PDF-Dokument - Land Oberösterreich

Innovative ländliche Räume Oberösterreichs stärken
Symposium des Oö. Landtags
(LK) In Oberösterreich leben rund 60 Prozent der Bevölkerung in peripheren Räumen.
Abwanderung und Urbanisierung sind aktuelle Herausforderungen, die die Politik künftig
aufgreifen muss. Rund 80 oö. Gemeinden verzeichnen seit einigen Jahren einen
nachhaltigen Rückgang der Einwohnerzahlen. „Der ländliche Raum in Oberösterreich
schneidet im Bundesländervergleich gut ab, trotzdem müssen wir jetzt Maßnahmen setzen,
um auch künftig im Wettbewerb der Regionen eine bedeutende Rolle einnehmen zu
können“, betont Landtagspräsident KommR Viktor Sigl. Es gibt viele Gründe, warum
Oberösterreich – im Wettbewerb mit den anderen Bundesländern – so gut abschneidet. Ein
wesentlicher Aspekt ist, dass Oberösterreich es versteht, das Instrument „Landesparlament“,
das es erlaubt, rasch, effizient und zielgerichtet handeln zu können, optimal zum Vorteil zu
nutzen. „Die Zukunft liegt unter anderem in den ländlichen Räumen und in einer Politik der
Nähe zu unseren Bürgerinnen und Bürgern“, so Sigl.
Deshalb veranstaltete der Oö. Landtag bereits zum zweiten Mal ein FöderalismusSymposium „Politik der Zukunft – Zukunft der Politik“, mit dem Ziel, die Vorteile des
Föderalismus für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich und die künftigen
Herausforderungen darzustellen. Die diesjährige Veranstaltung im amsec IMPULS im
Softwarepark Hagenberg stand aufgrund der Bedeutung der peripheren Gebiete unter dem
Motto „Innovativer ländlicher Raum“.
Innovativer ländlicher Raum stärkt Oberösterreich - muss aber auch gezielt gefördert
werden
„Der ländliche Raum prägt unser Land in seiner Vielfältigkeit und trägt damit viel zur
wirtschaftlichen Stärke unseres Landes bei“, erklärte Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer:
Landschaftlich: Ohne den ländlichen Raum würde Oberösterreich seinen Charakter
und seine regionalen Besonderheiten verlieren
Nachhaltig: Hier werden die natürlichen Lebensräume erhalten und gepflegt
Wirtschaftlich: Im ländlichen Raum erleben wir heute eine Kultur des Erfolgs. In
Kombination aus Tradition und neuen Ideen entstehen zukunftsweisende
Anwendungsmöglichkeiten, Produkte und Techniken.
Touristisch: Der ländliche Raum bietet den Menschen Rückzugsmöglichkeiten und
Erholung. Er wird damit im wahrsten Sinne des Wortes zum Lebensraum.
Gleichzeitig braucht der ländliche Raum aber auch gute Rahmenbedingungen von Seiten der
Politik für seine weitere Entwicklung. Denn auch in Oberösterreich stellen sich viele junge
Menschen in den ländlichen Regionen die Frage: Bleiben oder Gehen. Wir brauchen daher
mehr Arbeitsplätze im ländlichen Raum, wenn wir verhindern wollen, dass junge Menschen
ihrem Arbeitsplatz nachziehen, betont Pühringer.
Neben der Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum ist die
Aufrechterhaltung und Entwicklung sozialer und technischer Infrastruktur die zweite große
Herausforderung.
Mit Innovationen aus dem ländlichen Raum in die ganze Welt – Was braucht es aus
Sicht der Wirtschaft
Ein Beispiel für eine ausgezeichnete wirtschaftliche Entwicklung im ländlichen Raum ist der
Flugzeugzulieferer FACC AG aus dem Innviertel. Der oö. Toplieferant verzeichnete in den 26
Jahren seit der Gründung ein durchschnittliches Jahreswachstum von rund 22 Prozent. Ein
wesentlicher Faktor dieser Entwicklung sind laut Vorstandsvorsitzenden DI Walter Stephan
die getätigten Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in die Region: „Jedes
Unternehmen kann seinen Erfolgsverlauf selbst beeinflussen. FACC investierte – um auch
künftig zu wachsen – im abgelaufenen Jahr 100 Millionen Euro in Forschung und
Entwicklung sowie 300 Millionen in die Innviertler Standorte.“
Zufrieden – das ist DI Walter Stephan mit der oberösterreichischen Politik. Vor allem die
rasche Abwicklung der Anlagengenehmigungen und die Unterstützung der Politik bei
Betriebsansiedlungen ist für den ländlichen Raum von großer Bedeutung. Ein weiterer
wichtiger Faktor, speziell für den ländlichen Raum, ist für Stephan die Bildungspolitik:
„Oberösterreich ist mit den Höheren Technischen Lehranstalten gut bedient, trotzdem muss
vor allem der ländliche Raum noch stärker in die technisch orientierte Schulbildung integriert
werden.“ Vor allem, wenn man bedenkt, dass in den ländlichen Regionen das Potenzial der
Berufsorientierung stark ausgeprägt ist.
Neben Lob für die sehr gute Infrastruktur in Oberösterreich stellte Stehpan auch
Forderungen an die Politik. „International tätigte Unternehmen leben von hoher Flexibilität.
Durch die strengen Vorschriften bei den Arbeitszeiten wird den oö. „Global-Playern“ ein
Hindernis im internationalen Wettbewerb auferlegt“, betont Stephan. Längere Arbeitszeiten
würden auch eine verlängerte Freizeit bedeuten. Vor allem auch die hohen
Lohnnebenkosten sind für die Wettbewerbsfähigkeit oberösterreichischer Unternehmen kein
Vorteil. Trotz der Forderungen an die Politik würde Stephan nochmals den ländlichen Raum
als Unternehmensstandort wählen – betont aber auch, dass es Raum für Verbesserungen
gibt.
Die Europäische Union als Begleiter des „Innovativen ländlichen Raums“
Als Gastreferent für die Meta-Ebene – die Europäische Union – zeigte sich Dr. Georg
Häusler, Direktor in der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der
Europäischen Kommission, kritisch. Nicht gegenüber Oberösterreich, den ländlichen
Regionen oder der Bevölkerung, sondern gegenüber der EU selbst: „Brüssel ist zu wenig
präsent in den Regionen. Es werden Rahmenbindungen auf europäischer Ebene geschaffen
aber nicht erklärt. Im Bereich der Kommunikation besteht daher großer Aufholbedarf – eine
Chance für die Zukunft.“
Chancen und Möglichkeiten sieht Häusler künftig auch für den ländlichen Raum – vor allem
wenn es der ländlichen Entwicklungspolitik gelingt, Landwirtschaft und Wirtschaft perfekt zu
kombinieren – auch im Bereich der Forschung. „Innovation und Wissensmanagement
spielen dabei ein große Bedeutung“, betont Häusler. Der europäische Beitrag für die
ländliche Entwicklung muss deshalb weg von der Transferpolitik, hin zur gezielten
Förderungspolitik führen. „Die EU ist kein Geldverteiler sondern soll mit Förderungen –
speziell den ländlichen Raum – auf den künftigen Wettbewerb vorbereiten und die
passenden Rahmenbedingungen schaffen.“
Politische Entscheidungen mit Augenmaß
Im abschließenden Resümee teilte Landtagspräsident Sigl die Meinung von Häusler, dass
Politik vor allem Rahmenbedingungen schaffen und nicht den Lebens- und Wirtschaftsraum
einschränken und behindern solle: „Die oö. Politik muss den Weitblick behalten und sich
unter anderem auf den Infrastrukturausbau und die Bildungspolitik konzentrieren. Damit
können wir die Unternehmen bei der Wettbewerbsfähigkeit unterstützen.“.
Als wesentlichen Faktor für die Zukunft des ländlichen Raumes sieht Sigl auch die
Möglichkeit zu schaffen, dass junge Menschen in ihren Heimatgemeinden bleiben können:
„Wir müssen es jungen Menschen ermöglichen, dort Familien zu gründen, wo sie zuhause
sind. Deshalb ist es unsere Aufgabe, mit gezielten Maßnahmen, wie leistbaren Wohnungen
und durch Erschließung von kostengünstigem Bauland gegenzuwirken.“
Die Aufgabe der Politik in Bezug auf die ländlichen Gemeinden sieht Sigl in der Begleitung:
„Wir müssen die Dimension der einzelnen Gemeinde erkennen und fördern – und eine
individuelle Definition zulassen. Denn jeder periphere Raum blüht mit anderen Blumen.“
Damit verbunden ist laut Sigl aber auch, dass die Gemeinden und im Speziellen die
Bevölkerung den Mut zur Eigenverantwortung haben und sich im ländlichen Raum selbst
verwirklichen.
Bildtexte
Bild 1: Dr. Georg Häusler (Direktor in der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche
Entwicklung der Europäischen Kommission), DI Walter Stephan (Vorstandsvorsitzender
FACC AG), Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Landtagspräsident KommR Viktor Sigl
und Hofrat Dr. Ernst Fürst (Leiter Abteilung Statistik des Landes OÖ)
Bild 2: KO Dipl.-Päd. Gottfried Hirz, Dr. Georg Häusler (Direktor in der Generaldirektion
Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der Europäischen Kommission), KO Mag. Thomas
Stelzer, Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Hofrat Dr. Ernst Fürst (Leiter Abteilung
Statistik des Landes OÖ), DI Walter Stephan (Vorstandsvorsitzender FACC AG),
Landtagspräsident KommR Viktor Sigl, KO Christian Makor und KO Mag. Günther
Steinkellner
Bildnachweis: Land OÖ/Schauer, Abdruck honorarfrei