Die Aus- und Weiterbildung zum Gastronomiefachplaner

Küchentechnik
Wo bleibt der Nachwuchs
in der Gastronomiefachplanung?
Die jahrelangen Bemühungen um eine strukturierte
und institutionalisierte Aus- und Weiterbildung
zum Gastronomiefachplaner haben noch immer
nicht zu konkreten Ergebnissen geführt und
befinden sich nach wie vor in der Schwebe.
Eine effiziente Nachwuchsförderung im Bereich
der Gastronomiefachplanung bleibt damit
«
Die Ruhe im Raum lässt es vermuten:
Hier wird hochkonzentriert gearbeitet,
einzig das Rascheln des Transparenzpapiers und das surrende Geräusch des
Druckers durchbrechen von Zeit zu Zeit
die Stille. Inmitten von Plänen und Aufzeichnungen sitzt Oliver Mosimann und
will so gar nicht ins Bild passen. Der feine
Minenbleistift scheint in seiner kräftigen
Hand zu versinken, und das Brillengestell
aus Holz sieht nicht aus wie eine klassische Architektenbrille.
eine eminent wichtige und zentrale Frage, die
noch immer einer Lösung harrt. Selina Mosimann,
Tochter von Klaus Mosimann von der Gastronomiefachplanung GaPlan GmbH, hat die individuelle
Aus- und Weiterbildung ihres Bruders
Oliver Mosimann zum angehenden Gastronomiefachplaner in der GaPlan GmbH verfolgt.
Vom Landschaftsgärtner
zum Gastronomiefachplaner
Trotz dieser äusserlichen Unstimmigkeiten merkt man schnell: Dieser junge
Mann ist voll und ganz bei der Sache. Vertieft in einen Grundrissplan, wendet er
sich nur mit Mühe von der Arbeit ab, um
ab und zu einen Kontrollblick auf die
grossen Bildschirme zu werfen.
Beinahe undenkbar ist die Vorstellung,
dass Oliver Mosimann noch vor einigen
Jahren als Landschaftsgärtner tätig war
und täglich seinen kräftigen Körper sowie
seine umfangreiche Pflanzenkenntnis
unter Beweis stellte. Die Arbeit im Grünen
war ihm nicht genug — nach der Lehre
liess er sich zum Folienverleger für Swimmingpools und Gartenteiche ausbilden.
Heute drehen sich seine Gedanken während der Arbeit nicht mehr um stimmige
Gartenanlagen und Natursteinplätze, sondern vielmehr um Gerätschaften für gewerbliche Küchen und gastronomische
Projektpläne. Wie es zu diesem beruf-
Ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Bereich der Gastro- und Küchenfachplanung:
Gastronomiefachplaner Klaus Mosimann, Geschäftsführer der GaPlan GmbH (Würenlingen), flankiert von
Projektleiter Paul Müller von der ausführenden Chromag AG, und von Urs Schefer, Geschäftsführer der
auftraggebenden Schefer Gastronomie AG (rechts), in der neuen Küche des «Bären by Schefer» in Einsiedeln.
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Küchentechnik
lichen Wechsel kommen konnte, hat vor
allem einen Grund: «Schon als kleiner
Junge faszinierte mich die Arbeit meines
Vaters. Wenn er mich an Messen mitgenommen hat, bestaunte ich die grossen
Küchenanlagen. Auch später verspürte
ich dieses wachsende Interesse an der
Gastro-Szene und begleitete den Vater zu
Terminen und wichtigen Ausstellungen»,
sagt Oliver Mosimann. Die Entscheidung,
in die Fussstapfen des Vaters zu treten,
fiel daher leicht.
Wie man Gastrofachplaner wird
Doch wie erlernt man den Beruf des
Gastronomiefachplaners? Diese Frage
stellte sich der Geschäftsführer der GaPlan GmbH, Klaus Mosimann, immer und
Obwohl das Ausbildungsprogramm stark
von den Projekten, der Auslastung sowie
den aktuellen Themen abhängig ist,
wurde ein Lernplan erstellt. Im ersten Jahr
standen vor allem das Erlernen des CADZeichnens sowie die Produktekunde und
die technischen Spezifikationen der Geräte im Vordergrund. In der Praxis bedeutete dies mindestens drei bis fünf
Herstellerbesuche pro Jahr mit entsprechenden Geräteschulungen. Hinzu kamen
die Dokumentationen der fertig gestellten
Projekte und die Mitarbeit an den ProjektAbnahmen. Das erlangte Wissen führte
Tag für Tag zu Erweiterungen in der täglichen Arbeit. Um noch praxisnaher zu
lernen, werden im zweiten Jahr drei bis
vier Einsätze in Küchen von Heimen,
fehlt, ist ein pragmatisches Sachverständnis von den Gerätschaften und den Abläufen in der Küche. Nur wenn jeder noch
so unscheinbare Faktor schon bei der
Planung der Küche berücksichtigt wird,
kommt am Ende ein erfolgreiches
Resultat in Form einer reibungslos funktionierenden Küche heraus, welche für
den Kunden effizient und auf die Situation abgestimmt ist. Letztlich muss die
Küche auch für die Menschen passen, die
darin arbeiten, und nicht nur in der Theorie
funktionieren», weiss Klaus Mosimann.
Für den Geschäftsführer ist klar, dass Oliver
ein stückweit auch die Verantwortung
trägt, diese Mission der GaPlan GmbH
ernst zu nehmen und sie mit seiner Arbeit
und seinem Einsatz zu repräsentieren.
Vorbildliche Küchenplanung: Die neue Küche des «Bären by Schefer» in Einsiedeln wurde von der GaPlan GmbH bzw.
von den Spezialisten rund um Geschäftsführer und Gastronomiefachplaner Klaus Mosimann konzipiert und projektiert.
immer wieder, bis er schliesslich ein Ausbildungsprogramm zusammenstellte. Zuerst sollte Oliver Mosimann das Handwerk des CAD-Zeichners erlernen —
bei der Unternehmung «Mensch und
Maschine» absolvierte er einen IntensivKurs. «Abends bin ich jeweils totmüde
und mit rauchendem Kopf ins Bett gefallen», erinnert sich Oliver Mosimann.
Doch die Mühe lohnte sich: Mit den gelernten Fähigkeiten konnte er anschliessend bei der GaPlan GmbH starten und
wurde vom ersten Tag an von Fachspezialist Ingo Schubert ausgebildet und
betreut. «Ingo wurde zu meiner Ansprechperson und meinem persönlichen Coach.
Besonders die ersten Wochen waren
äusserst lernintensiv und kopflastig, ich
war mir bis anhin vor allem körperliche
Anstrengung gewohnt.» Von Woche zu
Woche fing Oliver an, die Zusammenhänge zu verstehen und konnte immer
mehr Verknüpfungen vornehmen.
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Grossbetrieben, Restaurants, SelfserviceBetrieben sowie Take-Aways hinzukommen. Zusätzlich ist ein Einsatz von zwei
Wochen bei einer CNS-Firma geplant.
Dort wird in der Fabrikation mitgearbeitet
und auf die Montage fokussiert.
Im dritten Jahr kann dann mit der vollumfänglichen Erstellung von Ausschreibungen begonnen werden. Mit der Installationsplanung wird Oliver sein Können
beweisen. Er darf dann die Leitung seiner
eigenen Projekte übernehmen.
«Learning by doing»
Als wäre das anspruchsvolle On-TheJob-Training nicht genug, besucht Oliver
Mosimann nebenbei die Bauführerschule.
Diese hat zwar noch wenig mit CADPlänen und Konzeptentwicklung von gewerblichen Grossküchen zu tun, jedoch
hilft diese Weiterbildung das Verständnis
für die Vorgänge auf den Baustellen zu
entwickeln. «Was in der Praxis oftmals
Fazit
«Es ist erstaunlich zu sehen, wie Oliver
alles unter einen Hut bringt. Ich kann
seine Fortschritte beobachten und bin
froh, dass ihm die Arbeit und das Thema
Gastronomie Freude bereitet», freut sich
Klaus Mosimann.
Ob es in der Zukunft ein Angebot an
einer öffentlichen oder privaten Weiterbildung in der Gastronomiefachszene
geben wird, ist unklar. Bis anhin gibt es
noch keine vergleichbare Schule und
kein Bildungsinstitut, welches den Beruf
des Gastronomiefachplaners fördert. Dies
liegt vermutlich auch an der Komplexität
der Aufgaben, an den zahlreichen Facetten
des Berufsbildes und an den stark praxisorientierten Fachkenntnissen der Akteure.
Die GaPlan GmbH steht bei Fragen zur
Ausbildung zur Verfügung und teilt ihre
Erfahrungen und Kenntnisse gerne mit
Interessierten.
»
Mehr zum Thema: GaPlan GmbH, Oberbodenstrasse 13, 5303 Würenlingen, Tel. 056 281 92 92, Fax 056 281 92 90, [email protected], www.gaplan.ch
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