Pressemitteilung Nr. 10 - Dachverband der kritischen Aktionärinnen

Pressemitteilung Nr. 10
Köln/Mannheim/Pretoria, 1. Mai 2015
BASF-Vorstand weicht den Vorwürfen des Bischofs aus
Aktionäre entsetzt über Marikana-Massaker / Viel Applaus für Rede des südafrikanischen
Bischofs Jo Seoka / BASF lehnt Einzahlung in Entschädigungsfonds ab / Kritische Aktionäre:
BASF muss Verantwortung für Lieferkette ernst nehmen.
Der südafrikanische Bischof Johannes Seoka erhielt für seine beeindruckende Rede bei der
Hauptversammlung des BASF SE am 30. April in Mannheim viel Applaus von den Aktionärinnen
und Aktionären des Chemie-Konzerns. Der anglikanische Bischof aus Pretoria, dem der
Dachverband der Kritischen Aktionäre Stimmrechte übertragen hatte, verlangte eine
Entschädigung für die Opfer des Marikana-Massakers und forderte BASF auf, als Hauptkunde des
Platin-Produzenten Lonmin Verantwortung zu übernehmen.
Im Anschluss an seine Rede übergab Seoka dem BASF-Vorsitzenden Kurt Bock ein Buch und einen
Dokumentarfilm, die beide das Massaker von Marikana analysieren (siehe: „Das Massaker von
Marikana“: https://marikanabuch.wordpress.com und „Miners Shot Down“
http://www.minersshotdown.co.za). Bock zeigte sich "bestürzt über die Vorgänge in Südafrika"
am 16. August 2012. „Aus der Distanz ist es für die BASF aber schwer, sich ein eigenes Urteil zu
bilden.“ Zurzeit könne sein Unternehmen nichts tun, da der Bericht der MarikanaUntersuchungskommission bei Präsdient Zuma liege und noch nicht veröffentlicht sei. Deshalb
könne die BASF auch keinen Beitrag zum Entschädigungsfonds leisten, so Bock. Die
Hinterbliebenen der 34 getöteten Minenarbeiter sollen 3,4 Millionen Euro aus dem von der
südafrikanischen Bench Marks Foundation eingerichteten Fonds erhalten.
Mehrere Aktionärinnen und Aktionäre bezogen sich in ihren nachfolgenden Reden auf die
schrecklichen Tatsachen, die Bischof Seoka präsentiert hatte. "Es ist unglaublich, dass im 21.
Jahrhundert die Menschen, die das wertvollste Metall der Welt ausgraben, das BASF zu
Katalysatoren weiterverarbeitet, unter inhumanen Bedingungen leben und arbeiten. Und es ist
eine Schande, dass die BASF bisher nichts getan hat, um Mitverantwortung zu übernehmen",
sagte eine Aktionärin. BASF hat 2014 von Lonmin Metalle der Platingruppe im Wert von 450
Millionen Euro bezogen.
Nach der Hauptversammlung sagte Bischof Seoka: „Ich habe den Eindruck, dass die BASFVerantwortlichen aufmerksam zugehört haben. Sie haben respektiert, dass ich von weit her nach
Deutschland gekommen bin, um den Aktionären vom Massaker in Marikana und den Arbeits- und
Lebensbedingungen der Minenarbeiter zu berichten. Offensichtlich waren die meisten Aktionäre
über die Beziehung von BASF zu Lonmin in Südafrika nicht informiert." Seoka wies auf einen
Widerspruch in der Aussage von BASF-Chef Bock hin: "Er sagte, er hat von der schwierigen
Situation in Marikana gewusst. Wie kommt es dann, dass er sich kein klares Urteil bilden kann?"
Bock hatte in seiner Antwort auf Seokoas Rede auch davon gesprochen, dass BASF nichts
unternehmen könne, solange der Abschlussbericht der Marikana-Untersuchungskommission
nicht veröffentlich sei. Der Bericht liegt dem südafrikanischen Präsidenten Zuma seit einigen
Wochen vor. Tatsächlich sind wesentliche Teile der Beweisaufnahme, in der schwere Vorwürfe
gegen Lonmin, die Polizeiführung und die politisch Verantwortlichen erhoben werden, seit
Monaten öffentlich zugänglich. Während skeptische Stimmen es für wahrscheinlich halten, dass
der abschließende Bericht niemals an die Öffentlichkeit kommen wird, verschanzte sich der BASFVorsitzende hinter dem politisch schwer angeschlagenen Jakob Zuma.
Bishof Seoka, der im Vorstand der Bench Mark Stiftung ist, lud das Management und die
Aktionäre von BASF ein, nach Südafrika zu kommen, um aus erster Hand zu erfahren, wie Lonmin
sein Geschäft betreibt. "Danach können sie Lonmin tatsachenbasiert und konstruktiv auf dem
Weg in eine bessere Zukunft begleiten."
Auch Jakob Krameritsch, der gemeinsam mit Maren Grimm und KASA (Kirchlicher Arbeitsdienst
Südlisches Afrika) den Aufenthalt von Seoka in Deutschland organisierte, zeigte kein Verständnis
für die Ausflüchte des BASF-Managements. "Einerseits behauptet der Vorstandsvorsitzende Bock
voller Stolz, sein Konzern agiere global und sei weltweit erfolgreich. Andererseits gibt er vor, die
BASF könne wegen der ‚großen Distanz’ zu Südafrika ‚nichts tun’. Dieses Ausweichmanöver ist
zynisch und beschämend. Ein Betrieb, der jährlich rund 450 Millionen Euro für Rohstoffe einer
Mine bezahlt, weiß genau Bescheid. Er weiß auch, dass er in Südafrika billige Arbeitskraft
ausbeutet.“
Maren Grimm wies in der Hauptversammlung darauf hin, dass BASF, gemeinsam mit den
Großbanken Goldman Sachs, HSBC und Standard Bank, in den USA wegen jahrelanger
Manipulationen des Platinweltmarktpreises angeklagt ist. Kurt Engel, BASF-Vorstandsmitglied und
Leiter der BASF Catalyst Group, sagte in seiner Stellungnahme, die Rechtsabteilung der BASF halte
diese Vorwürfe für gänzlich unbegründet.
"Die Kritischen Aktionäre werden genau verfolgen, wie sich die BASF nach der Veröffentlichung
des Untersuchungsberichts verhält", kündigte Geschäftsführer Markus Dufner an. "Wir sind auch
gespannt zu erfahren, was die BASF tut, falls Präsident Zuma den Bericht nicht frei gibt.
Entscheidend ist, dass die BASF die Verantwortung für ihre Lieferkette, auf die sie sich selbst
verpflichtet hat, auch ernst nimmt."
Lesen Sie die ganze Rede von Bischof Seoka:
https://basflonmin.files.wordpress.com/2015/04/joseoka_basf_30_04_2015.pdf
Weitere Informationen und Anfragen:
https://basflonmin.wordpress.com
www.bench-marks.org.za
www.kritischeaktionaere.de
John Capel: +27 11 832-1743/2 and +27 82 870 8861
Maren Grimm: +49 (0) 177 655 10 53, [email protected]
Jakob Krameritsch: +43 (0) 699 1967 51 31, [email protected]
Markus Dufner, Dachverband der Kritischen Aktionäre: +49 (0)221 599 56 47