankreich (-20%)
und Deutschland (-8%) geführt. Gleichzeitig entwickeln sich die
europäischen Länder sehr heterogen: Während die Schweiz und
Deutschland ihre Industriemarktanteile halten oder sogar weiter
erhöhen konnten, steuern andere EU-Staaten wie Frankreich,
Spanien und Grossbritannien auf eine De-Industrialisierung hin.
Diese Entwicklung schwächt Europa insgesamt, und weitere Jobs
und Know-how in der Industrie gehen verloren.
In der neuen Roland Berger-Studie "Industry 4.0 – The role of
Switzerland within a European manufacturing revolution" zeigen die
Roland Berger-Experten auf, was Unternehmen und Politik tun
sollten, um die Entwicklung der Industrie 4.0 –
beim Zusammenwachsen von Industrie und Digitalisierung – zu
unterstützen und diese Chance speziell auch für die Schweiz
wahrzunehmen.
Die Schweiz in Europa gut positioniert
Die Schweiz ist für die vierte industrielle Revolution besser gerüstet,
als viele glauben. Das Land im Herzen von Europa gehört zu den
wenigen europäischen Playern, bei denen die Industrie einen über
die vergangenen 10 Jahre stabilen Beitrag zur Gesamtwertschöpfung
geliefert hat. Und das, obwohl sie das Land mit einem der höchsten
Lohnkostenniveau in der Welt ist. Sie kombiniert neue technologische
Möglichkeiten in einem hocheffizienten Gesamtsystem. „Die Schweiz
hat beste Voraussetzungen, um auf dem Gebiet von Industrie 4.0
eine Pionierrolle einzunehmen. Denn neben der robusten Industrie
verfügt die Schweiz auch über einen starken IT-Sektor sowie über
einen bestens aufgestellten Forschungsplatz, welche wesentlich zur
Entwicklung der Industrie von morgen beitragen können. So werden
Bereiche wie Cloud Computing, Big Data, 3D-Druck sowie Sensorik
und Robotik das Feld Industrie 4.0 wesentlich prägen. Alles Bereiche,
in denen die Schweiz bestens positioniert ist“, sagt Oliver
Grassmann, Principal und Industrieexperte von Roland Berger in
Zürich.
Innovative Schweizer Unternehmen können profitieren
„Die Schweizer Unternehmen konzentrieren sich seit jeher auf
Innovation, Qualität, Produktivität und Aktivitäten mit hohem
Wertbeitrag. Es herrscht eine gute Balance zwischen
Traditionsunternehmen und Avantgardisten, zwischen
Grossunternehmen und starkem Mittelstand. Unternehmen, die jetzt
die Veränderung ihrer Wertschöpfung durch die Digitalisierung
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verstehen und daraus neue Möglichkeiten entwickeln, haben eine
gute Chance, auf der Gewinnerseite der Industrie 4.0 zu stehen“, fügt
Grassmann an. Allerdings erfordert der industrielle Strukturwandel hin
zu mehr Vernetzung, digitaler Transformation und Kooperation auch
in der Schweiz ein neues Denken, neue Partner und die richtigen
Investitionen. Die Wertschöpfungsketten in vielen Industrien werden
sich teilweise auflösen und neu formieren. Dies bietet für innovative
Schweizer Unternehmen vermehrt Möglichkeiten, sich noch mehr auf
Elemente mit hoher Wertschöpfung zu konzentrieren, setzt aber
voraus, diese Veränderungen zu erkennen und sich rechtzeitig
strategisch darauf einzustellen.
Die Herausforderungen für die Schweiz
Denn trotz der guten Voraussetzungen für den Schweizer
Industriestandort steht die Schweiz vor grossen Herausforderungen:
Mangel an Fachkräften, starke Währung, Überregulierung und
teilweise starke politische Eingriffe in wesentliche wirtschaftliche
Rahmenbedingungen wie kürzlich die Minder-Initiative, die
Zuwanderungsdebatte, der Mindestlohn oder der Goldstandard.
„Wichtig für die Sicherung des hervorragenden Werkplatzes Schweiz
sind jetzt zwei Dinge: Erstens muss die Politik dynamische und
innovationsfreundliche Rahmenbedingungen schaffen, um den
Unternehmen die schnelle Anpassung in einer VUCA-Welt (volatility,
uncertainty, complexity and ambiguity) so leicht wie möglich zu
machen. Zweitens müssen die Schweizer Unternehmen den
Anbeginn dieser neuen industriellen Ära proaktiv gestalten und
entschlossen die richtigen Schritte einleiten,“ fasst Oliver Grassmann,
Industrie 4.0-Experte bei Roland Berger in Zürich zusammen. „Dies
bedeutet vor allem, sich jetzt trotz einer recht guten wirtschaftlichen
Lage nicht zu sicher zu fühlen, sondern heute die Weichen für den
digitalisierten Geschäftserfolg von morgen zu stellen“, fügt
Grassmann an.
Europaweites Engagement ist gefragt
Ausserdem benötigen die Schweiz und Europa eine einheitlichere ITInfrastruktur, nachhaltige Finanzierungspläne und geeignete
Ausbildungsmöglichkeiten, etwa in den Bereichen
Softwareprogrammierung oder Datengewinnung und -auswertung.
Denn mit dem Voranschreiten der Industrie 4.0 werden in
verschiedenen Industriebereichen neue Expertenprofile benötigt, mit
Erfahrung und Knowhow in der Vernetzung von Industrieprozessen.
„Gezielte Partnerschaften zwischen verschiedenen Branchen und oft
auch länderübergreifende Zusammenarbeit werden eine wesentliche
Rolle spielen, um die Expertise im Bereich der Digitalisierung
effizienter zu nutzen. Unsere digitale Unternehmensplattform Terra
NumerataTM unterstützt Unternehmen genau bei diesem Schritt sowie
bei der Erfindung und Entwicklung neuer Geschäftsmodelle“, sagt
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Roland Berger-Stratege Oliver Grassmann. „Wir streben den Aufbau
eines digitalen Ecosystems in Europa an, wo wir die Klassenbesten
aller notwendigen Bereichen zusammenbringen wollen, die in der
Umsetzung digitaler Projekte notwendig sind – angefangen von der
Strategiedefinition über das Prototyping bis hin zur Entwicklung.“
An dieser Stelle sollte die Politik zusätzlich diesen Prozess mit
europaweiten Forschungs- und Entwicklungsprogrammen
unterstützen. Denn so lassen sich langfristige und kostspielige
Forschungsprojekte und Innovationsentwicklung fördern: Ein
wichtiger Aspekt, um die europäische Industrieführerschaft auf dem
weltweiten Markt zu stärken. Denn die immer kürzeren
Produktlebenszyklen zwingen die Industrie zu immer schnelleren
Innovationen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Studie basiert auf einer umfangreichen Analyse und liefert
fundierte Erkenntnisse zu den Erwartungen von 300 Topentscheidern
in Europa an die industrielle Revolution. Im Fokus hier stehen
konkrete Handlungsempfehlungen speziell zur Schweiz.
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Bei besonderem Interesse zu diesem Thema:
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Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der
weltweit führenden Strategieberatungen. Mit rund 2700 Mitarbeitern
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