„am puls der Zeit“

ÖHV
ÖHV
ÖSTERREICHISCHER
HAUSÄRZTEVERBAND
Ausgabe: 3/April 2015, Jahrgang 4 • € 7,–
© iStockphoto
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Das Fachjournal für die Medizinerin und den Mediziner
Offizielles Organ des Österreichischen Hausärzteverbandes
ISSN 2227-698X
ÖSTERREIC
HAUSÄRZT
Hausapotheken
Vertreibung statt Aufwertung
„Am Puls der Zeit“
Langzeitmanagement angeborener Herzfehler
P.b.b. ❘ Retouren an PF 555, 1008 Wien ❘ GZ 12Z039194M
Universimed CMC GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien
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1) Adenuric® Fachinformation; 2) Zhang, W et al., Ann Rheum Dis 2006; 65: 1312–1324; 3) Khanna, D et al., Arthritis Care Res (Hoboken) 2012; 64 (10): 1431-1446;
4) Sautner, J et al., Wien Klin Wochenschr 2014; 126 (3-4): 79-89
ADENURIC® ist eine eingetragene Handelsmarke von Teijin Limited, Tokio, Japan
Fachkurzinformation zu Inserat siehe Seite 31
mg/dl
2-4
EDITORIAL
Weil nicht sein kann,
was nicht sein darf?
D
ass Spitäler teuer sind, ist eine Binsenweisheit, dass sie der Lieblingsaufenthalt
kranker Österreicher sind, eine Tatsache. Keine Politikerin, kein Politiker wagt,
daran zu rütteln, schon gar nicht in Vorwahlzeiten.
Aber Neuerungen tun not, daher wird das offizielle Österreich nicht müde, solche
einzuleiten. Dazu wäre ein Blick über die Grenzen hilfreich. In den Niederlanden und
in Dänemark gibt es Gesundheitssysteme, die auf den Hausärztinnen und Hausärzten
basieren, gut funktionieren und erschwinglich sind. Zeitungsberichten zufolge haben
sich Vertreter der oberösterreichischen Landespolitik mit LH Pühringer an der Spitze
an Ort und Stelle kundig gemacht, sind aber zu dem Schluss gekommen, dass für Österreich der Weg zu Fachärztinnen und -ärzten und in die Ambulanzen der richtige sei.
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Wohl kaum, schon eher, weil in Österreich
die Macht von der Bürokratie ausgeht, und die ist nirgendwo der Motor für Innovationen. Anstatt wie Sancho Pansa den Mächtigen der Gesundheitspolitik zu folgen,
zieht der Österreichische Hausärzteverband (ÖHV) es vor, wie Don Quichotte gegen
Windmühlen zu kämpfen. Die Tragikomik dieses Bildes ist evident.
Nachdem aus ELGA die Luft entwichen ist, gebiert die Kreativität der Gesundheitsreformer nun die PHC-Versorgungszentren. Zwei davon werden in Wien zur besten
Vorwahlzeit installiert, die Ausschreibungen dafür sind bereits veröffentlicht. Gerade
einmal ein Prozent der Patienten sollen sie versorgen, die Kosten dafür sind umgekehrt proportional. Aber die Bundesländer wollen folgen, jedes natürlich mit einem
eigenen Konzept.
Diese Entwicklung aufzuzeigen und zu diskutieren, lud der ÖHV am Dienstag, dem
21. April 2015, ins ORF RadioKulturhaus in Wien. Mehr dazu lesen Sie in den folgenden Ausgaben unseres Journals.
Dr. Peter Pölzlbauer
Chefredakteur
E-Mail: [email protected]
Abdruck des Puzzles mit reund­licher Genehmigung der Wiener Spielkarten­fabrik Ferd.
Piatnik & Söhne, © 2015 by Piatnik, Wien
Primärversorgungszentren:
Gesundheitsfabriken mit Fließbandcharakter
ießbandcharakter
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ÖSTERREICHISCHER
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D
HAUSÄRZTEVERBAND
21. April 2015
ÖHV
HV
ÖSTERREICHISCHER
HAUSÄRZTEVERBAND
Dr. Peter
Pölzlbauer
Chefredakteur
Die Politik sucht
nach Reformen des
Gesundheitswesens
und kommt dabei
nicht voran. Das
wäre an sich nichts
Neues. Ebenfalls
nicht neu ist
der Versuch, die
gebetsmühlenartig
wiederholte
Aufwertung
des Hausarztes
umzudeuten.
Es hat fast den
Anschein, als
richte sich die Wut
der Mächtigen
ausschließlich
gegen ihn.
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okus: Herz-KreislaufF
Erkrankungen
Hepatitis C – Problem gelöst?
News
Politik
Wissenschaft Seite 21
Serie Antiinfektiva:
Cephalosporine
14
Schlaganfall bei Vorhofflimmern –
Was wollen wir verhindern?
18
Fokus:
Gastroenterologie
Medizin
6
Langzeitmanagement
angeborener Herzfehler
8
Update Hepatologie
Leber – Lunge – Herz
20
Gebärmutterhalskrebs
Vorsorge und Früherkennung
10
Hepatitis-C-Infektion –
ein gelöstes Problem? 21
Aspekte der medikamentösen
Therapie der Gicht
12
Entzündliche Darm­erkrankungen
23
Psychosomatische Aspekte
7
Impressum
Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien. [email protected]. Telefon: +43/1/876 79 56-0. Fax: +43/1/876 79 56-20.
Geschäftsführung: Dr. Bartosz Chłap, MBA. Chefredaktion: Dr. Peter Pölzlbauer, Mag. Thomas Schindl. E-Mail: [email protected]. Redaktion: Mag. Sandra
Winter-Toman. Christa Preschitz, BA. Projektleitung: Margit Botan. E-Mail: [email protected]. Grafik: Margit Schmid. Lektorat: DI Gerlinde Hinterhölzl, Daphne
Mark, Dr. Patrizia Maurer, Mag. Sabine Wawerda. Produktion & Druck: AV + Astoria Druckzentrum GmbH, 1032 Wien. Gerichtsstand: Wien. Fotonachweis: iStockphoto, Archiv.
Offenlegung
Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH (100%ige Tochter der Universimed Holding GmbH). Eigentümer und Medieninhaber: Universimed Holding GmbH
Österreichische
ÖAK
Auflagenkontrolle
Druckauflage 10.000
ÖAK-geprüft (2. HJ 2014)
4 DAM
Bezugsbedingungen Abonnement: Bestellung bei Universimed oder unter www.universimed.com. Jahresabo EUR 55,–, Einzelheft EUR 7,– inkl. MwSt. und Versand innerhalb von Österreich; im Ausland zzgl.
Versandspesen. ISSN 2227-698x. Das Medium DAM – Die AllgemeinMediziner ist für den persönlichen Nutzen des Lesers konzipiert und beinhaltet Informationen aus den Bereichen Expertenmeinung, wissenschaftliche Studien und Kongresse. Namentlich gekennzeichnete Artikel und sonstige Beiträge sind die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des Verfassers und müssen daher nicht mit der Meinung
der Redaktion und des Herausgebers übereinstimmen. Copyright: Alle Rechte liegen bei Universimed. Nachdruck oder Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.
Die am Ende jedes Artikels vorhandene Zahlenkombination (z.B.: ■1234) stellt eine interne Kodierung dar. Geschlechterbezeichnung: Um die Lesbarkeit der Informationen zu erleichtern, wird bei Personenbezeichnungen in der Regel die männliche Form verwendet. Es sind jedoch jeweils männliche und weibliche Personen gemeint.
Ausgabe 3/15
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INHALT
Kampf um die Hausapotheke
ÖHV Aktuell
Präsidentenbrief
25
Hausapotheken
Vertreibung statt Aufwertung
26
DG-Anz-Pfeil-219x155-0115-print+3.pdf
1
21.01.15
Seite 26
Glosse
Das Mühlespiel
28
Die Reise des Dr. Faust durch
den kassenfreien Raum
28
JAMÖ
Die Gesundheitsreform: Primary Health
29
Care oder Fließbandmedizin?
14:35
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NEWS: POLITIK
WGKK
Update Honorarverhandlungen
Laut Wiener Ärztekammer (ÄKW) hat
sich in den letzten Verhandlungsrunden
mit der WGKK herauskristalli­siert, dass
es aufgrund der derzeitigen Rahmenbedingungen sehr schwierig sein wird, zu
einem für die Ärzteschaft annehmbaren
Ergebnis zu kommen. Konkret bedeute
die Neustrukturierung des Gesundheitssystems für die ÄKW Folgendes: Stärkung
und finanzielle Aufwertung der Hausärzte; Erweiterung des Stellenplans um 300
neue Kassenvertragsärzte; Ausbau des
Ärztefunkdienstes; Modernisierung des
Tarifkatalogs und adäquate Abgeltung
der Leistungen. Zu dieser gemeinsamen
Planung würden sich derzeit öffentlich
zwar alle bekennen, es sei jetzt aber die
Zeit gekommen, in die konkrete Umsetzung zu gehen.
52,8% für Spitalsärztepaket
ÄKOÖ: Endergebnis der Ärztebefragung
D
ie Ärztekammer für Oberösterreich (ÄKOÖ) befragte die angestellten Ärzte Oberösterreichs, ob sie
das gemeinsam mit dem Land OÖ
vereinbarte Spitalsärztepaket akzeptieren. Bei einer Beteiligung von 79,5%
stimmten 52,8% für „Ja“. „Dieses Ergebnis bestätigt, dass unser Verhandlungsergebnis akzeptiert wurde“, sagt
Dr. Peter Niedermoser, Präsident der
ÄKOÖ. Bei der Befragung ging es um
die Erhöhung des Grundgehaltes, Einzelstundenabrechnung der Überstunden und damit verbundenen Strukturänderungen in der Bezahlung. „Die
Mehrheit der Ärzteschaft hat dieses
Paket akzeptiert. Wir können daher ab
1. Juli mit der Umsetzung beginnen“,
sagt Dr. Harald Mayer, Kurienobmann
der angestellten Ärzte. „Nun geht es
darum, die Modalitäten zu klären wie
etwa neue Betriebsvereinbarungen
oder Zeiterfassungssysteme.“ Nach
diesem Ergebnis würden nun umgehend die notwendigen Schritte gesetzt,
um die gesetzlichen und vertraglichen
Voraussetzungen zu schaffen, damit
das Spitalsärztepaket rechtzeitig zum
1. Juli 2015 in Kraft treten kann. Die
ÄKOÖ hat im Rahmen einer elektronischen Befragung entscheiden lassen:
Im Zeitraum zwischen 7. und 19. April
konnten die angestellten Ärzte Oberösterreichs abstimmen, ob sie für oder
gegen das mit dem Land OÖ verhandelte Spitalsärztepaket sind.
Quelle: Presseaussendung der ÄKOÖ,
20. April
Quelle: Kuriennews der ÄKW, 17. April
Spitalsärzte
Attraktive Arbeits­
bedingungen schaffen
Eine qualitativ hochstehende Ausbildung, weniger Bürokratie und Admi­nis­
tration, eine ausgewogene Work-LifeBalance, flexible und altersgerechte
Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuung: Die
Bundeskurie Angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) sieht
noch sehr viel Handlungsbedarf, was
die Arbeitsbedingungen in den Spitälern betrifft. Entsprechende Verbesserungen wie Entbürokratisierung oder
Attraktivierung der Arbeitsplätze seien
im Zuge der Umsetzung des novellierten
Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes
auf jeden Fall durchzuführen, forderte
der stellvertretende Kurienobmann und
Obmann der Sektion Turnusärzte, Karlheinz Kornhäusl, in einer Aussendung.
Zudem wird die Personalknappheit als
gravierendes Problem betrachtet; 89%
der vor zwei Jahren Befragten hätten angegeben, dass in ihrem Spital zu wenig
Personal vorhanden sei.
Quelle: ÖÄK, 13. April
6 DAM
Aggressives Verhalten gegen
den Hausarzt
Ein ernst zu nehmendes Problem in der Praxis
W
ie aus einer im „Deutschen
Ärzteblatt International“ publizierten Umfrage hervorgeht, steht
aggressives Verhalten von Patienten
gegenüber ihren Hausärzten auf der
Tagesordnung. Mehr als die Hälfte der
befragten Allgemeinmediziner gaben
an, in den letzten zwölf Monaten mit
leichter bis mittelstarker Aggression
vonseiten gewisser Patienten konfrontiert worden zu sein. 11% definierten
die Ausmaße sogar als schwere Aggression und berichteten von Gewaltbereitschaft. Die Umfrage, durchgeführt von
Wissenschaftlern der Technischen Universität München, orientierte sich an
den Angaben von 1.500 Hausärzten zu
Häufigkeit, Art, Schwere und Ort des
aggressiven Verhaltens. Erschreckenderweise gaben 91% an, in ihrer Tätigkeit bereits mit Aggression von Patienten konfrontiert worden zu sein. Doch
ist das Sicherheitsgefühl nicht nur in
der Praxis gefährdet: 66% der Ärztinnen gaben an, sich beim Bereitschaftsdienst und bei Hausbesuchen unsicher
zu fühlen. Das gilt auch für 34% der
männlichen Kollegen. Die häufigsten
Vorfälle betrafen Beleidigungen und
Beschimpfungen sowie Sachbeschädigung, Diebstahl, Rufschädigung und
Verleumdung im Internet. Die Autoren
fordern angesichts dieser Ergebnisse,
die Problematik aktiver anzusprechen
und zum Thema in ärztlicher Aus- und
Weiterbildung zu machen. So ließen
sich auch Konzepte für den professionellen Umgang mit Aggression und
deren Bewältigung finden. Dringender Handlungsbedarf bestünde insbesondere bei Bereitschaftsdiensten und
Hausbesuchen.
Quelle: Vorderwülbecke F et al: Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 159-65
Ausgabe 3/15
NEWS: WISSENSCHAFT
Nebenwirkung von Antidepressiva
Ebola-Impfstoff
Atherosklerose steigt an
W
ie eine aktuelle Studie aus den
USA aufzeigt, können einige
häufig verschriebene Antidepressiva
das Auftreten von Atherosklerose verstärken. Forscher aus North Carolina
untersuchten die Nebenwirkungen
von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) anhand eines
Tiermodells mit Schimpansen. Dafür
wurden 42 weibliche Tiere ausgewählt, da koronare Herzerkrankungen in den USA die häufigste Todesursache bei Frauen sind. Außerdem
treten Depressionen bei Frauen knapp
doppelt so oft auf als bei Männern.
Über 18 Monate bekamen die Tiere
täglich einen SSRI bzw. ein Placebo
verabreicht. Die Dosierung war mit
jener vergleichbar, die auch bei Menschen angewandt wird. Es stellte sich
Immunisierung mit Injektion
heraus, dass die nicht depressiven Tiere, die den SSRI erhalten hatten, eine
dreimal so hohe Plaque-Ansammlung
aufwiesen als Affen, die das Placebo
bekommen hatten. Sogar sechsmal
größer war das Ausmaß der Atherosklerose bei den depressiven Tieren.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass
eine langfristige Einnahme dieser Substanzen die koronare Atherosklerose
bei Primaten fördert“, fasste die Studienautorin Carol A. Shively zusammen. „Das könnte auch für Menschen
von Bedeutung sein, da etwa ein Viertel der Frauen mittleren Alters in den
USA Antidepressiva einnehmen und
es sich dabei mehrheitlich um SSRI
handelt“, ergänzte sie.
Quelle: Shively CA et al: Psychosomatic
Medicine 2015; 77(3): 267–278
Ein auf dem „vesicular stomatitis virus“
(VSV) basierender Lebendimpfstoff hat
vielversprechende Ergebnisse für die rasche Entwicklung eines Impfstoffs gegen
das Ebola-Virus erbracht. Dieser müsste für eine nachhaltige Immunisierung
nur einmal injiziert werden. Zu diesem
Schluss kommt eine internationale, von
der WHO koordinierte Studie. Im Rahmen
der nun abgeschlossenen Phase-I-Studie
wurden 138 gesunde Probanden mit unterschiedlichen Dosierungen des Lebend­
impfstoffs geimpft. „Die Impfantwort
ist sehr zuverlässig, die Impfung selbst
ist sicher und die Verträglichkeit akzeptabel“, fasst Koautor Dr. Michael Ramharter von der MedUni Wien zusammen.
Als wesentlichste Nebenwirkung wurden
bei einer kleinen Gruppe von Probanden
vorübergehende Gelenksschmerzen und
-entzündungen festgestellt.
Quelle: Agnandji ST: NEJM 2015; doi:
10.1056/NEJMoa1502924
Start in die Pollensaison
„Kein Bundesland Zeckenfrei“
Pollenbelastung beginnt unterdurchschnittlich
2014 wurden 80 FSME-Virus-Infektionen
diagnostiziert. Diese Zahl liegt im normalen Schwankungsbereich der FSMEInzidenzen in Österreich. In den letzten
Jahren wurden die meisten FSME-Fälle in
Oberösterreich, Tirol, der Steiermark und
in Kärnten beobachtet. Dieser Trend hielt
auch 2014 an, wobei die mit Abstand
höchsten Erkrankungszahlen in Oberösterreich und in Tirol auftraten. Auch an
der saisonalen Verteilung hat sich nicht
viel geändert: 71% aller Fälle traten in
den Monaten Juni, Juli und August auf.
Eine überproportionale Häufung der
Fälle (60%) war wieder bei den über
50-Jährigen zu beobachten. Zwar weist
Österreich mit 85% die europaweit
höchste Rate an Impfungen gegen FSME
auf, allerdings sind dabei auch all jene
Personen erfasst, die irgendwann einmal
geimpft worden sind. Nach Impfschema
und damit vollständig immunisiert sind
nur 46% aller Österreicher.
D
er Frühling meldet sich zurück
und mit ihm starten wir wieder
in die jährliche Pollensaison. Aufgrund des unbeständigen Wetters war
der Saisonstart heuer recht sanft, die
Pollenbelastung durch die Frühblüher Erle und Hasel war bisher unterdurchschnittlich. Experten zufolge
lag dies vor allem am Wetter, das das
Stauben immer wieder unterbrach.
Der Pollenflug der Birke wird aber als
durchschnittlich prognostiziert. Neue
Erkenntnisse zeigen, dass für die Belastung der Allergiker nicht allein die
Menge der Pollen bestimmend ist,
sondern auch der Verlauf der Saison
großen Einfluss auf deren Empfinden
hat. Beginnt die Saison sehr plötzlich
oder steigt die Pollenmenge in der Luft
immer wieder sprunghaft an, leiden
Allergiker bedeutend stärker als bei
langsam ansteigendem Pollenflug. Aktuelle Belastungsraten und zusätzliche
3/15 Ausgabe
Serviceinformationen bietet die PollenApp – sie macht den österreichischen
Pollenwarndienst der MedUni Wien
mobil und ist inzwischen bereits in der
Version 4.0 erhältlich. Damit bekommen die Nutzer einen raschen Überblick, wo und in welchem Ausmaß
ihre Allergieauslöser gerade in der Luft
sind. Neue Features, die die App aufweist, sind u.a. auch ein Countdown
bis zum Saisonstart und detaillierte
Angaben zu Blühzeiten. Die Nutzer
tragen ihre individuellen Beschwerden
regelmäßig in ein „Pollentagebuch“
ein. „Je genauer und regelmäßiger die
Symptomdaten eingetragen werden,
umso treffsicherer kann daraus eine
persönliche Prognose berechnet werden“, so Uwe E. Berger, MBA, Leiter
des Pollenwarndienstes.
Quelle: Pressegespräch „Start in die Pollensaison 2015“, 24. März
FSME
Quelle: „FSME-Informationskampagne
2015“, 12. März
DAM
7
MEDIZIN
Serie: Antiinfektiva im klinischen Alltag, Teil 3
Cephalosporine
Die Gruppe der Cephalosporine ist eine breit gefächerte
Substanzklasse mit sehr unterschiedlichen antimikrobiellen
und pharmakokinetischen Eigenschaften und daher auch
verschiedenen Einsatzgebieten (Tab. 1).
A
llen Cephalosporinen ist eigen, dass sie gegen Enterokokken nicht wirksam sind, diese im Gegenteil
sogar herausselektieren. Ihre Resistenzrate gegen Escherichia coli ist wesentlich niedriger als jene von Ampicillin,
jedoch – hier vor allem Cephalosporine der dritten Generation – sind sie Hauptverantwortliche für das bestehende ESBL-Problem. Die älteren Cephalosporine haben ihre
Stärke im grampositiven Wirkspektrum, die neueren im
gramnegativen. Mit der Einführung der fünften Gene­
ration findet ein Paradigmenwechsel statt, da diese
Ce­phalosporine (Ceftarolin, Ceftobiprol) als einzige Betalaktamantibiotika auch gegen Methicillin-resistente
Staphylokokken (MRSA) wirksam sind (Abb. 1).
Die meisten oralen Cephalosporinvertreter (zweite und
dritte Generation) sind für ihre schlechte Bioverfügbarkeit
bekannt, weshalb ihr Einsatz genau überlegt sein muss.
Die Vertreter der Oralcephalosporine I (z.B. Cefalexin)
haben eine ≥90%ige Resorption. Eine Sequenzialtherapie
von parenteral (z.B. Cefuroxim 3x 1,5g i.v.) zu peroral
(z.B. Cefuroxim-Axetil 2x 500mg p.o.) ist zu hinterfragen.
Cephalosporine I
Cefazolin hat wie alle Vertreter seiner Generation eine
hervorragende Aktivität gegen Streptokokken wie auch
Staphylokokken inklusive der Penicillin-resistenten, jedoch nur eine mäßige gegen Enterobakterien. Aufgrund
der schlechten Wirkung gegen Haemophilus influenzae
sind sie nicht Mittel der Wahl bei einer akuten Exazerbation einer chronischen Bronchitis.
Cephalosporine II
Durch ihre bessere Wirkung gegen gramnegative Bakterien (H. influenzae, E. coli) können Cephalosporine II auch
gegen AECOPD bzw. Harnwegsinfektionen zum Einsatz
gebracht werden. Die klassischen Indikationen sind die
perioperative Antibiotikaprophylaxe, die ambulant erworbene Pneumonie sowie Haut- und Weichteilinfektionen inklusive Borreliose. Allerdings ist die Resorption von
Cefuroxim-Axetil niedrig und eine ausreichende Pneumo-
8 DAM
F. Thalhammer, Wien
kokkenwirksamkeit ist nicht gewährleistet, sodass dieses
wie die Oralcephalosporine III nicht als Mittel der Wahl
zur Therapie von Atemwegsinfektionen empfohlen wird.
Cephalosporine III
Die parenteralen Cephalosporine der dritten Generation
lassen sich in breit wirksame ohne Pseudomonasaktivität
und in schmal wirksame (mangelhafte grampositive Wirksamkeit) mit Pseudomonasaktivität unterteilen. Keines
der Oralcephalosporine III weist eine Pseudomonasaktivität auf.
Alle Oralcephalosporine III weisen eine schlechte Resorption auf, weshalb ihr Einsatz bei Atemwegsinfektionen
von der Paul-Ehrlich-Gesellschaft nicht empfohlen wird.
Ceftibuten hat gegenüber Pneumokokken keine ausrei-
Einteilung und Hauptindikationen
max. TD
Hauptindikation
3x 2,0g i.v.
2x 2,0g p.o.
3x 1,0g p.o.
3x 1,0g p.o.
Staphylokokken (MSSA, 1.Wahl)
Staphylokokken (MSSA, 1.Wahl)
Tonsillitis
3x 2,0g i.v
3x 2,0g i.v.
3x 3,0g i.v.
p.o. nicht empfehlenswert
perioperative Antibiotikaprophylaxe
ambulant erworbene Pneumonie
Haut- & Weichteilinfektionen
Atemwegsinfektionen
3x 2,0g i.v.
1x 4,0g i.v
1x 400mg p.o
2x 400mg p.o.
Urosepsis, Pneumonie
Meningitis, Neuroborreliose
Haut- & Weichteilinfektionen
Atemwegsinfektionen
Harnwegsinfektionen
Hautinfektionen
2x 2,0g i.v.
3x 2,0g i.v.
Pseudomonaden
3x 2,0g i.v.
schwere nosokomiale Infektionen
Pseudomonaden
3x 1,2g i.v.
3x 0,5g i.v.
MRSA
bei Haut- & Weichteilinfektionen
Cephalosporine I
Cefazolin
Cefadroxil
Cefaclor
Cefalexin
Cephalosporine II
Cefamandol
Cefotiam
Cefuroxim
Cefuroxim-Axetil
Cephalosporine IIIa
Cefotaxim
Ceftriaxon
Cefixim
Cefpodoxim-Proxetil
Cephalosporine IIIb
Cefobid
Ceftazidim
Cephalosporine IV
Cefepim
Cephalosporine V
Ceftarolin
Ceftobiprol
Tab. 1
Ausgabe 3/15
© UNIVERSIMED ®
MEDIZIN
Ceftazidim
Cefodizim
Ceftriaxon
Cefmenoxim
Cefotaxim
Cefpirom
Cefotiam
Cefazolin
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
MHK 90 (mg/l)
Geringe Aktivität
Abb. 1: Staphylokokkenaktivität im Vergleich
chende Wirkung, bei Cefixim werden langsam zunehmend
Resistenzen gegenüber Gonokokken beschrieben. Ceftriaxon wird sowohl über die Niere ausgeschieden als auch
über die Leber verstoffwechselt, sodass bei eingeschränkter Nierenfunktion keine Dosisanpassung erforderlich ist.
Cephalosporine IV
Diese Generation hat sowohl eine gute Aktivität gegen
Staphylokokken und Streptokokken aufzuweisen als auch
eine gegen Pseudomonas aeruginosa.
Cephalosporine V
Durch Bindung an das Penicillin-bindende Protein 2a sind
die Cephalosporine der fünften Generation in der Lage,
als erste Betalaktamantibiotika eine gute Aktivität gegen
Methicillin-resistente Staphylokokken aufzuweisen. Sie
haben keine Aktivität gegen P. aeruginosa. Aufgrund der
zu erwartenden großen therapeutischen Breite eines Betalaktamantibiotikums scheinen beide Vertreter sehr vielversprechend zu sein. Die Diskussion über die klinisch
richtige Dosierung (Dosierung laut Zulassung Ceftarolin
600mg 2x1 i.v. – Dosierung in der klinischen Praxis
3x 1,2g) wird in Anbetracht der Dosierungen der anderen
parenteralen Cephalosporine noch länger anhalten.
Für die nächste Zeit ist eine fixe Kombination von Cefta­
rolin mit dem neuen Betalaktamaseinhibitor Avibactam
zu erwarten. Diese Fixkombination soll dann auch gegen
ESBL-positive Enterobakterien wirksam sein.
Nebenwirkungen & Interaktionen
50% bei Cefuroxim-Axetil) fällt in Kombination mit
Antazida oder Protonenpumpenhemmern auf 25% ab. Bei
Cefamandol kann es selten zum Auftreten eines AntabusEffekts bzw. einer Hypoprothrombinämie kommen. Letztere stellt jedoch keine Indikation für eine „automatische“
Vitamin-K-Substitution dar. Ein rezenter Review beschreibt ein fast dreifach erhöhtes Blutungsrisiko in den
ersten drei bis sieben Tagen bei gleichzeitiger Gabe von
Warfarin und Cephalosporinen III, dieses ist bei den ersten beiden Generationen nur gering erhöht.
Die Kreuzallergie zu Penicillinen ist relativ gering, sodass
ein modernes Cephalosporin meist trotzdem verabreicht
werden kann (siehe Teil 2).
n
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Angaben zum Anwendungsspektrum und
zu Dosierungen finden Sie in meiner Antibiotika-App „Antibiotika & Antiinfektiva“
(www.antibiotika-app.eu).
Autor:
Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer
Klinische Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin
Universitätsklinik für Innere Medizin I
AKH und MedUni Wien
n 2016
Die Prodrug-Cephalosporine (Cefuroxim-Axetil, Cefpodoxim-Proxetil) sind Ester, deren Bioverfügbarkeit sich
mit gleichzeitiger Nahrungsaufnahme verbessern lässt.
Die von Haus aus niedrige Bioverfügbarkeit (z.B. etwa
3/15 Ausgabe
DAM
9
MEDIZIN
Gebärmutterhalskrebs
Vorsorge und Früherkennung
Investitionen, deren Rentabilität erst in mehreren Jahrzehnten erkennbar
sein wird, sind jedenfalls mit Unsicherheiten belastet. So werden wir erst in
50 Jahren beurteilen können, ob die „Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs“
die Frauengesundheit verbessert hat.
D
ie Bilanz der Arzneimittelhersteller hat diese Hoffnung
schon jetzt verbessert. Der „Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs“ war 2014 das umsatzstärkste Arzneimittel
in der Bundesrepublik Deutschland.
Unbeeindruckt von solch fraglosen Erfolgsgeschichten
nimmt sich die Tiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin
(TGAM) die Freiheit, Fragen zu stellen. Denn nur auf gewissenhaft und konkret gestellte Fragen kann es brauchbare Antworten geben. Und weil sich die Autoren der
TGAM nicht als Bevormunder ihrer Patientinnen verstehen,
sondern als Berater, arbeiten sie an einer Patienteninformation zur Vorsorge und Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses. Im Rahmen eines Meetings am 20. März 2015
wurde eine erste Version der 20 Seiten starken Broschüre
zur Diskussion gestellt.
Zunächst werden Fakten präsentiert, die außer Streit stehen:
Der sogenannte Krebsabstrich ist eines der erfolgreichsten
Vorsorgeinstrumente der Medizingeschichte. Seine Wirksamkeit ist abhängig von der korrekten Technik
der Zell­entnahme und der Kompetenz des Zellbildbeurteilenden Zytologen. In den letzten dreißig
Jahren ist die Zahl der an Gebärmutterhalskrebs
erkrankten Frauen unter 75 Jahren um zwei Drittel gesunken. Die Zahl der Todesfälle hat sich
halbiert. Es sind derzeit drei von 1.000 Frauen.
Betrachtet man 100 an Gebärmutterhalskrebs
gestorbene Frauen waren lediglich drei davon
jünger als 40 Jahre.
Die Informationsbroschüre bedient sich eines anschaulichen Bildes. In einem 2.500-Seelen-Dorf
leben 1.000 erwach­sene Frauen. Davon sterben in
25 Jahren insgesamt 260. Bei 160 von ihnen ist ein
Herzinfarkt oder Schlaganfall die Todesursache,
nur bei einer von ihnen Gebärmutterhalskrebs.
In Österreich geht die falsche Altersgruppe und
diese zu oft zum vorsorglichen Krebsabstrich.
Gerade die Risikogruppe im Alter von über 50 bis
69 Jahren fehlt beim Screening, die Gruppe mit
geringem Risiko findet sich oft jährlich zur Untersuchung ein. Diese etablierte Vorsorgemodalität
muss jeden Vergleich scheuen, sie entspricht nicht
dem Standard vergleichbarer Länder. Nach drei
aufeinanderfolgenden Jahren mit unauffälligem
Abstrichbefund kann das Untersuchungsintervall
auf drei Jahre verlängert werden. In vergleichbaren
Ländern hat sich diese Vorgangsweise bereits er-
Ausgabe 3/15
MEDIZIN
folgreich durchgesetzt. In Österreich ist diese Empfehlung
im Handbuch für die Vorsorgeuntersuchung seit zehn
Jahren festgeschrieben, den meisten Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern sowie Gynäkologinnen und Gynäkologen aber nicht bekannt.
Wer an diesem außergewöhnlichen Fortbildungsabend mit
exzellenten Referenten eine Antwort auf die Frage „Impfen,
ja oder nein?“ erhoffte, blieb so klug als wie zuvor. Aggressiv eindeutige Antworten bleiben auch weiterhin den Marketingabteilungen überlassen.
Zu häufige Untersuchungen bringen zweifelhafte Diagnosen
mit sich. Den betroffenen Frauen werden weitere diagnostische Schritte, bis hin zur Konisation, zugemutet, die sich
im Nachhinein als nicht indiziert herausstellen. Bei 1.000
in dreijährigem Intervall untersuchten Frauen sind das 500
Fälle, wird alle zwei Jahre untersucht bereits 750. Ein
Vorteil betreffend die Sterblichkeit ist unverhältnismäßig
gering. Es wird von diesen 1.000 Frauen maximal eine an
Gebärmutterhalskrebs sterben.
So viel konnte fundiert gesagt werden: Die HPV-Impfung
ist mit keinem höheren Risiko behaftet als andere Vakzinationen.
Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich aus anfänglichen
Zellatypien, die im Abstrichbefund erkannt werden können, über viele Jahre. Solche Atypien entstehen durch Infektionen mit dem humanen Papillomavirus. Neun von
zehn dieser Infektionen heilen innerhalb eines halben
Jahres spontan und ohne Therapie aus. Ob eine Frau Kontakt mit dem HP-Virus hatte, kann getestet werden. Frauen, deren Test keinen stattgehabten HPV-Kontakt anzeigt,
sind kaum gefährdet, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Dieser Test, der nicht zur Vorsorgeroutine zählt,
könnte die Prognosesicherheit einer Krebsvorsorge noch
entscheidend verbessern.
In der persönlichen Entscheidungsfindung kann man sich
u.a. von dem Portal www.hpv-entscheidungshilfe.de unterstützen lassen. Die geplante Patienteninformation dokumentiert einmal mehr die konsequente und redliche Arbeit der
TGAM. Sie ist nicht nur ein wissenschaftlich starkes, sondern auch standespolitisch bedeutsames Zeichen einer
selbstbewussten Allgemeinmedizin, die sich als kompetente
und persönliche Beraterin ihrer Patientinnen und Patienten
auf dem Boden gesicherten Wissens versteht. Die Kongressnachlese und die PowerPoint-Präsentationen der Referenn
tinnen und Referenten finden Sie auf www.tgam.at.
Bericht:
Dr. Christian Euler
n 20121615
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3/15 Ausgabe
Terrasse mit dem
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DAM 11
MEDIZIN
Aspekte der medikamentösen
Therapie der Gicht
Wenn man über die medikamentöse Therapie der Gicht spricht,
muss man sich vor Augen halten, dass sich diese aus mehreren
unter­schiedlichen Komponenten zusammensetzt, die individuell
zu kombinieren sind: die Therapie des akuten Gichtanfalls, die
Senkung des Harnsäurewerts, die Anfallsprophylaxe und die
Harnalkalisierung bei Uratnierensteinanamnese bzw. bei Einsatz
von Urikosurika.
Mittel der ersten Wahl zur Beherrschung des akuten
Gichtanfalls sind in Österreich nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) mit rascher und effizienter Wirkung.
Abseits der gastrointestinalen Nebenwirkungen darf gerade bei Gichtpatienten das kardiovaskuläre Risikopotenzial dieser Medikamente nicht außer Acht gelassen werden. Die Alternative der COX-2-Hemmer (Coxibe) ist im
selben Kontext hinsichtlich des kardiovaskulären Risikos
zu sehen. Alternativ kann Colchicin eingesetzt werden,
ein Spindelgift, das vor allem im romanischen Raum eine
lange Tradition in der Gichttherapie hat. Sein Einsatz ist
auch bei Kontraindikationen (KI) für NSAR möglich; es
sollte jedoch nicht gleichzeitig mit Makroliden oder Statinen gegeben werden. Für die Anfallskupierung wird von
allen internationalen Fachgesellschaften das Niedrigdo-
sisschema mit 1,2mg möglichst früh im Anfall und 0,6mg
nach 1 Stunde empfohlen. Dies erwies sich als ebenso
effizient wie das früher gebräuchliche Hochdosisschema,
aber als wesentlich weniger toxisch. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Gabe von systemischen Steroiden,
entweder peroral (z.B. 25mg für 3 Tage) oder als Depotpräparat einmalig i.m. oder i.a. – Vorsicht bei Diabetes
mellitus! Für Patienten mit multiplen Komorbiditäten, für
die diese Präparate nicht infrage kommen, steht der IL1-Antagonist Canakinumab zur Verfügung, der im Anfall
einmalig appliziert wird, aufgrund der hohen Kosten aber
derzeit ein Reservepräparat für Zentren darstellt. Bei
guter Wirkung kann frühestens nach 12 Wochen die
nächste Dosis gegeben werden.
Harnsäuresenkung:
Wann, womit bis zu welchem Wert?
Von vielen Kollegen wird ein Zeitintervall von 2 bis 3
Wochen nach einem Anfall bis zum Beginn der uriko­
statischen Therapie eingehalten, um den Anfall nicht zu
prolongieren. Ein Beginn während des Anfalls ist möglich,
wenn der Patient begleitend zur Urikostase konsequent
auch eine Anfallsprophylaxe (NSAR oder Colchicin) einnimmt.
Das meistverschriebene Mittel zur Harnsäure(HS)-Senkung ist Allopurinol, das nach dem Leitspruch „Start low
– go slow“ niedrig, z.B. mit 100 oder 150mg tgl., begonnen und in 2- bis 4-wöchentlichen Schritten bedarfsorientiert gesteigert werden kann, bis zu Maximaldosen von
600mg täglich. Allopurinol kann zu allergischen Reaktionen von harmloser Urtikaria bis hin zu schweren Formen, wie z.B. einem Lyell- oder DRESS-Syndrom, führen.
12 DAM
Ausgabe 3/15
Fachkurzinformation zu Inserat siehe Seite 31
Therapie des akuten Gichtanfalls
J. Sautner, Stockerau
MEDIZIN
Der Patient sollte aufgeklärt werden, dass das Medikament bei Auftreten eines Exanthems oder von Juckreiz
sofort zu pausieren ist. Die gleichzeitige Gabe von Azathioprin ist aufgrund einer möglichen Knochenmarksdepression kontraindiziert. Auch die gleichzeitige ACE-Hem­
mer-Gabe wird nicht empfohlen. Bei Allopurinol-Versagen
bzw. -Unverträglichkeit kann der Xanthinoxidase-Hemmer Febuxostat verordnet werden, der die HS rascher und
effizienter als Allopurinol senken kann; anfänglich 80mg
1x tgl. mit Steigerungsmöglichkeit auf 120mg tgl. KI sind
fortgeschrittene kardiale Insuffizienz (NYHA III und IV),
schwere koronare Herzkrankheit (KHK) oder unkontrollierte Schilddrüsenfunktionsstörungen. Medikamentenwechselwirkungen sind seltener als unter Allopurinol zu
erwarten, eine KI besteht aber auch für die gleichzeitige
Azathioprin- oder Theophyllin-Gabe.
Wie den nächsten Anfall verhindern?
Eine Anfallsprophylaxe wird für vorerst 6 Monate empfohlen, entweder mit NSAR oder mit Colchicin (0,5–1mg tgl.).
Harnalkalisierung bei Uratnierensteinanamnese
bzw. der Einsatz von Urikosurika
In Österreich sind keine Urikosurika mehr am Markt;
manche Patienten beziehen die Substanzen aber aus dem
benachbarten Ausland. Hier sollte auf die Harnalkalisierung mit z.B. Uralyt-U, speziell bei Patienten mit Uratnierensteinanamnese, nicht vergessen werden. n
Zielwert der Senkung ist ein HS-Wert <6mg/dl, bei Tophi
<5mg/dl. Als Reservepräparat für schwere therapierefraktäre tophöse Gicht stehen an spezialisierten Zentren
Urikase und pegylierte Urikase in Infusionsform zur
Verfügung. Eine Therapie der asymptomatischen Hy­
per­
­­
urikämie wird derzeit dezidiert nicht empfohlen,
wiewohl die Anfallswahrscheinlichkeit bei HS-Werten
>10mg/dl – geschlechtsabhängig – steigt.
1
05.03.15
Landesklinikum Stockerau, II. medizinische Abteilung
E-Mail: [email protected]
n 2021
10:36
Die gute Wahl gegen Schmerzen.
9 von 10
Anwendern sind
zufrieden.4
Wirkstoff: Flüssigextrakt aus der Beinwellwurzel
1) Staiger Ch, Sprunggelenk-Distorsion. Beinwellwurzelextrakt mindestens so wirksam wie Diclofenac. Sonderdruck aus der
Medizinischen Monatsschrift für Pharmazeuten 2006; 29: 111-112; 2) Predel H.-G., et al. Efficacy of a Comfrey root extract
ointment in comparison to a Diclofenac gel in the treatment of ankle distortions: Results of an observer-blind, randomized,
multicenter study. Phytomedicine 2005; 12: 707–14; 3) Grube, B. et al. Efficacy of a comfrey root (Symphity office. Radix) extract
ointment in the treatment of patients with painful osteoarthritis of the knee: Results of a double-blind, randomized, bicenter,
placebo-controlled trial. Phytomedicine (2007); 14: 2-10; 4) Aufgrund der Verbesserung des Zustandes. Gezeigt bei Patienten mit
Kniearthrose: Grube B. et al. Phytomedicine 14 (2007) 2–10; 5) Primäres Zielkriterium, ermittelt durch tonometrische Messung
bei allen durchgeführten Visiten. Darstellung nach Staiger. Med Monatsschr Pharm 2006(29): 115–17.
Diclofenac-Gel
0%
Reduktion Druckschmerz5
• Wirksam wie Diclofenac1,2
• Langzeitanwendung möglich3
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am Tag 4
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am Tag 7
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Schmerzreduktion
KY-15/02-CH-11-D
kytta-anz-219x155-dam-0215-PRINT.pdf
Autorin:
OÄ Dr. Judith Sautner
Durch Fortschritte in der Kinderkardiologie und Herzchirurgie hat
sich in den letzten Jahrzehnten eine neue Patientengruppe entwickelt:
Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern. Bei vielen dieser Patienten
bleiben auch nach erfolgter Korrektur-/Teilkorrekturoperation im
Kindesalter komplexe hämodynamische Veränderungen bestehen.
Diese können in der Folge zu Komplikationen bzw. Folge­er­­­­schei­
nungen führen, die weitere Interventionen notwendig machen.
D
ie Nachbetreuung von erwachsenen Patienten mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) erfordert Spezialisten,
die mit der mitunter komplexen Problemsituation vertraut
sind, da diese Patienten zumeist nicht mit unserer täglichen
kardiologischen Patientenklientel zu vergleichen sind. Demzufolge haben sich weltweit EMAH-Behandlungszentren
etabliert, die eine spezifische Expertise und Qualitätsstandards zur Betreuung dieser Patientengruppe aufweisen
müssen. Diese EMAH-Zentren betreuen ihre Patienten in
enger Kooperation mit weiteren Fachabteilungen wie auch
mit niedergelassenen Fachärzten und Allgemeinmedizinern.
Patienten mit sehr komplexen Herzfehlern sind eng an ihr
Zentrum gebunden und werden zumeist nur dort betreut.
Patienten mit mittelschweren Herzfehlern können auch von
Nichtspezialisten in guter Kooperation mit dem EMAHZentrum versorgt werden, unter der Voraussetzung eines
adäquaten Informationsaustauschs. Leichte Herzfehler sind
nicht unbedingt an die Behandlung in einem EMAHZentrum gebunden (Tab. 1).
14 DAM
© iStockphoto
Langzeitmanagement
angeborener Herzfehler
U. Klaar, Wien
Die Prävalenz der angeborenen Herzfehler (HF) in Europa
(727 Mio. Einwohner) liegt bei 1,2–2,7 Mio. In Österreich
gibt es rund 25.000 Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (davon ca. 54% leichte, 38% mittelgradige, ca. 8%
schwere HF). Niedergelassene Ärzte sind vor allem mit
Patienten mit leichten und mittelgradigen HF konfrontiert.
Gelegentlich sind sie sicher aber auch mit Problemstellungen bei schwierigen HF in Kooperation mit dem betreuenden EMAH-Zentrum befasst. Deshalb möchte ich in diesem
Artikel auf zu erwartende allgemeine Problemstellungen in
der Nachsorge eingehen. Auf die Probleme in der Behandlung einzelner Herzfehler einzugehen würde hingegen den
gebotenen Rahmen sprengen.
Kardiale Probleme in der Nachsorge
Erstdiagnose
Manche HF kommen erst im Erwachsenenalter zur
Erstdiagnose. Zumeist handelt es sich um einfache Klappen-
Ausgabe 3/15
FOKUS: Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Nachsorge von EMAH
Von den in der (Früh-)Kindheit korrigierten HF-Patienten
haben viele auch weitere (Korrektur-)Interventionen zu erwarten und zu erleiden. Eingriffe sind meist erforderlich, um
die Prognose zu verbessern, Risiken zu vermeiden oder um
die Lebensqualität zu verbessern. Die Entscheidung über
weitere Interventionszeitpunkte im Verhältnis zum
Risiko ist eine der schwierigsten Herausforderungen
in der EMAH-Nachbetreuung. Auf Faktoren, die oft
entscheidend sind für die Indikationsstellung einer
Intervention, wird in der Folge eingegangen.
Arrhythmien
Sowohl bradykarde als auch tachykarde Rhythmusstörungen sind einer der Hauptverursacher von hämodynamischen und prognostischen Verschlechterungen von HF-Patienten. Ursache dafür können Trigger
in den Narbenregionen der voroperierten Herzen sein,
oder die Rhythmusstörungen selbst sind ein Ausdruck
einer beginnenden Herzinsuf­fizienz. Sie können zu
Erhöhung der Morbidität, aber v.a. der Mortalität
führen und sind auch die häufigste Hospitalisierungsursache (z.B. bei Fallot, TGA, operierten kongenital
zyanotischen Vitien) bei EMAH. Das Ernstnehmen
von Arrhythmie-bedingten Symptomen wie Palpitationen, Schwindel, Kollaps oder gar Synkopen wie auch
die schnelle Diagnose von durch Arrhythmien verursachten Herzinsuffizienzzeichen sollten rasch zu einer
weiteren Diagnostik (EKG/Holter-EKG und [Spiro-]
Ergometrie, Echo) und Therapie führen. Antiarrhythmische Therapieentscheidungen oder eventuell auch
notwendige Interventionen wie elektrophysiologische
Abklärungen/Ablationen, Schrittmacher oder ICDImplantationen sollten an EMAH-Zentren erfolgen.
Auch eine OAK-Therapie sollte bei schweren Herzfehlern nicht ohne Rücksprache mit einem Zentrum
erfolgen. Nach derzeitigen Richtlinien sind antiarrhythmische Medikamente bei EMAH mit komplexen
Vitien nicht sorglos zu verordnen, unter anderem auch
wegen der negativ inotropen Nebenwirkung. Die
Entscheidung dazu sollte Spezialisten vorbehalten sein.
3/15 Ausgabe
Einfache Herzfehler (HF)
Aortenklappenvitium, Mitralklappenvitium
(ohne „cleft“, „parachute“)
korrigierter ASD/VSD/PDA, leichte Pulmonalstenose
Mittelgradige HF
Fallot’sche Tetralogie (ToF),
Pulmonalinsuffizienz/-sten­ose, Coarctatio aortae
(COA), Ebstein’sche Anomalie, Sinus-venosus-ASD
Schwere HF
Kongenitale zyanotische HF, Transposition der großen
Arterien (TGA), Trikuspidalklappenatresie, „Double
inlet (outlet)“-Ventrikel, Eisenmengersyndrom
Tab. 1
Herzinsuffizienz
Bei komplexen HF ist die Entwicklung einer Herzinsuffizienz
im Langzeitverlauf keine Seltenheit. Potenziell behebbare
Ursachen sollten rasch identifiziert und, falls möglich, rechtzeitig behoben oder therapiert werden. Auch hier gilt: Klinische Veränderungen im Laufe der Zeit sind oft wichtig für
das Timing von (Re-)Interventionen. Regelmäßige detaillierte Anamnesen, Abfragen und Einschätzung von Symptomen,
Veränderungen der Leistungsfähigkeit (evaluiert mittels
6-Minuten-Gehtest, [Spiro-]Ergometrie) und vor allem auch
die klinische Evaluation (z.B. der peripheren Sauerstoffsättigung) sind die Grundlagen in der EMAH-Nachbetreuung.
Veränderungen in der Auskultation und des Blutdruckverhaltens und klinische Zeichen der Rechts- oder Linksherzin-
Fachkurzinformation zu Inserat siehe Seite 31
fehler etwa der bikuspiden Aortenklappe, Mitralklappenfehler, das Marfan-Syndrom, einfache Vorhofseptumdefekte,
Coarctatio der Aorta, kongenital korrigierte Transpositionen
der großen Arterien, Formen der Ebstein’schen Anomalien
und gelegentlich auch Koronaranomalien. Die (Verdachts-)
Diagnose wird oft im Rahmen einer ersten Echokardiografie
gestellt, wenn unklare anatomische Verhältnisse vorliegen
(kongenital korrigierte TGA) oder unklare Ventrikeldilatationen (z.B. Rechtsventrikelerweiterung bei Wirksamwerden
eines Vorhofshunts) oder eine unklare deutliche Linksventrikelhypertrophie mit signifikanten Blutdruckdifferenzen zwischen unterer und oberer Extremität (CoA) besteht. Diese
Patienten müssen dann weiter abgeklärt werden (z.B. mittels
TEE, MRT, CT). Ganz selten erreichen auch Patienten mit
nie diagnostizierten oder nicht operierten schwersten Herzfehlern das Erwachsenenalter.
2015_04_Candesartan_I_DAM_01
DAM 15
FOKUS: Herz-Kreislauf-Erkrankungen
suffizienz oder einer Lungendruckerhöhung sind zu beachten
und oft die Indikatoren für weitere Interventionen. Regelmäßige echokardiografische Vermessungen und auch weitere Techniken wie die kardiale MRT oder CT-Untersuchungen
bis zu neuerlichen invasiven Vermessungen werden zur
Langzeitbetreuung der EMAH herangezogen. Über die therapeutische und prognostische Wirksamkeit von ACEHemmern und Betablockern liegen noch keine sicheren
Daten vor. Sie werden im Einzelfall aber empirisch eingesetzt.
Pulmonalarterielle Hypertension (PAH)
Die Entwicklung einer pulmonalarteriellen Hypertension
stellt bei einigen Patienten eine Langzeitfolge dar. Vor allem
bei nicht korrigierten Shuntvitien mit ungeschütztem Lungenkreislauf, aber auch als Sekundärfolge mancher spät
korrigierter Vitien (wie ganz selten auch ASD) kann es zur
Ausbildung einer PAH kommen. Bei unkorrigierten Shuntvitien kann eine PAH im weiteren Verlauf zu einer Shunt­
umkehr mit Eisenmengersyndrom (PAH und Zyanose)
führen. Die Datenlage zur erfolgreichen Therapie mit Endothelinrezeptorantagonisten, Phosphodiesteraseinhibitoren
oder Prostazyklinen für EMAH ist leider noch beschränkt.
Infektiöse Endokarditis (IE) und Endokarditisprophylaxe (EP)
Patienten mit angeborenen Herzfehlern haben im Laufe
ihres Lebens ein erhöhtes Endokarditisrisiko. Es hat sich
jedoch bei den meisten Endokarditiden keine exakte Beziehung zu (Zahn-)chirurgischen Eingriffen beweisen lassen,
auch ist die Verhinderung einer IE durch eine EP nie eindeutig bewiesen worden. Deshalb beschränken sich die derzeitigen Leitlinien auf die Gabe einer EP nur bei Hochrisikopatienten (Tab. 2).
Auch reduziert sich die Indikation für eine EP derzeit auf
Eingriffe an der Mundschleimhaut, am Zahnfleisch und
apikalen Zahnapparat. Auch vor Interventionen bei einer
Bronchoskopie (Inzisionen, Biopsie), Tonsillektomien und
Adenotomien sollte sie erfolgen. Auch der wiederholte Rat
zur adäquaten Zahnhygiene und zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen ist oft wichtig. Von Tattoos und Piercings
(v.a. in Schleimhautbereichen) wird abgeraten. Natürlich
aber ist die Endokarditisprophylaxe nicht zu verwechseln
mit der adäquaten periinterventionellen, antibiotischen
Therapie von bestehenden bakteriellen Infekten in allen
Regionen des Körpers.
Bei jedem Verdacht auf eine Endokarditis (Fieber, Nachtschweiß, Sepsis bzw. Embolisation/Insult unklarer Genese)
muss eine rasche weitere Abklärung mit Blutkulturen und
transösophagealem Echo zur adäquaten Therapie führen.
Nicht kardiale Bereiche von Bedeutung
für die Nachversorgung
Schwangerschaft
Hohes mütterliches (und fetales) Risiko (Mortalität 30–
50%) besteht bei schwerer pulmonaler Hypertension (Eisenmengersyndrom und andere). Betroffenen Patientinnen sollte von einer Schwangerschaft abgeraten werden und es
sollte eine Aufklärung über adäquate Kontrazeptionsme­
16 DAM
Endokarditisprophylaxe (EP) nur bei Hochrisikopatienten (ESC Guidelines 2009)
1. Herzklappenprothesen und mit prosthetischem Material („patch“) rekonstruierte
Herzklappen (Class IIa)
2. Eine abgelaufene Endokarditis in der Anamnese (Class IIa)
3. Patienten mit angeborenen Herzfehlern (Class IIa):
a) bei zyanotischen Herzfehlern
b) u
noperiert oder operiert mit Teildefekten, mit palliativen Shunts oder Conduits
c) bei kompletter invasiver oder chirurgischer Korrektur eines HF mit prosthetischem Material („patch“ oder Conduit) bis 6 Monate nach dem Eingriff
d) o
der aber lebenslänglich, wenn ein residualer Defekt neben dieser Korrektur
bestehen blieb
Eine EP ist bei anderen Klappenfehlern oder angeborenen Herzfehlern nicht mehr
empfohlen (Class III).
Empfohlene EP-Antibiotika für den Erwachsenen
ohne Penicillinallergie: Amoxicillin oder Ampicillin 1x 2g p.o. od. i.v. 30–60min vor
dem Eingriff
bei Penicillinallergie: Clindamycin 1x 600mg p.o. od. i.v. 30–60min vor dem Eingriff
Tab. 2
thoden erfolgen. Intermediäre mütterliche Risikofaktoren
sind Herzinsuffizienzsymptome NYHA >II, eine reduzierte
linksventrikuläre Auswurfleistung unter 40%, schwere
rechtsventri­
kuläre Volumenbelastungen bei schon eingeschränkter Pumpfunktion, vorangegangene Schwangerschaftskomplikationen, relevante Stenosen oder Obstruktionen, Aortenwurzelerweiterungen >40mm bei Marfan- und
ähnlichen Syndromen, Zyanose, frühere kardiale oder zerebrale Ereignisse und Rhythmusstörungen.
Bei diesen Patientinnen mit intermediärem Risiko können
die hämodynamischen Veränderungen während der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett mitunter
akute Verschlechterungen verursachen und ihre Betreuung
sollte in einem EMAH-Zentrum erfolgen. Die hormonelle
Kontrazeption ist bei Patientinnen mit erhöhtem Embolierisiko (Fontan-Zirkulation, Zyanose, schwere Ventrikelfunktionsstörungen) nicht empfehlenswert, reine Progesteronpräparate oral und auch intrauterin dürften geeigneter sein;
wobei Eingriffe diesbezüglich in Absprache mit dem EMAHZentrum erfolgen sollten. Ein wichtiges Thema für Eltern
mit Herzfehlern ist auch die (genetische) Beratung bezüglich
potenzieller Vererbungsrisiken.
Zyanose und Erythrozytose
Unoperierte Patienten bzw. Patienten mit palliativen Shuntverbindungen zwischen System und Lungenkreislauf (z.B.
Glenn, Fontane) können zyanotisch sein. Chronische Folgen
der Zyanose zeigen sich in Leistungseinschränkung, Infektneigung (Endokarditis, Hirnabszesse) und Endorganschäden.
Mögliche Komplikationen bei Zyanosen können Thromboembolien, Blutungen, Infekte, Rhythmusstörungen, Nierenprobleme, Gallensteine und Gelenksprobleme sein. Kompensatorisch zur chronischen Hypoxie bei Zyanose kommt es
zu einer „physiologischen“ Erythrozytose und dadurch zur
Anpassung der O2-Transportkapazität. Wichtig dafür ist die
Vermeidung eines Eisenmangels (also cave bei Mikrozytose).
Jedoch kann es durch diese Erhöhung der Erythrozytenzahl
vor allem bei Dehydration des Patienten zur Viskositätserhöhung des Blutes kommen mit Symptomen eines Hyperviskositätssyndroms (Kopfweh, Schwindel, Sehstörungen, Muskelschmerzen, Parästhesien). Zur Behebung reichen mitunter
die Therapie eines Eisenmangels und ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
Ausgabe 3/15
FOKUS: Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Aderlässe sollten nur bei weiterbestehenden Beschwerden
und einem erhöhten Hämatokrit über 65% erfolgen, denn
inadäquate oder zu viele Aderlässe führen zum chronischen
Eisenverlustsyndrom und zu einer erhöhten Schlaganfallgefahr. Notwendige eventuell auch nur kleine (chirurgische)
Interventionen bei komplexen EMAH sollten aufgrund des
Risikos (z.B. besteht bei zyanotischen Patienten Luftemboliegefahr durch venöse Zugänge) nur an einem oder in Absprache mit einem EMAH-Zentrum erfolgen.
Sport und Bewegung
Entgegen früherer Annahmen sind regelmäßige Bewegung
und auch die Ausübung von Sport mit Ausnahme von Hochrisikopatienten (Eisenmenger, PAH, „univentricular heart“,
maligne Koronaranomalien) erlaubt und auch empfohlen.
Eine wichtige Aufgabe der niedergelassenen Ärzte ist es, auch
ihre Patienten (wie sich selbst) lebenslänglich entsprechend
den individuellen Fähigkeiten und Empfehlungen dazu zu
motivieren. Patienten mit leichten bis mittelschweren Aortenund Mitralinsuffizienzen, ASD, VSD und DAB ohne signifikante Shunts bzw. schon komplett korrigiert dürfen uneingeschränkt Sport betreiben.
Die Sportempfehlungen bei weiteren Vitien sollten an die
jeweilige individuelle (quantifizierte) Leistungsfähigkeit und
an die hämodynamischen Voraussetzungen wie Risikofaktoren des Patienten angepasst werden und durch einen
EMAH-Spezialisten erfolgen. Generell gilt, dass regelmäßige dynamische Bewegung und Sportarten einer Lebensweise
ohne Bewegung vorzuziehen sind. Detailliertere Empfehlun-
gen dazu wurden im November 2013 im „European Heart
Journal“ publiziert. Natürlich sollten, genauso wie bei allen
Patienten, Risikofaktoren wie Rauchen und ungesundes
Ernährungsverhalten angesprochen werden und die Motivation zum gesünderen Lebensstil erfolgen.
Psychosoziale Probleme
Die Lebensqualität von Patienten mit angeborenen Herzfehlern ist beeinflusst von Faktoren wie einer reduzierten Leistungsfähigkeit, kosmetischen Beeinträchtigungen, Rhythmusstörungen und auch durch wiederholte, drohende
Eingriffe. Manchmal bestehen auch emotionale Beeinträchtigungen durch die schwere Krankengeschichte oder durch
die verkürzte Lebenserwartung. Viele dieser Faktoren haben
großen Einfluss auf Lebensentscheidungen, wie z.B. die
Berufswahl. Das Wissen darüber zu haben, Verständnis
dafür zu zeigen und im gegebenen Fall den Patienten auch
einer spezialisierten psychosozialen Betreuung zuzuweisen,
wie sie in EMAH-Zentren angeboten wird, ist eine immer
mehr an Bedeutung gewinnende Aufgabe für die Langzeitversorgung von Patienten mit angeborenen Herzfehlern.
EMAH-Zentren und ihre Ansprechpartner sind auf der
Homepage der Österreichischen Kardiologischen Geselln
schaft zu finden: www.atcardio.at.
Autorin: Dr. Ursula Klaar
Niedergelassene Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie in Wien
E-Mail: [email protected]
n 2001
Promotion
Eliquis® – jetzt neu mit Patientenausweis!
Mit jeder Packung Eliquis®
wird nun auch ein neuer
Ausweis für Patienten
ausgehändigt. Nach
einer Übergangsphase
im April werden künftig
sämtliche Packungen den
Patienten­ausweis enthalten,
der zur Vorlage bei allen
behandelnden Ärzten sowie
in Apotheken dienen soll.
Wie bisher können die
Patientenpässe zusätzlich
bei den Firmen BristolMyers Squibb und Pfizer
angefordert werden.
3/15 Ausgabe
DAM 17
FOKUS: Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Schlaganfall bei Vorhofflimmern
Was wollen wir verhindern?
Vorhofflimmern (VHF) ist eine häufige Ursache des ischämischen Schlaganfalls. Durch VHF bedingte Schlaganfälle sind schwer und haben eine
ungünstige Prognose. Aufgrund der Größe des kardiogenen Embolus
entsteht häufig ein akuter langstreckiger Verschluss im proximalen Abschnitt einer großen Hirnarterie, der selten auf eine systemische Thrombolyse anspricht und daher ein endovaskuläres Vorgehen erfordert.
D
aten aus dem System der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) zeigen ca. 28.000
Krankenhausaufenthalte in Österreich mit der Diagnose
„Schlaganfall“ pro Jahr. Ca. 23.000 Patienten sind tatsächlich betroffen. Es gibt drei häufige Ursachen eines ischämischen Schlaganfalls: erstens die kardiogene Embolie, meist
bedingt durch VHF, zweitens die Arteriosklerose der hirnzuführenden Gefäße, die an den verschiedenen Abschnitten,
vom Aortenbogen bis in die intrakraniellen Gefäße, relevant sein kann, und drittens die zerebrale Mikroangiopathie, die Folge von verschiedenen Erkrankungen ist, z.B.
einer Arteriosklerose im Abgangsbereich der kleinen Gefäße oder aber Folge einer Hyalinose bzw. Amyloidose. Sel-
W. Lang, Wien
tene Ursachen des ischämischen Schlaganfalls sind viel­
fältiger Natur (Dissektion, Vaskulitis, hämatologische
Erkrankungen u.a.). Ergebnisse aus dem österreichischen
Schlaganfall-Register zeigen, dass bei ca. 27% der ischämischen Schlaganfälle ein VHF bekannt ist oder neu detektiert wird.
Vermutlich ist der Anteil der durch VHF bedingten ischämischen Schlaganfälle noch höher als bisher angenommen:
Es konnte gezeigt werden, dass bei 30% der Patienten, bei
denen bis zum Verlassen des Krankenhauses die Ursache
des ischämischen Schlaganfalls nicht geklärt werden konnte, EKG-Aufzeichnungen mithilfe eines implantierten LoopRecorders ein paroxysmales VHF in den folgenden 36
Monaten zeigen.
Die Häufigkeit des VHF nimmt mit steigendem Alter zu:
Die Prävalenz des VHF liegt unter 1% bei Personen, die
jünger als 60 Jahre sind, aber bei 10% bei den 80-Jährigen.
Bemerkenswert ist, dass die altersbezogene Prävalenz des
VHF in unserer Gesellschaft zunimmt, da durch die Fortschritte in der Medizin, insbesondere der Kardiologie, auch
Menschen mit kardialen Erkrankungen wie KHK ein höheres Lebensalter erreichen.
Die durch VHF bedingten ischämischen
Schlaganfälle sind schwer
© iStockphoto
In Übereinstimmung mit der internationalen Literatur
zeigen auch die Ergebnisse des österreichischen Schlaganfall-Registers, dass die durch VHF bedingten Schlaganfälle schwerer sind als Schlaganfälle anderer Ursache. 64,7%
der Patienten mit VHF und Schlaganfall werden schwer
behindert aufgenommen (Rankin-Skala 4 und 5) im Vergleich zu 41,3% bei Ereignissen anderer Ursache. Die
3-Monats-Mortalität ist bei VHF-bedingten Schlaganfällen mit 11,5% signifikant höher als bei anderen Ursachen
18 DAM
Ausgabe 3/15
FOKUS: Herz-Kreislauf-Erkrankungen
(5,6%). Ein Maß für den Schweregrad des Schlaganfalls
bei Aufnahme ist das Ausmaß der neurologischen Aus­
fälle, gemessen mit der NIH-SS (National Institute of
Health Stroke Scale). Ab einem Skalenwert von 12 sprechen wir von einem schweren bzw. schwersten Schlaganfall. Ab dem Alter von 75 Jahren ist das VHF bei mehr
als jedem zweiten schweren bzw. schwersten Schlaganfall
die Ursache.
VHF verursacht langstreckige V
­ erschlüsse
in großen Hirnarterien
Zu den dramatischen Bildern des Schlaganfalls gehört der
Verschluss der A. cerebri media, die circa zwei Drittel einer
Hirnhälfte versorgt. 23,1% der Patienten, die an einer
österreichischen Stroke Unit mit VHF und Schlaganfall
aufgenommen werden, haben einen Verschluss dieser Arterie, im Vergleich zu 9,2% der Patienten mit anderen
Ursachen des Ereignisses. Es konnte gezeigt werden, dass
die Chance einer Rekanalisation und Reperfusion der A.
cerebri media mithilfe einer systemischen (intravenösen)
Thrombolyse mit rt-PA mit der Länge des embolischen
Verschlusses abnimmt. Ab einer Länge von 9mm liegt die
Chance bei 0%. Aus diesem Grund wird international wie
auch in Österreich immer mehr die endovaskuläre Therapie mit einer mechanischen Embolektomie durch StentRetriever eingesetzt. Beispielsweise hatten circa zwei
Drittel der Patienten, die in Wien in den vergangenen drei
Jahren endovaskulär behandelt wurden, einen durch VHF
bedingten Schlaganfall. Die endovaskuläre Therapie des
­ischämischen Schlaganfalls mit Stent-Retriever stellt aktuell (noch) eine experimentelle Therapie dar, die im Rahmen
von Studien durchgeführt wird. Es gibt rezent aber Daten
aus einer ersten positiven randomisierten Studie (MR
CLEAN Trial; NEJM, Januar 2014), zwei weitere Studien
wurden bei positiven Ergebnissen der Interims­
analyse
vorzeitig beendet. Der Bericht über die Ergebnisse steht
noch aus.
Leitlinien der Primärprävention
wurden zu wenig beachtet
Seit den 1990er-Jahren ist die Bedeutung der oralen Antikoagulation bei der Prävention des ischämischen Schlaganfalls bekannt. Vitamin-K-Antagonisten reduzierten das
Risiko eines ischämischen Schlaganfalls in ITT-Analysen
um 64%, in On-treatment-Analysen noch stärker. Obwohl
dies bekannt war, wurde die orale Antikoagulation mit
Vitamin-K-Antagonisten weltweit zu wenig eingesetzt: In
einer Studie in Kanada wurde die Vortherapie bei Patienten,
die aufgrund eines bekannten VHF einen ischämischen
Schlaganfall erlitten hatten, untersucht: Nur 39% der Patienten hatten die leitlinienkonforme Behandlung, die
orale Antikoagulation (im Jahr 2009 mit Vitamin-K-Antagonisten), erhalten, aber meist nicht im therapeutischen
Bereich. Es ist allgemein bekannt, dass die Furcht vor einer
Komplikation bei oraler Antikoagulation der wesentliche
Grund für das Nichteinsetzen der Therapie ist.
3/15 Ausgabe
FAZIT
Die Prävalenz des Vorhofflimmerns nimmt aufgrund des steigenden
Alters in unserer Gesellschaft zu. Fortschritte in der Medizin haben
auch dazu geführt, dass Menschen trotz Erkrankungen wie KHK ein
höheres Alter erreichen. Vorhofflimmern (VHF) ist eine der häufigsten
Ursachen des ischämischen Schlaganfalls. Die durch VHF bedingten
ischämischen Schlaganfälle sind schwer, weil sie in der Regel durch
langstreckige Embolien verursacht werden, die im proximalen Abschnitt der großen Hirnarterien stecken bleiben. Je langstreckiger der
Gefäßverschluss ist, umso geringer ist die Chance einer Rekanalisation des Gefäßes durch die aktuelle Standardtherapie, die systemische
(intravenöse) Thrombolyse mit rt-PA. Aus diesen Gründen ist die Prognose beim Schlaganfall durch VHF ungünstig. Es bestehen eine hohe
Mortalität und Morbidität. Die Tragik ist, dass der ischämische
Schlaganfall bei VHF durch die orale Antikoagulation äußerst wirksam verhindert werden könnte. Die orale Antikoagulation wurde aber
über viele Jahre aus Furcht vor Komplikationen zu wenig eingesetzt.
Es bleibt zu hoffen, dass die orale Antikoagulation nun, da auch Alternativen zu Vitamin-K-Antagonisten zur Verfügung stehen, leitlinienkonform eingesetzt wird. Das sollte dazu führen, dass die Zahl der
schweren und schwersten Schlaganfälle in Österreich in den nächsten
Jahren abnimmt.
Seit dem Jahr 2009 gibt es drei neue Erkenntnisse:
1. Die aktuell verfügbaren direkten Antikoagulanzien
(DOAK) sind mit Vitamin-K-Antagonisten in der Reduktion von Schlaganfall und Embolien entweder gleichwertig (Rivaroxaban, ITT) oder sind ihnen überlegen
(Dabigatran, Apixaban, ITT). Dabigatran reduzierte in
der höheren Dosis (2x 150mg) auch das Risiko eines
ischämischen Schlaganfalls gegenüber den Vitamin-KAntagonisten.
2. Das Risiko der schwersten Komplikation der oralen
Antikoagulation, der intrazerebralen/intrakraniellen Blutung, ist bei den DOAK signifikant niedriger als bei
Vitamin-K-Antagonisten und ist vergleichbar mit dem
Risiko, eine intrazerebrale/intrakranielle Blutung unter
ASS zu erleiden.
3. Die Gabe von Aspirin wird zur Prävention des ischämischen Schlaganfalls bei VHF von keiner Fachgesellschaft
mehr empfohlen.
Die nächsten Jahre werden zeigen, ob durch eine leitlinienkonforme Vorgangsweise, die orale Antikoagulation bei
VHF ab einem entsprechenden Score (CHA2DS2-Vasc), die
Zahl der Schlaganfälle durch VHF in Österreich gesenkt
werden kann. n
Literatur beim Verfasser
Autor:
Prim. Univ.-Prof. Dr. Wilfried Lang
Abteilung für Neurologie,
neurologische Rehabilitation und Akutgeriatrie
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien
E-Mail: [email protected]
■ 0120u
DAM 19
FOKUS: Gastroenterologie
Update Hepatologie
Leber – Lunge – Herz
Wechselwirkungen zwischen dem Leber- und Herz-Lungen-Kreislauf
stellen häufige Komplikationen bei Patienten mit chronischer Leber­
erkrankung dar. In folgendem Artikel werden die Krankheitsbilder
portopulmonale Hypertonie, hepatopulmonales Syndrom sowie
zirrhotische Kardiomyopathie dargestellt.
T. Horvatits, Hamburg
Die portopulmonale Hypertonie
Die portopulmonale Hypertonie (POPH) ist eine sekundäre Form der pulmonalarteriellen Hypertonie (PAH)
infolge portaler Hypertension im Rahmen einer Leber­
erkrankung. Ähnlich der PAH führt eine Drucksteige­
­­rung im Lungenkreislauf zum konsekutiven Rechtsherz­
ver­
­­­
sagen. Bei Patienten mit Leberzirrhose wurde eine
Prä­valenz von 2 bis 10% beschrieben. Die POPH wird
mittels Rechtsherzkatheter diagnostiziert und ist durch
einen erhöhten mittleren Pulmonalarteriendruck (mPAP
≥25mmHg) in Zusammenhang mit portaler Hypertension
definiert. Das klinische Leitsymptom ist Dyspnoe. Thoraxschmerz sowie Synkopen wurden in fortgeschrittenen
Stadien berichtet. In aller Regel zeigt sich kaum eine
Einschränkung der arteriellen Oxygenierung. Von therapeutischer Seite stehen bekannte Substanzen aus der PAHBehandlung zur Verfügung. So kommen Vasodilatatoren,
wie beispielsweise Prostazykline, Phosphodiesterase5-Hemmer und Endothelin-Rezeptor-Antagonisten, zum
Einsatz.
Das hepatopulmonale Syndrom
Das hepatopulmonale Syndrom (HPS) ist durch eine Störung des Blutgasaustausches infolge einer intrapulmonalen Gefäßweitstellung im Rahmen akuter oder chronischer
Lebererkrankungen definiert. Die häufigste zugrunde
liegende Hepatopathie ist die Zirrhose, mit einer Prävalenz von bis zu 30%. Dies ist von wesentlicher prognostischer Bedeutung, da Zirrhotiker mit HPS eine mehr als
zweifach erhöhte Sterblichkeit aufweisen. Pathophysiologisch scheint eine vermehrte Freisetzung vasodilatatorischer Mediatoren (v.a. Stickstoffmonoxid, NO) für die
massive intrapulmonale Gefäßweitstellung verantwortlich
zu sein. Klinisch zeigen sich neben Dyspnoe, Platypnoe
(Zunahme der Dyspnoe in aufrechter Körperhaltung im
Vergleich zum Liegen) und Orthodeoxie (Abnahme des
20 DAM
PaO2 in aufrechter im Vergleich zu liegender Position)
sowie Zeichen der chronischen Hypoxie, wie Zyanose und
Trommelschlägelfinger. Die einzige kurative Therapie ist
die Lebertransplantation (LTX), welche zu einer völligen
Reversibilität der Erkrankung führen kann. Diese ist jedoch nur bei schweren Verlaufsformen mit PaO2-Werten
<60mmHg indiziert.
Zirrhotische Kardiomyopathie
Die zirrhotische Kardiomyopathie (CCMP) ist eine kardiale Dysfunktion bei Patienten mit Leberzirrhose ohne
zugrunde liegender Herzerkrankung, welche mit einer
herabgesetzten kardialen Kontraktilität bei Belastung
sowie einer diastolischen Relaxationsstörung einhergeht.
Von pathophysiologischer Seite ist dies durch eine Downregulation von Beta-Adrenozeptoren an der Herzmuskelzelle sowie durch eine vermehrte Freisetzung endogener
Vasodilatatoren (NO, endogene Cannabinoide) bedingt.
Die beim Zirrhotiker typische hyperdyname Kreislaufsituation ist durch ein gesteigertes Herzminutenvolumen
sowie verminderten peripheren Gefäßwiderstand charakterisiert. Die damit verbundene Entlastung des Herzens
in Ruhe führt dazu, dass die Patienten häufig lange Zeit
asymptomatisch bleiben und die Herzinsuffizienz bis zu
einem kardialen Belastungsereignis (z.B. Aszitespunktion,
TIPS-Anlage, LTX, Infektion) maskiert bleibt. Nach LTX
normalisiert sich die kardiale Funktion circa binnen eines
Jahres. Die medikamentöse Therapie orientiert sich an
den Leitlinien der Herzinsuffizienztherapie.
n
Autor:
Dr. Thomas Horvatits
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Intensivmedizin
E-Mail: [email protected]
n 20100107
Ausgabe 3/15
FOKUS: Gastroenterologie
Update Hepatologie
Hepatitis-C-Infektion –
ein gelöstes Problem?
Weltweit sind mehr als 180 Mio. Menschen chronisch mit dem
Hepatitis-C-Virus infiziert und bei einem Drittel der Erkrankten
entwickeln sich im Verlauf der Erkrankung Folgeschäden wie eine
Leberzirrhose oder ein hepatozelluläres Karzinom. Prinzipiell stellt
die Diagnose einer chronischen Hepatitis-C-Infektion die Indikation
zur Therapie dar. Die Dringlichkeit zur antiviralen Therapie sollte
aktuell von der Verfügbarkeit derzeitiger und zukünftiger Medika­
mente abhängig sein.
I
n den letzten Jahren gab es eine rasante Entwicklung
neuer Medikamente zur Behandlung der Hepatitis-CInfektion. So wurde initial eine Monotherapie mit Standardinterferon durchgeführt, mit Erfolgsraten um die
5–10%. Durch die Implementierung der Dualtherapie mit
pegyliertem In­ter­feron-α (PegIFN-α) und Ribavirin (RBV)
im Jahr 2001 konnten Heilungsraten in Abhängigkeit
K. Rutter, Hamburg
vom viralen Genotyp von bis zu 50% bei Patienten mit
den Genotypen 1 und 4 und bis zu 80% bei den Genotypen 2 und 3 erreicht werden.
Durch die Einführung der ersten direkt antiviral wirksamen Medikamente („direct acting antiviral agents“,
DAA), der sogenannten Proteaseinhibitoren der ersten
Generation (NS3/4A-Inhibitoren) Telaprevir und Boceprevir, konnten die Heilungsraten (SVR) beim therapienaiven Genotyp-1-Patienten auf bis zu 70% erhöht
werden. Eine Voraussetzung für diese Therapie ist eine
Kombination mit PegIFN-α und Ribavirin. Die Dreifachtherapie zeigte gute Heilungsraten, brachte jedoch eine
Vielzahl an neuen Problemen mit sich. Neben Medikamenteninteraktionen bei einer großen Anzahl an täglich
einzunehmenden Tabletten zeigte sich ein hohes Risiko
für schwere Nebenwirkungen wie Anämie und Hautausschläge. Insbesondere bei Patienten mit fortgeschrittener
Lebererkrankung konnten schwerste Nebenwirkungen
unter dieser Therapie beobachtet werden.
© iStockphoto
Mittlerweile ist eine große Anzahl neuer Medikamente
entwickelt worden, und diese ersetzen vor allem in Österreich die bisherige Tripeltherapie mit Telaprevir und
Boceprevir. Die neuen Substanzen werden in Proteasehemmer (mit der Endung -previr), Polymerasehemmer
(-buvir) und NS5A-Hemmer (-asvir) eingeteilt. In Tabelle 1 sind die derzeit in Österreich zugelassenen Medikamente angeführt. Einerseits werden die Substanzen in
Kombination mit Interferon und Ribavirin eingesetzt,
DAM 21
FOKUS: Gastroenterologie
Klasse
Substanz
Handelsname
Dosierung/Tag
Interferon
Peg-IFN-α 2a
Peg-IFN-α 2b
Pegasys®
Pegintron®
180μg/Woche
1,5μg/kg/Woche
Ribavirin
Ribavirin
Copegus®
Rebetol®
800–1.200mg
800–1.200mg
Proteasehemmer
Telaprevir
Boceprevir
Simeprevir
Paritaprevir*
Incivo®
Victrelis®
Olysio®
2.250mg
2.400mg
150mg
75mg
Polymerasehemmer Sofosbuvir
Dasabuvir
Sovaldi®
Exviera®
400mg
250mg
NS5A-Hemmer
Daklinza®
Harvoni®
Viekirax®
60mg
90mg/400mg (+ Sofosbuvir)
12,5mg/75mg/50mg
*(+ Paritaprevir + Ritonavir)
Daclatasvir
Ledipasvir
Ombitasvir
Tab. 1: Aktuell in Österreich zugelassene Medikamente zur antiviralen Therapie bei chronischer Hepatitis-C-Infektion
und eine kürzere Therapiedauer. So liegen die Heilungsraten der interferonfreien Therapie aktuell bei über 90%
mit einer Therapiedauer von 8 bis 12 Wochen. Neben
vielen Vorteilen haben die neuen Substanzen aber auch
neue Probleme mit sich gebracht. Vor allem die interferonfreie Therapie, die eine Kombination von mindestens
zwei neuen Substanzen notwendig macht, verursacht hohe
Kosten. Dies hat zur Folge, dass die derzeit interferonfreien Therapieoptionen nur für Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung bzw. nach Lebertransplantation
vorgesehen sind. Durch die Verfügbarkeit mehrerer Substanzen erhofft man sich in Zukunft eine Reduktion der
Kosten und dadurch einen breiten Einsatz der interferonfreien Therapien. Infolge der Zulassung der neuen direkt
antiviralen Medikamente sind die Heilungsraten der
Hepatitis-C-Infektion deutlich höher. Limitierend sind
derzeit die Kosten und somit die Verfügbarkeit dieser
Medikamente.
n
anderseits können sie auch interferonfrei verwendet
werden und sind dadurch eine wichtige Therapieoption
für Patienten mit Kontraindikationen gegen Interferon
(z.B. fortgeschrittene Zirrhose oder nach Lebertrans­
plantation).
Autorin:
Dr. Karoline Rutter
Die neuen Substanzen sind gekennzeichnet durch eine
bessere Verträglichkeit, eine deutlich bessere Wirksamkeit
­Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Intensivmedizin
E-Mail: [email protected]
n 201016
ALLGEMEINMEDIZIN
Update Refresher
10. – 13. Juni 2015
32 DFP
INNERE MEDIZIN
Update Refresher
09. – 13. Juni 2015
40 DFP
Veranstaltungsort
Aula der Wissenschaften Wien
Information / Anmeldung
Tel.: 02252 263 263 10
Fax: 02252 263 263 40
[email protected] | www.fomf.at
EKG
Update Refresher
09. – 10. Juni 2015
16 DFP
DIABETES
Update Refresher
11. – 12. Juni 2015
16 DFP
FOKUS: Gastroenterologie
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Psychosomatische Aspekte
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) treffen zumeist
junge Menschen, sind mit tabuisierten Beschwerden verbunden und
derzeit trotz intensiver Forschung unheilbar. Beeinträchtigte Lebensqualität und psychische Störungen wie Angst und Depressivität sind
mögliche Folgen dieser Erkrankung. Stress und psychosoziale Belastungen können umgekehrt wieder Risikofaktoren für eine gesteigerte
Krankheitsaktivität darstellen.
D
ie moderne psychosomatische Medizin bezieht sich auf
das biopsychosoziale Modell, wonach die biologischen,
psychischen und sozialen Faktoren in der Entstehung und
dem Verlauf von Erkrankungen als miteinander verknüpft
gesehen und berücksichtigt werden. Allgemein erfolgt eine
Einteilung der CED in zwei Hauptgruppen, die Colitis
ulcerosa und den Morbus Crohn. Beim M. Crohn liegt eine
transmurale Entzündung vor, die alle Abschnitte des gesamten Gastrointestinaltrakts betreffen und sowohl segmental als auch kontinuierlich auftreten kann. Die Erkrankung verläuft chronisch-rezidivierend, die akute
Krankheitsaktivität geht häufig mit Durchfall, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, oft auch mit Fieber oder
Darmblutungen sowie perianalen Läsionen oder Fisteln
einher. Eine Stenose von befallenen Darmabschnitten kann
starke Schmerzen verursachen und tritt häufig im Bereich
des terminalen Ileums und der Ileozäkalklappe auf.
Ca. 90% aller Patienten mit M. Crohn benötigen mindestens einmal in ihrem Leben eine Operation wegen einer
Komplikation (Stenosen, Fisteln, Abszesse, Perforation
etc.). Bei 20% der operierten Patienten wird innerhalb von
fünf Jahren ein Rezidiveingriff erforderlich. Weitere 22–
33% benötigen mehr als zwei Operationen. Etwa 20% der
Erkrankten zeigen eine chronisch-entzündliche Aktivität
ohne Remissionsphasen. Ein erster Erkrankungsgipfel findet sich zwischen dem 15. und dem 30. Lebensjahr, ein
zweiter wurde für das 6. Lebensjahrzehnt beschrieben.
Trotz intensiver Forschung sind krankheitsauslösende Ursachen bis heute nicht eindeutig identifiziert worden. Aufgrund von Beobachtungen in Migrationspopulationen,
einer familiären Häufung sowie höherer Prävalenzen bei
eineiigen gegenüber zweieiigen Zwillingen und bereits
identifizierter Genveränderungen (z.B. NOD2/CARD15)
wird von einem Zusammenspiel einer Vielzahl genetischer
Faktoren mit komplexen Umwelteinflüssen ausgegangen.
3/15 Ausgabe
G. Moser, Wien
Einfluss psychosozialer Faktoren
auf die Entstehung der CED
Der Einfluss psychosozialer Faktoren wie Persönlichkeitsmerkmale, belastende Lebensereignisse und Alltagsbelastungen auf die Entstehung der CED wurde im vorigen
Jahrhundert vermutet, konnte aber bislang nicht nachgewiesen werden. Prospektive Studien haben jedoch gezeigt,
dass Patienten mit depressiver Stimmung, gesteigertem
Stressempfinden und damit assoziierter Angst ein höheres
Risiko für eine höhere Krankheitsaktivität haben.
Lebensqualität und psychosoziale Beeinträchtigung
Von CED Betroffene müssen mit einer nicht sichtbaren und
tabuisierten Behinderung leben und werden von vielen
Ängsten begleitet: Angst vor einem neuen Krankheitsschub,
Angst vor sozialer Isolation, Angst vor dem Verlust der
Attraktivität für den Sexualpartner, Angst vor Verlust des
Arbeitsplatzes, Angst vor physisch und psychisch belastenden Untersuchungen oder Operationen, Angst vor Nebenwirkungen von Medikamenten usw. Bis zu 30% der Patienten mit CED verheimlichen aufgrund ihrer Erfahrungen
die Krankheit am Arbeitsplatz. Die psychosozialen Folgen
werden mit steigender Schwere der Erkrankung bedeutsamer. Frauen mit CED sind häufiger erwerbsunfähig, haben
eine höhere Zahl an Krankenhaus- und Krankschreibungstagen als Männer und zeigen mehr Einschränkungen im
Sexualbereich.
Häufigkeit psychischer Störungen
Das Ausmaß der seelischen Belastung korreliert mit der
Krankheitsschwere. Jugendliche mit CED sind im Vergleich
zu gesunden Gleichaltrigen ängstlicher und depressiver und
DAM 23
FOKUS: Gastroenterologie
geben mehr soziale Probleme an. Auch wurde ein Zusammenhang zwischen psychischen Faktoren und der Prävalenz
von Reizdarmsyndrom-ähnlichen Symptomen bei Patienten
mit CED in Remission beschrieben. Patienten mit M. Crohn
weisen im Vergleich zu Patienten mit Colitis ulcerosa oder
anderen chronischen Erkrankungen etwas häufiger psychische Störungen (bis zu 50% Depression) und eine schlechtere Lebensqualität auf. Patienten mit Angst berichteten
über vermehrte Inanspruchnahme von medizinischen Einrichtungen und wiesen auch eine schlechtere Lebensqualität mit einer höheren Prävalenz an Depressionen auf.
Fuller-Thomson et al zeigten, dass Depressionen bei CEDPatienten dreimal häufiger sind (16,3% vs. 5,6%) als in
der Allgemeinbevölkerung.
Integrierte psychosomatische Versorgung
Der Bedarf an zusätzlicher psychischer Betreuung von
Betroffenen mit M. Crohn wird häufig unterschätzt. Nach
Miehsler et al gibt ein Drittel der Betroffenen in einem
CED-Zentrum selbst einen hohen Bedarf an zusätzlicher
psychischer Betreuung an. Alle bisherigen Leitlinien zu
Diagnostik und Therapie der CED im deutschsprachigen
Raum und auch die europäischen Leitlinien empfehlen, dass
in CED-Zentren eine integrierte psychosomatische Versorgung angeboten werden sollte. Psychotherapie hat einen
positiven Effekt vorwiegend auf die psychologischen Dimensionen der Erkrankung wie psychisches Wohlbefinden,
Strategien zur Krankheitsverarbeitung und Stressbewältigung. Die Diagnose einer CED alleine ist nicht ausreichend,
um eine Psychotherapie zu empfehlen. Die Wahl des psychotherapeutischen Verfahrens ist abhängig von der psychischen Störung. Entspannungsübungen sind sinnvoll, da
sie leicht zu erlernen und durchzuführen sind und ihre
Wirksamkeit erwiesen ist. Eine besondere Behandlungstechnik ist die bauchgerichtete Hypnose. Keefer et al publizierten 2013 erstmals eine randomisierte kontrollierte
Studie, in der mit sieben Sitzungen dieser „Bauchhypnose“
ein remissionsverlängernder Effekt bei Colitis ulcerosa
erzielt worden war. Der Wirkungsmechanismus könnte
durch eine Steigerung des Vagotonus über endogene Hemmung der TNF-Produktion und über die (immer mehr
beforschte) Hirn-Bauch-Achse zu erklären sein. Eine Therapie mit Psychopharmaka kann bei CED mit deutlichen
psychischen Störungen (z.B. Depression, Angststörung)
notwendig werden, bisher existieren dazu aber lediglich
nicht kontrollierte Studien.
n
Literatur:
Gabriele Moser (Hrsg.): Psychosomatik in der Gastroenterologie und Hepatologie. Springer Wien
– New York 2007
Autorin: Univ.-Prof. Dr. Gabriele Moser
Universitätsklinik für Innere Medizin III
Medizinische Universität Wien
E-Mail: [email protected]
Web: www.gabrielemoser.at
n 2002
Neu in der grünen Box: Cholib®
Kombipower Fenofibrat und Simvastatin
24 DAM
145mg/40mg erhältlich.1 Neben- und Wechselwirkungen: Die bislang unter Cholib
aufgetretenen Nebenwirkungen entsprachen
den bekannten unerwünschten Ereignissen,
die unter Fenofibrat und/oder Simvastatin
auftreten. Bei den Arzneimittelinteraktionen
ist auf die relevanten Wechselwirkungen der
Monosubstanzen achtzugeben.1
n
Literatur:
Fachinformation Cholib 145 mg/20 mg und 145 mg/40 mg Filmtabletten. Stand der Information: März 2015.
1 Nähere Informationen bei:
BGP Products GmbH, Dr. med. Sanja Travica
Head of Medical Affairs AT/CH
Perfektastraße 84A, 1230 Wien
Tel.: 01/891 24 536
E-Mail: [email protected]
Ausgabe 3/15
Fachkurzinformation siehe Seite 31
Cholib ist als Begleittherapie zu einer
Diät und körperlicher Bewegung bei
Patienten mit gemischter Dyslipidämie
geeignet, um die Triglyzeride abzusenken und die HDL-Cholesterin-Spiegel
zu erhöhen, wenn die LDL-Cholesterin-Spiegel angemessen mit der entsprechenden Dosis der Simvastatin-Monotherapie eingestellt sind.1 Durch die erstmalige Kombination der beiden
Wirkstoffe in einer Tablette ist für Mediziner und Patienten
auch eine verbesserte Einhaltung der Therapie möglich –
gerade bei Patienten, die bereits mehrere Medikamente
täglich für ihre Herzgesundheit einnehmen müssen. Die
Einnahme der täglichen Dosis (eine Tablette) kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Cholib ist ab sofort in
Österreich in den beiden Fixdosen 145mg/20mg und
Promotion
1205278-(00)-06032015
Seit 1. 11. 2014 gibt es eine neue Kombination für Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko
und gemischter Dyslipidämie. Cholib kombiniert die beiden bewährten Wirkstoffe Fenofibrat und
Simvastatin in einer Tablette und ermöglicht damit Patienten eine verbesserte Einhaltung ihrer Therapie.
AKTUELL
Präsidentenbrief
Dem Gesundheitszentrum mit angestellten Ärzten prophezeite ein Redner eine große,
für die Ärzteschaft komfortable, für die Patientinnen und Patienten heilbringende Zukunft. Er muss es wissen, ist er doch Direktor eines Schweizer Gesundheitsbetriebes,
der Krankenhausabteilungen und Ordinationen als effiziente Produktionsstätten vorweisen kann. Auch ich war schon Gast bei großen Kongressen, deren Besucherinnen
und Besucher allesamt Repräsentanten der Gesundheitswirtschaft waren, die vom Finanzieren und Errichten geeigneter Infrastruktur bis zum Auslagerungsangebot für Küche und Gebäude­reinigung, von Arzneimittelliefer- und Lagerlogistik bis zum optimierten Management tagesklinischer Patientinnen und Patienten alles verkaufen wollen.
Das Gesundheitssystem als Markt, die Krankheit als Chance für gewinnversprechende
Geschäftsmodelle. Vor diesem Publikum präsentieren sich der Sozialminister, der Gesundheitsminister, der Patientenanwalt, ebenso Spitzenrepräsentanten des Hauptverbandes und geben dem blanken Profitstreben den Anschein sozialpolitischer Relevanz.
Da passt es gut, dass österreichische Wirtschaftskämmerer bei der sogenannten Gesundheitsreform tonangebend sein wollen. Selbstbehalte fordern sie, nicht als Strafe,
sondern als Anreiz für die Patientinnen und Patienten. Ein Dacapo der Malus-freien
Bonusverheißung, die im Kleinen schon praktiziert wird und uns zeigt, wie klein der
Schritt von der zugestandenen Eigenverantwortung zu einer zugewiesenen
„Selberschuld“-Mentalität ist, vom therapeutischen Angebot, das an Bedingungen geknüpft ist, zum therapeutischen Nihilismus.
Wollte man tatsächlich wirtschaftlich handeln, könnte man in kürzester Zeit Bahnbrechendes leisten. Großzügige Rahmenbedingungen für ärztliche Zusammenarbeit sowie
Kostenübernahme für den dezentralen Einsatz von Ergo- und Physiotherapeutinnen/therapeu­ten, Ernährungs­beraterinnen/-beratern, Wundmanagerinnen/-managern, Hebammen, Psychotherapeutinnen/-therapeuten und Psychologinnen/Psychologen.
Nutzung und Ausbau der schon jetzt existierenden, bestens ausgestatteten Einzelordinationen, die den Menschen dieses Landes seit Jahrzehnten wohnortnahe niederschwellige und hochqualitative Primärversorgung anbieten. Alle, die seit Jahren in diesen zum
Teil von den Patientinnen und Patienten privat finanzierten Netzwerken arbeiten, haben ihre Infrastruktur selbst und mit eigenem Risiko finanziert und zahlen Steuern. Sie
bemühen sich um alle, die ihre gesundheitlichen Probleme an sie herantragen, und werden das noch lange tun müssen, denn was unter dem Titel Gesundheitsreform bisher in
Angriff genommen wurde, hat keines der zweifellos vorhandenen Probleme gelöst,
sondern ist selbst zum Problem geworden. Das Versagen der politisch Verantwortlichen
erlebt Österreich derzeit in einem bedrückenden Maß. Die Fälle der Vergangenheit werden mühselig und unbefriedigend aufgearbeitet. Ein Untersuchungsausschuss folgt dem
n
anderen. Die Fälle für die Zukunft ereignen sich gegenwärtig.
ÖHV
ÖHV
ÖSTERREICHISCHER
HAUSÄRZTEVERBAND
ÖSTERREICHISCHER
HAUSÄRZTEVERBAND
3/15 Ausgabe
ÖSTERREICHISCHER
HAUSÄRZTEVERBAND
Geschätzte Kolleginnen,
geschätzte Kollegen!
ÖHV
Dr. Christian
Euler
ÖHV-Präsident
Ende März traten –
wie könnte es
anders sein – bei
einem Kongress
der Gesundheits­
wirtschaft
wohlbekannte
Wortspender auf,
um für die
Einzelpraxis das
Totengebet zu
sprechen. „Das
System an und für
sich ist längst schon
schlecht“, stellte
unsere ehemalige
Gesundheitsministerin und jetzige
Privatärztin Dr. Andrea Kdolsky fest
und prophezeite den
Crash, sobald die
junge Generation
von Ärztinnen und
Ärzten den jetzt noch
überlastungsbereiten
Idealisten nachfolgen
müssten.
Ihr Dr. Christian Euler
Präsident des ÖHV
E-Mail: [email protected]
n 05
DAM 25
AKTUELL
ÖSTERREICHISCHER
HAUSÄRZTEVERBAND
ÖHV
Hausapotheke
Vertreibung statt
Aufwertung
Die Aufwertung des Hausarztes bleibt ein Lippenbekenntnis. In der
Praxis erleben wir das Gegenteil. Dem Auslöschen der Hausapotheken
im Tiroler Wildschönau folgt das Schließen der betroffenen Praxen.
M
ein DAM-Beitrag „Überlebenskampf der Landärzte“
(Ausgabe 1/2015, Seite 31 ff.) hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Eine geplante Apothekenneugründung in der
Wienerwaldgemeinde Altlengbach, welche die zwei ärztlichen Apotheken des Ortes zur Auslöschung bringt, beherrschte den Gemeinderatswahlkampf. ÖVP-Spitzenkandidat Michael Göschelbauer und FPÖ-Mann Mag. Dr.
Wilhelm Singer traten für den Erhalt der Hausapotheken
ein. Anders der SPÖ-Bürgermeister Mag. Wolfgang Luftensteiner. Er stand auf der Seite von Mag. Maria Nagler, welche eine Apothekenkonzession für den Ort anstrebt. Die
Gemeinderatswahl kürte Göschelbauer zum Sieger. Die SPÖ
verlor an Stimmen und Mandaten. In einem Abschiedsbrief
als Bürgermeister erwies sich der SPÖ-Mann als schlechter
Verlierer. Nach penibler Auflistung seiner Leistungen der
letzten 12 Jahre greift er einen der beiden Hausärzte Alt­
lengbachs frontal an. Dr. Günther Malli wird zum Ziel seines
Unmuts. Bei Bewilligung der öffentlichen Apotheke müsste
der besagte Arzt seine Hausapotheke am 31. Dezember 2018
für immer schließen. Der Exbürgermeister in der Aussendung
wörtlich: „Was mich wirklich erschüttert, ist, dass es einem
Arzt mit einer rein persönlich motivierten Kampagne gelungen ist, die Stimmung in unserer Gemeinde so aufzuheizen,
dass all diese positiven Faktoren in den Hintergrund gedrängt wurden und er damit entscheidenden Einfluss auf die
Gemeindepolitik genommen hat.“ In einem Aufwaschen
kritisiert der Politiker auch gleich die Bezirkshauptmannschaft St. Pölten, welche einige Tage nach der Gemeinderatswahl dem Altlengbacher Apothekenansuchen einen negativen Bescheid ausstellte. Die Antragstellerin Mag. Nagler
erhob gegen dieses Urteil Einspruch. Das begrüßte der
SPÖ-Politiker: „Für mich gilt weiterhin, dass Altlengbach
mittelfristig eine Apotheke brauchen wird.“
Weiter Damoklesschwert über Altlengbach
Nun geht der Fall an das Landesverwaltungsgericht weiter.
Der Zeitablauf ist nicht vorhersehbar. So hängt über der
Wienerwaldgemeinde weiterhin ein Damoklesschwert. Nicht
nur die ärztlichen Apotheken sind in Gefahr, sondern in
26 DAM
W. Geppert, Wien
weiterer Folge auch die Versorgung durch zwei Kassenallgemeinmediziner. Eine Planstelle könnte nach Wegfall der
Hausapotheken unbesetzt bleiben. Für mich als Außenstehenden ist es unverständlich, warum der Wahlsieger Göschelbauer mit der SPÖ eine Koalition bildete. Ein Zusammengehen mit der FPÖ bot sich an. So hat er jetzt Mag.
Luftensteiner als Vizebürgermeister im Nacken und kann
damit keinen reinen Pro-Hausapotheken-Kurs fahren. Aktuelle Medienauftritte legen diese Differenzen zwischen dem
neuen Chef des Ortes und seinem Vize offen. Sowohl die
Infoveranstaltung im Hotel Steinberger als auch das Ergebnis der Gemeinderatswahl haben eines klar bewiesen: Die
große Mehrheit der Bevölkerung will auch künftig zwei
Ärzte mit je einer Hausapotheke. Mit dem Wunsch des Exbürgermeisters nach Etablierung einer öffentlichen Apotheke hat sie nichts am Hut.
Apothekerkammer: „Ärzte werden nicht verhungern!“
Im Gegensatz zu Mag. Luftensteiner ist der Bürgermeister
der Tiroler Gemeinde Wildschönau, Rainer Silberberger, aus
einem anderen Holz geschnitzt. Im Vorfeld setzte er alle
Hebel in Bewegung, um das zu verhindern, was jetzt in
seiner Gemeinde eingetreten ist: die Flucht der Ärzte. In einem Schreiben, das der Bürgermeister am 12. März an mich
gerichtet hat, schlüsselt er diese erfolglosen Aktivitäten auf.
Sein Resümee: „Es ist ein Kampf wie David gegen Goliath!“
Die umfangreichen Bemühungen, die bewährte Medikamentenversorgung durch Hausapotheken zu erhalten, scheiterten. Am 1. April eröffnete im Ortsteil Niederau eine neue
Apotheke ihre Pforten. Zur Beruhigung der Landbevölkerung behauptete Tirols Apothekerkammerpräsident, Dr.
Martin Hochstöger, genau vor einem Jahr: „Die Ärzte werden nicht verhungern!“ Wortwörtlich hieß es in dieser Presseaussendung zur angestrebten Apothekenerrichtung: „Tatsache ist, dass weder in Tirol noch sonst wo in Österreich
eine Ordination geschlossen oder nicht nachbesetzt wurde,
weil die ärztliche Hausapotheke abgegeben werden musste.“
Ein Jahr später ist bewiesen, dass diese Aussagen nicht der
Realität entsprechen.
Ausgabe 3/15
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ÖSTERREICHISCHER
HAUSÄRZTEVERBAND
ÖHV
Beide Kassenärzte schließen ihre Praxen
Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses, Ende März,
herrschte in Wildschönau folgende Situation: Dr. Michael
Bachmann tritt mit 1. April 2015 in den wohlverdienten
Ruhestand. Durch das Erreichen des 65. Lebensjahres zwang
ihn die Apothekeneröffnung zum sofortigen Schließen seiner
Hausapotheke. Ein Nachfolger für die Bachmann-Praxis war
Ende März nicht in Sicht. Alle bisherigen Interessenten ließen
nichts mehr von sich hören. Der zweite Allgemeinmediziner
in Wildschönau, Dr. Meinhard Heitzinger, kündigte am 27.
März die Kassenverträge. Er wird am 7. Juni das letzte Mal
in seiner Ordination stehen. Zukünftig will der ausgebildete Notarzt bei der Flugrettung tätig sein. So löste die Errichtung der neuen Apotheke ein gesundheitspolitisches Erdbeben aus. Eine Gemeinde mit 4.200 Einwohnern und 8.000
Gästebetten steht plötzlich ohne Kassenvertragsärzte da.
Auch die medizinische Versorgung des Wohn- und Pflegeheims mit insgesamt 35 Betten hängt in der Luft. Bürgermeister Silberberger sieht in seinem Schreiben das Weiterführen dieses Heimes in Gefahr.
Hilferuf aus dem Mölltal
Auch aus dem Kärntner Mölltal hat mich ein Schreiben erreicht. Die Marktgemeinde Winklern mit ihren zwei Kassenplanstellen liegt hart an der Grenze zu Osttirol. Ein Ort mit
zwei Hausapotheken, da dauerte es nicht lange, bis Winklern
ins Visier der Apothekerschaft geriet. Wie bereits früher
berichtet, bot die Apothekengesetznovelle 2006 den Pharmazeuten ein leichtes Spiel, in Ortschaften mit zwei Kassenärzten einzudringen. Um dem Schicksal der Auslöschung
von Hausapotheken zu entgehen, versuchen derart bedrohte Gemeinden fallweise eine der beiden Kassenplanstellen in
eine Nachbargemeinde zu verlegen. Ein Schritt aus Notwehr!
So auch in Winklern geschehen. Möllabwärts, rund acht
Kilometer vom bedrohten Ort entfernt, kam es in der
3/15 Ausgabe
1.750-Seelen-Gemeinde Rangersdorf zur Schaffung einer
Vorgriffstelle, mit der Auflage, die nächste frei werdende
Stelle in Winklern nicht mehr zu besetzen. Zum Zeitpunkt
der Drucklegung ist einer der beiden Hausapotheker in
Winklern, Dr. Karl Hans Eder, bereits einige Tage im Ruhestand. Bis zum Herbst dieses Jahres soll es gelingen, die
Rangersdorfer Stelle mit einem Jungkollegen zu besetzen.
Dr. Georg Schober, der sich 1980 niederließ, bleibt mit seiner
ärztlichen Apotheke zurück. Die exakte Auflistung aller
Versuche, Winklern eine öffentliche Apotheke zu verpassen,
würde den Rahmen dieser Ausführungen sprengen. Tatsache
ist, dass jetzt nach langer Vorgeschichte für die ehemalige
Zweiarztgemeinde eine Apothekenbewilligung vorliegt. Der
Konzessionsinhaber kann sich mit der Eröffnung fünf Jahre
Zeit lassen. Damit folgen fünf Jahre der Unsicherheit für die
ärztliche Versorgung. Aus heutiger Sicht wird es nach Dr.
Schober nicht mehr möglich sein, für Winklern eine Hausapothekenkonzession zu erlangen. Auch die Bemühungen
der Gemeindevertreter, wieder eine zweite Planstelle in den
Ort zu bekommen, könnten scheitern. Die geringe Einwohnerzahl von nur 1.222 wirkt abschreckend. Jungärzte werden
um Winklern einen weiten Bogen machen, denn nichts ist in
dieser Konstellation vorausplanbar. Sobald Dr. Schober
seine Pension antreten wird, kann es für die medizinische
Versorgung der Mölltal-Gemeinde eng werden. Im besten
Fall versorgt zukünftig wenigstens ein einzelner Kassenarzt
die Bevölkerung. Im schlechtesten Fall bleibt Winklern ohne
niedergelassenen Allgemeinmediziner. Als Trost bleibt den
Menschen die neu gewonnene Apotheke. Exemplarisch wird
dann den Einwohnern der ehemaligen Zweiarztgemeinde
vor Augen geführt, dass der Gesetzgeber Neugründungen
von öffentlichen Apotheken den Vorrang gibt.
n
Dr. Wolfgang Geppert
E-Mail: [email protected]
n 05
DAM 27
ÖSTERREICHISCHER
HAUSÄRZTEVERBAND
ÖHV
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Glosse
Das Mühlespiel
Mühle auf …
E
in Möbelmanager kommt, um das Gesundheitswesen zu
reformieren. Ein sagenhafter Ruhm eilt ihm voraus.
Freilich nur in Finanzkreisen. Uns Normalverbraucher
nervt hingegen die Familie Putz, angeblich einer der Geistesblitze des ehemaligen Managementgenies. Ihn focht das
nicht an, mit Elan stürzte sich Herr Dipl.-Ing. Schelling auf
das Gesundheitswesen, das im Nu schwarze Zahlen schrieb.
Aber schon war er zu Höherem berufen – und die Zahlen
wurden wieder rot …
… Mühle zu!
Mühle auf ...
Der Finanzminister schafft die Quadratur des Kreises, ohne
eine Strukturreform oder gar eine Reform des Gesundheitswesens und Pensionsreform auch nur anzudenken. Die
nervige Familie Putz gibt es noch immer. Aber statt auf die
Akropolis geschickt zu werden, was die unorthodoxen
Griechen sofort katholisch machen würde, ist sie zur besten
Sendezeit sehr präsent. Dir, felix Austria, wird hingegen
schon bald das nächste Sparpaket drohen …
… Mühle zu!
Die Reise des Dr. Faust durch
den kassenfreien Raum
Vor schon fast undenklicher Zeit wurde anlässlich eines Hausärztekongresses in
St. Wolfgang ein Theaterstück aufgeführt, von Ärzten für Ärzte. Es handelte von
einem frisch promovierten Arzt, der versuchte, im Gesundheitswesen Fuß zu fassen.
Er durchlebte den goldenen Boden des Zahnarzthandwerks
ebenso wie die schwindelnden Höhen der Psychoanalyse.
Keine alternativmedizinische Erfahrung blieb ihm fremd,
seien es Bachblüten, Tarotkarten oder chinesische Medizin.
Letztlich erlitt er exemplarisch Schiffbruch, bildlich darge-
stellt durch den Untergang der Titanic, und endete auf einer
trostlosen Insel als Kassenarzt. Es sollte ein Spaß sein, eine
harmlose Abendunterhaltung. Niemand hätte sich damals,
es war das Jahr 1998, träumen lassen, dass daraus blutiger
Ernst werden sollte.
Von einem, der auszog, die Kassen das Fürchten zu lehren
Er war der WahlärztInnen stolze Zier, der KassenärztInnen heimlicher Traum. Mit den
Weihen der naturwissenschaftlichen Medizin reichlich gesegnet, wollte er österreichweit das
Zeitalter des kassenfreien Raums einläuten. Doch ach, auf halbem Weg zum Gipfel erlahmte
seine Kraft. Ruhmlos endet eine große Hoffnung der unabhängigen
Medizin in einer orthopädischen Kassenpraxis in Wiener Neustadt. Diesen einen Schritt zu
erklären, wird es vieler Worte bedürfen. Allein, wenn auch die Botschaft gehört werden sollte,
wird der Glaube fehlen. (dpp)
28 DAM
n
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JAMÖ
Die Gesundheitsreform
Primary Health Care oder
Fließbandmedizin?
Nicht erst seit gestern beschäftigen sich Stakeholder und
Gesundheitsberufe mit gesetzlichen Grundlagen, Entwicklung
und Umsetzung der Gesundheitsreform – und damit auch mit
der Primärversorgung in Österreich.
G
esundheitsministerium, Hauptverband, Ärztekammern,
die Österreichische Gesellschaft für Allgemeinmedizin
(ÖGAM), wir als JAMÖ, Vertreter vieler Gesundheitsberufe, der Universitäten, Wirtschaftskammer u.v.m. haben
in konstruktiver Atmosphäre und intensiver Diskussion das
Konzept zur neuen Primärversorgung erarbeitet: „Das
Team rund um den Hausarzt – Konzept zur multiprofessionellen & interdisziplinären Primärversorgung in Österreich“ (beschlossen am 30. Juni 2014). Ein Meilenstein der
österreichischen Gesundheitspolitik?
Als junge und zukünftige Allgemeinmediziner Österreichs
blicken wir teils sehnsüchtig, teils kritisch über die Grenzen
– wir verfolgen und vergleichen nationale und internationale Entwicklungen. Wir wollen eine bessere Zukunft für
die Allgemeinmedizin Österreichs, ohne bereits gemachte
Fehler zu wiederholen. Wir fordern Kreativität und Achtsamkeit in der Umsetzung von („sogenannten“) PHCProjekten.
Immer wieder gibt es sprachliche Hindernisse und konzeptuelle Missverständnisse mit dem Begriff „Primary Health
Care“. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es unzählige ähnliche, aber doch unterschiedliche Definitionen dafür.
In der politischen und täglichen Diskussion gibt es mehr
PHC-Definitionen als Diskutanten. PHC als Abkürzung
für die Primärversorgung wird international auf verschiedenste Weisen gelebt, meist ist die Allgemein- bzw. Familienmedizin der zentrale Drehpunkt dieser Systeme. So auch
in Österreich: Hausärzte sollen verstärkt die Grundversorgung der österreichischen Bevölkerung gewährleisten – wir
werden nicht abgeschafft, wir sind erwünscht.
Was bedeutet PHC im österreichischen Kontext? Das Konzept „Team um den Hausarzt“ ist Grundlage für die laufenden PHC-Diskussionen und PHC-Projekte in Österreich.
3/15 Ausgabe
M. Wendler, Linz
Auf dem Papier soll es das Eingehen auf alle erdenklichen
Bedürfnisse ermöglichen – es bietet größtmögliche Flexibilität in der Umsetzung neuer PHC-Ideen für die unterschiedlichsten österreichischen Mikrokosmen. Primärversorgung muss nicht zwingend in Zentren geschehen, sie
kann auch in multilokalen Netzwerken mit geregelter, interdisziplinärer Zusammenarbeit gelebt werden – es sind
dies ebenso Primärversorgungseinheiten wie die mancherorts gefürchteten „Ärztezentren“.
Sind Primärversorgungszentren ein
gesundheitspolitischer Irrweg?
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist man bereit, neue Wege
zu gehen, neue Versorgungsformen zu entwickeln. Letzten
Endes, um Krankenhausambulanzen tatsächlich zu entlasten, nicht notwendige Hospitalisierungen zu vermeiden und
unser Gesundheitssystem weiterhin finanzieren zu können.
Tatsächlich sieht das Konzept durch geregelte Zusammenarbeitsformen auch eine verbesserte Erreichbarkeit der
Hausärzte zu Tagesrandzeiten vor, es bestehen Bestrebungen Nachtdienste neu zu regeln, die Kompetenzen der
Hausärzte zu definieren und dadurch aufzuwerten – und
diese nicht zuletzt in einem gewissen Grad auch zu vereinheitlichen. Dadurch soll Versorgungsgarantie erreicht werden. Es besteht zum ersten Mal die Bereitschaft seitens der
öffentlichen Hand, Pilotprojekte zu finanzieren, zu evaluieren und nach Lösungen zu suchen, die in ihren unterschiedlichsten Ausformungen auch die entsprechenden
„Mikrokosmen“ Österreichs bedienen. Hierzu zählen weiterhin Einzelpraxen, die in einer definierten gemeinsamen
Zusammenarbeit und eventuell durch zusätzliche Anstellung von jungen Kollegen das Weiterbestehen der landärztlichen Versorgung sichern, ohne als Einzelperson 24/7/365
alleine für seine Patienten da sein zu müssen – heutzutage
kaum noch erwünschte Arbeitsbedingungen. Besser bezahl-
DAM 29
JAMÖ
te und organisierte Nachtdienstbereitschaften (u.a. Sprengelzusammenlegungen), z.B. gemeinsam mit lokalen Rettungsdiensten, sind ebenso ein Zeichen der Zeit wie
Pilotprojekte, welche über Sonderfinanzierungen bis dato
nicht gegebene Honorierungs-und Finanzierungsmöglichkeiten liefern. Ein Beispiel wäre hier das PHC-Projekt Enns,
ein sorgfältig durchdachtes und mühsam erarbeitetes, aber
durchaus vielversprechendes Konzept eines Ärztezentrums
ohne jegliche Assoziation mit gefürchteten Gesundheitsfabriken mit Fließbandmedizin.
Kritik- und Gefahrenpunkte?
Achtsamkeit ist geboten: In den rezenten Entwicklungen
zeigt sich einmal mehr, dass Wien anders ist. Ärztezentren
mit angestellten „Allgemeinmedizinern“ vor Krankenhäusern anzusiedeln, ist eine Art der medizinischen Versorgung,
wenn keine kontinuierliche Betreuung gewährleistet ist,
definitiv aber keine Primärversorgung. Diese kann nur dann
stattfinden, wenn eine Kontinuität in der Beziehung zwischen den Patienten und den betreuenden Teams garantiert
ist. Wie viel Präventivmedizin wird in solchen „Walk-inZentren“ stattfinden, wenn der betreuende Arzt jedes Mal
ein anderer ist und kein Vertrauensverhältnis besteht? Zwar
wird es auch für solche Zentren genug Patienten geben,
aber es darf bezweifelt werden, ob diese wirklich ihre Aufgaben im Sinne des ursprünglichen Gedankens der Primary Health Care erfüllen. Nimmt man diesen nämlich ernst,
geht es nicht nur um die Reduktion von Spitalsaufenthalten. Es geht um die Stärkung der Gesundheitskompetenz,
um Gesundheitsförderung und Prävention, um größtmögliche Chancengleichheit im
Gesundheitsbereich, die auch die
„social determinants of
health“ be-
rücksichtigt. Die neuen Konzepte müssen unbedingt transparent und nachvollziehbar monitorisiert und evaluiert
werden. Wenn sie ihre Ziele nicht erfüllen, ist die Angst
vor einer neuen Form der Zweiklassenmedizin im städtischen Bereich nicht so unbegründet. Kontinuität in der
Versorgung darf keine Privatleistung sein, sie muss Grundlage der Primärversorgung sein. Andernfalls werden Kostenersparnis und höhere Behandlungsqualität nur leere
Phrasen und das Berufsbild Allgemeinmedizin im öffentlichen Gesundheitssystem noch un­attraktiver als bisher. Die
Kontinuität ist nicht nur für die Patienten wichtig, sie ist
auch ein wesentlicher Motivationsfaktor für das Behandlungsteam – und dieses darf man im neuen System nicht
unberücksichtigt lassen.
Aus Alt mach Neu – verbrauchen
Primärversorgungszentren Fördermittel?
Was es braucht, ist eine Hervorhebung der bereits laufenden Kooperationsformen, in denen zum Teil seit Jahren
strukturell geregelte Zusammenarbeit stattfindet – dies
bislang ohne jegliche Honorierung der genutzten Synergien. Es muss auch die Möglichkeit geschaffen werden,
diese bestehenden, erfolgreichen Best-Practice-Beispiele in
den Stand von offiziellen Pilotprojekten zu heben und
deren Rahmenbedingungen nachzubessern – und damit
einmal in aller Förmlichkeit und Ehrlichkeit das Engagement aller Beteiligten zu würdigen. Kreativität ist gefragt,
der Blick über den Tellerrand gefordert und auch Experimentierfreudigkeit ist essenziell. Ohne neue Wege
zu gehen, werden wir den gesundheitspolitischen Irrgarten, in dem wir uns derzeit befinden, auch nicht verlassen können. Und wenn
für Experimentierfreudigkeit auch ein finanzieller Anreiz und Förderungen geschaffen
werden, sei’s drum.
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Salus publica suprema lex esto
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Es bleibt abzuwarten, welche Pilotprojekte unter dem Namen der Primärversorgung noch geboren werden. Entwicklungen
geschehen dadurch, dass man aus Fehlern lernt.
Man muss aber mutig und aufrichtig genug sein, sich
diese einzugestehen, und zur Weiterentwicklung
bereit sein. Dafür braucht es eine entsprechende
Umgebung, in der von allen Stakeholdern die
notwendige Offenheit und Dialogbereitschaft an den Tag gelegt werden, um gemeinsam etwas
Neues konstruktiv zu gestalten. Diese darf man
einfordern, man muss
sie aber auch selbst
leben.
n
Dr. Maria Wendler
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FACHKURZINFORMATIONEN
Fachkurzinformation zu Inserat auf Seite 2
Bezeichnung des Arzneimittels: Adenuric 80 mg Filmtabletten, Adenuric 120 mg Filmtabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 80 bzw. 120 mg Febuxostat. Liste der
sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Hyprolose, Croscarmellose-Natrium, Siliciumdioxid-Hydrat. Filmüberzug: Opadry II gelb,
85F42129 enthält: Poly(vinylalkohol), Titandioxid (E171), Macrogol 3350, Talkum, Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172). Anwendungsgebiete: Behandlung der chronischen Hyperurikämie bei Erkrankungen,
die bereits zu Uratablagerungen geführt haben (einschließlich eines aus der Krankengeschichte bekannten oder aktuell vorliegenden Gichtknotens und/oder einer Gichtarthritis). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Pharmakotherapeutische Gruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Urikostatika, ATC-Code: M04AA03. Inhaber der Zulassung:
Menarini International Operations Luxembourg S.A., 1, Avenue de la Gare, L-1611, Luxemburg. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu den Abschnitten
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung, Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Stand der Information: Februar 2014
Fachkurzinformation zu Inserat auf Seite 13
Bezeichnung des Arzneimittels: Kytta Schmerzsalbe. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 100 g Salbe enthalten: 35 g Flüssigextrakt aus frischer Beinwellwurzel (Symphyti radix recens, DrogeExtrakt-Verhältnis 1:2), Auszugsmittel: Ethanol 60 % (v/v). Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung: 0,6 g Parabene (Butyl-, Ethyl-, Methyl-, Propyl-4-hydroxybenzoat, Phenoxyethanol, p-Hydroxybenzoesäureisobutylester), 14 g Erdnussöl, 6,1 g Cetylstearylalkohol, 0,341 g Benzylbenzoat. Anwendungsgebiete: Kytta Schmerzsalbe ist ein pflanzliches Arzneimittel zur äußerlichen Behandlung von: - Gelenk- und
Muskelschmerzen. - Schmerzen und Schwellungen bei Kniegelenksarthrose degenerativen Ursprungs. - akuten Myalgien im Bereich des Rückens. - Verstauchungen, Prellungen und Zerrungen nach Sport- und
Unfallverletzungen. Kytta Schmerzsalbe wird angewendet bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 3 Jahren. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Beinwell, Erdnussöl, Soja, Parabene oder einen
der sonstigen Bestandteile. Kytta Schmerzsalbe darf nicht auf offene Wunden aufgetragen werden. Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere topische Mittel gegen Gelenk- und Muskelschmerzen. ATC-Code:
M02AX. Liste der sonstigen Bestandteile: Parabene (Butyl-, Ethyl-, Methyl-, Propyl-4-hydroxybenzoat, Phenoxyethanol, p-Hydroxybenzoesäureisobutylester), Erdnussöl, Cetylstearylalkohol, Benzylbenzoat,
Glycerol-Monostearat, Natriumdodecylsulfat, gereinigtes Wasser, Lavendelöl, Fichtennadelöl, Parfümöl Spezial. Inhaber der Zulassung: Merck GmbH, Zimbagasse 5, AT-1147 Wien. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezeptfrei, Apothekenpflichtig. Weitere Informationen zu den Abschnitten Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Stand der Information: Oktober 2014
Fachkurzinformation zu Inserat auf Seite 15
Candesartan +pharma 8 mg Tabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 8 mg Candesartan Cilexetil. Sonstige Bestandteile: mit bekannter Wirkung: Jede Tablette enthält
129,8 mg Lactose-Monohydrat. Maisstärke, Lactose-Monohydrat, Triethylcitrat, Hydroxypropylcellulose, Croscarmellose Natrium, Magnesiumstearat. Candesartan +pharma 16 mg Tabletten. Qualitative und
quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 16 mg Candesartan Cilexetil. Sonstige Bestandteile: mit bekannter Wirkung: Jede Tablette enthält 121,8 mg Lactose-Monohydrat. Maisstärke, LactoseMonohydrat, Triethylcitrat, Hydroxypropylcellulose, Croscarmellose Natrium, Magnesiumstearat. Anwendungsgebiete: Essentielle Hypertonie. Behandlung erwachsener Patienten mit Herzinsuffizienz und
eingeschränkter linksventrikulärer systolischer Funktion (linksventrikuläre Ejektionsfraktion ≤ 40%), wenn ACE-Hemmer nicht vertragen werden, oder als Add-on-Therapie zu ACE-Hemmern bei Patienten,
die trotz optimaler Therapie eine symptomatische Herzinsuffizienz aufweisen, wenn Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten nicht vertragen werden (siehe Abschnitte 4.3, 4.4, 4.5 und 5.1). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Zweites und drittes Trimester der Schwangerschaft (siehe Abschnitte 4.4 und 4.6). Schwere
Leberschädigung und/oder Cholestase. Die gleichzeitige Anwendung von Candesartan +pharma mit Aliskiren-haltigen Arzneimittel ist bei Patienten mit Diabetes mellitus oder eingeschränkter Nierenfunktion
(GFR < 60 ml/min/1,73 m2) kontraindiziert (siehe Abschnitte 4.5 und 5.1). Pharmakotherapeutische Gruppe: Angiotensin-II-Antagonisten, rein (Candesartan), ATC-Code: C09CA06. Candesartan +pharma
8 mg Tabletten, OP zu 30 Stk., Rezept- und apothekenpflichtig. Candesartan +pharma 16 mg Tabletten, OP zu 30 Stk., Rezept- und apothekenpflichtig. Candesartan/HCT +pharma 8 mg/12,5 mg Tabletten.
Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 8 mg Candesartan Cilexetil und 12,5 mg Hydrochlorothiazid. Sonstige Bestandteile: Jede Tablette enthält 117,3 mg Lactose-Monohydrat.
Candesartan/HCT +pharma 16 mg/12,5 mg Tabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 16 mg Candesartan Cilexetil und 12,5 mg Hydrochlorothiazid. Sonstige Bestandteile: Jede Tablette enthält 109,3 mg Lactose-Monohydrat. Liste der sonstigen Bestandteile: Maisstärke, Lactose-Monohydrat, Triethylcitrat, Hydroxypropylcellulose, Croscarmellose Natrium, Magnesiumstearat.
Anwendungsgebiete: Essentielle Hypertonie, wenn eine Monotherapie mit Candesartan Cilexetil oder Hydrochlorothiazid nicht ausreichend ist. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder
einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile oder gegen Sulfonamidderivaten (Hydrochlorothiazid ist ein Sulfonamidderivat). Zweites und drittes Schwangerschaftstrimenon (siehe Abschnitte
4.4 und 4.6). Schwere Nierenschädigung (Kreatininclearance < 30 ml/min/1,73 m2 Körperoberfläche). Schwere Leberschädigung und/oder Cholestase. Refraktäre Hypokaliämie und Hyperkalziämie. Gicht.
Die gleichzeitige Anwendung von Candesartan/HCT mit Aliskiren-haltigen Arzneimitteln ist bei Patienten mit Diabetes mellitus oder eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 60 ml/min/1,73m2) kontraindiziert (siehe Abschnitte 4.5 und 5.1). Pharmakotherapeutische Gruppe: Angiotensin-II-Antagonisten und Diuretika, ATC-Code: C09DA06. Candesartan/HCT +pharma 8 mg/12,5 mg Tabletten, OP zu 30 Stk.,
Rezept- und apothekenpflichtig. Candesartan/HCT +pharma 16 mg/12,5 mg Tabletten, OP zu 30 Stk., Rezept- und apothekenpflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: +pharma arzneimittel gmbh, A-8054
Graz, E-Mail: [email protected]. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Gewöhnungseffekten und zu den Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.
Fachkurzinformation zu Bericht auf Seite 24
Cholib 145 mg/20 mg Filmtabletten; Cholib 145 mg/40 mg Filmtabletten: Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Filmtablette Cholib 145 mg/20 mg enthält 145 mg Fenofibrat und 20 mg
Simvastatin. Eine Filmtablette Cholib 145 mg/40 mg enthält 145 mg Fenofibrat und 40 mg Simvastatin. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern Cholib 145 mg/20 mg und Cholib 145 mg/40 mg: Butylhydroxyanisol (E 320), Lactose Monohydrat, Natriumdodecylsulfat, Maisstärke, Docusat Natrium, Sucrose, Citronensäure Monohydrat (E 330), Hypromellose (E 464), Crospovidon (E 1202), Magnesiumstearat (E 572),
Mikrokristalline Cellulose, Siliciumdioxid beschichtet (bestehend aus mikrokristalliner Cellulose und hochdispersem Siliciumdioxid), Ascorbinsäure (E 300); Filmüberzug Cholib 145 mg/20 mg: Polyvinylalkohol
(E 1203), Titandioxid (E 171), Talkum (E 553b), Entölte Phospholipide aus Sojabohnen (E 322), Xanthangummi (E 415), Eisen(III) oxid (E 172), Eisen(III) hydroxid oxid x H2O (E 172), Gelborange S (E 110);
Cholib 145 mg/40 mg: Polyvinylalkohol (E 1203), Titandioxid (E 171), Talkum (E 553b), Entölte Phospholipide aus Sojabohnen (E 322), Xanthangummi (E 415), Eisen(III) oxid (E 172). Pharmakotherapeutische
Gruppe: Mittel, die den Lipidstoffwechsel beeinflussen, HMG CoA Reduktasehemmer in Kombination mit anderen Mitteln, die den Lipidstoffwechsel beeinflussen, ATC Code: C10BA04. Anwendungsgebiete
Cholib ist als Begleittherapie zu einer Diät und körperlicher Bewegung bei erwachsenen Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko und gemischter Dyslipidämie indiziert, um die Triglyzeride abzusenken
und die HDL C Spiegel zu erhöhen, wenn die LDL C Spiegel angemessen mit der entsprechenden Dosis der Simvastatin Monotherapie eingestellt sind. Gegenanzeigen: Cholib 145 mg/20 mg und Cholib 145
mg/40 mg: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe, Erdnuss, Soja oder einen der sonstigen Bestandteile; Bekannte Photoallergie oder phototoxische Reaktion während der Behandlung mit Fibraten oder
Ketoprofen; Aktive Lebererkrankung oder anhaltende Erhöhung der Serum Transaminasen mit unbekannter Genese; Bekannte Erkrankung der Gallenblase; Chronische oder akute Pankreatitis, mit Ausnahme
einer akuten Pankreatitis infolge einer schweren Hypertriglyzeridämie; Mittelschwere bis schwere Niereninsuffizienz (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate < 60 ml/min/1,73 m2); Begleitende Anwendung
von Fibraten, Statinen, Danazol, Ciclosporin oder starken Inhibitoren des Cytochroms P450 (CYP) 3A4; Kinder und Jugendliche (im Alter unter 18 Jahren); Schwangerschaft und Stillzeit; Anamnestisch bekannte Myopathie und/oder Rhabdomyolyse unter Statin und/oder Fibrat Behandlung oder bestätigte Erhöhung der Kreatinphosphokinase über 5 x oberer Normwert (upper limit of normal, ULN) unter einer
vorausgehenden Statin Behandlung; zusätzlich bei Cholib 145 mg/40 mg: Begleitende Verabreichung von Amiodaron, Verapamil, Amlodipin oder Diltiazem; Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezeptund apothekenpflichtig; Inhaber der Zulassung: BGP Products Ltd., Abbott House, Vanwall Business Park, Vanwall Road, Maidenhead SL6 4XE, Vereinigtes Königreich; Weitere Angaben zu Warnhinweisen und
Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen (Stand der Information: März 2015).
Fachkurzinformation zu Inserat auf Seite 32
Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert,
jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8. der Fachinformation. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: Eliquis 2,5 mg Filmtabletten;
Eliquis 5 mg Filmtabletten. Pharmakotherapeutische Gruppe: direkte Faktor Xa Inhibitoren, ATC-Code: B01AF02. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Jede Filmtablette enthält 2,5 bzw.
5 mg Apixaban. Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung: Jede 2,5 mg Filmtablette enthält 51,43 mg Lactose. Jede 5 mg Filmtablette enthält 102,86 mg Lactose. Liste der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Lactose, Mikrokristalline, Cellulose (E460), Croscarmellose-Natrium, Natriumdodecylsulfat, Magnesiumstearat (E470b), Filmüberzug: Lactose-Monohydrat, Hypromellose (E464), Titandioxid (E171),
Triacetin (E1518); Eliquis 2,5 mg Filmtabletten: Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172); Eliquis 5 mg Filmtabletten: Eisen(III)-oxid (E172). ANWENDUNGSGEBIET: Eliquis 2,5 mg Filmtabletten: Zur Prophylaxe
venöser Thromboembolien (VTE) bei erwachsenen Patienten nach elektiven Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen. Eliquis 2,5 mg und Eliquis 5 mg Filmtabletten: Zur Prophylaxe von Schlaganfällen und
systemischen Embolien bei erwachsenen Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern (NVAF) und einem oder mehreren Risikofaktoren, wie Schlaganfall oder TIA (transitorischer ischämischer Attacke) in
der Anamnese, Alter ≥ 75 Jahren, Hypertonie, Diabetes mellitus, symptomatische Herzinsuffizienz (NYHA Klasse ≥ II). Behandlung von tiefen Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien (LE) sowie Prophylaxe von rezidivierenden TVT und LE bei Erwachsenen. (Bei hämodynamisch instabilen LE Patienten siehe Abschnitt 4.4. der Fachinformation). GEGENANZEIGEN: - Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder
einen der sonstigen Bestandteile. - akute, klinisch relevante Blutung. - Lebererkrankungen, die mit einer Koagulopathie und einem klinisch relevanten Blutungsrisiko verbunden sind. - Läsionen oder klinische
Situationen , falls sie als signifikanter Risikofaktor für eine schwere Blutung angesehen werden. Dies umfasst akute oder kürzlich aufgetretene gastrointestinale Ulzerationen, maligne Neoplasien mit hohem
Blutungsrisiko, kürzlich aufgetretene Hirn- oder Rückenmarksverletzungen, kürzlich erfolgte chirurgische Eingriffe an Gehirn, Rückenmark oder Augen, kürzlich aufgetretene intrakranielle Blutungen, bekannte
oder vermutete Ösophagusvarizen, arteriovenöse Fehlbildungen, vaskuläre Aneurysmen oder größere intraspinale oder intrazerebrale vaskuläre Anomalien. - Die gleichzeitige Anwendung von anderen
Antikoagulanzien z.B. unfraktionierte Heparine, niedermolekulare Heparine (Enoxaparin, Dalteparin etc.), Heparinderivate (Fondaparinux etc.), orale Antikoagulanzien (Warfarin, Rivaroxaban, Dabigatran
etc.) außer bei der Umstellung der Antikoagulationstherapie oder wenn unfraktioniertes Heparin in Dosen gegeben wird, die notwendig sind, um die Durchgängigkeit eines zentralvenösen oder arteriellen
Katheters zu erhalten. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER: Bristol-Myers Squibb/Pfizer EEIG, Bristol-Myers Squibb House, Uxbridge Business Park, Sanderson Road, Uxbridge, Middlesex, UB8 1DH, Vereinigtes Königreich. Kontakt in Österreich: Bristol-Myers Squibb GesmbH, Wien, Tel. +43 1 60143 -0. VERSCHREIBUNGSPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: NR, apothekenpflichtig. Stand: 02/2015.
Weitere Angaben zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen,
Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.
3/15 Ausgabe
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Zur Schlaganfallprophylaxe bei Patienten mit
nicht-valvulärem Vorhofflimmern2
SIGNIFIKANTE
REDUKTION
von
Schlaganfällen/
systemischen
Embolien
vs. einem VKA*1
SIGNIFIKANTE
REDUKTION
von
schweren
Blutungen
vs. einem
VKA*1†
ELIQUIS®
VERBINDET BEIDES
ELIQUIS® (Apixaban): Ein oraler direkter Faktor-Xa-Inhibitor, der zur Prophylaxe von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei erwachsenen Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern
(NVAF) und einem oder mehreren Risikofaktoren, wie Schlaganfall oder TIA (transitorischer ischämischer Attacke) in der Anamnese, Alter ≥ 75 Jahren, Hypertonie, Diabetes mellitus,
symptomatische Herzinsuffizienz (NYHA Klasse ≥ II), angezeigt ist.2
* Warfarin
† Primärer Wirksamkeitsendpunkt in ARISTOTLE war Schlaganfall oder systemische Embolie; das Auftreten einer schweren Blutung war der primäre Sicherheitsendpunkt, und die Gesamtmortalität war ein
wichtiger sekundärer Endpunkt der Studie. Diese Endpunkte wurden entsprechend einer vorab festgelegten hierarchischen Test-Strategie getestet, um den Typ-I-Fehler in der Studie möglichst niedrig zu
halten. Auch die Gesamtmortalität war in der Apixaban-Gruppe signifikant geringer als in der Warfarin-Gruppe (3,52%/Jahr vs. 3,94%/Jahr; HR 0,89; p=0,047).
Literaturangaben: 1. Granger CB et al. N Engl J Med 2011; 365: 981–992. 2. ELIQUIS® (Apixaban) Fachinformation in der aktuellen Version.
Fachkurzinformation siehe S. xx
432AT14PR07839-08, 01/2015;
ELI-062-14/2/12.11.2014
Fachkurzinformation zu Inserat siehe Seite 31
ELIQUIS® bietet eine signifikante Reduktion von Schlaganfällen/systemischen
Embolien und schweren Blutungen vs. Warfarin.1†