Pille und Thrombose – Wann ist das Risiko am größten? Und wie erkenne ich Anzeichen eines Blutgerinnsels? Seit einigen Wochen wird verstärkt in der Presse und im Fernsehen über das Thema Thrombosen (Blutgerinnsel) und Embolien (Blutgefäßverstopfung in der Lunge) durch die Einnahme der Pille berichtet. Grundsätzlich erhöht die Einnahme jeder kombinierten „Anti-Baby-Pille“ das heißt Pille, die ein Östrogen und ein Progestin (künstliches Gestagen) enthält das Risiko einer solchen Erkrankung. Die drei großen und bekannten Faktoren: Es gibt aber Faktoren, die das Risiko erhöhen: Die ersten drei sind meist bekannt, gegen die ersten beiden ist, wenn auch unter Mühen, anzugehen. Nummer drei liegt außerhalb unseres Einflussbereiches. Schade eigentlich! 1. Rauchen 2. Übergewicht 3. Alter Wenn Sie über 35 sind und eines der anderen beiden Dinge nicht aus Ihrem Leben verbannen können, sollten Sie dringend mit uns über eine andere Verhütungsmethode reden. Insbesondere, wenn Sie eine Pille mit überdurchschnittlich hohem Risiko nehmen, das sind jene Präparate, die Drospirenon, Gestoden und Desogestrel enthalten. Die eher unbekannten… Aber es gibt noch andere Faktoren, die wir teils beeinflussen können: Neubeginn mit der Pille – jedes Mal wieder! Das heißt, der Körper braucht 6-12 Monate, um die an die Einnahme künstlicher Hormone zu gewöhnen. In diesen ersten Monaten produziert die Leber vermehrt Gerinnungsfaktoren, danach reguliert es sich etwas. Daher ist im ersten Einnahmejahr das Risiko für Thrombosen und Embolien am größten, danach sinkt es SOFERN! Keine Pillen-Pause gemacht wird. Früher wurde ja oft zu Pillen-Pausen geraten, um den Körper zu entlasten, heute wissen wir, in diesen Pausen kam es nicht nur zu sehr ungeplantem Nachwuchs sondern nach nur 4 Wochen Pause, gilt bei Neubeginn der Pille: „Zurück auf Start“ und wieder hohes Risiko. Das heißt bei heftigem Liebeskummer nicht sofort die Pillen in den Müll werfen und nach 2 Monaten wieder anfangen, wenn der Glaube erstarkt, das nicht alle männlichen Bewohner dieses Planeten Volltrottel sind. Homocystein Homocystein, lange als Risikofaktor für Herzkranzgefäßerkrankung älterer Menschen angesehen, scheint auch bei der Pille ein Problem darzustellen. Homozystein ist ein Abbauprodukt aus dem Eiweißstoffwechsel, das die Gefäßinnenwände schädigen kann. Auf Grund genetischer Unterschiede kann es von einigen Menschen schlechter ausgeschieden werden. Noch schlechter wird dieser giftige Stoff über die Nieren entsorgt, wenn ein Mangel an B-Vitaminen und Zink vorliegt. Und die Pille ist ein Dauermedikament, das dem Körper B-Vitamine, Zink, Magnesium und andere Mineralstoffe entzieht. Bei einer Studie von 2011 wurden 90 junge, gesunde Frauen die die Pille nahmen mit 90 Probandinnen, die ohne Hormone verhüteten verglichen1. Bei den Pillen-Nutzerinnen fanden sich deutlich höhere Homocystein-Spiegel, teilweise im gefährlichen Bereich. Bei der Kontrollgruppe ohne Pille war bei allen Frauen der Wert im Normalbereich. Fazit: wenn Sie schon lange die Pille nehmen, vor Allem, wenn in Ihrer Verwandtschaft Herzinfarkte und Schlaganfälle vor dem 50. Lebensjahr vorkamen, sollte der HomocysteinWert nüchtern im Blut überprüft werden. Eine kurze (in einfachem Englisch gehaltene) Auflistung der wichtigsten Vitamine, die die Pille „klaut“ finden Sie hier: https://docdodo108.leadpages.co/phsfreegiftthankyou/ Die Pille, Operationen und Geburten: Wenn Sie operiert werden müssen, sagen Sie bitte dem Arzt einschließlich des behandelnden Chirurgen oder den Krankenschwestern bei der Aufnahme ins Krankenhaus, dass sie die Pille nehmen. Vor großen geplanten Operationen wie Eingriffen an der Wirbelsäule sollte die Pille abgesetzt werden, idealerweise 4 Wochen vorher. Fangen Sie nach Operationen nicht zu früh mit der Pille wieder an, da in den ersten 4-8 Wochen je nach Dauer der Schonung und Größe des Eingriffs das Thromboserisiko auch erhöht ist. Auch wenn ein Bein oder Arm lange ruhiggestellt wurde (Gipsschiene) ist das Risiko erhöht. Nach Geburten ist das Thromboserisiko für 3 Monate erhöht, wenn Sie unbedingt zügig nach der Geburt mit Hormonen verhüten möchten, nehmen Sie bitte zunächst eine östrogenfreie Pille, die ein deutlich geringeres Risiko mit sich bringt. 1 Gröber U., Arzneimittel und Mikronährstoffe, 3. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2014 Pille und Reisen Wenn Sie lange Flugreisen über 4 Stunden planen, denken Sie bitte immer daran: Reichlich zu trinken; die Luft an Bord ist trocken und wenn wir austrocknen, dickt das Blut ein. Beine regelmäßig bewegen Reisestrümpfe tragen, besonders, wenn Sie schon Besenreiser und Krampfadern haben. – beachtien sie imm Sommer auch unser Merkblatt „Verhütung in der Sonne!“ Suchen Sie umgehend ärztliche Hilfe auf, wenn Sie eines der folgenden Anzeichen oder Symptome bemerken: von: Prof. Dr. med. Thomas Rabe2 ▶ Starke Schmerzen oder Schwellungen eines Beins, die begleitet sein können von Druckschmerz, Erwärmung oder Änderung der Hautfarbe des Beins, z. B. aufkommende Blässe, Rot- oder Blaufärbung. Sie könnten an einer tiefen Beinvenenthrombose leiden. ▶ plötzliche unerklärliche Atemlosigkeit/Atemnot oder schnelle Atmung ; starke Schmerzen in der Brust, welche bei tiefem Einatmen zunehmen können ; plötzlicher Husten ohne offensichtliche Ursache, bei dem Blut ausgehustet werden kann. Sie könnten an einer schweren Komplikation einer tiefen Beinvenenthrombose leiden, die Lungenembolie heißt. Diese entsteht, wenn das Blutgerinnsel vom Bein in die Lunge wandert. Dabei werden die Blutgefäße in der Lunge verstopft, Sauerstoff kann nicht mehr zu den Organen transportiert werden. ▶ Brustschmerz (meist plötzlich auftretend), aber manchmal auch nur Unwohlsein, Druck, Schweregefühl, vom Oberkörper in den Rücken, Kiefer, Hals und Arm ausstrahlende Beschwerden, zusammen mit einem Völlegefühl, Verdauungsstörungen oder Erstickungsgefühl, Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen oder Schwindelgefühl. Sie könnten an einem Herzanfall leiden. ▶ Schwäche oder Taubheitsgefühl des Gesichts, Arms oder Beins, die auf einer Körperseite besonders ausgeprägt ist; Sprach- oder Verständnisschwierigkeiten; plötzliche Verwirrtheit ; plötzliche Sehstörungen oder Sehverlust ; schwerere oder länger anhaltende Kopfschmerzen/Migräne. Sie könnten einen Schlaganfall haben. Informieren Sie den Arzt, den Sie aufsuchen, dass sie eine hormonelle Verhütung verwenden. 2 Dieser letzte Teil stammt zum größten Teil von: Prof. Dr. med. Thomas Rabe, Präsident der DGGEF e.V., Universitäts-Frauenklinik, Im Neuenheimer Feld 440, 69120 Heidelberg, aus einer Information für Kollegen in der DGGEF über die verschieden hohen Thromboserisiken der Verhütungsmittel engagiert. Weiterführende Informationen finden sich in der Seminarbuchreihe Gynäkologische Endokrinologie Band I – IV.
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