Das Hochschulmagazin von Seezeit 1 - Sommersemester 2015 FlUchtpunkt Konstanz Fluchtpunkt Konstanz – Geflüchtete erzählen Flüchtlingsorganisationen in Konstanz Umfrage: Was wünschst du dir für die Zukunft? mit Mensaplan für Uni und HTWG Konstanz Druckerei Fabian GmbH Q Beratung Q Druckvorstufe Q Druck Wer clever ist, informiert sich hier! Wissen bringt Vorteile. Deshalb versichert Sie die AOK nicht nur gut und günstig: Der AOK Studenten-Service bietet Ihnen auch viele Tipps und Infos, die Ihnen durchs Studium helfen. 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Jeder einzelne hat seine eigene Geschichte, Ängste, aber auch Hoffnungen für die Zukunft. Durch Said, Nevin und andere, die uns ihre Geschichten erzählten, geben wir dem Begriff ‚Flüchtling‘ ein Gesicht. Zu ihrem Schutz wurden die Namen in dieser Ausgabe geändert. Außerdem berichtete ein Lehrer der Internationalen Vorbereitungsklasse von den Aufgaben und Problemen, die ihm begegnen, wenn er Kinder von Migranten unterrichtet. Und in einem Interview werden die Konstanzer Organisationen näher beleuchtet, die den Geflüchteten hier Unterstützung und eine Anlaufstelle bieten – und jedem die Möglichkeit, selbst zu helfen. Liebe Studierenden, wenn aktuell neue Bewerbungen eintrudeln, so kommt es mir sehr drauf an, wie sehr die BewerberInnen ‚irgendwo weg‘, oder besser, zu uns ‚hinkommen‘ wollen. So sehe ich das auch mit Ihnen, unseren Studierenden. Den Begriff ‚Fluchtpunkt-Konstanz‘ spezifiziere ich näher, im Sinne von ‚Zielpunkt-Konstanz‘: Sie wollen ja hier her! Egal ob nun Flucht- oder Zielpunkt, Fakt ist, dass diese Anlaufstellen meist überrannt werden, und oft niemand auf die Eintreffenden ‚wartet‘. Doch als Studierendenwerk ist gerade das unsere gesetzte Aufgabe. Wir wollen Sie bestmöglich versorgen, mit Essen, Wohnen, Finanzen und Beratung. Gerne würden wir noch mehr Wohnanlagen bauen oder das Essen günstiger halten. Aber gerade beim Essen hat uns die Zeit überrollt. Seit drei Jahren halten wir die Preise konstant, nur können wir die Kostensteigerungen von Energie, Rohstoffen und Personal nicht länger ignorieren. Wir kommen daher leider nicht umhin zum Beginn des Sommersemesters unsere Mensapreise um 10 bis 20 Cent anzuheben. Wir versichern Ihnen, alles zu unternehmen, um Ihnen auch weiterhin zuverlässig eine vollwertige, gesunde und abwechslungsreiche Mahlzeit anbieten zu können. Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins Semester. Campuls Hochschulmagazin Seezeit Studierendenwerk Bodensee Impressum Herausgeber Seezeit Studierendenwerk Bodensee Jochen Mink Universitätsstraße 10 78464 Konstanz Chefredakteurin Christin Gas LKM, 4. SEM. V.I.S.D.P. Art Direction & Illustration Maike Hofma LKM, 4. SEM. Maike Holzke LKM, 2.SEM. Anzeigen Corinna Voigt [email protected] Fotografie Nicolas Kienzler POLITIK UND VERWALTUNG, 4. SEM. Harald Waldrich LKM, 8. SEM. Redaktion Jacqueline Berl TGA, 2. SEM. MASTER Lisa Zacher LKM, 6. SEM. Marc-Julien Heinsch LKM, 4. SEM. CAMPULS Heft Nr. 1 Sommersemester 2015 Fluchtpunkt Konstanz Kommentar und Glosse Seezeit ist grün Orientierung für ausländische Studierende Zwischen Deutschland und dem Iran Umfrage: Was wünschst du dir für deine Zukunft in Deutschland? Internationale Vorbereitungsklassen in Deutschland Studenten für Flüchtlinge 5 11 12 13 14 16 18 20 BAföG In allen Förderungsfragen nach dem BAföG berät kompetent und freundlich das BaföG-Amt. Mo – Do 9.00 – 12.00 / 13.00 – 15.30 Uhr Gustav-Schwab-Straße 5, 78467 Konstanz Tel +497531-88 7265 • Fax +49 7531-88 7299 [email protected] Service Center Anlaufstelle für Erstinformationen zu den Bereichen Studentisches Wohnen, BAföG, Privatzimmer, und Jobbörse. Darüber hinaus bieten wir folgende Services an: Wohnen für Hilfe, Finanzierungsberatung, Aufnahme von Unfallanzeigen, Ausstellung von ISIC-Ausweisen, Vergabe von Musikraumschlüsseln, Verlängerung und Bearbeitung von fehlerhaften MensaCards, Annahme und Herausgabe von BaföG-Anträgen sowie Beglaubigungen von BaföG-Bescheiden etc. Mo – Do 9.00 – 15.30 / Fr 9.00 – 13.30 Uhr Eingangsbereich der Uni Konstanz Universitätsstraße 10, 78464 Konstanz Tel +497531-887400 • Fax +497531-88 7444 [email protected] Charlotte Hütten Studentisches Wohnen Nicolas Kienzler Mo – Do 9.00 – 15.00 / Fr. 9.00 – 12.00 Uhr Ebene K3 (Uni Konstanz) • [email protected] LKM, 4. SEM. POLITIK UND VERWALTUNG, 4. SEM. Uwe Braun SPRACHWISSENSCHAFTEN, 4. SEM. MASTER Anna Lisa Alves LKM, 4. SEM. Mensa-Pläne Elias Zimmermann BIOLOGIE, 3. SEM. MASTER Kontakt zur Redaktion [email protected] Campuls erscheint während des Semesters an der Universität und HTWG Konstanz sowie online www.seezeit.com/campuls www.facebook.com/SeezeitStudierendenwerkBodensee Wir betreiben in Konstanz, Ravensburg, Weingarten und Friedrichshafen 18 Wohnanlagen mit insgesamt rund 2.950 Bettplätzen. Sozialberatung Die Sozialberatung hilft bei Finanzierungsfragen (Sozialleistungen, Studienkredite), hat Tipps zum Studium mit Kind, zum barrierefreien Studieren u.v.m. Die Beratung ist vertraulich und kostenfrei. Mo + Di 9.30 – 11.30 Uhr im Seezeit Service Center Vormittags Raum K401 (Uni KN) Tel +49 7531-88 7305 • [email protected] Psychotherapeutische Beratung (PBS) Hilfe und Beratung bei Krisen im Studium sowie psychischen und seelischen Problemen bietet die PBS. Anmeldung und Terminvereinbarung schriftlich, telefonisch, per E-Mail oder persönlich. Mo, Mi, Fr 11.00 – 12.00 Uhr, Raum K313 (Uni Konstanz) Reinhard Mack, Tel +49 7531-88 7310 Tina Scheu, Tel +49 7531-88 7311 • [email protected] Facebook “f ” Logo CMYK / .eps Facebook “f ” Logo CampulsArchiv CMY Text: Marc-Julien Heinsch & Nicolas Kienzler Foto: Nicolas Kienzler Innenhof im Atrium: Treffpunkt der Bewohner und Ort zum Wäschetrocknen. Fluchtpunkt Konstanz Steinstraße und Atrium heißen die beiden Gemeinschaftsunterkünfte im Stadtgebiet Konstanz. Dort sind über 300 Asylbewerber aus 50 Nationen untergebracht. Ein Besuch in der Gemeinschaftsunterkunft in der Steinstraße, wo für viele das neue Leben in Konstanz, fern der Heimat seinen Anfang nimmt. Zwischen sechs und sieben Uhr morgens steht Nevin*, 27, aus Syrien, auf. So, wie der Durchschnittsdeutsche. Ob er gleich duschen geht oder zuerst frühstückt, ist davon abhängig, ob nicht gerade einer seiner Mitbewohner unter der Dusche steht – wie in jeder WG eben. Und auch davon, ob die Vergangenheit Nevin in seinen Träumen heimgesucht hat. Dann sind das nämlich richtige Albträume. Dann liegt er mindestens noch eine Viertelstunde wach, bis die Emotionen ein wenig abgeklungen sind. Das kommt ungefähr jeden zweiten Tag vor. Während sich der Durchschnittsdeutsche nach Dusche und Frühstück auf den Weg zur Schule oder zur Universität, zur Arbeitsstelle oder zum Arbeitsamt macht, startet auch Nevin in seinen Alltag. Der besteht aus: drei festen Mahlzeiten und ebenso vielen Kaffeepausen in der Gemeinschaftsküche. Daran anschließend: Spaziergänge um den Block oder zum See. Und dazwischen: Nichts. Keine Verpflichtungen, keine Aufgabe, keine Möglichkeit, irgendetwas zu tun. Viel zu viel Zeit, um über alles nachzudenken. Da ist das Sprachcafé, das jeden Mittwoch stattfindet, eine willkommene Abwechslung. Dort erprobt Nevin gemeinsam mit anderen Flüchtlingen und der Deutschlehrerin Claudia Grohmann die neue Sprache. An diesem Tag sitzen außer Nevin noch vier andere Männer mit am Tisch. Genau wie der junge Syrer sind auch *Die Namen aller Flüchtlinge wurden zu ihrem Schutz geändert sie Flüchtlinge. Sie warten in der Gemeinschaftsunterkunft in der Steinstraße auf die Bearbeitung ihres Asylantrags und hoffen, nicht wieder in die Hölle zurückgeschickt zu werden, zu der ihre Heimat für sie geworden ist. Das ehemalige französische Offizierscasino bietet etwa 190 von ihnen ein Dach über dem Kopf. „Uns gefällt es gut in Deutschland.“ Die fünf Männer im Sprachcafé sitzen zusammen mit ihrer Lehrerin um einen runden Tisch, auf dem ein Plastikbeutel voller Erdnüsse liegt. Durch die Fensterfront in ihrem Rücken blickt man auf eine Baustelle. Drei der Männer sind aus Eritrea und leben bereits seit zehn Monaten in einem gemeinsamen Zimmer in der Gemeinschaftsunterkunft Steinstraße; Abdel und Birhan sind 20 Jahre alt, Isaac ist 24. Daneben sitzt noch Samir, 39, aus Afghanistan als Ältester am Tisch. Nevin und Samir sind beide erst seit kurzem in Konstanz und können nach gerade einmal zwei Monaten noch nicht so gut Deutsch wie ihre drei eritreischen Sitznachbarn. Gut gefalle es ihnen in Deutschland, da sind sich alle fünf einig. „Die Menschen und die Situation sind gut“, sagt Abdel und lächelt. Die Stimmung scheint gelöst, hin und wieder nur geht der Blick der Männer abwesend ins Leere. Auf die Frage, warum sie aus ihrer Heimat im Nordosten Afrikas geflohen sind, nennen die Drei in ihrem etwas holprigen Deutsch ähnliche Gründe: Diktatur und Krieg, Verfolgung und Willkür. Auf ihre Flucht nach Europa musste jeder von ihnen alleine aufbrechen. Im Vorfeld habe man mit niemandem über seine Fluchtpläne sprechen dürfen, da man sonst Gefahr gelaufen wäre, aufgegriffen und bestraft zu werden. Man kann nur erahnen, wie viele schwere Tage sich hinter diesen wenigen Worten verbergen. Dann müssen sich Abdel, Birhan und Isaac verabschieden. Sie gehen noch in die Schule und zum Volleyball an diesem Nachmittag. Die drei Eritreer verabreden sich für nächste Woche wieder im Sprachcafé. Sie scheinen in ihrem neuen Leben angekommen zu sein, zumindest so gut das nach zehn Monaten als Flüchtling in einem Das deutsche Asylrecht gilt nicht für jeden Samir, 39, aus Afghanistan Artikel 16 a Absatz 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland garantiert: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“. Seit dem öffentlich sehr umstrittenen Asylkompromiss 1993 folgten dem zuvor schrankenlosen Recht auf politisches Asyl zudem einige Einschränkungen: Bestimmte Staaten können als sichere Herkunftsländer eingestuft werden; Flüchtlinge aus diesen Ländern müssen ihre politische Verfolgung zuerst ausreichend „beweisen“. Außerdem wurde damals die Drittstaatenregelung eingeführt: Personen, die in ihrem Herkunftsland zwar politisch verfolgt wurden, jedoch über einen sicheren Drittstaat eingereist sind, erhalten kein Asyl aufgrund von politischer Verfolgung. Rein rechtlich erhalten somit alle über den Landweg eingereisten Flüchtlinge in Deutschland kein Asyl. fremden Land möglich ist. Samir und Nevin bleiben am Tisch zurück. Ihre Deutschkenntnisse belaufen sich bislang auf ein paar Brocken und so läuft das Gespräch mit ihnen auf Englisch ab. Samir aus Afghanistan trägt einen weiten, weißen Pullover und hat bereits ein paar Falten im Gesicht und graue Strähnen in seinem dunklen Haar. Der Syrer Nevin wirkt dagegen jünger als seine 27 Jahre, hat längeres schwarzes Haar, eine Brille und ein freundliches Gesicht. Die beiden haben neben dem Sprachcafé keine Verpflichtungen an diesem Nachmittag und sind bereit, ihre Geschichte zu erzählen. „Wir haben den Taliban doch nichts getan.“ Samirs Gesicht wirkt hart und sehr ernst während er davon erzählt, wie es dazu kam, dass er nun in der Steinstraße ist. „Ich habe meinen Bachelor in Law and Politics gemacht“, erklärt er. „Dann habe ich von 2002 bis 2012 für verschiedene Organisationen, wie die UNHCR, UNOPS und UNAMA1, gearbeitet.“ Wegen seiner Arbeit für die Vereinten Nationen wurde Samir von den Taliban bedroht, doch weil er zu gut geschützt wurde und die Taliban nicht an ihn herankamen, drohten sie damit, seine Frau und seine zwei kleinen Söhne zu entführen oder ihnen Schlimmeres 1 UNHCR United Nations High Commissioner for Human Rights = Hoher Kommissar für Menschenrechte der Vereinten Nationen UNOPS United Nations Office for Project Services = Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNAMA United Nations Assistance Mission in Afghanistan = Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan Nevin, 27, aus Syrien anzutun. Als der Druck zu groß wurde, entschied er sich, seine Familie zu verlassen und zu ihrem und seinem eigenen Schutz seine Arbeit aufzugeben und nach Europa zu fliehen. Zuerst reiste er auf legalem Weg nach Schweden, wo man seine Originaldokumente beschlagnahmte und damit drohte, ihn umgehend nach Afghanistan zurückzuschicken. Samir musste damit rechnen, jederzeit festgenommen und wieder zurückgebracht zu werden. Er entschloss sich, ein weiteres Mal zu fliehen und reiste illegal nach Deutschland ein. „Die Amerikaner haben die Situation nicht verbessert. Die Amerikaner und Ex-Präsident Karsai haben den Taliban von heute und dem IS in Afghanistan den Boden bereitet“, zieht Samir ein bitteres Fazit des amerikanischen Kampfeinsatzes in seinem Land. „Heute kannst du der Armee und der Polizei nicht vertrauen. Sie alle sind unterwandert von den Taliban.“ In der Provinz Kunar im Nordosten Afghanistans, wo er herkomme, sagt Samir, „werden die Leute von der Polizei entführt und zu den Taliban gebracht“. Auf die Frage, ob seine Kinder verstünden, warum ihr Vater das Land hatte verlassen müssen, antwortet der Afghane: „Sie sind noch zu klein. Angehörigensuche an der Pinnwand des Flüchtlingsheims Erst zwei und sechs Jahre alt. Aber der Ältere hat manchmal gesagt: ‚Was wollen die Taliban von uns? Wir haben ihnen doch nichts getan‘.“ Über das Internet steht Samir noch regelmäßig in Kontakt mit seiner Familie in Afghanistan. Er zeigt ein paar Bilder aus seiner Vergangenheit auf seinem Handy. Besonders lange verweilt er auf einem Bild mit seinen Kollegen vor einem UN- Jeep. „Rumsitzen, trinken, schlafen – das hier ist kein Leben. Ich habe studiert und möchte arbeiten. Hätte ich nicht fliehen müssen, wäre ich nie nach Deutschland gekommen. Schon allein wegen meiner Familie“, sagt Samir kopfschüttelnd und mit versteinerter Miene. Sprachlehrerin Claudia Grohmann packt ihre Unterlagen zusammen und hört Samirs Erzäh- Eine Flucht, viele Stationen Bis ein Mensch auf der Flucht in Deutschland ankommt, hat er meist schon viele Länder durchquert. Die typischen Flüchtlingsrouten führen über das Mittelmeer durch Italien und über die Balkanstaaten - angesichts des Grenzschutzes durch „Frontex“ und die EUweite Zusammenarbeit kommen die meisten aber per Flugzeug in Deutschland und Europa an. Ein Flüchtling kann sich bei jeder Behörde als asylsuchend zu erkennen geben. Die Erstaufnahmestellen in Baden-Württemberg sind Meßstetten und Karlsruhe, bundesweit gibt es rund 20 hiervon. Nach der Registrierung und der Antragsstellung geht es von dort nach einem bestimmten Verteilungsschlüssel weiter in eine zugewiesenen Stadt oder einen zugewiesenen Landkreis: 12.98 Prozent der Flüchtlinge in Deutschland kommen nach Baden-Württemberg, 2.67 Prozent davon in den Landkreis Konstanz. Dort sind derzeit rund 1.000 Asylbewerber auf 15 Gemeinschaftsunterkünften untergebracht - und dort müssen sie auch bleiben, bis der Asylantrag durch ist. In den Gemeinschaftsunterkünften Atrium und Steinstraße sind viele Familien mit jungen Kindern; unbegleitete Jugendlichen kommen zum Beispiel ins Pestalozzi-Dorf Wahlwies. Die Zimmer werden nach Nationalitäten bzw. Sprachen belegt. Nach einer Sperrfrist von neun Monaten dürfen Asylbewerber eine Arbeit aufnehmen - unter der Bedingung, dass sich kein EU-Bürger um die Stelle bewirbt. Gerade für Flüchtlinge gestaltet sich die Wohnungssuche nach erfolgreichem Asylantrag schwierig; hierfür können sie in sogenannte Anschlussunterkünfte ziehen. Erst, wenn aus der Aufenthaltserlaubnis eine unbefristete Niederlassungserlaubnis geworden ist, besteht die Möglichkeit zur Einbürgerung. „Flüchtlingseigenschaft“, „Subsidiärer Schutz“ und andere Aufenthaltsgründe Unter Berücksichtigung der Genfer Flüchtlingskonvention lässt sich auch Flüchtlingen, die wegen ihrer religiösen, ethnischen, nationalen oder sozialen Zugehörigkeit verfolgt werden, die Flüchtlingseigenschaft zuerkennen. Somit können auch Menschen, die nicht zu politischem Asyl berechtigt sind, in Deutschland Zuflucht finden. Gegebenenfalls treffen sowohl Asyl- als auch Flüchtlingseigenschaft zu. Menschen, die aufgrund von wirtschaftlicher Not oder Naturkatastrophen fliehen, gelten jedoch zumeist als illegale Einwanderer. Diese Fluchtgründe gelten auch nicht als „ernsthafter Schaden“, der nach EURecht zu einem „subsidiären Schutz“ berechtigt. Klima- und Wirtschafsflüchtlinge erhalten einzig Zuflucht in Deutschland, sofern sie als Kontingentsflüchtlinge im Zuge einer humanitären Hilfsaktion in Deutschland aufgenommen werden - oder sie finden in einer deutschen Botschaft Unterkunft, erhalten also diplomatisches Asyl, was vor allem im Zuge der Wiedervereinigung relativ häufig vorkam. lung bis zu ihrem Ende zu, um sich erst danach zu verabschieden. Nevin und Samir begleiten sie nach draußen. Grohmann schüttelt die Hände der beiden Männer und sagt, sie wünsche beiden, dass alles gut gehe. Nevin und Samir stehen vor der gläsernen Eingangstür der Gemeinschaftsunterkunft. Gegenüber liegt eine Baustelle, links ein Kinderspielplatz. Die sonnenbeschienene Front des Gebäudes in ihrem Rücken ist mit Satellitenschüsseln übersäht. Ein paar vereinzelte Gesichter sind in den Fenstern zu sehen, die sich der Sonne entgegenstrecken oder einfach nur eine Zigarette rauchen. Ein Mann sitzt mit seiner Shishapfeife auf einer Bank neben der Eingangstür. Nevin zündet sich eine Zigarette an und hält kurz inne: „Alles, was ich habe, wurde mir genommen.“ nicht töten und floh über verschiedene Zwischenstationen nach Europa. Seine Frau und seine zwei Jahre alte Tochter sind noch immer in einem kurdischen Grenzdorf nördlich von Aleppo und unweit von Kobane. Über WhatsApp kann Nevin in unregelmäßigen Abständen Kontakt mit ihnen aufnehmen. Jedes Mal muss er fürchten, dass die Truppen des IS oder die syrische Armee in sein Dorf gekommen sind. Der junge Familienvater lenkt sich so gut es geht ab und versucht nur wenig in seinem Zimmer zu sitzen, wo er nichts anderes tun könne, als an Syrien zu denken. Immer wieder wolle er zurück nach Syrien, auch wenn er wisse, dass es sehr gefährlich sei. Dann sagt er: „Wenn ich sterben muss, dann mit meiner Familie.“ Samir lädt zu Kaffee und Tee in seinem Zimmer ein. Der Weg dorthin führt wieder zurück durch die große Eingangshalle der Gemeinschaftsunterkunft, wo sich das Sonnenlicht verliert. Vor der gewunden Treppe ins Obergeschoss stehen einige leere Kinderwägen. Der Geruch von angebranntem Essen und trocknender Wäsche liegt in der Luft. Aus den oberen Stockwerken dringen Männer-, Frauen-, und Kinderstimmen, die in dem großen Gebäude ein wenig widerhallen. Samirs Zimmer im obersten Stockwerk ist eines der Schöneren in der Unterkunft. Er teilt es sich „Wenn ich sterben muss, dann mit meiner Familie“ Der junge Syrer hat Mechanical Enigineering studiert und kam gerade von seiner Arbeit auf einer Baustelle in Dubai zurück, als er am Flughafen festgenommen und von der syrischen Armee dazu gezwungen wurde, für Präsident Assad gegen die Rebellen zu kämpfen. „Mir wurde ein Gewehr in die Hand gedrückt und ich sollte Menschen erschießen“, erinnert sich Nevin. Er wollte mit zwei weiteren Afghanen. Es gibt drei Betten und ein Waschbecken, einen Fernseher und ein Fenster, durch das man den Turm des Münsters in der Ferne erkennen kann. Samir reicht Kaffee und Tee. Auch Nevin zeigt nun einige Bilder auf dem Smartphone: Bilder seiner Frau und seiner Tochter, die noch im Kriegsgebiet sind. Die restliche Familie – seine Eltern, sein siebenjähriger Bruder und seine beiden Schwestern, 19 und 24, sind ebenfalls in Deutschland, in einer Gemeinschaftsunterkunft bei Stuttgart. Und sein Onkel, der mittlerweile Asyl bewilligt bekommen hat, wohnt und arbeitet in Konstanz. „Ich bin froh, so schnell Anschluss gefunden zu haben, an andere Kurden“, erzählt Nevin. „Nächste Woche wird hier in Konstanz das kurdische Neujahrsfest Newroz gefeiert – einerseits ist es schön, ein bisschen Heimat hierher zu holen, anderseits macht Auch als sportliche Sixpacks erhältlich! 10 www.ruppaner.de das auch wehmütig und sehnsüchtig.“ Bevor der Krieg in Syrien begann, hatte Nevin eine hohe Meinung von seinem Präsidenten. Er sagt: „Wir alle mochten ihn wirklich. Wir dachten, er wüsste auf alle Probleme eine Antwort.“ Das hat sich geändert. Über die momentane Entwicklung in Syrien und Kobane ist er genauestens informiert, ganz im Gegensatz zu Samir – der, auf die aktuelle Situation angesprochen, nur meint: „Ich schaue keine Nachrichten mehr. Ich will keine Neuigkeiten mehr sehen, nach allem, was geschehen ist. Nie mehr.“ Es ist fünf Uhr am Nachmittag. Samir will noch mit seinem Zimmergenossen etwas kochen. Nevin macht, mal wieder, einen Spaziergang. Was sie heute sonst noch so machen? „Ins Bett gehen. Hoffentlich gleich einschlafen. Nicht zu viel nachdenken.“ Flucht ins Ungewisse Flüchtlinge und Geflüchtete Ein Kommentar zur Flüchtlingspolitik in Deutschland von Uwe Braun Eine Glosse über Sprachprobleme von Jacqueline Durch den wachsenden Strom an Flüchtlingen werden Länder und Kommunen vor unterschiedlichste Herausforderungen gestellt. So muss etwa Wohnraum gefunden, Betreuung organisiert und Integration gefördert werden. Zudem gilt es, Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung zu leisten. Zu diskutieren und zu informieren, um unbegründete Ängste und Vorbehalte unter den Einheimischen zu zerstreuen. Nur so können eine tiefergehende Willkommenskultur und eine breitere Akzeptanz für die Aufnahme von politischen Flüchtlingen erreicht werden. Dass wir davon jedoch noch ein ganzes Stück entfernt sind, ist unter anderem ein Resultat der verfehlten (Asyl-)Politik der letzten Jahre. Zu lange scheuten sich die Granden der Parteien, das heikle Thema und die damit verbundenen Probleme aktiv und offensiv anzugehen. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Die Quittung für diesen Kurs der Untätigkeit hat die Politik jetzt bekommen: Massendemos à la Pegida, Drohungen gegen Migrationspolitiker sowie den rapiden Anstieg von flüchtlingsbezogenen Straftaten. Immer deutlicher wird, welche Sprengkraft in der Flüchtlingswelle steckt. Gleichzeitig wachsen Unzufriedenheit und Unsicherheit bei Bevölkerung und Asylbewerben gleichermaßen. Der Bund muss nun entschlossen handeln und gemeinsam mit Ländern und Gemeinden an umfassenden Lösungen arbeiten, anstatt sie weiterhin mit ihren Problemen allein zu lassen. Nur so kann Deutschlands Asylpolitik im Sinne von Flüchtlingen und Einheimischen gestaltet werden. Denn wir alle verdienen ein Leben in Freiheit, ohne Krieg und Angst. Und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft; egal ob Flüchtling oder nicht. Der aktive ´Geflüchtete´ tritt stärker auf als der verniedlichte ´Flüchtling´. Der ´Flüchtling´ wiederum, hat die verbale Tradition auf seiner Seite und beharrt auf die allgemeine Gebräuchlichkeit. Dagegen trumpft der ´Geflüchtete´ mit politischer Korrektheit. Ich überlege hin und her, welche Bezeichnung zu meinem Artikel, meiner Leserschaft und meinem Stil am besten passt. Einerseits kenne ich Menschen, die sich selbst als ´Flüchtlinge´ bezeichnen. Nie ist mir in den Sinn gekommen, dass die Benutzung jenes Wortes bereits als Angriff gewertet werden könnte. Andererseits gibt der Anhang „-ling“ in der deutschen Sprache einem neutralen Wort schnell einen negativen Beigeschmack. Der ´Jüngling´ ist doch um einiges dämlicher als der Junge, der ´Fremdling´ verstörender als der Fremde und der ´Schönling´ weniger sympathisch als der Schöne. Hinzu kommt die Passivität, die dem „-ling“ anhaftet. Häftling, Prüfling, Schützling, Findling und Zögling lassen ihren Sein-Zustand eher über sich ergehen, als diesen zu bestimmen. Nein, die deutsche Sprache meint nichts Gutes, wenn sie einem Wort ein „-ling“ anhängt. Da ereilt mich eine Erkenntnis, die mein Privatleben in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt. Ich habe meinen Freund jahrelang mit der Bezeichnung ´Liebling´ entwürdigt und bevormundet, ohne dies überhaupt zu bemerken. Oh deutsche Sprache! Nur einmal will ich dich gebrauchen, ohne wie ein Arschloch dazustehen! Warum machst du es mir so schwer? Berl 11 Seezeit ist grün – im Großen wie im Kleinen Seezeit informiert Text: Anna Lisa Alves Illustration: Maike Holzke 100 Prozent Ökostrom in allen SeezeitEinrichtungen Schon seit 2011 bezieht ein Großteil der SeezeitWohnanlagen Ökostrom – seit dem 1. Januar 2015 werden alle Einrichtungen mit sauberem Strom versorgt. Somit erhalten neben den 18 Wohnanlagen jetzt auch acht Mensen und Cafeterien, zwei Kindertagesstätten beziehungsweise –krippen sowie die Verwaltungseinrichtungen des Studierendenwerks den umweltfreundlichen Strom. Geschäftsführer Helmut Baumgartl betont die Bedeutsamkeit des Ökostroms: „Mit der kompletten Umstellung sind wir einen Schritt weiter, hin zu einer nachhaltigen RessourcenNutzung, gegangen. Als Großverbraucher können wir damit einen bedeutenden ökologischen Beitrag leisten: Wir kochen pro Jahr fast eine Million Mensaessen, bearbeiten über 6.000 BAföG-Anträge und versorgen permanent rund 3.000 Mieter – und das alles ab sofort klimaneutral mit Strom aus regenerativen Energiequellen.“ Den Ökostrom aus Wasserkraft bezieht Seezeit nach einer öffentlichen Ausschreibung von den Stadtwerken Bad Kissingen, mit denen das Studierendenwerk im letzten Jahr einen Zweijahresvertrag abgeschlossen hat. Kaffee trinken, Klima schützen Kaffee an der Uni ist für viele Studenten ein Muss – und in der Menseria Gießberg und dem CampusCafé auch ein interessantes Projekt zum Klimaschutz. Jeder hier verkaufte To-Go-Becher unterstützt mit einem beziehungsweise fünf Cent verschiedene Klimaschutzprojekte der Organisation Atmosfair. Atmosfair investiert dieses Geld unter anderem in verschiedene Effizienz-Projekte in Nigeria, Indien und Kenia. Durch die Spenden aus To-Go-Bechern konnten Atmosfair im vergangenen Jahr mehr als 5000,Euro übergeben werden, was einer Einsparung von rund 240 Tonnen CO2 entspricht. Wer noch umweltfreundlicher Kaffee – der übrigens fair gehandelt ist – bei Seezeit trinken möchte, wählt im Campus-Café den klassischen Pfand-Porzellanbecher. Text: Lisa Zacher Illustration: Maike Holzke „Studieren, wo andere Urlaub machen“, lautet der Werbeslogan der Konstanzer Hochschulen. Das reizt nicht nur deutsche Studenten, sondern lockt Menschen aus der ganzen Welt an. Doch wer hier leben will, braucht auch eine Wohnung. Da es nicht leicht ist, in einem fremden Land eine Unterkunft zu finden, bietet Seezeit Unterstützung: Für Programmstudenten ist ein Zimmerkontingent reserviert. Sogenannte Freemover, die ihr Auslandsstudium autonom organisieren, können sich aber ebenfalls für ein Zimmer bei Seezeit bewerben. Eine günstige Bleibe ist jedoch nicht alles: Tutoren in den Wohnheimen kümmern sich um die ausländischen Studenten, sind Ansprechpartner bei Problemen und bieten soziale und kulturelle Betreuung. Durch die Organisation von Kennenlern-Aktionen sorgen sie für die Integration der internationalen Studenten. Um die Beratungsangebote für ausländische Studierende weiterzuentwickeln und miteinander zu vernetzen organisiert Seezeit regelmäßig einen runden Tisch. Verschiedene Betreuungseinrichtungen der Hochschulen, der Hochschulgemeinden, der Stadt sowie der Studierendenvertretungen kommen hier zusammen. Das Forum hat unter anderem beim Ausländeramt einen Infoflyer angeregt, der auf Deutsch, Englisch und Chinesisch erhältlich ist. Dieser informiert über einzelne rechtliche Aspekte, die ausländische Studierende bei ihrem Aufenthalt in Deutschland beachten müssen. Weitere Angebote der Sozialberatung von Seezeit, die auch ausländische Studierende wahrnehmen können, umfassen beispielsweise finanzielle Unterstützung über Studienkredite, Freitisch oder Nothilfen, Studienabschlusshilfen, Jobben im Studium und ausländerrechtliche Regelungen. Außerdem können ausländische Studierende die Angebote der psychotherapeutischen Beratungsstelle nutzen. Insgesamt 1786 ausländische Studenten hat es im Wintersemester 2013/14 an die Konstanzer Hochschulen getrieben, Tendenz steigend. Die Studenten kommen aus der ganzen Welt. Knapp 70 Prozent sind europäische Staatsbürger, etwas über 20 Prozent stammen aus dem asiatischen Raum. Andere kommen aus Afrika, Australien, den USA oder Südamerika. 13 Seezeit informiert Orientierung für ausländische Studierende – Seezeit unterstützt, berät und regt an Text aufgeschrieben von: Christin Gas Foto: Nicolas Kienzler Zwischen Deutschland und dem Iran Mein Name ist Said*, ich bin 32 Jahre alt. Der Iran ist meine Heimat. Dort bin ich aufgewachsen, dort habe ich meine Freunde und dort habe ich studiert. Wirtschaftingenieurwesen. Hier in Deutschland zu sein fühlt sich an, als wäre ich ein Baum, der jahrelang in der gleichen Erde gesteckt hat, plötzlich mit seinen Wurzeln rausgerissen wird, und in eine neue Erde kommt. Es ist immer noch Erde, aber nicht die Gleiche. Meine Familie und ich waren in Teheran politisch aktiv und Gegner von Expräsident Ahmadinedschad. Bis zu dem Tag, an dem der Verlobte meiner Schwester festgenommen wurde. Wir wissen bis heute nicht, was aus ihm geworden ist. Verwandte haben uns daraufhin versteckt und organisierten einen Schlepper. 30.000 Euro zahlten wir ihm für die Überfahrt nach Deutschland, für mich, meine drei Schwestern und meine Mutter. Der Schlepper brachte uns mit unseren Rucksäcken und Tüten zur türkischen Grenze und bestach die Wachposten. Auch an dem türkischen Flughafen kannte er fast jeden und schon waren wir in Deutschland. Erst, als ich die Geschichte eines anderen iranischen Flüchtlings hörte, wusste ich, dass wir es damals gut hatten: er sagte, er sei mit dem Boot bis nach Griechenland gefahren. Den restlichen Weg musste er laufen. Wir kamen im Oktober 2012 in Köln an und reisten weiter nach Düsseldorf. Am 28. Januar 2015 wurden wir als Flüchtlinge anerkannt und nach Konstanz geschickt. In Konstanz haben wir erst in einer Gemeinschaftsunterkunft in der Steinstraße gewohnt. Das war eine schwere Zeit, es war dort überall dreckig, kalt und laut. Da wurde auch sehr oft geklaut, aber das kann man eigentlich nicht pauschalisieren, die meisten Syrer sind zum Beispiel sehr warmherzige Menschen. Später haben wir eine Wohnung in der Hegaustraße bekommen. Es ist schwer, nicht zu wissen, was aus dir wird. Ich habe angefangen, die Sprache zu lernen, jeden Tag habe ich gelernt und ein paar Kurzpraktika konnte ich auch machen. Nur die Arbeitserlaubnis habe ich lange nicht bekommen. Ich glaube, die Behörden wollen nicht, dass wir hier arbeiten oder bessere Jobs bekommen. Die von der Ausländerbehörde schauen dich sowieso immer so schief an. Ganz am Anfang habe ich gesagt, dass ich Englisch sprechen kann. Die haben sich dann über mich lustig gemacht, komische Fragen gestellt. Die nutzen es aus, den Sprachvorteil zu haben, machen dich fertig. Meine Mutter sagt immer, dass ich nicht so über die Behörden reden soll. Sie hat Angst, dass dann etwas passiert. Aber die Gruppen und Organisationen für Flüchtlinge wie ‚Save Me‘ machen die Arbeit ja auch ganz gut. Dadurch fühlt man sich angenommen, und es ist besser, seit es die Essensmarken nicht mehr gibt, für die man Lebensmittel bekommen hat. Damit an der Kasse zu stehen war peinlich. Aber die Kultur hier ist ganz anders. Die Deutschen sind meistens völlig verschlossen, da weiß ich nie, ob mich die anderen Menschen mögen oder nicht. Und die Isolation hier finde ich schlimm. Wenn du sagst, dass du Asylant bist, sind die Menschen immer nur interessiert oder mitleidig statt freundschaftlich und gehen dann auf Abstand. Ich würde gerne an der Fachhochschule BWL studieren, das ist zurzeit mein Lichtblick. Mein Abschluss aus dem Iran wird hier als Abitur anerkannt. Wenn man mich dann fragt, was ich mache, muss ich nicht mehr sagen: „Ich bin Asylant.“ Dann bin ich Student und habe eine Aufgabe. Doch von zu Hause, dem Iran, träume ich nachts immer noch. *Name wurde geändert. 15 Text: Marc-Julien Heinsch Illustration: Maike Holzke Umfrage: Was wünschst du dir für deine Zukunft in Deutschland? Samir, 39, aus Afghanistan, seit zwei Monaten in Konstanz I want to make my Master’s Degree at the university. I studied Law and Politics in Afghanistan and I want to continue this part of my life. My original documents are kept in Sweden and they will only give them back to me if I go back to Afghanistan. But without my documents I can’t study at the university. Birhan,20, aus Eritrea, seit zehn Monaten in Konstanz Ich wünsche mir nur Frieden. Ich gehe in Radolfzell in die Berufsschule. Ich habe in Eritrea schon zwei Jahre eine Ausbildung als Automechaniker gemacht. Ich will auch hier in Deutschland Automechaniker werden. Abdell, 24, aus Eritrea, seit zehn Monaten in Konstanz 16 Wie kann ich Frieden finden? Ich gehe in die Schule und lerne dort. Ich möchte mir eine Zukunft aufbauen. Wenn ich mir einen Beruf wünschen könnte, dann würde ich KFZ-Mechatroniker werden. Eine Ausgabe mit dem Schwerpunkt Flüchtlinge. Hier soll das große, hohle Schlagwort, das durch alle Medien geistert, mit den Menschen und ihren Geschichten gefüllt werden. An dieser Stelle kommen deshalb, nicht wie sonst, Studenten zu Wort, sondern sechs nach Deutschland geflüchtete Männer aus der Gemeinschaftsunterkunft Steinstraße. Alle Namen wurden von der Redaktion geändert. Said, 32, aus dem Iran, bereits aus der Steinstrasse aus- und in eine Wohngemeinschaft eingezogen, seit zwei Jahren und sechs Monaten in Konstanz Ich wünsche mir eine bessere und warmherzigere Umgebung. Mir geht es richtig auf die Nerven, dass Menschen mir gegenüber zurückhaltend und abweisend sind. Im Vergleich zu vielen anderen bin ich aber super integriert. Ich wohne aber schon lange nicht mehr in einer Gemeinschaftsunterkunft und nutze alles, was mir zusteht richtig aus. Sowohl Freizeitangebote, wie das Fitnessstudio, als auch soziale Kontakte, um Unterstützung zu bekommen. Nevin, 27, aus Syrien, seit zwei Monaten in Konstanz Isaac, 20, aus Eritrea, seit zehn Monaten in Konstanz Ich hoffe, hier Frieden zu haben. Ich möchte auch Automechaniker werden. Number one is to bring my wife and daughter here to Germany. That is the most important thing for me. Second would be to work here in Germany. Back in Syria I studied Mechanical Engineering and then I always heard of Germany. That the Germans are good with mechanics and they have got famous companies like Mercedes, BMW and Audi. But the most important thing is my family. 17 Text: Charlotte Hütten Foto: Harald Waldrich Internationale Vorbereitungsklassen in Konstanz Die Aussicht auf Arbeit, Asyl oder Freunde und Verwandte, viele Gründe führen die Menschen nach Deutschland. Häufig sind unter den Migranten Kinder und Jugendliche, für die in Deutschland die Schulpflicht gilt. Doch wie soll ein Kind, das kaum oder gar nicht Deutsch spricht, diese Pflicht erfüllen? Abhilfe sollen sogenannte Internationale Vorbereitungsklassen (VKL) schaffen. Diese werden gegründet, sobald es mindestens zehn Schüler vor Ort gibt, die auf eine solche Klasse angewiesen sind. Verantwortlich für die Sekundarstufe in Konstanz zeichnet sich in diesem Bereich die GeschwisterScholl-Schule (GSS). Dirk Tinner, Leiter der Werkrealschule der GSS und Klassenlehrer der VKL3, nahm sich die Zeit, Campuls das VKL-Programm zu erläutern. Die Kinder der VKL stammen aus Syrien, Ländern des ehemaligen Jugoslawien, aber auch aus Nachbarstaaten wie Italien. So vielseitig die Nationalitäten, so auch ihr Weg in die VKL. Über Verwandte, Sozialarbeiter oder Kontakte zur Moschee werden die Kinder an die Schule vermittelt. Die Lehrer der GSS erheben in einem etwa einstündigen Gespräch, zu dem gegebenenfalls ein ehrenamtlicher Dolmetscher hinzugezogen wird, die bisherige Schullaufbahn des Schülers. Das kann durchaus schwierig sein, da sich die Schulsysteme oftmals elementar unterscheiden. Zudem sind bei Kindern aus Kriegsgebieten die Zeugnisse oft verloren oder zerstört. 18 Anfangs wird das Arbeitsverhalten der Schüler beobachtet, sowie der Lernstand in Mathematik und Englisch festgestellt. Die amtlich geforderte, sofortige Teileingliederung in die Regelklassen findet zunächst in den spracharmen Fächern, wie Sport und Bildende Kunst statt. Der Aufenthalt in der VKL soll in der Regel ein Jahr nicht überschreiten. Es kann jedoch sein, dass ein Kind in seinem Herkunftsland keinen regelmäßigen Schulbesuch kannte, mit vierzehn Jahren also auf dem Bildungsstand eines deutschen Erstklässlers ist. Das aufzuholen, ist in der Kürze unmöglich. „Man braucht eine gepflegte Kultur des Scheiterns“, meint Tinner und ermuntert dazu, auch mal einen Schritt zurückzugehen. Man müsse die Besonderheiten akzeptieren, sie vielleicht auch als Stärke sehen. Um diesen Besonderheiten gerecht zu werden, gliedert sich der Aufgabenbereich der VKL, die seit diesem Jahr aufgrund der stark erhöhten Nachfrage nicht mehr nach Sprachstandniveau, sondern nach Altersstufen aufgeteilt wird, in drei Hauptbereiche: Deutsch lernen, Fachspracherwerb und schulische Eingliederung. Zur Letzteren gehören grundlegende Im Gespräch mit Dirk Tinner von der Geschwister-Scholl-Schule Konstanz Dinge wie das Erledigen der Hausaufgaben, eine aktive Elternrolle oder das Einhalten der Schulpflicht. Auch kulturelle Unterschiede spielen eine Rolle: „Einer der Schüler steht immer auf, wenn ich mit ihm spreche. Das ist so in Syrien“, erklärt Tinner. Zudem müssen Räume und Möglichkeiten für die Kinder geschaffen werden, um in Ruhe zu lernen. Gerade in Flüchtlingsheimen, in denen sich bis zu acht Personen ein Zimmer teilen, herrscht selten Stille. Hilfreich ist hier die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Patenprogrammen, sowie die Kooperation mit der Universität Konstanz, deren Studierende im Rahmen eines Seminars zur Mehrsprachigkeit in der Schule in den VKLs assistieren. Die Organisation solcher Projekte, so hofft Tinner, wird sich in Zukunft dank einer neu geschaffenen Koordinationsstelle der Stadt Konstanz und des Landratsamtes effektiver gestalten. Trotz vierjähriger Erfahrung an der GSS kann man nie von einem Regelfall sprechen. Jeder Schüler hat einen individuell zugeschnittenen Stundenplan, der dreimal jährlich überarbeitet wird. Zudem ist die Anzahl der Schüler nur schwer einzuschätzen. „Es kann jeden Tag ein Neuer kommen.“ Zurzeit sind es 78 Schüler. Auch die Notengebung muss individuell getroffen werden und zugleich Hand und Fuß haben. Die Frage nach der Form des Nachteilsausgleiches stellt sich daher immer wieder. „Ich muss Verantwortung tragen, für das, was ich tue“, stellt Tinner klar und rekurriert auf die im Baden-Württembergischen Schulrecht festgesetzte pädagogische Verantwortung. Gleichzeitig müsse er sich der Grenzen des Möglichen bewusst sein. „Ich habe auch Schüler, wo ich einfach akzeptieren muss: Ein deutscher Schulabschluss wird schwer zu erreichen sein.“ Hier wird die Nähe zum Arbeitsmarkt gesucht. „Das ganze System basiert darauf, dass man sagt: Schüler, die nicht gut genug Deutsch können, können halt nur einen Hauptschulabschluss machen“, kritisiert Tinner. Erst ein Ministerialerlass des Kultusministers Andreas Stoch befähigte neben den Hauptschulen auch Realschulen und Gymnasien zur Gründung einer VKL. Die Geschwister-Scholl-Schule, die alle Schulformen unter einem Dach vereint, ist für diese Aufgabe bestens geeignet. 19 Text: Jacqueline Berl Foto: Harald Waldrich, Nicolas Kienzler Studenten für Flüchtlinge Lorenz hilft Flüchtlingen in Konstanz Fuß zu fassen und bietet Pegida mit multikulturellen Festen lautstark die Stirn. Mit seinem Engagement zeigt er, wie Studenten die Stadt Konstanz weltoffener und hilfsbereiter machen können. Hier erzählt er über die Arbeit mit Flüchtlingen, die Kämpfe mit den Behörden und wie Musik Sprach- und Kulturgrenzen überwinden kann. Warum engagierst du dich für Flüchtlinge? Lorenz: Ein Schlüsselerlebnis war für mich, als ich von Marokko nach Spanien gereist bin und am Containerhafen von Tanger direkt miterlebt habe, wie sogenannte „Illegale“ versucht haben, sich unter LKWs zu verstecken, um auf die Boote zu kommen und wie brutal sie da teilweise von der Polizei mit Spürhunden gesucht und rausgezerrt wurden. Das zu beobachten war für mich ein Schock. Eine Person, die mich inspiriert hat, ist Andrea Pacheco Pacífico, eine Dozentin bei der ich während meines Auslandsaufenthalts in Brasilien ein Seminar zum Thema Migration und Asyl besucht habe. Da wurde ich inhaltlich über den ganzen rechtlichen Hintergrund der Asylfrage, die bestehenden Konventionen und wie sie verletzt werden, aufgeklärt. Als ich letzten April nach Konstanz zurückkam, wurde mir schnell klar, dass ich mich hier vor Ort engagieren will. Was für Flüchtlingsorganisationen gibt es in Konstanz? Lorenz: Amnesty International organisiert momentan jeden Mittwoch einen offenen Treffpunkt im Thomas-Blarer-Haus in der Rheingutstraße. Dort können Flüchtlinge und Anwohner im lockeren Umfeld miteinander Kontakte knüpfen. Gemeinsam spielen und gemeinsam kochen hilft beim Deutsch lernen und verbessert die Integration. Bei Save me Konstanz kann man 20 Patenschaften für Flüchtlinge übernehmen und so zum persönlichen Ansprechpartner werden, der beispielsweise bei Behördengängen und bei der Wohnungssuche hilft. Die Hochschulgruppe B-welcome leitet unter anderem das Übersetzungsbüro TransKon im Treffpunkt Petershausen. Dort werden immer Leute gesucht, die beispielsweise Russisch, Serbisch oder Arabisch sprechen können, um beim Übersetzen zu helfen. Außerdem hat B-welcome ein Welcome-Packet für Flüchtlinge zusammengestellt, in dem alle nützlichen Informationen (wo ist das Ausländeramt? Wo ist das Jobcenter? Wo kann man günstig ein Fahrrad bekommen?) zusammengefasst sind. Das Aktionsbündnis Abschiebestopp versucht, wie der Name schon sagt, vor allem Abschiebungen zu verhindern, beispielsweise durch politischen Druck, Petitionen, Kundgebungen und Rechtsbeistand. Unsere neueste Organisation ist das Café Mondial. Wir wollen einen Ort in Konstanz schaffen, der dem Grandhotel Cosmopolis in Augsburg nachempfunden ist, wo Hotel, Flüchtlingsunterkunft, Gaststätte, Café-Bar und Künstler-Ateliers unter einem Dach vereint werden. Leider haben wir noch keinen festen Veranstaltungsort und sind deshalb „on Tour“ in Konstanz. Das Konzept ist einfach: Wir wollen einen multikulturellen Treffpunkt schaffen, wo Menschen zusammen essen, reden, musizieren, singen und sich einfach kennen lernen können. Lorenz Neuberger hat Politik studiert und schreibt nun seine Doktorarbeit über international vergleichende Flüchtlingspolitik. Eine Plattform, wo sich kontaktfreudige Flüchtlinge, interessierte Studenten und alle ehrenamtlich Engagierten aus dem Bereich austauschen können. Am 6. Juni werden wir zum Beispiel im Stadtgarten ein multikulturelles Open-air Fest veranstalten mit Musikern, DJs und einem Büffet, wo wie immer „all you can pay“ gilt, also jeder kann essen was er will und geben was er kann. Die ersten Veranstaltungen von Café Mondial fanden am 15. März im Kunstatelier von Dominik Böhringer und am 22. März im Treffpunkt Petershausen statt und wurde von Konstanzern, Asylsuchenden und Gästen aus aller Welt super aufgenommen. Es war schön zu sehen, wie all die Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen und Herkunftsorten miteinander in Kontakt kommen. Viele unsere Gäste bleiben sonst eher unter sich, auch wegen der Isolation, die sie nach ihrer Flucht hierzulande erfahren. In der entspannten, familiären Café Atmosphäre ist es da leichter aus sich heraus zu kommen. Hast du während deiner sozialen Arbeit auch schon persönliche Freundschaften zu Flüchtlingen aufgebaut? Lorenz: Ich denke, um eine richtige Freundschaft aufzubauen, dauert es längere Zeit. Erst einmal muss man das Vertrauen des Anderen gewinnen. Manchmal fragen mich Personen mit Fluchthintergund: „Warum willst du mir helfen? Warum tust du das?“. Die meisten sind von der Flucht traumatisiert und haben hierzulande nur selten zwischenmenschliche Unterstützung erfahren. Dennoch haben wir inzwischen gute Verhältnisse mit manchen von ihnen aufbauen können. Bekommt ihr für euer Engagement Unterstützung durch die Stadt Konstanz? Lorenz: Zumindest offiziell pflegt die Stadt eine Willkommenskultur. Die Integrationsbeauftragte Elke Cybulla unterstützt uns beispielsweise dadurch, dass die Miete für den Treffpunkt Petershausen übernommen wird. Von der Stadt würde ich mir noch wünschen, dass die Stelle einer/s Flüchtlingsbeauftragten geschaffen wird, welche/r sich ausschließlich um die Anliegen der Flüchtlinge und der ehrenamtlich Engagierten kümmert, und wo alle Informationen zusammenlaufen und koordiniert werden können. Wenn die Stadt uns dazu noch bei der Suche nach einem festen Standort für das Café Mondial helfen würde, wären wir sehr dankbar. Es ist schwer einen gemütlichen Ort mit Café-Atmosphäre, am besten auch noch in Laufweite zu den Flüchtlingsunterkünften zu finden. 21 Im Café Mondial wird gemeinsam gegessen, geredet und gesungen. In dem multikulturellen Treffpunkt können sich Musiker, Poeten und Hobbyköche kreativ einbringen. In welchen Bereichen braucht ihr noch mehr tatkräftige Unterstützung? Lorenz: Vor allem bei der Rechtsberatung und der psychotherapeutischen Betreuung der Flüchtlinge. Viele der Helfer haben nicht so viel Ahnung von den gesetzlichen Hintergründen und die wenigen Rechtsanwälte, die bereit sind Flüchtlinge zu vertreten, sind mit den ganzen Anfragen komplett überlastet. Da kommen wir mit unseren Anliegen kaum noch durch. Was es auch gibt, ist die traumatologische Betreuung, die von der Psychologin Maggie Schauer organisiert wird. Dort können ein paar Flüchtlinge psychologischen Beistand bekommen, aber bei weitem nicht alle. Das ist auch ein Feld, wo wir dringend noch mehr Unterstützung brauchen, denn jeder Asylbewerber, der nach Deutschland kommt, hat mindestens ein Trauma, wenn nicht mehrere, erlitten. Für die Veranstaltungen des Café Mondial suchen wir auch immer Musiker, die vorbei kommen, um ein bisschen zu jammen, Poeten, etc, die etwas vortragen oder Leute die gerne kochen und bei der Vorbereitung des Buf- 22 fets helfen. Ansonsten wäre es zum Beispiel noch toll, einen Fahrradkurs für Flüchtlinge zu organisieren. Dafür bräuchte man eben noch Leute, die beim Fahren lernen und beim Reparieren der Fahrräder helfen. Was wir auch immer brauchen sind Leute, die bei der Kinderbetreuung helfen, sowie solche, die beim Deutschlernen Hilfe anbieten können. Was waren für dich die schönsten und was die traurigsten Momente, die du bei deiner Arbeit mit Flüchtlingen erlebt hast? Lorenz: Es ist immer schön, wenn man jemanden begleitet, der es schafft sich hier ein neues Leben aufzubauen. Ein syrischer Flüchtling beispielsweise, der erst letztes Jahr hier angekommen ist und kein bisschen Deutsch verstand, kann sich heute fast flüssig mit mir auf Deutsch unterhalten. Wenn ich mitbekomme, wie es jemand schafft, hier einen Job und eine Wohnung zu finden, ist das ein tolles Erfolgserlebnis. Die Veranstaltungen vom Café Mondial gehören natürlich auch zu den schönen Seiten der Flüchtlingsarbeit. Wenn man da mit einem multikulturellen Fest potentiellen Pegida-Mitläufern die Stirn bieten und Präsenz zeigen kann, ist das ein tolles Erlebnis. Auf der anderen Seite ist es natürlich frustrierend, wenn wir miterleben müssen, dass jemand abgeschoben wird, was zum Beispiel durch die neue Gesetzeslage für Flüchtlinge aus dem Westbalkan jetzt noch schneller geht. Dieses Denken in den Schubladen „guter Flüchtling“, „schlechter Flüchtling“ sehe ich sehr kritisch. Für mich sind das alles Menschen, die Hilfe brauchen. Was rätst du Leuten, die selber aktiv werden wollen? Lorenz: Alle Organisationen von denen ich erzählt habe, suchen ehrenamtliche Mitarbeiter! Ich weiß, es ist immer eine Überwindung das erste Mal zu so einem Treffen oder in die Gemeinschaftsunterkünfte zu gehen, wenn man niemanden kennt. Deshalb sind die Veranstaltungen vom Café Mondial, oder die Vernetzungstreffen, welche momentan einmal pro Quartal stattfinden, auch gute Möglichkeiten, einfach mal unverbindlich vorbei zu schauen und mit verschiedenen Leuten ins Gespräch zu kommen. Amnesty International Offene Gruppentreffen finden jeden zweiten Mittwoch (in den geraden Kalenderwochen) um 20 Uhr statt, im „Weltladen“ in der Rheingasse 13 in Konstanz. Eine Untergruppe von Amnesty International trifft sich außerdem jeden Mittwoch von 17 bis 19 Uhr im Erdgeschoss des Thomas Blarer Hauses in der Rheingutstraße zum offenen Treffpunkt für Menschen mit und ohne Fluchthintergrund. http://www.amnesty-konstanz.de Facebook: Amnesty International Gruppe Konstanz Save me Konstanz Unter [email protected] kann man sich über Patenschaften für Flüchtlinge in Konstanz informieren. B-welcome http://b-welcome.org Facebook: b-welcome Aktionsbündnis Abschiebestopp http://abschiebestoppkn.blogsport.de Facebook: abschiebestoppKN Café Mondial http://cafe-mondial.org Facebook: Café Mondial Konstanz e.V. Alle die mitmachen wollen oder Fragen haben wenden sich am besten direkt an [email protected] Nächste bereits geplante Veranstaltung: Café Mondial Open Air im Stadtgarten am 6. Juni 23 „Englischer Rasen vom Konstanzer Studenten“ WOHNEN.HELFEN.LEBEN. Wohnen für Hilfe Konstanz )CTVGPRƀGIG -KPFGT J×VGP 9QJPWPIURWV\ )GUGNNUEJCHV NGKUVGP Ō PCEJ FGO 2TKP\KR œ9QJPGP H×T *KNHGő WPVGTUV×V\GP -QPUVCP\GT 5VWFKGTGPFGKJTG8GTOKGVGTKO#NNVCIWPFURCTGPUQGKPGP6GKNFGT/KGVG 9GKVGTG+PHQTOCVKQPGPWPVGT Tel +49 7531 - 88 7405 www.wfh-konstanz.com
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