Sport. | Montag, 10. November 2014 | Seite 35 Mit dem Luxus-Fan-Car ans Derby jedoch nicht. Zwar ist Möhlin bis zur Pause stets mit einem oder zwei Toren in Vorsprung, richtig absetzen können sich die Fricktaler aber nie. Und dies, obwohl der nicht ganz unparteiische Platzspeaker jedes deren Tore mit einem lautstarken «Hopp Möhlin» quittiert. Als die Sirene zur Pause ertönt, steht es 11:10 für die Heimequipe. Für das Team aus Birsfelden und dessen Anhang, der zahlreich erschienen ist und die Möhlemer Fans bei Weitem übertönt, ist also noch alles in der Reihe. Zumal die Gastmannschaft zu Beginn der zweiten Hälfte deutlich präsenter ist und folglich tatsächlich erstmals in Führung geht. Die Spieler des TV Möhlin scheinen den Pausentee noch nicht ganz verdaut zu haben und verschlafen die ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff komplett. Und auch der Speaker ist noch nicht ganz bei der Sache. Denn anders ist sein «Hopp Möhlin» nach einem Birsfeldner-Tor nicht zu erklären. Von Andreas Eugster Birsfelden/Möhlin. «Grüezi miteinander, ich bin Steve und ich bin euer Fahrer heute Abend», sagt ebendieserSteve. «Unsere Fahrt dauert ziemlich genau 25 Minuten», erklärt Steve weiter und untersagt dabei auch gleich noch das Trinken in seinem Bus. Denn was reingeht, komme auch irgendwann wieder raus. «Das Bier davor» muss also noch ein wenig warten. Wir sitzen im Fan-Car des TV Birsfelden auf der Fahrt zum NLB-Handball-Derby gegen den TV Möhlin also auf dem Trockenen. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn wie gesagt, dauert diese ja bloss 25 Minuten. 25 Minuten, die durchaus angenehm sind. Denn es ist nicht irgendein kleines Mannschaftsbüschen, sondern ein richtiger Bus – ein grosser Car sogar – ein kleines bisschen Luxus. «Bei Derby-Spielen wollen wir unseren Fans etwas Spezielles bieten», erklärt TV Birsfelden Präsident Marc Schreier, einer der knapp 30 Mitreisenden. «Eigentlich haben wir mit etwas mehr Fans gerechnet», sagt Schreier weiter, doch die Herbstmesse habe ihnen da wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn mit einem Ticketpreis von zehn Franken (retour) ist dieser Fanbus ein ziemlich lukratives Angebot und fast halb so teuer wie der ÖV – und erst noch von Tür zu Tür. Günstig dank Sponsoring «Wir haben das Glück, dass der Sohn des Car-Unternehmers bei uns im Verein ist und wir so einen Teil der Kosten für den Bus gesponsert erhalten», sagt der Präsident. Und mit den zehn Franken pro Person gehe es schliesslich wunderbar auf. Nachdem die Pauken und Trompeten im Bauch des Cars verstaut, die aufblasbaren Plastikklatschen verteilt sind, gehts los – auf die Fan-Fahrt zur SteinliHalle in Möhlin, wo der Letzte (TV Möhlin) auf den Drittletzten (TV Birsfelden) der aktuellen Nationalliga-B--Tabelle wartet. Ein Favorit ist also schwer auszumachen. Schreier sieht das etwas anders: «Der TV Möhlin ist ganz klar Favorit. Er hat das breitere Kader als wir und ist mit der momentanen Ranglistenposition sicher unterklassiert.» Zu Beginn der Partie bewahrheitet sich die präsidiale Vorhersage Mit Pauken und Trompeten. Die Fans des TV Birsfelden unterstützen ihren Club lautstark. «Wir wollen unseren Fans etwas Spezielles bieten.» Präsident Marc Schreier (Mitte) sorgt für Stimmung. Der erste unerwartete Rückschlag für Sm’Aesch-Pfeffingen Volleyball: Die Birstalerinnen unterliegen Cheseaux Von Thomas Wirz Aesch. Als der schwierigste Teil des Spiels gemeistert schien und Sm’AeschPfeffingen drauf und dran war, alles klarzumachen, kam wie aus dem Nichts der Einbruch. Mit 2:1-Sätzen und 15:13 lag das Birstaler Kombinat gegen den VBC Cheseaux voran, als der mühsam gewundene Faden riss. Die Waadtländerinnen gingen im vierten Durchgang mit 16:15 erstmals in Führung und überliessen dann dem Heimteam bis zum Satzausgleich gerade noch vier Punkte. Wer die Chancen nicht packt und den Gegner wieder aufbaut, muss sich nicht wundern. Diese sportliche Binsenwahrheit behielt im folgenden TieBreak einmal mehr seine Gültigkeit. Die Baselbieterinnen blieben bis zum 8:8 zwar dran, doch unter Führung der Argentinierin Natali Flaviani zeigten sich die Gästespielerinnen wiederum abgeklärter und gewannen zum Schluss eine Partie, in der sie sich nach dem verlorenen dritten Abschnitt nur noch wenige Hoffnungen auf einen Punktgewinn machen durften. Unverdient war Cheseaux’ Sieg aber gewiss nicht. Weil Sm’Aesch von Anfang an nicht so aufspielte wie in den ersten drei Saisonpartien und seltsam verkrampft wirkte, war die nur mit zwei Ausländerinnen angetretene Equipe aus der Romandie schon in den Sätzen eins bis drei keineswegs unterlegen. Es brauchte im ersten Akt eine Sechs-Punkte-Serviceserie von Laura Künzler und im dritten Abschnitt einige schöne Punkte von Ker- ley Becker, um die Gastgeberinnen mit 1:0- und 2:1-Sätzen voranzubringen. Als Kollektiv vermochte das Team von Headcoach Timo Lippuner im vierten Saisonauftritt aber nicht zu überzeugen. Die Probleme lagen gestern dabei eindeutig in der Offensive, wo nur Becker und Gergana Dimitrova Normalform zeigten. Insbesondere Captain Laura Tschopp zog einen schwachen Tag ein und wurde im Tie-Break durch Maja Storck ersetzt. Auch die verletzt gewesene Bulgarin Mira Todorova war bei ihrem Meisterschaftseinstand (noch) keine Verstärkung und wurde nach zwei Durchgängen von Madlaina Matter abgelöst. Eine Niederlage als Weckruf Trainer Lippuner wollte den unerwarteten Rückschlag nicht dramatisieren und sprach nach der bitteren Niederlage – mit den anvisierten drei Punkten hätte man sich in der NLA-Spitzengruppe halten können – von einem «Weckruf»: «Wir waren heute zu wenig aggressiv. Vielleicht war der klare Sieg in Luzern für einige Spielerinnen nicht so gut.» Die folgenden Partien im Toggenburg und zu Hause gegen FranchesMontagnes müssen nun gewonnen werden, um auf Kurs für die angestrebte Finalrunde zu bleiben. Sm’Aesch-Pfeffingen–VBC Cheseaux 2:3 (25:18, 21:25, 25:20, 19:25, 11:15) Löhrenacker. – 340 Zuschauer. – SR: Ciemiega/ Droguett. Aesch: Gogic, Becker, Matter, Todorova, Dimitrova, Künzler, Tschopp, Koch, Storck, Deprati. – Bemerkungen: Aesch ohne Mlinar und Sacher (beide verletzt). Fotos Lucian Hunziker Kein Sieg trotz schönen Sprüngen. Mikkel Makussen (r.) konnte die Niederlage gegen Möhlin auch nicht verhindern. Souveräner Auftritt vor spezieller Kulisse Eishockey: Basel/KLH gewinnt gegen Adelboden 3:1 Von Sebastian Briellmann Basel. Eigentlich passt alles beim EHC Basel/Kleinhüningen an diesem Abend. Ruhig und abgeklärt begegnet der EHC dem Kontrahenten aus Adelboden – und vergisst beim verdienten 3:1-Erfolg über die Berner Oberländer auch nicht, den 744 Zuschauern phasenweise attraktives Eishockey zu zeigen. Dass nur eigentlich alles passt, liegt am Gegentor in der letzten Minute, das dem guten Keeper Benjamin Hohlbaum 37 Sekunden vor der Schlusssirene den Shutout vermasselt. «Das tut mir leid für ihn, er hätte es verdient, das Spiel ohne Gegentor zu beenden», sagt Ersatz-Captain Thomas Keller entschuldigend. Denn Keller ist es, der im gegnerischen Drittel grenzwertig gecheckt wird und so nicht mehr rechtzeitig zurückeilen kann, um den Gegentreffer noch zu verhindern. Der Routinier sagt aber auch, dass dies natürlich nicht spielentscheidend und der Sieg nie gefährdet gewesen sei. Damit liegt Keller richtig. Denn von Beginn weg dominiert das Heimteam den Tabellenvorletzten. Kreiert sich zahlreiche Chancen. Die dritte führt folgerichtig zur frühen Führung: In Überzahl kombinieren sich die Basler herrlich vor das gegnerische Tor, wo Keller mit der Backhand für Leandro Gfeller auflegt – der den Puck problemlos zum 1:0 in die Maschen befördert (6.). Fortan bleibt die Mannschaft von Peter Salmik spielbestimmend, einzig der fehlenden Effizienz ist es geschuldet, dass bis zum letzten Drittel keine weiteren Treffer mehr fallen. Etwas müde seien sie zurzeit, meint Keller, und froh, dass es bald ein paar Tage Pause gäbe. Von dieser Müdigkeit ist im Schlussabschnitt aber nicht mehr viel zu sehen. Remo Hunziker trifft in der 43. Minute nach einer Einzelleistung zum 2:0. Und dem jungen Nicolai Gusset gelingt bei seinem Debüt in der 1. Liga gleich sein erstes Tor (58.). Zwölf Eigengewächse auf dem Eis Mit diesem Sieg bleibt der EHC auf dem sechsten Rang. Das Ziel der oberen Masterround (Plätze 1–5), die einen direkten Platz in den Playoffs garantieren würde, liegt weiter absolut im Bereich des Möglichen. Vor allem mit diesem Team, in dem der Mix zwischen erfahrenen Kräften und vielversprechenden Talenten zu stimmen scheint. Zwölf Eigengewächse stehen an diesem Samstag laut dem stolzen Präsidenten Hans-Peter Gerber auf dem Eis, der diese Nachwuchsförderung weiter vorantreiben wird. Stolz ist auch Thomas Keller. Nicht nur auf seine Mannschaft, auch auf die Zuschauer. Dass so viele kämen, sei nicht selbstverständlich. Die Stimmung sei so gut, so speziell wie nie, auch wenn er in der NLA auch schon vor mehr Fans gespielt habe. Spielt der EHC weiter so attraktives und erfolgreiches Eishockey, dürften es in Zukunft nicht weniger Fans werden. Auch wenn nicht immer ganz alles passt. Gute 40 Minuten reichen nicht Doch die Lethargie der Heimmannschaft ist rasch verflogen. Angeführt vom ehemaligen deutschen Bundesliga-Profi und heutigen Spielertrainer Marcus Hock, erspielt sich Möhlin zuweilen einen Acht-Tore-Vorsprung und gewinnt das Derby schliesslich deutlich mit 30:23. Sichtlich konsterniert sagt Birsfelden-Trainer Thomas Reichmuth nach Spielschluss: «Hock war für den Umschwung verantwortlich. Das ist halt der Unterschied zwischen einem 32-jährigen Ex-Bundesliga-Profi und unserer Verteidigung, die aus 22- und 23-Jährigen besteht.» Auf diesem Niveau reiche es nicht, nur 40 Minuten gut zu spielen. Der guten Stimmung auf der Rückfahrt im Fan-Car des TV Birsfelden tut diese Niederlage jedoch keinen Abbruch. Auch Chauffeur Steve ist immer noch gut gelaunt und verabschiedet sich am Ende mit einem herzlichen «Dankeschön». Und so ist auch die nächste Fan-Aktion des TV Birsfelden schon in Planung. Am 18. April 2015 sind die Birsfelder zu Gast beim RTV in der Basler Rankhofhalle. «Da lohnt sich eine Car-Fahrt natürlich nicht», schmunzelt Präsident Marc Schreier. «Wir denken aber über einen grossen Fanmarsch via Kraftwerk in Birsfelden nach.» Knapp an der Sensation vorbei Basketball: Starwings verlieren Von Tobias Müller Neuchâtel. Die Starwings hatten an diesem Wochenende ein Mammut-Programm vor sich. Am Freitag empfingen die Nordwestschweizer Boncourt in der Sporthalle in Birsfelden – und schlugen den Zweitletzten der Tabelle nach grossem Kampf. Keine 24 Stunden später mussten die Baselbieter wieder ran, gegen das übermächtige Neuchâtel. Vor diesem Spiel glaubte wohl niemand wirklich daran, bei den Westschweizern Punkte holen zu können. Vor allem, da das Kader der Starwings keine wirkliche Rotation der Spieler zulässt: Neben den vier Ausländern und den beiden Schweizern Joel Fuchs und Stefan Petkovic kommt nicht mehr wirklich viel von der Bank. Umso beeindruckender war es dann, als die Starwings gegen Neuchâtel fulminant starteten. Im ersten Viertel konnten die Nordwestschweizer mit einer unglaublich hohen Trefferquote bei ihren Würfen überzeugen. Bis zur Pause waren die «Wings» dem Gegner überlegen. Doch nach der Pause kam der Einbruch. Nicht verwunderlich, denn Coach Pavloski musste seine vier ausländischen Spieler durchspielen lassen. Auch wenn die Baselbieter nochmals rankamen, zum Schluss reichte es nicht ganz für eine weitere Sensation. Ein verärgerter Roland Pavloski sagte danach: «Wir hatten die Chance auf den Sieg, aber die Spieler waren total leer. Das ist sehr schade und ich nerve mich darüber. Zwei Spiele innerhalb von wenigen Stunden sind einfach zu viel.»
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