- Agent Orange

Inhalt
Die Geschichte des Vietnamkrieges
In diesem Krieg wurden je nach Standpunkt der «freie Westen» gegen «den
Kommunismus» verteidigt oder eine ausländische Aggression bekämpft.
Der Keim dieser Tragödie lag in der Unterdrückung des Landes durch die
Kolonialmacht Frankreich. Zur Zeit der Niederlage der Franzosen im Mai 1954 in
Dien Bien Phu waren bereits hunderte von amerikanischen Militärberatern im Süden
Vietnams stationiert. Es galt, die freien Wahlen zu verhindern, die im Genfer
Abkommen ausgehandelt wurden. Damit verbunden war die Wiedervereinigung des
Landes. Es war offensichtlich, dass Ho Chi Minh, der das Land 1945 als unabhängig
erklärte, diese Wahlen gewinnen würde. Ein Motor für das amerikanische
Engagement war die Domino-Theorie des Pentagon, die von keinem Vietnamkenner
erst genommen wurde. Sie besagt: Wenn ein Staat «kommunistisch» wird, fallen alle
Nachbarn wie Dominosteine um und werden ebenfalls kommunistisch.
1961, mit dem Beginn der mehr als zehn Jahre dauernden Sprühflüge mit Agent
Orange und mit anderen Giften, traten die USA definitiv in diesem Krieg ein.
Zwei Millionen Vietnamesinnen und Vietnamesen starben im Vietnamkrieg. Dazu
kamen um die 300 000 Vermisste und mehrere Hunderttausende von Opfern in
Kambodscha und Laos. Auf amerikanischer Seite verloren schätzungsweise 57 000
Menschen ihr Leben. 2,2 Millionen Hektar Waldland und ein Fünftel der
landwirtschaftlichen Fluren des Landes wurden zum Teil für Jahrzehnte und
Jahrhunderte zerstört (Regenwälder). Elf Millionen Menschen flüchteten. In diesem
Krieg wurden dreizehn Millionen Tonnen Bomben abgeworfen, 400 000 Tonnen
Napalm verbrannt
Der 2. Vietnamkrieg war/ist der erste Krieg der Geschichte, der Zerstörungen über
viele Generationen anrichtet. Ein Ende ist nicht abzusehen. Das dioxinhaltige Agent
Orange – 90 Millionen Liter wurden versprüht – verursacht jetzt bereits in der 3. Und
4. Generation schwere genetische Schäden (Missbildungen usw.). Betroffen sind
auch Kriegsveteranen in den USA und anderswo, die damals das dioxinhaltige
Entlaubungsmittel versprühten. Agent Orange wurde eingesetzt obschon
Wissenschaftler damals vor schweren gesundheitlichen Folgen warnten.
Leben mit der Bombe im Boden
Im Vietnamkrieg wurden mehr Bomben abgeworfen als im Zweiten Weltkrieg.
Das fürchterliche Statement eines damaligen US-Generals ist legendär: «Wir werden
Vietnam zurück in die Steinzeit bomben.» Wie viele nicht explodierte Bomben und
Minen heute in Vietnams Erde noch liegen, weiss niemand. Aber es müssen viele
Zehntausend sein. Tatsache ist: es gibt noch immer viele Schwerverletzte und Tote.
Ich gehe mit einem Bombensuchteam unterwegs, sprechen mit Opfern. Dazu viel
Background. In Zwischensätze eingeflochten. Und noch mehr Bomben wurden über
Laos abgeworfen und Kambodscha leidet noch heute darunter.
Napalm – Die Geschichte von Doan Son
Als Elfjähriger wurde er nach Europa geflogen nachdem er 1968 im Vietnamkrieg
von einer Napalmbombe sehr schwer verletzt wurde. Sons Gesicht und Körper
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waren teilweise bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Lange wusste man nicht, ob der
Kleine überlebt. Napalm brennt sich tief in die Haut ein und ist kaum zu löschen. Es
war eine der furchtbarsten Kriegswaffen. Insgesamt musste Son im Zürcher
Kantonsspital 16 Operationen über sich ergehen lassen. Später wurde er von einer
Schweizer Familie aufgenommen Mit 50 Jahren, inzwischen mit Schweizer Pass und
Schweizerdeutsch sprechend, kehrte er vor 6 Jahren in sein Land zurück.
Zusammen mit seiner Schweizer Frau lebt er heute im Dorf, wo er einst geboren
wurde, in der Nähe der alten Kaiserstadt Hué. Im Haus, wo er von der Bombe
getroffen wurde und nur zufällig schwerst verbrannt entdeckt wurde, am Ort, wo ein
Teil seiner Familie starb. Das Trauma von damals wirkt noch immer nach, äussert
sich in Angstträumen. Son erinnert sich noch heute in jedem Detail an die Bombe
von damals und was geschah. Das Trauma der Kriegsopfer hat auch auf deren
Kindern Auswirkungen.
Da Nang
Einstieg: Allein rund um die ehemaligen US-Luftwaffenstützpunkt Da Nang leben laut
der örtlichen Opfervereinigung noch rund fünftausend Agent Orange-Opfer. Wir
erzählen die Geschichte einer 72jährige Mutter, die ihre schwerst behinderten,
erwachsenen Kindern pflegt und an dieser Last täglich an die Grenzen stösst und
dabei fast zerbricht. Die Situation ist repräsentativ für sehr viele Opfer. Und es reisst
nicht ab: die Agent Orange-Spätfolgen erzeugen heute bereits Opfer in der 3.
Generation. Der 2. Vietnamkrieg ist der erste Krieg ohne Ende.
Besuch auf der US-Airbase von Da Nang, wo noch bis 2016 mit riesigem Aufwand
der Boden von Agent Orange gesäubert wird (die Erde wird erhitzt). Dazu: die Rolle
der USA bei der (nicht stattfindenden) Wiedergutmachung.
Informationen über den Kampf der Vietnamesen um Wiedergutmachung und über all
die verlorenen Prozesse zum Thema.
Weitere Aspekte
Interview mit einem amerikanischen Kriegsveteranen Als das Flugzeug in Vietnam
landete, sah Chuck Palazzo auf dem Flugfeld Särge aufgereiht. Darin die Leichen
von Kameraden, die im Einsatz getötet worden waren. Kein Tag sei vergangen, an
dem er nicht dachte: «Warum um alles in der Welt mache ich das hier?» Der New
Yorker Chuck Palazzo (63) kämpfte in Vietnam als 18jähriger im längsten Krieg der
amerikanischen Geschichte. Stationiert war er in Da Nang, der grössten USMilitärbasis in Vietnam. Seit acht Jahren wohnt Chuck Palazzo wieder in Da Nang
und setzt sich dort für die Opfer der Kriegs-Spätfolgen ein. Vor allem für die
fünftausend Menschen, die in der Region an den Folgen des amerikanischen
Chemiewaffeneinsatzes von damals leiden. Agent Orange hiess das dioxinhaltige
Entlaubungsmittel, das nicht nur Wäldern das Leben kostete, sondern auch
unzählige Menschen krank werden liess und zu Behinderten machte.
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