Pressetext - Kunsthalle Wien

Kunsthalle Wien
Destination Wien 2015
17/4 – 31/5 2015
Pressekonferenz: Donnerstag, 16. April 2015, 10 Uhr
Eröffnung: Donnerstag, 16. April 2015, 19 Uhr
Zeitgleich zur Eröffnung von Destination Wien 2015 startet das Electric Spring Festival
in Kooperation mit dem MuseumsQuartier und der Stadt Wien.
„Jetzt nach Wien!“ darf es im Frühling für alle heißen, die immer schon wissen
wollten, was diese Stadt alles an aktuellen künstlerischen Ideen und Manifestationen
hervorbringt. Denn jetzt bietet sich die Gelegenheit, simultan an über 50 verschiedenen
Schauplätzen einen umfassenden Einblick in die Wiener Kulturlandschaft zu erhalten.
Destination Wien 2015, eine Zusammenschau von über 70 Positionen zeitgenössischer
Kunst an beiden Standorten der Kunsthalle Wien, wird weit in den Stadtraum hinaus
ausgedehnt: Unter dem Label Destination Wien EXTENDED stimmen zahlreiche
lokale Galerien, Offspaces, Kulturvereine und -institutionen in diese temporäre
Orchestrierung des Wiener Kunstgeschehens ein.
Pressetext
Destination Wien 2015 ist mehr als eine Ausstellung. Destination Wien 2015
gleicht einem polyphonen Musikstück, das aus einem Neben- und Miteinander
unterschiedlichster Einzelstimmen ein großes Ganzes schafft. Gemäß dieser
Überlegung präsentiert die Kunsthalle Wien ausgewählte Beiträge von Künstler/
innen unterschiedlicher Generationen, verschiedenartiger Arbeitsweisen und mit
differierendem Medien-Einsatz. Die Auswahl der Beiträge wurde von einer ebenso
heterogenen fünfköpfigen Jury aus etwa 900 Vorschlägen getroffen – eine Summe, die
sich primär aus Einreichungen durch einen Open Call, teilweise aber auch aus eigenen
Recherchen und externen Empfehlungen ergab.
Das Resultat ist ein durchaus eigenwilliges, überraschendes und pluralistisches
Bild der Wiener Kunstlandschaft. Keine Hitparade der Kunstmarkt-Bestseller wird
hier angestimmt, kein Wettbewerb von top (emerging) artists ausgetragen, keinem
temporären oder regionalen Mainstream gehuldigt. Vielmehr lässt Destination Wien
2015 Stimmen zu Wort kommen, die das (Un-)Gleichgewicht zwischen „state of the
art“ und individuellem Kunstwollen austarieren. Die jüngsten teilnehmenden Künstler/
innen haben gerade die ersten Studienabschnitte hinter sich gebracht und sind auf
dem besten Weg zu künstlerischer Eigenständigkeit, die ältesten blicken auf ein
umfangreiches Lebenswerk zurück und produzieren gleichermaßen junge Kunst –
Kunst, die flüchtige Modetrends im Seitenspiegel Revue passieren lässt, um den Blick
frei zu haben für Neuformulierungen zeitgeistresistenter Fragestellungen. Destination
Wien 2015 widerspiegelt zugleich die Diversität jener aktuellen künstlerischen
Sprachen und Medien, die für den internationalen Kunststandort Wien charakteristisch
sind.
Diesem Gedanken entsprechen auch die unterschiedlichen Ausstellungsarchitekturen
in den drei Hallen. In der oberen Halle der Kunsthalle Wien Museumsquartier
verdoppelt Johannes Porsch die Ausstellungsfläche, indem er in sie einen unfertigen
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Würfel platziert. Die L-förmige Struktur erinnert an den modernistischen White Cube
und betont zugleich, dass der Ausstellungsort einem kontinuierlichen Prozess und
ständigen Dialog zwischen künstlerischem Konzept und räumlichen Gegebenheiten
unterworfen ist.
Zur Montage und Positionierung der Kunstwerke in der unteren Halle setzt Eric Kläring
vorhandene Bau- und Konstruktionselemente aus den Lagern der Kunsthalle Wien ein.
Er organisiert den Raum durch das Arrangement von Displayelementen aus Metall und
Holz und schafft eine Schwelle zur Ausstellung aus Teppich. Eine Konstruktion aus
schwarz lackierten Sockeln fungiert als mögliche Kulisse der Ausstellung. Der Gedanke
des Recyclings trifft hier auf eine offene, den Raum zugleich gliedernde, Struktur.
Die Positionierung der Kunst in diesen beiden Hallen folgt primär ihrer
Kommunizierbarkeit in inhaltlicher oder auch formal-ästhetischer Hinsicht. Bereits
im Eingangsbereich lässt ein großformatiges, begehbares Bild von Andreas Reiter
Raabe alle Regeln der Kunstpräsentation wörtlich mit Füßen treten, während wenige
Schritte weiter Cäcilia Browns frei im Raum stehendes Drehfoyer eine spürbare Distanz
zwischen Besucher und Objekt schafft: Die Drehtür kann nicht durchschritten, sondern
von außen betrachtet werden.
Stop making sense war der Titel eines berühmten Konzertfilms der Talking Heads
von 1983. Eva Egermann lässt diesen Slogan gemeinsam mit vielen anderen
konventionswidrigen Aussagen in einem neuen Kontext auferstehen: Instrumental
begleitet intoniert sie in ihren Videos widerständige Praktiken und Aneignungen entlang
von Devianz, Krankheit und Behinderung durch unterschiedliche geschichtliche
Kontexte und Räume.
Konkret mit Geschichte befasste sich Anna Artaker für ihre Rekonstruktion der
Rothschildschen Gemäldesammlung in Wien. Insgesamt 80 Abbildungen der einst
opulenten Sammlung, die von den Nationalsozialisten geraubt, vom Staat Österreich
nur zögerlich restituiert und letztlich in alle Welt verstreut wurde, konnte die Künstlerin
recherchieren. Ihre Rekonstruktion verdichtet sich zu einem konzentrierten Bild
verdrängter österreichischer Geschichte.
Andere Leerstellen der Geschichte hingegen sind Gegenstand der von Johann
Schoiswohl erstellten Dia-Serie Nichts gesehen!, die auf einem Fotoalbum einer
deutsch-österreichischen Familie aus den Jahren 1939 bis 1955 basiert, aus dem
alle Fotos herausgerissen wurden. Übrig bleiben nur die Bildunterschriften und
Kommentare. Der Künstler befasst sich mit der Rolle von Bildern und Perspektiven bei
der Entstehung von kollektiven und persönlichen Erinnerungen.
Auch Heribert Friedls Installation coexist entschlüsselt sich nicht auf den ersten Blick.
Verschiedene auf die Wand aufgetragene Duftlasuren müssen haptisch aktiviert
werden, damit sie als Gerüche wahrgenommen werden können. Ob diese dann etwas
über den Naschmarkt, den Fiaker-Stand am Stephansplatz, das Café Sacher oder die
Kaisergruft erzählen, wird Diskussionsgegenstand der Beriecher/innen sein.
Anderswo wieder steht ein dunkler Schrank an der Wand. In einer seiner Türen steckt
ein Schlüssel, der sich wie von unsichtbarer Hand langsam im Kreise dreht. Die Tür
bleibt dennoch geschlossen, denn Leander Schönweger lüftet Geheimnisse nicht,
sondern erinnert uns daran, dass es sie gibt.
Paul Leitners Apparaturen hingegen sind sichtbar und spürbar, wenn sie so wie
in seinen the traveler genannten Skulpturen mittels Windkanaltechnik versuchen,
natürliche Prozesse in der Schwebe zu halten: Einzelne pflanzliche Flugsamen werden
durch Luftströme fixiert und somit daran gehindert, ihre Reise zu Destinationen ihrer
Keimung fortzusetzen.
Daneben floriert, fließt, morpht und expandiert eine Natur, die es von Natur aus nicht
gibt: Karin Pliems gemalte Kunst-Biotope lassen Pflanzen aus unterschiedlichen
Weltteilen und Lebensräumen zusammenkommen, wo sie gemeinsam neue Arten,
Hybride und Mutationen generieren.
Während die Malerin ihre Vor-Bilder als draußen gefundene Materialien im Atelier
versammelt, bringt Michael Heindl Materialien aus seinem Atelier in den Stadtraum,
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um es dort durch zivilisatorische Errungenschaften modifizieren zu lassen. So legte er
für die Arbeit Destination Unknown die durch Arbeitsprozesse patinierte Tischplatte
seines Studios auf die Gleise der Wiener Schnellbahn, um sie beim Überrollen in drei
akkurate Teile trennen zu lassen …
„Skulptural“ im klassischen Sinn wirken Julian Göthes schwarz glänzende Figuren,
die etwas zu zitieren scheinen, ohne aber eine konkrete Referenz zu verraten. Stets
überlebensgroß, laden sie den Ausstellungsraum mit ihrer unheimlich wirkenden
Anwesenheit auf und ziehen uns in den Bann: telepathische Kräfte, als minimalistische
Konstruktion getarnt.
Parallel zur Ausstellung in den Räumlichkeiten der Kunsthalle Wien Museumsquartier
finden am Karlsplatz performative und diskursive Veranstaltungen statt. Das Publikum
als integrativer Teil der Rezeption von Kunst ist hier wie dort eingeladen, aktiv an den
gebotenen Aktionen teilzunehmen.
Ovidiu Anton hat für den Ausstellungsraum am Karlsplatz ein modulares Setting
entworfen, das Displayelemente vergangener Ausstellungen unterschiedlicher Wiener
Kunstinstitutionen zu Sitzmöbeln kombiniert die Le Corbusiers Tabouret Cabanon
nachempfunden sind. Aus Teilen alter Einbauten gefertigt, schreiben sich in Antons
Re-Design die materiellen und farblichen Charakteristika dieser Ausstellungen ein und
laden die architektonische Klarheit des gläsernen Raums mit der Historie anderer Orte
auf. Die hier stattfindenden Performances und Talks thematisieren unter anderem das
Zusammenspiel und die Konfrontation von Kunstproduzenten, Sammlern, Vermittlerund Vermarkter/innen innerhalb unseres Kunstsystems, dessen „Destinationen“
zwischen Kommerz, Erfolg, Idealismus oder Subversion angesiedelt sein können.
Birgit Zinner etwa ist in ihrer Live / Talkshow sowohl Moderatorin als auch Gast. Vom
Bildschirm aus beantwortet sie Fragen, die sie sich und ihrem Publikum vor Ort stellt
– Fragen, die Produktionsbedingungen, Distributionsweisen von Kunst sowie deren
Weiterleben ab Eingang in das private Ambiente ihrer Käufer betreffen.
In der Performance Edit me please dagegen filmt Lilly Pfalzer sich selbst und ihr
Ambiente live mittels Hand- und Body-Kameras, um in der Folge die Rolle der
singenden Akteurin einzunehmen. Während sie alte französische Schlager in
deutscher Übersetzung intoniert, mutiert ihr Partner Sergio Valenzuela in surrealem
Ganzkörperkostüm zur tänzerischen Kulisse eines zunehmend skurriler werdenden
Szenarios.
Dieses Doppel-Spiel ist Bestandteil eines Performance-Marathons, der das Finale
der Veranstaltungen am Karlsplatz bildet. Im Sinne der Polyphonie kommt es hier zu
einer choreografierten Abfolge mehrerer Auftritte, die improvisatorisch ineinander
übergehen. Die Möglichkeit, dass dabei temporär zwei oder mehrere Performer/innen
simultan auftreten, kann nicht ausgeschlossen werden …
Pressetext
Kuratorium: Marie Egger, Anne Faucheret, Lucas Gehrmann, Luca Lo Pinto, Matthias
Nothnagel, Andrea Popelka, Nicolaus Schafhausen
Künstler/innen: Adrian Alecu, Ovidiu Anton, Anna Artaker, Kurdwin Ayub, Josef
Bauer, Cäcilia Brown, Adrian Buschmann, Hugo Canoilas, Julian Charrière, Mitya
Churikov, Eva Egermann, Christian Eisenberger, Christian Falsnaes, Marina Faust,
Lukas Feigelfeld, Daniel Ferstl, Andreas Fogarasi, Heinz Frank, Heribert Friedl, Peter
Fritzenwallner, G.R.A.M., Kerstin von Gabain, Till Gathmann, Aldo Giannotti, Sofia
Goscinski, Julian Göthe, Eva Grubinger, Harald Gsaller, Rebekka Hagg, Michael
Heindl, Nicholas Hoffman, Ana Hoffner, David Jourdan, Barbara Kapusta, Eric Kläring,
Tonio Kröner, Tina Lechner, Sonia Leimer, Paul Leitner, Los Destinados (Julius
Deutschbauer / Klaus Pobitzer / Panos Mylonas), Constantin Luser, Nana Mandl,
Ralo Mayer, Christian Mayer, Sarah Mendelsohn, Melitta Moschik, Hans Nevidal,
Josip Novosel, Denise Palmieri, Michael Part, Nicola Pecoraro, permanent breakfast
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(Friedemann Derschmidt / Abbé Libansky / Karin Schneider / Barbara Zeidler), Lilly
Pfalzer/Sergio Valenzuela, Karin Pliem, Johannes Porsch, Hanna Putz, Andreas Reiter
Raabe, Ritornell, Valentin Ruhry, Maruša Sagadin, Ari Sariannidis, Johann Schoiswohl,
Leander Schönweger, Misha Stroj, Philipp Timischl, Jenni Tischer, Octavian
Trauttmansdorff, Nadim Vardag, Salvatore Viviano, Astrid Wagner, Tanja Widmann,
Birgit Zinner.
Publikation: Zur Ausstellung erscheint ein digitales Buch, das auf der Website der
Kunsthalle Wien zum kostenlosen Download zur Verfügung steht. Es umfasst Essays
der Kurator/innen, Ausstellungsansichten und ergänzende Texte von Christian Egger,
Christian Höller und Stefanie Sargnagel. Der Hauptteil des Buches wird von den
teilnehmenden Künstler/innen mitgestaltet.
Destination Wien EXTENDED
Über 50 Wiener Kultureinrichtungen
Destination Wien EXTENDED ergänzt die Ausstellung in der Kunsthalle Wien um
mehr als 50 Wiener Kultureinrichtungen, die als assoziierte Partner am Programm
von Destination Wien 2015 beteiligt sind. In themenspezifischen Ausstellungen und
Veranstaltungen widmen sie sich aktuellen kulturpolitischen Fragestellungen und
Positionen gegenwärtiger Kunstproduktion in und um die österreichische Hauptstadt.
39 DADA, Aa Collections, Akademie der bildenden Künste Wien, Archiv für Gegenwart,
AU – Kunstgalerie, basement wien, Bildraum 01 | Bildraum 07 | Bildrecht, Christine
König Galerie, das weisse haus | studio das weisse haus, DI∞G, EIKON Schaufenster,
flat 1, Fotogalerie Wien, Gabriele Senn Galerie, Galerie Andreas Huber, Galerie Charim
| Charim Events, Galerie Chobot, Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Galerie Emanuel
Layr, Galerie Frey, Galerie Heike Curtze und Petra Seiser, Galerie Jünger Wien, Galerie
Krinzinger, Galerie Lindner, Galerie Michaela Stock, Galerie nächst St. Stephan
Rosemarie Schwarzwälder, Galerie Peithner-Lichtenfels, Galerie Steinek, Galerie
Ulrike Hrobsky | SHOWROOM Galerie Ulrike Hrobsky, hinterland galerie, IG Bildende
Kunst / Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs, Knoll Galerie Wien, Krobath
Wien | Berlin, Kunsthalle Exnergasse, Kunstraum Niederösterreich, Kunsttankstelle
Ottakring, Kunstverlag Wolfrum, Lisabird Contemporary, MASC Foundation, Mauve,
Medienwerkstatt Wien / FLUSS – NÖ Initiative für Foto und Medienkunst, mo.ë vienna,
MUSA – Museum | Startgalerie | Artothek, one work gallery, Projektraum Viktor Bucher,
SALoTTo VIENNA, Sammlung Friedrichshof, SCHNEIDEREI – See you next Thursday,
TONSPUR Kunstverein Wien, Turnsaal Galerie, Universität Wien, unttld contemporary,
Verband Österreichischer Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker, wellwellwell, zs art
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