FH Schmalkalden und VDWF-Mitglied wezi

Ausgabe 1/15
VDWF im Dialog
Werkzeuge für
Strangpressprofil
e
Lasertexturen
Länderbericht
Schweiz
Fachkräftemange
l
VDWF im Dialog 1/2015
Autosalon Paris
28
Magazin des
Verbands Deutsc
Werkzeug- und
her
Formenbauer
e.V.
«Wer misst, miss
t Mist»
außer man weiß –
, wie’s geht ...
Preis 9,50 €
ISSN 1860-4
935
Ausgabe 1/15
www.vdwf.de
Aus «VDWF im
Dialog» 1/2015
Von 14 Bauteilen auf 3:
Der chirurgische Bergebeutel mit «Grip»
Das neue Griffstück des OP-Instruments aus
biokompatiblem Kunststoff mit integrierter Dichtungsfunktion wird in einem komplexen Werkzeug mit zwei Kavitäten und Einfallkern hergestellt. Während die Hartteilkomponenten (PA 6I/6T)
für die nötige Stabilität sorgen, gewährleistet
die TPE-Weichteilkomponente eine verbesserte
Haptik und eine intuitivere Handhabung der Bergebeutel. Das vollautomatische 2K-One-Shot-Spritzgussverfahren – nach Reinheitsnorm ISO 8 – macht
eine zeitaufwendige Montage des Bauteils überflüssig, wodurch sich die Stückkosten senken
ließen. «Zudem können so mögliche Bauteilfehler
signifikant gesenkt werden», erklärt Stefan Nix,
Projektmanager bei wezi-med.
VDWF im Dialog 1/2015
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Innovationen aus Kunststoff –
FH Schmalkalden und VDWF-Mitglied wezi-med
unter den Gewinnern des pro-K award 2015
In den 1970er Jahren war durch die beiden Ölkrisen die Kunststoff-Industrie weltweit unter Druck geraten, die Materialpreise
für Kunststoff schnellten in die Höhe, viele Hersteller von PlastikProdukten und auch deren Kunden waren verunsichert. Um das
Image des Kunststoffs zu verbessern, rief 1979 der Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff den
pro-K award (früher «Produkt des Jahres») ins Leben. Ziel des
Wettbewerbs war und ist es immer noch, den außergewöhnlichen
Innovationscharakter und das haptische Potential des Allrounders
Kunststoff ins Rampenlicht zu stellen sowie den Ideenreichtum
der kunststoffverarbeitenden Industrie widerzuspiegeln. Der Wettbewerb zeichnet daher seit über 30 Jahren neue, kreative und
gut funktional gestaltete Produkte aus Kunststoff aus.
Einfach, aber durchdacht: Das 37 g leichte
Sicherheitsmesser Secumax 350
Das Werkzeug ist ein echtes Multitalent, das
zudem mit einer besonders sicher wechselbaren
Klinge mit Kunststoffummantelung aufwartet.
Schneiden kann man mit dem Secumax alle gängigen Materialien, von Folien über die Kunststoffumreifungen bis zum zweillagigen Karton. Auch
Klebebänder ritzt man spielend leicht. Unterstützt
wird der «Tragekomfort» des Messers durch einen
leicht gewölbten Griff mit Soft-Grip-Oberfläche.
Und auch beim diesjährigen Branchenwettbewerb war wieder eine
interessante Bandbreite von Konsumgütern vertreten: Vom Backpinsel bis zum Regenspeicher, von der Dekorfolie bis zur Steckdose
waren es insgesamt 25 Produkte aus Kunststoff, die letztendlich
das Rennen um den pro-K award gemacht haben und Mitte
Januar in Frankfurt die Auszeichnung entgegennehmen durften.
Auszeichnung für VDWF-Mitglied wezi-med der Weber
Gruppe und für die FH Schmalkalden
In der Kategorie Medizin & Gesundheit erhielten die wissenschaftliche Arbeitsgruppe der Angewandten Kunststofftechnik der Fachhochschule Schmalkalden und das VDWF-Mitglied wezi-med aus
Dillenburg für ihr gebrauchsfertiges, keimfreies OP-Einmalprodukt –
einen Bergebeutel aus Kunststoff der Risikoklassifizierung IIa für
die laparoskopische Chirurgie – den pro-K award.
Risikominimierung für Patient und Anwender: Durch eine systematische Werkstoffauswahl konnten alle Metallteile des Vorgängermodells durch Kunststoffe ersetzt und die Anzahl der
Einzelbauteile von 14 auf 3 (Griff, Spange und Rohr) reduziert
werden. Scharfe Trennkanten und unebene Materialübergänge
wurden so eliminiert und Verletzungsrisiken oder die Wahrscheinlichkeit aufgeschnittener OP-Handschuhe minimiert. Der
Erfolg der gezielten Funktionsintegration am Griffstück liegt im
2K-Spritzgießverfahren. Die Hart-Weich-Verbindungen gewährleisten eine ergonomische und griffige Oberfläche während der
Anwendung. Haptisch und somit intuitiv erkennt der Chirurg
die Ausrichtung des Instruments und damit die richtige Position
des Bergebeutels im Inneren des Patienten. Die integrierte Dichtung im Griffstück sichert die reibungsarme Anwendung bei
Steck-Fixiersystem aus Racyclat:
Die Kiga-Multipalette
Die Palette ist multifunktional einsetzbar und
bestückbar. Auf dem Oberdeck können verschiedenste Träger zur Ladungssicherung einfach aufgesteckt werden. Die robuste Konstruktion erlaubt eine Regallast von 1200 kg und ist
mit Füßen, Kufen oder mit Eisenverstärkung
erhältlich.
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VDWF im Dialog 1/2015
Drehungen und geradlinigen Bewegungen der Spange mit Bergebeutel und hält gleichzeitig den notwendigen Gas-Überdruck
im Körper des Patienten aufrecht.
Die Herausforderung beim Formenbau bestand insbesondere darin,
ein Mehrkomponenten-Spritzgusswerkzeug zu entwickeln, das
gänzlich auf öl- oder fetthaltige Gleitelemente verzichtet und
dennoch einen abriebfreien Betrieb ermöglicht. Darüber hinaus
galt es, den Einsatz von Hydraulik und Druckluft bei der Fertigung
der Kunststoffkomponenten zu vermeiden, um höchstmögliche
Reinheit zu gewährleisten.
Ralf Olsen, Geschäftsführer des pro-K, Prof. Dr.
Thomas Seul, FH Schmalkalden, Dr. Thomas Zipp,
Geschäftsführer wezi-med, Oliver Brück, Technischer Leiter wezi-med, Manfred Zorn, Juryvorsitzender des Wettbewerbs (v. l.)
Im Anschluss an die Analyse der idealen thermischen, mechanischen und rheologischen Bedingungen konstruierten die Ingenieure Werkzeuge für die Fertigung, die nicht nur beste Oberflächenqualität und optimale innere Formteileigenschaften garantieren,
sondern ebenso die notwendige Reduzierung der Partikelemission
während der Produktion und der Entformung sicherstellen sollten.
So kamen für die Formeinsätze korrosionsbeständige Stähle
zum Einsatz, die eine schmierungs- und abriebfreie Fertigung der
Kunststoffkomponenten ermöglichen. Die Freisetzung auch von
feinsten Kunststoffpartikeln wurde durch das Einspritzen der
Kunststoffe über ein thermisch isoliertes und hochtemperiertes
Angusssystem mit Nadelverschluss vollständig vermieden. Zusätzlich werden ausschließlich schmiermittelfreie Läufe verwendet.
Federnauswahl ab Lager in 12.603 Baugrössen
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VDWF im Dialog 1/2015
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Große Verbesserung eines kleinen Produkts:
Der Friwo-Gardinen-Zwischenfeststeller mit
Anti-Rutsch-Funktion
Der Friwo-Gardinen-Zwischenfeststeller 917AR
ist als 2K-Bauteil aus POM mit Gummieinlage
ausgeführt und kann einfach und schnell in die
gewünschte Position der Vorhangschiene geklemmt und festgestellt werden. Mit einem Klick
lässt sich die Position des Zwischenfeststellers
schnell auch wieder lösen und neu bestimmen.
Zeitgemäßer Arbeitsschutz:
Die u-cap sport von uvex
Die Industrie-Anstoßkappe aus ABS kommt komplett ohne Schutzpolster aus. Die in die Hartschale integrierten Dämpfungselemente sind
mit ihrer Wabenstruktur speziell auf die erwarteten Belastungen ausgelegt und minimieren
die auftretenden Kräfte bei einer Kollision auf
ein ertragbares Maß. Das sportliche Design der
uvex-u-cap überzeugt durch einen optimalen
Tragekomfort – die Geometrie der Anstoßkappe
mit integrierten Belüftungsöffnungen passt sich
automatisch an die Kopfform und -größe des
Trägers an.
Weiterentwicklung mit praktischen Details:
Der Tupperware-Silikon-Pinsel
Der Küchen-Pinsel ist zum Einfetten von Formen,
Bestreichen von Gebäck oder Auftragen von
Marinaden konzipiert. Dank der Anordnung der
Borsten und ihrer konischen Geometrie kann
der Küchenhelfer viel Flüssigkeit aufnehmen und
nach und nach auch wieder abgeben. Zum Beispiel für den Einsatz in Waffeleisen ist der Pinsel
temperaturbeständig bis 220 °C. Ein integrierter
Clip zum Einhängen am Schüsselrand und die
Einklappfunktion der Borsten in den Griff garantieren eine saubere Arbeitsfläche. Der Pinsel
ist zudem zur leichteren Reinigung in seine Einzelteile (Griff und Pinselkopfhalter aus PE und
Borstenlasche aus Silikon) zerlegbar.
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PlanoTek
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Funktion.
Qualität.
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Werkzeug.
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Wir sind auf der Moulding Expo.
Halle 6 – VDWF Stand C 37
Der
Beschichtungsexperte
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kein Kantenaufbau
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▪ konturgetreu,
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in Bohrungen
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▪ planparallel,
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Vertiefungen
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▪ verzugsfrei
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▪ gezielte
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von Feststoffen
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(gehärtet,
plasmanitriert),
Kupfer,
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▪ Stahl
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Aluminium,
Sintermetall
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bleiben
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und Polieren
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möglich
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VDWF im Dialog 1/2015
Anatomisch geformter Kunststoff:
Die Kavalkade-Transportgamaschen
für Pferde
Die mit Filz gefütterten Transportgamaschen
«Transwell» dienen dem Schutz von Pferdebeinen beim Be- und Entladen der Tiere. Flexibler
und weicher, aber trotzdem schlagfester Kunststoff, der an die anatomische Form des Pferdebeins angepasst ist, gewährleistet eine optimale Bewegungsfreiheit des Pferdes.
«Wer zu den Gewinnern dazugehören möchte, muss nicht nur
ein funktionales Produkt einreichen, sondern auch Wert auf
das Design legen», erklärte Manfred Zorn, Juryvorsitzender des
Wettbewerbs, die Kriterien, unter denen die eingereichten Beiträge bewertet wurden. «Praktische Produkteigenschaften bilden
das Fundament für die Siegerprodukte, doch Kreativität ist der
Schlüssel zum Erfolg», so Zorn. Und dies hat für wezi-med und
für die FH Schmalkalden zum Erfolg geführt. Die Jury erklärte,
dass mit dem neuentwickelten Bergebeutel eine «Speziallösung
für die High-End-Medizintechnik» entstanden sei – mehr noch:
Kunststoff löse hier Metall überzeugend ab ...
Also auf zu neuen Innovationen in Kunststoff
Dieses Produktbeispiel verdeutlicht: Kunststoff ist ein Zukunftsmaterial. Dieser weltweit meistgebrauchte Werkstoff hat zwar
eine im Vergleich zu den «klassischen» Materialien wie Holz,
Keramik, Glas oder Metall eine sehr junge Verarbeitungsindustrie,
jedoch immer noch ungeheures Potential.
Stufenloser Höhenausgleich
und reifenschonendes Parken:
Der Froli-Rundkeil
In seiner Form ist der Froli-Rundkeil perfekt abgestimmt auf die Rundung eines Fahrzeugreifens.
Der Keil aus HDPE legt sich um den Reifen und
ermöglicht ein flüssiges, stufenloses Auffahren
bis zu einer Höhe von 10 cm. Durch eine gute
Lastverteilung kann der Rundkeil nicht wegrutschen und es wird keine Auffahrhilfe benötigt.
Die große Auflagefläche schont zudem den Reifen.
Kunststoffspezifische Lösung mit gelungener
Oberflächengestaltung:
Der Natura-2in1-Regenspeicher
Den 1,50 m hohe Regenspeicher der Otto Graf
GmbH erkennt man zunächst gar nicht als 350-lReservoir, sondern eher als üppige Pflanzschale.
Die Wellenstruktur der Oberfläche und die eher
gedeckten Farben, in denen der Regenspeicher
erhältlich ist, bewirken, dass sich der PE-Tank
eher als gestalterisches Element in den Garten
einfügt denn als Plastik-Störenfried.
Die ersten Plastikprodukte erschienen erst Ende des 19. Jahrhunderts als substituierende Reaktion auf die steigende Nachfrage nach den Naturstoffen Elfenbein und Horn. Doch Kunststoffe eröffneten Gestaltern, Produktentwicklern und Tüftlern
schnell auch völlig neue Anwendungsmöglichkeiten mit Farben, Formen und Funktionen, die bis dahin unbekannt waren.
Freischwingende Stühle aus einem Guss, elastische Nylonstrümpfe, flexible Kontaktlinsen, Datenträger aller Art, luftdichte
Folien oder beständige Lacke und Klebstoffe – dies sind nur
einige Ausprägungen des «künstlich» hergestellten Materials,
das mittlerweile Grundlage etlicher völlig neu entstandener
Industriezweige ist. Hatte Plastik einst den Ruf, nur zweitklassiger
Ersatz für hochwertige Naturstoffe zu sein, ist es heute oft
bevorzugtes Material für viele Produkte und fester Bestandteil unseres modernen Lebens – auch mit einer ganz eigenen
Ästhetik.
Mehr noch: Kunststoffen gehört die Zukunft. Produktentwickler
können heutzutage aus einer Vielzahl an Kunststoffarten
und -qualitäten wählen. Von weichen gummiartigen Gelen
bis zu kugelsicheren oder nicht brennbaren Geweben ist alles
dabei. Durch die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten sind
Kunststoffe bei neuen Anwendungen nicht mehr wegzudenken
und sie sind oft auch die erste Wahl, wenn es um eine Produktweiterentwicklung geht, bei der die herkömmlichen Materialien –
für eine höhere Produktions-Effizienz, für Gewichtsreduktion
oder für eine längere Haltbarkeit – ausgetauscht werden sollen.
Für alle Unternehmen der Branche sollen daher die hier abgebildeten Gewinner des pro-K awards Ansporn sein, darüber nachzudenken, wo die kommenden Ideen im eigenen Wirkungskreis
liegen könnten. Es gilt nämlich – auch im Sinne einer krisensicheren Perspektive – bereits heute die Produkte von morgen
zu entwickeln! | Fabian Diehr, München