Blauen Brief - Ultras Gelsenkirchen

Ausgabe 14 / Saison 14/15 • SV Bayer 04 Leverkusen • Auflage: 1.000 / gegen freiwillige Spende
Termine
04.04.2015, 15:30 Uhr
FC Augsburg - FC Schalke 04
Arena Augsburg
11.04.2015, 15:30 Uhr
FC Schalke 04 - SC Freiburg
Arena
Fotos: UGE | gate13.gr | schalke04leichtathletik.de | faszinationnordkurve.de | clubbrugge |
Herausgeber „Blauer Brief“:
Ultras Gelsenkirchen e.V.
Daimlerstraße 6
45891 Gelsenkirchen
www.ultras-ge.de
[email protected]
V.i.S.d.P.: Zoran Stanisavljevic
Themen in dieser Ausgabe:
Einleitung +++ Rückblick FC Schalke 04 e. V. - TSG Hoffenheim GmbH +++ Rückblick Real Madrid - Schalke 04
e. V. +++ Rückblick Hertha BSC GmbH & Co. KGaA - FC Schalke 04 e. V. +++ Unter Freunden +++ Rund um den
Verein +++ ULTRAS für GE +++ Blick über den Tellerrand: Reisebericht Griechenland +++ Gemischte Tüte +++
Glückauf Nord kurve!
Die heutige Ausgabe ist wieder sehr facettenreich: Die obligatorischen Rückblicke sind zu finden, News rund
um unsere Brüder sind drin, die Fortsetzung „Rund um unseren Verein“ mit dem thematischen Schwerpunkt
„Leichtathletikabteilung“ hat Platz gefunden, rund um unser karitatives Projekt „ULTRAS für GE“ wird von den
bisherigen Spendenübergaben berichtet, der Blick über den Tellerrand beschert uns dieses Mal einen Einblick in
den Fußball in Griechenland und die „Gemischte Tüte“ ist wieder mit ein paar Infos gespickt. Die angekündigten
Reiseberichte um Südamerika und Mazedonien schlummern noch, ebenfalls wird gerade die Feder zu einer
erneuten Reise nach Marokko geschwungen. Mit anderen Worten: Wir werden nicht müde euch von unseren
Impressionen zu berichten.
Heute gastiert die Pille auf Schalke, heute zählt - wie immer - nur Vollgas und drei Punkte auf dem Platz. In Berlin
haben wir einen mehr als schlechten Auftritt in der Kurve abgegeben, kein Maßstab für das heutige Abendspiel.
Motiviert euch und euren Nachbarn, ausruhen könen wir uns auch nach dem Spiel!
Rückblick FC Schalke 04 e. V. - TSG 1899 Hoffenheim GmbH 3:1 (2:0)
t.
Während das verkorkste Derby bei den Meisten unter uns sicherlich noch einige Bauchschmerzen verursachte,
stand in Form des Retortenklubs das nächste Spiel gegen einen der unattraktivsten Gegner der Liga an. Dennoch
nutzten wieder viele Schalker und zahlreich angereiste Freunde aus Nürnberg die Möglichkeit sich bei gutem
Wetter, Speis und Trank gemeinsam auf das anstehende Spiel einzustimmen.
Um auch der Mannschaft den Unmut über das verlorene Derby nochmals nahezubringen, verzichteten wir auf
das - zuletzt eingeführte - gemeinsame Einhaken. Stattdessen empfingen wir unsere Spieler mit lautstarken „Wir
wollen euch kämpfen sehen“-Rufen, welche mit dem Spruchband „Du gewinnst nie allein - auf die Art und
Weise kommt es an“ ergänzt wurden. Der I-Block fand ebenfalls deutliche Worte und begrüßte die Spieler mit
einem „Versager!“-Spruchband. Vergessen sollten wir allerdings nicht, dass auch die Stimmung der Nordkurve
Gelsenkirchen in der vorausgegangen Woche zu keinem Zeitpunkt unserer Vorstellung entsprach. Bei einem
Derby darf es keine Ausreden geben. Grund genug also auch für uns es besser zu machen!
Die deutliche Ansage an unsere Mannschaft schien ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben und so ließen sie
heute wenig Zweifel daran, wer das Sagen auf dem Platz hat. Der deutlich offensiver eingestellten Mannschaft
gelang es plötzlich wieder eine kämpferische und willensstarke Partie abzuliefern und sich durch zwei Tore von
Meyer und dem Führungstreffer durch Fuchs selbst zu belohnen. Natürlich freuen wir uns über die so wichtigen
drei Punkte, dennoch stellt sich die Frage wie es der Mannschaft innerhalb zwei Wochen gelingt, zwei völlig
verschiedene Gesichter zu zeigen. Vieles von dem bei diesem Spiel gezeigten Engagement hätten wir gerne bei
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dem wichtigsten Auswärtsspiel der Saison vor einer Woche gesehen. Die Mannschaft kann sich jedenfalls sicher
sein, dass ein Spiel gegen Hoffenheim die Derbyschmach nicht unvergessen macht!
Ebenso blicken wir auf eine lautstarke Nordkurve zurück. Besonders in den ersten 20 Minuten des Spiels legten
Großteile der Nordkurve eine flotte Sohle auf das Parkett und konnten durch hohe Lautstärke und Mitmachquote
durchaus überzeugen. Auch wenn wir es in den restlichen Spielminuten der ersten Halbzeit etwas ruhiger
angehen ließen, können wir - gerade im Hinblick auf wiederum einige richtig starke Momente in der zweiten
Hälfte - auf einen guten Tag der Nordkurve zurückblicken.
Mittels Spruchband bedachten wir einem kürzlich verstorbenen Bruder aus Nürnberg. Ruhe in Frieden, Tim!
Nach dem Spiel ging es für uns zunächst zurück zu den eigenen Räumlichkeiten, ehe wir diese in Richtung der
eigens angemieteten Lokalität verließen. Dort angekommen, bedankten wir uns in Form einer gelungenen Feier
bei den uns unterstützenden Nürnbergern. Wir hoffen auch euch ein paar schöne Augenblicke bereitet zu haben
und sind stolz darauf euch stets an unserer Seite zu wissen.
Rückblick Real Madrid - FC Schalke 04 e. V. 3:4 (2:2)
Die Losfee bescherte uns zum zweiten Mal hintereinander Real Madrid. Nachdem das Hinspiel in Gelsenkirchen
mit 0:2 verloren ging, fuhren wir ohne große Erwartungen in die spanische Hauptstadt. Nichts desto trotz sollte
die Nordkurve Gelsenkirchen unseren Verein mit gut 4.000 Anhängern würdig unterstützten. Während sich
manche Schalker bereits Tage vor dem Spiel in Madrid einfanden, nutze ein Großteil der anwesenden Fans die
Billigflieger, so dass sich am Spieltag etliche Personen in der Nähe des angegebenen Treffpunktes sammelten.
Manche nutzen die Möglichkeit sich bei unzähligen Kaltgetränken zu erfrischen, während andere die Stadt
anhand von Busrundfahrten oder ähnlichem erkunden wollten.
Der Abmarsch zum Stadion wurde leider relativ schnell von den Cops gestoppt, es sollten alle anwesenden
Schalker in die U-Bahn gedrückt werden, da angeblich noch nie eine Szene marschiert wäre. Nachgegeben
wurde jedoch nicht, so dass man nach etlichen Diskussionen versuchte, uns über den Bürgersteig bis zum
Stadion zu bringen. Dies war natürlich aufgrund der großen Menge unmöglich. Trotz des langen Weges wurde
fast über die ganze Zeit gesungen. Am Stadion angekommen, fand nur eine Trommel und lediglich ein Megafon
den Weg ins Innere. Nachdem wir letztes Jahr schon relativ schnell merkten, dass die Ordner ebenso bekloppt
sind wie die Bullen im Rest des Landes, typisch Spanien eben, konnten wir dieses Jahr leider keine Verbesserung
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wahrnehmen. Beim Versuch den Block geschlossen als Gruppe zu betreten, fühlten sich die eingesetzten
Ordnungshüter anscheinend persönlich angegriffen. Es wurde zum Schlagstock und zum Pfefferspray gegriffen.
Größere Verletzungen wurden glücklicherweise jedoch nicht gemeldet. Endlich im Block angekommen, erneutes
Theater mit den Ordnern. Ein neues Gesetz verbietet in Spanien das Aufhängem von Ultras-Zaunfahnen. Das
Problem konnte aber relativ zügig von unserem Fanbeauftragten gelöst werden.
Der Support ist wirklich schwer in Worte zu fassen. Der königsblaue Anhang explodierte regelrecht. Die Leistung
der Mannschaft trug sicherlich viel dazu bei. Spätestens nach dem 0:1 für die Blauen, welches durch einen
abartig geilen Torjubel ordentlich gefeiert wurde, schien die Möglichkeit zum Greifen nah zu sein, in Madrid
Geschichte zu schreiben. Alle guten Momente jetzt hier aufzulisten, würde sicherlich den Rahmen sprengen,
aber es war einer der besten Auftritte der Nordkurve Gelsenkirchen, so viel ist sicher. Schade, dass es am Ende
nicht gereicht hat, trotzdem können wir mehr als stolz auf unseren Auftritt und auf den der Mannschaft sein.
Selbst nach Abpfiff wurden noch über einen längeren Zeitraum Lieder in das weite Rund geschmettert. Nach
der üblichen Blocksperre ging es mit der Bahn zurück zum Treffpunkt, ehe sich jeder langsam in verschiedene
Richtungen aufmachte, um den Abend gebührend ausklingen zu lassen. Wahnsinniger Tag, der allen Anwesenden
lange im Kopf bleiben wird!
Zur Heimseite muss nicht viel gesagt werden. Es fand nicht annähernd eine Unterstützung der eigenen
Mannschaft statt. Lediglich nach dem Spiel gab es ein großes Pfeifkonzert gegen die Leistung der eigenen
Mannschaft.
Ein großer Dank für die Unterstützung gebührt natürlich auch unseren Brüdern und Schwestern! Ob aus
Enschede, Nürnberg oder Skopje - von allen drei Vereinen waren mehrere Freunde in die spanische Hauptstadt
gereist, um mit uns dieses Spiel zu erleben.
Rückblick FC Schalke 04 e.V. - Hertha B.S.C. GmbH & Co. KGaA 2:2 (1:1)
Viele hatten noch die Bilder von einer unvergesslichen Nacht in Madrid im Kopf, als schon das nächste
Highlight vor der Tür stand - Sonderzug-Tour nach Berlin. So traf sich die Nordkurve Gelsenkirchen am frühen
Samstagmorgen und machte sich auf den Weg gen Hauptstadt. Schon auf dem Hinweg zeigte sich eine sehr
gute Stimmung unter uns königsblauen Anhängern. Da wir frühzeitig in Spandau einfuhren, verbrachten wir vor
dem Spiel noch etwas Zeit im nahegelegenen Biergarten, der bei Spielen gegen die Hertha häufiger Treffpunkt
für Schalker ist. Einige Herthaner versuchten wohl an unseren Mob heranzukommen, wurden jedoch gekesselt
und sahen nichts vom Spiel. Mit Toresöffnung ging es dann ins Stadion.
Vor dem Spiel wurde nochmals das neue Lied ausprobiert und zeigte auch dieses Mal wieder, wie viel Potenzial
in den Zeilen steckt. Wir hoffen, dass auch dieses Lied bald seinen festen und ausdrucksstarken Platz in unsere
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Kurve findet. Leider konnten wir den Schwung nicht mit ins Spiel nehmen und so passte sich der Support recht
schnell dem Spielverlauf an und erhielt mit dem Gegentreffer seinen ersten deutlichen Dämpfer. Aber genau wie
die Mannschaft zeigten wir Moral und versuchten uns ins Spiel zurückzukämpfen. Der Ausgleich durch Joel Matip
kurz vor Schluss war dann ein zündender Moment und noch bis nach Abpfiff Klang „Wir sind Schalker, asoziale
Schalker“ durch das Rund. An dieser Stelle ist auch auf eine positive Entwicklung innerhalb der Mannschaft
aufmerksam zu machen. Mit Leroy Sané und Joel Matip trafen heute wieder zwei Jungs aus der eigenen Jugend.
Dass unser Torhüter zwar bei beiden Gegentreffern mehr als unglücklich aussah, ist auch nicht von der Hand zu
weisen, trotzdem gilt in solchen Moment für die Elf auf dem Platz und uns in der Kurve: Mund abputzen und
weiter kämpfen! Leider konnten wir als Nordkurve Gelsenkirchen an diesem Tag nicht überzeugen und zeigten
einen Auftritt der eher schlecht als recht war. Mit einem Spruchband zeigten wir einem unserer Mitglieder, dessen
Stadionverbot vergangene Woche um drei weiter Jahre verlängert wurde, unsere Solidarität. Augenblicke, in
denen man zu schätzen weiß, jedes Wochenende in der Kurve stehen zu dürfen und ein Ansporn den Jungs vor
den Toren zu geben, dass man sie würdig vertritt!
Die Heimkurve der Hertha weihte ihre neue Ostkurve-Fahne ein und zeigte vor dem Spiel die bekannten guten
Einlagen. Besonders bei der Hüpfeinlage „Wer nicht hüpft, der ist ein Schalker“ zog die gesamte Kurve mit.
Die bereits im Vorgeplänkel gezeigte Abneigung gegen uns scheint weiterhin nahezu unermesslich. Trotzdem
ein insgesamt auch für die Ostkurve eher schlechter Tag. Zu Beginn der zweiten Hälfte wurde per Spruchband
auf die Redbull-Thematik eingegangen und sich klar gegen diesen Blubberbrausen-Kommerzverein positioniert.
Mit der S-Bahn ging es dann zurück nach Spandau. Da wir recht früh dran waren, vertrieben wir uns die Zeit
mit einer spontanen Gesangseinlage und wieder schallten die Zeilen rund um uns „asoziale Schalker“ durch
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den Bahnhof. Sehr zum Amüsement der einfahrenden Zuggäste. Die vorhandene Staatsmacht war eher weniger
begeistert und versuchte immer wieder ihre Machtposition zu demonstrieren, was uns aber wenig beeindruckte.
Die Rückfahrt verlief auch sehr kurzweilig - Pogo und Gesangseinlagen, die ein oder andere Bierdusche, einfach
Partystimmung pur zog sich über die gesamte Strecke. Eine Tour, die auf jeden Fall in den Köpfen bleiben wird weil es unser Leben ist!
Unter Freunden
Komiti
Aktuelle Lage:
Bei unseren mazedonischen Brüdern gibt es derzeit nicht viel Neues zu berichten. Das Heimderby gegen Metalurg
Skopje wurde mit 2:1 gewonnen und auch in Turnovo konnte durch ein souveränes 2:0 die Tabellenspitze gefestigt
werden. Damit steht Vardar weiterhin drei Punkte vor Rabotnicki. Am morigen Sonntag steht aus Fansicht das
wohl wichtigste Spiel der Rückrunde an, denn Vardar muss gegen Pelister Bitola antreten. Sportlich ist dieses
Duell diese Saison sicherlich kein Highlight, wie der mazedonische Fußball generell oft nicht, jedoch ist Pelister
der einzige Verein in Mazedonien, der über eine ernstzunehmende Fanszene verfügt. Aufgrund der Vorfälle im
Hinspiel zu Beginn der Saison, bei denen die Polizei unter anderem eine Schockgranate in den vollen Gästeblock
warf und acht Mitglieder von Komiti teils schwer verletzte, sind Gästefans morgen jedoch verboten. Alles außer
drei Punkte wären Morgen also eine absolute Katastrophe.
Vak-P
Aktuelle Lage:
Für die Tukker läuft es derzeit nicht wirklich rund. Neben einem Tabellenplatz im Niemandsland und satten fünf
Punkten Rückstand auf einen Euro League-Play-Off-Platz gab es auch vereinspolitisch schon deutlich bessere
Zeiten. Vor drei Wochen beim Heimspiel gegen Breda zeigte Vak-P ein Spruchband, welches sich gegen die
Frauenmannschaft und auch gegen die zweite Mannschaft vom FCT aussprach. Da beide Mannschaften ebenso
wie die Profis ihre Spiele meist im Stadion absolvieren, leidet der Rasenplatz ziemlich unter der Dauerbelastung
und zeitweise war sogar schon ein Kunstrasenplatz im Gespräch, sollten die Platzprobleme nicht besser werden.
Ultras Vak-P positionieren sich klar gegen diese Lösung. Eine Woche später ging es dann in den Süden der
Niederlande, um Twentes Gastspiel bei Willem II beizuwohnen. Zu diesem Freitagsspiel reisten die Tukker in
einem Beatbuzz an, was neben viel Grolsch und Party und einiges an Pyro auf der Fahrt sowie im Stadion zur
Folge hatte. Leider reichte es bei diesem Spiel jedoch wie schon in der Vorwoche nur zu einem Remis. Letzte
Woche gastierte dann PEC Zwolle in de „Hel van Enschede“ und durch einen Doppelschlag in der Schlussphase
konnte Twente endlich wieder einen Dreier einfahren. Leider gab es im Vorfeld des Spiel aufgrund finanzieller
Probleme des Vereins jedoch drei Punkte Abzug durch den Verband. Derzeit steht der FCT also auf dem achten
Platz der Tabelle und kann beim morgigen Spiel in Groningen hoffentlich einen weiteren Sieg einfahren, um die
Chance zu wahren nächstes Jahr doch noch irgendwie international spielen zu dürfen.
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Ultras Nürnberg
Aktuelle Lage:
Im letzten Blauen Brief keimte noch etwas Hoffnung auf, was die sportliche Situation unserer Freunde betraf.
Diese wurde leider innerhalb von zwei Wochen zu Nichte gemacht, denn beide Spiele wurden verloren. Gegen
Heidenheim gab es eine bittere 0:1-Heimniederlage, einen Spielbericht findet ihr etwas weiter unten. Auch
gegen die zu Hause noch ungeschlagenen Lauterer lief es nicht besser. So lag der Club zur Halbzeit schon 0:2
zurück und konnte in der zweiten Hälfte lediglich den Anschlusstreffer zum 2:1-Endstand schaffen. Zu Beginn
des Spiels zeigte die Nordkurve Nürnberg außerdem eine optische Aktion unter dem Motto „Fußballrocker - born
to be wild“. Untermalt wurde das Ganze mit etwas schwarzem Rauch. Während des Spiels erhellten zusätzlich
einige Bengalische Fackeln den Betzenberg. Zu diesem Spiel gibt es ausnahmsweise mal keinen Spielbericht,
da wir schließlich gleichzeitig unsere Farben in der Hauptstadt vertreten mussten. Übermorgen spielt der 1. FC
Nürnberg dann zur besten Spielfilmzeit zu Hause gegen den VfL Bochum. Hoffen wir, dass die drei Punkte am
Valznerweiher bleiben.
1. FC Nürnberg – 1. FC Heidenheim 0:1 (0:1):
Der Glubb steht auf dem siebten Tabellenplatz und schielt doch noch mit einem Auge in Richtung Relegationsplatz.
Dieser kann aber auch nur erreicht werden, wenn solche Gegner wie Heidenheim aus dem Max-Morlock-Stadion
geschossen werden.
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Pünktlich zur „besten“ Anstoßzeit, Freitags 18.30 Uhr wurde dann der Block betreten und konnte auch schon den
Heidenheimer Anhang mit einer ordentlichen Pyroshow begutachten. Die Fackeln wurden allesamt in der ersten
Reihe gezündet und mit einer Überziehfahne der Ultras etwas Sichtschutz gegeben. Die Nordkurve Nürnberg
startete mit einem schwarz-roten Fahnenmeer. Anschließend begann die Kurve laut und stimmungsvoll. Dieses
Level konnte dank der überzeugenden sportlichen Darbietung auf dem grünen Rasen in der ersten halbe Stunde
auch gehalten werden. Doch dann wurde dem 1. FC Heidenheim ein Freistoß zugesprochen. Der lange Ball flog
durch den Strafraum, fand einen Abnehmer und es stand 0:1 für Heidenheim. Der kurze Schock wurde mit einer
feinen Ansage des Vorsängers wieder wett gemacht und so ging es in die Halbzeit. Die Gäste aus Heidenheim
füllten einen der drei Stehblöcke komplett und wir hörten diese auch während des gesamten Spiels, wenn es
in der Nordkurve leiser wurde. Für mich einer der besten Gästeauftritte dieser Saison im Max-Morlock-Stadion.
In Halbzeit zwei wurden die Lieder nicht mehr so laut vorgetragen, wie es in Halbzeit eins war, aufgrund der
anstehenden Niederlage.
Während des Spiels wurden auch verschiedene Spruchbänder hochgehalten. So wurde unter anderem einem
verstorbenen Nürnberger gedacht, ebenso zwei für die Fanszene des S04. Unbeugsam bleiben, Roten!
In den zweiten 45 Minuten kontrollierte zwar der FCN das Spiel, fand aber keine spielerischen Mittel, um den
Ausgleich zu erzielen. Somit war der Halbzeitstand auch gleichzeitig der Endstand. Durch die knappe Niederlage
scheint der Weg ins Oberhaus in weite Ferne gerückt zu sein. Nach dem Spiel ging es noch kurz ins Lokal,
um von dort den Heimweg nach Gelsenkirchen anzutreten. Gäste auf Nürnberger Seite waren aus Wien und
Gelsenkirchen anwesend, darunter 1x UGE und mehrere VNK!-Aktivisten.
Rund um den Verein
Nach kurzer Unterbrechung geht nun unsere Rubrik „Rund um den Verein“, in der wir die einzelnen Abteilungen
unseres geliebten und eingetragenen Vereins vorstellen, endlich weiter. Nach der Basketball- und der
Tischtennisabteilung sind dieses Mal die Leichtathleten an der Reihe.
Leichtathletikabteilung:
Die Leichtathletikabteilung wurde 1922 offiziell beim FC Schalke 04 im Verein aufgenommen, daraufhin wurde
an ersten Wettkämpfen teilgenommen und auch erste Erfolge gesammelt. Besonders stolz war die Abteilung über
den Pokal, der ihr für den 1. Platz in der Olympiastaffel zuerkannt wurde. Leider musste sie dann aufgrund des
Ausbruches des Zweiten Weltkrieges ihre Aktivität vorerst einstellen. Erst in den 60er-Jahren ließen die Sportler
das erste Mal wieder groß aufhorchen, als Sprinterin Erika Pollmann 1964 über 200 Meter und 1965 über 100
und 200 Meter Deutsche Meisterin wurde. Auch bei Olympia 1964 in Tokio machte die damals 20-Jährige auf
sich aufmerksam. Diese Zeit kann durchaus als erfolgreichste Zeit in der Geschichte der Leichthletikabteilung
gezählt werden, da neben Pollmann auch Kugelstoßerin Gertrud Schäfer 1968 in Mexiko-Stadt Olympische Luft
schnuppern durfte. Aber auch danach waren die Sportler ab 1972 immer auf der Tartanbahn im altehrwürdigen
Parkstadion anzutreffen. Der wohl bekannteste und erfolgreichste Sprössling aus der Schalker Talentschmiede
war der olympische Silbermedaillengewinner Frank Busemann. Der Zehnkämpfer hält heute noch viele Rekorde
auf Schalke inne, musste aber aufgrund besserer sportlichen Perspektiven den Verein in seiner späteren Jugend
verlassen. Mit dem Sprinter Sebastian Ernst wurde aber in den 2000ern ein weiterer Leistungsträger gefunden,
der seine harte Arbeit im Training mit der Olympiateilnahme 2004 in Athen belohnte.
Nach dem Abriss des Parkstadions mussten die sich die Leichtathleten leider ein neues Zuhause suchen. Mit
Unterstützung durch den großen Stammverein und die Stadt Gelsenkirchen wurden ihnen ein neues Stadion in
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Buer gebaut. Die Trainingsbedingungen dort sind zwar an sich gut, nur leider müssen sie sich das Stadion mit
dem Fußballverein Westfalia Buer teilen - die fliegenden Bälle stören schon mal beim 100 Meter-Sprint - und
eine richtige Tribüne für die Zuschauer wird noch vermisst. Ansonsten ist man vollends zufrieden und stolz, den
Verein Schalke in den Stadien vertreten zu dürfen.
Interview mit dem stellv. Abteilungsleiter u. Kassenwart Gerd Peine:
Was zeichnet Ihre Abteilung aus?
„Wir haben zwar momentan keine großen Leistungsträger im Seniorenbereich, zwar gibt es Westfalenmeister,
aber was uns besonders auszeichnet ist der Kinder- und Jugendbereich. Alleine 200 Mitglieder unter 15 Jahre
sind bei uns aktiv.“
Wie lange sind Sie schon stellvertretender Abteilungsleiter?
„Ich bin seit 37 Jahren im Vorstand der Leichtathletikabteilung und bin dort so eine Art Mädchen für alles. Von
der Mitgliederverwaltung über die Organisation von Turnieren bis hin zu den Finanzen mache ich dort alles. Da
mir die Arbeit sehr viel Spaß bringt, habe ich zum Beispiel auch noch nie den Abteilungsleiterposten angestrebt,
da ich dort diese Arbeit so nicht mehr machen könnte.“
Wie gut werden Ihre Wettkämpfe besucht?
„Wir richten zum Beispiel Kreismeisterschaften aus, aber da kann man nicht mit großen Zuschauerzahlen
rechnen, dort sind dann eher die Familien und Freunde der Athleten. Im unteren Leichtathletikbereich kann man
allgemein leider nicht mit vielen Zuschauern rechnen, aber die, die da sind, kennt man dann auch und sie haben
fast alle eine feste Beziehung zum Verein und der Abteilung.“
Wollen Sie in Zukunft die Außendarstellung ihrer Abteilung gerne stärker gestalten?
„Leider lag lange Zeit unsere Öffentlichkeitsarbeit ziemlich brach, mittlerweile haben wir aber einen Presserat,
durch den wir ein größere Präsenz in den Medien haben. In den letzten Wochen waren zum Beispiel einige
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Westfalenmeisterschaften, die dann entsprechend auch in den Zeitungen heraus gestellt wurden.“
Spürt man den Mythos vom Schalker Markt auch in Ihrer Abteilung?
„Im Prinzip sind wir erst mal alle Schalkefans. Man spricht viel über Schalke, trägt Fankleidung und wir bekommen
auch Freikarten für die Heimspiele. Viele Athleten kommen auch zu uns, weil sie aktives Mitglied bei Schalke sein
wollen, die dann stolz sind, das Trikot mit dem Schalker Wappen tragen zu dürfen.“
Gibt es Verbindungen / Berührungspunkte zur großen Fußballabteilung?
„Wir haben durch die Sportbeiratssitzung eine ständige Verbindung zum Hauptverein, das heißt dort treffen
sich die Leiter der Abteilungen mit dem Vorstand des Hauptvereins. Man hat immer ein offenes Ohr für uns,
unterstützt uns bei der Buchhaltung und hilft uns auch finanziell. Wir sind im Allgemeinen sehr zufrieden mit der
Beziehung zur Fußballabteilung.“
Sind Sie Fan der Fußballmannschaft und gehen Sie sogar ins Stadion?
„Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste, aber ich gehe seit rund zwanzig Jahren regelmäßig zu den Heimspielen,
früher auch zu den Auswärtsspielen, aber mittlerweile reichen mir dir Heimspiele.“
ULTRAS für GE
Von der großen Spendenübergabe „Nordkurve-Kalender“
haben wir schon berichtet - gleichzeitig haben wir aber auch
versprochen, dass wir von den drei Spendenübergaben mit
einem Scheck in Höhe von je 1.500 Euro an das Kinderhaus
Gelsenkirchen, Trauerbegleitung und Arche Noah berichten
werden. Dieses Geld wurde im Rahmen von „ULTRAS für GE“
bei der Saisoneröffnung vom FC Schalke 04 und unserem UGEStand auf dem Gelsenkirchener Weihnachtsmarkt eingenommen.
Das Kinderhaus Gelsenkirchen ist eine stationäre Einrichtung
der diagnostischen Klärung und Übergangshilfe speziell für
junge traumatisierte Kinder im Aufnahmealter von 2-8 Jahren.
In drei kleinen Bezugsgruppen mit je 4-5 Kindern kann die
Einrichtung eine intensive pädagogische Betreuung der Kinder
sowie eine differenzierte Alltagsdiagnostik gewährleisten. Das Kinderhaus Gelsenkirchen bestiften wir nun schon
seit etlichen Jahren im Rahmen von „ULTRAS für GE“, da wir uns schon öfters einen Eindruck vor Ort machen
durften. Wir haben immer wieder festgestellt, dass die Arbeit im Kinderhaus Früchte trägt und unsere Spenden
dort immer sehr gut angelegt sind.
Das Kinderhaus investiert unsere Spende in Höhe von 1.500 Euro in ein Kletterparcours im Keller des Kinderhauses.
Wie wir die Kinder dort eingeschätzt haben, werden die sich sicherlich sehr darüber freuen.
Die Trauerbegleitung ist ein Institut, welches Hilfe und Unterstützung in Zeiten von Trauer, Krankheit,
Abschied, Trennung und Tod bietet. Trauerbegleitung bedeutet Lebenshilfe für betroffene Menschen, die einen
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Angehörigen durch Tod verloren haben. Durch den Tod eines geliebten Menschen geraten Angehörige meist in
eine Ausnahmesituation. Eltern, Kinder und Jugendliche finden daher bei dem Institut persönliche Begleitung,
Beratung und Gesprächskreise, um die Trauerzeit gut zu verarbeiten. Wir unterstützen die Einrichtung dieses Jahr
zum ersten Mal. Und wir sind fest überzeugt davon, dass wir es auch die kommenden Jahre machen werden,
denn wir sind von der Arbeit rund um die Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper überzeugt.
Die Trauerbegleitung strebt derzeit einen Umzug in eine neue, größere Räumlichkeit an, die entgültige
Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen. Sobald die Entscheidung steht, wird die Spende auf jeden Fall in
Material, Möbelstücke oder auch einen Kicker investiert.
Am 23.07.2011 wurde die Arche Noah als Kurzzeiteinrichtung und Hospiz für Kinder am Marienhospital
Gelsenkirchen eröffnet. Die Einrichtung für unheilbar erkrankte und schwerstmehrfach behinderte Kinder und
Jugendliche etablierte sich schnell. Mittlerweile haben mehr als 700 Familien das Angebot der Arche Noah in
Anspruch genommen. Die Auslastung lag im Jahr 2014 bei 97 Prozent. Überwiegend kommen die Gäste aus
dem Ruhrgebiet, aber auch Familien aus den anderen Regionen Nordrhein-Westfalens und der umliegenden
Bundesländer nutzen die Arche Noah. Seit einigen Jahren unterstützen wir die Einrichtung nun schon, da wir von
der geleisteten Arbeit vor Ort - analog zum Kinderhaus und der Trauerbegleitung - überzeugt sind.
Die Spendenübergabe bei der Arche Noah Gelsenkirchen steht aktuell noch aus. Auch hiervon werden wir
zeitnah berichten.
An dieser Stelle möchten wir uns nochmal bei allen Schalkern für die großartige Unterstützung bedanken. Wir
hoffen an dieser Stelle, dass sich auch in den kommenden Jahren unsere karitativen Projekte weiter festigen und
die jeweiligen Einrichtungen unserer Stadt unterstützt werden können.
Blick über den Tellerrand: Reisebericht Griechenland
Panathinaikos Athen - Olympiakos Piräus 2:1 (0:0):
Sonne, Meer, sommerliche Temperaturen, wunderbare Stadt und eines der größten europäischen Derbys - brillante
Voraussetzung für eine nette Tour. Daher stand nach fester Terminierung schnell die Reiseplanung, die uns in
die griechische Hauptstadt führte. In Griechenland wird bei jedem Spiel, bei dem eine Heimszene vorhanden ist,
permanent ein Gästeverbot erteilt. Die Fans von Panathinaikos warteten daher schon seit über einem Jahr darauf,
ein Fußballspiel gegen den verhassten Verein aus der Hafenstadt besuchen zu dürfen. Stattfinden sollte das
Spiel im Apostolos Nikolaidis Stadion - genannt: Leoforos. Das nicht einmal 17.000 Zuschauer fassende Stadion
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wurde bereits im Jahr 1928 eröffnet, die Tribünen kamen jedoch erst in den Folgejahren hinzu. Bereits zwei
Mal zog Pao übergangsweise ins OAKA, das moderne Athener Olympiastadion, um währenddessen ein neues
Stadion zu bauen, welches eigentlich schon 2010 fertiggestellt sein sollte. Jeweils scheiterten diese Maßnahmen
jedoch aus finanziellen Gründen, weswegen die Truppe seit der Saison 2013/14 wieder im Leoforos aufläuft.
Die Fans rund um die berüchtigte Gruppe Gate 13, die bereits seit 1966 existiert, halten dies für einen großen
Segen, da sie dieses Stadion für ihre einzig wahre Heimat halten. Leider wird dieser Zustand aber nicht mehr
lange standhalten, da die Vereinsführung einen neuen Sportkomplex in einem anderen Stadtteil anstrebt. Dies
liegt nicht zuletzt daran, dass die UEFA schon 2005 dem Stadion die Zulassung zur Austragung von Champions
League Spielen entzog. Begründet wurde dies mit der schlechten Infrastruktur der Spielstätte und den beengten
Verhältnissen rund um das Stadion. Der Standort inmitten eines der am dichtest besiedelten Stadtviertel Athens,
was den Bewohnern der umliegenden Dachgeschosswohnungen das kostenlose Fußballschauen vom Balkon
ermöglicht, die unterhalb des Stadions gelegene erste Sporthalle Griechenlands und die Graffitis, die die gesamte
Fassade des Stadions zieren und die Herzen der Streetart-Freunde höher schlagen lassen, sind die markanten
Merkmale dieses wunderbaren Ortes.
Bedingt durch die geringe Kapazität war das Spiel sehr schnell im Rahmen des Mitgliedervorverkaufes ausverkauft.
Die Kartenfrage gestaltete sich hier als sehr schwierig. Nach etlichen Telefonaten und Mails erreichte unsere
zweiköpfige Reisetruppe kurz nach der Landung in Athen dann die Nachricht von der Leitung des Ticketbüros,
dass man uns noch zwei Karten zur Verfügung stellen könne. Bei dem Spiel sollte man diese Angelegenheit auf
jeden Fall im Voraus regeln, sonst bleibt man wie auch einige andere Hopper am heutigen Tage im wahrsten
Sinne des Wortes im Regen stehen. Das Wetter schlug nämlich pünktlich zum Spieltag komplett um und wir
mussten uns der absoluten Durchnässung durch die am heutigen Tage nicht stoppenden herunterfallenden
Wassermassen hingeben. Nun darüber zu meckern, dass man Karten für einen unüberdachten Block hatte,
wäre aber absolut vermessen und so versuchten wir es dennoch so gut wie möglich zu genießen. Ist man ein
besonderer Feind der Staatsdiener, so fällt dies bei einem Derby in Griechenland sehr leicht, denn hier kann man
diese beim richtigen Kassieren beobachten. Ungefähr eine Stunde vor Spielbeginn war die Kurve bereits gut
gefüllt als der Präsident von Olympiakos es für eine sinnvolle Entscheidung hielt, den Schiedsrichtern die Aufgabe
die Tornetze zu kontrollieren abnahm und sich daher auf die Pao-Fans zubewegte. Natürlich kann man an der
Stelle auch darüber diskutieren, ob es eine übertriebene Reaktion ist, diesen unmittelbar mit Leuchtspuren zu
beschießen und das Tor zum Innenraum zu öffnen und auf das Feld zu rennen.
Nach einer kurzen ersten Auseinandersetzung mit der Polizei ging es für die Fans wieder zurück in die Kurve. An
einen Spielabbruch wurde selbstredend nicht gedacht, ebenso wenig als die Spieler von Piräus das Spielfeld zum
Aufwärmen betraten und ebenso unter Beschuss von Leuchtspuren und Böllern standen. Die Polizei hatte sich
nun vor der gesamten Haupttribüne positioniert und gehofft so Schlimmeres zu verhindern. Die Kurve von Pao
scheint absolute Freiheit zu genießen. Dass hin und wieder jemand von Gate 13 vermummt über den Zaun den
Innenraum betrat, um sich für eine Weile dort aufzuhalten, schien genauso wenig zu stören wie das Ablöten der
Netzverankerungen, die normalerweise den gesamten Block eingrenzen, heute aber natürlich beim Schießen der
Leuchtspur und Werfen von Gegenständen unnötig hinderlich waren. Nachdem das Netz mithilfe von Fackeln
gelöst werden konnte, rupfte die gesamte Kurve in Zusammenarbeit dieses zur Seite weg, sodass folglich nur
noch das Netz vor dem Block stand, dieser aber nun nach oben hin geöffnet war.
Am Zaun der Kurve prangte ein großes „Warzone“-Spruchband, was heute durchaus treffend war. Mit dem
Einlauf der Spieler wurden dort und vereinzelt auch in den angrenzenden Blöcken, der gegenüberliegenden
Hintertortribüne und der Wohnungen hinter der Kurve etliche Fackeln und Rauch gezündet, die ein wunderbares
Bild ergaben. Vor allem war es nett zu sehen, dass die meisten Fackeln in grüner Farbe waren und daher sehr
gut zum Kurvenbild passten.
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Die ersten Minuten bei diesem Spiel waren immer noch gewöhnungsbedürftig. Schiedsrichter und gegnerische
Spieler wurden permanent beworfen und angerotzt - nicht nur aus der Kurve sondern auch von Gegengerade
und Haupttribüne. In regelmäßigen Abständen bekamen auch die Polizisten vor der Haupttribüne mal eine
Leuchtspur vor den Helm und die ein oder andere Fackel wurde nahezu durchgehend gezündet. Eine mahnende
Durchsage vom Stadionsprecher gab es nur ein einziges Mal. Laut einer neben uns stehenden Person, die für uns
übersetzte, aber auch nur, weil ein Böller neben dem eigenen Torwart explodiert ist. Zur allgemeinen Atmosphäre
muss auf jeden Fall noch positiv angemerkt werden, dass bis auf einige Teile der Gegengerade jeder Besucher
über die gesamte Dauer stand.
Betrachtet man isoliert den akustischen Support, so war das bei dem Spiel jedoch über einige Strecken eine
ähnlich derbyunwürdige Leistung wie von uns beim letzten Aufeinandertreffen mit den Dortmunder Feinden.
Oft supportete nur ein kleiner Teil in der Mitte des Blockes. Überraschend oder enttäuschend war dies nicht
unbedingt, denn Pao ist nicht gerade für einen wahnsinnslauten Support bekannt, sondern punktet eher mit der
allgemeinen Verrücktheit. Auf diesem Gebiet muss sich Gate 13 wohl weltweit vor niemandem verstecken. In der
Phase in der das Spiel so vor sich hin plätscherte fuhr die Lautstärke dann nur hoch, wenn irgendein Grund zum
Pöbeln gefunden wurde. Besonders im Gedächtnis hängen geblieben sind zudem die Einlagen mit Armeinsatz.
Wurde dieser vom Vorsänger gefordert, war sofort die ganze Kurve inklusive der angrenzenden Blöcke dabei und
zu dem optisch ansprechenden Bild gab es dann folgend auch richtig was auf die Ohren.
Ähnlich verhielt es sich, wenn irgendwo im Stadion ein Gesang gegen den Präsidenten von Olympiakos Piräus,
Evangelos Marinakis, angestimmt wurde. Diesem werden in Griechenland Korruption und andere kriminelle
Machenschaften vorgeworfen. Grund genug, dass das gesamte Stadion - jung und alt - ihm lautstark mitteilt,
dass man in seinem Stadion den Koitus mit ihm vollführt habe.
Zur zweiten Hälfte zeigte Gate 13, welche heute von Brüdern aus Wien von Rapid und Rom von AS unterstützt
wurden, dann auch noch ein Spruchband, das laut übersetzenden Nebenmann darauf hinwies, dass Marinakis
mit Heroin dealt. Nach wenigen Minuten in der zweiten Hälfte kam es dann zum ersten Treffer des Tages, der den
Grünen die Führung bescherte und kollektives Ausrasten samt starker Pyroeinlage nach sich zog. Die Stimmung
zog nun noch einmal richtig an. Als diese daraufhin wieder abflachte, konnte Mladen Petric zum 2:0 einnetzen
und das Szenario wiederholte sich. Fortan liefen Leute von Gate 13 durch den Innenraum zu den Leuten, die
Gegenstände warfen und mit Leuchtspur schossen, um diese zu beruhigen. Ein Sieg gegen den Tabellenersten
und verhassten Feind war wohl einfach zu wertvoll, um einen Spielabbruch zu riskieren. Als Olympiakos mit der
letzten Aktion des Spieles noch den Anschlusstreffer erzielte, hielt ich den folgenden Pfiff des Schiedsrichters für
eine Spielunterbrechung, denn in den Kreise der sich abklatschenden Olympiakos-Spieler flogen prompt fünf bis
sechs Lechtspurschüsse. Wir wurden jedoch aufgeklärt, dass dies wirklich der Schlusspfiff war und Panathinaikos
für dieses Spiel tatsächlich drei Punkte bekommt, was nach mitteleuropäischen Maßstäben einfach nur
unglaublich ist. Die Fans aus der Kurve stürmten nun das Feld - was muss das bloß für ein Gefühl sein als Spieler,
wenn plötzlich fünf vermummte Leute auf dich zustürmen und dich umarmen? Die Spieler von Olympiakos waren
schon längst über alle Berge als die Polizei nochmal eine Kette formierte. Hier blieb es nun aber bei kleineren
Neckereien, den meisten Anhängern war einfach nur noch zum Feiern zu Mute.
Für uns ging es nun nach einer Mahlzeiteinnahme wieder zum Flughafen, bei dem man eine Nacht absolut
problemlos verbringen kann. Die nächtlichen Stunden bis zum Abflug wurden nun damit verbracht, die Eindrücke
Revue passieren zu lassen und die Kleidungsstücke auszuwringen.
Sollte schon einmal jemand darüber nachgedacht haben, dieses Derby zu besuchen, kann ich dies nur wärmstens
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empfehlen solange dies noch möglich ist oder besser gesagt: Sobald dies wieder möglich ist. Die Folge dieses Derbys
ist eine komplette Unterbrechung des Spielbetriebes in den ersten beiden griechischen Ligen. Diese soll anhalten, bis
die Vereine Konzepte für geeignete Sicherheitsmaßnahmen vorweisen können. Je nach dem woran diese sich dabei
nun orientieren, kann es mit der Freiheit in den dortigen Kurven auch schneller vorbei sein als man gedacht hätte.
Gemischte Tüte
Belgien: Eine bewegende Geschichte
ereignete sich Anfang des Monats
in Brügge. Der FC Brügge-Fan Lorre
Schoonbaert litt seit seinem 21.
Lebensjahr an einer schweren Krankheit
und wurde deshalb insgesamt 37 Mal
operiert. Da die Gesetze in Belgien in
Bezug auf aktive Sterbehilfe deutlich
liberaler als in Deutschland sind, wollte
er davon Gebrauch machen und sein
Ableben selbst bestimmen. Aus diesem
Quelle: facebook.com/clubbrugge
Grund sollte der 1. März diesen Jahres
ursprünglich sein Todestag werden. Diesen Termin verschob Lorenz, wie er genannt wurde, jedoch kurzfristig,
um sich seinen letzten Wunsch, den FC Brügge ein letztes mal gewinnen sehen, zu erfüllen. Vor dem Spiel ging
Lorre Schoonbaert dann mit seiner siebenjährigen Tochter an der Hand sogar noch einmal über den Platz des
Jan-Breydel-Stadions, woraufhin sich etwa 20.000 Fans erhoben, applaudierten und „You never walk alone“
sangen. Um seinen letzten Wunsch gänzlich zu erfüllen, gewann der FC Brügge sogar sein Heimspiel gegen Royal
Mouscron-Peruwelz mit 3:0. Einen Tag nach diesem Erlebnis endete sein Leben dann in einer Freitodklinik Lorre
„Lorenzo“ - Schoonbaert wurde 41 Jahre alt.
Griechenland: Von den Ausschreitungen beim Derby zwischen Panathinaikos und Olympiakos und dem
generellen Besuchsverbot für Fans bei Ligaspielen dürfte jeder gehört haben. Falls es doch jemanden geben
sollte, für den dies neue Infos sind, dem sei der Reisebericht aus Griechenland in dieser Ausgabe ans Herz
gelegt, falls dieser nicht eh schon gelesen wurde. Nur zwei Wochen später haben es die griechischen Fans erneut
geschafft negativ Schlagzeilen auf der ganzen Welt zu generieren. Mitte letzter Woche stand das Pokal-Rückspiel
zwischen Olympiakos Piräus und AEK Athen an. Da AEK Athen vor zwei Jahren zwangsabsteigen musste, trafen
die beiden Stadtrivalen schon einige Zeit nicht mehr aufeinander und spätestens nach dem 1:1 im Hinspiel
im Karaiskakis-Stadion brachte das Spiel auch eine gewisse sportliche Brisanz mit sich. Da Fans nur bei den
Ligaspielen verboten wurden, konnte die Anhänger von AEK Athen das Spiel besuchen und das Stadion war mit
65.000 Zuschauern restlos ausverkauft. Gäste waren natürlich wie im griechischen Fußball üblich keine erlaubt.
So viel zu den Rahmenbedingungen. Als kurz vor Schluss in der 89. Minute jedoch das 1:0 für Olympiakos fiel,
nahm das Debakel seinen Lauf. Wütende AEK-Fans stürmten das Spielfeld und versuchten an die Spieler der
Gastmannschaft zu gelangen. Diese flüchteten natürlich umgehend in die Kabinen des Stadions und kamen
auch nicht mehr auf das Feld zurück. Nach einer halbstündigen Unterbrechung entschied der Schiedsrichter
schließlich, dass das Spiel nicht wieder angepfiffen und für Olympiakos gewertet wird, die damit ins Halbfinale
einzogen. Man darf gespannt sein, wie es für die Fans im griechischen Fußball weitergeht.
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