e-paper: 10874881 LAND UND LEUTE DONNERSTAG Warnstreiks in NRW fortgesetzt Rhein Westfälisch Wir „Westfäölsken Dickköppe“ sind zuverlässig, sparsam, wortkarg und entwickeln oft Heimatgefühle für unsere Region. Die besten Voraussetzungen eigentlich, um Hotel- oder Urlaubstester zu werden: Wir kommentieren präzise, kritisieren fleißig, verlieren bei zu viel Luxus in den Großstädten der Welt aber nicht den Gedanken an unsere Dörfer im Pott. Und jetzt sind unsere Fähigkeiten mehr gefragt denn je. Das Reiseportal Urlaubsguru.de sucht nämlich einen Praktikanten, der den Service von Fluggesellschaften und Hotels in aller Welt auf Herz und Nieren testet. „Nicht irgendein x-beliebiges Praktikum“, kündigen die Vertreter in der Pressemitteilung an. Klar, denn das Praktikum nützt beiden Seiten gleichwohl und Kaffee kochen steht definitiv nicht auf dem Programm. Stattdessen könnte eine Reise von London, über Paris und Rom letztendlich am sonnigen Strand in Spanien enden. Und wer uns Westfalen kennt, der weiß, dass wir vom Bergarbeiter schonmal zum Genießer werden können, wenn etwas umsonst ist und dann auch noch Spaß macht. Die Voraussetzungen sind im übrigen verlockend, denn es gibt gar keine. Also Westfalen: Bewerbt euch! � mcb Nach Flugzeugabsturz auf Pfeifen verzichtet Astronaut Alexander Gerst überreicht Weltraum-Stein Am Mittwoch überreichte der deutsche Astronaut Alexander Gerst Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters einen Stein des Kölner Doms, den er auf seiner sechsmonatigen Weltraummission dabei hatte. Roters hatte Gerst das kleine MÜNSTER � Die Dortmunder Polizei ist mit dem Verbot einer Kundgebung der Partei Die Rechte auch vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster gescheitert. Wie zuvor das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen, sahen die Richter in Münster keine ausreichende Begründung für das Demonstrationsverbot. Sie wiesen die Beschwerde der Dortmunder Polizei gegen die Entscheidung deshalb in erster Instanz zurück. Damit seien alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, die von Rechtsextremisten angemeldete Versammlung zu verbieten. Die Rechte will am 28. März durch Dortmund ziehen. An diesem Datum vor zehn Jahren hatte ein Rechtsextremist einen Punker getötet. � dpa Motorradfahrer stirbt in Krefeld KREFELD � Ein 24-jähriger Mann ist in Krefeld von einem Motorrad geschleudert worden und dabei ums Leben gekommen. Der 23 Jahre alte Fahrer hatte seine Maschine am Dienstag so stark beschleunigt, dass sein Motorrad-Sozius von dem Bike herunterfiel. Er stieß mit dem Kopf gegen einen Baumstamm. Der 24-Jährige erlitt eine Schädelfraktur, obwohl er einen Helm trug, und starb noch an der Unfallstelle. � eB PADERBORN � Für einen Säureangriff gegen seine damalige Freundin ist ein 39 Jahre alter Mann zu neun Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Das Landgericht Paderborn wertete die Tat gestern als schwere und gefährliche Körperverletzung. Die heute 39-Jährige ist lebenslang entstellt. � dpa LOTTO Lotto am Mittwoch 13 – 16 – 19 – 27 – 39 – 48 Superzahl: 1 Spiel 77: 2 733 807 Super 6: 951 463 (ohne Gewähr) auch erschüttert über den Absturz der Germanwings-Maschine in Südfrankreich: „Als ich davon erfahren habe, war das ein Schock für mich“, sagte der 38-Jährige gestern. Als Astronaut seien er und seine Kollegen mit ihrer Reise ins Weltall wissentlich ein großes Risiko eingegangen. Bei den Opfern des Absturzes sei das nicht so gewesen. „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen. Ich hoffe, dass dieses Unglück so schnell wie möglich aufgeklärt wird.“ � Foto: dpa ter von Universitätskliniken und Hochschulen, von Gerichten, Finanzämtern, Ministerien und anderen Landesbehörden. Auch angestellte Lehrer streikten erneut. An den Unikliniken seien einige Operationen verschoben worden, hieß es. Für die Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder fordert Verdi 5,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 175 Euro mehr im Monat. Auszubildende sollen unbefristet übernommen werden, monatlich 100 Euro und vier Tage mehr Jahresurlaub bekommen. Die Verhandlungen für rund 800 000 Angestellte der Länder gehen am Samstag in Potsdam weiter. Warnstreiks und Veranstaltungen waren auch in Niedersachsen und Bremen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Baden-Württemberg geplant. � dpa Steigende Kosten durch Vandalismus / Begleitung durch Polizei Von Jörn Funke DÜSSELDORF/BERLIN � Die Deutsche Bahn AG droht, künftig keine Sonderzüge für Fußballspiele mehr zur Verfügung zu stellen. Grund dafür seien steigende Kosten durch Vandalismusschäden. Ausschreitungen in Zügen haben nach Bahnangaben in jüngster Zeit zugenommen. In einem Fall ermitteln Staatsanwälte wegen eines versuchten Tötungsdeliktes. Fans von Borussia Dortmund waren auf der Rückfahrt von einem torlosen Unentschieden in Hamburg, als die Situation in ihrem Sonderzug am 7. März außer Kontrolle geriet. Als der Zug Osnabrück mit Tempo 110 passierte, warfen Passagiere eine komplette Sitzbank auf den Bahnsteig. Sie krachte gegen einen Metallpfeiler, hinter dem ein Bahnmitarbeiter stand. Ohne den Pfeiler, so die Einschätzung der Ermittler in Osnabrück, wäre der Mann wohl tot gewesen. So etwas habe es in dieser Form noch nicht gegeben, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Beim Halt in Hamm versuchten dann rund 150 BVBFans, den Bahnhof zu stürmen – je nach Darstellung fühlten sie sich durch Jugendliche provoziert oder vermuteten gewaltbereite SchalkeFans am Bahnhof. Es war der erste ernsthafte Vorfall im Rahmen eines Pilotprojektes, das der Deutsche Fußballbund (DFB) und das Düsseldorfer Verkehrsministerium 2014 vorgestellt hatten. Mit so genannten „länderübergreifenden Entlastungszügen“ sollten Fußballfans Direktverbindungen zu weit entfernten Auswärtspartien angeboten werden. Ärger gibt es an Spieltagen auf Bahnhöfen nämlich meist dann, wenn rivalisierende Fangruppen sich beim Umsteigen begegnen. Mit Direktverbindungen zum Spielort sollte dieses Risiko reduziert und nebenbei die Polizei entlastet werden. Etwa 20 dieser Züge seien bisher aus Nordrhein-Westfalen in andere Bundesländer gefahren, teilt die Bundespolizei mit. Polizisten seien dabei nicht immer an Bord gewesen – was ein Vertrauensvorschuss gegenüber den Fans sei. „Wird das Vertrauen missbraucht“, sagte ein Polizeisprecher, „werden die Züge eben wieder begleitet.“ Gerade drei Mitarbeiter des Bahn-Sicherheitsdienstes waren am 7. März an Bord. Bei der nächsten BVB-Auswärtsfahrt nach Hannover waren es nach Polizeiangaben dann schon 20; Beamte seien zudem verstärkt an Bahnhöfen präsent gewesen. Eigentlich sollten sich an den Sicherheitsmaßnahmen auch die Vereine beteiligen. Es sei vorgesehen, dass die Clubs Begleitpersonal für die Züge stellen, sagte ein Sprecher des Landesverkehrsministeriums. Die Vereine sehen das anders: Borussia Dortmund dürfe Entlastungszüge schon aus rechtlichen Gründen nicht mit eigenen Ordnern begleiten, sagte ein Vereinssprecher. Vorstellbar seien lediglich Begleiter aus Fanprojekten – die jedoch nicht dem BVB unterstünden. Die Bahn lobt das NRW-Projekt, droht aber trotzdem mit einem Aus für die Sonderzüge. 1,5 Millionen Euro müsse die Bahn jährlich für Vandalismusschäden durch Fußballfans aufbringen, sagte Sicherheits-Chef Gerd Neubeck der „Bild“-Zeitung. Ob die Praxis der Sonderzüge beibehalten werde, sei fraglich. In jüngster Zeit stelle man vermehrt Ausschreitungen fest, sagte ein Sprecherin. Dabei gehe es wohlgemerkt um einzelne, und nicht um die Masse der Fans. So war es wohl auch im Fanzug vom 7. März. Von gut 1 000 Mitreisenden seien kaum 20 ausfälAnhänger des BVB hatten am 7. März in einem Sonderzug und im lig geworden, heißt es in FanHammer Bahnhof randaliert. � Foto: Scharapow kreisen. Polizei häufiger im Umfeld von Heimen im Einsatz Anwohner sollen an „Expertentischen“ sitzen / Flüchtlingsstrom lässt inzwischen leicht nach Von Robert Vornholt Fast zehn Jahre für Säureangriff Domstück vor dem Abflug gegeben. Der Sandstein aus der Fassade der Kathedrale umkreiste die Erde 2566 mal und legte dabei 110 Millionen Kilometer zurück. Der Stein ist bis Mitte Mai im Kölner Rathaus zu sehen. Gerst zeigte sich aber DÜSSELDORF � Im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes der Länder haben gestern in Nordrhein-Westfalen laut Verdi rund 7000 Beschäftigte demonstriert. Die Kundgebungen in Köln, Duisburg, Dortmund, Münster und Bielefeld begannen mit einer Gedenkminute für die Opfer des Flugzeugabsturzes. „Auf den üblichen Einsatz von Trillerpfeifen ist weitgehend verzichtet worden“, sagte NRWSprecher Günter Isemeyer. Es sei schon fast gespenstisch ruhig gewesen. Verdi-Landesleiterin Gabriele Schmidt erklärte in Dortmund, sie erwarte am Samstag in Postdam von den Arbeitgebern ein Angebot. Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, sei NordrheinWestfalen zu weiteren Streiks und zur Urabstimmung bereit. Aufgerufen waren Mitarbei- Fußball-Züge auf der Kippe NRW AKTUELL Rechte Demo darf stattfinden 26. MÄRZ 2015 DÜSSELDORF � Aktuell stehen in Nordrhein-Westfalen 10 236 Unterbringungsplätze für Flüchtlinge zur Verfügung, die mit 7 186 Asylbewerbern belegt sind. Das teilt NRW-Innenminister Ralf Jäger in einem von der PiratenFraktion beantragten Bericht an den Landtag mit. Die „tatsächlichen Zugänge, besonders auch aus dem Kosovo“, seien zurzeit rückläufig. Die Betreuung beziehungsweise Überwachung der Einrichtungen habe sich verbessert. Allerdings ist die Zahl der Polizeieinsätze – nicht zuletzt wegen zusätzlicher Landeseinrichtungen – stark gestiegen. Insgesamt 1 018 Mal mussten Ordnungshüter im ver- gangenen Jahr im Umfeld der 27 Einrichtungen ausrücken – 690 Fälle mehr als im Vorjahr. Besonders häufig wurden Polizisten in Burbach (139 Benachrichtigungen), Dortmund (131), Hemer (110), Neuss (107), Bad Berleburg (87) und Rüthen (86) zu Hilfe gerufen. „Erschreckend“ seien diese hohen Werte, kommentiert der CDU-Landtagsabgeordnete Werner Lohn die Zahlen. Allerdings sind die meisten Einsätze auf „präventiv-polizeiliche Präsenzmaßnahmen“ zurückzuführen, heißt es in dieser Stellungnahme Jägers, die auf Initiative der CDU-Fraktion besonders die Situation in der zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) Rüthen beleuchtet. Seit Inbetriebnahme am 27. Septem- ber seien bis zum Ende vergangenen Jahres ZUE-Bewohner in 16 Fällen verdächtig, eine Straftat begangen zu haben – in 14 Fällen handelt es sich um Eigentumsdelikte. Lohn fürchtet, dass – nicht nur in Rüthen – die Akzeptanz für Flüchtlingsheime in der Bevölkerung sinkt, besonders im nahen Umfeld der Einrichtungen. Deshalb müsse die Informationspolitik der Landesregierung bezüglich der Unterkünfte transparenter werden. Die Zusage des Innenministeriums, dass zu den so genannten „Expertentischen“, an denen alle Beteiligten sitzen sollen, auch Anwohner eingeladen werden, sei noch nicht überall oder nur unzureichend umgesetzt worden. Gerade die direkten Nachbarn könnten aus erster Hand berichten, wie die tatsächliche Situation vor Ort sei. Der Ex-Polizeibeamte Lohn berichtet, dass häufig Lebensmittelgeschäfte und deren Beschäftigte Ziel von Kriminellen sind. Jäger erläutert ergänzend: „Die häufigsten Einsatzanlässe resultierten aus Gewaltund Beziehungsdelikten. Dabei spielte vielfach Alkohol eine zumindest tatverstärkende Rolle.“ Die erhöhte Polizeipräsenz in der Notaufnahmeeinrichtung WickedeWimbern sowie die dortige Einbeziehung der Bürger mittels eines „Runden Tisches“ sei erfolgreich gewesen, bilanziert die Polizei. Die Zahl der verübten Straftaten sei hinter den ursprünglichen Befürchtungen zurück geblieben. Mitglieder der Gewerkschaften GdP, GEW und Verdi demonstrieren unter anderem in Niedersachen und NRW. � Foto: dpa Ärztekammer drängt auf bessere Leichenschau Ermittlung der Todesursache oft problematisch MÜNSTER � Nach dem Drama um eine fälschlich für tot erklärte Frau in Gelsenkirchen drängt die Ärztekammer Westfalen-Lippe auf Verbesserungen bei der Leichenschau. Bestehende Systemfehler sollen abgestellt werden. Derzeit seien die Bedingungen für eine Leichenschau „schwierig“, sagte Kammerpräsident Theodor Windhorst gestern in Münster. Problematisch seien Anforderungen wie die sofortige Untersuchung der unbekleideten Leiche vor Ort sowie die Ermittlung von Todesart und Todesursache. Probleme seien die Leichenstarre, hohes Gewicht, Platz- und Licht- verhältnisse und auch moralisch-ethische Schwellen gegenüber Angehörigen. Die Kammer schlägt Modellversuche vor. Dafür solle das Land Geld bereitstellen. Infrage kämen auch staatlich bestellte Leichenbeschauer, sagte Kammersprecher Volker Heiliger. Ein Arzt hatte am Samstag in einem Seniorenheim bei einer 92-jährigen Frau eine natürliche Todesursache festgestellt. Stunden später wachte die Dame im Kühlraum eines Bestatters auf und schrie um Hilfe. Zwei Tage später starb sie im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. � dpa Auslandsaufenthalt Münsteraner Studenten auf Platz zwei MÜNSTER � Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) zählt zu den aktivsten und erfolgreichsten deutschen Hochschulen beim Erasmus-Programm. Das Förderprogramm der Europäischen Union ermöglicht Studenten an Universitäten weltweit die Finanzierung von Auslandsaufenthalten. Wie der Deutsche Akademische Auslandsdienst berichtete, erreichte die WWU mit 957 Geförderten im Hochschuljahr 2013/14 den zweiten Platz hinter der Technischen Universität München. Die beliebtesten Gastländer der Münsteraner ErasmusStudierenden waren Spanien, Frankreich und Italien. Im Durchschnitt verbringen sie 5,5 Monate im Ausland, beim Hochschulpersonal sind es etwa sieben Tage. Spanien zählt zu den beliebtesten Ländern für einen Auslandsaufenthalt. � Foto: dpa Seit dem Jahr 1987 wurden mit dem Erasmus-Programm rund 3,3 Millionen Studierende europaweit gefördert, darunter über 480 000 deutsche Studierende. � wh
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