Bericht im Toggenburger Tagblatt

Toggenburg 35
Montag, 23. März 2015
Wahlkampf und ganz andere Sorgen
Am Samstag hat der Theaterverein Toggenburg mit «Kuckucksväter» seine erste Eigenproduktion aufgeführt.
Das Stück ist hektisch, komisch und bisweilen etwas verwirrend. Es lebt von skurrilen Charakteren und viel Slapstick.
OLIVIA HUG
WATTWIL. Ferdinand Trütscher
(Michael Heeb) ist Politiker und
steckt mitten im Wahlkampf.
Kein Wunder, hat der Kandidat
der TVP, der «Partei des Unterstandes», deren Slogan «Schweizer Quantität» lautet, alles Mögliche um die Ohren – zum Beispiel Pressekonferenzen und Alkohol. Seine Verlobte Lena Bühler (Carmen Villa) gerät dabei
etwas zu kurz und sucht sich jemand anderen, um «darüber zu
reden». Die Folge davon: Sie ist
schwanger und Ferdinand ist
nicht der Vater. Auf die Botschaft
mit dem Kuckuckskind folgen
ein obdachloser Hippie (Claude
Sachser) und eine tote Britin
(Larissa Baer) im Schrank.
Fast ein Politkrimi
Der erste Akt von «Kuckucksväter», der ersten Eigenproduktion des Theatervereins Toggenburg, entpuppt sich als ein
Bündel aus Problemen, das nur
darauf wartet, sich mit vollem
Schwalle über zwei weitere Akte
zu entladen. Was dann auch passiert. Gleich mehrere Wendungen und Überraschungen hält
das Stück parat. Die Tote ist doch
nicht tot, ist doch keine Diplomatin, sondern eine NSA-Agentin mit Gedächtnisverlust. Der
Hippie ist doch nicht der Vater,
sondern bezahlter Schauspieler.
Und Ferdinands Vater Heinrich
(Klaus Koenen), Hersteller von
Verhütungsmitteln, hat auch keine saubere Weste. Mit dem Auftauchen von Kommissar Herrn
Rolf (Christian Heeb) gerät die
schwangere Verlobte weiter aus
dem Fokus und das Stück nimmt
die Form eines Politkrimis an,
wobei Ferdinand tatsächlich für
152 Tage ins Gefängnis wandert.
Bilder: Olivia Hug
Überführt: TVP-Politiker Ferdinand Trütscher wird verhaftet. Verdacht: Er hält eine amerikanische Agentin gefangen.
Stimmungsvolles Drumherum
Voller Überraschungen
In drei Akten erzählt der Theaterverein Toggenburg in seiner
gewohnten Manier von Lüge,
Betrug, Wirrungen. Schnelle
Wortwechsel, Slapstick, Sarkas-
HANDELSREGISTER
Sprachförderzentrum Toggenburg, in Wattwil, Verein. Ausgeschiedene Personen und erloschene Unterschriften: Kaufmann Marlies, von Aeschi SO, in
Wattwil, Geschäftsführerin, mit
Kollektivunterschrift zu zweien;
Thoma Gertrud, von Kaltbrunn,
in Kaltbrunn, Aktuarin (Nichtmitglied), mit Kollektivunterschrift zu zweien. Eingetragene
Personen neu oder mutierend:
Seiler Gisela, von Wohlenschwil,
in Nesslau, Präsidentin des Vorstandes, mit Kollektivunterschrift zu zweien [bisher: in
Nesslau (Nesslau-Krummenau)];
Mettler Karin, von Ebnat-Kappel, in Winterthur, Vizepräsidentin des Vorstandes, mit Kollektivunterschrift zu zweien; Ingber
Magdalena, genannt Madlen,
von Davos, in Bütschwil (Bütschwil-Ganterschwil),
Geschäftsführerin, mit Kollektivunterschrift zu zweien; HollensteinLeutenegger Doris, von Mosnang, in Ebnat-Kappel, Aktuarin
(Nichtmitglied), mit Kollektivunterschrift zu zweien. [behördliche Umbenennung].
Segmenta Marketing AG in Liquidation, in Neckertal, Aktiengesellschaft. Liquidation beendet. Die Gesellschaft kann mangels Zustimmung der Eidgenössischen Steuerverwaltung noch
nicht gelöscht werden.
mus, Streitereien und hysterische Frauen kommen nicht zu
kurz. Das Premierepublikum,
das am Samstagabend in der fast
ausverkauften Vorstellung im
Thurpark sitzt, darf genüsslich
lachen. Es muss sich aber auch
konzentrieren, um inmitten all
der Wendungen und Überraschungen nicht den Überblick
zu verlieren. Nebst dem Hippie
Carlos und dem Fast-Ehepaar
Trütscher-Bühler tauchen etliche Gestalten auf und mit jeder
eine neue Funktion und eine
weitere Geschichte. Der Vater
schleppt sein Gspusi Laila (Barbara Tapasco) an, Kommissar
Rolf einen Durchsuchungsbefehl, die Hebamme Romilda (Susanne Grob) macht sich gleich
selber zum Dauergast, und die
drei Anhänger des Bibelbrüderclubs (Urs Heeb, Manuela Berger
und Alicia Bischoff ) wollen das
Haus auch nicht mehr verlassen.
Nicht zu vergessen Wahlkampfhelfer Emil (Flurin Schmid), der
fast zum Inventar gehört und
seine krumme Nase in jede Angelegenheit steckt. Einige der
Charaktere dienen zwar dem roten Faden nicht, sie sorgen nur
für Abwechslung im kunterbunten Stück. Es ist bisweilen etwas
zu viel des Guten. Dass ohnehin
schon viel läuft, der Vater mit seiner Geliebten im N´eglige durch
die Stube rennt und gleichzeitig
eine vermeintlich Tote plötzlich
aufsteht, kann auch für eine
Komödie zu überladen sein.
Dauergäste: Hebamme Romilda und Vater Heinrich Trütscher.
Hippie-Carlos und Bibelvater Bernhard Forster.
Autor Simon Keller, der dem
Theaterverein das Stück wie ein
Kuckucksei ins Nest gelegt hat,
hatte seine Kolleginnen und Kollegen bereits im Kopf, als er die
Rollen geschaffen hatte. Diese
Zugeschnittenheit geht auch am
Publikum nicht vorbei. Die
schauspielerische Leistung der
Theatergruppe ist zu würdigen.
Auch das Rahmenprogramm wie
die Plakatwand und der Trailer
vor dem Stück sind erneut gelungen.
Alte Blumen und Bäume fürs Städtli
Die Gruppe Blühendes Lichtensteig liess sich bei einem Vortrag über Gartengestaltung informieren,
welche Möglichkeiten es gibt, die historische Stadt Lichtensteig mit naturnaher Bepflanzung grüner zu machen.
KATHRIN BURRI
LICHTENSTEIG. Eines der Themen,
die Lichtensteig bewegen, ist der
Tourismus, sind die Gäste, die im
Städtli haltmachen und durch
die Gassen schlendern. Wie kann
das Städtli für Besuchende und
Einheimische ästhetisch noch
attraktiver werden? Das ist eines
der Anliegen der Gruppierung
Blühendes Lichtensteig, welche sich aus einer Handvoll Begeisterter für Garten, Blumen
und Natur zusammensetzt. Natürlich geht es der Gruppe laut
Susanna Stockhammer um viel
mehr als nur darum, das Städtli
attraktiv zu machen mit einer
farbenfrohen und ansprechenden Balkon- und Rabattenbepflanzung. Vielmehr soll die
Gemeinde samt privaten Gartenbesitzern für eine naturnahe
Bepflanzung animiert und inspiriert werden.
der natürlichen Ressourcen oder
die Förderung der Biodiversität
im Siedlungsraum. «Diese Ziele
will unsere Gruppierung vor-
wegnehmen», so Susanna Stockhammer. Ihre Augen beginnen
zu leuchten, wenn sie von den
Visionen der Gruppierung redet.
Altes in alten Mauern
Die Gruppe Blühendes Lichtensteig strebt eine Bepflanzung
im Sinne von Pro Specie Rara an.
«In historische Mauern passen
historische Pflanzen», ist ihr Credo. Dazu gehört ein Bepflanzungskonzept. Ein Kredit wurde
der Gruppierung zugesprochen,
damit sie gemeinsam mit den
Verantwortlichen aus der Gemeinde an diesem Konzept arbeiten und geeignete Projekte
umsetzen kann.
Strategie Biodiversität
Im April 2012 hat der Bundesrat die Strategie Biodiversität
Schweiz verabschiedet. 10 Ziele
sollen mit dieser Strategie bis ins
Jahr 2020 erreicht sein. Dazu gehören die nachhaltige Nutzung
Da wäre beispielsweise die Idee,
statt Zierbüsche Fruchtbäume
zu pflanzen, alte Sorten, die in
die Landschaft und ins Klima des
Toggenburgs passen. Oder Rabatten nach Themen zu bepflanzen, wie Heilkräuter, Duftkräuter, Kräuter zum Färben. Die
Möglichkeit wäre gegeben, Samen zu sammeln und wieder zu
säen, Lebensraum für Bienen
und Insekten würde geschaffen
und das Auge der Bewohnenden
vom Städtli samt der Touristen
erfreut.
Eine Gartenkünstlerin
Bild: Sara Oesch
Die Referentin und Gartenkünstlerin Heidrun West.
Am Freitagabend liess die
Gartenfachfrau Heidrun West
aus Jona in der Bodega Noi teilhaben an ihrem schier unerschöpflichen Wissen. Den Zuhörenden wurde eine Zusammenfassung verteilt, mit der sie selber ihren Garten optimieren
können. Wie gelingt das Zusammenspiel von Licht und Schatten, von Düften und Farben?
«Den Garten beleben heisst mit
Liebe ausführen, mit Bedacht
und Sorgfalt», so Heidrun West.
Was wächst wo am besten, was
passt zusammen, und welche
Erde braucht welche Pflanze?
Viele nützliche Tips liess sie in
ihr Referat einfliessen. Beispielsweise den, dass die Astgabeln,
die beim Schneiden von Gebüsch anfallen, patent als Blumenstecken dienen. «Das spart
Zeit und Arbeit», sagt sie und
schmunzelt. Die Bilder aus ihrem Garten gleichen einem Märchen. Wer weiss, was diesen
Sommer nun alles in Lichtensteig blühen will.
Die nächste öffentliche Fortbildung
der Gruppe Blühendes Lichtensteig
ist am 24. April um 20 Uhr in der
Bodega Noi.
www.colinwest.ch/garten gibt Einblicke in den Garten der Referentin.