Zeitungsartikel Südostschweiz vom Freitag, 27. März 2015

INS ERAT
gedruckt & mobil suedostschweiz.ch AUSGABE GRAUBÜNDEN Freitag, 27. März 2015 | Nr. 84 | AZ 7000 Chur | CHF 3.30
Die AHV geht am
Stock: 2014 weist die
erste Säule ein Minus
von 320 Millionen
Franken auf. Nun wird
die Forderung nach
einer Erhöhung des
Rentenalters wieder
laut. SEITE 10
Thomas
Roffler
bändigt
den Bullen
Die Bündner Bauern haben ihren neuen
Präsidenten gewählt: Der 43-jährige Thomas
Roffler hält die Zügel kurz – alt Standespräsident
Hans Peter Michel blieb ohne Chance. SEITE 4
Marignano, 1515:
Das Landesmuseum
Zürich beschäftigt
sich mit den
Folgen der
verlorenen
Schlacht.
SEITE 23
Bilder Marco Hartmann; Keystone
Der Erfolg überholt uns langsam
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Seite 26
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55 Millionen Franken
Gewinn bei einem
budgetierten Defizit von
58 Millionen: So kommt
jeder NFA ins Wanken.
Ein Kommentar
von Reto Furter,
Leiter Region
F
inanzdirektorin Barbara
Janom Steiner ist – einmal
mehr – geglückt, wovon andere Finanzdirektoren allenfalls träumen: Der Kanton
schrieb im vergangenen Jahr 55 Millionen Franken Gewinn. Gerechnet
hat er mit einem Defizit von 58 Millionen Franken. Die Schmach, dass man
sich im Kanton um 113 Millionen
Franken verrechnet hat, ist – einmal
mehr – zu verschmerzen, auch wenn
man sich kopfschüttelnd fragt, wie
so etwas möglich ist. Jahr für Jahr
notabene.
Und doch: Graubünden steht trotz
des sehr guten Rechnungsabschlusses
nicht vor leichten Zeiten. Am Horizont ziehen düstere Wolken auf. Die
Währungskrise gehe ans Eingemachte,
sagen Bündner Wirtschafter an der
Front – auf ideelle und finanzielle Hilfe von Wirtschaftsverbänden und der
Regierung würden sie aber vergeblich
warten. Der Tourismus lahmt, auch
wegen der Währungskrise, aber nicht
nur. Und die Bauwirtschaft stellt fest,
dass sie weniger bauen kann.
An der Tardisbrücke in Landquart
stehen weitere Probleme Schlange.
Etwa die Unternehmenssteuerreform
III, die Auswirkungen auf den Finanzhaushalt haben wird – nur kennt sie
noch nicht mal Finanzdirektorin
Janom Steiner. Oder der nationale
Finanzausgleich, dem Graubünden als
Nehmerkanton in der aktuellen Ausgestaltung naturgemäss beipflichtet,
weil der Ausgleich Geld in die Bündner Kassen spült.
Genau diesem Finanzausgleich
wollen Geberkantone, Bundesrat und
Nationalrat an den Kragen. Die Nehmerkantone könnten auch mit weniger Geld aus Bern auskommen, wird
argumentiert. Man könne deshalb
kürzen, um insgesamt über 300 Millionen Franken jährlich. Geht nicht,
heisst es in Graubünden. Es gebe ja
nach wie vor Unterschiede zwischen
den Kantonen, also brauche es den
Ausgleich auch in Zukunft.
Just mit dieser Parole dürfte Janom Steiner seit gestern aber nicht
mehr auf Stimmenfang gehen, um die
Ständeräte bei der Stange zu halten.
Es mag zwar – neben den saftigen
Ausgleichszahlungen – gute Gründe
dafür geben, dass der Nettozahler Zug
ein rigoroses Sparpaket schnürt und
der Kanton Schwyz die Steuern erhöhen muss. Nur mag das niemand
hören. Schon gar nicht von einem
Kanton, der selber 55 Millionen
Franken Gewinn verbucht. Seite 5
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INS ERAT
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5
REGION
Südostschweiz | Freitag, 27. März 2015
Graubünden übertrifft
das eigene Budget –
Steuern sei Dank
Um stolze 113 Millionen Franken besser als budgetiert: Finanzdirektorin Barbara
Janom Steiner zeigt sich «erfreut» über die kantonale Jahresrechnung.
von Gion-Mattias Durband
E
in Ertragsüberschuss von
55 Millionen Franken statt
des budgetierten Defizits
von 58 Millionen Franken:
Auch für 2014 kann die
Bündner Finanzdirektorin Barbara
Janom Steiner ein «erfreuliches» Ergebnis präsentieren, wie gestern an
der Präsentation der kantonalen Jahresrechnung in Chur zu erfahren war.
Diese «erfreulichen» Ergebnisse haben im Kanton indes eine lange Tradition (siehe Interview rechts).
Natürliche Personen im Plus
Dass das Jahresergebnis um 113 Millionen Franken besser ausfällt als geplant, ist vorab den hohen Steuererträgen geschuldet, die um 57 Millionen Franken höher ausfielen als budgetiert. Hauptverantwortlich dafür
sind die Einkommens- und Vermögenssteuern der natürlichen Personen, welche zusammen um gut
50 Millionen über dem Budget liegen
(siehe Grafik). Dies ist zu Teilen auch
mit einem einmaligen Effekt zu erklären: Die provisorischen Steuerrechnungen stützen sich neu auf aktuellere Veranlagungsdaten als bisher, wie Janom Steiner erklärte. Bei
den Vermögenssteuern habe sich die
Erholung der Börsenmärkte positiv
ausgewirkt. Als Zeichen eines wirtschaftlichen Aufschwungs seien die
Deutlich mehr
Einkommens- und
Vermögenssteuern
Angaben in Millionen Franken
gestiegenen Steuereinnahmen der
natürlichen Personen aber nicht zu
werten, betonte Janom Steiner mit
Verweis auf die nur marginal gestiegenen Gewinn- und Kapitalsteuern
der juristischen Personen.
Investitionen unter Plan
Zur hohen Budgetabweichung trugen auch die Nettoinvestitionen bei,
die mit 128 Millionen Franken weit
hinter den geplanten 208 Millionen
zurückblieben. So waren alleine die
Investitionen der Spezialfinanzierung Strassen um knapp 38 Millionen
tiefer als vorgesehen. Grund für die
geringeren Investitionen waren
unter anderem durch Einsprachen
und Volksabstimmungen verzögerte
oder verhinderte Projekte, wie die Finanzdirektorin erklärte.
Janom Steiner mahnte indes, sich
vom nicht positiven Jahresabschluss
blenden zu lassen. So seien die be-
50
Millionen Franken
Um diesen Betrag sind die
Einkommens- und Vermögenssteuern höher ausgefallen als
budgetiert.
trieblichen Aufwände erneut deutlich gestiegen: so etwa die Beiträge
an Dritte um zwölf Millionen und der
Personalaufwand um 6,5 Millionen
Franken. Entlastet wurde die Erfolgsrechnung aber durch tiefere Abschreibungen. Das operative Ergebnis
fiel mit 43,7 Millionen Franken um
gut vier Millionen besser aus als im
Vorjahr.
Beim ausserordentlichen Ergebnis
musste der Kanton auf den RepowerAktien Wertberichtigungen im Umfang von minus 64 Millionen vornehmen. Wertzuwächse bei den Partizipationsscheinen der Graubündner
Kantonalbank in der Höhe von knapp
70 Millionen und bei den Aktien der
Ems Chemie AG im Umfang von
knapp acht Millionen Franken konnten dies aber mehr als kompensieren.
Schwarze Zahlen auch noch 2015
Janom Steiner rechnet auch für das
laufende Jahr mit einem positiven
Ergebnis. Grund ist vor allem die Gewinn- und Zusatzausschüttung der
Schweizerischen Nationalbank in der
Höhe von rund 32 Millionen. Ab 2016
rechnet Janom Steiner mit «weniger
rosigen» Zeiten. Ursache sind verschiedene «Unwägbarkeiten», so die
Folgen der Frankenstärke für Tourismus und Export, Ertragsrückgänge
beim nationalen Finanzausgleich
und die Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform III.
800 Millionen Franken
700
66
600
67
500
127
69
76
68
70
156
137
59
51
69
101
53
69
98
66
61
72
72
72
80
57
55
74
76
83
92
77
92
400
Übrige Steuern
Verkehrssteuern
Gewinn- und Kapitalsteuern
Einkommens- und
Vermögenssteuern
300
200
464
485
455
483
465
475
490
483
533
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
B 2014
R 2014
100
0
Quelle: DFG Graubünden, Grafik: südostschweiz
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«Es gibt keinen Grund»: Barbara Janom Steiner will den NFA belassen, wie er ist.
Bild Yanik Bürkli
«Schwer zu
budgetieren»
Mindestens seit 1965 wird im Kanton jedes Jahr besser
abgeschlossen als budgetiert. Regierungsrätin Janom
Steiner erklärt weshalb – und warnt vor düsteren Zeiten.
mit Barbara Janom Steiner
sprach Gion-Mattias Durband
Frau Janom Steiner, der Kanton
schliesst abermals besser ab als budgetiert – und so war es auch schon
die letzten 50 Jahre. Laufen Sie nicht
Gefahr, dass die mahnenden Worte
der Kassenwartin im Grossen Rat
dereinst ungehört verhallen?
BARBARA JANOM STEINER: Das hoffe
ich nicht, zumal die finanziellen Aussichten ab 2016 wirklich nicht rosig aussehen: Allfällige Korrekturen beim nationalen Finanzausgleich, die anstehende Unternehmenssteuerreform III und
die Auswirkungen der Frankenstärke
auf Tourismus und Exportwirtschaft
sind im Voraus kaum bezifferbar. Davon
abgesehen sind viele Bereiche schwer
zu budgetieren, etwa die vom Bund abhängigen Beiträge, Abgaben und Steuern. Selbiges gilt für die budgetierten
Steuereinnahmen im Kanton, die auf
bisherigen Daten beruhen. Aber auch
bei den Investitionen können etwa Beschwerden und Volksentscheide geplante Projekte verzögern oder gar verunmöglichen.
Zu den Unwägbarkeiten zählen auch
die Ausschüttungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an die
Kantone. Aber damit dürfte mit
Ihrer Einsitznahme im Bankrat
wohl Schluss sein.
Das glaube ich nicht. Ausschüttungen
sind abhängig vom Jahresergebnis der
SNB – und darauf werde ich keinen
Einfluss haben. Aber die entsprechende Vereinbarung zwischen Bund und
Kantonen läuft Ende dieses Jahrs aus
und muss erneuert werden. Da werde
ich natürlich versuchen, die Sicht der
Kantone einzubringen. Wichtig wäre es
etwa, bezüglich der Ausschüttungen
eine grössere Planbarkeit zu ermöglichen.
Der Kanton sitzt auf einem 2,7-Milliarden-Franken-Polster und weist
einen Ertragsüberschuss von 55 Millionen aus. Von einer Anpassung des
Finanzausgleichs zwischen Bund
und Kantonen (NFA) will man aber
nichts wissen.
Es gibt keinen sachlichen Grund, das bewährte System des NFA abzuändern.
Eine der Zielsetzungen des Finanzausgleichs, die Verringerung der Disparitäten zwischen den Kantonen, ist noch
«Die starken
Kantone haben
trotz nationalem
Finanzausleich
enorm zugelegt.»
nicht erreicht. Im Gegenteil stellt man
fest, dass die starken Kantone trotz NFA
enorm zugelegt haben. Die andere Zielsetzung, wonach die Pro-Kopf-Ressourcenausstattung des schwächsten Kantons mindestens 85 Prozent des schweizerischen Durchschnitts betragen soll,
ist lediglich ein Minimalziel. Dass dieses
nun erreicht wurde, ist kein Grund, den
NFA anzupassen.
INS ERAT
FREITAG & SAMSTAG
27.–28.03.2015
50%
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