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27.4.2015
Prozessfinanzierer unterstützt Alpine­Anleger bei Klagen gegen Banken | boerse­express.com
Prozessfinanzierer unterstützt Alpine­Anleger
bei Klagen gegen Banken
Betroffene müssen nichts zahlen, aber im Erfolgsfall 35 Prozent des erstrittenen Betrags an EAS
abtreten ­ Zahlreiche Anleihegläubiger sind bereits vor Gericht gezogen ­ Bald Verjährung
MEINUNG 0 TAGESTHEMEN BLOGS Anleger, die mit Anleihen des Pleite­Baukonzerns Alpine Geld verloren haben
und sich einen Teil ihres Investments via Gericht zurückholen wollen, können
das jetzt kostenlos versuchen. Der Prozessfinanzierer Erste Allgemeine
Schadenshilfe (EAS) unterstützt entsprechende Klagen gegen die
Emissionsbanken der drei Alpine­Anleihen. Im Erfolgsfall bekommt die EAS 35
Prozent des erstrittenen Betrags.
Das ganze gilt nur für Anleger, die mehr als 40.000 Euro verloren haben, sagte
Anlegeranwalt Michael Poduschka, der den Deal mit der EAS ausverhandelt hat,
zur APA. Poduschka vertritt an die 400 mutmaßlich geschädigte Alpine­Anleger und hat bereits 60
Klagen gegen Banken eingebracht. Teilweise wurden die sechs Emissionsbanken der drei Alpine­
Bonds, teilweise Banken, die diese verkauft haben, vor Gericht gezerrt.
Von der Alpine­Insolvenz sind rund 7.000 Privatanleger betroffen, die von 2010 bis 2012 drei
Anleihen der Alpine Holding in Höhe von insgesamt 290 Mio. Euro gezeichnet haben.
In der Causa ist auch ein Strafverfahren anhängig ­ die Wirtschafts­ und
Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt gegen 20 Personen ­ großteils Manager der Alpine
und des spanischen Mutterkonzerns FCC ­ und 4 Verbände (Firmen) wegen schweren Betrugs,
Bilanzfälschung, Untreue, betrügerischer Krida sowie grob fahrlässiger Beeinträchtigung von
Gläubigerinteressen, wie WKStA­Sprecher Thomas Haslwanter der APA sagte. Die Beschuldigten
sollen unter anderem Anleihegläubigern verschwiegen haben, dass der Konzern zum Zeitpunkt der
Emissionen schon in Schieflage war.
Ähnliche Vorwürfe erhebt Anlegeranwalt Poduschka gegen die Banken, die die Alpine­Anleihen
begleitet haben ­ dem Rechtsvertreter zufolge waren das BAWAG, UniCredit/Bank Austria, Erste und
Raiffeisen Bank International (RBI). "Ich persönlich gehe davon aus, dass die Emissionsbanken über
die schlechte wirtschaftliche Lage der Alpine informiert waren oder zumindest hätten sein müssen",
meinte er zur APA. In den Kapitalmarktprospekten sei das aber verschwiegen worden. "Wenn da
etwas Falsches drinsteht, haftet die Emissionsbank."
Die BAWAG beispielsweise habe den Alpine­Bond ihren eigenen Kunden als sichere Anlage
verkauft, obwohl sie intern schon gewusst habe, dass dieser nichts mehr wert gewesen sei. Dazu ist
bereits ein Verfahren am Handelsgericht (HG) Wien anhängig, die nächste Verhandlung findet am 22.
Mai statt. Die BAWAG habe in dem Verfahren schon eingestanden, den Belehnwert der Alpine­
Anleihe intern mit null angesetzt zu haben, so Poduschka. Die Bank sieht das anders: Der Kläger habe
die Anleihen, die er namens seines Unternehmens erworben habe, als Sicherheit für einen privaten
Kredit verwenden wollen. Wegen "zwingender" gesetzlicher Bestimmungen (verbotene
Einlagenrückgewähr) "war dies leider nicht möglich", so die BAWAG zur APA. Die Bank spricht von
einer "grob verzerrten" Darstellung des Sachverhalts.
Den Vorwurf, schon Jahre vor der Insolvenzanmeldung von der Notlage des Alpine­Konzerns
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gewusst zu haben, haben alle Banken schon mehrfach zurückgewiesen. Die BAWAG, die die
Emissionen im Juni 2010 und im Mai 2012 begleitet hat, habe dies "erst nachträglich durch die
Veröffentlichung eines internen Alpine­Berichts in den Medien im Oktober 2012" erfahren.
Poduschka nimmt auch die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich ins Visier. Diese habe bereits 2009
beschlossen, das Kreditrisiko der Bank bei der Alpine zu reduzieren, um denselben Umfang Alpine­
Anleihen zu kaufen und diese zur Gänze an eigene Bankkunden weiterzuverkaufen. Der Advokat
bezieht sich dabei auf einen internen Prüfbericht der Nationalbank (OeNB). Diesem zufolge hat die
RLB OÖ beispielsweise im April 2010 Alpine­Bonds in Höhe von 7,5 Mio. Euro erworben, was das
Risikomanagement der Bank jedoch kritisch gesehen habe, da die Geschäfte der Alpine hinter den
Erwartungen geblieben seien. Wegen dieser Zweifel habe die Bank die Anleihen nicht für sich selbst,
sondern "nur zum Weiterverkauf an Kunden" erworben, so die Notenbank. Im Juni 2010 habe die
Bank die Kreditlinie der Alpine um genau 7,5 Mio. Euro auf 98 Mio. Euro gekürzt. Ähnliches
passierte laut OeNB im Jahr 2012. Ein Raiffeisenlandesbank­Sprecher verwies gegenüber der APA
darauf, die Vorwürfe bereits in der Vergangenheit zurückgewiesen zu haben. Die Kunden seien in den
Beratungsgesprächen über Risiken aufgeklärt worden.
Geschädigte Anleger, die bisher noch nicht vor Gericht gezogen sind, können sich nun an die Erste
Allgemeine Schadenshilfe wenden. "Wir übernehmen das Prozesskostenrisiko. Die Anleger müssen
keinen Euro in die Hand nehmen", hieß es bei der EAS zur APA. Im Erfolgsfall müssen die Anleger
35 Prozent des erstrittenen Betrags an die EAS abtreten.
Die EAS sitzt "aus strategischen Gründen" in Liechtenstein, im Hintergrund stehen "Millionäre mit
Privatstiftungen in Liechtenstein", die Kapitalgarantien für "den schlimmsten Fall" abgegeben haben.
"Aber unsere Konten sind prall gefüllt." Die EAS ist spezialisiert auf Anlegerverfahren in der
Schweiz, Deutschland und Österreich und hat in zahlreichen bekannten Causen, etwa Vienna Life
(VIG­Tochter), Amis, MPC­Schiffsfonds oder Frankenkredite, Verfahren finanziert und auch
gewonnen oder Vergleiche erzielt.
Im Fall Alpine bringt die EAS jeweils eine Klage gegen eine der Emissionsbanken ein ­ pro Anleihe
begleiteten zwei Geldhäuser die Ausgabe, aus Kostengründen, also um im Misserfolgsfall nicht
zweimal Anwaltskosten tragen zu müssen, wird aber nur gegen ein Institut gerichtlich vorgegangen.
Die EAS arbeitet in der Causa mit der Kanzlei Poduschka zusammen.
Der Anwalt aus Oberösterreich weist darauf hin, dass die Zeit drängt. Für Zeichner der Anleihe aus
dem Jahr 2012 laufe die dreijährige Frist der Irrtumsverjährung innerhalb der kommenden zwei
Monate ab. Der Verkaufsbeginn des letzten Alpine­Bonds begann nämlich im Mai 2012.
(APA) © boerse­express.com
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