Praxis Pille danach – Update Begleitet von medialem Wirbel ist zumindest das Notfallkontrazeptivum Ulipristalacetat seit Mitte März als OTC-Arzneimittel erhältlich. Die wichtigsten Fakten für die Beratung haben wir zusammengefasst. [ von Julia Pflegel ] 58 pristalacetat als Ellaone® in der Apotheke ohne Rezept erhältlich. Wann dies auch auf Levonorgestrel (Pidana®, Unofem®, Postinor®) zutreffen wird, war zum Redaktionsschluss (20.03.) noch nicht klar. Nachfragen Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Fragen, die bei der Abgabe von Ulipristalacetat unbedingt gestellt werden sollten. Ausführliche Informationen gibt es auf www.das-pta-magazin.de (Stichwort Pille danach), den Seiten der ABDA (www.abda.de/ Leitlinien/Selbstmedikation) sowie bei den Apothekerkammern. Alter-- Mädchen unter 14 Jahren sollten zum Arzt geschickt werden. Junge Frauen zwischen 14 und 18 sind laut Gesetz minderjährig. Im Gespräch ist herauszufinden, ob sie reif ge- > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 04-2015 < © Kristin Gründler / Fotolia D ie ersten Versuche einer hormonellen Notfallkontrazeption gab es in den 1960er-Jahren in den USA und den Niederlanden. Eingesetzt wurden hoch dosierte Estrogene wie Diethylstilbestrol und Ethinylestradiol, die normalerweise der Verhütung dienten. Es folgte die Entwicklung des Yuzpe-Regimes, benannt nach dem gleichnamigen Forscher A. Albert Yuzpe, welches mit einer Kombination aus Estrogen und Gestagen arbeitete. Später gewann die reine Gestagenmethode mit Levonorgestrel an Bedeutung, wofür sich Yuzpe ebenfalls aussprach. In den 1970er-Jahren kam auch erstmals die Kupferspirale zur postkoitalen Verhütung zum Einsatz. EU-weit steht neben Levonorgestrel seit Anfang dieses Jahres der Progesteronrezeptormodulator Ulipristalacetat als „Pille danach“ zur Verfügung. Seit Mitte März ist Uli- S. o. © Laurent Hamels / Fotolia | S. m. © Eduardo Luzzatti Buyé / iStock nug sind, die Informationen über den Umgang mit der „Pille danach“ und Verhütung aufzunehmen. Ansonsten sollten sie den Arzt konsultieren. Es empfieht sich, sich innerhalb des Apothekenteams auf eine Vorgehensweise zu einigen. Schwangerschaft-- Eine bestehende Schwangerschaft ist auszuschließen. Dafür eignen sich Fragen nach dem Zeitpunkt der letzten Periode, ob diese pünktlich war und ob die Blutung „normal“ (wie immer) war. Besteht in diesem Punkt Unsicherheit, sollte die Frau den Arzt aufsuchen. Zeitpunkt-- Die „Pille danach“ wirkt nur, wenn seit dem ungeschützten Geschlechtsverkehr nicht mehr als 120 Stunden vergangen sind. Und wenn noch kein Eisprung stattgefunden hat. Das bedeutet: Wenn die Frau ihren Zyklus nicht genau kennt und somit die fruchtbarsten Tage nicht ausmachen kann, besteht die Gefahr, dass es trotz der Einnahme des Präparates zu einer Schwangerschaft kommt. Es ist also wichtig, nach dem ersten Tag der Periode zu fragen (= Zyklusbeginn!). Der ideale Zyklus dauert 28 Tage, in denen die Frau an etwa sechs Tagen fruchtbar ist: fünf Tage vor dem Eisprung (Spermien überleben bis zu fünf Tage) und am Tage des Eisprungs selbst. Allerdings schwanken die Zykluslängen von Frau zu Frau zwischen circa 26 und 32 Tagen. Auch der Zyklus einer Frau ist nicht immer gleich. Somit besteht keine 100-prozentige Sicherheit über das tatsächliche Fruchtbarkeitsfenster. Verhütung-- Nach der Einnahme des Notfallkontrazeptivums macht die Frau mit ihrer hormonellen Kontrazeption, sofern sie diese anwendet, wie gewohnt weiter. Zusätzlich muss mit einer Barrieremethode verhütet werden. Am besten eignen sich Kondome, da sie gleichzeitig vor der Übertragung sexueller Krankheiten schützen. Einnahme-- Diese sollte so schnell wie möglich erfolgen. Am besten gleich in der Apotheke. Das schließt auch aus, dass die Bei der Abgabe der „Pille danach“ ist besonders das Alter der Kundin abzuklären, Schwangerschaft, chronische Krankheiten und die Einnahme bestimmter Arzneimittel, die die Wirkung mindern könnten, sind auszuschließen. Kundin das Arzneimittel nicht für sich kauft. Unterstützt werden kann das mit dem Angebot eines Glas Wassers. Krankheiten-- Chronische Krankheiten (schweres Asthma, schwere Leberfunktionsstörungen), Allergien oder die Einnahme von Johanniskraut und Carbamazepin (andere AM, s. Packungsbeilage) sollten ausgeschlossen werden. Abgabe von zwei Packungen-- Der Hersteller empfiehlt die Einnahme einer zweiten Tablette, wenn sich die Frau nach der Einnahme der ersten innerhalb von drei Stunden übergibt. Daher kann die Frage, ob zwei Packungen gekauft werden können, nicht grundsätzlich verneint werden. Allerdings kommt Erbrechen nach Einnahme äußerst selten vor, sodass die Frage nach zwei Packungen auch als Vorratskauf gewertet werden kann. Aufklärung-- Die „Pille danach“ ist ein Notfallkontrazeptivum und dem Notfall vorbehalten. Sie soll nicht zu einem sorglosen Umgang mit dem Thema Verhütung verführen. Es ist wichtig, besonders junge Frauen für dieses Thema zu sensibilisieren. Auch die Mitgabe entsprechender Broschüren (z. B. von Profamilia) bietet sich an. Wirkung-- Ulipristalacetat wirkt bis kurz vor dem Eisprung, da die Substanz auch noch effektiv ist, wenn der Anstieg des Luteinisierenden Hormons begonnen hat, welches diesen auslöst. Die zwei Tage vor dem Eisprung sind die fruchtbarsten Tage der Frau. > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 04-2015 < 59
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