Beitrag zum Thema Würde von Markus Gagliano, 30. März 2009

Was ist Würde?
Wer entscheidet über „Würde“ und was diese überhaupt ist?
Hier möchte ich nur eine ganz persönliche Meinung der Würde einmal benennen. Ich
möchte hier nicht auf Literatur verweisen, aber auf Gefühle, die jeder von uns hat!
Würde ist aus meinem Verständnis heraus das Recht zur persönlichen Entwicklung in
einer Gesellschaft. Das Recht, dies zu leben, ohne andere Menschen in ihrer Würde zu
verletzen oder diese in ihrer eigenen Entwicklung zu behindern!
Würde ist aus meinem Verständnis heraus auch mit Menschen „achtsam und
wertschätzend“ in Form von Kommunikation umzugehen und ihnen im Rahmen der
eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten eine „bewusste“ Unterstützung zum Wohle der
Entwicklung eines Menschen und einer Gesellschaft anzubieten!
Würde heißt und bedeutet für mich, dass Menschen sich gegenseitig unterstützen, und
diese mit ihren zur Verfügung stehenden Mitteln und im Rahmen ihrer eigenen
Verantwortung auch einsetzen!
In meiner Vorstellung der Würde ist es sinnvoll, anderen die Möglichkeit zu erhalten und
einzuräumen, sich in Würde, Liebe und Wertschätzung positiv zu entwickeln und in
Verantwortung für sich selbst, aber auch für eine soziale Gesellschaft einzustehen!
Demokratie und sozial sind Worte, die nur wirklich gelebt und umgesetzt werden können,
wenn Menschen in Würde und Respekt sowie mit Achtung leben und auch so behandelt
werden!
Würde heißt auch, sich anderen Meinungen zu stellen, ohne ihnen feindselig gegenüber zu
stehen. Meinungsfreiheit gehört zu einem würdevollen Leben und damit zu einer
harmonisierten Gesellschaft und Demokratie!
Zu einer würdevollen Entwicklung von Menschen gehört es auch, diese im Grundsatz
„gleich“ zu stellen bzw. zu behandeln.
Hier fängt das Ungleichgewicht schon an, sehr früh z. B. schon während der
Schwangerschaft, denn ein Kind, welches noch nicht geboren wurde, aber auch nach seiner
Geburt, kann keinen Einfluss auf seine Entwicklung nehmen! Eltern wird die
Entwicklung sowie die Erziehung der Neugeborenen teilweise sehr schwierig gemacht.
Erziehung, Werte und die Vermittlung derer sind „leider“ sehr häufig von den
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einer Familie und / oder der Alleinerziehenden
abhängig. So kann in unserer Gesellschaft davon ausgegangen werden, dass ein Leben in
Würde immer vom Stellenwert der Person und ihrer familiären Situation und
Wertestellung in der Gesellschaft abhängig ist! Für die Gleichheit von Menschen in einer
Gesellschaft zu sorgen, trägt jeder von uns bei, und insbesondere liegt ein großer Anteil der
Verpflichtung zur Umsetzung der Gleichbehandlung und Chancengleichheit bei der Politik
und ihren Vertretern in den Kommunen und Gemeinden.
Aus meiner Sicht sollte die gesellschaftliche Stellung in Hinsicht auf die Familie und
Kinder bzw. Erziehungsauftrag generell verändert werden!
Auch die Kommunikation in der Politik, insbesondere in der Verwaltung bzw. der
Bürokratie, ist mehr als entwürdigend für die Menschen in unserer Gesellschaft.
Ich selbst bin Vater von fünf Kindern, selbst bin ich behindert (blind) und habe einen
autistischen Sohn! Ich kann kein Verständnis dafür aufbringen, wenn
- wie als Schmarotzer durch Verwaltung und Bürokraten sowie durch Politiker und
manchmal auch durch die Medien betitelt werden,
- wir als Menschen mit Behinderung, Familien mit Kindern und Kinder insbesondere als
Belastung dargestellt werden,
- Menschen das gesetzlich verankerte Recht verwehrt wird: Beratung – Beratung –
Beratung in Anspruch zu nehmen!
- Menschen in ihrer persönlichen Freiheit und Entwicklung behindert werden, weil der
Staat bzw. bestimmte Organe des Staates Leistungen an Gegenleistungen koppeln bzw.
diese voneinander abhängig machen!
- Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten und / oder
so gestalten können, um ohne Hilfe zu überleben.
Das heißt, dass es aus meiner Sichtweise nicht zu akzeptieren ist, dass in einem der
reichsten Länder der Welt Menschen hungern müssen und um dies zu vermeiden, sich als
Bettler / arme abhängige Menschen, also unwürdig des eigenen Lebens und der
Gesellschaft, unterordnen müssen! Insbesondere gilt dies für arme und bedürftige
Menschen, die gezwungen sind, sich an soziale Einrichtungen wie die Tafel, die Arche oder
bei uns in Hildesheim den Guten Hirten zu wenden. Dies verhindert ein eigenständiges
und selbstbewusstes Leben und fördert Ängste, Aggressionen, Depressionen,
psychosomatische Erkrankungen und vieles mehr! Das verschlechtert die eh schon
schlechten Bildungs- und Berufschancen und führt ebenfalls zur sozialen Entfremdung
bzw. zu einer negativ vorbelasteten neuen Randgruppe! Dies entwürdigt und belastet die
Menschen bzw. die Familien und verhindert eine Gleichberechtigung und
Chancengleichheit für alle Menschen in unserer Gesellschaft!
- Wenn Menschen Hilfe verwehrt bzw. verweigert wird.
- Wenn verantwortliche Sachbearbeiter ihre Aufgaben nicht ernst genug nehmen und
Hilfesuchende dadurch in „unnötige“ soziale für diese evtl. bedrohliche Situationen
geraten.
- Wenn das Umsetzen von Hilfestellung und Fördern dem Prinzip unterliegt, dass
Behörden und Verwaltungen aufgrund von Überlastungen mit Hilfesuchenden nicht mehr
auftragskonform (nach Gesetz) umgehen bzw. das Inanspruchnehmen von Beratung und
Hilfe mit unwürdigen Behandlungen und / oder Gefühlen belastet ist…
- Wenn Abschreckung und Ablehnung das Prinzip von Beratung in Behörden sind bzw.
wenn statt hilfreicher Beratung mit Angstszenarien und Willkür die Menschen
abgeschreckt werden!
- Wenn eine Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben abhängig vom
Leistungsvermögen einer Person ist bzw. seines Geldbeutels.
Seine Rechte zu erhalten, welche in Gesetzen verankert sind, ist für sehr viele Bürgerinnen
und Bürger in unserem Land schon überhaupt nicht mehr möglich. Sie sind verunsichert
und verängstigt, werden teilweise verschreckt und man verweigert ihnen ihre Rechte unter
anderem auf eine rechtlich relevante Beratung über die Mittel und Hilfen, welchen ihnen
zustehen würden!
Meine Erfahrung zeigt auch, wer sich einsetzt und wehrt, gilt als unbequem. Unbequeme
Menschen werden als Querulanten und Störenfriede abgestempelt … aber ich möchte
Ihnen auch sehr gerne mitteilen: Ich nehme diese Ehre sehr gerne an, als unbequem zu
gelten! Vielen Dank an alle, die mir diese Ehre zuteil werden lassen!
Wer oder was entscheidet nun in Deutschland über Würde und Soziales?
Ist es die Politik oder der Sachbearbeiter / die Sachbearbeiterin?
Ist es ein kommunaler Bürgermeister oder sind es die Sozialdezernenten einer Stadt? Wer
schützt eigentlich die Menschen in unserem Land vor dem Behördenwahn? Wer
kontrolliert die wirkliche Qualität der Beratungen und der Ausführung von Behörden bzw.
Ämtern wie Job Center, Agentur für Arbeit, Sozialamt und Jugendamt?
Ich persönlich habe das Gefühl für mich entwickelt, dass es in unserem Land immer
schlimmer wird und der soziale Kahlschlag noch lange nicht am Ende ist!!!
Wikipedia schreibt:
Der Begriff der Menschenwürde ist Ausdruck der Idee oder Erfahrung, dass jeder Mensch
aufgrund seiner bloßen Existenz einen schützenswerten Wert besitzt (Selbstwert jedes
Menschen). Nur wo der unbedingte Schutz der Menschenwürde gewährleistet ist, kann
man von einem gleichberechtigten und freiheitlichen Gemeinwesen sprechen!
Worin jedoch die konkrete inhaltlich normative Ausgestaltung der Menschenwürde bei den
besonders rechtsethisch strittigen Fragen des Lebensbeginns als auch des Lebensendes
besteht, wird je nach weltanschaulicher Begründungskonzeption anders beantwortet!
Praktisch konstituiert sich im Rahmen des Staatswesens die Menschenwürde aus der von
jeder Gegenleistung unabhängigen Gewährung der Grundrechte durch den Souverän! Ein
Erwerb der Menschenwürde ist demnach nicht möglich! Anders gesagt ist der Erwerb der
Grundrechte durch irgendeine Leistung dem Prinzip der Menschenwürde entgegengesetzt!
Wie weit die gesellschaftliche Entwicklung der Grundrechte wie Meinungsfreiheit, Schutz
vor Folter und Hinrichtung, Recht auf Teilhabe oder Gesundheit, auf der Grundlage der
Menschenwürde rechtstheoretisch stattfinden soll bzw. kann, ist Gegenstand hoch
kontroverser Begründungsdebatten! Daher ist die These, dass Menschenwürde als
ethisches Grundprinzip in ihrer Konzeption zeitlos sei, als Maßstab über jeder historischen
Gesellschaftsform stehe und darum übergeordneter Maßstab für menschliches Handeln
überhaupt sei, innerhalb der Rechtstheorie ebenfalls strittig! Die Gewährung der
Menschenwürde kann überdies nicht von der Leistungsfähigkeit oder Bereitschaft
abhängig gemacht werden.
Die Menschenwürde als oberster Wert des Grundgesetzes:
Die Menschenwürde ist nach ständiger Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes
die wichtigste Wertentscheidung des Grundgesetzes. Sie kann niemandem genommen
werden, weil sie nach der Ordnung des Grundgesetzes dem Menschen durch seine bloße
Existenz eigen ist. Wohl aber kann der Achtungsanspruch verletzt werden, den jeder
einzelne als Rechtspersönlichkeit hat. Daher geht es zunächst um den Schutz vor der
Verletzung dieses Achtungsanspruchs, der den Menschen Kraft seines Menschseins
zukommt!
Der Staat hat alles zu unterlassen, was die Menschenwürde beeinträchtigen könnte. Es ist
also ein Abwehrrecht gegen die öffentliche Gewalt selbst, und zwar in allen ihren
Ausprägungen (Judikative, Exekutive, Legislative, öffentlich–rechtliche Körperschaften,
beliehene usw.); zudem hat die Staatsgewalt Angriffe auf die Menschenwürde soweit
irgend möglich rechtlich wie tatsächlich zu verhindern und entsprechende Vorkehrungen
zu treffen! Hinzu kommt ein Leistungsrecht:
Der Gesetzgeber und die vollziehende Gewalt sind verpflichtet, allgemein verbindliche
Normen zu erlassen, die den Schutz der Menschenwürde bestmöglich gewährleisten. Der
Staat hat also nicht nur selber Eingriffe zu unterlassen, sondern muss z. B. durch Gesetze
darauf hinwirken, dass nicht nur die öffentliche Gewalt sondern auch Dritte die
Menschenwürde jedes einzelnen achten.
Und natürlich haben auch die Gerichte die Menschenwürde bei ihren Entscheidungen stets
zu beachten!!! (Man möge in diesem Zusammenhang des Gesetzestextes und der
tatsächlichen Rechtsprechung einmal sein Augenmerk auf das Sozialgesetzbuch und den
Umgang/die Umsetzung durch die Job-Center richten – nur soviel sei gesagt: die Würde
des Menschen sei unantastbar...)
Noch eine ganz persönliche Meinung von mir:
Jeder von uns, der lesen, hören, fühlen und generell wahrnehmen kann, ist in der
glücklichen Lage festzustellen, wie dieses Grundrecht (wie teilweise oben in Beispielen
beschrieben) verletzt wird!
Das heißt, wer aufmerksam zuschaut, zuhört und spürt, kann fast täglich mehrfach
feststellen, dass es in unserer Gesellschaft laut Politik und ihrer Vertreter (Verwaltungen
und Behörden) wichtigeres gibt als Menschenwürde!
Viele Entscheidungen werden zugunsten von Menschen für Menschen erster Wahl getätigt!
Ich persönlich finde es unsozial und unwürdig, dass reiche Menschen z. B. durch eine
günstige Steuerpolitik noch reicher werden. Dass Kinder, die in wirtschaftlich guten
Verhältnissen aufwachsen können, ebenfalls Kindergeld beziehen bzw. ihre Eltern über
andere Steuerfreibeträge verfügen (bedingt durch die Kinder), während einem Kind in
einer Hartz IV-abhängigen Familie das Kindergeld vollständig als Einkommen
gegengerechnet wird! Dass Menschen, welche es sich leisten können, Aufwendungen für
Kinderbetreuung steuerlich (teilweise) absetzen können, während viele Eltern sich eine
Kinderbetreuung noch nicht einmal leisten können! Aber gerade von denen, die sich das
nicht leisten können, wird verlangt, dass sie sich um Arbeit bemühen und sie bekommen
Leistungsentzug (angedroht und ausgeführt durch die Job Center), wenn sie Arbeit
ablehnen, weil sie zum Beispiel keinen für die Kinderbetreuung haben oder sich dieses
trotz einer Anstellung bedingt durch ein geringes Einkommen nicht leisten können!
Das nenne ich seit Jahrzehnten eine verfehlte Kinder–Familienpolitik und deswegen nenne
ich diese Politik
„KINDER- UND FAMILIENFEINDLICH“!
Wenn unsere Politiker in der Lage gewesen sind, und das waren sie, das Grundgesetz zu
ändern für sogenannte Friedenseinsätze der Bundeswehr im Ausland, scheint es mir eher
an dem Unwillen jener Politiker zu liegen, das Grundgesetz in diese Richtung so zu
ändern, dass Leistungen zur Förderung finanzschwacher Familien und / oder generell auch
Kindergeldzahlungen so strukturiert werden, dass sie vom Einkommen der Eltern
abhängig gemacht werden sollten. Das heißt konkret, dass ich daran zweifle, dass ein
Großbanker, ein Manager, ein Geschäftsführer, die Familie Boris Becker, die Familie
unserer Familienministerin Ursula von der Leyen aufgrund ihrer Bezüge wirklich auf
Kindergeld angewiesen sein können.
Ich bedanke mich für Ihr Interesse und würde mich freuen, wenn Sie auch die anderen
Seiten von mir lesen möchten,
Ihr Markus Gagliano
(copyright© Markus Gagliano)