Hochbetrieb vor dem Abbruch

Region
Zürichsee-Zeitung Bezirk Horgen
Samstag, 9. Mai 2015
Gerechtigkeit oder
gesetzgeberische Zeitbombe?
WädENsWil Braucht die Schweiz eine nationale
Erbschaftssteuer? Vor der Abstimmung kreuzten Befürworter
und Gegner an einem Podiumsgespräch unter der Leitung
von ZSZ-Chefredaktor Benjamin Geiger verbal die Klingen.
20 Prozent Steuern auf Erb­
schaften über 2 Millionen Fran­
ken zugunsten der AHV und der
Kantone: Das will eine eidgenös­
sische Volksinitiative, über die am
14. Juni abgestimmt wird. Ist das
gerecht? Was bedeutet das für die
Wirtschaft? Und was für meine
Familie? Diese Fragen versuchte
ein Podiumsgespräch am Don­
nerstagabend im Saal der Wirt­
schaft zum Neubüel in Wädenswil
zu klären. Rund 30 Personen
hörten einen verbalen Schlag­
abtausch, in dem beide Seiten
mit einleuchtenden Argumenten
auftrumpfen konnten. Unter den
Besuchern wie auch unter den
Gesprächsteilnehmern überwo­
gen zahlenmässig die Gegner der
Vorlage.
Für die Initiative sprachen sich
der SP­Nationalrat und Gemein­
depräsident von Rümlang, Tho­
mas Hardegger, sowie seine
Parteikollegin, die Winterthurer
Kantonsrätin Mattea Meyer, aus.
Sie stellten den Gerechtigkeits­
gedanken des Anliegens in den
Fokus. Das bürgerliche Trium­
virat, bestehend aus dem Thalwi­
ler Nationalrat Hans­Peter Port­
mann (FDP), Nationalrat Hans
Egloff (SVP) und dem Richterswi­
ler CVP­Vertreter Peter Theiler,
warnte hingegen vor der Unbere­
chenbarkeit der Vorlage und den
negativen volkswirtschaftlichen
Konsequenzen einer Annahme.
«Im Sinne der liberalen
Gründerväter»
Für emotionale Voten sorgte die
Frage, ob man mit einer Erb­
schaftssteuer mehr oder weniger
Gerechtigkeit schafft. «Die sozia­
len Ungleichheiten in der Schweiz
nehmen ständig zu. Für Geld, das
man ohne eigene Leistung erhält,
soll man der Allgemeinheit etwas
zurückgeben», sagte Hardegger.
Meyer ging gar einen Schritt wei­
ter und nannte die Erbschafts­
steuer eine liberale Steuer: «Diese
Idee wäre ganz im Sinne der
Schweizer Gründungsväter.» Tat­
sächlich bezeichnete etwa John
Rawls, einer der einflussreichsten
liberalen Denker des 20. Jahrhun­
derts, eine Erbschaftssteuer als
gerechteste aller Steuern, unter
anderem, weil Erbschaften dem
liberal­kapitalistischen Prinzip
widersprechen, dass Leistung
belohnt werden soll. Das stimme
grundsätzlich schon, räumte
Portmann ein: «Aber nur, wenn
man dafür andere Steuern, ins­
besondere die Vermögenssteuer,
abschaffen würde.»
Die Initiative sieht einen Frei­
betrag von 2 Millionen Franken
pro Erbschaft vor. Hans Egloff,
der Präsident des schweizeri­
schen Hauseigentümerverbandes
(HEV), warnte: «Die Initiative
will Immobilien nach dem Ver­
kehrswert besteuern. Wird ein
Haus vererbt, welches vor 20 Jah­
ren in der Region Zürichsee für
einige Hunderttausend Franken
gekauft wurde, erreicht man
heute schnell die 2 Millionen,
wenn noch ein wenig Vermögen
hinzukommt.»
Der Koch
mit dem Malerbetrieb
Peter Theiler merkte an, dass
die Annahme der Initiative eine
«gesetzgeberische Zeitbombe»
wäre: «Im Parlament würde ein
Riesenstreit um das Ausfüh­
rungsgesetz ausbrechen. Diese
Unsicherheit würde die Wirt­
schaft treffen.» Firmen müssten
vorsorglich Rückstellungen bil­
den, damit die Erbschaftssteuer
bezahlt werden könnte.
Ob die Initiative gut oder
schlecht für die Wirtschaft sei,
daran schieden sich die Geister
3
Ampeln
machen Fähre
zu schaffen
am Donnerstagabend ganz beson­
ders. Thomas Hardegger wies
denn darauf hin, dass der Initia­
tivtext Steuererermässigungen
für Unternehmen vorsehe, wenn
diese mindestens zehn Jahre
durch die Erben weiter betrieben
werden. «Es ist der erste Artikel
in der Verfassung, der sich auf
die kleinen und mittleren Unter­
nehmen (KMU) bezieht. Die
allermeisten werden von der
Steuer nicht tangiert werden»,
versicherte Hardegger. Doch:
«Was soll etwa ein Koch, der
einen Malerbetrieb erbt, damit
während zehn Jahren anfan­
gen?», fragte Hans­Peter Port­
mann rhetorisch. Für ihn ist klar,
dass die Initiative «aus der Gift­
küche» nicht zu Ende gedacht sei.
Ob Erbschaften Gift für die
soziale Gerechtigkeit sind oder
die neue Steuer vielmehr eine
bittere Pille für die Wirtschaft
ist, darüber wird das Volk an der
Urne entscheiden.
Patrick Aeschlimann
ZüRicHsEE Die Fähren haben
im letzten Jahr 3,4 Millionen
Transporte durchgeführt. Das
sind 1,2 Prozent mehr als
2013. Richtig zufrieden sind
die Verantwortlichen aber
trotzdem nicht.
2014 transportierte die Zürich­
see­Fähre Horgen­Meilen AG
3,421 Millionen Motorfahrzeuge,
Velos und Fussgänger von einem
Seeufer zum anderen. Das sind
1,2 Prozent mehr als noch 2013
(3,379 Millionen). Euphorie lösen
diese Zahlen beim Unternehmen
allerdings nicht aus. Im Vergleich
zu den früheren Jahren lägen die
Frequenzen deutlich tiefer, heisst
es in einer am Freitag veröffent­
lichten Medienmitteilung zum
Geschäftsbericht 2014. Oder an­
ders ausgedrückt: Die Zahlen stei­
gen zwar wieder – sie liegen aber
nach wie vor auf vergleichsweise
tiefem Niveau.
Negativ ausgewirkt auf den
Ausflugsverkehr habe sich der
nasse Sommer 2014. Gefehlt hät­
ten auch die Zusatzfrequenzen
aus Anlässen wie dem Beef.ch und
dem Züri­Fäscht.
Zu viele Baustellen
Den Hauptgrund für die weiter­
hin schwachen Frequenzen ortet
die Zürichsee­Fähre AG aber im
durch Baustellen stark einge­
schränkten Strassenverkehr. Die
vielen Rotlichter entlang der Zu­
und Wegfahrtsachsen verlänger­
ten die Fahrzeiten für die Fähren­
kunden. Dieses «Rotlichtmilieu»
am Zürichsee sei für den Fähr­
betrieb ungünstig. Hinzu kamen
2014 mehrere Vollsperrungen der
Achsen über den Hirzel und den
Pfannenstiel. «Wenn man weiss,
dass die Hauptmotivation für die
Fährenbenutzung der Zeitgewinn
ist, so erstaunt diese Entwicklung
nicht», heisst es im Geschäfts­
bericht.
Finanziell steht die Zürichsee­
Fähre AG auf soliden Beinen. Der
Totalertrag liegt mit 10,5 Millio­
nen Franken um 1,6 Prozent über
dem Vorjahreswert. Die Betriebs­
kosten liegen knapp tiefer als
2013. Das Unternehmen weist ein
Anlagevermögen von 10,2 Millio­
nen Franken aus.
Am Podium zur Bundeserbschaftssteuer lieferten sich Befürworter und Gegner unter der Moderation von Benjamin Geiger einen Schlagabtausch (von links): Peter Theiler (CVP), Hans-Peter
Manuela Matt
Portmann (FDP), Hans Egloff (SVP), Benjamin Geiger, Mattea Meyer und Thomas Hardegger (beide SP).
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23 Kantone
haben die Erbschaftssteuer
für eigene
Kinder nicht
abgeschafft,
damit sie durch
die Hintertür
wieder eingeführt wird.
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Überparteiliches
Komitee «Nein zur
neuen Bundessteuer
auf Erbschaften»,
Postfach 5835, 3001 Bern.
www.erbschaftssteuer-nein.ch
Hochbetrieb vor dem Abbruch
HORGEN Statt einen budgetierten Verlust hat die Kehrichtverbrennungsanlage 2014 einen Gewinn von 1,3 Mio. Franken
erwirtschaftet. Im letzten Betriebsjahr mit noch durchgehend
zwei Ofenlinien war die Anlage äusserst gut ausgelastet.
Auf dem Gelände der Kehricht­
verbrennungsanlage (KVA) Hor­
gen ist die Modernisierung und
Umrüstung des Verbrennungs­
werks auf noch eine Ofenlinie für
den Weiterbetrieb bis 2030 im
vollen Gange. Nach dem Start der
Hauptarbeiten Ende Februar sei
man terminmässig auf Kurs und
kostenmässig «im grünen Be­
reich», sagte KVA­Geschäftsfüh­
rer Romano Wild am Donnerstag
an der Abgeordnetenversamm­
lung des KVA­Zweckverbands im
Schinzenhof. Mitte Juli soll die
neue Feuerung in Betrieb genom­
men werden, im September dann
auch die neue Rauchgasreini­
gung.
Vor der Totalumrüstung auf
noch eine Ofenlinie aber haben
die Werkbetreiber im Kniebre­
chetobel letztes Jahr offensicht­
lich noch einmal tüchtig einge­
heizt. Insgesamt wurden in den
beiden Ofenlinien 64 600 Tonnen
Kehricht verbrannt und ther­
misch verwertet. Das sind 3400
Tonnen mehr als budgetiert und
sogar noch etwas mehr als im bis­
herigen Rekordjahr 2012. Mög­
lich wurde die hohe Auslastung
der Anlage dank besonders kurzer
Revisionszeiten, wie Zweckver­
bandspräsident Theo Leuthold
(SVP) darlegte. Der «Heisshun­
ger» der KVA wirkte sich auch
positiv auf die von den Delegier­
ten einstimmig gutgeheissene
Jahresrechnung 2014 aus. Statt
einem veranschlagten Verlust von
gut einer halben Million Franken
weist sie einen Ertragsüberschuss
von 1,3 Millionen Franken aus,
womit das Eigenkapital auf nun­
mehr 18,94 Millionen Franken
angewachsen ist.
Konkurrentinnen für Grüngut
Orientiert wurde an der Ver­
sammlung sodann über den Stand
der Evaluationen für die Grün­
gutverwertung nach Auslaufen
des Abnahmevertrags im Jahre
2018 mit der Kompogasanlage der
Axpo AG in Samstagern. In Kon­
kurrenz zueinander stehen eine
Nachfolgeanlage der Axpo am
Standort Samstagern sowie eine
Anlage der Biogas Zürich AG auf
dem Gelände der KVA Horgen. In
technischer und finanzieller Hin­
sicht seien sich die beiden Varian­
ten ebenbürtig, hiess es an der
Versammlung. Während die Axpo
in Samstagern noch einen Bau­
rechtsvertrag mit der Allmend­
korporation Richterswil benötigt,
müsste für das Projekt der Biogas
Zürich AG auf dem Biomasse­Hof
Haab­Bossert im Wädenswiler
Berg ein Lager­ und Umschlag­
platz im Landwirtschaftsgebiet
erstellt werden. Und dafür
bräuchte es einen Richtplanein­
trag und auch eine Umzonung.
Um nach dem Variantenent­
scheid, den die Abgeordnetenver­
sammlung am 4. Februar 2016 fäl­
len will, nicht unnötig Zeit zu ver­
lieren, wurde die interne Arbeits­
gruppe Grüngut beauftragt, mit
beiden potenziellen Partnerin­
nen die Bedingungen einer allfäl­
ligen späteren Zusammenarbeit
auszuhandeln. Arthur Schäppi
Neue Fähre ab Herbst 2017
Auch die seit längerem geplante
Beschaffung einer neuen Fähre
kommt allmählich in Gang. Man
hat im Rahmen eines Voraus­
wahlverfahrens drei Werften aus­
gewählt, die für den Bau des neu­
en Schiffes infrage kommen. Die­
se wurden zur Erstellung einer
Offerte eingeladen.
Der Verwaltungsrat will an der
Generalversammlung vom 29.
Mai darüber informieren, welche
Werft den Zuschlag erhält. Vorge­
sehen ist die Inbetriebnahme der
neuen Fähre im Herbst 2017. Ob
der Schwan oder die Meilen
ausser Betrieb gesetzt werden, ist
Martin Steinegger
offen.
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