Kapitel 2: Budgetbeschr¨ ankung Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger ews.tu-dortmund.de → “Mikro¨okonomie” 1 / 29 Konsumententheorie Die Konsumenten w¨ ahlen die besten G¨ uterb¨ undel, die sie sich leisten k¨ onnen. ”G¨ uterb¨ undel”: Warenkorb, bestehend aus mehreren G¨ utern ”sich leisten k¨ onnen”: Kapitel 2 Budgetbeschr¨ankung ”beste”: bzgl. der Vorlieben der Konsumenten, Kapitel 3 Pr¨aferenzen Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 2 / 29 Die Budgetbeschr¨ankung (x1 , x2 ) – G¨ uterb¨ undel: konsumierte Menge von Gut 1 und Gut 2 (p1 , p2 ) – Preise der beiden G¨ uter m – Geld, welches die Konsumentin ausgeben kann Budgetbeschr¨ankung: p1 · x1 + p2 · x2 ≤ m Wert des G¨ uterb¨ undels ≤ verf¨ ugbares Einkommen Alle G¨ uterb¨ undel, welche diese Ungleichung erf¨ ullen, kann man sich leisten. Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 3 / 29 Die Budgetmenge Alle G¨ uterb¨ undel (x1 , x2 ), welche die Budgetbeschr¨ankung erf¨ ullen, bilden die Budgetmenge des Konsumenten: {x1 , x2 ≥ 0 : p1 · x1 + p2 · x2 ≤ m} Gut 2 m p2 Budgetgerade Budgetmenge 0 0 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger m p1 Gut 1 4 / 29 Warum nur zwei G¨uter? Die Theorie funktioniert auch mit mehr als zwei G¨ utern – es f¨allt aber schwerer, Grafiken zu zeichnen. Betrachte das Gut 2 als zusammengesetztes Gut bzw. als Num´ eraire. Gut 1: Das Gut, welches in der Fragestellung des Modells fokussiert wird. Beispiel: Mietwohnung Gut 2: repr¨asentativer Warenkorb aller anderen G¨ uter oder: Ausgaben f¨ ur alle anderen G¨ uter → Geld Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 5 / 29 Die Budgetgerade p1 · x1 + p2 · x2 = m Umgeformt: x2 = m p2 ⇔ − p1 p2 p2 · x2 = m − p1 · x1 · x1 Die Budgetgerade hat die Steigung − pp21 und den Ordinatenabschnitt (Abschnitt vertikale Achse) Setze x1 = 0 um den Ordinatenabschnitt m p2 m p2 . zu finden. Setze x2 = 0 um den Abszissenabschnitt (Abschnitt horizontale Achse = Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger m p1 ) zu finden. 6 / 29 Die Budgetgerade p1 · x1 + p2 · x2 = m ⇔ x2 = m p2 − p1 p2 · x1 Steigung der Budgetgeraden: − pp12 misst Opportunit¨atskosten f¨ ur Gut 2 Welche Menge an Gut 2 muss ich aufgeben, um mehr von Gut 1 zu konsumieren? Ordinatenabschnitt: m p2 So viel kann ich maximal von Gut 2 kaufen. Abzissenabschnitt: m p1 So viel kann ich maximal von Gut 1 kaufen. Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 7 / 29 Die Budgetgerade p1 · x1 + p2 · x2 = m ⇔ x2 = m p2 − p1 p2 · x1 {x1 , x2 ≥ 0 : p1 · x1 + p2 · x2 ≤ m} Gut 2 Ordinatenabschnitt m p2 Budgetgerade: {x1 , x2 ≥ 0 : x1 · p1 + x2 · p2 = m} Steigung: − pp12 Budgetmenge 0 0 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger Abzissenabschnitt m p1 Gut 1 8 / 29 Wie sich die Budgetgerade ver¨andert Eine Einkommenserh¨ohung (m % m0 ) verschiebt die Budgetgerade parallel nach außen: Gut 2 m0 p2 St ei m p2 St eig u gu ng : − p p2 1 ng :− p p2 1 0 0 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger m p1 m0 p1 Gut 1 9 / 29 Wie sich die Budgetgerade ver¨andert Wird Gut 1 teurer (p1 % p10 ), so wird die Budgetgerade steiler: Gut 2 p1 < p10 ⇔ m p2 p0 u eig St St ei − pp12 > − p12 gu ng p p2 1 0 0 p1 p2 :− ng 0 :− m p10 m p1 Gut 1 Analog: wird Gut 2 teurer, so wird die Budgetgerade flacher. Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 10 / 29 Inflation Multipliziert man alle Preise mit t, entspricht dies einer Division des Einkommens durch t. → die Kaufkraft sinkt. Multipliziert man alle Preise und das Einkommen mit t, ver¨andert dies die Budgetgerade nicht. → Eine perfekt ausbalancierte Inflation l¨asst die Konsumm¨oglichkeiten unver¨andert. Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 11 / 29 Das Num´eraire und die Budgetgerade Manchmal ist es sinnvoll, den Preis f¨ ur das Num´eraire auf 1 zu normieren. → dividiere alle Preise und das Einkommen durch p2 ! p1 · x1 + p2 · x2 = m ⇔ m p1 · x1 + 1 · x2 = p2 p2 → normierter Preis f¨ ur Gut 1: p˜1 = p1 p2 normierter Preis f¨ ur Gut 2: p˜2 = 1 normiertes Einkommen: m ˜= m p2 ⇒ p10 · x1 + x2 = m0 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 12 / 29 Steuern, Subventionen und Rationierung Mengensteuer erhoben f¨ ur jede gekaufte Mengeneinheit: p t = p + t Wertsteuer (aka Ad Valorem Steuer) erhoben f¨ ur jeden ausgegebenen Euro: p τ = p + τ · p Subvention Gegenteil einer Steuer: a) p s = p − s, b) p σ = p − σ · p Pauschalsteuer oder -subvention (aka Kopfsteuer) H¨ohe der Steuer oder Subvention ist unabh¨angig von der Konsumentscheidung. Rationierung Man kann nicht mehr als eine bestimmte Menge eines Gutes kaufen. Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 13 / 29 Mengensteuer t auf Gut 1 Die Konsumentin muss p1 + t Geldeinheiten f¨ ur jedes Gut 1 bezahlen. Gut 2 m p2 St Ste ng :− p1 p2 t + p1 p2 :− ng u eig igu 0 0 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger m p1 +t m p1 Gut 1 14 / 29 Wertsteuer τ auf Gut 1 Der Konsument muss p1 + τ · p1 = p1 · (1 + τ ) Geldeinheiten f¨ ur jedes Gut 1 bezahlen. Gut 2 m p2 St Ste u eig igu ng ng 0 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger p1 p2 τ) + ·(1 p1 p2 :− 0 :− m p1 · 1 1+τ m p1 Gut 1 15 / 29 Pauschalsteuer T Die Konsumentin hat T Geldeinheiten weniger zur Verf¨ ugung. Gut 2 m p2 Ste igu ng :− Ste igu m−T p2 p1 p2 ng :− p1 p2 0 0 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger m−T p1 m p1 Gut 1 16 / 29 Rationierung K Der Konsument kann maximal K Einheiten von Gut 1 kaufen. Gut 2 m p2 Ste igu ng :− p1 p2 0 0 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger K Gut 1 17 / 29 Ver¨anderung des Konsums entlang der Budgetgeraden Gut 2 p1 · (x1 + dx1 ) + p2 · (x2 + dx2 ) = m x2 + dx2 x2 ⇒ p1 · dx1 + p2 · dx2 = 0 dx1 dx2 x1 + dx1 x1 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger p1 · x1 + p2 · x2 = m Gut 1 18 / 29 Ver¨anderung des Konsums entlang der Budgetgeraden Gut 2 das Skalarprodukt von dx und p = 0 x2 + dx2 x2 p dx1 dx2 p1 · dx1 + p2 · dx2 = 0 Geometrische Interpretation: Der Preisvektor ist senkrecht zur Budgetgeraden! x1 + dx1 x1 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger Gut 1 18 / 29 Ver¨anderung des Konsums entlang der Budgetgeraden Gut 2 das Skalarprodukt von dx und p = 0 x2 + dx2 x2 p dx1 dx2 p1 · dx1 + p2 · dx2 = 0 ¨ Okonomische Interpretation: Ver¨anderungen entlang der Budgetgeraden sind kostenlos! x1 + dx1 x1 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger Gut 1 18 / 29 Die Budgetgerade und der Preisvektor Der Preisvektor p = (p1 , p2 ) ist senkrecht zur Budgetgeraden. Dieser Zusammenhang gilt auch bei Betrachtung von mehr als zwei G¨ utern! Im folgenden beschreiben wir das Konzept der Budgetbeschr¨ankung f¨ ur den Fall von drei bzw. allgemeiner von n ≥ 2 G¨ utern. Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 19 / 29 Die Budgetbeschr¨ankung bei drei G¨utern G¨ uterb¨ undel x = (x1 , x2 , x3 ): Menge der G¨ uter 1, 2 und 3 p = (p1 , p2 , p3 ) – Preise der drei G¨ uter m – Geld, welches die Konsumentin ausgeben kann Budgetbeschr¨ankung: p1 · x1 + p2 · x2 + p3 · x3 ≤ m Rand der Budgetbeschr¨ankung: p1 · x1 + p2 · x2 + p3 · x3 = m Problem: wir k¨onnen den Rand der Budgetbeschr¨ankung nicht mehr in Form einer Geradengleichung beschreiben. Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 20 / 29 Grafische Darstellung bei 3 G¨utern Gut 2 0, pm2 , 0 m p1 , 0, 0 Gut 1 0, 0, pm3 Gut 3 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 21 / 29 Die Budget-Ebene (bei 3 G¨utern) Die Gleichung p1 · x1 + p2 · x2 + p3 · x3 = m beschreibt eine Ebene im 3-dimensionalen G¨ uterraum. Achsenabschnitte: m m p1 , p2 und m p3 √ Steigung? Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 22 / 29 Die Budget-Ebene und der Preisvektor p = (p1 , p2 , p3 ) Betrachte wieder eine beliebiges Konsumg¨ uterb¨ undel (x1 , x2 , x3 ) in der Budget-Ebene p1 · x1 + p2 · x2 + p3 · x3 = m (1) und eine beliebige Ver¨anderung (dx1 , dx2 , dx3 ) innerhalb der Budget-Ebene p1 · (x1 + dx1 ) + p2 · (x2 + dx2 ) + p3 · (x3 + dx3 ) = m . (2) (2)-(1) ergibt nun p1 · dx1 + p2 · dx2 + p3 · dx3 = 0 , (3) ⇒ der Preisvektor (p1 , p2 , p3 ) ist senkrecht zur Budget-Ebene! Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 23 / 29 Grafische Darstellung bei 3 G¨utern Gut 2 0, pm2 , 0 (p1 , p2 , p3 ) x + dx dx x m p1 , 0, 0 Gut 1 0, 0, pm3 Gut 3 Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 24 / 29 Die Budget-Ebene (bei 3 G¨utern) Die Gleichung p1 · x1 + p2 · x2 + p3 · x3 = m beschreibt eine Ebene im 3-dimensionalen G¨ uterraum. Achsenabschnitte: √ , 0, pm2 , 0 und 0, 0, pm3 m p1 , 0, 0 Steigung Normalenvektor: (p1 , p2 , p3 ) Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 25 / 29 Die Budgetbeschr¨ankung bei n ≥ 2 G¨utern G¨ uterb¨ undel x = (x1 , . . . , xn ): Menge der G¨ uter 1 bis n p = (p1 , . . . , pn ) – Preise der n G¨ uter m – Geld, welches die Konsumentin ausgeben kann Budgetbeschr¨ankung: p1 · x1 + . . . + pn · xn ≤ m Rand der Budgetbeschr¨ankung: p1 · x1 + . . . + pn · xn = m Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger ⇔ p·x =m 26 / 29 Die Budget-Hyperebene bei n ≥ 2 G¨utern Formale Definition der Budget-Hyperebene: x ∈ Rn+ : p · x = m Problem: Die Budget-Hyperebene ist f¨ ur n > 3 nicht mehr grafisch darstellbar. Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 27 / 29 Die Budget-Hyperebene und der Preisvektor p Betrachte ein beliebiges G¨ uterb¨ undel x in der Hyperebene p·x =m (4) und eine beliebige Ver¨anderung dx innerhalb der Budget-Hyperebene p · (x + dx) = m . (5) (4)-(5) ergibt nun p · dx = 0 . ⇒ der Preisvektor p ist senkrecht zur Budget-Hyperebene! Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 28 / 29 Summary I Die Budgetmenge bezeichnet diejenigen G¨ uterb¨ undel, welche sich ein Konsument bei gegebenen Preisen und bei gegebenem Einkommen leisten kann. I Die Budgetgerade wird durch die Gleichung p1 · x1 + p2 · x2 = m bestimmt. Ihre Steigung ist durch − pp12 gegeben, ihre Achsenabschnitte durch pm1 und pm2 . I Eine Erh¨ohung des Einkommens verschiebt die Budgetgerade nach aussen. I Eine Erh¨ohung des Preises p1 dreht die Budgetgerade um den Achsenabschnitt von Gut 2 nach innen. Die Budgetgerade wird steiler. I Eine Erh¨ohung des Preises p2 dreht die Budgetgerade um den Achsenabschnitt von Gut 1 nach innen. Die Budgetgerade wird flacher. Mikro¨ okonomie SoSe 2015, Lars Metzger 29 / 29
© Copyright 2024 ExpyDoc