Pfr. Gehrmann verlässt St. Georg Sein Brief an die Gemeinde: „Zieh fort aus deiner Heimat: Mit den Menschen im Herzen und dem Hl. Geist im Rücken“ Liebe Gemeindemitglieder, MitarbeiterInnen, Freunde und Bekannte! Ich schreibe Ihnen diese Zeilen mit Traurigkeit und mit Spannung zugleich: „Mit Traurigkeit“, weil ich Ihnen hiermit mitteile, dass ich Ende Juni Bocholt verlassen werde, um im Herbst woanders eine neue Pastorenstelle anzutreten. „Mit Spannung“, weil viele bewegte Wochen vor mir liegen. „Ich möchte nicht dreimal umziehen“ – habe ich in den letzten Monaten öfters gesagt. Am 20. Januar tagte der Bauausschuss unseres Kirchenvorstandes mit dem Architekten und zwei Baufachleuten aus der Bischöflichen Verwaltung in Münster. Seitdem ist klar, dass ich bis zum Beginn der Sommerferien (Ende Juni 2015) das Pfarrhaus komplett geräumt haben muss, weil es wegen der fehlenden Wärmedämmung und des Alters (Ende der 60er-Jahre) von Grund auf saniert wird. Ich hätte mir dann in der Stadt für ca. 1 Jahr eine Übergangswohnung suchen müssen. Dann wäre ich wieder in das frisch renovierte Pfarrhaus eingezogen. Und außerdem ist noch offen: Wer wird der leitende Pfarrer in der noch zu fusionierenden Gemeinde St. Georg/ St. Bernhard? Dann hätte ich evtl. zum 3. Mal umziehen müssen. Denn der Bischof besetzt nach einer Fusion alle Ämter neu und zweimal habe ich in den vergangenen zwei Jahren schon einen Stellenwechsel abgelehnt. Als der Temin des Auszugs bis zu den Sommerferien feststand, habe ich am Domplatz in Münster um einen Termin für ein Perspektivgespräch gebeten. Am Karnevalsdienstag hat mir Bischof Genn in einem über einstündigen Gespräch u.a. die Frage mitgegeben, ob ich mir vorstellen könnte, in der zweiten Jahreshälfte neuer leitender Pfarrer in einer von ihm konkret benannten Gemeinde zu werden. Er sei selber auf diese Idee gekommen und er würde mir diese Herausforderung zutrauen. Dies Angebot kam für mich überraschend. Mir fällt dazu ein Wort von Helder Camara ein: „Sage JA zu den Überraschungen, die deine Pläne durchkreuzen, deine Träume zunichte machen, deinem Tag eine ganz andere Richtung geben – ja vielleicht deinem Leben. Sie sind nicht Zufall. Lass dem himmlischen Vater die Freiheit, selber den Verlauf deine Tage zu bestimmen.“ Nach einer Bedenkzeit von 10 Tagen habe ich dem Bischof zugesagt, die Stelle zu wechseln. Ich fühlte, dass mit meinen 54 Lebensjahren jetzt die Zeit für einen Stellenwechsel reif ist, auch deshalb, weil man davon ausgeht, dass man bei guter Gesundheit im Bistum Münster bis zum 75. Lebensjahr als Priester im aktiven Dienst ist, das sind für mich noch 20 Jahre. Ich fühle mich als Bocholter: Hier habe ich (mein Diakonatsjahr 1986 mitgerechnet) fast 22 Jahre gelebt – länger als nirgendwo sonst in meinem bisherigen Leben. Hier ist mein Lebensmittelpunkt mit vielfältigen Beziehungen. St. Georg ist „meine“ Gemeinde, wo ich Glauben erfahren und leben kann. Miteinander haben wir vieles gestaltet, wenn ich nur an die beiden Fusionen denke. Ich fühle mich hier sehr wohl, deshalb fiel mir die Entscheidung zu einem Stellenwechsel wirklich nicht leicht. Aber noch weitere bis zu zwanzig Jahre an der gleichen Stelle sind unrealistisch und wären mir für meine Person zu unbeweglich und träge vorgekommen. Für beide Seiten ist so etwas Neues und vielleicht bisher Unerwartetes möglich. „Mit Spannung“ schaue ich in die nächsten Wochen: In der neuen Gemeinde wird es demnächst ein sog. Kontaktgespräch mit Pfarreirat und Kirchenvorstand und mir geben. Wenn danach beide Seiten sich eine gute Zusammenarbeit vorstellen können, werde ich zeitnah veröffentlichen wohin es genau geht. Dann steht die Zeit des Aufräumens und Packens an. Meine Verabschiedung in St. Georg ist für den letzten Sonntag vor den Sommerferien (21. Juni) geplant. Danach ermöglicht mir der Bischof eine dreimonatige Sabbatzeit, bevor ich im Herbst an der neuen Stelle beginnen werde. Ein bisschen fühle ich mich jetzt wie Abraham: „Zieh fort aus deiner Heimat in ein Land, das ich dir zeigen werde!“ Zum Trost sagte Gott dem Abraham seine Wegbegleitung zu. Das gab ihm Zuversicht. Das gibt auch mir Zuversicht für meinen zukünftigen Weg. So werde ich fortziehen… So werde ich eine lieb gewordene Heimat loslassen müssen und eine neue Heimat suchen… Mit Ihnen, den BocholterInnen, in meinem Herzen. Und dem Hl. Geist im Rücken! Gestern Abend habe ich zunächst die beiden wichtigsten Gremien der Mitverantwortung unserer Kirchengemeinde St. Georg, den Pfarreirat und den Kirchenvorstand, darüber informiert. Heute informiere ich hiermit Sie darüber und bitte um Verständnis, dass ich dies schriftlich mache, weil ich es leider nicht allen gleichzeitig persönlich sagen kann, was ich aber an sich gern selber getan hätte. Bocholt, den 18. März 2015
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