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Ministerium des Innern
und für Kommunales
Pressesprecher
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14467 Potsdam
Pressemitteilung
Nr. 014/15 vom 16.03.2015
Polizei
Politisch motivierte Kriminalität gestiegen
Schröter: Anhaltende Herausforderung für Polizei und Zivilgesellschaft
Potsdam – Die Zahl politisch motivierter Straftaten ist im vergangenen Jahr in
Brandenburg um 6,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2013 gestiegen. Insgesamt
wurden 1.903 Fälle erfasst (2013: 1.786). Damit setzt sich der seit dem Jahr 2012
festzustellende Trend zunehmender politisch motivierter Kriminalität im Land fort,
nachdem diese zuvor von 2008 bis 2011 gesunken war. Aktuell bewegen sich die
von der Polizei festgestellten Zahlen in etwa auf dem Niveau des Jahres 2007.
Dies teilten Innenminister Karl-Heinz Schröter und Polizeipräsident Hans-Jürgen
Mörke heute bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik der politisch motivierten
Straftaten des Jahres 2014 in Potsdam mit.
Nach Einschätzung des Landeskriminalamtes ist der Anstieg primär auf das Straftatenaufkommen im Zusammenhang mit verschiedenen Wahlen im Land zurückzuführen. Im vergangenen Jahr fanden in Brandenburg Europa-, Landtags- und
Kommunalwahlen statt, im Jahr davor die Bundestagswahl. Knapp 45 Prozent der
registrierten Fälle sind Propagandadelikte, 5,7 Prozent Gewaltdelikte und fast 50
Prozent entfallen auf sonstige Straftaten. Hier spielen zum Beispiel die Zerstörung
oder der Diebstahl von Wahlplakaten des jeweiligen politischen Gegners, Beleidigungen oder auch Sachbeschädigungen durch themenbezogene Graffitis eine
wesentliche Rolle. Derartige Aktionen gegen den politischen Gegner seien in einer
freiheitlichen Demokratie „grundsätzlich inakzeptabel“, sagte Schröter.
Mit 1.281 von insgesamt 1.903 Fällen liegen die politisch rechts motivierten Delikte klar vorn und bilden damit auch weiterhin den Schwerpunkt im Gesamtgeschehen. Allerdings ist die rechtsmotivierte Kriminalität in Brandenburg im Jahr 2014
um 7,1 Prozent gesunken, während in allen anderen Bereichen politisch motivierter Kriminalität Anstiege festzustellen sind, wenn auch auf niedrigerem Niveau.
Besonders stark sind die linksmotivierten Delikte gestiegen, nämlich um gut 70
Prozent von 211 auf 360 Fälle. Zugenommen haben auch jene Fälle, die nicht
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eindeutig zuzuordnen sind („sonstige Straftaten“): Sie nahmen um 31 Prozent von
192 auf 252 Fälle zu.
Im vergangenen Jahr sind in Brandenburg 10 Straftaten gemeldet worden, bei
denen Bezüge zur politisch motivierten Ausländerkriminalität bestehen (2013: 4
Fälle). Dabei handelt es sich um vier Gewaltdelikte, fünf sonstige Straftaten und
einen Fall, bei dem der Verdacht der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland („Islamischer Staat“, IS) besteht.
Bei den politisch motivierten Gewaltdelikten hat sich die positive Entwicklung des
Vorjahres im Jahr 2014 nicht fortgesetzt. 2013 wurden 62 politisch motivierte Gewaltdelikte erfasst, was dem zweitniedrigsten Wert der vergangenen zehn Jahre
entsprach. Das Jahr 2014 dagegen ist durch einen deutlichen Anstieg dieser
Straftaten um über 70 Prozent auf insgesamt 108 Fälle gekennzeichnet. Innenminister Schröter sprach von einer „bedenklichen Entwicklung, die uns große Sorge
bereitet“. Mit 73 Fällen liegt der Schwerpunkt eindeutig bei der politisch rechts
motivierten Gewalt (2013: 45). Darunter befinden sich 46 fremdenfeindliche Gewaltdelikte (2013: 26). Aber auch die politische Gewalt von links hat deutlich zugenommen. Der Polizei wurden 30 derartiger Fälle bekannt (2013: 15).
Während die Zunahme politisch rechts motivierter Gewalttaten vorrangig auf einen
fremdenfeindlichen Begründungszusammenhang zurückzuführen ist, spielen im
linken Bereich Konfrontationen mit dem politischen Gegner die entscheidende
Rolle. Nahezu zwei Drittel (19 Fälle) der links motivierten Gewaltstraftaten sind im
Umfeld von Demonstrationen und Versammlungslagen begangen worden. Sie
zielen zwar in erster Linie auf den rechten politischen Gegner. Jedoch sind auch
eingesetzte Polizeibeamte tätlichen Angriffen durch linksextreme Aktivisten ausgesetzt (Werfen von Gegenständen, Schläge/Tritte, Durchbruch von Polizeiketten).
Eine besondere Häufung rechts motivierter Gewaltstraftaten ist in den Städten
Cottbus mit acht und Spremberg mit sechs Fällen zu verzeichnen. In der Landeshauptstadt wurden fünf derartige Gewaltdelikte registriert. Knapp die Hälfte aller
rechts motivierten Gewaltdelikte wurde aus einer Gruppe heraus begangen (47
Prozent).
„Die günstige Entwicklung des Vorjahres bei der politisch motivierten Kriminalität
hat sich im Jahr 2014 nicht fortgesetzt. Die Bekämpfung dieser Form von Kriminalität wird in den nächsten Jahren eine anhaltende Herausforderung für die Sicherheitsbehörden bleiben. Vor allem die rechte Szene versucht, steigende Asylbe-
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werberzahlen für ihre Propaganda zu instrumentalisieren und schreckt dabei im
Zweifel auch vor Gewaltanwendung nicht zurück. Um dieser Gefahr wirksam zu
begegnen, sind eine gut aufgestellte Polizei, ein leistungsfähiger Verfassungsschutz und eine wachsame und aktive Zivilgesellschaft unabdingbar“, sagte
Schröter.
Die Aufklärungsquote politisch motivierter Straftaten ist in Brandenburg im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Mit 54 Prozent konnte über die Hälfte dieser Delikte
aufgeklärt werden (2013: 49 Prozent). Besonders hoch liegt die Quote der aufgeklärten Gewaltstraftaten: 94 Prozent konnten erfolgreich durch die Polizei aufgeklärt werden (2013: 90 Prozent).
Weitere Informationen, darunter auch Grafiken zur Entwicklung der politisch motivierten Kriminalität 2014, finden Sie im Internet unter www.mik.brandenburg.de.
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