Ringvorlesung Inhalte 24.06.2015 Effizienzkonsum – Angebote, die wir nicht ablehnen können Andreas Siemoneit, Vorstand des Fördervereins Wachstumswende und der Vereinigung Ökologische Ökonomie Dass unser Konsum den Wachstumsmotor am Laufen hält, ist nichts Neues. Aber warum können wir nicht aufhören, auf hohem Niveau noch immer mehr nachzufragen? Die gängigen Antworten verweisen auf unersättliche Bedürfnisse sowie Druck durch Werbung, Konzernmacht und soziale Peergroups. Aber es gibt noch andere, bisher unbeachtete Mechanismen: Die Gesellschaft steht vor einem intelligent arrangierten Dilemma, das vor allem bestimmte technische Produkte zu Angeboten werden lässt, die man buchstäblich nicht ablehnen kann. Konsumenten stehen unter einem ähnlichen Druck wie Unternehmer, ständig ihre Produktivität zu steigern – nur spricht man bei ihnen meistens von „Lebensstandard“. Andreas Siemoneit (Jahrgang 1967) ist Physiker und Wirtschaftsingenieur. Er arbeitet als Software-Architekt und Berater in Berlin. Seit 2011 ist er intensiv an der wachstumskritischen Debatte beteiligt. 01.07.2015 Grün färben reicht nicht – Wie kommen wir zu einem ökologischen Produktdesign? Dr. Heidrun Moser, Leiterin der Abteilung für nachhaltige Konsumstrukturen im Umweltbundesamt Unsere Produktwelt ist vielfältig, im Alltag werden alle Menschen täglich von Waren und Dienstleistungen begleitet. Weniger deutlich sichtbar, aber ebenso vielfältig sind die Umweltauswirkungen dieser vielen Produkte. Der Gestaltungsprozess und die technische Entwicklung legen den Großteil der Umweltbilanz von Produkten fest. Angesichts der Ressourcen- und Abfallproblematik, des Klimawandels und weiterer Umweltprobleme ist es notwendig, die Umweltbelastung von Produkten entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu betrachten. Ein ökologisches Produktdesign stellt sich u.a. den Fragen nach der Reparaturfähigkeit, nach der Material- und Energieeffizienz, aber auch der Frage, welchen Beitrag ein ästhetisch anspruchsvolles Design zur Verlängerung der Nutzungsdauer leisten kann. Das Umweltbundesamt widmet sich dem Thema ökologisches Produktdesign in vielen Bereichen: Mit dem Bundespreis Ecodesign, Kooperationen mit Hochschulen und einem Leitfaden für Ökodesign in Unternehmen sollen ökologische und zugleich gut gestaltete Lösungen entwickelt und gefördert werden. Der Vortrag wird die aktuellen Erkenntnisse der Vorhaben zusammenfassen und gute Praxisbeispiele für ein ökologisches Produktdesign vorstellen. 08.07.2015 Die Kultur der Reparatur Prof. Heckel ÖFFENTLICHE WISSENSCHAFTLICHE VORTRAGSREIHE Kaum ist die Garantie abgelaufen, gehen unsere Geräte kaputt. Das Display des MP3-Players spinnt, der Laptop überhitzt und schaltet ab. Doch wir können der Wegwerfgesellschaft entkommen – indem wir wieder reparieren lernen. Das schont nicht nur die Ressourcen des Planeten, es macht auch Spaß! Das ist das Credo von Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums. Er macht sich für Repair-Cafés stark und wirbt dafür, die Dinge um uns herum wieder wertzuschätzen. Und er zeigt den Weg zu mehr Autonomie von der Industrie. Das Umweltreferat … ist Teil der Studentischen Vertretung der Technischen Universität München. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Organisation der Ringvorlesung Umwelt. Wir suchen studentische MitarbeiterInnen … zur Fortsetzung der Reihe in den nächsten Semestern. Die Ringvorlesung bietet eine gute Gelegenheit, eigene Vorstellungen einzubringen und Akzente zu setzen. Mittwochs 19.30 Uhr • Karl-Max-v.-Bauernfeind-Hörsaal 2750 (ausgeschildert ab Haupteingang) Hauptgebäude TU München • Arcisstraße 21 Tel. 089 / 289-2 29 90 • E-Mail: [email protected] Vorträge Sommersemester 2015 Konsum im Wandel Konsum gilt als Wirtschaftsmotor und Leitmaß einer prospe- Programm, Vorträge zum Download und weitere Informationen finden Sie unter: http://rivo.fs.tum.de rierenden Gesellschaft und ist gleichzeitig mit Ausbeutung von Mensch und Natur verbunden. Aber nie zuvor war das gesellschaftliche Bewusstsein für nachhaltige Produkte größer als heute... Hochschultage München V.i.S.d.P.: Umweltreferent der Studentischen Vertretung der TU München Gestaltung: Brigitte Voit, [email protected] Klimaneutral gedruckt http://rivo.fs.tum.de Sommersemester 2015 Inhalte 22.04.2015 Agrarpolitik der Europäischen Union Karl Bär, Referent für Agrarpolitik im Umweltinstitut München Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) ist der größte Posten im Haushalt der Union. Sie hat einen großen Einfluss auf die Landwirtschaft. In den vergangenen Jahren fordern die WählerInnen immer stärker ein, dass die Landwirtschaft diese öffentlichen Gelder nur verdient hat, wenn sie dafür öffentliche Leistungen erbringen. Auch wenn erst 2013 eine großangekündigte Reform der GAP diskutiert wurde, gilt doch: Nach der Reform ist vor der Reform. Spätestens 2016, bevor die EU 2017 ihren Haushalt einem Health Check unterzieht, wird die nächste Reform kommen. Karl Bär vom Umweltinstitut München erklärt die Geschichte und Dimension der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU und die zentralen Debatten in der Umweltbewegung. 06.05.2015 Stand und Perspektiven der Biogasproduktion in Deutschland Stefan Rauh, Geschäftsführer des Fachverbands Biogas Die angestrebte Energiewende in Deutschland ist eine große Herausforderung für sehr viele Beteiligte. Nicht nur Politiker, Stromerzeuger und Netzbetreiber sind dabei involviert, sondern vielmehr gilt es für die ganze Gesellschaft zum Gelingen dieses Großprojekts beizutragen. Die anstehende Energiewende bedeutet den Umstieg auf eine Energieversorgung, die zu annähernd 100 Prozent auf Erneuerbaren Energien basiert. Dafür muss das gesamte Versorgungs- und Vermarktungssystem umgebaut werden. Im Kern der zukünftigen Ausrichtung befinden sich die so genannten fluktuierenden Energien (Photovoltaik, Wind). Um diese herum muss ein System aufgebaut, das entsprechend flexibel reagieren kann. Entscheidende Beteiligte sind Biogasanlagen, die Energie bedarfsgerecht bereitstellen können, aber auch der Verbraucher wird mehr Verantwortung übernehmen müssen (Demand-Site-Management). 13.05.2015 Vision von einer Welt ohne Geld Raphael Fellmer, Autor des Buchs „Glücklich ohne Geld!“ Raphael Fellmer lebt seit 2010 im Geldstreik, um mehr Bewusstsein für die Verantwortung zu schaffen, die wir alle für Hunger, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung tragen. Er lebt zusammen mit Frau und zwei Kindern in Berlin und wird dieses Jahr in den Süden von Europa ziehen, um ein möglichst geldfreies Ökodorf aufzubauen. Er bringt sich unentgeltlich durch Vorträge, Medienauftritte und sein Engagement bei foodsharing für eine bessere Welt ein. Außerdem hat er das Buch „Glücklich ohne Geld!“ geschrieben, in dem er autobiographisch seine Beweggrün- de und seinen Werdegang schildert. Mittlerweile ist er eine mediale Instanz für die Kultur des Teilens gegen Verschwendung und Überfluss geworden. Bei dem Vortrag spricht er über die Hintergründe, warum er sich für diesen Lebensweg entschieden hat, von der Vision einer geldfreien Gesellschaft, über den Sinn des Lebens, stellt sich den Fragen des Publikums und weist auf praktische Möglichkeiten hin, wie jeder seinen ökologischen Fußabdruck reduzieren kann. 20.05.2015 Sharing economy am Beispiel Pumpipumpe dafür, dass die öffentliche Seite des Konsums, die Rahmenbedingungen, unter denen er stattfindet, stärker in Richtung Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit gestaltet werden. 10.06.2015 Die Infantilisierung des Essens - Wer trägt die Verantwortung für unser Ernährungsverhalten? Prof. Christine Brombach, Institut für Ernährungswissenschaften an der Zürcher HAW Lisa Ochsenbein, Mitbegründerin von Pumpipumpe Alltagsgegenstände gemeinschaftlich zu nutzen macht Sinn: Vieles, was wir haben, benutzen wir nur selten oder gar nicht mehr. Will man online seinen Hammer, sein Auto oder auch seine Wohnung Fremden zum Teilen anbieten, ist das längst kein Problem mehr. Angebot und Nachfrage im Internet gibt es genug. Was aber ist mit einem realen Netzwerk, das wir in Zeiten der digitalen Verbundenheit mit der ganzen Welt gut und gerne vergessen, der echten Nachbarschaft? Mit dem Sharing-Projekt Pumpipumpe, das wir Ende 2012 gegründet haben, wollen wir das Potential eben dieses realen, lokalen Netzwerkes aufzeigen und kreierten ein analoges Sharing-Konzept. Dabei können Nachbarn untereinander mittels Stickern an ihren Briefkästen kommunizieren und so zeigen, was sie haben und bereit sind auszuleihen. Über 12.000 Haushalte machen bisher in Europa mit und möchten gemeinsam nachhaltigeres Konsumverhalten und soziale Interaktion in ihrem Viertel fördern. 27.05.2015 Warum ökologisch korrekter Konsum uns nicht retten kann Prof. Dr. Armin Grunwald, Leiter der Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestags (TAB) Die aktuelle gesellschaftliche Debatte zum nachhaltigen Konsum läuft in die falsche Richtung. Durch Moralisierung, Drohreden und den Druck der „political correctness“ werden die Konsumenten mit Verantwortung überladen, die sie niemals einlösen können. Es wird keine globale Massenbewegung der Konsumenten für Nachhaltigkeit geben, Trittbrettfahrer werden das System durchlöchern, Systemeffekte werden gut gemeinte ökologische Handlungen ins Leere laufen lassen, paternalistische Maßnahmen werden Widerstand hervorrufen. Auch gesellschaftlich ist dieser Ansatz problematisch. Öffentliche Angelegenheiten unter Transparenz- und Legitimationsverpflichtung werden mit dem privaten Bereich vermischt, der gerade von diesen Verpflichtungen befreit ist. Dennoch besteht kein Grund zu der resignativen Haltung, dass man als Einzelner sowieso nichts machen könne oder dass die politische Klasse oder die Wirtschaft alles bestimme. Als Bürgerinnen und Bürger haben wir Möglichkeiten der Mitwirkung und der Initiative – und damit auch ein Stück der Verantwortung Sind wir in einer „verantwortungslosen Kultur des Esskonsums“? Was meint „Infantilisierung“ in Bezug auf Essen? Wer hat die Verantwortung: das Individuum, der Staat oder die Verhältnisse? Was sind die Faktoren, die dazu beitragen können oder sollten, damit wir uns anders (also besser?) und ausgewogener ernähren? Ist Essen und der Körperkult unsere neue normativ geleitete „Religion“? Prof. Brombach wird diese Fragen in ihrem Vortrag erläutern und diskutieren, und sich dabei inhaltlich auf aktuelle ernährungswissenschaftliche Grundlagen und philosophische Ansätze wie den Arbeiten von Hans Jonas („Prinzip der Verantwortung“), und Susan Neiman („Why grow up?“) beziehen. 17.06.2015 Findet im Hörsaal 2300 statt ! Methoden und Ergebnisse zum Wasserfußabdruck der Ernährungsgüter und Bekleidung aus Baumwolle Helmut Mayer, Referatsleiter für Materialfluss-, Energie- und Wasserrechnung (destatis) Der Wasserfußabdruck ist eine Methode zur Quantifizierung des Wasserverbrauchs einer Nation, Region oder Konsumentengruppe. Dabei wird neben der Wassernutzung im Inland auch die durch Importe ausgelöste Wassernutzung im Ausland, aber auch die mit den Exporten einhergehende Beanspruchung von Wasserressourcen, ermittelt. Bei der mit der Nutzung von Wasser verbundenen Umweltbelastungen ist eine Unterscheidung der Wassernutzung nach grünem (Niederschlagswasser), blauem (Bewässerungswasser) und grauem Wasser (Schmutzwasser) erforderlich. In den Umweltökonomischen Gesamtrechnungen wurde der grüne und blaue Wasserfußabdruck in Verbindung mit dem Verbrauch von Ernährungsgütern und von Bekleidung für den Zeitraum 2000 – 2010 berechnet. Es werden die bei den Berechnungen verwendeten Statistiken und Berechnungsmethoden vorgestellt. Die Berechnungen ermöglichen die Identifikation der nachfrageseitigen Hauptfaktoren (Treiber) für die Wassernutzung im In- und Ausland. Auf Basis von Angaben zum Umfang der Wassernutzung können Wasserbilanzen und Indikatoren erstellt werden, bei denen auch die Verfügbarkeit von Wasser berücksichtigt wird.
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