Blauer Brief Nr.16 - Ultras Gelsenkirchen

Ausgabe 16 / Saison 14/15 • VfB Stuttgart • Auflage: 1.000 / gegen freiwillige Spende
Termine
10.05.2015, 17:30 Uhr
1.FC Köln - FC Schalke 04
Müngersdorfer Stadion
16.05.2015, 15:30 Uhr
FC Schalke 04 - SC Paderborn
Arena auf Schalke
e
z
n
a
l
g
Im nners…
deines Ba
16.05.2015, ab 18:00 Uhr
Party: 111 Jahre FC Schalke 04
Eurostar Gelsenkirchen
Daimlerstraße 16
45891 Gelsenkirchen
Fotos: UGE | jarnkaminerna.se |
Herausgeber „Blauer Brief“:
Ultras Gelsenkirchen e.V.
Daimlerstraße 6
45891 Gelsenkirchen
www.ultras-ge.de
[email protected]
V.i.S.d.P.: Zoran Stanisavljevic
Themen in dieser Ausgabe:
Einleitung +++ Rückblick FC Schalke 04 e. V. - SC Freiburg e. V. +++ Rückblick VfL Wolfsburg GmbH - Schalke 04
e. V. +++ Rückblick 1. FSV Mainz 05 e. V. - Schalke 04 e. V. +++ Unter Freunden +++ aUsGEholt - jetzt wird’s kritisch! +++ Blick über den Tellerand: Reisebericht Brasilien +++ Blick über den Tellerrand: Reisebericht Schweden
+++ Gemischte Tüte +++
Glückauf Schalker!
Kurz vor dem 111. Geburtstag unseres geliebten Vereins läuft es derzeit alles andere als Rund am Berger Feld. Die
Champions League Quali ist schon lange verspielt und aktuell ist auch die Euro League in Gefahr. Zu Willenlos
waren die letzten Spiele, abgesehen vom Auftritt in Wolfsburg. Was die Nordkurve Gelsenkirchen von so einer
Leistung hält, wurde der Mannschaft nach der Niederlage in Mainz deutlich gemacht. Nichtsdestotrotz müssen
jetzt die letzten Reserven aktiviert werden, sowohl auf dem Rasen wie auch auf den Rängen! Abgerechnet wird
bekanntlich zum Schluss. Deshalb gilt heute gegen den in akuter Abstiegsgefahr befinden VfB Stuttgart dieselbe
Devise wie immer: Lautstark und geschlossen zum Sieg - auf geht’s, Schalke! Auf geht’s, Nordkurve! Getreu dem
Motto unserer heutigen Choreografie: Blau und Weiß, wie lieb ich dich.
Zu allem Überfluss wird seitens der Medien noch Öl ins Feuer gegossen: So erschien am Sonntag, dem 26.April
2015, in der FAZ ein Artikel in dem behauptet wird, dass die Verantwortlichen des FC Schalke 04 e. V. eine
Ausgliederung der Profiabteilung beabsichtigen. Ein Dementi dessen lies von Vereinsseite nicht lange auf sich
warten.
Wo auch immer die Wahrheit liegt, es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass das Thema zu diesem Zeitpunkt wieder
von der Presse aufgegriffen wird. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.
:
EINHUNDERTELF JAHRE FC SCHALKE 04 e.V.!
Ein würdiger Anlass um die Saison 14/15 gebührend ausklingen zu lassen. Aus
diesem Grund wollen wir diesen Tag mit allen interessierten Schalker feiern.
Der Veranstaltungsort ist fußläufig von der Arena zu erreichen. Tickets gibt es am
UGE-Treff an der GAK & am UGE-Infostand zum VVK-Preis von 5€ zu erwerben.
Weitere Informationen folgen in Kürze unter www.ultras-ge.de.
Weiter möchten wir noch ein paar Worte zur
Saisonabschlussfeier verlieren: In den letzten
Jahren fand zum letzten Heimspiel der Saison
immer eine große Saisonabschlussfeier an
der Glückauf-Kampfbahn statt. Anlässlich des
111-jährigem Jubiläums von unserem Verein
haben wir uns für dieses Jahr etwas anderes
überlegt, um den Anlass gebührend zu feiern.
Dazu haben wir einen Festsaal, welcher
wetterunabhängig ist, gemietet. Der Saal befindet
sich auf der Daimlerstraße in unmittelbarer Nähe
der Arena und ist von dort in wenigen Minuten zu
Fuß zu erreichen. Neben Speisen und Getränken
wird es natürlich auch Musik vom Band wie
auch Live-Musik geben. Der Kartenverkauf ist
schon angelaufen - die Karten sind heute am
GAK-Fantreff und am UGE-Infostand im Stadion
erhältlich. Im Vorverkauf kosten die Karten
lediglich fünf Euro, an der Abendkasse müsst
ist ihr das Doppelte zahlen - sichert euch also
frühzeitig eure Karte!
Zur heutigen Ausgabe: Neben den Rückblicken auf die letzten drei Spiele die seit der letzten Ausgabe stattgefunden
haben, findet ihr auch die üblichen Rubriken „Unter Freunde“, „aUsGEholt“ und die „Gemischte Tüte“
wieder. Der „Blick über den Tellerrand“ geht dieses Mal nach Brasilien sowie nach Schweden. So können
wir euch einen Bericht vom Spiel aus Brasilien Vasco da Gama - Botafogo und ein Hopping-Bericht vom
Stockholmer-Derby anbieten.
2
Rückblick FC Schalke 04 e. V. - SC Freiburg e. V. 0:0 (0:0)
t.
Nach dem Auswärtskick in Augsburg ohne wirklichen Gegner auf den Rängen folgte das Heimspiel gegen Freiburg mit
einer ähnlichen Kräfteverteilung in puncto Fankultur. In Augsburg gestaltete sich das Verfolgerduell auf dem Platz sehr
ausgeglichen und letztendlich mit einem torlosen Unentschieden - heute sollte gegen die abstiegsgefährdeten Freiburger
auf jeden Fall mehr gehen. Zeitgleich spielten auch die verhassten gelben Nachbarn bei der anderen Borussia, so dass wir
vom Niederrhein und auch die Jungs vom Rheinland hier und da einen schönen Tag wünschen konnten.
Auf dem Platz zeigte sich dann direkt mit Spielbeginn ein noch trostloseres Bild als in der Vorwoche, von Laufbereitschaft
und Kampfwille war nicht viel mehr zu sehen als beim „Tipp-Kick“. Die Stimmung auf unserer Seite war, wie mittlerweile
bei Heimspielen üblich, in den ersten Minuten sehr ansprechend, flachte dann aber, wie leider auch üblich, nach ca. 30
gespielten Minuten ab. Sämtliche Versuche, die Kurve zu motivieren und den Funken von den Rängen auf den Platz
überspringen zu lassen, wurden nicht wirklich belohnt. Die Unzufriedenheit macht sich anscheinend so langsam auch
in unserer Kurve breit, zur Halbzeit gab es selbst aus dem Oberrang schon erste Pfiffe. Erst als das Spiel in der zweiten
Halbzeit begann hitziger zu werden, gelang es uns, die Kurve und teilweise die ganze Arena dazu zu bewegen, nach
dem Pöbeln und Aufregen weiter unseren Verein nach vorne zu schreien. Auf Freiburger Seite war fast durchgehend
Bewegung im unteren Bereich des Gästekäfigs zu sehen, akustisch zu vernehmen waren sie in der Nordkurve aber zu
keiner Zeit.
Das Spiel plätscherte in Richtung des zweiten torlosen Unentschiedens in Folge, nach welchem die Mannschaft dann
relativ sprachlos in der Kurve und mit nicht wirklich wenigen Pfiffen im Rest des Stadions verabschiedet wurde. Da
können wir glatt froh sein, dass die direkten Konkurrenten um die Europa-League an diesem Spieltag noch mehr
Punkte liegen gelassen haben. Ob wir nach den Spielen in der Autostadt und in Mainz allerdings auch noch auf einem
Tabellenplatz stehen, der es uns erlaubt, nächstes Jahr durch Europa zu reisen, ist zumindest fraglich - ihr wisst es beim
Lesen dieser Zeilen besser als ich im Moment. Nachdem wir die Gruppe zur Glückauf-Kampfbahn begleitet haben, ging
es direkt weiter in Richtung heimischen Niederrhein, zeitlich hätte es eigentlich passen müssen, gesehen haben wir aber
keine Gelben mehr.
Rückblick VL Wolfsburg GmbH - FC Schalke 04 e.V. 1:1 (0:0)
Wolfsburg ist eines der Ziele an einem Fußballwochenende, bei dem wir uns eigentlich nur auf die Zugfahrt freuen
können, wenn wir schon in dieses charmelose Kaff fahren müssen. Die einzige Tradition, die es dort gibt, ist die alljährliche
Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter des VW-Konzerns - dementsprechend kommt Traditionalisten wie mir immer die Galle
hoch, wenn ich diese sterilen Marketingexperimente von Unternehmen in unserer heutigen Fußballwelt sehe. Naja,
nichtsdestotrotz wollte die DFL uns mal wieder nicht gesonnen sein und schob das Spiel auf einen Sonntagnachmittag,
3
wodurch die Anreise mit dem Bus angetreten werden musste. Aber vor dem Hintergrund der anstehenden Choreografie
sicherlich gar nicht so übel. Also morgens Arsch hoch, in den feinsten Sonntags-Jogginganzug und wie aus dem Ei gepellt
bereit zur Sonntagsmesse oder Schalke auswärts.
So verlief unsere Anreise auch recht ereignislos, um
früh am Stadion mit den „Aufbauarbeiten“ der
Choreo beginnen zu können. Denn 1.000 VictoryÜberziehhandschuhe mussten vor dem Block auch noch
verteilt und zwei Spruchbänder und eine Blockfahne in
Position gebracht werden. Beim Einlaufen der Mannschaft
streckten sich tausend Schaumstofffinger in die Höhe als
Zeichen unserer Solidarität mit der ausgesperrten Sektion
Stadionverbot. Auf zwei Spruchbändern ließen wir unsere
Freunde wissen, dass auch sie, egal wann es sein wird,
wieder neben uns im Block stehen werden, während
das ganze vom „Wir werden siegen“-Logo als kleine
Blockfahne abgerundet wurde. Im Gesamten ergab es ein schönes Bild und spendet hoffentlich Kraft, Mut und Zuversicht
an alle Ausgesperrten! Passend dazu schmetterte der Gästeblock „Stadionverbote halten uns nicht auf!“ durch das
Stadion.
Die Stimmung während des Spiels war Phasenweise stark und konnte durch die getrennte Positionierung unserer Capos
und Trommeln in den Außenbereichen des Gästeblocks gut koordiniert werden, sodass immer wieder auch große Teile
des Oberrangs mitzogen. Als dann unsere Elf auch noch in Führung ging konnte unser Anhang nochmal eine Schüppe
drauf legen. Lediglich der Gegentreffer führte dann zeitweise zum Abebben der Stimmung.
Zur Heimseite blieb nicht wirklich viel in Erinnerung. Auch wenn es eine Ansprache vor dem Spiel des Wolfsburger Capos
gab, die auf einmal abgedreht wurde als es anscheinend zu kritisch wurde, gab es so gut wie keine nennenswerten
Momente in der Heimkurve. Die allgemeine Beteiligung des Heimpublikums wirkte zwar subjektiv empfunden ein wenig
höher als noch in den letzten Jahren, nichtsdestotrotz nicht mit anderen deutsch-traditionellen Anhängerschaften zu
vergleichen.
Naja, dass Spiel war im Allgemeinen zwar phasenweise in Ordnung, aber es fehlte auch hier wieder der nötige Biss, die
Abgewichstheit und der bedingungslose Wille zum Sieg. So konnten wir nur den einen wichtigen Punkt im Kampf um
die Euro League-Plätze mitnehmen und es bleibt ein fader Beigeschmack, ob das Minimalziel dieses Jahr überhaupt
erreicht werden kann.
Ein Dank gilt natürlich auch den zahlreichen Brüdern und Schwestern aus Nürnberg, die uns bei diesem Kick unterstützten!
Die Rückfahrt verlief an sich ereignislos, außer, dass sie sich durch einen Schwerlasttransporter auf der Autobahn ins
Endlose zog, so dass wir erst zur späten Stunde die Stadt 1.000 Feuer erreichten.
Rückblick 1. FSV Mainz 05 e. V. - FC Schalke 04 e. V. 2:0 (2:0)
Mein letzter Bericht ist gar nicht so lang her, nach dem Freiburg-Spiel schrieb ich noch, dass ihr beim Lesen besser wisst,
ob wir noch auf einem Europa League-Platz stehen oder nicht. Jetzt weiß ich es auch und kann von einem weiteren Stück
einer nicht ganz so schönen Rückrunde berichten. Aber ich fang mal vorne an.
4
Schon Wochen vorher, besser gesagt ab dem Zeitpunkt der Bekanntgabe der Terminierung, hielt sich die Freude bei mir
in Grenzen. Freitags auswärts ist nicht das, was man sich wünscht, Mainz ist auch nicht direkt um die Ecke und zusätzlich
war für diesen Freitag eigentlich auch der Besuch der Hochzeit eines unserer Mitglieder vom Niederrhein geplant.
Unglücklich gelaufen! Immerhin bietet mein Arbeitgeber seinen Mitarbeitern Gleitzeit an, so dass ich wenigstens nicht
wie andere einen Urlaubstag oder eine plötzlich auftretende, einen Tag lang andauernde Krankheit auf mich nehmen
musste, sondern einfach, um die Mittagszeit herum als erster grinsend das Büro verlassen konnte und mich auf den Weg
zur Abfahrt der Busse begeben konnte. Nachmittags mit dem Bus zu einem Auswärtsspiel zu fahren, fühlt sich auch
irgendwie komisch an und kann richtig ätzend werden, wenn man im Berufsverkehr in einen Stau gerät, wie es auch
uns passieren sollte. Trotzdem konnten wir das Stadion rechtzeitig erreichen und sämtliche Materialien für die geplante
Choreo durch die Kontrollen bringen. Zum Einlaufen der Mannschaften zeigte sich unser Gästeblock also erneut mit
einer prächtigen Choreografie, die aus blauen und silbernen Glitzerfähnchen bestand, die unten von den bisherigen,
unterschiedlichen Vereinslogos und oben von dem Spruchband „Im Glanze deines Banners“ eingerahmt wurden. Einen
weiteren Akzent bildeten 120 Blinker, die leider nicht gleichmäßig im Block verteilt waren, so dass sie nicht ganz das
erwünschte Bild ergaben.
Unsere Truppe fand fast schon ungewohnt gut ins Spiel und kontrollierte in den ersten Minuten das Geschehen. Klare
Torchancen gab es in dieser ersten halben Stunde aber nicht und es kam zu vereinzelten Angriffen der Mainzer, die
dann in einem Rumgestochere in unserem 5m-Raum nach einer Ecke und dem anschließenden Führungstreffer für
die Karnevalisten resultierten. Die Frustschreie aus der Gästekurve waren noch nicht verstummt, da gab es die nächste
Ecke für die Mainzer und ihr ahnt es schon, das zweite Tor. Zwischen der Choreografie und den Gegentoren war der
königsblaue Anhang noch sehr motiviert und hoffnungsvoll, den Anschluss nach Europa halten zu können, so dass die
Lieder lautstark und geschlossen in Richtung Rasen getragen werden konnten. Nach dem Doppelschlag verschwand
verständlicherweise der Großteil der Hoffnung, so dass wir
uns eher durchwachsen zur Halbzeit schleppten. Auf dem Weg
zur Kabine wurde den Jungs, die sich ähnlich in die Halbzeit
schleppten, noch die klare Forderung „Wir wollen euch kämpfen
sehen!“ hinterhergeschmettert. Ob sie es verstanden haben, ist
aber eher fraglich, richtigen Willen, das Spiel noch zu drehen,
konnte ich zumindest nicht erkennen. Hier und da gab es einen
Torschuss, das Aluminium wurde zwar auch mehrfach getroffen,
aber auch die eingewechselten Draxler und Goretzka konnten
keine neue Fahrt ins Spiel bringen. Der komplette Spielaufbau
der blauen Akteure auf dem Rasen wirkte ideenlos, lediglich der
junge Sane konnte durch Einzelaktionen immer wieder auf sich
aufmerksam machen. So tat sich auch der königsblaue Anhang
5
bei der lautstarken Unterstützung schwer, nur bei Liedern wie
„Wir sind Schalker“ und den Aufforderungen zum Kämpfen
wurde es noch richtig laut. Doch irgendwann war dann das
Spiel für die meisten schon abgehakt und Kanne kam auf die
wunderbare Idee, dass wir uns alle vorstellen, es stände 0:4 für
uns, sodass der komplette Gästeblock zu „von der Emscher bis
zum Bosporus“ freidrehte. Anschließend folgte noch „Asoziale
Schalker“, das selbst die Leute in den angrenzenden Blöcken
von den Sitzplätzen rieß und den Gästesteher mit dem Rücken
zum Spielfeld hüpfen ließ.
Das Mainzer Publikum war über dieses Lied fast schon erschüttert, beim „Ihr seid nur ein Hurensohnverein“ gab es nicht
wenige, die den Mund nicht mehr zugekriegt haben. Komisches Publikum, das mit seinen Klatschpappen auch immer
wieder den Schlachtruf „FSV, FSV“ gen Rasen rief, gleichzeitig und völlig unabhängig von den eher melodischen Liedern
der heimischen Ultras. Deren Aktivitätsradius scheint sich zumindest optisch zu den vergangenen Besuchen vergrößert zu
haben, von der Lautstärke kam aber nur in den letzten 2-3 Spielminuten etwas im Gästeblock an. Nach dem Spiel traute
sich unsere Mannschaft vor den Gästeblock und musste sich das ein oder andere anhören, immerhin sind die „Scheiß
Millionäre“ noch nicht zu fein dafür, der Kurve auch in so einer Lage entgegenzutreten. Den Arsch aufreißen sollten sie
sich in den verbleibenden Spielen aber trotzdem, magere zwei Punkte auf einen nicht europäischen Platz sowie drei auf
den Feind sollten Warnung und Ansporn genug sein!
Unter Freunden
Wie ihr sicherlich beobachten konntet, ragte der Teil „Aktuelle Lage“ hin und wieder recht mager heraus und behandelte
öfters nur den sportlichen Teil. Das ufert größtenteils in zeitlicher Natur, bekanntlich sind die Blauen Briefe immer mit der
heißen Nadel gestrickt, so dass solche Teilrubriken immer auf den letzten Drücker geschrieben werden. Deshalb haben
wir uns dazu entschlossen, dass wir immer nur einen Teil zum jeweiligen Verein publizieren, wenn auch die fantechnische
bzw. vereinspolitische Brille aufgesetzt wurde, ansonsten gibt es rund der sportlichen Situation beispielsweise den
Matchkalender im Internet, den sich jeder anschauen kann. Ergo haben wir in der heutigen Ausgabe mal auf einen
Komiti-Teil verzichtet.
Ultras Nürnberg:
1.FC Nürnberg – VFL Bochum 1:2 (0:1)
Das dritte Heimspiel in Folge von mir zur dritten unterschiedlichen
Anstoßzeit. Heute sollte es nach Sonntag und Freitag auf einem
Montag gegen die graue Maus aus dem Ruhrgebiet gehen.
Man sieht an diesen Daten genau, wie die zweite Liga durch
das TV diktiert und zerstückelt wird. Trotz des ungünstigen
Montagabendspiel um 20:15 Uhr bevölkerten rund 25.000
6
Zuschauer das Max-Morlock-Stadion unter Flutlicht. Im Vorfeld des Spiels hat sich Ultras Nürnberg ab 17:30 Uhr am
Stadion bzw. Strandbar eingetroffen und die üblichen Gespräche über Neuigkeiten aus den jeweiligen Szenen wurden
ausgetauscht.
Nach verflogener Zeit ging es in den 911er und ich schaute auf den gegenüberliegende fast leeren Gästeblock. Ultras
Bochum, Melting Pott und andere Bochumer bevölkerten einen von drei Stehplatzblöcken, welcher ebenfalls noch nicht
komplett voll gewesen war. Als Gäste durften die roten Schweine natürlich auch nicht fehlen. Die größten Optimisten
haben einen Aufstieg des 1. FCN noch nicht abgeschrieben und schielen noch mit acht Punkten Rückstand auf den
Relegationsplatz hin.
Zu Spielbeginn wehten wie mittlerweile üblich die rot-schwarzen-Fahnen in der Nordkurve Nürnberg. Die Bochumer
brachten verschiedene Größen an Schwenkfahnen mit, diese wurden im Block gut verteilt, so dass es ein schönes Bild
ergab. Während des Spiels wurden diese auch regelmäßig geschwenkt. Zwischendurch hat man die Bochumer auch
im Spiel akustisch vernommen, jedoch kein Auftritt, welcher länger hängen bleibt. Der Glubb legte fußballerisch eine
gute erste Halbzeit hin, hätte nach zehn Minuten führen müssen, jedoch scheiterte man mal wieder an der kläglichen
Chancenauswertung. Es kam, wie es kommen musste: 38.Spielminute, der VfL kam zum ersten mal nennenswert vor
das Tor von Rafael Schäfer und schlug eiskalt zu und führte völlig unverdient mit 1:0. Rafael Schäfer stand seit mehreren
Monaten wieder einmal als Nummer 1 im Tor, da das ehemalige Schalker Torwarttalent Patrick Rakovsky die Wochen
zuvor laut Trainer Rene Weiler einige Patzer verursacht hatte.
Die Nordkurve Nürnberg zog ihr Ding, wie man es kennt, gekonnt durch, konnte allerdings auch nicht ihr gesamtes
Potenzial abrufen. In Halbzeit zwei schaltete der FCN einen Gang zurück und der VfL bemühte sich erst gar nicht auf
Offensivfußball und hoffte auf einen Konter. Diesen bekam er dann auch recht schnell und konnte diesen zur 2:0 Führung
nutzen. Nürnberg kam noch zum 2:1 Anschlusstreffer durch Mlapa, der aber nur noch zur Ergebniskosmetik führte. Nach
ca. 70 Spielminuten stellte die Nordkurve Nürnberg allerdings ihren Support komplett ein, da es den Anschein hatte, dass
heute hier eh nichts mehr geht und es sinnlos ist, weiter zu supporten. Die „Bader-Raus“-Rufe wurden zum Ende Spiels
hörbar lauter und es muss sich dringend etwas ändern bei den Franken. Nach dem 26. Spieltag beträgt der Abstand zum
Relegationsplatz in die erste Bundesliga elf Punkte, zum zweiten Relegationsplatz in die dritte Liga noch zehn Punkte.
Bei ausstehenden sieben Partien sollte normalerweise in beide Richtungen nichts mehr gehen.
Gäste auf Nürnberger Seite kamen aus Wien und Gelsenkirchen, darunter 4x Ultras Gelsenkirchen.
FC St Pauli 1910 e. V. - 1. FC Nürnberg e.V. 1:0 (0:0)
Der Glubb auf einem Freitagabend beim Kiezclub – zwar leider nicht gerade eine Garantie für hochklassigen Fußball, aber in
Verbindung mit dem Schalker Spiel am Sonntag im nördlichen Wolfsburg eine gute Gelegenheit für einen Besuch bei unseren
Freunden. Dass dachte nicht nur ich, sondern auch 13 weitere Mitglieder aus UGE- und VNK-Kreisen und viele andere Schalker.
Die Terminierung ist natürlich trotzdem eine Katastrophe, 600 km Anreise bei einem Anstoß um 18:30 Uhr ist ohne Urlaub nicht
zu machen. Dennoch, die Motivation war groß genug und so war der Auswärtsblock auf der Haupttribüne bis auf den letzten
Platz gefüllt. Zusätzlich wurde auf der aktuell abgerissenen und im Bau befindlichen Nordkurve noch eine Stahlrohrtribüne für
die Glubberer installiert. Man muss wirklich sagen, dass das neue Millerntorstadion wirklich sehr gelungen ist und sich absolut
positiv von den ganzen 0815-Arenen in Deutschland abhebt. Sehr im britischen Stil, eng gebaut und neben der Südkurve
noch eine zusätzliche riesige Stehtribüne auf der Gegengerade. Optimale Voraussetzungen sollte man meinen, die auch die
Nordkurve Nürnberg gut nutzen sollte.
Von Beginn an peitschte diese ihre Mannschaft nach vorne, zwar nicht immer extrem laut, aber durchgängig und ordentlich.
7
Anders sah es auf der Gegenseite aus. Die Choreo zu Beginn sah noch gut aus, aber ich war wirklich erschrocken darüber,
was USP und Co. aus der sich so selbstbeweihräuchernden „Kurve der Ultras“ machen. Da hatte man - oder hat noch? - eine
selbstverwaltete Kurve, kündigte an, jeden aus dieser rauszuwerfen, der nicht mitmacht, und trotzdem singen da keine 150
Mann in der Mitte? Wenn die Gegengerade mit einstieg war es laut, keine Frage, aber die Südkurve an sich? Nur schwach! Da
braucht sich wahrlich niemand hinter verstecken in den ersten Ligen.
Die Spruchbänder zu Beginn der zweiten Halbzeit zum möglichen Crystal Meth-Konsum der Nordkurve Nürnberg waren
zugegebenermaßen ganz lustig umgesetzt, ich möchte aber an dieser Stelle auf den YaBasta-Blog http://yabasta.blogsport.
de/2015/04/19/crystal-fighters-nbg/ verweisen, die dazu eine kleine Stellungnahme verfasst haben.
Kurz vor Schluss sollte dann leider doch noch das 1:0 für die Hamburger fallen, was das Stadion dann verständlicherweise
ziemlich feierte.Wir und unsere Freunde waren natürlich bedient und so ging es danach etwas genervt in die Kneipen Hamburgs,
in denen das schwache Spiel schnell vergessen wurde und ein entspannter Abend folgen sollte.
Vak-P:
Aktuelle Lage:
Sportlich ist die Saison spätestens seit dem Scheitern im Pokalhalbfinale gelaufen, was natürlich für großen Unmut
innerhalb der Fanszene sorgt. Twente hatte vor der Saison den Anspruch, sich für die Europa Leauge zu qualifizieren.
Dieses Ziel ist natürlich in weite Ferne gerückt und es stehen ganz andere Probleme auf der Agenda.
In unserem letzten Überblick berichteten wir über einen „Drei-Punkte-Abzug“ für die Mannschaft aus dem Osten der
Niederlande aufgrund von finanziellen Verstößen gegen die Lizenzauflagen des Verbandes. Es sollte allerdings nicht bei
diesen drei Punkten bleiben: Vor ca. zwei Wochen ereilte uns die Meldung, dass Twente nochmals einen Punktabzug vom
Verband bekommen hat. Die Gründe sind genau die selben wie schon bei der ersten Bestrafung. Für die neue Saison
muss der FC Twente ein neues Finanzkonzept vorlegen, damit eine Lizenz für die Eredivisie vom Verband vergeben
wird. Der Verein hat daraufhin erste Maßnahmen ergriffen und die komplette Scoutingabteilung und viele weitere
Posten für die gekündigt. Hier von wird auch der Eurofighter Youri Mulder betroffen sein. Kann der Verein sich aber
an das vorgelegte Konzept nicht halten, droht ein Zwangsabstieg. Ebenso gibt es große Unruhe wegen des aktuellen
Trainers. Er verdient, wie es heißt, für einen Trainer von Twente viel zu viel Geld und bringt überhaupt keine Ergebnisse,
so dass es bei den Supportern schon seit Wochen heißt, dass der Trainer wegmuss. Beim Spiel gegen AZ gab es seitens
Ultras 1991 Gesänge gegen den Trainer, welche aber leider vom Großteil der Kurve nicht getragen wurden. Als gäbe es
noch nicht genug Probleme, besonders im finanziellen Bereich hat auch der Hauptsponsor angekündigt, dass er seinen
auslaufenden Vertrag mit dem Verein nicht verlängern wird.
Twente Enschede - Az Alkmaar 0:2 (0:2)
Nachdem das Wochenende mit unserem Auftritt in Mainz denkbar schlecht begann, sollte man doch eigentlich denken,
es könne nur besser werden. Doch auch die Mannschaft von Twente spielt eine denkbar schlechte Saison. Ein Platz im
Mittelfeld, mittlerweile sechs Punkte Abzug aufgrund von Lizensverstößen und große finanzielle Probleme. Das sind die
Themen, die vor dem Spiel die Supporter von Twente beschäftigten.
Das Home war vor dem Spiel relativ wenig gefüllt und die Stimmung war auch schon mal besser. Im Stadion sollte
es schwarzen Rauch geben. Passend dazu gab es ein Spruchband, mit dem die Anhänger sich für eine „schwarze
Saison“ bedankten. Ebenfalls im ganzen Stadion waren Plakate gegen den aktuellen Trainer zu sehen, welcher schon seit
Wochen, aber spätestens nach dem Scheitern im Pokalhalbfinale gegen Zwolle, stark in der Kritik steht.
8
Die Jungs der Ultras haben sich passend dazu noch den ein oder anderen Song gegen besagte Person ausgedacht. Ansonsten
fand allerdings kein Support statt. Nachdem es bereits zur Halbzeitpause 2:0 stand, blieben die Jungs von Ultras Vak-P im
Graben stehen und man plauderte bei dem ein oder anderen Bierchen über gewisse Parallelen unserer beiden Vereine.
Nach dem Spiel schossen die anwesenden Ultras noch ein gemeinsames Foto und anschließend sollte eigentlich der
Weg zurück in die Heimat angetreten werden. Kurz daraufhin bemerkte man allerdings, dass die für niederländische
Verhältnisse in großer Zahl anwesende Polizei wild den Knüppel schwung, da einige Anhänger von Twente versucht
hatten, die eigene Mannschaft zur Rede zu stellen. Schon kurz darauf fuhr die Polizei alles auf, was sie nur zu bieten
hatte und es begann ein ca. zwanzigminütiges hin und her zwischen Supportern und der Polizei bei dem das komplette
Mobiliar des Supporterhomes zu Bruch ging.
Am Ende des Tages gab es sechs Festnahmen, darunter leider auch ein Schalker.
aUsGEholt - jetzt wird´s kritisch
Der gestrige Tag fiel bekanntermaßen auf den 1. Mai, den Tag der Arbeit. Ein Datum, das in der Kumpelund Malocherstadt Gelsenkirchen seit jeher eine gewisse Bedeutung hat (aUsGEholt berichtete
in der Ausgabe 17 der Saison 11/12). Leider versuchen seit einigen Jahren die Nazis diesen Tag
für sich zu adaptieren und rufen regelmäßig zu eigenen Demonstrationen am 1. Mai auf. In diesem
Jahr sollte auch Gelsenkirchen der Ort für ihre menschenverachtenden Parolen sein. So hatte die
Partei „Die Rechte“ für den Freitagabend eine Demonstration von Essen-Steele
nach
Gelsenkirchen-Rotthausen angemeldet. Dazu die GE-blockt-Sprecherin Christin
Riedel: „Die Partei „Die Rechte“ die am 1. Mai hier demonstrieren möchte, steht
in der Tradition des Verbotenen „Nationalen Widerstandes Dortmund“,
„Die Rechte“ macht mit ihrem Versuch den 1.Mai zu missbrauchen
deutlich, dass sie sich ebenfalls in die Tradition des Historischen Faschismus
in Deutschland stellt.“
Ob es wirklich zu diesem Marsch gekommen ist oder er gestoppt werden konnte,
können wir zum
Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels natürlich noch nicht sagen, es bleibt aber zu
hoffen, dass sich die Stadt
Gelsenkirchen geschlossen gegen diesen Aufmarsch gestellt hat. Auch für uns Schalker muss es eine Pflicht sein, sich
dagegen zu stellen, wenn solche Deppen die Öffentlichkeit suchen. Die stumpfen Parolen der Nazis passen zum Verein
Schalke genauso gut wie die Dortmunder, also gar nicht. Schalke ist seit jeher ein Club der von Gastarbeitern und
Migranten geprägt wurde und überhaupt haben wir mit den freiheitseinschränkenden und ausgrenzenden Welt- und
Wertevorstellungen nichts gemein.
Leider haben wir es versäumt in der letzten Ausgabe bereits auf diesen Aufmarsch hinzuweisen, daher bleibt nur zu
sagen, dass sich jeder berufen fühlen sollte auch im Alltag Rassismus und Faschismus keine Chance zu geben.
Blick über den Tellerrand: Vasco da Gama - Botafogo 1:0
In Deutschland neigt sich die Saison langsam dem Ende zu, in Brasilien startet sie erst am kommenden
Wochenende. Während der Sommerpause, die sich Aufgrund der geografischen Lage, von Januar bis Mai
erstreckt, werden in Brasilien die Staatsmeisterschaften ausgetragen. Das Finale im Staate Rio de Janeiro tragen
in diesem Jahr der aus einem Ruderverein entstandene Club Vasco da Gama und der Traditionsverein aus dem
gleichnamigen Stadtteil Botafogo aus. Das Finale der Carioca wird in zwei Partien ausgetragen. Vasco genießt
im Hinspiel das Heimrecht im Maracanã, wo gelegentlich auch die Ligaspiele ausgetragen werden. 9
Der Ticketkauf vor dem Spiel verlief einfacher und reibungsloser als gedacht, die Gesundheitskarte wird in Brasilien
als Studentenausweis anerkannt, weshalb Tickets auf der Gegengerade zum halben Preis für umgerechnet 17
Euro erschwungen wurden. Das Stadion füllte sich erst recht spät, war dann mit knapp 45.000 Zuschauern zu
gut 2/3 gefüllt. Anzahlmäßig war die Anhängerschaft um die Ira Jovem von Vasgo etwas überlegen. Die Furià
Jovem, welche wie auch bei ihren Heimspielen im Engenhão, fanden Platz in der Zona Northe.
Der aktive Kern platzierte sich auf beiden Seiten zentral im Oberrang. Das Warmmachprogramm der beiden
Teams auf dem Rasen beschränkte sich auf ein paar kleine Spielereien nach dem Einlaufen. Bei Vasco gab es zum
Intro drei Blockfahnen, ansonsten gab es Luftballons und einige große Schwenker. In der Botafogo-Kurve waren
ebenfalls große und kleine Schwenker das einzige optische Supportmittel. Die Stimmung war auf beiden Seiten
überragend. Es war bewundernswert wie eigentlich immer die komplette Anhängerschaft enthusiastisch mitzog.
Dennoch behielt Vasco hier die Oberhand. Auf dem Rasen gab es ein spannendes, kampfbetontes aber auch
technisch ansehnliches Spiel. Im ersten Durchgang, der durch eine kurze Trinkpause unterbrochen wurde, konnte
auch die Elf des Ruderclubs überzeugen. Im zweiten Durchgang gewann Botafogo die größeren Spielanteile und
konnte sich viele gute Chancen herausspielen. Einzig und allein das Tor fehlte. Auf den Rängen gaben beide
Parteien alles, in einem Spiel das an Spannung kaum zu überbieten war. Als dann endlich in der Nachspielzeit das
erlösende Tor für die, im Endeffekt konstantere, Mannschaft von Vasco da Gama fiel, gab es kein Halten mehr. Ein
Torjubel der seines gleichen sucht krönte den begeisternden Einblick in den Südamerikanischen Fußball.
10
Für das Rückspiel im Maracanã am 3. Mai konnte sich Vasco verdient eine gute Ausgangslage schaffen, um den
22. Titel in der Carioca Heim zu schiffen.
Blick über den Tellerrand: Stockholmer Derby
Hammarby IF - Djurgårdens IF 2:1 (0:1):
Im November des vergangenen Jahres wurde amtlich, dass Hammarby IF zurückkehren wird in die höchste
schwedische Spielklasse. Mit einem Schnitt von über 20.000 Zuschauern pro Spiel war Hammarby auch in der
Vorsaison trotz Zweitklassigkeit die Mannschaft mit den meisten Zuschauern in Schweden. In der jüngeren
Vergangenheit wurden die Stockholmderbys lediglich zwischen Djurgårdens IF und AIK Solna ausgetragen. Da
Solna jedoch eine an Stockholm angrenzende Gemeinde ist, ist das „wahre“ Stockholmderby das Duell zwischen
Hammarby und Djurgårdens IF.
Hammarby ist ein Ortsteil des als Arbeiterviertels bekannten Stadtbezirks Södermalm und Djurgården (frei
übersetzt: „Tierpark“) Teil des nebenanliegenden wohlhabenden Bezirkes Östermalm. Mit dem Fanklientel lässt
sich dies aber nicht gleichsetzen, beide Vereine beziehen ihre Anhängerschaft seit je her aus ganz Stockholm. Bis
zum Jahr 2013 spielten beide Clubs in altehrwürdigen Stadien, seitdem müssen sie sich eine moderne Spielstätte
im Süden der Stadt teilen.
Um den Hass zwischen diesen beiden Clubs grob zu skizzieren, dient eine Anekdote des Eröffnungsspiels. Dieses
sollte nämlich von Djurgården durchgeführt werden, was auf solch großes Unverständnis bei der Anhängerschaft
Hammarbys stieß, dass diese drei Tage vor dem Eröffnungsspiel ein Paket mit der Aufschrift „bomb“ vor dem
Stadion platzierte, welches tatsächlich eine scharf gestellte Bombe beinhaltete. Das Spiel wurde abgesagt und
das Stadion wurde folgend von Hammarby mit einem Ligaspiel eingeweiht. Hier könnten noch etliche weitere
Vorfälle angeführt werden, wie der Versuch im letzten Jahr die Tribüne des alten Söderstadions, der ehemaligen
Spielstätte Hammarbys abzubrennen. Aber als Vorgeschichte, um den Hass zwischen diesen Vereinen einschätzen
zu können, sollte dies genügen.
Ein kurzer Überblick über die Fangruppen gestaltet sich bei DIF relativ einfach. Die beiden relevanten Gruppen
sind DFG und UCS. Djurgårdens Fina Grabbar ist die Hooligangruppe des Clubs und das Ultrà Caos Stockholm
sollte mit seinem Namen verraten, wofür es steht. Bei Hammarby ist dies etwas komplizierter. Die Kompisgänget
Bajen (KGB) sind die Hools, die aktive Fanszene unterteilt sich auf mehrere Gruppen. Hinter dem Tor positionieren
sich die Ultrà Boys, ebenso sind die Söder Bröder und Hammarby Ultras auf dieser Tribüne anwesend. Auf der
Gegengeraden supporten zusätzlich die Bajen Fans. Über die Entstehung des Spitznamen „Bajen“ für Hammarby
gibt es verschiedene Geschichten, die schon weit zurückreichen. Die Geschichte der Entstehung der Bajen Fans
ist hingegen eine Erwähnung wert. Schon vor etlichen Jahren begann der Verein Busfahrten zu Auswärtsspielen
anzubieten. Hierbei fielen immer wieder einige Leute negativ durch ihren Alkoholkonsum auf. Als diesen
die Fahrten schließlich verboten wurden, mussten sie sich fortan selber organisieren - die Bajen Fans waren
gegründet. Mittlerweile blickt die Gruppe auf eine Geschichte von über 30 Jahren zurück.
Der 13.04.2015 war der Tag an dem das besondere Duell zwischen den beiden Vereinen erstmals seit fast sechs
Jahren wieder stattfinden sollte. Ich nutzte also diese Gelegenheit, um mit meiner besseren Hälfte ihre Eltern in
Schweden zu besuchen, einen befreundeten Ultrà von Djurgården wiederzusehen und ein vielversprechendes
Spiel zu erleben. Nach einer langen, entspannten Autofahrt, einem Familienabend mit Raclette, Kartenspielen
und Wein ging es am Montag dann noch die restlichen 300 Kilometer weiter Richtung Norden nach Stockholm.
Auf ein Kulturprogramm konnten wir aufgrund vorangegangener Besuche der Stadt verzichten, so trafen wir
11
gegen Nachmittag auf meinen schwedischen Kumpel, mit dem es in einen Sichtweit von dem Stadion entfernten
Pub ging, in dem sich die Szene der Hellblau-Dunkelblauen – sowohl Ultras als auch Hools - trankesfreudig auf
das große Spiel einstimmte. Die Stimmung war jedoch bei weitem nicht so ausgelassen wie gewöhnlich, die
Anspannung war jedem anzumerken. Selbst ein Mitgründer der Ultra-Szene, für den vor einigen Wochen die
17. Saison mit Djurgårdens IF anbrach, bescheinigte mir, dass heute für ihn der größte Tag überhaupt ansteht.
Das Polizeiaufgebot beschrieben die Schweden zwar als enorm, für deutsche Verhältnisse war das aber für ein
Spiel mit einer solchen Brisanz ein Witz. Die Pubs von Djurgården und Hammarby trennen 200 Meter Luftlinie.
Hierzulande würden hierzwischen wohl drei Wasserwerfer stehen.
Nach einigen netten und interessanten Gesprächen machte dann schon ungefähr drei Stunden vor Spielbeginn
die Nachricht die Runde, dass Hammarby telefonisch angekündigt habe, den Pub in den nächsten Augenblicken
von beiden Straßenseiten anzugreifen. Da es hier im Folgenden lediglich zu einem falschen Alarm kam, welcher
dafür sorgte, dass sich der Pub innerhalb von wenigen Sekunden vollständig leerte, sollte nun selber die Initiative
ergriffen werden. Rund anderthalb Stunden vor Spielbeginn wurde mit leicht veränderter Route mit einem
Haufen von ungefähr 200-300 Fans zum Stadion aufgebrochen. Während die Polizei die Straße des HammarbyPubs erfolgreich abriegeln konnte, war es uns immerhin möglich, die Parallelstraße in dem Industriegebiet zu
betreten, die nur durch eine Gebäudereihe von der angestrebten Straße getrennt wurde. Die Polizei hatte die
dazwischenliegenden Freiräume allerdings schon abgesperrt, so dass es wenige Möglichkeiten gab. Es blieb
also größtenteils beim Sichtkontakt und dem regen Austausch von Böllern und ein paar Fackeln. So verlief der
Weg zum Stadion recht “entspannt“ und es konnte alles, was heute im Stadion folgen sollte, ohne Probleme
vorbereitet werden.
In dem zweirangigem Stadion hat Djurgården 5.000 von 30.000 Karten als Gästekontingent erhalten, sodass
sie ihre gesamte Heimkurve samt Oberrang füllen konnten. Das Spiel war selbstverständlich ausverkauft.
Glücklicherweise wurde auf jegliche Stadionbeschallung am heutigen Tage verzichtet, sodass schon über eine
halbe Stunde vor Anpfiff beide Kurven mit ihrem Programm loslegen konnten. Hammarby konnte mich vor dem
Spiel noch überzeugen, denn hier war die komplette Hintertortribüne und die Gegengerade bis zur Mittellinie
im Einsatz, leider aber jeweils nur der Unterrang. Djurgården verschwendete keine Zeit und präsentierte gleich
den spieleigenen Gesang: „Leksand och Bajen från Södermalm, håller varandra hand i hand“. Leksand ist
ein Eishockeyclub aus dem Norden Schwedens, viele Menschen - darunter auch bekannte Persönlichkeiten
- sind Fan beider Vereine, was für die Anhängerschaft von DIF, deren Verein sowohl eine Fußball-, als auch
Eishockeysparte besitzt, absolut peinlich ist. Die Eishockeysparte Hammarbys ging 2008 insolvent. Der Gesang
lässt sich übersetzen als „Leksand und Bajen aus Södermalm gehen Hand in Hand miteinander“. Ich erinnere
mich nicht, die Melodie dieses Gesanges schon einmal gehört zu haben, sie gefiel mir aber auf Anhieb, was
dadurch begünstigt wurde, dass sich die Kurve schon vor dem Spiel damit in einen klasse Rausch sang.
Zum Intro wurden im gesamten Stadion grüne und weiße Papptafeln gezeigt und in beiden Kurven eine
Blockfahne in fast identischem Cartoon-Stil. Beide Fahnen hatten natürlich das Beherrschen des jeweiligen
Gegenübers zum Inhalt. Beim Herunterlassen der Fahne in der Kurve Hammarbys wurden aus dem Oberrang
Wurfrollen geschmissen, in der gesamten Kurve Fähnchen geschwenkt und im Unterrang grüne Rauchtöpfe mit
einigen Stroboskopen entzündet, die den Anpfiff um zehn Minuten verschoben. Der Unter- und Oberrang wurden
die gesamte Spielzeit mit einem großen „Bajen Bäst I Stan“-Transparent verbunden (Bajen - die Besten in der
Stadt). DIF auf der gegenüberliegenden Seite riss mit Runterziehen der Fahne ungefähr 80-90 Fackeln verteilt in
der ersten Reihe des Unter- und Oberrangs an, was ein ebenso nettes Bild ergab.
12
Hammarby habe ich heute zum ersten Mal vor Ort gesehen, hätte den Verlauf aber völlig anders erwartet.
Djurgården hat stimmungstechnisch das Heft absolut in die Hand genommen. Gerade mit dem erwähnten
Gesang, sowie einer Melodie aus Italien in der ein Vers ebenso Hammarby gewidmet ist, wurde an dem
Stadion gerüttelt. Umso bemerkenswerter hierbei ist, dass DIF im Gegensatz zu HIF keine Trommeln verwendet.
Anlagen für die Vorsänger standen auf beiden Seiten zur Verfügung. Der Eindruck, dass ich hier dabei war, die
beste Nicht-Schalke-Halbzeit zu erleben, wurde nach dem Führungstreffer bestätigt. Den Torjubel beschrieben
die Protagonisten im Nachhinein als intensivsten, den sie je erlebten. Als Trotzreaktion war kurzzeitig die
Anhängerschaft Hammarbys zu hören, da das ganze Stadion einstimmte. Als der UCS-Vorsänger dann aber den
Gesang zu „Mrs. Robinson“ anstimmte, brachen begleitet von einer kleineren spontanen Pyroeinlage einfach
alle Dämme und das restliche Stadion wurde wieder zum Hinsetzen gezwungen - sehr stark!
Vor allem von der Seite Hammarbys gab es einige verhöhnende Spruchbänder, alle zu übersetzen sprengt aber
leider den Rahmen und oft waren sie auch einfach nur plump: „Obdachlos, ehrelos, wertlos - DIF - Stockholms
Schande“.
Zur zweiten Hälfte war auf Djurgårdens Seite ein weiteres Intro geplant, auf dass ich mich noch mehr freute
als das zum Spielbeginn. Die große Anzahl Vermummter die kurz vor Beginn der zweiten Hälfte den Unter- und
Oberrang betraten, verrieten auch dem neutralen Besucher, dass hier noch etwas ansteht. Als die Spieler den Platz
13
betraten, wurde in beiden Rängen blauer, roter und gelber Rauch entsprechend den Farben des Vereinswappen
gepaart mit etlichen Stroboskopen gezündet - klasse Bild! Nachdem sich die Pyromanen, wie schon nach dem
Intro zum Spielbeginn, unter einem Sichtschutz wieder entmummten gab’s dann auch wieder akustisch richtig
Feuer. Feuer gab’s dann auch nochmal von Hammarby, die einen Pullover der aufgelösten Supportergruppe
„Fabriken“ verbrannten. Im Voraus des Spiels warnten die Blauen die Grünen vor dieser Tat. Da diese aber nicht
hören wollten, gab es prompt die Quittung und eine Fahne der Hammarby Ultras durfte das letzte Mal von ihren
ehemaligen Besitzern gesehen werden, bevor sie sich zu Asche wandelte. Dadurch, dass Hammarby das Spiel
im Laufe der zweiten Hälfte drehte, konnten ihre Anhänger allmählich auch besseren Support zeigen. Nach dem
Siegtreffer wurde eine Vielzahl von grünen Fackeln gezündet einige Fans fanden halbfreiwillig den Weg in den
Innenraum, was aber unproblematisch war, da dieser auf gleicher Höhe wie die Zuschauerränge ist und nur
durch einen kleinen Zaun getrennt wird. Die Derbysiegesfeier wurde nun langsam begonnen. Das dauerhafte
Zusammenspiel von Hintertortribüne und Gegengerade ist alle Male nett anzusehen, wirklich entfesselt waren
die Grünen aber erst ab diesem Zeitpunkt. AIK habe ich persönlich in diesem Stadion stärker in Erinnerung. Auf
Seite von Djurgården war die Laune natürlich entsprechend bescheiden, man konnte aber trotz Derbyniederlage die
Spielstätte mit erhobenem Haupt verlassen. Wohl niemand hatte mit so einem Verlauf auf den Rängen gerechnet,
sodass die Erinnerungen an dieses Spiel bei den Anhängern DIFs sicherlich seltsam gemischt bleiben werden.
Für meine Freundin und mich ging es unmittelbar nach dem Spiel wieder zurück zu ihren Eltern und von dort
nach einer knappen Nacht zurück in die eigenen vier Wände.
26 Stunden Autofahrt haben sich definitiv hierfür gelohnt und das war auch sicherlich nicht mein letzter Besuch
in der schwedischen Hauptstadt diese Saison. Gerade wenn hier eines der großen Derbys ansteht, lohnt sich eine
solche Reise auf jeden Fall.
Gemischte Tüte
Brasilien: Im Clubhaus der Fangruppe „Pavilhao Nove“ von Corinthians in Sao Paulo sind in der Vorwoche
zum Derby mit Palmeiras acht Fans erschossen worden. Die Personen wurden zuvor gezwungen sich auf den
Boden zu legen. Ein Grillabend an dem Fahnen für das anstehende Spiel gemalt werden sollten, fand somit ein
unglaublich tragisches Ende.
Liegt ein Zusammenhang zum anstehenden großen Spiel auch sehr nahe, stehe dieser Vorfall laut Polizeiangaben
in keinem Verhältnis zu dem Ereignis. Vielmehr seien Konflikte im Drogengeschäft für diese gewaltsame Aktion
ausschlaggebend gewesen.
Hannover: Jedem Leser dürfte der Boykott der aktiven Fanszene aufgrund von Spannungen mit Martin Kind
und dem Verein bekannt sein. Ultras Hannover besuchte nur noch die Spiele der zweiten Mannschaft und trat
als Gruppe nicht mehr bei den Profis auf. Andere Gruppen fuhren weiterhin zur Profimannschaft, allerdings
ohne Unterstützung der Mannschaft. Doch dies ist seit dem letzten Heimspiel von Hannover 96 Geschichte.
Nachdem sich der Verein und die aktive Fanszene wieder annäherten wird auch wieder die erste Mannschaft
unterstützt. Dies allerdings nur, wenn die Profis nicht zeitglich mit der zweiten Mannschaft spielen. Denn dieser
wurde die Unterstützung für die ganze Saison 2014/2015 zugesagt. Eine Bedingung für die Rückkehr der aktiven
Szene zu den Profis war eine Entschuldigung bezüglich der Vorfälle beim Auswärtsspiel in Braunschweig. Damals
hatten Fans von Hannover 96 gegen die Kombianreise geklagt und vor Gericht Recht erhalten. Durch einen
Befangenheitsantrag verhinderte der Verein Hannover 96 die Herausgabe der Eintrittskarten. Den genauen
Wortlaut und die Vereinbarungen für die Zukunft, die zwischen dem Verein Hannover 96 und der aktiven
14
Fanszene getroffen wurden könnt ihr unter http://www.ultras-hannover.de/ nachlesen.
Hannover II: Der Kampf der Staatsgewalt gegen bunte Tifo-Materialien in Form pyrotechnischer Mittel hat vor
kurzem einen Dämpfer erfahren. In der Vergangenheit wurden Personen, denen der Gebrauch dieser Materialien
vorgeworfen wurde, in der Regel wegen eines Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz angeklagt. Wie löst die
Staatsanwaltschaft das Problem nun, wenn die entsprechenden Personen Gegenstände verwenden, die von
der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung zertifiziert wurden? Hierdurch lässt sich das Abbrennen
in Stadien nicht zwangsläufig als Straftat, sondern nur als Ordnungswidrigkeit bewerten. Nun bedarf es einen
anderen Grund, der benutzt werden kann, um die muntere „Ans-Bein-Pinkelei“ fortzuführen. Daher wurde ein
Fan von Hannover 96, der die Benutzung einer Fackel im Derby gegen Braunschweig gestand, alternativ wegen
der Freisetzung von Giften angeklagt. Die Staatsanwaltschaft forderte deswegen 18 Monate Gefängnisstrafe. Da
ein Sachverständiger das Stadion allerdings nicht als geschlossene Räumlichkeit ansah und keine Gefährdung
durch den Artikel erkennen konnte, wurde die betreffende Person vom Amtsgericht Hannover nun freigesprochen.
Leipzig: Eine absolut lächerliche Strafe bekam Chemie Leipzig vom Sportgericht des Sächsischen
Fußballverbandes ausgesprochen. Der Verein wurde zu einem Geisterspiel und 2000 Euro Strafe verurteilt. Beim
Spiel gegen den FC Grimme wurde ein Spieler, nachdem er abwertende Gesten zu den Fans von Chemie Leipzig
machte, von Fans, die zum Zuschauerbereich hinter der Trainerbank eilten, beschimpft und ein Zuschauer bestieg
dabei den Zaun. Deshalb wurde das Spiel auch kurzzeitig unterbrochen. In der Urteilsbegründung wurden dabei
Vorgänge falsch dargestellt und Fakten, die für den Verein gesprochen hätten, zum Beispiel ein Eingeständnis
des Grimmar Mannschaftsleiters ignoriert. Zusätzlich wurden Tatsachen, die nichts mit dem Fall zu tun haben
belastend dazugezählt. So wurde zum Beispiel der Verein für die hohe Anzahl an eingesetzten Polizeibeamten
bei Spielen von Chemie Leipzig verantwortlich gemacht. Der Verein kündigte an mit allen ihnen zur Verfügung
stehenden Mitteln gegen diese Strafe vorzugehen. Wir wünschen gutes Durchhaltevermögen!
Jena: Die Tage des ehrwürdigen Ernst-Abbe-Sportfeldes in Jena scheinen gezählt. Der FC Carl-Zeiss Jena und der
Stadtrat beraten dieser Tage über die Zukunft der Spielstätte. Da der FCC das ambitionierte Ziel verfolgt, im Jahr
2023 wieder in der 2. Bundesliga zu spielen, möchte dieser treffend zur Kampagne „Zurück nach vorne“ eine
moderne Schüssel an der Stelle des vielerorts geschätzten Stadions sehen. Während der Um- beziehungsweise
Neubau bereits als beschlossen zu betrachten ist, soll bis Mitte des Jahres entschieden werden, wie die neuen
Pläne aussehen werden. Von Vereinsseite wird hier eine Lösung favorisiert, die ein Stadion mit 150 Logenplätzen,
integriertem Hotel und einem Kongresscenter vorsieht.
© Horda Azzuro
15
16