Zwischen Gelenkschwellung und Polymyalgie

Zwischen
Gelenkschwellung und
Polymyalgie
was sich dahinter verbergen kann
Dr. med. Claudia Hagen
PD Dr. med. H. Rudolf Ziswiler
Fall 1 - 45 jähriger Magaziner
• Seit 1 Woche beim Beugen des rechten Knies
Bewegungseinschränkung bemerkt und leichte
Schmerzen, erstmalig
• Kein Unfall, keine Knievorgeschichte
• Klinisch einseitige Knieschwellung mit Gelenkserguss
Anamnese
Untersuchung
Zusatzuntersuchungen
?
?
!!!
?
Systemanamnese
 Fieber?, Nachtschweiss?
 Körpergewichtsschwankungen?
 Haut (Psoriasis, Erythema chronicum migrans,
Photoempfindlichkeit, Schmetterlingsexanthem…), Raynaud.
 Nagelveränderungen, Alopezie?
 Schleimhäute (Aphten, Ulcera)
 Augenrötungen mit/ohne Schmerzen, Visusschwankungen
 Magendarm-Symptome: Stuhlfrequenz, Konsistenz,
Verfärbungen, Schluckstörungen, Sodbrennen, Analfisteln
 Urogenitale Symptome/Beschwerden: Ausfluss, Dysurie (
Pollakisurie…), Aphten, Koliken (Konkrementabgänge)
 Rückenschmerzen
Persönliche Vorgeschichte
frühere Gelenkserkrankungen
Magen-Darmerkrankungen
Episoden von Augenentzündung (en)
Lungenkrankheit
Nierenkrankheiten
Familienanamnese
Verwandte 1. od. 2. Grades mit
 Gelenkserkrankung
 Psoriasis (Schuppenflechte)
 Augenentzündungen
 Rückenerkrankung (Grosseltern!)
Soziales
Arbeit (im Forst/Unterholz), Hobby im Wald?
Drogenkonsum/Verwahrlosung
DD bei Mono-Polyarthritis
Key
Septische Arthritis/Infekt
Anamnese, Fieber, Gelenkspunktat!
mechanisch/degenerativ/Meniskus/aktivierte
Arthrose
Alter, Anamnese, Rx oder Sono
Trauma
Anamnese!, Rx
Reaktive Arthritis
Anamnese, Klink, evtl Serologien
Infekt assoziierte Arthritiden
Anamnese, Serologien, Punktat (Keime zum
Teil im Punktat nachweisbar): Borrelien, M.
Whipple, Viren
geschwollenes Gelenk
jede akute Monarthritis
(notfallmässig)
– Zellzahl,
Zelldifferenzierung
– Gramfärbung
– Kultur (15% falsch
negativ!)
• septische Arthritis?
– Kristalle
• Kristallarthropathie?
Synovialflüssigkeit
1. Reizerguss
1.
klar, hochviskös, blass-bernstein
< 2000 kernhaltige Zellen/µl
< 40% Granulozyten
3.
N Engl J Med 1993;329:1013-1020.
Synovialflüssigkeit
2.
1. Reizerguss
klar, hochviskös, blass-bernstein
< 2000 kernhaltige Zellen/µl
< 40% Granulozyten
2. Steril entzündlich, „rheumatisch“
trüb, tropfend, gelb-grünlich
N Engl J Med 1993;329:1013-1020.
Synovialflüssigkeit
1. Reizerguss
klar, hochviskös, blass-bernstein
< 2000 kernhaltige Zellen/µl
< 40% Granulozyten
3.
2. Steril entzündlich, „rheumatisch“
trüb, tropfend, gelb-grünlich
3. Eitrig bei bakt.-septischer A.
sehr trüb, Koagel
> 50 000 Zellen/µl
3.
N Engl J Med 1993;329:1013-1020.
Synovialflüssigkeit
4.
1. Reizerguss
klar, hochviskös, blass-bernstein
< 2000 kernhaltige Zellen/µl
< 40% Granulozyten
2. Steril entzündlich, „rheumatisch“
trüb, tropfend, gelb-grünlich
3. Eitrig bei bakt.-septischer A.
sehr trüb, Koagel
> 50 000 Zellen/µl
4. Blutig bei Trauma
N Engl J Med 1993;329:1013-1020.
Borrelienarthritis
• früh (Stadium II)
Arthralgien, Bursitiden,
Periarthritiden, migratorisch
• spät (Stadium III)
nach Wochen bis zu 2
Jahren
Mono-oder OligoArthritis
am häufigsten Knie,
massiver, schmerzarmer
Erguss
Borrelienarthritis
• Serologie: bei Auftreten der Arthritis IgG positiv, IgM
evtl wieder negativ
• Bestätigung der Serologie mit Western-Blot obligat
• Cave relativ hohe „Durchseuchung“ in
Endemiegebieten
• Evtl Erregernachweis mittels PCR aus Punktat oder
Synovialisbiopsie
• Spirochäten sind praktisch nie antibiotikaresistent
• mehrmalige Re-Infektionen möglich
Gelenks-Biopsie
selten nötig!
PCR:
Tropheryma whippeli
Borrelia burgdorferi
atypische Mykobakterien
Histologie/Immunzytologie
Schauen sie in die Augen!
Reaktive Arthritis
(Reiter Syndrom)
Trias bestehend aus
• Arthritis
• Konjunktivitis
• Urethritis
Reaktive Arthritis
• parallel oder nach einem Infekt auftretend
• kein Erregernachweis in Gelenkskulturen
• vereinzelt positive PCR auf Erreger in Punktat oder
Biopsie
• lange Liste potentieller Erreger (unvollständig)
• Serologien nicht indiziert
• Relevant für Therapie nur bei:
– Chlamydien-Nachweis im Urin
– allenfalls persistierender GI-Infekt
Erythema nodosum
Differentialdiagnose:
 Reaktive Arthritis
(Chlamydien, Yersinien, Salmonellen,
Streptokokken, Katzenkratzkrankheit)
 Tuberkulose
 Sarkoidose
 Rheumatisches Fieber
 Behçet-Syndrom
Psoriasis-Arthritis
•
•
•
•
•
Nägel
Rima ani
Bauchnabel
Hinter dem Ohr
Kopfhaut/Haaransatz
• Familienanamnese
• Frühere Episoden von Ps
SAPHO-Syndrom
• Synovitis
• Akne conglobata
• Palmoplantare Pustulose
• Hyperostose
• Osteitis
Rückenschmerzen?
„Rückenschmerzen bessern bei Bewegung“
„wird nicht besser wenn ich ausruhe“
„nächtliches/frühmorgendliches Erwachen aufgrund Kreuzschmerzen“
„wurde langsam immer schlimmer“
„habe das Gefühl von einem steifen Rücken“
Sieper J. et al.; Ann Rheum Dis 2009;68:784–788.
Früherkennung von (axialer) SpA
Rheumatologe
Grundversorger
Chronischer Rückenschmerz > 3 Monate
Erste Symptome vor dem 45. Lebensjahr
ANAMNESE
Labor
Bildgebung
Nachtschmerzen mit
Besserung nach Aufstehen
HLA-B27
Positivität
Verdacht auf
Sakroiliitis
im MRI
oder
Schmerzbesserung nach
Bewegung, aber nicht in
Ruhe
oder
oder
oder
PA oder FA für SpA,
Psoriasis, Uveitis, IBD
Weitere Abklärung auf mögliche Spondyloarthritis nötig
falls mindestens ein Parameter positiv
SpAOligo-Typ
periphere Form
SpA axial
SAPHO-Typ
Fall 2 - 65jährige Rentnerin
• Seit einigen Wochen Steife und Schwellungen der
Finger- und Handgelenke beidseits wechselnd,
jeweils 2-3 Tage dauernd
• Einmalig Schulterschmerzen
• Klinisch leichte Schwellung, Rötung der MCP II und III
Gelenksbefallsmuster
Rheumatoide Arthritis
Poliarthrose
Psoriasis Arthritis
Verdacht auf RA:
eines der 3 folgenden Symptome1
• ≥ 3 geschwollene Gelenke
• MTP/MCP Beteiligung
(schmerzhafter Händedruck / Gaenseln-Zeichen)
• Morgensteifigkeit von ≥ 30 Minuten
Mögliche unspezifische Allgemeinsymptome:
Abgeschlagenheit, Müdigkeit, nächtliches Schwitzen,
subfebrile Temperaturen, Myalgien2
1 Emery et al. 2002
2 2005_Klotz_Innere Medizin in Frage und Antwort
2010 ACR/EULAR Kriterien
>6 Punkte wird eindeutig als RA-Patient klassifiziert
4 Bereiche:
A)
Gelenkbeteiligung (je nach Art und Zahl der betroffenen Gelenke bis zu 5 Punkte)
1 grosses Gelenk
0
2-10 grosse Gelenke
1
1-3 kleine Gelenke (+/- grosse)
2
4-10 kleine Gelenke (+/- grosse)
3
>10 Gelenke (mind 1 kleines)
5
B)
C)
D)
serologische Parameter (mind einer nötig)
Rheumafaktor (RF) und Anti-CCP (ACPA) beide negativ
leicht pos RF oder leicht pos ACPA
hoch positiver RF oder hochpositiver ACPA
0
2
3
Entzündungswerte (mindestens 1 nötig)
normales CRP und normale BSR
erhöhtes CRP oder erhöhte BSR
0
1
Dauer der Symptome
< 6 Wochen
> 6 Wochen
0
1
2010 ACR/EULAR Kriterien
„Ausführungsbestimmungen“
 eine andere Diagnose welche die Symptome erklärt
muss ausgeschlossen sein
 Definition grosser und kleiner Gelenke
 Gelenkentzündung klinisch objektiviert
 oder mittels Bildgebung festgestellt
(Ultraschall/MRI)
 Die Diagnose erfolgt durch den Arzt!
2010 ACR/EULAR Kriterien
„Ausführungsbestimmungen“
 eine andere Diagnose welche die Symptome erklärt
muss ausgeschlossen sein
 Definition grosser und kleiner Gelenke
 Gelenkentzündung klinisch objektiviert
 oder mittels Bildgebung festgestellt
(Ultraschall/MRI)
 Die Diagnose erfolgt durch den Arzt!
Labor Untersuchungen?
BSR, CRP
Rheumafaktoren und anti-CCP
Antinukleäre Antikörper (ANA-Screen), evtl ANCA
HLA-B27
Eisenstatus (freies Fe, Transferrinsättigung)
Harnsäure
((Serologie auf reaktive Arthritiden
und evtl Borrelia Burgdorferi))
Urethralabstrich oder Spoturin
PCR auf Chlamydien
Labor Untersuchungen?
BSR, CRP
Reumafaktoren und anti-CCP
Antinukleäre Antikörper (ANA-Screen), evtl ANCA
HLA-B27?
Eisenstatus (freies Fe, Transferrinsättigung)
Harnsäure
((Serologie auf reaktive Arthritiden
und evtl Borrelia Burgdorferi))
Urethralabstrich oder Spoturin
PCR auf Chlamydien
IgA, M oder G
erkennt Fc-Teil von humanem IgG
heute: ELISA oder Nephelometrie
Zyklische citrullinierte Peptide (CCP)
DD bei Mono-Polyarthritis
Key
Septische Arthritis/Infekt
Anamnese, Fieber, Gelenkspunktat!
mechanisch/degenerativ/Meniskus/aktivierte
Arthrose
Alter, Anamnese, Rx oder Sono
Trauma
Anamnese!, Rx
Reaktive Arthritis
Anamnese, Klink, evtl Serologien
Infekt assoziierte Arthritiden
Anamnese, Serologien, Punktat (Keime zum
Teil im Punktat nachweisbar): Borrelien, M.
Whipple, Viren
Seronegative Spondarthropathie
(unspezifische SpA PsoriasisA, Bechterew,
SAPHO…)
Anamnese, Haut, Augen, Familienanamnese,
HLA-B27
Rheumatoide Arthritis, Juvenile chronische A.
Klinik, RF, CCP, ANA
Konnektivitis (sLE, Sjögren, MCTD,
Systemsklorose)
Raynaud-Syndrom…, ANA, evtl Subtypen,
Kristalle: CPPD, Gicht…
Sono, Rx, Punktat, Anamnese,
Serumharnsäure….
Sarkoidose u.a. seltene Erkrankungen
Anamnese, Klinik, Thorax-Rx
Viren?
• Parvovirus B-19
– polyartikulär, oft wochen-monatelanger Verlauf,
DD RA, Serologie initial mit IgM, im Verlauf nur IgG
• Hepatitis-B/C
– meist milde Synovitiden, anerosiv, evtl positiver RF
• Mumps
• Röteln
DD bei Mono-Polyarthritis
Key
Septische Arthritis/Infekt
Anamnese, Fieber, Gelenkspunktat!
mechanisch/degenerativ/Meniskus/aktivierte
Arthrose
Alter, Anamnese, Rx oder Sono
Trauma
Anamnese!, Rx
Reaktive Arthritis
Anamnese, Klink, evtl Serologien
Infekt assoziierte Arthritiden
Anamnese, Serologien, Punktat (Keime zum
Teil im Punktat nachweisbar): Borrelien, M.
Whipple, Viren
Seronegative Spondarthropathie
(unspezifische SpA PsoriasisA, Bechterew,
SAPHO…)
Anamnese, Haut, Augen, Familienanamnese,
HLA-B27
Rheumatoide Arthritis, Juvenile chronische A.
Klinik, RF, CCP, ANA
Konnektitivis (sLE, Sjögren, MCTD,
Systemsklorose)
Raynaud-Syndrom…, ANA, evtl Subtypen,
Kristalle: CPPD, Gicht…
Sono, Rx, Punktat, Anamnese,
Serumharnsäure….
Sarkoidose u.a. seltene Erkrankungen
Anamnese, Klinik, Thorax-Rx
Inzidenz der Gicht in Relation zu
Serumuratkonzentration
Inzidenz
(pro 1000)
Serumurat
(umol/l)
pro Jahr
über 5 Jahre
0.8
5.0
>420
0.9
6.0
420-470
4.1
9.8
480-530
49
220
>540
Akute Gicht
•
•
•
•
•
90 % monoartikulär
>50% inital MTP I (=Podagra)
OSG/USG>Knie>Handgelenk>weitere
axialer Befall, schwierige Diagnose!
Extraartikulär:
– Bursae
– Sehnenscheiden
– Enthesen
Diagnose-Sicherung
• Nachweis intrazellulärer Natriumuratkristalle
aus einem Punktat
• Hyperurikaemie > 480 µmol/l
– ist ein Hinweis, kann jedoch fehlen
– wichtigster isolierter Risikofaktor für Entwicklung
einer Gicht
– Hyperurikaemie per se bedeutet nicht, dass eine
Gicht vorliegen muss
• Bildgebung: Sono, Rx, Dual-Energy-CT
Fall 3 – 80 jährige rüstige Frau
• Seit einigen Tagen Schmerzen und Schwäche
Oberarme und Oberschenkel beidseits
• Anlaufprobleme morgens
• Mühe beim Aufstehen aus dem Sitzen
Polymyalgia Rheumatica
oder
Polymyalgisches Syndrom?
PD Dr. med H.R. Ziswiler
Bern
Entität vs syndromaler Zustand??
wichtige Abgrenzungen der PMR
• Chronische Schmerzsyndrome (Fibromalgie)
• andere entzündliche rheumatische
Erkrankungen
• Medikamentös induzierte Muskelschmerzen
• Endokrine Störungen
• Neurologische Erkankungen (Parkinson u.a.)
Riesenzellenarteriitis (RZA)
• klar definierte Entität
– kann jede mittelgrosse und grosse Arterie befallen
– Prädilektion für extrakranielle Aeste der A. Carotis
– typischerweise segmentaler Befall, oft
multilokulär
– potentiell fatale Gefässkomplikationen
– histologisch dichtes lymphohistiozytäre Infiltrat
entzündliche Infiltrate in Tunica media und
Adventitia, Riesenzellen phagozytieren die Lamina
elastica externa
Wie überlappen sich PMR und RZA?
• 18-26% der Fälle mit PMR haben eine RZA
• 27-53% der Fälle mit RZA haben polymalgische
Beschwerden
PMR ist mindestens 2-3x häufiger als RZA
PMR und RZA unterscheiden sich in:
 klinischer Präsentation
 Kortikosteroidbedarf
 Prognose
Prävalenz von PMR und RZA
• bevorzugt >50 jährige von nordeuropäischer
Abstammung:
– 1:143 für PMR
– 1:500 für RZA
• Inzidenz steigt mit Alter, maximal bei 70-80
jährigen
• F:M ~ 2-3:1
PMR Klinik
• > 50 J
• bilaterale Schulter- (in 95%) und BeckengürtelSchmerzen
• Morgensteife in Schulter-/Beckengürtel
>45-60 min
• keine Muskelschwäche!
• >2 Wochen anhaltend
• erhöhte BSR/CRP
PMR Klinik
• in bis 50% passagere, distale asymmetrische
Arthritis/Bursitis (Knie, Handgelenk, Schulter)
• leichte Tenosynovitiden
• +/- KTS
• leichte Oedeme (Handrücken, Füsse, Knöchel)
• konstitutionelle Symptome in 30-50%: leicht
erhöhte Temperatur, Fatique, Malaise,
Körpergewichtsverlust
Differentialdiagnosen beim
Polymyalgischen Syndrom
DD Muskuloskeletale
CPPD (Kalzium-Pyrophosphat
Ablagerungserkrankung)
Ultraschall und/oder Rx mit
Chondrokalzinose, Kristalle in
Synovianalyse
spät einsetzende Rheumatoide Arthritis
(LORA)
Synovialtiden, Rheumafaktor, CCP-AK
spät einsetzende seronegative
Spondyloarthritis
HLA-B27, Psoriasis, belastete
Familienanamnese, Sakroilieitis, Uveitis
anterior, entzündliche Darmerkrankung
Erkrankung der Rotatorenmanschette,
subakromiale Bursitis
Keine Entzündungszeichen im Labor,
Ultraschall/MRI-Befunde
Glenohumorale Arthrose
Eingeschränkte AR, Ultraschall/Röntgen
Adäsive Kapsulitis (frozen shoulder)
Inital meist einseitig: 1. Schmerzen,
2. glenohumorale Beweglichkeit↓↓
Systemischer Lupus Erythematodes,
Konnektivitis
ANA (dsDNS, Sm), Serositiden,
systemische Zeichen
HWS-Arthrose
mechanisch geprägter Schmerz,
Röntgen/MRI
DD Muskuloskeletale
CPPD (Kalzium-Pyrophosphat
Ablagerungserkrankung)
Ultraschall und/oder Rx mit
Chondrokalzinose, Kristalle in
Synovianalyse
spät einsetzende Rheumatoide Arthritis
(LORA)
Synovialtiden, Rheumafaktor, CCP-AK
spät einsetzende seronegative
Spondyloarthritis
HLA-B27, Psoriasis, belastete
Familienanamnese, Sakroilieitis, Uveitis
anterior, entzündliche Darmerkrankung
Erkrankung der Rotatorenmanschette,
subakromiale Bursitis
Keine Entzündungszeichen im Labor,
Ultraschall/MRI-Befunde
Glenohumorale Arthrose
Eingeschränkte AR, Ultraschall/Röntgen
Adäsive Kapsulitis (frozen shoulder)
Inital meist einseitig: 1. Schmerzen,
2. glenohumorale Beweglichkeit↓↓
Systemischer Lupus Erythematodes,
Konnektivitis
ANA (dsDNS, Sm), Serositiden,
systemische Zeichen
HWS-Arthrose
mechanisch geprägter Schmerz,
Röntgen/MRI
DD endokrin, neurologisch,
Schmerzverarbeitung
Fibromyalgie
chronisch ausgeweiteter Schmerz,
Müdigkeit, Leistungsintoleranz,
verminderte Schmerzschwelle, Labor
normal
Polymyositis
proximal betonte Muskelschwäche
ausgeprägter als Schmerz, evtl CK erhöht
Andere Myopathien, insbes. Statine
keine system. Symptome, CK+/-, evtl
Besserung wenn Medikament abgesetzt
Parkinson
Steife>Schmerz, Rigor, Tremor,
Zahnradphämomen
Schilddrüsenerkrankungen (Hypothyreose
oder Thyreotoxikose)
systemische Symptome, TSH…
Hyperparathyreoidismus
Ca↑, iPTH↑; kann assoziert sein mit CPPD
Paraneoplastisch, Infekt…
Multiples Myelom
Monoklonale Gammopathie in Serumoder Urineiweisselektrophorese, Bence
Jones Protein im Urin
andere Tumoren (Lymphom, Prostata,
Magen, Ovar, Lunge, Niere…)
Ungenügende/fehlende Antwort auf
Kortikosteroide (Symptomen und Risiko
orientierte Weiterabklärungen!)
Okkulte Infekte (Tbc, HIV, Hepatitis C,
Brucellose….)
Serologien, Quantiferon/Eli-spot Test
Subakute bakterielle Endokarditis
Herzgeräusch, positive Blutkulturen,
Vegetationen im Echokardiogramm (evtl
transoesophageal)
Remitting seronegative symmetrical
synovitis with pitting edema (RS3PE
syndrome)
distal betonte Polyarthritis: an
Paraneoplasie denken
Workup PMR Klinik
Internistischer Status:
Arteriae temporales/occipitales,
Gefässgeräusche, BD-Messung Seitenvergleich
Gelenkstatus (Synovitiden, Tenosynovitiden),
Druckdolenzen (FM)
Neurologische Befunde: Visusstörungen,
Gesichtsnerven, Muskelkraft, Muskeltonus
Labor bei PMR
• BSR: >40 mm/1.h in 91%, in 6-20% BSR normal
• CRP ist sensitiver und reagiert rascher bei
Therapie, weniger beeinflusst durch Alter und
andere Co-Faktoren
• oft leichte Anämie, Tbzytose
• 10-15% mit leicht erhöhten Leberwerten
(alkPhase>ASAT, ALAT)
• CK und Autoimmunphämone sind normal!
Workup PMR Zusatzuntersuchungen
• Raucher, B-Symptome: Thorax-Rx
• keine extensive Tumor bzw Infektsuche im
Falle adäquatem Ansprechen auf moderate
Kortikosteroidosen
Bildgebung
bei PMR
• Gezielte Suche nach Synovialitiden und/oder
Verkalkungen:
– beste Methode: Sonografie (klinisch orientierte
Untersuchung, Erfahrung!)
– Rx Hände und Füsse (Schultern, Knie, Becken)
– Bei axialen/zervikalen Symptomen: CT (MRI)
betroffene Wirbelsäulenabschnitte
Therapie-Strategie beim
Polmyalgischen Syndrom
Grundsätzlich anderes Vorgehen bei
„einfacher“ PMR und bei Verdacht auf
Riesenzellenvaskulitis!
Therapie bei PMR-Syndrom
milde Symptome/leichter humoraler Entzündungsreaktion
• NSAID oder Coxib in adäquater Dosierung,
bevorzugt langwirksame Substanzen
– Ibuprofen mindestens 1.2 bis maximal 2.4g/d
– Lornoxicam 2x8mg
– Naproxen 2x500mg
– Diclofenac 2x75mg
– Arcoxia 1x 60mg
Therapie bei PMR-Syndrom
moderate Symptome und moderate humorale Entzündung
klinisch kein Verdacht auf RZA
• Prednison/Prednisolon 15-20 mg/d po
für 3 Wochen
– Reduktion 2.5-5mg mg Schritte alle 3 Wochen
– bei 10 mg 6 Wochen bleiben
– danach Reduktion 1-2.5 mgweise alle 8 Wochen
• Knochen
– Ca und Vitamin-D Zufuhr je 800-1200 mg/d
– bei zusätzlichen Risiken und/oder Fraktur: DEXA!
und Frakturrisikoberechnung: evtl aktive
Osteoporosetherapie
Vorgehen Riesenzellvaskulitis bzw
begründetem Verdacht auf RZA
• unkompliziert:
 PRD 40-60 mg po (nicht < 0.75 mg/d)
• Gefäss-Symptome/Komplikation (Visus-Abnahme, Amaurosis
fugax..):
 500-1000mg Solumedrol i.v./d an 3 Tagen
 danach PRD 1md/kg/d
 Aspirin 100mg/d
 Knochen: Ca/Vitamin D, DEXA, Bisphosphonat oder…
 sofortige Überweisung zum Rheumatologen!
Therapie bei PMR-Syndrom
hohe humorale Entzündung
CRP > 80 mg/dl, BSR > 80
• Ist kein unkompliziertes PMR-Syndrom!
• Diagnostik klinisch orientiert forcieren:
– Systemananamnese
– Gefässstatus
– Evtl Gefäss-Doppler
Vorgehen Riesenzellvaskulitis bzw
begründetem Verdacht auf RZA
• Biopsie Aa temporales
– mindestens 2 cm Länge
– Innerhalb einer Woche nach Kortikosteroidbeginn
anstreben, bleibt bis zu 3 Wochen nach KS-Beginn
aussagekräftig
– segmentales Befallsmuster: negative Biopsie schliesst
Diagnose nicht aus!
– Häufigkeit negativer Biopsien ist sehr kontrovers
(nur 8-20% negative versus viel höhere falsch negative!)
Bildgebung
bei begründetem Verdacht auf RZA?
Bildgebung
bei begründetem Verdacht auf RZA?
• Duplex Ultraschall möglichst viele zugängliche
grosse Arterien
• Evtl Angio-MRI/CT thorako-abdomial
• (PET-CT in Spezialfällen: KOGU!)
Fall 4 - 35jährige Mutter von 2 Kindern
• Seit 1.5 Jahren diffuse Schmerzen im Bereich des
gesamten Bewegungsapparates
• Beginn mit Fersenschmerzen beidseits v.a. morgens
verstärkt
• Später Ausweitung der Schmerzen auf den ganzen
Körper an Gelenken und Muskeln
• Aktuell am meisten Schmerzen Fingergrund- und
Zehengelenke
„Präsentier-
Symptom?“
Fibromyalgie
Wide spread pain
Fibromyalgie
Leit-Symptome
•
•
•
•
Schmerzen
bleierne Müdigkeit
rasche Ermüdbarkeit, fehlende Belastbarkeit
gestörter Schlaf, nicht erholsam
ACR 2010 Fibromyalgie
Diagnose Kriterien
F. Wolfe et al, Arthritis Care and Research, May 2010
•
Symptom Schweregrad-Score (SS-Scale Score):
– Fatigue
– nicht erholt beim Erwachen
– kognitive Symptome
Für alle 3 obigen wird Schweregrad im Laufe der vergangenen Woche angegeben
0 = kein Problem
1 = leichte/milde Probleme, meistens mild oder intermittierend
2 = mässige, erhebliche Probleme, oft vorhanden
3 = schwer: stark irritierend und anhaltend, Aktivitäten des täglichen Lebens (stark) einschränkend
Angabe somatischer Symptome
0 = keine Symptome
1 = wenige Symptome
2 = moderate Anzahl von Symptomen
3 = eine Menge von Symptomen
Der SS Scale-Score ist die Summe des Schwergrades der 3 Symptome (Fatigue, nicht erholt
beim Erwachen, kognitive Symptome plus das Ausmass somatischer Symptome. Finaler
Score 0-12
ACR 2010 Fibromyalgie
Diagnose Kriterien
F. Wolfe et al, Arthritis Care and Research, May 2010
Somatische Symptome?
Muskelschmerz, Reizdarm, Müdigkeit, Problemkreisen,
Muskelschwäche, Kopfschmerz, Bauchschmerz/-krämpfe,
Ameisenlaufen, Schwindel, Schlaflosigkeit, Depression,
Verstopfung, Schmerz im Oberbauch, Übelkeit, Nervosität,
Brustschmerz, verschwommenes Sehen, Fieber, Durchfall,
trockener Mund, Juckreiz, Atemnot, pfeiffende Atmung, RaynaudPhänomen, Nesslefieber, Ohrensausen, Erbrechen, Herzschmerz,
orale Ulzerationen, Verlust/Veränderung des Geschmacksinns,
„Anfälle“, trockene Augen, Appetitlosigkeit, Ausschlag,
Sonnenallegie, Hörprobleme, Erschöpfungszustand, Haarausfall,
Pollakisurie, Dysurie, Blasenspasmen .........
Fibromyalgie ???







Sie glauben nicht das es das gibt?
Entität vs Syndrom
Statischer Zustand vs Continuum
Relevanz der Tenderpoints (TP)
Was ist der Unterschied zu einer Somatoformen Störung?
Klassifikation versus klinische Diagnose
Wo steckt das Problem (Organstörung versus
Schmerzverarbeitung versus Simulation?)
 Wie kann man die Relevanz der Störung im Einzelfall
beurteilen?
Fibromyalgie ja was ist das?
Syndromaler Zustand, keine monokausale Erklärung
Individuell verschiedene, unterschiedlich
gewichtete Faktoren
genetisches Terrain
Prägung und lebensgeschichtliche Erfahrungen
Komorbiditäten und triggernde Ereignisse
daraus resultier ein….
…
ein fundamental anderer Schmerz, welcher:
– nicht auf einer Organ- oder Gewebeschädigung beruht (peripher
nozizeptiver Schmerz)
– nicht auf eine Schädigung des Nervensystems zurückgeführt
werden kann (neuropathischer Schmerz)
jedoch durch gestörte Schmerzverarbeitungsmechanismen auf allen
Verarbeitungsebenen
 Nozizeption
(peripher)
 Sensation
(spinal)
 Wahrnehmung
(zerebral)
gekennzeichnet ist.
Differentialdiagosen zur
Fibromyalgie
• Das typische klinische Zustandsbild der
Fibromyalgie hat keine eigentliche DD
• Aber:
– FM ist oft assoziiert mit anderen Erkrankungen!!
Was muss ich abklären bei FM?
1. Klinik und Anamnese!
2. Labor:
Blutbild, BSR, CRP, RF, CCP-AK, ANA, HLA-B27,
TSH, Ca, P, Kreat, ASAT, alk Phase, CK, TSH
evtl Eiweisselektrophorese
Was muss ich abklären bei FM?
1. Klinik und Anamnese!
2. Labor:
BB, BSR, CRP, RF, ANA, HLA-B27, TSH, Ca, P,
Kreat, ASAT, alk Phase, CK
evtl Eiweisselektrophorese
Fall 4 - 35jährige Mutter von 2 Kindern
• Seit 1.5 Jahren diffuse Schmerzen im Bereich des
gesamten Bewegungsapparates
• Beginn mit Fersenschmerzen beidseits v.a. morgens
verstärkt
• Später Ausweitung der Schmerzen auf den ganzen
Körper an Gelenken und Muskeln
• Aktuell am meisten Schmerzen Fingergrund- und
Zehengelenke