Zweiter Teil - die Kapitulation Der von Hitler erwartete Entlastungsangriff gegen die sowjetischen Truppen in Berlin kann nicht mehr durchgeführt werden. Hitler heiratet am 29.4. seine langjährige Freundin Eva Braun und diktiert sein Testament. Als Nachfolger setzt er einen seiner fanatischsten Parteigänger, den Großadmiral Dönitz, ein. die Beurkundung der Heirat Hitlers und Eva Brauns Am 30.4. begeht Hitler zusammen mit seiner Frau Selbstmord. Ihre Leichen werden neben der Reichskanzlei mit Benzin übergossen und verbrannt. Das Leben des "Führers" endete passend mit einer entsprechenden pathetischen Heuchelei: Hitler sei "bis zum letzten Atemzug gegen den Bolschewismus kämpfend, für Deutschland gefallen", wird am 1.5. im Rundfunk behauptet. so wurde Hitlers Tod im Wehrmachtsbericht bekannt gegeben ... ...und so in "Oberdonau, der Heimat des Führers" Hitlers Nachfolger Dönitz verlangt von der Wehrmacht, gegen die Rote Armee weiter zu kämpfen und auch im Westen noch nicht zu kapitulieren, in einer Rundfunkrede gibt er Hitlers "Heldentod" bekannt und verbreitet seine Durchhalteparolen. Der längst schon sinnlose Kampf um Berlin geht zu Ende. Unter den einrückenden Sowjettruppen auch der spätere bekannte Schriftsteller Anatoli Rybakow ("Die Kinder vom Arbat"), er berichtet in seinen Erinnerungen in kurzer Form über den Kampf um Berlin. Aus "Anatoli Rybakow – Roman der Erinnerung – Memoiren": Das Kriegsende in Berlin Am 28. Februar kapitulierte die Garnison von Posen, die wir umgangen hatten, und Ende März fiel Küstrin. Jetzt war der Küstriner Brückenkopf vollständig in unserer Hand. Im April wurde endlich die gegnerische Gruppierung in Ostpreußen zerschlagen. Nun bedrohten keine deutschen Truppen mehr unsere rechte Flanke. Der Sturm auf 1 Berlin konnte beginnen. Die Soldaten wurden für den Straßenkampf ausgebildet, von den Stalingradkämpfern hatten nur wenige überlebt. Unser 4. Gardeschützenkorps bekam den schwierigsten und ehrenvollsten Abschnitt zugewiesen, die Angriffsachse Küstrin Stadtzentrum von Berlin. Der Korpsstab befand sich in einem Lagergebäude aus Stahlbeton, umgeben von einem Wall und einem Wassergraben. Die Sicht betrug zwölf Kilometer nach allen Seiten. Am 16. April um 5 Uhr früh donnerten viele tausend Geschütze los. Granaten, Minen, Fliegerbomben detonierten und erschütterten die Erde. Tausende bunter Leuchtkugeln stiegen in den Himmel, und im selben Moment flammten 140 mächtige Scheinwerfer auf, beleuchteten das Schlachtfeld, blendeten den Gegner und entrissen der Dunkelheit die Angriffsziele unserer Panzer und unserer Infanterie. In dem dichten Vorhang von Staub und Qualm gingen unsere Truppen zum Angriff vor. Aber der zunächst verwirrte Gegner fasste sich und leistete verzweifelten Widerstand. Er war oben, wir waren unten, wie auf dem Präsentierteller. Die Brücken waren gesprengt, die Soldaten kletterten über die zerschlagenen Träger. Glasunow befahl, die Mantelrollen im Tross zu lassen, der würde sie nachbringen, und ohne Gepäck anzugreifen, vor allem mehr Patronen und Handgranaten mitzunehmen. Dem Gegner half obendrein das Hochwasser; die Wiesen, Niederungen und Äcker waren überschwemmt und verschlammt, bei der Führung der Front und der Armee wurde man nervös und schickte drohende chiffrierte Funksprüche. Glasunow blieb gelassen, er leitete selbstsicher den Kampf. Gegen Mittag des ersten Angriffstages nahm die Division Schugajew die beherrschenden Höhen nördlich von Seelow, und am Abend kämpfte sich die Division Salisjuk an den Bahnhof Seelow heran. Der Feind gab sich nicht gefangen, wich nicht zurück, jedes Haus musste im Kampf erobert werden. Am frühen Morgen des 18. April schlugen Teilkräfte unseres Korps den Feind zurück und rückten weiter nach Westen vor. Der Gegner warf neue und immer neue Reserven in den Kampf. General Glasunow bemerkte: "Die Deutschen machen einen großen Fehler, wir vernichten sie nach und nach. Sie müssten alles zusammenfassen und uns von ausgebauten Stellungen aus aufhalten, davon haben sie doch genug." Wir rückten kämpfend vor. Der Gegner leistete Widerstand, aber das waren schon Greise und Kinder. Sie kämpften, so gut es ging, aber sie glaubten nicht an den Sieg, obwohl es in ihren Flugblättern hieß: "Berlin bleibt deutsch!", "Sieg oder Bolschewismus". Das Wetter war scheußlich, kalt und unfreundlich. "Ein finsterer Frühling", sagte Glasunow. Am Abend drangen die vordersten Truppen des Korps in den östlichen Vorort Mahlsdorf ein und stießen unter Straßenkämpfen weiter vor. Also, wir waren in Berlin! Am 23. April forcierte das Korps die Spree und setzte die Straßenkämpfe fort. Die Deutschen, die mit Maschinenpistolen und Panzerfäusten bewaffnet waren, müssten aus jedem Haus vertrieben werden, sie kämpften um jeden Treppenabsatz. In den Kellern saßen Greise, Frauen und Kinder. Am 25. April überquerte das Korps den Landwehrkanal, besetzte den Bezirk Neukölln und erreichte die Berliner Straße. Die Deutschen verteidigten sich hartnäckig, sie hatten Zivilsachen angezogen und schossen den russischen Soldaten in den Rücken. Unsere weitreichende Artillerie arbeitete schlecht, sie beharkte die eigenen Leute, und Glasunow bat Tschuikow, die Artillerie von unserm Abschnitt wegzunehmen. Eine kurze Nacht, eine kurze Verschnaufpause, am 26. April wieder in den Kampf, brennende Gebäude, Qualm, Staub, das Atmen fiel schwer. Mit erhobenen Händen kamen alte Männer aus den Häusern, Soldaten des Volkssturms, und ergaben sich. Am 27. und 28. April lag unser Korpsstab in der Wilhelmstraße. Gleich am ersten Tag fiel mir im Hof eine magere Frau mit dunkler Brille auf, sie trug einen schwarzen Mantel und ein schwarzes Kopftuch. Und sie sah mich aufmerksam an. Am Abend stand sie wieder da und sah mich an. Am nächsten Tag trat sie unschlüssig auf mich zu und hielt mir einen Fetzen Papier hin. Darauf war ein sechszackiger Davidstern gezeichnet, ein "Magen David". Klarer Fall: eine Jüdin, die sich versteckt hatte, und als die Russen gekommen waren, hatte sie sich entschlossen, sich einem sowjetischen jüdischen Offizier zu offenbaren, indem sie ihm den "Magen David" zeigte. Ich nahm sie mit in den Stab, bat sie, den Mantel abzulegen, sie erschrak: "Nein nein", schob nur das Tuch auf die Schultern. Ihr schwarzes Haar war stark ergraut, sie war entkräftet, mochte fünfunddreißig bis vierzig Jahre alt sein, sah aber wie eine alte Frau aus. Ich konnte auch ein bisschen deutsch und französisch, sie konnte auch ein bisschen französisch, in den beiden Sprachen verständigten wir uns. "Möchtest du was essen?" Sie lehnte ab, willigte dann aber ein, aß langsam, vorsichtig, aber ich sah, wie hungrig sie war. Sie hieß Emma. Doch als sie mir ihr Alter sagte, erstarrte ich, sechzehn Jahre! Ihre Geschichte: Sie hatte Klavierunterricht bei einer Frau Kröber, die in der Nähe wohnte. 1940 wurde Emmas Familie, Vater, Mutter, Großmutter und zwei Brüder, zusammen mit Tausenden anderer Berliner Juden nach Polen deportiert. Wusste sie etwas von deren Schicksal? Sie schwieg. Aber ich wusste Bescheid. Ich war in Krakau gewesen und in Lublin, ich hatte Auschwitz und Maidanek gesehen. Ich glaube, sie wusste auch Bescheid. Frau Kröber hatte Emma bei sich behalten. Wie hatte sie sich dazu entschließen können? Die SS hatte in Berlin intensiv nach untergetauchten Juden gefahndet und grausam mit Leuten abgerechnet, die Juden bei sich versteckten. Aber sie hatte sich entschlossen. Und Emma fünf Jahre lang versteckt! Sie war Witwe, kinderlos, vielleicht hatte sie das Mädchen liebgewonnen, ihre Begabung hoch geschätzt und naiv geglaubt, Talent könne die Tragödien und Übeltaten der Zeit überwinden. Während ich Emma zuhörte, betrachtete ich sie, und allmählich schaute 2 in dem gealterten Gesicht, in den Umrissen des Mundes, des Kinns, des schlanken Halses und der schmalen Schultern das junge Mädchen durch. Sie sprach langsam, mit Pausen, als hätte sie in den fünf Jahren das Sprechen verlernt. Sie hatte in einer dunklen Kammer gesessen, und wenn Frau Kröber zu ihr kam, sprachen sie nur flüsternd, denn "die Wände hatten Ohren". Und das fünf Jahre lang! Emma hatte nicht gewagt, durch die Wohnung zu gehen, denn man hätte sie durchs Fenster sehen können, vielleicht hätten die Nachbarn auch ihre Schritte gehört, darum hatte sie selbst das kleinste Geräusch vermieden. Zu Frau Kröber waren auch während des Krieges Klavierschüler gekommen, dann wurde die Kammer verschlossen, damit ein Schüler nicht zufällig die Tür öffnete. Licht gab es nicht in der Kammer, und so hatte Emma die fünf Jahre im Dunklen verbracht und war eigentlich blind geworden. In Berlin hatte es Lebensmittelkarten gegeben, und die Rationen waren immer knapper geworden, also hatten sie gehungert. Zum Glück wurde ihr Haus von keiner Bombe getroffen, sonst wäre Emma entdeckt worden. Es gab Versuche, bei Frau Kröber ausgebombte Nachbarn in die Wohnung einzuquartieren. Aber sie hatte nur zwei kleine Durchgangszimmer, in einem davon stand der Flügel, und Schüler kamen. Die Gefahr ging vorüber. Emma konnte nicht mal sterben. "Ich wollte mich aufhängen, aber was hätte Frau Kröber mit meiner Leiche gemacht? Man hätte sofort gewusst, dass sie eine Jüdin versteckt hatte, und sie zur Gestapo geschleppt." "Das liegt hinter dir", sagte ich, "du lebst und bist erst sechzehn. Sei zuversichtlich. Soll ich dich zu unserer Kommandantur bringen?" Sie schrak zurück. "Warum?" "Dort bekommst du Lebensmittelkarten für dich und Frau Kröber." Sie schwieg, dann fragte sie: "Sagen Sie, sind die Amerikaner schon in Berlin?" "Die Amerikaner? Noch nicht. Willst du zu ihnen?" "Ich habe Verwandte in Amerika. Mein Vater hat mir die Adresse gegeben." "Das eine schließt das andere nicht aus. Bis du ihnen schreibst und sie dir antworten, vergeht Zeit. Du musst zu dir kommen, du brauchst ärztliche Hilfe." Sie senkte den Kopf. "Was meinen Sie, wann kommen die Amerikaner?" "Ich weiß es nicht, wir haben ja noch Krieg. Hörst du das Schießen? Wenn du willst, geh selber in die Kommandantur, dort sind Dolmetscher." "Ich muss erst mit Frau Kröber sprechen." "Tu das." Sie bedankte sich, stand auf, zog das Tuch ins Gesicht und nickte mir zum Abschied zu. Sie ist nicht in unsere Kommandantur gegangen. Wo magst du jetzt sein, Emma? Den ganzen 30. April über fanden erbitterte Gefechte statt. Um 16.00 Uhr erschienen im Bereich unseres Korps deutsche Parlamentäre. Wir stellten das Feuer ein. Um 17.40 kam in Begleitung seiner Suite General Krebs, Vertreter des deutschen Oberkommandos. Glasunow schickte ihn zum Kriegsrat, wo Krebs erklärte, Hitler habe sich erschossen, eine neue Regierung sei gebildet worden, und sie bäten um Friedensverhandlungen. Ihnen wurde geantwortet, es gebe keine Friedensverhandlungen, nur die bedingungslose Kapitulation. Als Krebs und seine Suite zurückgebracht wurden und dreißig Meter vor ihrer vordersten Linie waren, eröffneten die Deutschen das Feuer und töteten unseren Begleitoffizier und zwei Soldaten. Die Unseren schossen zurück und die Infanterie ging zum Angriff vor. An diesem Tag wurde über dem Reichstag die sowjetische Fahne gehisst. Am 2. Mai unterzeichnete der Berliner Stadtkommandant General Weidling die Kapitulationsbedingungen. Die Deutschen gaben ihre Waffen ab und wurden zum Flugplatz geschickt, wo eine Sammelstelle eingerichtet war. Die Kämpfe in Berlin waren beendet. Die Stadt war zerstört, die Straßen unter den eingestürzten Hauswänden begraben. Um die Straßen zu räumen und die Brände zu löschen, wurden Truppen eingesetzt und die Bevölkerung mobilisiert. Unglaublich, der Krieg war zu Ende. Am 8. Mai wurde die Urkunde über die Kapitulation Deutschlands unterschrieben. Am 9. Mai wurde der Tag des Sieges gefeiert. Und tüchtig getrunken. Anatoli Naumowitsch Rybakow (zweiter von links), 1911-1997, jüdischer Abkunft, in den Dreißigerjahren als Opfer des Stalinismus in Haft und Verbannung, im Krieg als Kfz-Offizier an der Eroberung Berlins beteiligt, in den Fünfziger- und Sechzigerjahren in der UdSSR hauptsächlich als Jugendbuchautor erfolgreich, nach dem Ende der Sowjetunion bekannt durch seine Trilogie "Die Kinder vom Arbat", worin er mit dem Terror der Stalinzeit abrechnet. Nach dem Ende der UdSSR sehr kritisch gegenüber der antisozialistischen Entwicklung. 3 letzte Parolen in den Trümmern: "unsere Mauern brechen, unsere Herzen nicht" Berlin blieb deutsch - aber nicht nazistisch ... am 21.4.hatte der Kampf um Berlin begonnen, er dauerte nur zwei Wochen 4 Berlin kapituliert am 2.5. , Rüstungsminister Speer widerruft am 3.5. ausdrücklich die Zerstörungsbefehle Hitlers. die zerschossene Tafel des NS-Machtzentrums - Rotarmisten hießen am Berliner Reichstagsgebäude die Sowjetfahne mit Hammer und Sichel die Sieger von Berlin, Marschall Schukow und sein Stab dieses Foto ging im Mai 1945 um die Welt: der tote Hitler, so schien es, dann stellte sich heraus, die Rote Armee hatte beim Führerbunker einen unbekannten Toten gefunden, der Hitler einigermaßen ähnlich sah 5 Was mit Hitlers Körper geschah, war lange ein Rätsel. Stalin ließ relativ bald verkünden, man wisse nichts über den Verbleib Hitlers, wobei quasi im Raum stehen blieb, es könnte sein, dass sich der Diktator noch auf der Flucht befinde. Jahrzehntelang kreisten dazu im einschlägigen Milieu Gerüchte über den Verbleib des geliebten Führers: In Argentinien oder am Nordpol sollte er sich in Sicherheit gebracht haben, in der Gegenwart gab es dann sogar noch die Geschichte, dass arische Außerirdische mit arischen UFOs den arischen Führer gerettet hätten und nun demnächst das arische Weltreich erstehen werde. Mitte der Neunzigerjahre lüfteten die Moskauer Archive den Schleier: Holzkiste mit den Überresten Hitlers, diese wurden zusammen mit den Leichen seiner Frau und der Familie Goebbels vergraben, 1970 exhumiert und verbrannt, die verkohlten Überreste wurden zerstampft, zusammengetragen und in den Fluss Biederitz geschüttet Rotarmist gräbt die Hitlerleiche aus - rechts angeblich Foto eines Teiles von Hitlers Schädel In Berlin war der Krieg zu Ende: Verbandsplatz vorm Brandenburger Tor 6 die deutsche Wehrmacht gibt die Waffen ab für sie ist der Krieg doch noch glücklich zu Ende gegangen - zwar in Gefangenschaft, aber sie leben noch er hatte weniger Glück 7 Frauen zerlegen auf der Straße einen Pferdekadaver Sowjetsoldaten sind allgegenwärtig, nicht nur als Besatzer ... ... sie helfen auch bei der Versorgung der Bevölkerung mit Essen 8 für die zahllosen deutschen Gefangenen sind die Aussichten bedrückend in Linz wurde Anfang Mai 1945 sogar per Zeitungsinserat versucht, ein Volkssturm-Bataillon zu aktivieren der Volkssturm aus älteren Männern und Jugendlichen, gekämpft haben diese letzten Aufgebote des Regimes selten, die Aussichtslosigkeit lag auf der Hand Die späten Versuche der deutschen Führung im Salzkammergut und in der Steiermark als letzte Bastion die "Alpenfestung" zu errichten, bleiben erfolglos, eine "Alpenfestung" gibt es nicht - allerdings hatten die USA ihre Hauptangriffsrichtung nach Süden gewandt, da man tatsächlich mit alpinen Widerstandsnestern rechnete, von denen aus Einheiten fanatischer Nazis einen langwierigen Guerilla-Krieg führen könnten. 9 hängen gebliebener Transport in die "Alpenfestung" wird flott gemacht Alpenfestung: im Salzbergwerk Altaussee wurden von den Nazis geraubte Kunstschätze deponiert, US-Soldaten stellten sie nach Kriegsende sicher Die Amerikaner marschieren am 4.5. in Linz ein. Am 5.5. wird als letztes KZ das KZ Mauthausen befreit. Diese Befreiung vollzieht sich in zwei Etappen, ein US-Panzerspähwagentrupp entwaffnete am 5.5. die Lagerwache (Wiener Feuerschutzpolizei, die SS-Truppe war bereits abgezogen worden), spanische und sowjetische Häftlinge bewaffneten sich und sicherten das Lager und den Ort Mauthausen samt Umgebung. Am 7.5. rückten US-Truppen in den Ort ein und befreiten das Lager endgültig. Aus diesem Grund gibt es zwei manchmal Verwirrung stiftende - Befreiungstage. Foto vom 7.5., spanische Häftlinge hatten über dem Tor ein Transparent angebracht 10 Amerikaner mit Teilen der Mauthausener Gaskammer-Aggregate 11 Auf Befehl von Gauleiter Eigruber war in den letzten Tagen noch eine Reihe von als "aufbauwillig" bezeichneten Häftlingen ermordet worden. Darunter am 18. April Schutzbundführer Richard Bernaschek (Auslöser des Arbeiteraufstandes gegen den Klerikalfaschismus von 1934) und am 28. - zusammen mit einer Reihe anderer Oberösterreicher - KP-Landesobmann Sepp Teufl. sie gehörten zu den letzten NS-Opfern: Bernaschek und Teufl Generaloberst Jodl unterzeichnet am 7.5. im amerikanischen Hauptquartier die deutsche Kapitulation mit Wirkung vom 9.5.1945, 00 Uhr. An diesem Tage erscheint der letzte Wehrmachtsbericht, in dem es heuchlerisch-beschönigend u.a.heißt: "Seit Mitternacht schweigen nun an allen Fronten die Waffen. Auf Befehl des Großadmirals hat die Wehrmacht den aussichtslos gewordenen Kampf eingestellt. Damit ist das fast sechsjährige heldenhafte Ringen zu Ende. Es hat uns große Siege aber auch schwere Niederlagen gebracht. Die deutsche Wehrmacht ist am Ende einer gewaltigen Übermacht ehrenvoll unterlegen. Der deutsche Soldat hat, getreu seinem Eid, im höchsten Einsatz für sein Volk für immer Unvergessliches geleistet. Die Heimat hat ihn bis zuletzt mit allen Kräften unter schwersten Opfern unterstützt. Die einmalige Leistung von Front und Heimat wird in einem späteren gerechten Urteil der Geschichte ihre endgültige Würdigung finden ..." Der bisherige Finanzminister Lutz Schwerin von Krosigk wurde von Dönitz zum "Leitenden Minister" bestellt und gibt sozusagen als Regierungschef in einer Rundfunkansprache am 7. Mai die Kapitulation bekannt, er sagt u.a.: Deutsche Männer und Frauen! Das Oberkommando der Wehrmacht hat heute auf Geheiß des Großadmirals Dönitz die bedingungslose Kapitulation aller Truppen erklärt. Als leitender Minister der Reichsregierung, die der Großadmiral zur Abwicklung der Kriegsaufgaben bestellt hat, wende ich mich in diesem tragischen Augenblick unserer Geschichte an das deutsche Volk. Nach einem fast sechsjährigen heldenmütigen Kampf von unvergleichlicher Härte ist die Kraft Deutschlands der überwältigenden Macht unserer Gegner erlegen. Die Fortsetzung des Krieges hätte nur sinnloses Blutvergießen und unnütze Zerstörung bedeutet. Eine Regierung, die Verantwortungsgefühl vor der Zukunft unseres Volkes besitzt, musste aus dem Zusammenbruch aller physischen und materiellen Kräfte die Folgerung ziehen und dem Gegner um Einstellung der Feindseligkeiten ersuchen. Zum Zeitpunkt der Kapitulation stehen noch größere deutsche Einheiten, die sich noch nicht ergeben hatten oder gar nicht in Kämpfe verwickelt worden waren, in Norwegen, Dänemark, an der Nordseeküste, in Norditalien, auf Kreta, in der Tschechoslowakei und in Österreich. (...) Aus dem Zusammenbruch der Vergangenheit wollen wir uns eines bewahren und retten: die Einigkeit, den Gedanken der Volksgemeinschaft, die in den Jahren des Krieges in der Frontkameradschaft draußen, in der gegenseitigen Hilfsbereitschaft in allen Nöten daheim ihren schönsten Ausdruck gefunden hat. Wir werden diese Kameradschaft und Hilfsbereitschaft in den kommenden Nöten des Hungers und der Armut ebenso brauchen wie in den Zeiten der Schlachten und der Bombenangriffe. Nur wenn wir uns diese Einigkeit erhalten und nicht wieder in streitende Klassen und Gruppen auseinanderfallen, können wir die künftige harte Zeit überstehen. Wir müssen das Recht zur Grundlage unseres Volkslebens machen. In unserem Volk soll Gerechtigkeit das oberste Gesetz und die höchste Richtschnur sein. Wir müssen das Recht auch als die Grundlage der Beziehungen zwischen den Völkern aus innerer Überzeugung anerkennen und achten. Die Achtung vor geschlossenen Verträgen soll uns ebenso heilig sein wie das Gefühl der Zusammengehörigkeit unseres Volkes zur europäischen Völkerfa12 milie, als deren Glied wir alle menschlichen, moralischen und materiellen Kräfte aufbieten wollen, um die furchtbaren Wunden zu heilen, die der Krieg geschlagen hat. Dann können wir hoffen, dass die Atmosphäre des Hasses, die heute Deutschland in der Welt umgibt, einem Geist der Versöhnung in den Völkern weicht, ohne den eine Gesundung der Welt gar nicht möglich ist, und dass uns die Freiheit wieder winkt, ohne die kein Volk ein erträgliches und würdiges Dasein führen kann. Wir wollen die Zukunft unseres Volkes in der Besinnung auf die innersten und besten Kräfte des deutschen Wesens sehen, die der Welt unvergängliche Werke und Werte gegeben haben. Wir werden mit dem Stolz auf den Heldenkampf unseres Volkes den Willen verbinden, als Glied der christlich-abendländischen Kultur in redlicher Friedensarbeit einen Beitrag zu liefern, der den besten Traditionen unseres Volkes entspricht. Möge Gott uns im Unglück nicht verlassen und unser schweres Werk segnen! Soweit aus der Rundfunkansprache von Schwerin von Krosigk. Die Volksgemeinschaft der NS-Zeit spukte noch durch die Rede des Kapitulationsministers, immerhin bekannte er sich aber dazu, dass "das Recht wieder zur Grundlage des Volkslebens" werden müsse, grau: der deutsche Machtbereich in seiner größten Ausdehnung Ende 1942 - schwarz: bis zur Kapitulation besetzte oder gehaltene Bereiche Am 9.5. wird von Generalfeldmarschall Keitel unter Anwesenheit von Vertretern der vier Besatzungsmächte nochmals die bedingungslose deutsche Kapitulation unterzeichnet. . Wilhelm Keitel unterschreibt die deutsche Kapitulation 13 Hitlers amtliches Ende kam erst später: die Todeserklärung Hitlers durch das Amtsgericht Berchtesgaden von 1956 man beachte, dass vor dem Amtsgericht Hitler auch 1956 immer noch "Führer und Reichskanzler" war der deutsche Siegfried hatte das Schwert gezogen ... 14 ... aber den Krieg verloren Die "geschäftsführende Reichsregierung" Dönitz wird am 23.5. von den Amerikanern abgesetzt und inhaftiert, die Regierung wird von den alliierten Oberbefehlshabern übernommen. Zahlreiche Nazi-Funktionäre werden verhaftet. Die NSDAP wird am 31.5. von den Amerikanern aufgelöst. Im wiedererstandenen Österreich war die NSDAP bereits am 8.5. verboten worden (Verbotsgesetz). Das ehemalige Großdeutschland neu verteilt und vierfach besetzt Der 2. Weltkrieg geht in Asien noch weiter, nach dem Abwurf amerikanischer Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki kapituliert am 14.8. auch Japan (der Kriegsverlauf im Fernen Osten wurde in dieser Chronik ausgespart). . Bild der Hiroshima-Bombe 15 Das Potsdamer Abkommen. Die drei Siegermächte, UdSSR, USA und Großbritannien versammelten sich unter ihren führenden Repräsentanten (Stalin, Truman, Churchill, ab August statt Churchill Attlee, der gerade die Wahlen gewonnen hatte) vom 17.7. bis 2.8.1945 in Potsdam und einigten sich dort über die weitere Vorgangsweise gegenüber dem besiegten vormaligen Großdeutschland: Völlige Abrüstung und Entmilitarisierung Deutschlands, Auflösung der NSDAP und ihrer Unterorganisationen, Entfernung der NSDAP-Mitglieder aus öffentlichen Ämtern, Aburteilung der Kriegsverbrecher, Dezentralisierung und Demokratisierung der deutschen Verwaltung, Verbot der Rüstungsproduktion, Demontage von Produktionsanlagen, Kontrolle der Wirtschaft durch die Alliierten, Aufteilung in Besatzungszonen. Vorbehaltlich einer endgültigen späteren Friedensregelung wurde Ostpreußen unter sowjetische und die Gebiete östlich von Oder und Neiße unter polnische Verwaltung gestellt, die Ausweisung der deutschen Bevölkerung aus den Ostgebieten sanktioniert ("ordnungsgemäße Überführung der deutschen Bevölkerung"). Die Nachkriegsordnung wurde mit dem Potsdamer Abkommen festgeschrieben. Die Sieger in Potsdam: Clement R. Attlee (England), Harry S. Truman (USA), Josef W. Stalin (UdSSR) Der Krieg der deutschen und der japanischen Herrenmenschen gegen den Rest der Welt fordert insgesamt um 55 Millionen Tote. Die weitaus meisten Opfer hat die Sowjetunion zu beklagen, nach den neuen Zahlen dürften es ca. 26 Millionen gewesen sein. Von der weltweiten jüdischen Bevölkerung wurde ein Drittel ermordet. Siegesparade in Moskau, die Rote Armee mit erbeuteten Standarten 16 Standarten der Deutschen Wehrmacht als Ausstellungsobjekte im sowjetischen Kriegsmuseum 17 dem deutschen Volk das deutsche Kreuz ... Damit ist die Chronik zu Ende - im Epilog folgt eine kurze Zusammenfassung einiger Folgeereignisse. 18
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