Wilhelmshaven DIENSTAG, 31. MÄRZ 2015 SEITE 7 WILHELMSHAVENER ZEITUNG 31.03.2015 Bismarck: Familie mit großem Namen VORTRAG Video: Historiker Jochen Thies berichtete über das Leben der Nachkommen des Reichskanzlers Nicht weniger spannend als die Geschichte Otto von Bismarcks ist die seiner Familie. Der große Name rettete Gottfried von Bismarck das Leben. VON NORBERT STEIN Nassauhafen: BrückenPonton abgesoffen (Bild), Tödlicher Unfall auf der A 29, Unfall auf der L 808, Lange Nacht der Kultur, WZcampus: Wie funktioniert die Mensa? . Fotoreihen: Kiewittmarkt in Jever, Frühlingsfest, Lange Nacht der Kultur, Wilhelmshaven tanzt, MSC Oscar und Partyfotos (Bild). Nach Bremen und Oldenburg WILHELMSHAVEN/GB – Der Ver- ein der Kunstfreunde lädt für Sonnabend, 11. April, zur Tagesfahrt nach Bremen und Oldenburg ein. Am Vormittag wird in der Kunsthalle Bremen die Ausstellung „Emile Bernard – Am Puls der Moderne“ besucht, am Nachmittag im Horst-Janssen-Museum Oldenburg „Beuys ohne Hut – Karin Székessy fotografiert Künstler“. Anmeldung und Info unter Tel. 4 14 48 oder EMail an: [email protected]. WILHELMSHAVEN – Am 1. April vor 200 Jahren wurde Otto von Bismarck geboren (18151898). Der Mitbegründer des Deutschen Reiches und erste deutsche Reichskanzler (1871-1890) ist für viele auch heute noch der bedeutendste Staatsmann des 19. Jahrhunderts. Meilensteine wie die Einführung der Sozialversicherung und der standesamtlich geschlossenen Ehe fallen in seine Regierungszeit, aber auch der Erlass repressiver Sozialistengesetze in Reaktion auf zwei Attentate auf Kaiser Wilhelm I im Jahr 1878. Viel weniger bekannt ist das Wirken und das Schicksal Bismarcks Familie und der Werdegang des Staatsmannes von Kindheit an. Diesen Um- NEUES DENKMAL Vor 110 Jahren, am 1. April 1905, wurde das Bismarck-Denkmal auf dem Bismarckplatz in Wilhelmshaven eingeweiht. Es wurde im Zweiten Weltkrieg total zerstört. Im April soll dort ein neues Denkmal errichtet werden, das aus Spenden der August-Desenz-Drehorgel-Stiftung finanziert wird. Später soll auch der Bismarckplatz umgestaltet werden. Eine Büste Otto von Bismarcks, geschaffen von Reinhold Begas. Zu sehen im Bismarck-Museum in Friedrichsruh. FOTO: DPA stand nahm Journalist und Historiker Jochen Thies zum Anlass für seinen Vortrag im voll besetzten VHS-Vortragssaal, in dem er zunächst Jugend- und Ausbildungszeit sowie die politische Karriere des späteren Reichskanzlers beleuchtete. Bismarck sei von Jugend an eine schillernde Persönlichkeit gewesen, die mehr den weltlichen Genüssen zugetan war, als den ihm zugedachten Karriereplänen. „Seine Mutter war eine Bürgerliche aus einer Gelehrtenfamilie“, erklärte Thies, „Bismarck musste auf eine öffentliche Schule gehen, seine Mutter wollte es so“. Im Alter von 17 Jahren hat Bismarck ein mittelprächtiges Abitur abgelegt, später sollte er rund acht Sprachen sprechen und sich für Geschichte und Politik interessieren. „Bismarck war ein Exzentriker, der seine Kameraden unter den Tisch saufen konnte“, so Thies, und anstatt zu studieren, frönte der junge Bismarck dem schönen Leben, belegte weder Seminare noch Vorlesungen und zeigte in seinem Studium keinen Ehrgeiz. Thies: „Seinem Vater schrieb er, dass er sich nicht als Musiker in einem Orchester sehe, sondern selbst die Musik schreiben wolle.“ Diese Motivation zeichnete seinen Weg in die Politik vor, wo er Karriere machte. Aus der Ehe Bismarcks mit Johanna von Puttkamer gingen die Kinder Marie, Herbert und Wilhelm hervor. „Besonders der Weg von Herbert, der unter seinem Übervater sehr litt, ist interessant“, so Thies. Herbert, 1849 geboren, wurde im Alter von 35 Jahren bereits Staatssekretär im Auswärtigen Amt. 1881 erregte seine Affäre mit der noch verheirateten Fürstin Elisabeth zu CarolathBeuthen Aufsehen. Reichskanzler Bismarck sträubte sich mit allen Mitteln gegen diese Verbindung, drohte seinem Sohn erst mit Enterbung, dann mit Selbstmord und erreichte schließlich, dass die beiden ihre Liaison lösten. Aus der späteren Ehe Herberts mit Gräfin Marguerite Hoyos erwuchsen fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter. „Sie erlebten die Nazi-Herrschaft des Dritten Reiches auf verschiedene Weise“, so Thies. Alle drei Söhne – Otto (1897-1975), Gottfried (19011949) und Albrecht (19031970) – traten in die NSDAP ein. Otto und Gottfried machten Karriere in der Politik, während Albrecht, genannt „Eddy“, nichts lernte. Eddy war der Sunnyboy der Familie, ein bekennender Homosexueller, ein Umstand, der damals völlig inakzeptabel war. Deshalb musste er aus Deutschland verschwinden. Ihm gelang es, sich in Rom als talentierter Designer einen Namen zu machen und arbeitete auch auf der Insel Capri. Doch die Nazis zogen ihn als Panzergrenadier ein. Später erfand er eine Krankheit und desertierte über die Alpen. Ihren Parteieintritt sollen Gottfried und Otto später be- reut haben, als sie erkannten, welch menschenverachtendes Regime unter Adolf Hitler erwuchs. Gottfried wurde im Umfeld von Hitler-Attentäter Graf von Stauffenberg gesehen, wurde schließlich verhaftet und gefoltert, wegen seines großen Namens aber im KZ nicht hingerichtet. Er starb zusammen mit seiner Frau bei einem Verkehrsunfall. Ottos Abneigung gegenüber dem Nazi-Regime war weniger sichtbar. Er verfolgte zielstrebig seine politische Karriere. Zwischen 1953 und 1965 war er schließlich Mitglied im Deutschen Bundestag, 1965 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz. Herberts Töchter Hannah (18931971) und Goedela (18961981) hassten den Nationalsozialismus. Hannah erlangte später Bekanntheit, da sie in ihren Tagebüchern den Zweiten Weltkrieg vorhersagte. Anzeige Angeblich junge Männer missbraucht PROZESS Vorfälle in einem Wohnheim WILHELMSHAVEN/FJH – Wegen Ehrenamtliche sorgen für vielfältige Angebote in Einrichtungen des SOS-Hilfeverbunds Wilhelmshaven-Friesland. Bei einem Treffen tauschten sie ihre Erfahrungen aus. FOTO: SPRENGEL Ehrenamtliche sorgen für viele Angebote SOZIALES SOS-Hilfeverbund bedankte sich bei seinen zahlreichen Helfern – Ohne Ehrenamtliche würde es viele Angebote des SOS-Hilfeverbundes Wilhelmshaven-Friesland des Vereins SOS Kinderdorf nicht geben. Grund genug also, sich bei den vielen Helfern zu bedanken. Dazu trafen sich jetzt fast alle der derzeit 34 ehrenamtlichen Mitarbeiter zu einem gemütlichen Beisammensein und einer anschließenden Einladung in die Komödie „Der nackte Wahnsinn“ im Stadttheater. In einer Vorstellungsrunde wurde deutlich, wie vielseitig die derzeitigen EinsatzbereiWILHELMSHAVEN/SG che der einzelnen Ehrenamtlichen beim SOS-Hilfeverbund sind. Da ist die Servicekraft, oder auch Caféfrau genannt, die im Familienzentrum Süd die Besucher begrüßt und ein Frühstück oder Kuchen anbietet. Andere betreuen die „Minis“ im Kinderspielzimmer sowie die Schulkinder im Freizeittreff bei den Bauwagen auf dem Schulhof der Hafenschule. Nicht zuletzt engagieren sich viele als Lese-, Bastelund Lernpaten in den vier Hausaufgabengruppen und der individuellen Lernwerkstatt im Familienzentrum Süd. Helfer gibt es zudem im Projekt „Mama näht deutsch“ beim Nähen und dem Erlernen der deutschen Sprache. Im Secondhand-Laden an der Werftstraße arbeiten Ehrenamtliche und sorgen fortlaufend dafür, dass alle Regale aufgeräumt sind und täglich neue Spenden einsortiert werden. Olaf Kallweit, Einrichtungsleiter des SOS-Hilfeverbunds, dankte den Ehrenamtlichen. Viele hielten schon seit Jahren dem SOS-Kinderdorf die Treue. „Manche sind schon seit 15 Jahren dabei.“ Dabei geht es interkulturell zu: Neben Deutschen sind zurzeit Ehrenamtliche aus der Türkei, Albanien, Russland und Belgien aktiv. In der Austauschrunde wurde von den Ehrenamtlichen besonders hervorgehoben, dass es ihnen gut tut, zu einem Team zu gehören, in dem sie ihre Fähigkeiten einbringen können und ihnen die Arbeit deshalb besonders viel Freude bereite. Wer sich gerne ehrenamtlich engagieren möchte, ist herzlich willkommen. Zurzeit werden noch Lese-, Bastelund Lernpaten gesucht. Interesse: Familienzentrum Süd, Tel. 50 61 06. sexueller Nötigung und sexuellen Missbrauchs in mehreren Fällen muss sich seit Montag ein 47 Jahre alter Mann aus Varel vor dem Oldenburger Landgericht verantworten. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, in Wilhelmshaven in der Zeit vom 23. April bis zum 15. Juni vergangenen Jahres mit Gewalt sexuelle Handlungen an jungen Bewohnern eines Wohnheims vorgenommen zu haben. Die Bewohner des Heimes, die schwere Schicksalsschläge hinter sich haben, sollen nicht in der Lage gewesen sein, sich gegen die sexuellen Handlungen zur Wehr zu setzen. Sie seien dem 47-Jährigen schutzlos ausgeliefert gewesen, so die Anklage. Zu den Vorwürfen befragt erklärte der Angeklagte gestern, dass er mit den Bewohner zu den an- geklagten Tatzeiten „keinen Sex“ gehabt habe, früher allerdings schon. Zu irgendetwas genötigt habe er keinen. Weil der Angeklagte die Vorwürfe bestreitet, müssen nun die mutmaßlichen Opfer als Zeugen gehört werden. Ein 25-Jähriger bekräftigte gestern die Vorwürfe. Er wies aber die Version des Angeklagten zurück, mit diesem bereits früher einvernehmlichen Sex gehabt zu haben. Zu dem Verfahren hat die Kammer einen Psychiater hinzugezogen. Der Gutachter soll Auskunft über die Schuldfähigkeit des Angeklagten geben. Der 47-Jährige soll früher selbst einmal in dem Wohnheim in Wilhelmshaven gelebt haben und steht heute unter Betreuung. Für das Verfahren hat das Gericht vorerst vier Verhandlungstage terminiert. Der Prozess wird nach Ostern fortgesetzt. Englisch an der VHS KURSUS Anmeldeschluss 3. April WILHELMSHAVEN/PJ – Ein VHS- Wochenendkurs „Englisch intensiv“ startet am Sonnabend, 11. April, im Hans Beutz Haus, Virchowstraße 29. Angesprochen sind Interessierte mit Vorkenntnissen, die ihre Kommunikationsfähigkeit in der englischen Spra- che auffrischen und erweitern möchten. Der Kurs findet Sonnabend und Sonntag jeweils von 10 bis 13.15 Uhr statt, Anmeldeschluss ist der 3. April. @ Mehr Informationen unter Tel. 164000 und www.vhs-whv.de
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