VOR-gelesen! - von uns für Sie gelesen

Stand 23.07.2015
VOR-gelesen! von uns für Sie gelesen
Das Jugendbuch „Am Ende des Alphabets“ von Fleur Beale aus dem Knesebeck
Verlag für Jugendliche ab12 Jahren:
Die 14jährige Ruby ist die gute Seele ihrer Familie. Fast jede Hausarbeit nimmt
sie ohne Murren ihrer Mutter ab: sie kocht, putzt und betreut mit Hingabe ihre
zwei jüngeren Brüder.
Auch als sie ihr Zimmer mit ihrem älteren Bruder Max tauschen soll, damit dieser
endlich ein Zimmer für sich allein hat, um besser für die Schule lernen zu können,
findet sie das okay, denn schließlich hat sie eine Lese- und Rechtschreibschwäche
und ist in der Schule sowieso nicht gut. Bei diesem unterentwickelten Selbstwertgefühl merkt sie anfangs überhaupt nicht, dass Max seine Mutter regelrecht manipuliert und sich wie der Pascha in der Familie aufführt.
Erst Rubys beste Freundin öffnet ihr die Augen, und bezeichnet sie als „Fußabtreter der Familie“
und stellt ihr ein Ultimatum. Wenn Ruby nicht langsam mal Rückgrat beweise, kündige sie ihr die
Freundschaft. Und auf einmal sieht Ruby ihre Situation in einem anderen Licht und geht in einen
Streik. Plötzlich kann sie ihre Talente einsetzen: sie nimmt einen Job bei einem miesen Arbeitgeber
an, um Geld zu verdienen, geht zum Babysitten und lernt heimlich Portugiesisch, um sich ihren
großen Traum eines Schüleraustausches nach Brasilien erfüllen zu können. Am Schluss sind alle von
der neuen selbstbewussten Ruby überrascht, und nicht nur Max muss sich bei seiner Schwester entschuldigen.
Die Geschichte von Ruby hat mir sehr gut gefallen.Es ist ein Buch voller Optimismus und Ruby ist
eine Heldin, die einem sofort am Herzen liegt. Als starkes junges Mädchen entwickelt sie Selbstbewusstsein und kann auch trotz großer Hindernisse ihre Träume verwirklichen. Mit Recht wurde die
Autorin für den neuseeländischen Jugendpreis nominiert.
Beale, Fleur: Am Ende des Alphabets – 208 Seiten – ab 12 Jahren – Knesebeck – 14.95 EUR
Das Erstlesebuch „Die Wilde Wilma - Kugelfisch und Totentopf-„ von Jochen
Till aus dem Tulipan Verlag für Kinder ab 7 Jahren:
Schon seit einiger Zeit gibt es im Tulipan-Verlag die Erstlesereihe „Tulipan
ABC“. In drei Lesestufen werden erste Romane in einer leicht lesbaren Schrift
erzählt, die auch noch besonders liebevoll gestaltet sind. Nachdem z.B. die
Abenteuer von Raubritter Rocco sehr erfolgreich sind, hat er nun in seiner Cousine, der Wilden Wilma, weibliche Konkurrenz bekommen. In der hier vorgestellten Geschichte hat Wilmas Vater genug vom Raubritterleben. Ihn zieht es
zum Meer. Das findet auch Wilma ganz prima, denn sie will gleich die berühmteste Piratin der sieben Weltmeere werden. Zum Glück treffen die Beiden
schnell auf einen Piratenkäpitän, dem die Crew samt des erbeuteten Schatzes fortgelaufen ist. Nur
muss dieser noch überzeugt werden, dass Frauen keineswegs Unglück auf einem Piratenschiff bringen, damit auch Wilma an Bord gehen kann.
Die Geschichte ist sehr lustig und die Illustrationen hervorragend. Viele Details verführen zum genauen Hinschauen. So sieht man z.B. im Putzeimer an Deck eine… Haifischflosse.
Auch noch wenig geübte Leser werden ihren „ersten Roman“ sicher mit viel Freude lesen.
Und vielleicht kann man ja auch mal die Rollen tauschen, und die Eltern oder Großeltern zu Zuhörern machen ?
Jochen Till: Die Wilde Wilma – Kugelfisch und Totentopf – mit farbigen Illustrationen – Tulipan-Verlag – ab 7 Jahren – 8,95 EUR
Oker, Celil: Lass mich leben, Istanbul
Der verkrachte Privatdetektiv Remzi Ünal hat vor längerer Zeit seinen Job verloren,
mit seiner Freundin ist er auch zerstritten. Er lebt in einem schäbigen Hotel in einer
Seitenstraße des Hauptgeschäftsviertels von Istanbul. Seine Tage vertrödelt er in
Cafés und Bars. Eines Tages wird er dort von einem jungen Arzt angesprochen, der
seine Freundin vermisst und sie wiederfinden will. Widerwillig, aber um die Langeweile seiner Tage zu durchbrechen, nimmt Remzi Ünal den Auftrag an. Und er sticht
in ein Wespennest. Er stößt auf Mordopfer, korrupte Ärzte und Klinikchefs, eine
ominöse, illegale Klinik und gerät mit der Istanbuler Mafia in Konflikt. Die Ermittlungen laufen aus dem Ruder, zuletzt ist sogar sein eigenes Leben in Gefahr.
Mein Fazit:
Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Celil Oker lässt seinen Detektiv im Stil der amerikanischen Ermittler der 1940er Jahre ermitteln (Philipp Marlowe oder Sam Spade lassen grüßen). Ein eher stiller
Crime Noir ohne plastische Schilderungen irgendwelcher Grausamkeiten. Remzi Ünal führt bei seinen Ermittlungen den Leser durch die Straßen Istanbuls abseits der touristischen Sehenswürdigkeiten. Man lernt die Stadt aus einem anderen Blickwinkel kennen und ebenso die Menschen, die in
ihr wohnen. Meine Empfehlung als Urlaubslektüre, ganz besonders für die nächste Türkeireise.
Celil Oker: Lass mich leben, Istanbul – Remzi Ünal Band 5 – Klappenbroschur – 320 Seiten – Unionsverlag – 19,95 €
Erscheinungstermin 20. August 2015
Das Kinderbuch „Die Schule der magischen Tiere – Nass und nasser! “ von
Margit Auer aus dem Carlsen Verlag für Kinder ab 8 Jahren:
In diesem Frühjahr ist der mittlerweile 6. Band der Serie um die Lehrerin Miss
Cornfield mit ihrer Klasse samt den dort verteilten magischen Tieren erschienen.
In bewährter Mischung aus Spannung und Witz wird Schulalltag mit Magie vermischt. Derjenige, der es braucht, bekommt mit einem magischen Tier den
Freund des Lebens an die Seite gestellt. Jetzt steht der schulische Schwimmunterricht im Mittelpunkt. Hatice, immer noch ohne Seepferdchenprüfung, wird
deswegen von einigen Jungs in ihrer Klasse immer wieder geärgert. Damit sie
ihre Ängste vor dem Wasser abbaut, kann nur ein magisches Tier helfen, und
zwar, na klar, ein Seehund. Der zweite Erzählstrang dreht sich um den reichen Henry, der durch Zufall
erfährt, dass ihn seine Eltern in ein Internat schicken wollen. Nach einem heftigen Streit läuft er von
zu Hause weg und muss im Wald ums Überleben kämpfen. Neben seinen Klassenkameraden kommt
auch ihm ein magisches Tier in einer brenzligen Situation zu Hilfe. Welches, wird hier nicht verraten.
Auch der 6. Band überzeugt mich. Alle Charaktere werden weiter sehr einfühlsam geschildert. Sowohl zum Vorlesen als auch zum Selberlesen ist diese Serie bestens geeignet. Da in jedem Band
alle Personen mit ihren magischen Tieren vorgestellt werden, findet man sich auch unabhängig von
der Reihe in jedem Band gut zurecht.
Margit Auer: Die Schule der magischen Tiere Band 6 – Nass und nasser – mit Illustrationen – Carlsen Verlag – ab 8 Jahren – 9,99 EUR
Grevet, Yves: NOX – Unten
Eine Stadt am Abhang, geteilt in Oben und Unten, dazwischen liegt NOX, eine
schwarze Wolke aus Dreck und giftigen Gasen. Wer oben lebt, hat alles im Überfluss: Sonnenlicht, Essen, Energie, Geld…Unten leben die Armen: hier gibt es keinen Lichtstrahl, Energie gibt es nur soviel man selbst erzeugen kann: überall stehen Pedale, die man mit speziellen Schuhen treten muss, um Strom zu produzie-
ren. Lebensmittel sind knapp und künstlich. Und es gibt noch eine Hierarchie: Die Unterstadt ist in
Etagen eingeteilt: gleich unter der Wolke leben die Bessergestellten, je weiter man nach unten
kommt, desto schlechter geht es den Menschen. Ganz unten leben die „Unterhundert“, die Ärmsten
der Armen, die sich mit den schwersten Arbeiten und Diensten für die Oberen durchs Leben
schlagen müssen. Das Leben ist hart, die Lebenserwartung kurz, mit 40 ist man schon sehr alt.
Nachts zieht die Miliz durch die Straßen: eine Armee, ähnlich der SS im dritten Reich, die jeden, der
ohne Berechtigung nachts noch draußen ist, aufs Schlimmste malträtiert und grundlos ins Gefängnis
wirft.
Die Freunde Lucen, Gerges, Jea und Maurce sind 17, fast erwachsen, und müssen ihren Weg für die
Zukunft finden. Gerges tritt in die Fußstapfen seines Vaters und schließt sich der Miliz an, Jea und
Maurce sind in der Friedensbewegung und gehen in den Untergrund. Zwischen allen steht Lucen,
der einerseits seine Freunde nicht verlieren will, aber sich auch gegen die Ungerechtigkeiten in dieser Gesellschaft auflehnt. Und dann ist da noch Ludmilla, das reiche Mädchen aus der Oberstadt,
das durch ihr Kindermädchen von den Zuständen in der Unterwelt erfahren hat und sich einer geheimen Organisation zur Vereinigung der Stadt anschließt. Ludmillas und Lucens Wege kreuzen sich,
sie setzen ihr Leben für die Freiheit aufs Spiel. Der spannende Auftakt zu einer neuen Trilogie….
Mein Fazit:
Dieser düstere Roman von Yves Grevet hat mir sehr gut gefallen. Er erschafft ein beeindruckendes
Szenario, das sehr realistisch erscheint - man denke nur an das 3. Reich, oder an die totalitären
Regimes unserer Zeit. Eine spannende Geschichte über Freundschaft, Verlässlichkeit, Liebe, Freiheit und der Suche nach Gerechtigkeit, die unbedingt die Vorfreude weckt auf die nächsten Bände.
Grevet, Yves: NOX- Unten – Trilogie, 1. Teil – 320 Seiten – dtv -Verlag - 12,99 EUR – ab 14 Jahren
Das Kinderbuch „Mein Sommer mit Mucks“ von Stefanie Höfler aus dem Beltz
Verlag für Kinder ab 11 Jahren:
Endlich Sommerferien! Die 12jährige Zonja verbringt diese jeden Tag im Freibad.
Dort kann sie ihrer Lieblingsbeschäftigung, nämlich dem Beobachten von Leuten,
ungestört nachgehen. Denn Zonja interessiert sich nicht für Jungs und smartphones, sondern eher für Gott und die Welt und legt deshalb ununterbrochen Listen
mit für sie wichtigen Fragen an, um diese zu beantworten, so z.B. „Welches ist
der wertvollste Stein der Welt“ oder „Wie lange leben Löwen und woran sterben sie gewöhnlich“.
Eines Tages ist sie im Freibad wieder auf Beobachtungstour und entdeckt am
Beckenrand einen Jungen, der ihr vorher noch nicht aufgefallen ist. Durch einen
Rempler von spielenden Kindern fällt dieser ins Schwimmerbecken und muss von Zonja gerettet werden, da er offensichtlich nicht schwimmen kann. Schnell schließen die beiden Freundschaft und verabreden sich nun jeden Tag im Freibad zum Scrabblespielen. So erfährt Zonja von Mucks, so nennt
sich dieser Junge, von seinem Umzug von Berlin nach München. Die beiden verstehen sich sehr gut
und werden langsam Freunde. Doch nach ein paar Tagen stellt Zonja Mucks die sie seit längerem
drängende Frage, warum er mit 13 Jahren nicht schwimmen kann. Daraufhin springt Mucks wutentbrannt auf, schreit sie an und verschwindet nur in Badehose aus dem Freibad. Die völlig verdatterte
Zonja möchte diese Situation klären und will ihm die im Bad gelassenen Sachen nach Hause bringen. Beim Packen von Mucks Sachen entdeckt sie in seinem Rucksack ein Pfefferspray. Warum
Mucks sich Mucks nennt, obwohl er eigentlich Fabian heißt, warum er nicht schwimmen kann und
warum er Pfefferspray bei sich trägt, verrate ich nicht, aber die Geschichte ist für mich der auffälligste Debütroman und die bewegendste Freundschaftsgeschichte dieses Frühjahrs und unbedingt zu
empfehlen.
Übrigens der wertvollste Stein der Welt ist ein Kieselstein.
Höfler, Stefanie: Mein Sommer mit Mucks – 140 Seiten – ab 11 Jahren – Beltz-Verlag - 12.95 EUR
Das Bilderbuch „Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der nicht
einschlafen konnte“ von Sabine Bohlmann aus dem Thienemann Verlag für
Kinder ab 4 Jahren:
Es ist Herbst und somit Zeit für den Winterschlaf. Der kleine Siebenschläfer
soll 7 Monate schlafen? „Natürlich“, sagt seine Mama, „denn wir sind
schließlich die einzigen Tiere auf der ganzen Welt, die so lange schlafen
können. Und ein Siebenschläfer, der das nicht kann, ist kein richtiger Siebenschläfer.“ Aber trotzdem schläft der Kleine nicht ein. Zuerst kommt der Fuchs und will mit ihm
Schäfchen zählen. Der Tipp ist gut, denn der Fuchs schläft schnell ein. Weitere Freunde kommen: die
Nachtigall, die Schnecke, die Eule, die Fledermaus und der Bär. Jeder hat eine gute Idee, die bei allen wirkt, nur nicht – genau - beim kleinen Siebenschläfer. Als alle anderen Tiere friedlich schlafen,
findet er, dass es nun überhaupt nicht mehr schlimm ist, wenn er nicht schläft, denn dies merkt ja
jetzt niemand. Und dann ist es auch egal, ob er ein richtiger Siebenschläfer ist. Also denkt er ganz
froh an all die Sachen, die er in den 7 Monaten, in denen die anderen schlafen, machen kann, z.B.
so viele Süßigkeiten essen wie er will oder die Sterne zählen. Und über all diesen Gedanken…
schläft er glücklich ein.
Eine lustig illustrierte Gute-Nacht-Geschichte für alle, die manchmal nicht einschlafen können.
Bohlmann: Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer – Thienemann-Verlag – 32 Seiten – mit zahlreichen bunten Bildern – ab 4 Jahren – 12,99 EUR
Das Kinderbuch „Tagebuch einer Killerkatze“ von Anne Fine aus dem Moritz
Verlag für Erstleser:
In Tagebucheinträgen erzählt der Kater Kuschel von seinem Leben in der Familie von Ellie und ihren Eltern. Und wie es sich für eine Katze gehört, bringt
er seiner Familie gelegentlich „Geschenke“ mit. Am Montag z.B. den kleinen
Vogel, der ihm praktisch vor die Füße gefallen ist, okay, ein klein wenig hat
Kuschel ihn schon geknufft. Doch große Freude kommt über diese Geschenke
nicht auf, was Kuschel überhaupt nicht verstehen kann. Er ist doch eine Katze, also ist es vollkommen normal, dass er Löcher ins Blumenbeet buddelt
und tote Mäuse anschleppt. Doch als er am Mittwoch den Hasen der Nachbarn durch die Katzenklappe zerrt, ist Schluss mit lustig. Niemand würdigt es,
dass Kuschel eine Stunde gebraucht hat, den toten Hoppel durch die Katzenklappe zu zerren. Alle
sind schrecklich entsetzt und die Katzenklappe wird zugenagelt. Doch was soll nun mit dem toten
Hasen passieren?
Diese Tat von Kuschel darf auf jeden Fall nicht entdeckt werden. So wird der restaurierte, sprich gesäuberte und gefönte Hoppel in einer Nacht- und Nebelaktion zurück in den Hasenstall gebracht.
Doch war diese Aktion wirklich so gut?
Mir hat die witzige, wenn auch etwas makabre Geschichte mit einem schrägen Kater als Erzähler
sehr gut gefallen. Herrlich ist diese Neuausgabe von Axel Scheffler bebildert, und es kommt zu einem unerwarteten Ende, bei dem Kuschel sogar zum Helden wird.
Fine, Anne: Tagebuch einer Killerkatze – Moritz-Verlag – 64 Seiten – mit farbigen Illustrationen – ab 6 Jahren – 9,95 EUR
Bergin, Virginia: Rain – Das tödliche Element
(Thriller – nicht nur – für Mädchen ab 14 Jahren)
England, ein warmer Sommerabend, es ist Wochenende und viele Leute sind
draußen, grillen oder machen Party. Doch ein schreckliches Unheil braut sich zusammen. Ein Asteroid fällt vom Himmel, zerplatzt beim Aufprall und setzt ein urzeitliches Killerbakterium frei. Beim Kontakt mit Wasser vermehrt es sich in rasender Geschwindigkeit - und mit dem Absturz des Asteroiden geht ein starker
Gewitterregen einher. Jeder, der mit dem kontaminierten Niederschlag in Berührung kommt, bricht blutüberströmt zusammen und stirbt innerhalb weniger
Stunden unter qualvollen Schmerzen. Es gibt kein Gegenmittel. Auch das Trinkwasser ist kurz danach verseucht. Nur wenige Menschen überleben die Kata-
strophe, darunter die fünfzehnjährige Ruby. Nachdem sie ihre Familie durch die Seuche verloren hat,
ist sie ganz auf sich alleine gestellt beim Kampf ums Überleben. Plünderungen und Überfälle auf der
Suche nach Essbarem und vor allem nach trinkbaren Flüssigkeiten bestimmen fortan den Tagesablauf. Ein Horrorszenario nimmt seinen Lauf.
Mein Fazit:
Anfangs musste ich mich an die flapsige, manchmal kreischend wirkende Jugendsprache, welche die
Autorin für dieses Buch verwendet, gewöhnen, doch dann hat es mich gefesselt. Die Szenerie nach
dem „Fallout“, das Chaos, die vielen Toten, die Plünderungen und die ständige Angst, selbst Opfer
eines Überfalls zu werden, ist derart plastisch geschildert, dass ich vor lauter Grusel an manchen
Abenden die Lektüre abrupt beenden musste und erst am nächsten Tag weiterlesen konnte. Dazu
kommt noch, dass man sich seit der Fukushima-Katastrophe einen verseuchten Regen mit nicht abzusehenden Folgen durchaus vorstellen kann. Ein spannender Thriller nicht nur für Teenies, sondern
auch für junggebliebene Erwachsene.
Bergin, Virginia: Rain – Das tödliche Element – 416 Seiten – Fischer-Verlag - 16,99 EUR – ab 14 Jahren
Bannerhed, Tomas: Die Raben
Südschweden in den 70er Jahren – ein kleines Dorf, bestehend aus einigen,
weit verstreut liegenden Bauernhöfen. Auf einem der äußersten wohnt der
zwölfjährige Klas mit seiner Familie. Es gibt viel Arbeit auf dem Hof und der
Ertrag reicht doch nur gerade mal so für das Leben der Familie. Der Vater hat
den Hof geerbt, die Mutter arbeitet mit, so gut sie kann, aber zwischendurch
träumt sie immer wieder einmal davon, einige Tage in Urlaub zu fahren, auszuschlafen, im Meer zu baden und nichts zu tun. Doch bei ihrem Mann stößt
sie auf taube Ohren. Er sieht nur immer die Arbeit, findet kein Ende und verliert zusehends den Verstand über seinem Tun. Ein Kartoffelkäfer ist für ihn
gleichbedeutend mit Myriaden von Kartoffelkäfern, die er Tag und Nacht mit
seiner Giftspritze bekämpft. Wenn eine Arbeit beendet ist, stürzt er sich auf
die nächste. Er wäscht sich nicht mehr, nimmt nicht mehr an Gesprächen teil,
verjagt jeden, der versucht, ihm zu helfen und wird mehr und mehr zum Gespött im Dorf. Klas muss
zwar ebenfalls auf dem Hof mithelfen, doch es macht ihm wenig Spaß. Seine Leidenschaft sind die
Vögel. Wann immer es möglich ist, zieht er sich auf eine kleine, versteckte Lichtung im Wald zurück
und beobachtet sie. Er kennt jeden Vogel nicht nur am Gesang, sondern am Klang des Flügelschlags, am Bau seines Nestes und am Piepen der Jungen. Hier fühlt er sich geborgen, allerdings
plagen ihn auch Gewissensbisse, weil er weiß, dass er mehr zu Hause sein, dem Vater helfen und
die Mutter entlasten sollte. Dann kommt ein Mädchen aus Stockholm in das kleine Dorf und Klas
verliebt sich in sie. Als das Mädchen in den Sommerferien in Urlaub fährt, ist er wieder allein. Er ist
darüber sehr traurig und muss gleichzeitig auch noch mit ansehen, wie der Vater immer mehr verrückt wird. Für einen Jungen mit zwölf Jahren kaum zu verkraften.
Mein Fazit:
Ein wunderschönes, poetisches Buch – es hat mir sehr gut gefallen und noch lange nachgewirkt. Mit
großem Feingefühl schafft es der Autor, die seelischen Befindlichkeiten des Jungen zu schildern.
Wortgewaltig beschreibt er die karge schwedische Landschaft, die Menschen, die in ihr wohnen,
und vor allem die Vögel: manchmal glaubt man fast, die Geräusche hören und Gerüche wahrnehmen zu können.
Bannerhed, Tomas: Die Raben – 448 Seiten – btb-Verlag - 21,99 EUR
Das Jugendbuch „Train Kids“ von Dirk Reinhardt aus dem Gerstenberg Verlag
für Jugendliche ab 13 Jahren:
Keine leichte Kost, denn es geht um Wirtschaftsflüchtlinge in Mittelamerika.
Wie ca. 300.000 illegale Migranten pro Jahr wollen auch die fünf Jugendlichen
Miguel, Fernando, Emilio, Jaz und Angel aus unterschiedlichen Gründen über
Mexiko in die USA einwandern, z.B. um wie Miguel seine Mutter in Los Angeles
zu suchen, die vor einigen Jahren auf der Suche nach dem Glück ihre Kinder in
Guatemala zurückließ. Vor den Jugendlichen liegen 2500 km, die sie als blinde
Passagiere, als sog. train kids, auf Güterzügen zurücklegen müssen. Auch wenn
sich der im „Zugreisen“ erfahrene Fernando der Übrigen annimmt, erleben sie
schreckliche Dinge: sie werden von Schleppern und Banditen ausgeraubt, von
korrupten Polizisten gejagt, von Drogendealern in Lebensgefahr gebracht. Doch immer gibt es auch
wieder unerwartete Hilfe, so z.B. von einem Pater, der ihnen Kirchenasyl vor der Polizei gewährt.Die Jugendlichen leben praktisch immer zwischen Hoffnung und Angst. Und schließlich müssen sie
die schwer bewachte Grenze in die USA überwinden Doch in jeder Gefahr halten die Freunde zusammen und am Schluss gibt es unterschiedliche „happy-ends“.
Sehr authentisch erzählt Dirk Reinhardt von einem auch für uns aktuellen Thema, man denke nur an
die Bootsflüchtlinge aus Afrika. Beeindruckend ist die fesselnde Schreibweise. Zwar sind die Protagonisten hier fiktiv, aber ähnliche Dramen spielen sich täglich in Mexiko ab. Im Anhang wird deutlich, dass Herr Reinhardt selbst „train kids“ getroffen und interviewt hat. Wenn man diese Geschichte gelesen hat, merkt man erst, wie gut es uns hier in Europa geht.Obwohl es eigentlich ein
Jugendbuch ist, ist es auch für Erwachsene lesenswert.
Reinhardt: Train Kids – Gerstenberg-Verlag – 320 Seiten – ab 13 Jahren – 14,95 EUR
Das Bilderbuch „Sitz“ von Alex Latimer aus dem Lappan Verlag für Kinder ab vier
Jahren:
Für Emil ist sein Hund Charly der beste Hund der Welt. Doch leider ist Charly sehr
schlecht erzogen, so dass die Eltern beschließen, den anstehenden Urlaub ohne
Charly zu verbringen. Er soll beim Opa bleiben. Damit dieser sich gut um Charly
kümmern kann, schreibt Emil eine „Gebrauchsanleitung für Charly“, damit Opa
Bescheid weiß. So gibt es z.B. Zettel darüber, was Charly gefällt und was nicht.
Oder wann Charly auf keinen Fall von der Leine gelassen werden darf. Diese Zettel werden auch während des Urlaubs weiter an Opa geschickt, wobei Emil immer das Gefühl hat,
etwas ganz Wichtiges vergessen zu haben. Und dann fällt es ihm ein: die Sache mit dem…Postboten. Leider kommt dieser Zettel beim Opa zu spät an und Charly verwüstet das Postamt regelrecht,
als Opa mal wieder Post von Emil abholen will. Doch nun ist die Geduld vom Opa erschöpft, und er
findet, dass Charly gutes Benehmen beigebracht werden muss. Ob es ihm gelingt?
Dieses Buch ist in diesem Frühjahr ein „Muss“ für alle kleinen und großen Hundefreunde. Lautes Lachen beim Anschauen und Vorlesen ist garantiert. Es lebt von den herrlichen Zetteln mit den von
Emil meistens gemalten Hinweisen auf die richtige Pflege von Charly. Am Schluss hat dieser sogar
einen… Heiligenschein.
Latimer: Sitz! – Lappan-Verlag – 32 Seiten – ab 4 Jahren – 12,95 EUR
Das Kinderbuch „Der Schatz des Listigen Lars“ von Gabi Neumayer aus dem Gulliver Verlag für Kinder ab 9 Jahren:
Spätestens seit dem Kinofilm „Fluch der Karibik“ ist uns das Piratenleben sehr präsent. Doch was weiß man über Piratenkinder? In dem hier vorgestellten Buch
schließt die Autorin diese Wissenslücke, denn hier sind Piratenkinder die Hauptpersonen. Wer hätte gedacht, dass auch diese bei ihrer Lehrerin Pistolen-Pia zur
Schule (die natürlich in einem Schiff ist) gehen müssen. Kurz vor den ersehnten
Sommerferien steht noch eine Prüfung in den Fächern, nein, nicht Mathe und
Deutsch, sondern Nautik, Piratengeschichte, Schiffspflege und Knotenkunde an.
Doch endlich ist auch dies geschafft und nun fehlt den Freunden Mick, Lili, Gordon, Stevie und Susa
nur noch ein richtiges Abenteuer, denn leider leben die Piraten wie normale Küstenbewohner.
Als Mick zufällig im Garten von Bill dem Buddler eine Schatzkarte findet, beginnt eine abenteuerliche Suche in dem vergessenen Meer nach dem Schatz des Listigen Lars, bei der es in Person des
gemeinen Carlos samt Crew einen fiesen Konkurrenten gibt. In heiklen Situationen müssen die Kinder zusammen halten, und auch eine Möwe namens Penelope spielt eine ganz wichtige Rolle.
Schon das Cover des Buches zeigt eine neugierige Mannschaft, die Abenteuer erleben will. Mir hat
die Geschichte sehr gut gefallen Neben Spannung, Humor und schrägen Charakteren bietet sie viel
Unterhaltungspotenzial für junge Leser.
Neumayer: Der Schatz des Listigen Lars – Gulliver -Verlag – 285 Seiten – ab 9 Jahren – 12,95 EUR
Rai, Edgar: Die Gottespartitur
Frankfurter Buchmesse, erster Tag kurz nach der Eröffnung: Der Literaturagent Gabriel Pfeiffer wird von einem Priesterschüler angesprochen, der ihm von seiner bedeutenden Entdeckung berichtet - der Gottespartitur: nur acht losen Blättern mit Noten darauf. Doch wer
diese auf einer Orgel spielt, dem soll Gott erscheinen. Pfeiffer lässt das zunächst kalt. Ein
Sympathieträger ist dieser Mensch wirklich nicht. Er ist seiner Arbeit und seines Lebens
überdrüssig. Der Literaturzirkus mit allen seinen Auswüchsen – Selbstdarsteller, Geldgier, Starallüren gefeierter Autoren – kotzt ihn an: ein klassischer Burn-Out. Seine Arbeit überlässt er größtenteils seiner Assistentin, er freut sich nur auf die Abende, die er mit viel Whisky ausklingen lässt.
Erst die Nachricht vom Tod des jungen Priesteranwärters holt ihn aus seiner Lethargie. Pfeiffer
macht sich auf und recherchiert nach dem geheimnisvollen Manuskript in den Archiven der British Library in London und in dem bayerischen Dorf, in dem sich das Priesterseminar befindet. Gabriel
Pfeiffer erfährt am Ende: es geht um Gott, wie prophezeit - und um Leben und Tod.
Mein Fazit:
Ein bisschen Dan Brown, ein bisschen Schlafes Bruder: dem studierten Musikwissenschaftler Edgar
Rai ist ein spannender Roman bzw. Krimi gelungen – packend bis zum furiosen Finale. Immer wieder fließen philosophische Betrachtungen über den Wert der Musik im Allgemeinen ein. Nebenbei
gewährt der Autor auch zynische Einblicke in die Interna der Buchmesse und des ganzen Literaturbetriebes. Meine Empfehlung für Musik- und Literaturliebhaber, die neben guter Recherche auch ironischen und witzigen Stil schätzen.
Rai, Edgar: Die Gottespartitur – Berlin-Verlag – 304 Seiten – 19,99 EUR
Das Kinderbuch „Ich, Toft und der Geisterhund von Sandkas“ von Wieland
Freund aus dem Beltz & Gelberg Verlag für Kinder ab 8 Jahren:
Das erste Buch, das ich mir aus den Novitäten des Herbstes ausgesucht habe, ist
ein Krimi für junge Leser. Helden dieser Geschichte um einen verborgenen Schatz
auf einer Urlaubsinsel sind allerdings unsere vierfüßigen Freunde, nämlich die etwas eingebildete Katze Disse und der kleine etwas ängstliche Terrier Toft. In der
beschaulichen Welt der beiden, die sie mit dem alten Parkplatzwächter Johann
teilen, taucht plötzlich in einer alten Burg ein riesiger Geisterhund auf, der die
Touristen vertreibt und so Johann um seine Einnahmequelle bringt. Nachdem die
Polizei nur die Burg sperrt, um weitere Beißattacken zu verhindern, gehen Disse und Toft allein
dem Rätsel nach. Und auch wenn es Disse kaum für möglich hält, wächst der kleine Toft in einer
brenzligen Situation über sich hinaus und das Rätsel um den Geisterhund wird gelöst.
Sehr gut gefallen haben mir die Charaktere der beiden Hauptfiguren: Disse mit ihren lustigen Kommentaren zu allem und jedem, dabei aber immer etwas arrogant und von oben herab und Toft, der
schnell mal vor Aufregung stottert, jedoch ein großes Kämpferherz besitzt. Der Höhepunkt wird von
einer wilden Jagd gebildet, bei der auch ein Bulle, eine Schafherde und ein pensionierter Polizeihund eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Wieder einmal ist Wieland Freund ein tolles Kinderbuch
gelungen.
Ich, Toft und der Geisterhund von Sandkas – 183 Seiten – ab 8 Jahren – Beltz-Verlag – 12,95 EUR
Shafak, Elif: Ehre
Der Roman erzählt die Geschichte von zwei Mädchen, die als jüngste Töchter einer
kurdischen Familie mit sechs weiteren Schwestern in einem kleinen Dorf am Euphrat aufwachsen. Die Zwillingsschwestern beschreiten völlig unterschiedliche Lebenswege. Die eine bleibt nach einer gescheiterten Liebe in ihrem Heimatdorf
und wird geachtete Hebamme und „Kräuterhexe“, die andere zieht mit ihrem
Mann über Istanbul nach London, wo sie versuchen, sich ein neues Leben aufzubauen. Doch das Glück währt nicht lange, denn ihr Mann ist spielsüchtig und verlässt die Familie. So ist Pembe auf sich allein gestellt mit der Erziehung der Kinder. Als sie sich in einen anderen Mann verliebt und beginnt, das Leben zu genießen, kommt es zur Katastrophe – einem Ehrenmord.
Mein Fazit:
Diese Familiengeschichte über Schuld und Ehre hat mich sehr berührt. Man erfährt vieles über die
kurdische und türkische Kultur, aber auch über die Probleme, mit denen Einwanderer in ihrer neuen
Heimat zu kämpfen haben. Einerseits sind sie noch ihrer Tradition verhaftet, andererseits möchten
sie sich auch im neuen Land wohl fühlen und müssen sich anpassen. Elif Shafak erzählt diese Geschichte aber nicht nur ernst, sondern auch orientalisch blumig und teils mit feinem Humor aus unterschiedlichen Perspektiven – eine aufwühlende, packende und sehr spannende Lektüre.
Shafak, Elif: Ehre – Kein & Aber Verlag – 528 Seiten – 24,90 EUR
Vetri, Nino: Lume Lume
Palermo, Europa: Einem Mann gefällt das rumänische Volkslied „Lume Lume“. „Leute“
oder „Welt“ - das ist die wörtliche Übersetzung von lume. Könnte es auch „Leute der
Welt“ oder „Welt der Leute“ heißen? Signor Nino möchte gerne den ganzen Text kennen, wissen, woher genau das Lied kommt. Er macht sich auf die Suche, zunächst bei
den Rumänen, die in seinem Viertel wohnen. Sie kennen zwar das Lied, leider aber
auch nicht den vollen Text, jeder hat seine eigene Version. Er bummelt weiter durch
die Stadt, trifft dabei neben Sizilianern auch Bangladeschis, Maghrebiner, Kosovaren,
Bilderbuch-Mafiosi, Barbiere auf Hausbesuch, mehr oder weniger fromme Muslime, Männer mit und
ohne Familie, Frauen, Kinder. Er sieht, wie die Stadt sich verändert. Die typischen kleinen Kaffeeröstereien oder Tante-Emma-Läden, wo man sich zum Schwatz getroffen hat, verschwinden über
Nacht, stattdessen gibt es dort funkelnde, nichtssagende Filialen von Modeketten, die überall in
der Welt gleich aussehen. Die kleinen Nachbarschaftstrattorien, die zwar nicht immer sauber, aber
dafür „heimelig“ waren, werden ersetzt durch stylische, sterile Önotheken, die keine Gemütlichkeit
ausstrahlen. Andererseits eröffnen aber die „neuen“ Palermitaner – also die Inder, Pakistani usw. –
ihre Läden, die verführerisch nach den Gewürzen des Orients duften und die vom Flair her den alten, sizilianischen Läden sehr ähnlich sind. Ist das das neue Palermo? Für Signor Nino nicht unbedingt eine Verschlechterung.
Mein Fazit:
Es war ein großes Vergnügen, dieses kleine Büchlein zu lesen und Signor Nino auf seiner Suche
nach dem Liedtext, die alle kurzen Geschichten zusammenhält, zu begleiten. Er beschreibt die Verhältnisse in Palermo, das ja schon immer ein Schmelztiegel aller Nationen, Kulturen und Religionen
war, in den leuchtendsten Farben mit viel Herz und Gefühl. Andrea Camilleri, Sizilianer wie Vetri,
hält den kleinen, eigenwilligen Roman für ein „Handbuch für das Zusammenleben in der Welt“. Dieses Büchlein ist die ideale Reiselektüre für alle, die einen Urlaub in Italien geplant haben und ein
Muss für alle Italophilen.
Nino Vetri: LUME LUME - Mit einem Vorwort von Andrea Camilleri - Klappenbroschur - 120 Seiten - edition.fotoTAPETA - 12,80 €
Das Jugendbuch „Zeit der großen Worte“ von Herbert Günther aus dem Gerstenberg Verlag für Jugendliche ab 14 Jahren:
Pünktlich zum Gedenkjahr an den Ersten Weltkrieg erscheinen auch im Jugendbuchbereich Titel zu diesem Thema. In dem hier vorgestellten Buch hat sich das
Attentat von Sarajevo bereits ereignet. Auch in Deutschland werden die Rufe
nach Vergeltung an der Seite des Verbündeten Österreichs immer lauter. Begriffe wie Ehre und Vaterland sind in aller Munde. So auch in der Familie des 14jährigen Pauls. Voller Enthusiasmus melden sich sein Vater und sein älterer Bruder
als Kriegsdienstfreiwillige der ersten Stunde. Jeder erwartet einen raschen
Sieg. Doch diese neue Art der technischen Kriegsführung mit Massenvernichtungswaffen zieht sich hin; die ersten Einschränkungen, wie z.B. Rationierung von Lebensmitteln,
treten auf. Auch die ersten Verwundeten kehren heim. Und die Sorge der Zurückgebliebenen wird
immer größer, und ist leider auch begründet.
Auch wenn die Zielgruppe für dieses Buch die 14-17jährigen sind, hat auch mich als Erwachsener
dieses Buch sehr berührt. Beim Lesen werden interessierte Jugendliche die damalige Zeit sicher
besser verstehen können. Überzeugend und anschaulich wird gezeigt, wie die anfängliche Kriegseuphorie bei den Menschen in nackte Angst umschlägt. Paul versucht dem Alltag in seinem Erwachsenwerden zwar auch viel Normalität abzugewinnen, aber immer mehr zweifelt er an dem Sinn des
Krieges. Schließlich zerbricht auch sein Weltbild und er begreift, dass ein Krieg nur Leid über alle
Beteiligten bringen kann.
Günther, Herbert: Zeit der großen Worte; 272 Seiten; mit Illustrationen; ab 14 Jahren; Gerstenberg Verlag; 14.95 EUR
Das Kinderbuch „Die Schule der magischen Tiere“ von Margit Auer aus dem
Carlsen Verlag für Kinder ab 9 Jahren:
Eigentlich ist die Wintersteinschule eine ganz normale Grundschule; mit Schülern, Lehrern, Direktor und Hausmeister. Wenn da nicht die neue Lehrerin Miss
Cornfield wäre. Denn gleich nach den Ferien stellt Miss Cornfield ihrer Klasse
den geheimnisvollen Mister Morrison vor, der in der ganzen Welt unterwegs ist,
um für seine Zoohandlung magische Tiere zu sammeln. Das besondere an magischen Tieren ist, dass sie sich mit ihrem Besitzer unterhalten können, für andere
aber nur wie ein Stofftier aussehen. Zunächst zwei dieser magischen Tiere sollen in der Klasse neue Begleiter finden. Dafür muss die ganze Klasse erst einmal einen Geheimhaltungsschwur leisten. Doch wer werden die beiden ausgewählten Kinder sein? Der eingebildete Jo,
der verträumte Benni, die zickige Helene oder die ehrgeizige Ida? Und was für Tiere werden wohl
verteilt? Gleichzeitig tauchen in der Schule ein Dieb und ein geheimnisvoller Stinkbombenleger auf,
die für große Unruhe in der Klasse sorgen. Können Ida und Benni dem Rätsel auf die Spur kommen?
Nach ihren bereits erfolgreichen Römergeschichten gelingt Margit Auer hier ein spannender Auftakt
einer magischen Schulgeschichtenserie für Grundschulkinder. Wer von uns hätte nicht auch gerne so
ein magisches Tier als treuen Freund und Begleiter, der immer für einen da ist. Da trotz der Magie
der normale Schulalltag erzählt wird, z.B. ein neuer Schüler kommt in die Klasse, ein Wettkampf
steht bevor, werden sich die Leser schnell in den erzählten Geschichten zurechtfinden. Sehr gut gefallen hat mir auch die Bildergalerie am Anfang, in der alle Hauptpersonen vorgestellt werden. Und
der Einführungspreis von 3,99 EUR für den ersten Band ist auch nicht zu verachten.
Auer, Margit: Die Schule der magischen Tiere; Band 1 aus der Reihe: Die Schule der magischen Tiere . 208 Seiten; mit Illustrationen von Nina Dulleck; ab 8 Jahren; Verlag Carlsen; Einführungspreis bis 31.12.2013: 3,99 EUR
Williams, John: Stoner
Der Roman wurde bereits 1965 geschrieben, doch erst kürzlich ins Deutsche übersetzt
und veröffentlicht. John Williams erzählt das Schicksal von William Stoner. Er wird als junger Mann von den Eltern zum Studium der Landwirtschaft an die Universität von Columbia
geschickt. Dort lernt er die englische Literatur kennen und lieben und er beschließt, nicht
die Farm der Eltern zu übernehmen, sondern Literatur zu studieren und zu lehren. Während
in Europa der erste Weltkrieg tobt, wird er Professor für Literatur an "seiner" Universität. Er ist bei den Studenten genauso beliebt wie bei seinen Kollegen bis zu dem Tag, als er einen neuen Vorgesetzten erhält,
der ihn fertigmachen will. Auch die Ehe mit seiner Frau Edith verläuft wenig glücklich, doch Stoner – aufgewachsen in armen ländlichen Verhältnissen - wurde so erzogen, dass man das Leben leben und Schicksalsschläge hinnehmen muss, wie sie kommen. Seine Liebe zur Literatur lässt ihn alles souverän ertragen.
Mein Fazit:
Aufgrund der obigen Inhaltsangabe könnte man ein langweiliges Buch erwarten, doch das ist es mitnichten.
John Williams erzählt packend, in einer wunderschönen, schnörkellosen Sprache das Leben dieses einfachen
Mannes. Ganz besonders beeindruckend fand ich die Schilderung von Stoners Gedankengängen kurz bevor
er an seinem Krebsleiden gestorben ist. John Williams ist eine sehr berührende Charakterstudie gelungen,
was vielleicht auch an den autobiographischen Elementen liegt, die er in sein Buch einfließen lassen konnte
– war er doch selbst Assistenzprofessor für Literatur an der Universität von Columbia und ist an einer schweren Lungenkrankheit gestorben. Ein stilles, doch sehr fesselndes Leseerlebnis!
Williams, John: Stoner - dtv - 352 Seiten - 19,90 EUR