Das Institut und seine Forschungsgebiete - Max-Planck

Das Institut und
seine Forschungsgebiete
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Seesaw
Standardmodell
Supersymmetrie
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Dunkle Materie
© MPI für Kernphysik, 2014
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Das Institut und
seine Forschungsgebiete
Astroteilchenphysik
Das Universum bei höchsten Energien
Der Ursprung der Materie
Quantendynamik
Gefangene kalte Ionen
Schnellste Bewegungen beobachten
Die Extreme erkunden
Impressum
Herausgeber: Max-Planck-Institut für Kernphysik, Öffentlichkeitsarbeit, Heidelberg 2015
Redaktion:
Bernold Feuerstein, Gertrud Hönes
Überblick
Die wissenschaftlichen Abteilungen
Das Max-Planck-Institut für Kernphysik (MPIK) ist eines von 83 Instituten und Forschungseinrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften
e. V., die der Grundlagenforschung verpflichtet ist.
Das MPIK wurde 1958 von Wolfgang Gentner gegründet. Es ging aus dem von Walther
Bothe von 1934 bis 1957 geleiteten Institut für Physik im MPI für medizinische Forschung
hervor. Ursprüngliche wissenschaftliche Ziele waren kernphysikalische Grundlagenforschung und Anwendung kernphysikalischer Methoden auf Fragen der Physik und der
Chemie des Kosmos. Seit 1966 wird das MPIK von einem Direktorenkollegium geführt.
Klaus Blaum – Gespeicherte und gekühlte Ionen
Die Abteilung beschäftigt sich mit Präzisionsexperimenten an gespeicherten und gekühlten Ionen zur Bestimmung ihrer Eigenschaften im Grundzustand sowie mit der Erforschung fundamentaler Prozesse in Molekülionen. Dafür werden kurzlebige Radionuklide, Antiprotonen, hochgeladene Ionen oder einfache Molekülionen in Penningfallen oder
Speicherringen nahezu unter Weltraumbedingungen gefangen.
Heute konzentrieren sich die Aktivitäten auf die interdisziplinären Gebiete
Astroteilchenphysik (Synergien von Teilchenphysik und Astrophysik) und
Quantendynamik (Vielteilchendynamik von Atomen und Molekülen).
T. Pfeifer
2
M. Lindner
Wissenschaftler des MPIK arbeiten mit anderen Forschungsgruppen in der ganzen Welt
zusammen. Sie wirken in zahlreichen internationalen Kollaborationen teilweise federführend mit. Besonders intensive Beziehungen bestehen zu einigen Großforschungseinrichtungen wie GSI mit EMMI (Darmstadt), DESY (Hamburg), BESSY (Berlin), CERN
(Genf), INFN-LNGS (Assergi L‘Aquila) und LCLS (Stanford).
In der Region kooperiert das
Institut eng mit der Universität
Heidelberg, an der die Direktoren und weitere Mitarbeiter
des Instituts lehren. Zur Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses wurden zusammen mit weiteren Instituten
drei International Max Planck
Research Schools (IMPRS) gegründet.
Die zentralen Infrastrukturgruppen am MPIK sind
tragende Säulen einer erfolgreichen
wissenschaftlichen
W. Hofmann J. Hinton
K. Blaum
C. H. Keitel
Arbeit: Feinmechanik- und
Elektronik-Werkstätten jeweils mit angeschlossenen Lehrwerkstätten, Konstruktionsbüro, IT-Netzwerk, Strahlenschutz, Sicherheit und Umwelt, Bibliothek, Öffentlichkeitsarbeit und Medientechnik, Verwaltung und Haustechnik.
Außer den wissenschaftlichen Abteilungen gibt es am Institut einige – meist durch
Drittmittel finanzierte – selbstständige Forschergruppen, die überwiegend von jungen
Physikern geleitet werden. Wissenschaftlich sind sie jeweils mit einer Abteilung verbunden und verbreitern deren Themenfeld.
Jim Hinton – Nichtthermische Astrophysik
Die Abteilung befasst sich mit dem Ursprung und den Auswirkungen ultrarelativistischer kosmischer Teilchen – der kosmischen Strahlung. Der experimentelle Fokus liegt auf
dem Cherenkov Telescope Array Projekt und der Entwicklung von Hochleistungskameras
für Tscherenkow-Teleskope. Die Daten werden mit denen anderer Wellenlängen kombiniert, um die Beschleunigung kosmischer Teilchen und ihre Rückwirkung zu verstehen.
Werner Hofmann – Teilchenphysik und Hochenergieastrophysik
Die Hochenergieastrophysik der Abteilung untersucht mit atmosphärischen Tscherenkow-Teleskopen die Quellen und Beschleunigungsprozesse hochenergetischer Teilchen
im Universum. Assoziierte Forschergruppen befassen sich mit der zugehörigen Theorie
und Phänomenologie sowie Infrarotastrophysik. Die Teilchenphysik beschäftigt sich mit
Bildung und Zerfällen schwerer Quarks und mit dem neutrinolosen Doppelbetazerfall.
Christoph H. Keitel – Theoretische Quantendynamik und Quantenelektrodynamik
Die Abteilung zielt auf ein detailliertes Verständnis des quantenmechanischen Zusammenspiels aller Bestandteile atomarer, ionischer oder nuklearer Systeme mit Laserund Röntgenfeldern, wobei relativistische und QED-Effekte berücksichtigt werden. Dazu
kommen theoretische Vorschläge zur Optimierung diverser Anwendungen wie hochpräziser
Tests, Kern-Quantenkontrolle, Teilchenbeschleunigung oder Erzeugung neuer Teilchen.
Manfred Lindner – Teilchen- und Astroteilchenphysik
Die Abteilung befasst sich experimentell und theoretisch mit aktuellen Fragestellungen der Teilchen- und Astroteilchenphysik. Die experimentellen Aktivitäten konzentrieren
sich auf Projekte der Neutrinophysik und der Suche nach Dunkler Materie. Die breiter
angelegten theoretischen Aktivitäten reichen von der Interpretation von Ergebnissen experimenteller Projekte bis zu formalen Fragen, die sich im größeren Kontext ergeben.
Thomas Pfeifer – Quantendynamik und -kontrolle
Der wissenschaftliche Fokus der Abteilung liegt auf den Grundlagen der Quantendynamik kleiner Systeme (Atome, Moleküle, Ionen, Kerne) und deren Wechselwirkung
und Steuerung mit starken Feldern. Präzise, zum Teil auf kürzesten Zeitskalen aufgelöste,
spektroskopische („hören“) und abbildende („sehen“) experimentelle Methoden dienen als
Werkzeuge, um Antworten auf fundamentale Fragen zu finden.
3
Astroteilchenphysik
Gammastrahlenquellen entlang der Milchstraße, entdeckt
von den H.E.S.S.-Tscherenkow-Teleskopen in Namibia.
Was sind die kosmischen Quellen hochenergetischer Gammastrahlung?
Welche Wirkung haben ultrarelativistische Teilchen auf astrophysikalische Systeme?
Warum gibt es im Universum praktisch keine Antimaterie?
Kosmische Beschleuniger – Astronomie bei höchsten Energien
Das Universum
bei höchsten
Energien
Auf dem Gebiet der Hochenergieastrophysik arbeiten am MPIK Experimentatoren mit
Erfahrung in der Teilchenphysik eng mit mehr theoretisch orientierten Astrophysikern
zusammen. Mit dem High Energy Stereoscopic System H.E.S.S. beobachten sie höchst­
energetische (VHE) Gammastrahlen aus dem Kosmos, um damit nichtthermische Phänomene im Universum zu studieren, und erforschen die Beschleunigungsmechanismen in
den kosmischen Quellen hochenergetischer Teilchen.
Anders als die elektromagnetische Strahlung in den meisten anderen Wellenlängenbereichen können Teilchen mit Energien im VHE-Bereich nicht thermisch erzeugt werden;
nur im Urknall waren die Temperaturen kurzzeitig hoch genug. Stattdessen müssen kollektive nichtthermische Mechanismen für die Beschleunigung verantwortlich sein: Geladene Teilchen gewinnen zunehmend Energie, indem sie immer wieder in die Schockfront
gigantischer Schockwellen von Supernovaexplosionen oder in die Plasmajets aus der unmittelbaren Umgebung Schwarzer Löcher in den Zentren aktiver Galaxien zurück diffundieren. Am Institut wird daran gearbeitet, die Vorgänge in den unterschiedlichen Typen
von kosmischen Beschleunigern zu modellieren und theoretisch zu beschreiben.
Die auf der Erde beobachteten VHE-Gammastrahlen entstehen, wenn die beschleunigten geladenen Teilchen mit dem umgebenden Medium reagieren – entweder interstellares Gas oder Strahlungsfelder. Im Gegensatz zu den geladenen Teilchen breiten sich die
Gammastrahlen geradlinig von der Quelle zum Beobachter aus und ermöglichen so, die
Quellen abzubilden und die Vorgänge in der Beschleunigungsregion zu untersuchen.
Seit der Inbetriebnahme des ersten Teleskops 2002 hat H.E.S.S. mehr als 60 VHEGammaquellen entlang der Milchstraße wie Supernovaüberreste oder Pulsarwindnebel
entdeckt, die meist auch bei anderen Wellenlängen sichtbar sind. Besonders interessant
ist das Zentrum der Milchstraße mit dem supermassiven Schwarzen Loch, dessen Position mit einer starken Gammastrahlenquelle übereinstimmt. Außerhalb der Milchstraße erscheinen Galaxien mit aktiven Kernen und Starburstgalaxien als schwache Objekte. Kürz-
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Flugbahn eines geladenen Teil­
chens an einer relativistischen
Schockfront.
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Das Universum bei höchsten
Energien
Astroteilchenphysik
lich konnte H.E.S.S. in der Großen Magellanschen Wolke extrem leuchtstarke Quellen
identifizieren. Um die Objekte zu verstehen, müssen alle Wellenlängenbereiche betrachtet
werden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Infrarotlicht, in dem sich die an
der Erzeugung von Gammastrahlen beteiligte interstellare Materie zeigt.
Tscherenkow-Teleskope
Beobachtung von Gammastrahlen.
VHE-Gammastrahlen aus dem Weltraum – eine Billion mal energiereicher als sichtbares Licht – erreichen die Erdoberfläche nicht. Trotzdem können sie am Boden registriert werden, mit der Atmosphäre als Detektor. Beim Eintritt in die Atmosphäre
stoßen die Gammaquanten mit Atomkernen zusammen, wobei Kaskaden geladener Sekundärteilchen, sogenannte Teilchenschauer entstehen. Diese emittieren
extrem kurze bläuliche Lichtblitze (Tscherenkow-Licht), die am Boden eine Fläche
von ca. 250 m Durchmesser beleuchten und in dunklen, mondlosen Nächten mit
großen Spiegelteleskopen und schnellen Lichtsensoren beobachtbar sind. Stereoskopische gleichzeitige Beobachtung mit mehreren Teleskopen ermöglicht es, die
genaue Richtung zu ermitteln, aus der die Gammaquanten kommen.
Das High Energy Stereoscopic System H.E.S.S. besteht aus fünf Teleskopen,
von denen vier baugleich sind. Diese haben je 107 m2 Spiegelfläche und bilden die
Ecken eines Quadrats mit 120 m Kantenlänge. Die Kamera – eine Matrix aus 960
Lichtsensoren – im Fokus jedes Spiegels hat ein großes Blickfeld. Damit ist H.E.S.S.
besonders für Himmelsdurchmusterungen geeignet. H.E.S.S. konnte als erstes Instrument aufgelöste Bilder astrophysikalischer Gammaquellen aufnehmen. In der
Mitte des Quadrats steht seit 2012 ein fünftes, riesiges Teleskop mit 614 m2 Spiegelfläche und einer 2048-Pixel-Kamera. Es erhöht die Empfindlichkeit des Systems
stark und dehnt den beobachtbaren Energiebereich zu niedrigeren Energien aus.
Als nächstes, wesentlich leistungsstärkeres Observatorium ist CTA, Cherenkov
Telescope Array, mit rund 100 Teleskopen in drei verschiedenen Größen an zwei
Standorten im Norden bzw. Süden in Vorbereitung. CTA wird eine bessere Auflösung, höhere Empfindlichkeit, einen größeren Energiebereich und eine mehrere
Quadratkilometer große Sammelfläche bei den höchsten Energien haben. Am
MPIK werden neuartige Kameras für die verschiedenen Teleskoptypen entwickelt.
© C. Föhr
Das H.E.S.S.-Tscherenkow-Teleskopsystem in Namibia.
6
Materie und Antimaterie – Suche nach dem entscheidenden Unterschied
Es gibt keine Hinweise darauf, dass irgendwo im sichtbaren Universum nennenswerte Mengen von Antimaterie
existieren. Weil im Urknall gleich viele Teilchen und Antiteilchen entstanden sein müssen, muss es einen grundlegenden Unterschied zwischen ihnen geben. Sonst hätten
sie sich komplett vernichtet, und das Universum bestünde
aus reiner Strahlung. Das LHCb-Experiment am Large
Hadron Collider (LHC) des CERN sucht in hadronischen
Reaktionen nach solchen Unterschieden. Bei Proton-Proton-Kollisionen entstehen – neben vielen anderen Teilchen
– sogenannte B-Mesonen, schwere Teilchen, die aus je
einem leichten Quark und schweren Antiquark bestehen;
bei ihren Antiteilchen ist es umgekehrt. Messungen ihrer
Darstellung eines Teilchenschauers im LHCb-Detektor, der von
Zerfälle, die zu gleichen Anteilen von Materie und Antimaeiner Proton-Blei-Kollision im LHC ausgeht.
terie führen, zeigten, dass hierbei die Antimaterie schneller
verschwindet. Physiker und Elektroniker am MPIK haben strahlungsfeste Elektronikkomponenten entwickelt, gebaut und getestet, die im LHCb-Detektor die Spuren geladener
Teilchen aufzeichnen. Derzeit konzentrieren sich die Forscher auf die Auswertung der
umfangreichen Daten aus der ersten Messperiode am LHC. Von der zweiten Messperiode
bei verdoppelter Energie werden weitere Aufschlüsse erwartet.
Ultrakalte negative Ionen sollen Antiprotonen kühlen, mit denen kalter Antiwasserstoff hergestellt werden kann. Damit soll z. B. der freie Fall von Antimaterie direkt präzise
gemessen werden. Weiterhin laufen Messungen des magnetischen Moments des Antiprotons sowie seines Ladung-zu-Masse-Verhältnisses im Vergleich zum Proton.
Das frühe Universum – Elementarteilchen bei höchsten Energien
Das Standardmodell der Elementarteilchenphysik sagt Materie-Antimaterie-Asymmetrie
voraus, jedoch um viele Größenordnungen zu gering, um den beobachteten Materieüberschuss im Universum zu erklären. Diese Symmetrieverletzung muss im frühen Universum
passiert sein. Ein attraktives Szenario, in dem Neutrinos die entscheidende Rolle spielen,
ist die sogenannte Leptogenese, die von Theoretikern am MPIK untersucht wird und die
eine der Motivationen für GERDA (S. 10) ist. Dabei spielt der Zerfall schwerer Neutrinos
eine Schlüsselrolle. Das Modell erklärt auch die kleinen, aber von Null verschiedenen
Massen der leichten Neutrinos und ihre Oszillationen sowie die Dunkle Materie.
Unmittelbar nach dem Urknall waren Quarks und Gluonen noch nicht in Elementarteilchen gebunden. Stattdessen bildete die extrem heiße Materie ein sogenanntes QuarkGluon-Plasma. Auch in sehr energiereichen Stößen von Kernen schwerer Elemente wie
z. B. Blei kann für extrem kurze Zeitspannen ein Quark-Gluon-Plasma von Atomkerngröße entstehen. Um dieses besser zu verstehen, werden mit LHCb die in energiereichen
Proton-Blei-Stößen gebildeten Teilchen untersucht.
Die ersten 3 Minuten des Alls.
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X
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Elementarteilchen des Standardmodells und ihre hypo­
thetischen supersymmetrischen und Seesaw-Partner.
Seesaw
Standardmodell
Supersymmetrie
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Astroteilchenphysik
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Dunkle Materie
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© MPI für Kernphysik, 2014
Der
Ursprung
der Materie
Woraus besteht Dunkle Materie und wie kann man sie finden?
Sind Neutrinos ihre eigenen Antiteilchen?
Wie groß ist ihre Masse und wie wandeln sie sich ineinander um?
Dunkle Materie – Strukturbildner im Universum
Kosmologische Beobachtungen wie der Umlauf der Sterne in Galaxien, Gravitationslinsen
in Galaxienclustern oder der kosmische Mikrowellenhintergrund legen es nahe, dass das
Universum zu etwa 27% aus Dunkler Materie (DM) besteht, während der Anteil normaler
sichtbarer Materie nur etwa 5% beträgt. Der Rest ist die mysteriöse Dunkle Energie, die
für die beobachtete beschleunigte Ausdehnung des Universums verantwortlich ist.
Aufgrund theoretischer Überlegungen sind schwach wechselwirkende schwere Teilchen, WIMPs genannt, die aussichtsreichsten Kandidaten für Dunkle Materie, da solche
Teilchen im frühen Universum in der erforderlichen Menge entstanden sein sollten. Die
Forscher betrachten aber auch ‚Axionen‘, ‚sterile Neutrinos‘ oder nur gravitativ wechselwirkende Teilchen. Das führt zu möglichen Erweiterungen des Standardmodells der Elementarteilchenphysik. Außerdem werden die Daten verschiedener Experimente im Zusammenhang analysiert, um deren Widersprüche aufzuklären.
Das MPIK beteiligt sich an der Suche nach WIMPs mit
dem XENON100- und ab Herbst 2015 dem XENON1TExperiment im Gran-Sasso-Untergrundlabor in Italien, die
hochreines flüssiges Xenon als Detektormedium verwenden. Die Detektoren sind in der Lage, Szintillationslicht
und elektrische Ladung korreliert zu messen, die bei den
seltenen Stößen von WIMPs mit Xe-Atomen entstehen.
Der im Vergleich zu XENON100 noch besser abgeschirmte XENON1T-Detektor mit der 10-fachen Menge an Xe
und erst recht seine Erweiterung auf XENONnT wird eine
wesentlich höhere Empfindlichkeit haben.
© R. Lackner
Außerdem suchen die H.E.S.S.-Teleskope nach hochenergetischen Gammastrahlen, die durch Annihilation von Lichtsensoren (Photomultiplier) für XENON1T, links ohne
Dunkler Materie im DM-Halo der Milchstraße entstehen. Hülle und Eintrittsfenster.
9
Der Ursprung der Materie
Astroteilchenphysik
Low-Level-Techniken
PLASTIC
SCINTILLATOR
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PE 10% B
Pb
PE 3% B
PE 3% B
Steel
Pb
SAMPLE
Cu
Pb
PE 3% B
PE 3% B
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PE 10% B
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Die Schemazeichnung des Germanium-Spektrometers GIOVE im Kellerlabor des MPIK zeigt die Schichten
abschirmenden Materials.
Bei Experimenten, die seltene Ereignisse suchen, spielen Identifizierung und Reduktion des Hintergrunds eine entscheidende Rolle. Das MPIK hat jahrzehntelange
Erfahrung und Expertise mit Low-Level-Techniken. Das Untergrundlabor des Instituts ist gegen kosmische Strahlung abgeschirmt und bietet ideale Bedingungen
für die Entwicklung von Detektoren für Experimente mit niedrigem Hintergrund.
Hochempfindliche Gammaspektrometer und Proportionalzähler dienen der Überprüfung von Materialien auf radioaktive Verunreinigungen und sind die Basis von
Analysetechniken für extrem niedrige Konzentrationen von Radioisotopen wie 85Kr.
Das natürlich vorkommende radioaktive Radonisotop 222Rn ist eine der am
meisten störenden Verunreinigungen. Es kann mit der mobilen Radonextraktionsapparatur MoREx selbst aus großen gasförmigen oder flüssigen Proben effizient
entfernt werden. Ultrareiner Stickstoff, Argon und Xenon sind für Neutrino- und
Dunkle-Materie-Detektoren sowie für Doppelbetazerfallsexperimente wesentlich.
Wissenschaftler des MPIK haben den flüssigen gadoliniumhaltigen Szintillator
für die Neutrinodetektoren Double Chooz sowie NUCIFER und STEREO entwickelt.
Die Lichtsensoren für den Nachweis des bei den seltenen Stößen von Neutrinos
oder Dunkle-Materie-Teilchen mit Atomen der Detektorflüssigkeiten erzeugten
Szintillationslichts werden in speziellen Testständen charakterisiert.
Neutrinos – Teilchen mit verblüffenden Eigenschaften
Das Doppelbetazerfall-Experiment GERDA.
10
Neutrinos sind elektrisch neutrale Elementarteilchen mit winziger Masse,
von denen es drei Sorten, Flavours genannt, gibt. Neben Photonen sind sie
die häufigsten Teilchen im Universum, aber wir bemerken sie nicht, weil sie
nur selten mit Materie wechselwirken. Ihr Nachweis erfordert große, empfindliche Detektoren mit bester Abschirmung gegen Hintergrundsignale.
Das GERDA-Experiment in Italien sucht nach dem neutrinolosen Doppelbetazerfall in reinen, mit dem Isotop 76Ge angereicherten Germaniumkristallen. Sollte er möglich sein, ist der neutrinolose Doppelbetazerfall
extrem selten. In der ersten Messphase fand man keinen Hinweis auf den
Zerfall, was zu der weltbesten Untergrenze für dessen Halbwertszeit in 76Ge
von 2,1 × 1025 Jahren führt. Falls man ihn doch noch findet, würde das bedeuten, dass Neutrinos ihre eigenen Antiteilchen – sogenannte MajoranaTeilchen – wären, und könnte daraus ihre Masse ableiten. Dazu kommen
beträchtliche theoretische Konsequenzen. Kandidaten für den umgekehrten
Prozess, den neutrinolosen doppelten Elektroneinfang, werden durch präzise
Messung ihrer Masse und der ihrer Tochternuklide geprüft.
Für die Ruhemasse der Neutrinos sind bisher nur Grenzen und Differenzen bekannt. Ein anderer Ansatz zur Bestimmung der Neutrinomasse ist
die extrem genaue Messung der Massendifferenz zwischen 3H (Tritium) und
3
He zusammen mit dem KATRIN-Experiment in Karlsruhe.
Der periodische Wechsel zwischen den drei Neutrinosorten Elektron-, Myon- und Tauon-Neutrino („NeutrinoOszillationen“) wird durch sogenannte Mischungswinkel
beschrieben. Das Double-Chooz-Experiment verwendet
Elektron-Antineutrinos aus einem Kernkraftwerk in Frankreich, um den lange gesuchten dritten Mischungswinkel zu
messen. Die beiden gleichartigen Detektoren in verschiedenen Abständen von den Reaktoren sehen nur ElektronAntineutrinos, deren Zahl vom nahen zum fernen Detektor
durch die Oszillationen abnimmt. Die ersten Ergebnisse
bestätigen, dass auch dieser Mischungswinkel nicht null
ist, also alle Oszillationen stattfinden.
Allerdings werden von vielen Experimenten in der Nähe
von Kernreaktoren etwa 6% weniger Neutrinos gemessen
als erwartet. Die NUCIFER- und STEREO-Detektoren
versuchen herauszufinden, ob sterile Neutrinos für diese
Die Lage von Double Chooz mit Skizzen der Detektoren.
Reaktorneutrino-Anomalie verantwortlich sind.
Seit 2007 erforscht das Borexino-Experiment niederenergetische Neutrinos von der
Sonne und aus der Erde. Der Blick in Echtzeit in den Kern der Sonne hat die theoretische
Vorhersage für alle im mehrstufigen Fusionsprozess entstehenden Neutrinos bestätigt und
liefert wertvolle Informationen zu Neutrino-Oszillationen. Nachgewiesene Geoneutrinos
stammen von radioaktivem Zerfall im Erdinneren, der erheblich zur Erdwärme beiträgt.
Der Ursprung von Masse – Physik jenseits des Standardmodells
Das Standardmodell der Elementarteilchenphysik beschreibt erfolgreich das Verhalten
aller bekannten Elementarteilchen (und ihrer Antiteilchen): je 6 Quarks (aus zwei davon
bestehen Protonen und Neutronen) und Leptonen (u. a. Elektronen und Neutrinos).
Dazu kommen Eichbosonen (darunter Photonen und Gluonen), die Wechselwirkungen
zwischen den Teilchen vermitteln, und das Higgs-Boson. Dessen Entdeckung 2012 warf
eine Reihe fundamentaler Fragen auf, mit denen sich Theoretiker am MPIK beschäftigen.
Sowohl Neutrinomassen und Dunkle Materie als auch theoretische Unzulänglichkeiten verlangen eine Erweiterung des Standardmodells, das nur bis zu einer bestimmten
Energie gültig zu sein scheint, ab der „neue Physik“ ins Spiel kommt. Im Kontext derzeitiger und zukünftiger Experimente der Teilchenphysik sowie der Kosmologie werden
Supersymmetrie und die Große Vereinheitlichte Theorie als erfolgversprechende Erweiterungen des Standardmodells studiert.
Der Ursprung von Neutrinomassen und -mischungen wird am MPIK mit grundlegenden theoretischen und phänomenologischen Studien erforscht. Dass Neutrinos so leicht
sind, erklärt der „Seesaw“-Mechanismus anhand neuer schwerer Teilchen, die in der Tat
von vielen Theorien jenseits des Standardmodells vorhergesagt werden. Möglicherweise
haben Neutrinomasse und Dunkle Materie denselben Ursprung. Gesamtziel der theoretischen Arbeiten ist ein tieferes Verständnis der fundamentalen Naturgesetze.
Feynman-Diagramm
eines
Lepton-Flavour-verletzenden
Prozesses; im Hintergrund der
ATLAS-Detektor am LHC des
CERN.
11
Aufbau von Ionenoptik und thermischen Schilden
im neuen ultrakalten Speicherring CSR.
Quantendynamik
Was können wir aus der exakten Masse von Kernen lernen?
Wie bilden sich Moleküle im Weltraum?
Welche Eigenschaften haben hochgeladene Ionen?
Kerne – Entstehung der Elemente und fundamentale Eigenschaften
© C. Föhr
Gefangene
k alte
Ionen
Die chemische Zusammensetzung unseres Universums weist überraschende Besonderheiten auf: Die Sonne besteht hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium; Eisen ist auf der
Erde viel häufiger als schwere Elemente wie Gold. Die Nukleosynthese durch Fusionsund Einfangprozesse folgt Reaktionswegen, die teils noch unverstanden sind. Während
Kernfusion bis Eisen führt, werden schwerere Elemente durch Einfang von Protonen oder
Neutronen unter extremen Bedingungen wie in Supernovaexplosionen oder in Akkretionsscheiben um Schwarze Löcher oder Neutronensterne erzeugt.
Basierend auf Einsteins Prinzip
der Masse-Energie-Äquivalenz werden
mittels hochpräziser Massenmessungen Bindungsenergien von Nukliden
bestimmt, die für Reaktionswege der
Nukleosynthese entscheidend sind.
Direkte Massenbestimmung von superschweren Kernen überbrückt die Lücke
zur theoretisch vorhergesagten Insel der
Stabilität. Die Kernstruktur wird analog
zur Elektronenhülle durch ein Schalenmodell beschrieben. Bisher unbekannte
Schalenabschlüsse und Kerne mit „magischen“ Nukleonenzahlen fernab der
Stabilität werden mit hochpräzisen Massenmessungen an meist sehr kurzlebigen
exotischen Kernen, vor allem solchen mit
großem Neutronenüberschuss, wie sie in Der Farbcode der Nuklidkarte zeigt die Bindungsenergie pro Nukleon: die stabils­
ten Nuklide rund um Eisen sind dunkelblau dargestellt.
Neutronensternen vorkommen, gesucht.
13
Gefangene kalte Ionen
Die PENTATRAP-Penningfalle für
hochgeladene Ionen.
Quantendynamik
Fallen und kryogener Speicherring
Laborastrophysik – Chemie des Weltraums
In Fallen können Ionen durch die Überlagerung elektrischer und magnetischer
Felder in extremem Vakuum gespeichert werden. In einer Penningfalle lässt sich
ein einzelnes Ion speichern, das darin eine charakteristische oszillierende Kreisbewegung ausführt. Ionenmasse und weitere Eigenschaften folgen aus der Umlauffrequenz, sofern Ladungszustand und Magnetfeldstärke bekannt sind, selbst
bei nur Millisekunden lebenden exotischen Teilchen. Penningfallen-Massenspektrometer werden am MPIK und extern, z. B. bei der GSI und am CERN, betrieben.
In einer Elektronenstrahl-Ionenfalle (EBIT) werden durch Beschuss mit energiereichen Elektronen hochgeladene Ionen erzeugt, eingefangen und auf mehrere
Millionen Grad aufgeheizt. Sowohl in stationären als auch mobilen EBITs wird
atomare Materie unter extremen Bedingungen erzeugt und untersucht, wofür
präzise spektroskopische Instrumente zum Einsatz kommen. In Kooperation mit
der Universität Aarhus wurde am MPIK eine neue kryogene Ionenfalle (Cryogenic
Paul Trap Experiment: CryPTEx) aufgebaut, in der durch Laserkühlung Ionenkristalle erzeugt und darin hochgeladene Ionen gekühlt werden können.
Im kryogenen Speicherring CSR ist es erstmals möglich, kalte Molekülionen jeglicher Größe und hochgeladene Ionen fast völlig ohne Einfluss der Umgebung zu
untersuchen. Das wird durch eine rein elektrostatische Ionenoptik, extrem niedrigen Druck und eine Temperatur von wenigen Grad über dem absoluten Nullpunkt
erreicht. Die Ionen werden in speziellen Ionenquellen erzeugt und mit bis zu 300
kV Hochspannung in den Ring eingespeist. Außerdem ist der CSR mit einer Apparatur zum Einschießen von neutralen Atomstrahlen gekoppelt und erhält einen Elektronenkühler, um den gespeicherten Ionenstrahl zu komprimieren. Das innovative
mechanische Konzept wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Kon­struktionsbüro
und der Feinmechanik-Werkstatt des MPIK entwickelt und realisiert.
Eine ungelöste Frage ist die Bildung organischer Verbindungen in interstellaren Wolken. Diese komplexe Chemie
basiert auf Ionen und Radikalen, die in Stößen mit Photonen und kalten Elektronen entstehen. Dabei spielt das
H3+ -Molekülion eine Schlüsselrolle. Der Aufbruch von
Molekülen nach Einfang eines Elektrons („dissoziative Rekombination“) kann in Speicherringen gezielt untersucht
werden. Im neuen kryogenen Speicherring CSR werden
erstmals Bedingungen erreicht, die interstellaren Temperaturen entsprechen und auch die Rotation von Molekülionen quasi einfrieren lassen.
Erste Studien bei Temperaturen unter 15 K konnten
bereits mit dem CSR-Prototyp, der linearen Ionenfalle
CTF, durchgeführt werden. Von besonderem Interesse
sind hier negative Molekülionen (Anionen), die eine wichtige Quelle langsamer Elektronen darstellen, indem sie bei
entsprechender innerer Anregung (Schwingung) Elektro- Das Puzzle der kosmischen Chemie in interstellaren Wolken.
nen regelrecht „abdampfen“ können. Kollisionen mit neutralen Atomen und Molekülen sind gleichfalls von großer Bedeutung für die Astrochemie.
Eine Kollisionsstrecke für Neutralstrahlen im CSR erschließt dieses experimentell noch
weitgehend unerforschte Gebiet.
Mobile EBIT bei Messungen an der LCLS in Stanford.
14
Hochgeladene Ionen – Materie unter extremen Bedingungen
Hochgeladene Ionen (HCIs) finden sich in mehr als eine Million Grad heißen Umgebungen wie Atmosphären und Kernen von Sternen, Supernovaüberresten, Akkretionsscheiben um Neutronensterne oder Schwarze Löcher. Man geht davon aus, dass
die meiste sichtbare Materie im Universum hoch ionisiert ist. Die Analyse
des beobachteten Lichts (sichtbar, UV, Röntgen) erfordert theoretische Unterstützung durch Strukturberechnungen, die jedoch oft nicht genau genug
sind, um z. B. die Temperatur des heißen Mediums zu bestimmen. Hochpräzisions-Spektroskopie an kontrolliert erzeugten hochgeladenen Ionen in
einer EBIT liefert direkte experimentelle Informationen. Ein Beispiel ist die
Untersuchung der Röntgenabsorption von hochgeladenen Eisen-Ionen am
Synchrotron PETRA III (DESY). Diese lieferte wichtige neue Erkenntnisse
für den Strahlungstransport in Sternen.
Die kryogene Ionenfalle CryPTEx erlaubt die effiziente Kühlung gefangener HCIs für hochpräzise Laserspektroskopie. Gemeinsam mit der PTB
(Braunschweig) trägt das MPIK zur Entwicklung neuer optischer Uhren
mittels Quantenlogik-Spektroskopie bei. Das Fernziel ist der Test der Zeitab- Spektrum von Eisen-Ionen, die den Strah­
hängigkeit von Naturkonstanten.
lungstransport in der Sonne bestimmen.
15
Spektrale Linienformen (Fano-Resonanzen) lassen
sich durch ultrakurze Laserpulse kontrollieren.
Quantendynamik
Wann verhalten sich Quantenobjekte als Welle oder Teilchen?
Welche Rolle spielt die Zeit in Quantensystemen?
Wie kann man chemische Reaktionen mit dem Laser steuern?
Ultrakurze Laserblitze – der Mikrokosmos in extremer Zeitlupe
Schnellste
Bewegungen
beobachten
Wie entwickelt sich ein Quantensystem in der Zeit und können wir diese Bewegung sichtbar machen oder gar kontrollieren? Dieser alte Wunschtraum der Physiker seit den Anfängen der Quantenmechanik ist heute ein reales und wachsendes Forschungsgebiet. Die
Zeitskalen für die hier ablaufenden Vorgänge sind extrem kurz: In chemischen Reaktionen
verlagern sich Atome innerhalb von 10 bis einigen 100 Femtosekunden (1 fs = 10 –15 s);
noch schneller sind die Elektronen, welche die chemische Bindung vermitteln: hier sind
Attosekunden (1 as = 10 –18 s) das charakteristische Zeitmaß.
Zeitaufgelöste Experimente beruhen auf ultrakurzen Laserpulsen, mit denen die
atomare oder molekulare Dynamik extrem präzise gesteuert werden kann. Elektronen, die
durch ein starkes Laserfeld von einem Atom getrennt und
hin- und hergetrieben werden, kehren zu ihm zurück und
sondieren dabei seine Struktur. Die Wellennatur des Elektrons erzeugt Interferenzeffekte wie in einem Hologramm,
dessen Auswertung die zeitabhängige Wechselwirkung mit
den restlichen Elektronen des Atoms ergibt.
Meist wird eine „Pump-Probe“-Anordnung eingesetzt:
der erste „Pump“-Laserpuls präpariert das System in der
gewünschten Weise und startet die zeitliche Entwicklung,
die dann der zweite Laserpuls abtastet. So lassen sich Molekülbewegungen wie Schwingung und Rotation verfolgen.
Die Beobachtung chemischer Reaktionen in Echtzeit mit
fs-Auflösung ist ein vielversprechendes Forschungsgebiet.
In Kombination mit Reaktionsmikroskopen konnte die
Zeitspanne bestimmt werden, in der sich Atome innerhalb
eines Moleküls umlagern. Isomerisierung spielt z. B. auch Schema der Isomerisierung von C2H2 und Fragmentierungsrate in
Abhängigkeit von der Zeit zwischen Pump- und Probepuls.
im Sehvorgang eine wichtige Rolle.
17
Schnellste Bewegungen
beobachten
Quantendynamik
Die Beobachtung der Elektronenbewegung benötigt noch kürzere Lichtblitze in der
Größenordnung von Attosekunden. Eine Möglichkeit ist die Erzeugung hoher Harmonischer der Wellenlänge eines Femtosekunden-Lasers. Damit erreicht man heute die
geforderten Pulsdauern von unter 100 Attosekunden in einem Wellenlängenbereich von
wenigen 10 nm. Einen Prototyp für korrelierte Bewegung von Elektronen stellt das Helium-Atom dar. Durch Beschuss mit Ultraviolett-Attosekunden-Pulsen lassen sich beide
Elektronen gleichzeitig anregen. Das so präparierte Zwei-Elektronen-Wellenpaket lässt
sich mit einem weiteren fs-Laserpuls zeitabhängig abtasten und rechnerisch anhand bekannter statischer Wellenfunktionen rekonstruieren. Die Laserpulse können den elektronischen ‚Paartanz‘ sogar steuern. Eine gezielte Manipulation der Elektronenpaare in Molekülen könnte die Chemie beeinflussen und bisher unmögliche Synthesen ermöglichen.
Wellenfunktion für zwei Elek­
tronen in doppelt angeregtem
Helium.
Schema eines Reaktionsmikroskops.
„Chirped mirror“-Anordnung zur Erzeugung ultrakurzer Laserpulse.
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Reaktionsmikroskope und Lasersysteme
Reaktionsmikroskope – „die Blasenkammern der Atom- und Molekülphysik“ –
wurden am MPIK entwickelt und werden ständig weiter verbessert. Ultrastarke
Laserpulse oder ein Teilchenstrahl zerbrechen einfache Moleküle. Die FragmentIonen und Elektronen werden mit Hilfe elektrischer und magnetischer Felder eingefangen und mit großflächigen zeit- und ortsempfindlichen Detektoren registriert.
Aus den rekonstruierten Flugbahnen der Fragmente können ihre vollständigen
Impulsvektoren abgeleitet („kinematisch vollständige Experimente“) und so auf
Geometrie und Dynamik der Moleküle vor deren Zerbrechen geschlossen werden.
Die Instrumente werden im Haus eingesetzt und regelmäßig für Messkampagnen
zu externen Lichtquellen wie Freie-Elektronen-Lasern (FEL) transportiert. Für den
kryogenen Speicherring CSR wurde ein spezielles Reaktionsmikroskop entwickelt,
das derzeit aufgebaut wird. Es spielt eine Schlüsselrolle für die weltweit einzigartigen Möglichkeiten der Untersuchung von langsamen und kalten Ionen im CSR.
In den Laserlaboren des Instituts stehen phasenkontrollierte Laserpulse von
5 fs Dauer und Intensitäten bis zu 1016 W/cm2 für Experimente zur Verfügung. Noch
kürzere Pulse von einigen Attosekunden Dauer werden mit speziellen nichtlinearen optischen Methoden erzeugt. Die hohe harmonische, kohärente Strahlung
im ex­tremen UV-Bereich wird mit den breitbandigen Infrarot-Pulsen des Ti:SaphirLasers kombiniert eingesetzt. Es werden einzelne und auch doppelte und dreifache
Attosekundenpulse erzeugt, um damit gasförmige Proben interferometrisch zu untersuchen. Für Pump-Probe-Messungen kann die Zeitverzögerung zwischen zwei
Pulsen auf die Attosekunde exakt eingestellt werden. In Kombination mit Spektroskopie oder abbildenden Detektoren lassen sich so die Quantenbewegungen
von Kernen und Elektronen bei chemischen Reaktionen direkt und zeitaufgelöst
beobachten (und kontrollieren). Das MPIK ist einer der drei MPG-Partner im „Max
Planck Centre for Attosecond Science”.
Außerdem nutzen MPIK-Forscher die UV- und Röntgenpulse der Freie-Elektronen-Laser in Hamburg (FLASH), Japan (SCSS) und Stanford (LCLS), und sie tragen zu
der zukünftigen Infrastruktur für extremes Licht, ELI, bei.
Atome und Moleküle in Kollision – Billardspiel mit Quantenkugeln
Korrelierte Quantendynamik ist aktuell eine der großen Herausforderungen für die Forschung. Wissenschaftler am MPIK erforschen die grundlegenden Prinzipien der Quantendynamik, ausgehend von einer begrenzten Anzahl weniger wechselwirkender Teilchen
in Atomen und Molekülen bis hin zu komplexeren Systemen wie Clustern oder sogar
Biomolekülen. Der Beschuss mit geladenen Teilchen (Elektronen, Ionen) eröffnet einen
Zugang zu diesen Quantensystemen. Am MPIK entwickelte neuartige multi-koinzidente
Abbildungstechniken liefern umfassende Informationen zur Mehrteilchendynamik und
erlauben einen Test der Theorien für derartige Reaktionen.
Elektronenstöße spielen eine wichtige Rolle in der Umwelt, z. B. in der oberen Atmosphäre und im interstellaren Raum, wie auch in technischen Plasmen und in der Strahlenbiologie. Erstmals konnte beobachtet werden, wie die räumliche Struktur Elektron
DNS-Baustein
Fragmente
und Ausrichtung eines Moleküls die Richtung der herausgeschlagenen ElekO
C
tronen beeinflusst. Im Stoß kann ein Molekül auch in mehrere Bruchstücke
zerbrechen; dies spielt in biologischem Gewebe die entscheidende Rolle, da
z. B. das DNS-Molekül (Träger der Erbinformation einer Zelle) verändert
oder zerstört werden kann. Am MPIK wird untersucht, wie die Bausteine der
DNS durch Elektronenbeschuss zerbrechen. Das Endprodukt hängt davon
H
ab, welches der Elektronen aus dem Molekül herausgeschlagen wird. Die
Ergebnisse dieser Messungen können dabei helfen, sowohl die Entstehung Fragmentierung eines DNS-Bausteins durch
von Tumoren als auch ihre Zerstörung mittels der Strahlentherapie besser zu Elektronenstoß.
verstehen.
Quantenkontrolle – Laser steuern Atome und Kerne
Spektroskopie – die Vermessung der Absorption und Emission von Licht in Wechselwirkung mit Materie – ist eines der wichtigsten Werkzeuge der Physik. Bei resonanter Wechselwirkung werden Linienspektren beobachtet. In bestimmten Fällen interferieren diese
mit einem kontinuierlichen Hintergrund und es kommt zu asymmetrischen
Linienformen (sogenannte Fano-Profile). Dies lässt sich als Überlagerung
gekoppelter Schwingungen veranschaulichen. Mit ultrakurzen Infrarot-Laserpulsen lässt sich der zeitliche Verlauf und damit die Quanteninterferenz
kontrollieren – z. B. als Umwandlung von Absorption in Emission.
Ein neues Gebiet ist die Quantenoptik mit Röntgenstrahlung. Ein wichtiger Schritt hierzu ist die Präparation von robusten Überlagerungen von
Quantenzuständen. Theoretische Vorhersagen hierzu konnten von einer externen Gruppe bereits in einem Experiment mit den Atomkernen einer Eisenprobe bestätigt werden, die – eingebettet in einen Resonator für Röntgenlicht – in die gewünschte Zustandsüberlagerung gebracht werden konnten.
Andere, rein theoretische Untersuchungen gehen der Frage nach, wie
Energie von Röntgenquanten in langlebigen Kernzuständen gespeichert und Experiment zur nuklearen Quantenoptik mit
gezielt wieder abgerufen werden könnte.
Röntgenstrahlung.
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Ein materieloser Doppelspalt: Licht wird an Licht gestreut. Ursache
sind modifizierte Vakuumfluktuationen in ultrastarken Laserfeldern.
Quantendynamik
Wie wechselwirkt Materie mit intensivem Laserlicht?
Wie wirken sehr starke Felder auf das Vakuum?
Lassen sich extreme kosmische Prozesse im Labor nachbilden?
Materie in starken Laserfeldern – Blick in die Zukunft
Die
Extreme
erkunden
Die Erforschung der Wechselwirkung von Materie mit Laserpulsen ist so
weit fortgeschritten, dass grundlegende Aspekte wie die Quantennatur von
Licht und Materie, Relativität und Kopplungen unter den beteiligten Teilchen in den Fokus rücken und zugleich eine Herausforderung darstellen.
Theoretisch untersucht werden die Effekte extrem starker Felder, die experimentell noch nicht, aber wohl in naher Zukunft, zugänglich sind.
Wenn intensive Laserfelder auf Materie treffen, koppeln die Elektronen
stark an das äußere Feld und absorbieren so effizient Energie daraus. Dabei
können sie so schnell werden, dass relativistische Effekte eine wichtige Rolle
spielen. Dies erfordert die Suche nach Lösungen der zeitabhängigen Schrödinger- und Dirac-Gleichungen einschließlich Elektronen-Korrelationen.
Relativistische Effekte zeigen sich auch in fundamentalen quantenmechanischen Prozessen, wie z. B. der Tunnelionisation in ultrastarken Tunnelionisation eines hochgeladenen Ions bei
Feldern. Insbesondere die Frage, wie lange ein Elektron hier zum Tunneln relativistischen Laserintensitäten: Das Wel­
braucht, wird kontrovers diskutiert und ist bis heute ungelöst. Experimentel- lenpaket des Elektrons (grün) tunnelt durch
le Versuche, die Tunnelzeit direkt zu messen, waren bisher nicht erfolgreich. eine Potentialbarriere (blau) in Richtung des
Auf theoretischem Wege konnten aber hierzu neue Erkenntnisse gewonnen elektrischen Feldes und wird dabei durch den
werden. Danach zeigt sich schon während des Tunnelns eine Wirkung der „Lichtdruck“ in Ausbreitungsrichtung des La­
magnetischen Komponente des Laserfeldes auf das Elektron, der so genann- serstrahls verschoben.
te „Lichtdruck“ – ein Effekt, der im Prinzip experimentell an hochgeladenen
Ionen beobachtetet werden könnte und direkte Konsequenzen für Tunnelzeiten hat.
Frequenzkämme im Röntgenbereich würden strenge Tests physikalischer Theorien
und exakte Messungen fundamentaler Konstanten erlauben. Eine neu vorgeschlagene
Methode, solche Frequenzkämme zu erzeugen, basiert auf einem Gas, das mit Laserpulsen
in einen metastabilen Zustand gepumpt wird, aus dem ein optischer Frequenzkamm den
strahlenden Zustand bevölkert, was zur Emission eines Röntgen-Frequenzkamms führt.
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Die Extreme erkunden
Verschiedene Regime von Kern­
anregungen durch SchwerionenKollision und Gammaquanten.
Quantendynamik
Die Wirkung intensiver Laserfelder auf Atome, also im Wesentlichen auf die leicht
zu beschleunigenden Elektronen, wurde in den vergangenen Jahrzehnten intensiv untersucht. Dagegen lassen sich Atomkerne, welche durch die Starke Wechselwirkung
gebunden sind, auch durch extrem starke optische Lichtfelder kaum beeinflussen. Der
Grund ist, dass selbst die niedrigsten Anregungsenergien in Atomkernen einige 10 000
mal größer sind als die Energie eines einzelnen Lichtteilchens (Photon) – sogar für Multiphotonprozesse praktisch unerreichbar. Indirekt lassen sich aber geladene Teilchen mit
optischen Laserfeldern auf hohe Energien beschleunigen. Bei Kernen, die Alphazerfall
zeigen, könnten letztere durch Beschleunigung im Feld und Rekollision mit dem Mutterkern diesen anregen. Die notwendigen Intensitäten von 1022 – 1023 W/cm2 sind heute
schon erreichbar und derartige Prozesse zwar selten, aber im Prinzip nachweisbar.
Eine andere Möglichkeit der direkten Kernanregung durch Gammastrahlung könnten
in der nicht allzu fernen Zukunft Gamma-Laser wie ELI eröffnen. Im Unterschied zur
herkömmlichen Anregung in Schwerionen-Kollisionen würde damit das bisher völlig unerforschte Gebiet hoher Anregungsenergien bei gleichzeitig niedrigem Drehimpuls (Rotation des Kerns) erschlossen. Erste theoretische Ansätze zu dieser neuen Form der LaserMaterie-Wechselwirkung wurden am MPIK entwickelt.
Rechnen
Systeme der theoretischen Quantendynamik können nur eingeschränkt analytisch,
also mit mathematischen Formeln, berechnet werden; häufig sind numerische Verfahren erforderlich. Dafür kommen neben teilweise modifizierten Standardcodes
vor allem eigene Programme zum Einsatz. Die aufwändigen Rechnungen zu relativistischen Prozessen und Vielteilchensystemen, die oft Tage dauern, sind nur durch
den Einsatz paralleler Rechnerarchitekturen wie Hochleistungsgrafikkarten oder
Linux-Cluster möglich. Der zentrale Linux-Cluster des Instituts besteht aus 160 PCs
mit insgesamt über 2500 Prozessorkernen und 20 Terabyte Arbeitsspeicher. Zur
Datenspeicherung steht ein Festplattensystem mit hoher Kapazität zur Verfügung.
Starkfeld-Quantenelektrodynamik – das Vakuum modifizieren
Elektromagnetismus wird von der Quantenelektrodynamik (QED) als
Austausch sogenannter virtueller Photonen zwischen geladenen Teilchen
beschrieben. Aus dieser Theorie folgt auch, dass es keinen leeren Raum
gibt, das Vakuum also von virtuellen Teilchen erfüllt ist. Bedingt durch die
Quantenunschärfe existieren sie zwar jeweils nur für sehr kurze Zeitspannen, aber ihre mittlere Anzahl macht sich bemerkbar und kann mit Präzisionsexperimenten nachgewiesen werden. Zugleich ist die QED die am
besten getestete Theorie der Physik.
Von besonderem Interesse ist die QED in extrem starken Feldern.
Neben hochpräzisen Berechnungen der inneren Struktur von Materie (z. B.
hochgeladene Ionen) behandelt die Theorie Grundlagen der radiativen Reaktion: Ein in einem elektromagnetischen Feld beschleunigtes geladenes Schema der QED-Beiträge zum magnetischen
Teilchen emittiert elektromagnetische Strahlung, die dann auf die Teilchen- Moment eines gebundenen Elektrons (blau,
bewegung rückwirkt. Die zugrunde liegenden Fragen können mit intensiven Atomkern grün), das über virtuelle Photonen
Laserfeldern untersucht werden. Quanteneffekte der radiativen Reaktion (Schlangenlinien) mit einem äußeren Magnet­
von Elektronen sollten mit heutigen Lasersystemen zugänglich sein. Dies feld (u.) und mit sich selbst (o.) wechselwirkt.
hat auch für Vielteilchensysteme wie relativistische Plasmen Bedeutung.
Durch ihre Wirkung auf die geladenen virtuellen Teilchen polarisieren sehr starke
elektrische Felder das Vakuum und ändern so dessen Brechungsindex: So wurde berechnet, wie Licht an einem materielosen Doppelspalt (benachbarte Brennpunkte zweier ultraintensiver Laserstrahlen) gestreut werden kann. Sehr starke elektrische Felder herrschen auch in der Nähe der Kerne schwerer Elemente.
Wichtige Beiträge liefert das Zusammenspiel von Theorie und Experiment zur Ermittlung fundamentaler Eigenschaften wie den g-Faktor (Verhältnis von Drehimpuls und magnetischem Moment) des Elektrons. Vergleiche mit Präzisionsmessungen ermöglichen einerseits, QED-Vorhersagen zu überprüfen, andererseits hilft die Theorie Naturkonstanten
wie die Elektronenmasse zu bestimmen: der neueste Wert ist um einen Faktor 13 genauer.
Laser-Astrophysik – kosmische Beschleuniger im Labormaßstab
© C. Föhr
Der Serverraum im Keller des Bothelabors.
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Hochintensive Laserfelder erlauben heute schon die Beschleunigung von Teilchen bis
in die Größenordnung von Gigaelektronenvolt (GeV). Dies eröffnet die Möglichkeit im
Labor physikalische Bedingungen nachzubilden, wie sie in extremen astrophysikalischen
Prozessen herrschen. In Zusammenarbeit mit externen experimentellen Gruppen wurde
am MPIK die Produktion von ultrarelativistischen Lepton-Strahlen aus gleichen Anteilen
von Elektronen und Positronen modelliert. Dabei konnte die Umwandlung von Bremsstrahlung in Elektron-Positron-Paare als wesentlicher Mechanismus identifiziert werden.
Die Untersuchung solcher hochenergetischer Prozesse im Labormaßstab ist von zentraler Bedeutung für die Astrophysik: Kosmische Gammastrahlenausbrüche z. B. entstehen
nach derzeitigem Verständnis durch extrem gebündelte ultrarelativistische leptonische
Jets bei bestimmten Typen von kollabierenden Sternen entlang deren Rotationsachse.
© NASA
Künstlerische Darstellung eines
Gammastrahlenausbruchs.
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Infrastruktur des Instituts
Sowohl die zentrale Feinwerktechnik- als auch die Ausbildungswerkstatt sind mit
modernen CNC-gesteuerten sowie konventionellen Fräs- und Drehmaschinen
ausgestattet. Verschiedene Schweiß- und Löttechniken kommen bei der Herstellung von Vakuumapparaturen zum Einsatz. Bearbeitet wird ein breites Spektrum
von Materialien wie Stähle, Kupfer, Titan, Tantal, Molybdän sowie Keramiken und
Kunststoffe. Die Werkstücke werden mit einer 3D-Messmaschine kontrolliert. Spezialisierte Werkstätten kümmern sich um einzelne Großexperimente.
CNC-5-Achs-Fräsmaschine.
Im Konstruktionsbüro werden mittels eines 3D-CAD-Systems die meisten Bauteile
für wissenschaftliche Experimente entwickelt, die dann in den feinmechanischen
Werkstätten gebaut werden. Das CAD-System liefert frei drehbare 3-dimensionale
Ansichten, technische Zeichnungen für die Produktion, Daten zur Steuerung der
CNC-Maschinen und Listen aller benötigten Materialien. Außerdem ermöglicht die
Software numerische Simulationen zum vorherigen Testen der Komponenten.
Elektronik zur Experimentsteuerung und Datenerfassung wird im zentralen Elektroniklabor und der Ausbildungswerkstatt entwickelt und gebaut – kommerziell
erhältliche Geräte erfüllen die experimentellen Anforderungen häufig nicht. Ein
neuer Schaltplan wird in das Layout einer Platine übersetzt, die im Haus gefertigt
und bestückt sowie vor ihrer Integration in ein Experiment getestet wird. Außerdem werden elektronische Geräte gewartet und repariert. Einige Elektroniker arbeiten ständig für bestimmte Experimente.
Zeichnung von MoREx, der mobilen
Radon-Extraktionsanlage.
10-Schichtenplatine für FlashCam,
eine digitale Kamera für CTA.
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Die zentralen Computeranlagen bieten Rechenleistung und Speicherplatz. Zur Verarbeitung von Aufträgen steht ein Linux-Cluster mit über 2500 Prozessorkernen zur
Verfügung. Daten werden auf rund 2000 Festplatten mit rund 4 Petabyte gespeichert; für einen schnellen Zugriff ist der meiste Speicherplatz als paralleles Filesystem organisiert. Eine zentrale Magnetbandbibliothek dient der Datensicherung
und als Langzeitarchiv. Alle Server und Filesysteme sind über Ethernet-Verbindungen an das Netzwerk angeschlossen. Der Cluster wird hauptsächlich für Datenspeicherung, -auswertung und Simulationsrechnungen der Gammaastronomie und
für aufwändige Rechnungen in der theoretischen Quantendynamik genutzt. Die
IT-Gruppe betreut außerdem Web- und Mailserver und die Arbeitsplatzrechner.
Die Forschungsergebnisse des Instituts sollen nicht nur der Fachwelt bekannt
werden. Zu ausgewählten Resultaten schreibt das Team der Öffentlichkeitsarbeit
Pressetexte, die auf der Homepage und über Internetdienste verbreitet werden.
Ausführliche Informationen über die Forschung am Institut werden online und in
gedruckter Form gepflegt. Besuchergruppen werden zu Institutsführungen empfangen; für Schüler gibt es die „Physik am Samstagmorgen“ und ein Angebot im
Rahmen des „GirlsDay“.
Die Bestände der Institutsbibliothek umfassen etwa
25 000 Monographien, Buchserien, Konferenzberichte, am Institut entstandene Hochschulschriften und
rund 5 500 gebundene Zeitschriftenbände. Über die
Max-Planck-Gesellschaft bietet die Bibliothek Zugang
zu E-Büchern, Online-Lexika, Datenbanken und mehr
als 32 000 E-Journalen. Das MPIK beteiligt sich an den
Open-Access-Aktivitäten der MPG. Das PublikationsManagementsystem PubMan bietet die Möglichkeit,
Publikationen und ergänzendes Material zu veröffentlichen und individuelle Publikationslisten zu erstellen.
© M. Fiorito
Blick in die Bibliothek des MPIK.
Der großzügige Institutscampus ist 200 m über der Stadt im Wald gelegen. Hauptgebäude sind das Walther-Bothe- und das Wolfgang-Gentner-Laboratorium mit
Laboren und Büros. Im Zentrum des Campus’ befindet sich die Bibliothek mit
Hörsaal für 200 Personen und Seminarraum, die für kleine Konferenzen geeignet
sind. Der Experimentierhallen-Komplex ist das größte Gebäude auf dem Campus;
dazu kommen die beiden Werkstattgebäude sowie Gästehäuser und diverse Nebengebäude. Nachbar ist das European Molecular Biology Laboratory (EMBL).
Hausanschrift:
Max-Planck-Institut für Kernphysik
Saupfercheckweg 1
69117 Heidelberg
Postanschrift:
Max-Planck-Institut für Kernphysik
Postfach 103980
69028 Heidelberg
Tel:
Fax:
06221 5160
06221 516601
E-Mail:[email protected]
Internet:http://www.mpi-hd.mpg.de