Wie der Franken-Hammer die Schweiz zerlegt

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Teure Folgen der Wechselkurs-FreigabeLeere Tresore, leere Hotels: Wie der
Franken-Hammer die Schweiz zerlegt
Donnerstag, 30.04.2015, 22:02
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dpaZwei Bernhardiner sitzen im Schnee auf dem Großen Sankt-Bernhard-Pass
Anfang des Jahres hat die Schweizer Nationalbank (SNB) völlig überraschend den Mindestkurs von 1,20 Franken für jeden Euro aufgehoben – mit erheblichen
Folgen. Wenige Wochen nach Freigabe des Wechselkurses gehen der SNB nun Milliarden durch die Lappen. Auch die Wirtschaft des Landes leidet.
Die Währungspolitik von Notenbank-Präsident Thomas Jordan gerät unter Druck: Die Schweizer Nationalbank (SNB) weist für das erste Quartal einen Rekordverlust
von 30 Milliarden Franken (28,6 Milliarden Euro) auf. Zum Vergleich: Im ersten Quartal des Vorjahres erzielte die SNB noch einen Gewinn von 38 Milliarden
Franken.
Grund für den Rekordverlust? Um den Franken abzuwerten, hatte die Nationalbank verstärkt Fremdwährungen aufgekauft – allen voran den Euro. Um den Franken
bei 1,20 Euro zu halten, kaufte die Schweizer Nationalbank seit 2011 am Währungsmarkt Euro-Noten ein. Nachdem sie sich Mitte Januar von dieser Taktik
http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/teure-folgen-der-wechselkurs-... 01.05.2015
Teure Folgen der Wechselkurs-Freigabe: Leere Tresore, leere Hotels: Wie der Franke... Page 2 of 14
verabschiedete, legte der Franken an Wert deutlich zu – um bis zu 15 Prozent. Als die Bindung des Franken an den Euro aufgegeben wurde, stieg der Franken und die
Euros im SNB-Depot verloren an Wert. So entstand der horrende Verlust.
Euro / Schweizer
Franken (EUR/CHF)
1,0505 CHF
+0,0050 (+0,48%)
Exporteure spüren Absatz-Bremse
Auch für die Schweizer Unternehmer war die Franken-Aufwertung ein herber Schlag. Durch den starken Franken geraten viele Unternehmen in Bedrängnis, die ihre
Geschäfte im Außenhandel machen.
Nach Angaben der Schweizer Handelskammer in Deutschland rutschen die Schweizer Exporte aufgrund des starken Frankens in den ersten beiden Monaten um vier
Prozentpunkte ab. Der Warenhandel aus der Schweiz ins benachbarte Deutschland sank sogar um 5,2 Prozent. Weiterhin bleibt die Nachfrage nach Produkten aus der
Pharmaindustrie ein kräftiger Treiber für die Schweiz. Daniel Heurer, Abteilungsleiter Export-Marketing der Handelskammer Schweiz Deutschland sagt im Gespräch
mit Focus Online: „Viele Unternehmen drücken derzeit auf die Bremse. Sie bauen ihre Lagerbestände ab und fahren ihre Kosten zurück.“ Dennoch könne man nicht
von einer „großen Katastrophe“ sprechen.
Für die Zukunft zeigt sich Heurer zuversichtlich: „Wir haben derzeit einen kleinen Einbruch. Für die Lokomotive Deutschland läuft es derzeit gut. Davon kann
sicherlich auch die Schweiz profitieren.“
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Schweizer Unternehmen sehen schwarz
Das sehen die Firmen offenbar anders: Eine Umfrage der Handelskammer belegt, dass 43 Prozent der Schweizer Unternehmer mit einem weiteren Exportrückgang
rechnen. Der Großteil sieht die Wettbewerbsfähigkeit durch den starken Franken und den schwachen Euro stark beeinträchtigt.
Um dem entgegen zu steuern, greifen die Unternehmer zu unpopulären Maßnahmen: sie verlängern die Arbeitszeiten, senken Löhne oder entlassen Personal. Beim
Schweizer Technologiekonzern Bühler herrscht zum Beispiel seit Februar eine 45-Stundenwoche. Mehr Lohn gibt es für die 2500 Mitarbeiter jedoch nicht.
Heuer sprich von einer „Heterogenität“. „Nicht allen Unternehmen in der Schweiz geht es aufgrund der Freigabe des Wechselkurses schlecht“, sagt er. Leiden
würden nur diejenigen, die nicht auf die veränderte Vertragslage reagieren konnten. „Viele kaufen ihre Produkte im Euro-Raum ein oder verlagern die Produktion in
die benachbarten Länder.“
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Rabatte sollen Touristen ködern
Wer seine Wertschöpfung nicht verlagern kann, leidet besonders unter dem starken Franken. Etwa die Tourismusbranche: Viele Ferienorte im Alpenland buhlen in
der Not mit Rabatten um Besucher. Tatsächlich können die Schweizer Hoteliers in den ersten beiden Monaten des Jahres ein leichtes Plus verzeichnen. Laut
Bundesamt für Statistik wurden im Januar und Februar 5,84 Millionen Übernachtungen gebucht. Darunter waren 718.466 aus Deutschland. Die Zahlen für März
liegen noch nicht vor.
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Claudia Seiler, Pressesprecherin der Hoteliers Schweiz sagte: „Wir hatten einen starken Januar und Februar. Das liegt daran, dass Reservierungen bereits im
vergangenen Jahr gebucht waren. Wir gehen davon aus, dass der März eher schwierig war.“
Tatsächlich geht der Verband Schweizer Tourismus mittelfristig von einem starken Einbruch aus. Durch den starken Franken sind Ferienorte für Besucher aus dem
Euroraum teurer geworden, gleichzeitig habe der asiatische Markt die Berglandschaften noch nicht für sich entdeckt.
Um dem entgegenzusteuern hat der Schweizer Tourismus-Verband Maßnahmen gegen die Frankenstärke ergriffen. Die Geschäftsführerin Barbara Gisi sagte: „Wir
sind teuer. Soviel steht fest. Deshalb wollen wir unter anderem die Ski- und Sportgebiete fördern. Unser Ziel ist es, Jugendliche in den Schnee zu bringen, um so ein
neues Klientel zu schaffen.“ Indirekt setzt der Verband aber auch auf Hilfe aus Bern: „Wir setzen uns derzeit dafür ein, dass Pistenfahrzeuge teilweise von der
Mineralölsteuer befreit werden.“
Nur eine Region freut sich: Alle Schweizer, die grenznah an Italien, Frankreich oder Deutschland wohnen, sind seit Wochen im Kaufrausch. So ist beispielsweise die
Innenstadt von Konstanz jeden Samstag überlastet.
http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/teure-folgen-der-wechselkurs-... 01.05.2015