Kurzfassung - Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V

Dossierbewertung A15-10 – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V
Insulin degludec – Diabetes mellitus Typ 1 (Kinder und Jugendliche)
Version 1.0
28.05.2015
I 2 Nutzenbewertung
I 2.1 Kurzfassung der Nutzenbewertung
Hintergrund
Der G-BA hat das IQWiG mit der Nutzenbewertung des Wirkstoffs Insulin degludec gemäß
§ 35a SGB V beauftragt. Die Bewertung erfolgte auf Basis eines Dossiers des
pharmazeutischen Unternehmers (pU). Das Dossier wurde dem IQWiG am 02.03.2015
übermittelt.
Fragestellung
Der Wirkstoff Insulin degludec ist für verschiedene Anwendungsgebiete zugelassen. Das Ziel
des vorliegenden Bewertungsmoduls I ist die Bewertung des Zusatznutzens von Insulin
degludec in Kombination mit kurz / schnell wirkendem Insulin im Vergleich zur
zweckmäßigen Vergleichstherapie bei Jugendlichen und Kindern ab 1 Jahr mit Diabetes
mellitus Typ 1.
Die Nutzenbewertung von Insulin degludec in Kombination mit kurz / schnell wirkendem
Insulin wird gegenüber der vom G-BA festgelegten Vergleichstherapie Humaninsulin
durchgeführt.
Dies weicht vom Vorgehen des pU ab, der Insulinanaloga (lang wirkendes Insulin +
Bolusinsulin) als Vergleichstherapie benennt. Der pU hat jedoch auch nach Studien mit
Humaninsulin recherchiert. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse der von ihm herangezogenen
Studie mit Insulinanaloga wird als hinreichend angesehen. Es ergeben sich daher aus dieser
Abweichung keine Konsequenzen für die Nutzenbewertung.
Die Bewertung wurde bezüglich patientenrelevanter Endpunkte auf Basis der vom pU im
Dossier vorgelegten Daten vorgenommen.
Ergebnisse
Die Bewertung erfolgte auf Grundlage der Studie NN1250-3561. Die Studie schloss 350
Jugendliche und Kinder ab 1 Jahr mit Diabetes mellitus Typ 1 ein, die entweder zu Insulin
degludec oder Insulin detemir, jeweils in Kombination mit Insulin aspart im Rahmen einer
intensivierten Insulintherapie, randomisiert wurden.
Die randomisierte Studienphase lief über 26 Wochen, gefolgt von einer optionalen
Verlängerungsphase von ebenfalls 26 Wochen. Die Bewertung erfolgte primär auf Grundlage
der Ergebnisse nach 52 Wochen.
Das Verzerrungspotenzial der Studie wurde zum Zeitpunkt 26 Wochen als niedrig, zum
Zeitpunkt 52 Wochen als hoch eingestuft.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
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Insulin degludec – Diabetes mellitus Typ 1 (Kinder und Jugendliche)
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28.05.2015
Mortalität
In der Studie NN1250-3561 traten keine Todesfälle auf. Es ergibt sich kein Anhaltspunkt für
einen Zusatznutzen von Insulin degludec im Vergleich zu Insulin detemir, ein Zusatznutzen
ist damit nicht belegt.
Morbidität
Veränderung des HbA1c-Wertes als ausreichend valides Surrogat für mikrovaskuläre
Folgekomplikationen
Für den Endpunkt Veränderung des HbA1c-Wertes zeigte sich kein statistisch signifikanter
Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen. Es ergibt sich kein Anhaltspunkt für einen
Zusatznutzen von Insulin degludec im Vergleich zu Insulin detemir, ein Zusatznutzen ist
damit nicht belegt.
Gesundheitsbezogene Lebensqualität
Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde in der Studie NN1250-3561 nicht untersucht.
Es gibt keinen Anhaltspunkt für einen Zusatznutzen von Insulin degludec im Vergleich zu
Insulin detemir, ein Zusatznutzen ist damit nicht belegt.
Nebenwirkungen
Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse
Für den Endpunkt SUE zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den
Behandlungsgruppen. Allerdings zeigte sich ein Beleg für eine Effektmodifikation durch das
Merkmal Geschlecht. Deshalb war eine separate Betrachtung der Ergebnisse bei männlichen
und weiblichen Kindern und Jugendlichen sinnvoll.
Für Jungen ergab sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen. Somit ergibt sich für Jungen kein Anhaltspunkt für einen größeren oder geringeren
Schaden von Insulin degludec im Vergleich zu Insulin detemir, ein größerer oder geringerer
Schaden ist damit nicht belegt.
Für Mädchen zeigte sich ein statistisch signifikantes Ergebnis zuungunsten von Insulin
degludec. Hieraus ergäbe sich ein Hinweis auf einen größeren Schaden durch Insulin
degludec bei Mädchen. Allerdings wird das Ergebnis dieser Subgruppenanalyse erkennbar
auch durch die Ereignisse im Insulin detemir-Arm der Studie getrieben. Aus anderen
Evidenzquellen gibt es zwar kein Anzeichen für einen derartigen geschlechtsspezifischen
Effekt von Insulin detemir. Der Effekt ist jedoch so ausgeprägt, dass sich insgesamt ein
Anhaltspunkt für einen größeren Schaden durch Insulin degludec bei Mädchen ergibt.
Abbruch wegen unerwünschter Ereignisse
Für den Endpunkt Abbruch wegen UE zeigte sich in der Studie NN1250-3561 kein statistisch
signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen. Es ergibt sich kein
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
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Insulin degludec – Diabetes mellitus Typ 1 (Kinder und Jugendliche)
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28.05.2015
Anhaltspunkt für einen größeren oder geringeren Schaden von Insulin degludec im Vergleich
zu Insulin detemir, ein größerer oder geringerer Schaden ist damit nicht belegt.
Schwere Hypoglykämien
Für den Endpunkt schwere Hypoglykämien zeigte sich in der Studie NN1250-3561 kein
statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen. Es ergibt sich kein
Anhaltspunkt für einen größeren oder geringeren Schaden von Insulin degludec im Vergleich
zu Insulin detemir, ein größerer oder geringerer Schaden ist damit nicht belegt.
Symptomatische Hypoglykämien (Plasmaglukose ≤ 70 mg/dl und < 56 mg/dl)
Für den Endpunkt symptomatische Hypoglykämien zeigten sich in der Studie NN1250-3561
sowohl für die Plasmaglukoseschwelle von < 56 mg/dl als auch für die Plasmaglukoseschwelle von ≤ 70 mg/dl keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den
Behandlungsgruppen. Somit gibt es keinen Anhaltspunkt für einen größeren oder geringeren
Schaden von Insulin degludec im Vergleich zu Insulin detemir, ein größerer oder geringerer
Schaden ist damit nicht belegt.
Symptomatische Hyperglykämien
Für den Endpunkt symptomatische Hyperglykämien waren keine verwertbaren Daten
vorhanden. Somit gibt es keinen Anhaltspunkt für einen größeren oder geringeren Schaden
von Insulin degludec im Vergleich zu Insulin detemir, ein größerer oder geringerer Schaden
ist damit nicht belegt.
Ketoazidosen
Für den Endpunkt Ketoazidosen zeigte sich in der Studie NN1250-3561 kein statistisch
signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen. Es ergibt sich kein
Anhaltspunkt für einen größeren oder geringeren Schaden von Insulin degludec im Vergleich
zu Insulin detemir, ein größerer oder geringerer Schaden ist damit nicht belegt.
Wahrscheinlichkeit und Ausmaß des Zusatznutzens, Patientengruppen mit
therapeutisch bedeutsamem Zusatznutzen
Auf Basis der dargestellten Ergebnisse werden das Ausmaß und die Wahrscheinlichkeit des
Zusatznutzens des Wirkstoffs Insulin degludec im Vergleich zur zweckmäßigen
Vergleichstherapie für das Anwendungsgebiet Jugendliche und Kinder ab 1 Jahr mit Diabetes
mellitus Typ 1 wie folgt bewertet:
In der Gesamtschau verbleibt ausschließlich ein negativer Effekt in der Endpunktkategorie
schwerwiegende / schwere Nebenwirkungen für die Subgruppe Mädchen, mit der
Wahrscheinlichkeit Anhaltspunkt und dem Ausmaß erheblich. Daraus ergibt sich für
Mädchen mit Diabetes mellitus Typ 1 ein Anhaltspunkt für einen geringeren Nutzen von
Insulin degludec gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
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Insulin degludec – Diabetes mellitus Typ 1 (Kinder und Jugendliche)
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Für Jungen gibt es weder positive noch negative Effekte. Daher ist für Jungen mit Diabetes
mellitus Typ 1 der Zusatznutzen von Insulin degludec gegenüber der zweckmäßigen
Vergleichstherapie nicht belegt.
Tabelle 1 zeigt eine Zusammenfassung von Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des
Zusatznutzens von Insulin degludec im Anwendungsgebiet Jugendliche und Kinder ab 1 Jahr
mit Diabetes mellitus Typ 1.
Tabelle 1: Insulin degludec – Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens
Anwendungsgebiet
Zweckmäßige
Vergleichstherapie
Subgruppe
Ausmaß und
Wahrscheinlichkeit des
Zusatznutzens
Diabetes mellitus Typ 1 bei
Jugendlichen und Kindern
ab dem Alter von 1 Jahr
Humaninsulin
Mädchen
Anhaltspunkt für einen
geringeren Nutzen
Jungen
Zusatznutzen nicht belegt
Das Vorgehen zur Ableitung einer Gesamtaussage zum Zusatznutzen stellt einen Vorschlag
des IQWiG dar. Über den Zusatznutzen beschließt der G-BA.
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Insulin degludec – Diabetes mellitus Typ 2 (Kinder und Jugendliche)
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II 2 Nutzenbewertung
II 2.1 Kurzfassung der Nutzenbewertung
Hintergrund
Der G-BA hat das IQWiG mit der Nutzenbewertung des Wirkstoffs Insulin degludec gemäß
§ 35a SGB V beauftragt. Die Bewertung erfolgte auf Basis eines Dossiers des pharmazeutischen Unternehmers (pU). Das Dossier wurde dem IQWiG am 02.03.2015 übermittelt.
Fragestellung
Der Wirkstoff Insulin degludec ist für verschiedene Anwendungsgebiete zugelassen. Das Ziel
des vorliegenden Bewertungsmoduls II ist die Bewertung des Zusatznutzens von Insulin
degludec im Vergleich zur zweckmäßigen Vergleichstherapie bei Jugendlichen und Kindern
ab 1 Jahr mit Diabetes mellitus Typ 2.
Dabei ergeben sich 2 Indikationen, für die der G-BA die zweckmäßigen Vergleichstherapien
wie folgt festgelegt hat:

In der Monotherapie: Humaninsulin

In Kombination mit anderen Antidiabetika: Humaninsulin plus Metformin
Der G-BA spezifiziert die zweckmäßige Vergleichstherapie dahingehend, dass bei der
Nutzenbewertung ebenfalls Evidenz aus Studien berücksichtigt wird, in denen Insulinanaloga
unter Beachtung der Zulassung eingesetzt wurden, sofern die Übertragbarkeit der Ergebnisse
aus Studien mit Insulinanaloga auf Humaninsulin gegeben ist.
Die Nutzenbewertung von Insulin degludec bei Jugendlichen und Kindern ab 1 Jahr mit
Diabetes mellitus Typ 2 wird für beide Indikationen gegenüber der vom G-BA festgelegten
zweckmäßigen Vergleichstherapie durchgeführt.
Die Bewertung wurde bezüglich patientenrelevanter Endpunkte auf Basis der vom pU im
Dossier vorgelegten Daten vorgenommen.
Ergebnisse
Für Jugendliche und Kinder ab 1 Jahr mit Diabetes mellitus Typ 2 legt der pU keine Daten
vor. Es ergibt sich kein Anhaltspunkt für einen Zusatznutzen von Insulin degludec im
Vergleich zur zweckmäßigen Vergleichstherapie, ein Zusatznutzen ist damit nicht belegt.
Wahrscheinlichkeit und Ausmaß des Zusatznutzens, Patientengruppen mit
therapeutisch bedeutsamem Zusatznutzen
Auf Basis der dargestellten Ergebnisse werden das Ausmaß und die Wahrscheinlichkeit des
Zusatznutzens des Wirkstoffs Insulin degludec im Vergleich zur zweckmäßigen
Vergleichstherapie für das Anwendungsgebiet Diabetes mellitus Typ 2 (Kinder und
Jugendliche) wie folgt bewertet:
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
- II.2 -
Dossierbewertung A15-10 – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V
Insulin degludec – Diabetes mellitus Typ 2 (Kinder und Jugendliche)
Version 1.0
28.05.2015
Tabelle 1: Insulin degludec – Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens
Anwendungsgebiet
Zweckmäßige
Vergleichstherapie
Ausmaß und Wahrscheinlichkeit
des Zusatznutzens
Diabetes mellitus Typ 2 bei
Jugendlichen und Kindern ab
dem Alter von 1 Jahr
 In der Monotherapie:
Humaninsulin
 In Kombination mit anderen
Antidiabetika: Humaninsulin
plus Metformin
Zusatznutzen nicht belegt
Über den Zusatznutzen beschließt der G-BA.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
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