Feiern wie im Mittelalter - 600 Jahre Konstanzer Konzil

Feiern wie im Mittelalter
Info
Die Stadt am Bodensee blickt dem 600-Jahr-Jubiläum des Konstanzer Konzils entgegen
¡ 22. September 2013: Die Museumsführung „Konstanz von den Pfahlbauten bis
ins Mittelalter“ findet um 15 Uhr im
Archäologischen Landesmuseum Konstanz
statt.
¡ 28. September 2013: Das Musikalische
Ensembles Reichenau spielt das Konzert
Salve Regina – Alma Redemptoris Mater
um 20 Uhr, im Münster Sankt Maria und
Markus Reichenau in Mittelzell auf der
Insel Reichenau.
¡ Oktober 2013: Die Sonderausstellung Jan
Hus eröffnet im Hus-Museum Konstanz,
Hussenstraße 64. Das Museum hat von
Dienstag bis Sonntag jeweils von 11 bis 16
Uhr geöffnet.
¡ 9. Oktober 2013: Die Führung „Die Chronik des Ulrich Richental – Erläuterungen
zur Überlieferungsgeschichte einer einmaligen Quelle der spätmittelalterlichen
Geschichte“ leitet Jürgen Klöckler, Leiter
des Stadtarchivs, um 19 Uhr im Zunftsaal
des Rosgartenmuseums, Rosgartenstraße
3 bis 5 in Konstanz.
¡ April 2014: Das Badische Landesmuseum
Karlsruhe veranstaltet eine Große Landesausstellung zum Konzil in Konstanz. Zum
Auftakt der Feierlichkeiten wird die Ausstellung im Konstanzer Konzilsgebäude im
April 2014 eröffnet und bis zum September zu sehen sein.
¡ Das ausführliche Veranstaltungsprogramm
und weitere Infos sind bei der Konzilsstadt
Konstanz unter www.konstanzer-konzil.de oder unter Tel. 0 75 31 / 36 32 70
erhältlich.
König, Kirchenvertreter, Diplomaten, Handwerker und Dirnen – sie
alle tummelten sich vor 600 Jahren
beim Konstanzer Konzil. Die Spuren
davon sind noch heute zu finden.
Von Carolin Stihler
aus Konstanz
Die Geschichte
KONSTANZ. Ein Großereignis der mittelalterlichen Geschichte wird in Konstanz
in den kommenden fünf Jahren gefeiert:
das Konstanzer Kirchenkonzil. Die historisch bedeutsamste Zeit der Konstanzer Geschichte liegt 600 Jahre zurück –
und lebt in den Jubiläumsfeierlichkeiten
wieder auf.
Von 1414 bis 1418 wurde die damalige
Reichsstadt durch das Konzil zum Mittelpunkt Europas und zum Schauplatz
der bisher einzigen Papstwahl auf deutschem Boden. Auch die Jubiläumsfeiern
stehen wieder unter dem Motto „Europa
zu Gast“. „Man entschied sich damals
für Konstanz, weil es logistisch gut gelegen, als Bischofsstadt mit genügend Kirchen und Klöstern ausgestattet und nahe
an Italien gelegen war“, erklärt der Literatur- und Kunstwissenschaftler Henry
Gerlach, der als Konzilsexperte Führungen durch die Stadt anbietet.
Konstanz war damals eine wohlhabende Handelsstadt mit 6000 bis 7000
Einwohnern. Während des fünf Jahre
andauernden Konzils weilten jedoch fast
10 000 Besucher in der kleinen Stadt am
Bodensee – eine logistische Herausforderung für die Bewohner.
Deutschland. Der römisch-deutsche König Sigismund wollte dieses Problem mit
dem Konzil lösen. Tatsächlich wurden
die drei Päpste abgewählt und stattdessen der italienische Kardinal Oddone
Colonna unter dem Namen Martin V.
zum Papst ernannt.
Weitere Ziele waren der Kampf gegen
die Ketzerei sowie die Reform der Kirche. Dem Kampf gegen die Ketzerei fielen der Prager Reformer Jan Hus und
Hieronymus von Prag zum Opfer. Eine
Reform wurde zwar diskutiert, doch umgesetzt wurde kaum etwas. „Am Ende
des Konzils hatte die Stadt gut verdient
und die Bewohner viel gesehen. Nur auf
den hohen Schulden des Königs Sigismund blieb man sitzen“, sagt Gerlach.
Hafeneinfahrt empor und dreht sich
langsam um ihre eigene Achse. Imperia
stellt eine Kurtisane dar, die auf ihren
Händen zwei zwergenhafte Männer trägt
– Papst und König. Die Statue des Künstlers Peter Lenk erinnert auf ironische
Weise an die unrühmlichen Seiten des
Konstanzer Konzils. Denn mit der Kirchenversammlung wollten die Teilnehmer die Einheit und Reinheit der Kirche
wiederherstellen. Dabei vergnügten sie
sich aber mit den etwa 700 Dirnen, die der
Chronist Ulrich Richental zählte. Die literarische Imperia soll während des Konzils auch Angehörige der höchsten Stände mit ihrer Schönheit becirct haben. Das
Jahr 2015 ist der Imperia gewidmet, die
für das lebendige Mittelalter steht.
Das Jubiläum
Die Schauplätze
600 Jahre später feiert Konstanz das Jubiläum des Konzils mit zahlreichen Veranstaltungen, Feiern, Themen, Kongressen und anderen Ereignissen. Wie vor
600 Jahren mischen sich auch zum Jubiläum wieder verschiedene Kulturen und
Länder, um an die Themen der Kirchenversammlung zu erinnern. Gemeinsam
mit den Partnerstädten Fontainebleau,
Richmond, Tabor und Lodi setzt Konstanz die Veranstaltungen um. Vertreter
der Kirchen arbeiten mit Hochschulen,
Tourismus- und Kulturinstitutionen in
Konstanz, der Bodenseeregion und
Europa zusammen.
Die fünf Jahre werden symbolisiert
durch fünf Köpfe, die für fünf heute wie
damals aktuelle Themen stehen. Den
Anfang macht im Jahr 2014 König Sigismund, der selbst ernannte Schirmherr
des Konzils. Er steht für das Verhältnis
zwischen Kirche und Staat.
Heute lockt die Universitätsstadt viele
Studenten und Touristen an. In der Altstadt entdecken Besucher in den verwinkelten Gässchen kleine Cafés, Weinstuben und bunt bemalte Fachwerkhäuser.
Die Spuren des mittelalterlichen Ereignisses lassen sich noch immer finden.
Am Hafen – gegenüber der Statue Imperia – steht das im Jahr 1388 errichtete
ehemalige Kaufhaus. In dem großen Gebäude findet man heute ein Restaurant.
Seit in dem großen Saal Martin V. zum
Papst gewählt wurde, nennen die Konstanzer das einstige Kaufhaus schlicht
Konzil. Die Konzilsversammlungen tagten jedoch im Münster Unserer Lieben
Frau. Nahe des Münsterplatzes liegt der
älteste Teil der Stadt, die Niederburg.
Hier lebten Handwerker und kleine
Kaufleute, die beim Konstanzer Bischof
in Lohn und Brot standen.
Am Haus zum Hohen Hafen, am Hohen Haus und am Rathaus sieht man an
den Hauswänden kunstvolle Fresken, die
auch heute noch an den Kongress erinnern. Auch das Alltagsleben des Konzils
wurde durch eine Marktszene veranschaulicht.
Die Ziele
Das Wahrzeichen
Zu den Zielen des Konzils gehörte das
Ende des sogenannten Schismas – denn
zu dieser Zeit gab es drei Päpste in
Sie ist das Wahrzeichen der Stadt Konstanz: Imperia. Mit ihren stattlichen neun
Metern ragt die Dame aus Beton in der
Die Statue der Imperia in der Konstanzer Hafeneinfahrt erinnert an das wilde Leben bei der Kirchenversammlung vor 600 Jahren
Veranstaltungen zum Konzil
Foto: Touristikinformation Konstanz