Ordentliche Hauptversammlung der E.ON SE 7. Mai 2015 Ausführungen D r. J o h a n n e s Te y s s e n Vorsitzender des Vorstands der E.ON SE Es gilt das gesprochene Wort Sperrfrist: Beginn der Rede E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch von meiner Seite ein herzliches Willkommen zur 15. Hauptversammlung unserer E.ON! Das 15. Jahr markiert einen tiefen Einschnitt in der Geschichte unseres Unternehmens. Viele von Ihnen begleiten E.ON schon lange. Sie kennen die stolze Geschichte unserer Vorläufer Veba und Viag – und wie wir diese Geschichte bei E.ON mit neuen, guten Kapiteln fortgeschrieben haben. Sie haben die großen Umbrüche unserer Branche miterlebt – und wie wir darin unsere Chance gesucht und genutzt haben. Die Gründung von E.ON als offensive Antwort auf die Liberalisierung der europäischen Energiemärkte, die Auflösung der überkommenen Konglomerats-Struktur mit einem 100Milliarden-Euro-Programm aus Beteiligungsverkäufen und -erwerben, die Fokussierung auf das Energiegeschäft und dessen entschlossener europäischer Ausbau, die Übernahme von Ruhrgas, um die Grenzen zwischen Strom- und Gasgeschäft zu überwinden – immer haben wir die Kraft gehabt, uns neu aufzustellen, wenn die Zeit dies erforderte. Und oft war es unsere E.ON, die handelte, wo andere zögerten. Wie wir heute sehen, waren die Umbrüche der Vergangenheit nur der Auftakt zu viel fundamentaleren Veränderungen – zu einer Revolution der Energiewelt, die begonnen hat, alles umzustürzen, was hundert Jahre als feste Gewissheit galt. Und wieder ist es nötig geworden, die Veränderungen früh zu erkennen, gründlich zu verstehen, sie zu Ende zu denken und dann zu tun, was nötig ist, um dem Konzern eine gute Zukunft zu ermöglichen. Und auch diesmal wollen wir Sie nicht enttäuschen. Bevor ich auf das Geschäftsjahr 2014 und auf unsere neue Strategie näher eingehe, möchte ich ein Thema ansprechen, das mir sehr wichtig ist. Wir haben in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, die Arbeitssicherheit im Konzern weiter zu verbessern. Dabei sind erfreuliche Fortschritte erreicht worden. Umso tragischer ist jeder einzelne Unglücksfall, der nicht verhindert werden konnte. In den vergangenen zwölf Monaten sind vier Kollegen bei elektrischen Unfällen bei unserem JointVenture in der Türkei tödlich verunglückt. In den zwei Jahren seit der Gründung dieses Joint-Venture haben wir dort bereits einiges für die Verbesserung der Arbeitssicherheit getan. Das werden wir jetzt noch verstärken. Zwei weitere Kollegen verunglückten ebenfalls in der Türkei bei Verkehrsunfällen. Je ein weiterer Kollege starb bei technischen Unglücksfällen in Tschechien und Spanien. Unser Mitgefühl gilt den Familien dieser Kollegen. Wir sind es ihnen einfach schuldig, die Ursachen der Unfälle gründlich zu untersuchen und alles zu tun, damit sich künftig solche Vorkommnisse nicht wiederholen. Seite 2 von 14 E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen Meine Damen und Herren, ich komme damit zu den geschäftlichen Entwicklungen des vergangenen Geschäftsjahrs. Wie üblich, werde ich mich auf die wichtigsten Punkte konzentrieren, um möglichst viel Raum für Ihre Fragen zu lassen. Wie Sie unseren Geschäftsbericht entnehmen konnten, haben wir im Geschäftsjahr 2014 ein EBITDA von 8,3 Milliarden Euro erzielt. Damit liegen wir innerhalb unserer Zielspanne von 8,0 bis 8,6 Milliarden Euro. Auf den ersten Blick überwiegen die Minuszeichen, bei genauerem Hinsehen bemerkt man die stabile operative Performance in herausfordernden Märkten und die Fortschritte. Unser Ergebnis hat sich dabei nämlich allein um 0,6 Milliarden Euro aus abgegebenen Geschäften vermindert. Dabei handelt es sich um drei deutsche Regionalversorger sowie um E.ON Energy from Waste, das ungarische Gasgeschäft und die Stadtwerke Prag. Die abgegebenen Unternehmen waren aus strategischen Gründen nicht mehr im Fokus, ihre Abgabe hat zudem zur weiteren Entschuldung des Konzerns beigetragen. Unsere Kraftwerksflotte hatte im vergangenen Jahr weiterhin mit schwierigen Marktbedingungen zu kämpfen: Die Auslastung ging infolge der zunehmenden Erzeugung der erneuerbaren Energien weiter zurück. Auch die Börsenpreise für Strom sanken europaweit. Durch unsere langfristige Vermarktungsstrategie ist es uns allerdings gelungen, die 2014er Grundlastmengen in Zentraleuropa für durchschnittlich 56 Euro je Megawattstunde zu vermarkten, während der Börsenpreis bei rund 33 Euro lag. Insgesamt konnte unsere konventionelle Stromerzeugung ihr Ergebnis um 0,3 auf 2,2 Milliarden Euro steigern. Wesentlich dazu beigetragen hat, dass im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld, das im Juni vorzeitig außer Betrieb genommen wird, keine neuen Brennelemente eingesetzt wurden. Deshalb fiel für diese Anlage auch keine Kernbrennstoffsteuer mehr an. Wie Sie wissen, halten wir diese Steuer aus verfassungs- und europarechtlichen Gründen für rechtswidrig. Deshalb gehen wir gerichtlich und außergerichtlich dagegen vor. Endgültige Entscheidungen durch das Bundesverfassungsgericht und den Europäischen Gerichtshof stehen noch aus, wir erwarten die Entscheidungen der Gerichte im zweiten Halbjahr. Im Geschäft mit erneuerbaren Energien lagen wir mit 1,5 Milliarden Euro knapp über dem Vorjahreswert. Bei der Wind- und Solarenergie sowie sonstigen Erneuerbaren haben wir unsere erfolgreiche Build-and-sellStrategie fortgesetzt. Damit konnten wir das Ergebnis dieses Geschäftsfelds um 20 Prozent steigern. Dies wurde allerdings teilweise durch die geringeren Ergebnisse der Wasserkraft kompensiert. Ursachen waren gesunkene Preise und Absatzmengen. Hinzu kamen geringere Wassermengen in Deutschland. Im deutschen Netzgeschäft wirkte sich ergebnisbelastend aus, dass 2014 eine neue Regulierungsperiode begann. Die Bundesnetzagentur belohnt besonders effiziente Netzbetreiber – wie gerade auch Ihre E.ON. So lag Seite 3 von 14 E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen unsere vom Regulierer zuletzt für 2013 gemessene Effizienz in Deutschland bei 99,4 Prozent beim Strom und bei 96,4 Prozent beim Gas und damit deutlich über dem Durchschnitt. Aber am Anfang jeder neuen Regulierungsperiode werden die Effizienzstandards erhöht und das Spiel um höhere Leistungen und wirtschaftlichere Wettbewerbsvorteile beginnt von neuem. Das ist gut für die Kunden und auf Dauer auch gut für solche Netzbetreiber, die wie wir im Effizienz-Wettbewerb vorne mithalten können. Der Bereich Exploration & Produktion konnte trotz sinkender Preise sein Ergebnis um 0,1 auf 1,1 Milliarden Euro erhöhen. Dies gelang insbesondere durch höhere Fördermengen, vor allem aus den Nordseefeldern Skarv und Huntington. Mit 0,4 Milliarden Euro trug unser Effizienzprogramm E.ON 2.0 auch in diesem Jahr spürbar zum Ergebnis bei. Mit diesem Programm erhöhen wir systematisch die Leistungen im gesamten Konzern, verschlanken die Strukturen und senken die Kosten. Die wesentlichen Ziele dieses im Jahr 2010 begonnenen Programms haben wir bereits im letzten Jahr, also ein Jahr früher als angekündigt, erreicht. Die Anstrengungen werden natürlich auch in diesem Jahr fortgesetzt, der Leistungswettlauf kommt nie zum Stehen. Bereinigt man den Ergebnisvergleich 2014/13 also um abgegebene Unternehmensteile und die Auswirkungen aus Wechselkursen, liegen wir operativ auf demselben Niveau wie im Vorjahr. Wie Sie sehen, meine Damen und Herren, haben wir uns operativ im vergangenen Jahr gut geschlagen. Allerdings hatten wir mit widrigen makroökonomischen Entwicklungen zu kämpfen. Mit Gegenwind in den Märkten können wir umgehen. Wechselkurse oder die Niedrig-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank entziehen sich aber unserem Einfluss. Das gilt natürlich erst recht für die Tatsache, dass 2014 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen etwa 1881 war. So sank, in Euro gerechnet, das EBITDA von E.ON Russia um ein Viertel unter Vorjahr. Haben unsere Kolleginnen und Kollegen in Russland schlecht gearbeitet? Keineswegs! Aber der Wechselkurs des Rubels ist – wie das Schaubild hinter mir zeigt – wegen der Ukraine-Krise im vergangenen Jahr ins Trudeln geraten. Operativ waren unsere Geschäfte in Russland auch im vergangenen Jahr erfolgreich. In Rubel gerechnet, war das Ergebnis nahezu stabil. Für Schweden gilt das Gleiche: Das EBITDA unserer schwedischen Einheit hätte um 33 Millionen Euro höher gelegen, wäre der Kurs der Krone nicht gefallen. Leicht negative Währungseffekte gab es auch in Tschechien, leicht positive hingegen in Großbritannien. Mit der operativen Ertragskraft unserer Geschäfte in diesen Ländern hat das alles nichts zu tun. Der nachhaltige Konzernüberschuss sank, wie erwartet, von 2,1 auf 1,6 Milliarden Euro. Wesentliche Ursachen waren der Rückgang des Seite 4 von 14 E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen EBITDAs und ein höherer Steueraufwand. Wie Sie alle wissen, weisen wir für das vergangene Jahr einen Konzernverlust der E.ON-Gesellschafter von 3,2 Milliarden Euro aus. Dazu haben vor allem Wertberichtigungen von insgesamt 5,5 Milliarden Euro beigetragen, die wir aufgrund verschlechterter Marktverhältnisse bei unseren Geschäften in Großbritannien, Schweden und Italien sowie bei außer-europäischen Aktivitäten und bei der Einheit Exploration & Produktion im letzten Quartal vornehmen mussten. Diese Entscheidungen waren nicht schön, aber unumgänglich. Von uns nicht zu beeinflussen sind im Rechenwerk des Konzerns auch die extrem niedrigen Zinsen, wie sie auf dem Schaubild am Beispiel der 10jährigen Bundesanleihen gezeigt werden. Wir haben auch im vergangenen Jahr erhebliche Mittel freigesetzt, um unsere Schulden abzubauen. Dies gelang uns mithilfe eines operativen Cashflows auf dem hohen Vorjahresniveau von 6,3 Milliarden Euro, durch die erfolgreiche Fortsetzung unseres Desinvestitionsprogramms und durch weiterhin strikte Investitionsdisziplin. Damit haben wir unsere Nettofinanzposition – also Finanzverbindlichkeiten abzüglich liquide Mittel und langfristige Wertpapiere – von 10,5 auf 8,8 Milliarden Euro verbessert. Vor allem wegen der stark gesunkenen Zinsen mussten wir allerdings gleichzeitig in Deutschland und Großbritannien unsere Pensionsrückstellungen um 2,2 Milliarden Euro erhöhen. Unsere wirtschaftliche Nettoverschuldung – die auch Pensionsrückstellungen erfasst – stieg vor allem durch diesen Effekt um 1,2 Milliarden Euro auf 33,4 Milliarden Euro. Die künftigen Pensionen der Kolleginnen und Kollegen im Konzern steigen dadurch aber nicht um einen Euro. Meine Damen und Herren, Sie haben auf den Hauptversammlungen der vergangenen Jahre oft nach den Ergebnissen des ersten Quartals gefragt. Wir mussten passen – haben uns das aber zu Herzen genommen. Heute können wir Ihre Frage beantworten. Unser Gasabsatz hat im Vergleich zum 1. Quartal des letzten Jahres aufgrund des kälteren Winters kräftig zugelegt. Auch unser DeutschlandGeschäft verlief positiv; das in den übrigen EU-Ländern blieb stabil. Der globale Handel mit Strom und Rohstoffen konnte zulegen. Gleichzeitig setzt sich jedoch der Verfall der langfristigen Strompreise fort. Dies setzte unter anderem die Erlöse unserer Wasserkraftwerke unter Druck. Auch litt unser Erdöl- und Gasfördergeschäft unter den massiv gesunkenen Weltmarktpreisen für Rohöl und Kondensate. Unser Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 9 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, der nachhaltige Konzernüberschuss um 15 Prozent auf 1,0 Milliarden Euro. Wie wird das Gesamtjahr 2015? Werden sich die Erholungstendenzen bei Rubelkurs und Ölpreis fortsetzen? Drehen sich hier nachhaltig die Trends? Das kann heute niemand verlässlich sagen. Zur Jahresmitte wissen wir Seite 5 von 14 E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen vermutlich mehr. Zwar werden wir im laufenden Jahr vier große neue Anlagen ans Netz bringen: Das Kraftwerk in Rotterdam und der britische Offshore-Windpark Humber Gateway produzieren bereits, vor wenigen Tagen sind die ersten Anlagen in Amrumbank West in der deutschen Nordsee in Betrieb genommen worden, der saubere Strom vom Meer ist bereits im deutschen Netz! Und wir freuen uns darauf, im Sommer nahe Krasnojarsk ein modernes 800-Megawatt-Kraftwerk zu eröffnen. Andererseits bleiben die Verhältnisse in einigen unserer Märkte angespannt. Insbesondere werden die gesicherten Preise in unserem Stromportfolio in Zentraleuropa von 56 Euro je Megawattstunde in 2014 auf rund 50 Euro zurückgehen. Wir haben im März unseren Ausblick auf Basis der damaligen Marktnotierungen und der damals aktuellen Wechselkurse bekanntgegeben. Dabei können wir zu einem so frühen Zeitpunkt im Jahr nur von dem in der Prognose ausgehen, was sich mit einiger Sicherheit einschätzen lässt. Heute gehen wir weiterhin für 2015 von einem EBITDA zwischen 7,0 und 7,6 Milliarden Euro und bereinigtem Jahresüberschuss von1,4 bis 1,8 Milliarden Euro aus. Natürlich werden wir im weiteren Jahresverlauf unsere Prognose an die tatsächlichen Entwicklungen anpassen, falls sich die positiven Tendenzen bei den Wechselkursen und anderen Rahmendaten stabilisieren. Meine Damen und Herren, uns ist völlig klar, dass Sie als Aktionäre Anspruch auf Planungssicherheit haben. Dies gilt gerade auch dann, wenn sich unser Konzern neu aufstellt. Wir haben deshalb gesagt, dass wir für die Geschäftsjahre 2014 und 2015 eine feste Dividende von jeweils 0,50 Euro vorschlagen werden. Dabei bleiben wir. Für 2014 entspricht dies einer Ausschüttungsquote von 60 Prozent. Für Sie ergibt sich damit bezogen auf den Jahresendkurs 2014 eine Rendite von 3,5 Prozent. Das kann sich sehen lassen in Zeiten, in denen man – wie wir eben gesehen haben – anderswo im Kapitalmarkt schon froh sein muss, überhaupt einen kleinen positiven Zins erzielen zu können. Dabei bieten wir Ihnen auch in diesem Jahr an, die Bardividende teilweise gegen Aktien der E.ON SE zu tauschen. Bei den angebotenen Aktien handelt es sich um eigene Aktien der Gesellschaft, die aufgrund der Ermächtigung der Hauptversammlung aus dem Jahr 2012 für das Tauschangebot verwendet werden. Hierfür ist es formal notwendig, das Bezugsrecht der Aktionäre auszuschließen. Unabhängig davon richtet sich das Angebot mit Ausnahme kapitalmarktrechtlich notwendiger Beschränkungen an alle Aktionäre unserer Gesellschaft. Die Aktien werden zu einem marktnahen Preis ausgegeben mit einem Abschlag von höchstens drei Prozent. Seite 6 von 14 E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen Die Angebotsfrist beginnt am 8. Mai 2015 und endet am 27. Mai 2015. Um die technische Abwicklung zu ermöglichen, wird die Dividende voraussichtlich am 5. Juni 2015 ausgeschüttet. Sofern Sie keine Aktien, sondern die Dividende in bar erhalten möchten, brauchen Sie nichts zu veranlassen. Informationen zu dem Angebot sind Ihnen bereits mit der Einladung zur Hauptversammlung zugegangen. Darin ist auch beschrieben, wie Sie das Angebot annehmen können. Die Informationen sind zudem über die Internetseite der E.ON SE abrufbar. Meine Damen und Herren, wie blicken heute auf ein Geschäftsjahr zurück, dass für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns fordernder war, als kaum eines zuvor. Überall im Konzern wurde unter schwierigen Marktverhältnissen mit hohem Einsatz gearbeitet. Diesem Engagement ist zu verdanken, dass unser Konzern auch in stürmischer See Kurs gehalten hat. Ich spreche deshalb sicherlich auch in Ihrem Namen, wenn ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr herzlich danke. Danken möchte ich auch den Arbeitnehmervertretungen für die enge und konstruktive Zusammenarbeit. Das ist gute E.ON-Tradition, wie sie sich über viele Jahre bewährt hat! Aber gerade in diesem Jahr ist dies mehr denn je gerechtfertigt. Wir haben gemeinsam mit den Betriebsräten unser Effizienzprogramm erfolgreich und sozialverträglich erfüllt. Mit ihnen haben wir auch vertrauensvoll und verschwiegen die neue Strategie erarbeitet. Dies geht nur bei wechselseitigem Vertrauen und Offenheit, wie sie uns bei E.ON seit Jahren auszeichnet. Das ist gut so und soll auch künftig so bleiben. Meine Damen und Herren, das Energiegeschäft, so wie wir alle es kennen, wird in den gegenwärtigen Umbrüchen zu einem vergangenen Kapitel Industriegeschichte. Ein großartiges Kapitel, haben wir doch viele Jahrzehnte lang der modernen Industriegesellschaft das gegeben, was sie braucht, bevor auch nur eine Tonne Erz geschmolzen, ein Auto zusammen gebaut und ein Computer hochgefahren werden kann: Energie. Und zwar ausreichend Energie, effizient erzeugt, zuverlässig bereitgestellt und zu wettbewerbsfähigen Preisen geliefert. Auf diese Geschichte sind wir stolz. Und sie ist auch nicht zu Ende. Die Industriegesellschaft und die Menschen, die in ihr arbeiten und leben, brauchen weiterhin Energie. Aber wie und wo Energie erzeugt wird, wie sie transportiert und eingesetzt wird – das verändert sich gerade fundamental. Diese Veränderungen gehen weit über das hinaus, was sich die Politik in Deutschland und anderswo als Energiewende vorgenommen hat. Die Politik spielt natürlich überall eine wichtige Rolle, keine Frage. Aber die entscheidende Dynamik kommt längst vom technologischen Fortschritt. Und Seite 7 von 14 E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen von den neuen Bedürfnissen und Wünschen, die er bei den Kunden geweckt hat. Schauen Sie sich um in Deutschland: Windräder zu Hunderten, nicht nur an der Küste. Solaranlagen auf vielen Dächern, nicht nur im sonnigen Süddeutschland. Die Kuppeln der Biogasanlagen in jedem Dorf. Aber schauen Sie nicht nur nach Deutschland. In Australien haben in einigen Regionen vier von zehn Häusern eine Solaranlage auf dem Dach. Süd-Australien erzeugt bereits 25 Prozent seines Strombedarfs aus Solarenergie. Wind spielt ebenfalls eine große Rolle. Sie konnte im vergangenen September durchschnittlich 75 Prozent des Strombedarfs in Süd-Australien bestreiten. Wind und Solar wachsen weiter – trotz geringer und teilweise bereits eingestellter Förderung. Einfach deshalb, weil die Kunden es wollen. In Kanada ist der Stromverbrauch im stabilen Trend seit Jahren rückläufig, weil Strom immer effizienter eingesetzt wird. Die USA wollen bis 2040 die Kapazität der Erneuerbaren verdreifachen, vor allem durch Ausbau von Solaranlagen für Haushalte und Kommunen. Inzwischen fahren 300.000 Elektro-Autos auf amerikanischen Straßen. Kalifornien will den Anteil der Erneuerbaren auf 50 Prozent erhöhen. Japan von derzeit 10 Prozent der Stromerzeugung bis 2030 auf 20 Prozent verdoppeln. Erst in Konturen ist erkennbar, was aus dem Zusammenspiel von immer neuen Innovationen und immer differenzierteren Kundenwünschen entstehen wird. Pakete aus einer PV-Anlage plus Batterie dürften – national abhängig von der konkreten Regulierung – in vielen Märkten und auch in Deutschland schon in näherer Zukunft wettbewerbsfähig werden. Kräftige Impulse kommen von der zunehmenden Digitalisierung. Big Data wird zum Werttreiber auch in der Energieversorgung. Traditionelle Branchengrenzen werden durchlässig. Das Energiegeschäft gewinnt eine ganz neue Dynamik und ungeahnte Attraktivität. Mancher hat sich gewundert, dass Google im Januar 2014 Nest Lab übernommen hat. 3,2 Milliarden Dollar, meine Damen und Herren, für einen Hersteller von selbstlernenden Raumthermostaten und Rauchmeldern? Aber in der Verbindung von Energiegeschäft und Big Data steckt Musik – und zwar genau die Sorte, die man im Silicon Valley gerne hört. Das Internet verbindet heute eine Milliarde Menschen über PCs und 6 Milliarden über mobile Geräte. Das „Internet of Things“ soll Prognosen zufolge schon 2020 weltweit 28 Milliarden Geräte verbinden. Dies wird absehbar auch die Energieversorgung revolutionieren. Maßgeschneiderte Lösungen werden wettbewerbsfähig. Größenvorteile verlieren ihre einst dominierende Bedeutung. Mit einer Solaranlage auf dem Dach, einer MikroKWK-Anlage im Keller, einem Elektro-Auto vor der Tür und einer intelligenten Verbrauchssteuerung kann heute jeder seine eigene Seite 8 von 14 E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen Energiewende bei sich zu Hause oder auch gemeinsam mit den Nachbarn machen. Immer mehr Energiekunden haben ihre eigenen Vorstellungen dazu entwickelt, wie ihre Energieversorgung aussehen soll. Und die Kunden erwarten zu recht von uns, dass wir auf sie zugehen, um ihre Bedürfnisse zu verstehen und überzeugende Angebote machen. Wir haben in Tausenden von Treffen mit Kunden von Schweden über Großbritannien bis Deutschland diesen Dialog aufgenommen. Wir haben im vergangenen Jahr allein in Deutschland 60.000 neue Kunden gewonnen. Und wir haben unsere Glaubwürdigkeit beim Kunden, wie sie mit der anerkannten NPS-Methode gemessen wird, kontinuierlich verbessert. Rund um den Kunden als Gravitationszentrum weisen die technologischen Trends eindeutig in eine erneuerbare und dezentrale Energiezukunft. Und doch gilt in den USA wie in Deutschland, in Kanada wie in Australien, in Japan wie auch anderswo: Auf die Leistungsfähigkeit der „klassischen“ Energiewelt kann noch lange nicht verzichtet werden. Ohne konventionelle Großkraftwerke und ohne Handel und Transport großer Energievolumen können die Energiesysteme hochentwickelter Länder noch für lange Zeit nicht stabil funktionieren. Noch brauchen die erneuerbaren Energien das feste Fundament rund um die Uhr verlässlicher konventioneller Kraftwerke. Noch können die vielen dezentralen Lösungen nicht alleine bestehen. Sie brauchen die Einbindung in ein funktionierendes Gesamtsystem. Die fossile Energiegewinnung und -erzeugung, die hier tätigen Unternehmen, das Wissen und Können ihrer Mitarbeiter – das alles ist beileibe nicht von gestern. Sie werden vielmehr noch lange gebraucht. Wie sollen wir mit diesen heterogenen, teilweise auch widersprüchlichen Entwicklungen in unseren Märkten umgehen? Mit dieser Frage haben wir uns im vergangenen Jahr gründlich auseinander gesetzt. Wir haben mit vielen gesprochen: Experten von in- und außerhalb der Energiewirtschaft, Investoren, Professoren, Startup-Unternehmern und vor allem auch Praktikern aus allen Ecken des Konzerns. Wir haben uns gefragt: Was verbindet Solaranlagen und Gas-Pipelines heute eigentlich noch? Was Mikro-KWK und Großkraftwerke? Smart Meter und Intra-day trading? Unsere Antwort: Nicht mehr viel. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir es mit zwei Energiewelten zu tun haben, die sich immer weiter voneinander entfernen. Einerseits die neue Welt der erneuerbaren Energien, intelligenter kundennaher Netze und kundenspezifischer Lösungen; andererseits die „klassische“ Energiewelt der großtechnischen und großvolumigen Systemgeschäfte von Wasserkraft bis zur Kernenergie, vom Gasgeschäft bis zum Emissionshandel quer durch die Welt. Beide Welten sind inzwischen so verschieden, dass sie unterschiedliche unternehmerische Ansätze erfordern. Seite 9 von 14 E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen Damit wurde uns klar, dass die bisherige Aufstellung des Konzerns nicht mehr zukunftsfähig ist. Nach unserer Überzeugung hat sich das integrierte Konzept überholt. Wir sind aber trotzdem von der Zukunftsfähigkeit unserer Geschäfte in der klassischen, wie in der neuen Energiewelt überzeugt. Deshalb haben wir uns entschlossen, diese Bereiche zu trennen. Wir haben diese Strategie „Empowering costumers, shaping markets“ genannt. E.ON wird sich ganz darauf konzentrieren, die Energiezukunft zu gestalten. Erneuerbare Energien, Energienetze und dezentrale Energielösungen sind die Eckpfeiler der Energieversorgung von morgen und übermorgen. In diesen Märkten werden wir in Zukunft wachsen und damit Werte schaffen. Wir können unseren Kunden beim Energiesparen helfen, ohne dass diese sich fragen müssen, ob wir als Kraftwerksbetreiber ihn wirklich ernsthaft beraten werden. Die internen Kompromisse und externen Verrenkungen, die bisher oft nötig waren, entfallen künftig. In der neuen Energiewelt zählen Schnelligkeit in einer schlanken Organisation, unbedingte Kundenorientierung und Innovationsfähigkeit. Wer den Konzern kennt, der weiß, dass wir die exzellenten Leute dafür haben, zahlreiche hochinteressante Projekte in der Pipeline und mittlerweile auch die flachen Strukturen und kurzen Wege für schnelle Entscheidungen. Dies alles können wir in der fokussierten Aufstellung konsequenter einsetzen, um die neue Energiewelt zu gestalten. Unsere Geschäfte aus der „klassischen“ Energiewelt gliedern wir in eine eigene Gesellschaft aus, die wir 2016 mehrheitlich an Sie, unsere Aktionäre, abgeben wollen. Diese neue Gesellschaft hat mit ihrer klaren Fokussierung auf die Energiesysteme ein noch lange unentbehrliches Geschäftsfeld. Oder brauchen wir plötzlich keinen Strom mehr, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht? Kein Gas mehr, ob über Pipelines oder mit dem Schiff, ob aus Norwegen, Russland oder Kanada? Kein effizientes Trading von Strom und Gas, von Kohle oder CO2-Zertifikaten? All das brauchen wir noch für lange Zeit. Denn eine ausschließlich erneuerbare Energiewelt ohne jede Absicherung durch konventionelle Energie bleibt noch lange Utopie. In diesem Unternehmen wird sich ein energiewirtschaftlicher Erfahrungsschatz konzentrieren, der seinesgleichen sucht. Der konventionelle Kraftwerkspark dieses Unternehmens gehört nach intensivem Kostenmanagement zu den wettbewerbsfähigsten in Europa. Diese Kraftwerke haben beste Chancen in Kapazitätsmärkten oder auch in einem Marktumfeld, das Knappheitspreise erlaubt – und eines von beiden wird kommen. Die Aktivitäten im Gasgeschäft – Importverträge, Gasspeicher, LNG-Anlandeanlagen und Bezugsoptionen, Beteiligungen an der OstseeGaspipeline Nord Stream und am sibirischen Gasfeld Yushno Russkoye – sind wertvolle und rentable Investments. Sie sind für die deutsche und europäische Gasversorgung von strategischer Bedeutung. Seite 10 von 14 E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen Meine Damen und Herren, im vergangenen November haben wir gesagt, dass wir Ihnen im zweiten Quartal 2015 weitere Details zur Umsetzung unseres Konzepts vorstellen werden. Wir halten unser Wort. Bereits in der vergangenen Woche haben wir eine Reihe von Struktur- und Personalentscheidungen bekannt gegeben, die uns ein großes Stück voran bringen. Erstens steht der Name der neuen Gesellschaft fest. Sie wird am 1. Januar 2016 unter dem Namen „Uniper“ an den Start gehen. Dieser Name hat nach unserer Überzeugung das Potential, zu einer ebenso starken Marke wie E.ON zu werden. Uniper steht für „Unique Performance“. Dieser Name bekräftigt den Anspruch der neuen Gesellschaft, in ihren Märkten führende Positionen einzunehmen. Und was mich besonders freut: Der Name Uniper ist von einem Mitarbeiter bei E.ON Anlagenservice in Gelsenkirchen vorgeschlagen worden. Es waren 2.000 Namensvorschläge allein von Mitarbeitern eingereicht worden. Ein deutliches Zeichen für die Kreativität im Konzern und für die Ausbruchstimmung, die entstanden ist. Etliche dieser Vorschläge kamen in die engere Wahl. Uniper hat das Rennen gemacht. Dafür auch von dieser Stelle noch einmal ganz herzlich Dank und Glückwunsch an den Kollegen aus Gelsenkirchen! Zweitens haben wir die Führungsstrukturen beider Gesellschaften festgelegt. Der Vorstand Ihrer künftigen E.ON wird neben einem Vorsitzenden und einem Finanzvorstand zwei operative Verantwortungsbereiche haben. Einen Vorstand für die Märkte, für die Innovationen und die Digitalisierung und einen für das Netz- und Kundengeschäft in unseren Heimatregionen. Diese Organisationsstruktur spiegelt die strategischen Schwerpunkte dieses Unternehmens wider. Es wird einen starken Fokus auf die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen legen. Dabei wird es die Kundenbindung in den heutigen Märkten Deutschland, Großbritannien, Schweden, Tschechien, Ungarn, Rumänien und der Slowakei systematisch verstärken. Gleichzeitig liefert es auch künftig weitreichende und effiziente Produkte für die Netze, für die rund 32 Millionen Kunden zwischen Istanbul und Stockholm, zwischen Flensburg und den Alpen. Der Vorstand von Uniper wird neben seinem Vorsitzenden und einem Finanzvorstand ebenfalls zwei operative Vorstände haben, einen Vorstand für den Bau und Betrieb der technischen Anlagen und einen für die kommerzielle Vermarktung. Dies entspricht der für Uniper charakteristischen Verzahnung der Geschäftsfelder mithilfe eines integrierten Steuerungsmodells. Die vormals getrennten Bereiche für Stromerzeugung und globalen Energiehandel werden so in einer integrierten Managementstruktur zusammengeführt. Folgerichtig wird der UniperVorstand die Geschäfte direkt steuern. Das genaue Personaltableau für E.ON und Uniper in dieser Gesamtaufstellung hat Ihnen bereits Herr Wenning vorgestellt. Seite 11 von 14 E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen Drittens haben wir auch bereits die zentralen Standorte festgelegt. Dabei waren vor allem zwei Dinge für uns wichtig: Die Mitarbeiter beider Unternehmen sollten an jeweils einem Standort zusammengeführt werden, um das Zusammenwachsen und das Entstehen einer neuen, eigenen Identität zu erleichtern. Zudem sollten die Belastungen für die Mitarbeiter durch längere oder neue Arbeitswege so gering wie möglich gehalten werden. Mit der gefundenen Lösung sind wir beiden Kriterien gerecht geworden. Die Aktivitäten von E.ON werden in unserem hochmodernen und neuen Bürogebäude hier in Essen konzentriert. Wenn Sie beim Verlassen der Hauptversammlung an der Straße nach rechts schauen, können sie dieses Gebäude mit Arbeitsmöglichkeiten für über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehen. Dort können sämtliche der künftigen E.ON zugeordneten Kolleginnen und Kollegen in der Rhein-Ruhr-Region optimale Arbeitsbedingungen erhalten. Außerdem besteht hier die auch räumliche Möglichkeit, einen Bereich für Produktinnovationen mit Startups und Partnern anzusiedeln. Uniper übernimmt unsere in Düsseldorf genutzten Liegenschaften und wird ihren Sitz im Düsseldorfer Hafen erhalten. Hier und in der heutigen Konzernzentrale am E.ON-Platz können die wesentlichen operativen Steuerungseinheiten sowie die Verwaltungs- und Unterstützungsaktivitäten von Uniper optimal angesiedelt werden. Sie sehen, meine Damen und Herren, dass wir ein hohes Tempo eingeschlagen haben. Und genauso geht es jetzt weiter. In den nächsten Wochen werden wir intensiv an der weiteren Detaillierung der Aufteilung des Konzerns arbeiten. Gleichzeitig werden wir die weiteren Führungsebenen besetzen. Danach werden die Mitarbeiter zugeordnet. Dies wird wie bisher in enger Abstimmung mit den Belegschaftsvertretungen geschehen. So werden sich die Organisationen beider Unternehmen schon bald nach und nach mit Leben füllen. Meine Damen und Herren, wer den Trends in die Energiezukunft nicht hinterher laufen, sondern sie gestalten will, der muss bereit sein, mit klaren Entscheidungen ein neues Kapitel aufzuschlagen. Dies gilt für die Unternehmen, dies gilt aber auch für die Politik. Wo ein dynamischer technologischer Fortschritt und immer differenziertere Kundenwünsche die Regie übernommen haben, passt eine Politik ständig neuer staatlicher Markteingriffe nicht mehr in die Zeit. Denn sie blockiert den Fortschritt, anstatt ihn zu fördern. Auf dem Weg in die Energiezukunft brauchen wir vielmehr intelligente und verlässliche Rahmenbedingungen. Nur so werden die hohen Investitionen, die nötig sind, aufgebracht und auf die richtigen Ziele gelenkt. Die Energiezukunft ist sehr kapitalintensiv. Planungssicherheit ist deshalb grundlegend. Dazu muss die Politik beitragen, wenn sie den Energiewandel voran bringen will. Seite 12 von 14 E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen Wir haben in den letzten Jahren viele Widersprüche der deutschen und europäischen Politik aufgezeigt und notwendige Reformen angemahnt. Auch wenn manches noch im Argen liegt, gibt es seit unserer letzten Hauptversammlung doch auch viele positive Fortschritte festzustellen. In der EU-Kommission gibt es nun einen Vizepräsidenten für das Leitthema Energie, beim Kommissar Arias Canete wurden Energie und Klimaschutz endlich zusammengelegt. Das erste politische Dokument der JunckerKommission formulierte die notwendigen Schritte hin zu einer Energieunion in Europa. Im letzten Oktober haben die Staats- und Regierungschefs ein ambitioniertes neues Klimaziel für 2030 verabschiedet, in diesen Tagen wird die Reform durch kränkelnden Emissionshandel geklärt. Neue Rahmenbedingungen für eine Integration der Erneuerbaren Energien in den Markt und stimmige Förderkonzepte wurden in Brüssel verabschiedet. Die deutsche Bundesregierung hat bei vielen dieser Maßnahmen maßgeblich Pate gestanden. Auf dieser Grundlage gab es in Deutschland wichtige neue Reformen für die bessere und nachhaltigere Förderung von Erneuerbaren Energien, in diesen Wochen hat die erste Ausschreibung für Freiflächen Solaranlagen stattgefunden. Dennoch gibt es noch viele Themen aufzuarbeiten. Ausdrücklich begrüßen möchte ich deswegen, dass die Bundesregierung im Sommer Entscheidungen zu zentralen offenen Fragen der Energiepolitik treffen will. Denn hier gibt es viele lose Enden, die endlich zu einem festen Strang geflochten werden müssen. In den Märkten hat sich beträchtliche Unsicherheit angestaut, mit welchen energiepolitischen Rahmenbedingungen künftig zu rechnen ist. So herrscht große Skepsis, ob es wirklich gelingen kann, ohne Kapazitätsmärkte eine stabile Stromversorgung aufrecht zu erhalten. Wer wird Kraftwerke, die mit dem Ausbau der Erneuerbaren unwirtschaftlich geworden sind, am Netz lassen, wenn Versorgungssicherheit keine faire Vergütung erhält? Nicht zu reden vom Bau neuer Kraftwerke, der schon in wenigen Jahren unweigerlich notwendig wird. Erhebliche Irritationen hat auch die Idee ausgelöst, ältere Kohlekraftwerke mit einer nationalen Klimaabgabe zu belasten. Wie passt dies zum europäischen Emissionshandel? Europa ist bei Gestaltung einer nachhaltigen Energie- und Klimapolitik das richtige Handlungsfeld. Der europäische Binnenmarkt ist und bleibt die richtige Antwort auf die globalen Herausforderungen. Wenn jetzt die Europäische Kommission eine Energieunion mit einheitlichen Rahmenbedingungen überall in Europa formen will, so ist das der richtige Weg. Deutschland sollte, Deutschland muss dabei eine treibende Rolle einnehmen. Das ist meine feste Überzeugung, für die ich mich weiterhin einsetzen werde. Natürlich ist es leicht, Erwartungen an die Politik zu richten. Was tun denn wir als Energieunternehmen, um die Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten? Ich meine: Eine ganze Menge. Dies zeigt unser Nachhaltigkeitsbericht, den wir heute auf unsere Website gestellt haben. Ich Seite 13 von 14 E.ON SE, Ordentliche Hauptversammlung, 7. Mai 2015 Rede Dr. Johannes Teyssen kann Ihnen nur empfehlen, sich diesen Bericht einmal anzusehen. Sie finden dort viele Beispiele dafür, wie sich E.ON für den Klimaschutz engagiert. Wie wir unseren Kunden beim Energiesparen helfen. Wie wir uns gemeinsam mit anderen in der Bettercoal-Initiative um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Umweltschutzes bei den Kohlelieferanten bemühen. Und was wir für unsere Mitarbeiter tun, etwa bei der Förderung von Frauen oder bei der Arbeitssicherheit. Ich kann Ihnen versprechen: Unser Einsatz für die Nachhaltigkeit wird bei E.ON wie bei Uniper nicht nachlassen. Meine Damen und Herren, E.ON gehört zu den wenigen Unternehmen, die sich aus der Krise der europäischen Energiewirtschaft erkennbar lösen. Wir schwimmen uns aus eigener Kraft frei. 2015 und 2016 sind entscheidende Jahre für die Zukunft von E.ON. Dessen ist sich der ganze Konzern bewusst. Wir arbeiten mit aller Kraft an der Umsetzung unserer Strategie „Empowering costumers, shaping markets“. Und stellen uns zugleich den operativen Herausforderungen in unseren Geschäften. Wir können und werden das schaffen, weil wir wissen: Auf diese Weise werden wir unseren Geschäften eine gute Zukunft ermöglichen. Indem wir die Geschäfte des Konzerns so aufstellen, wie es unsere Märkte heute und in Zukunft erfordern, legen wir die Grundlagen für neue Wertschaffung. Begleiten Sie E.ON weiterhin dabei! Diese Rede enthält möglicherweise bestimmte in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf den gegenwärtigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung des E.ON-Konzerns und anderen derzeit verfügbaren Informationen beruhen. Verschiedene bekannte wie auch unbekannte Risiken und Ungewissheiten sowie sonstige Faktoren können dazu führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage, die Entwicklung oder die Leistung der Gesellschaft wesentlich von den hier abgegebenen Einschätzungen abweichen. Die E.ON SE beabsichtigt nicht und übernimmt keinerlei Verpflichtung, derartige zukunftsgerichtete Aussagen zu aktualisieren und an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen. Seite 14 von 14
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