MarketBox - Oberbank

ADir. Stv. Helmut Nuspl
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29. Juni 2015
MarketBox
Update Griechenland
Die Griechenlandkrise hat einen neuen Höhepunkt erreicht, das schwächste Mitglied
der EU steht vor der Pleite. Die Möglichkeit eines Grexit ist damit in Reichweite
gekommen. Instabilität in der Region und damit weltweite Auswirkungen stehen
möglicherweise zu befürchten. Nach dem Sub-Prime Debakel und der Pleite von
Lehman Brothers in den USA ist im Rahmen der europäischen Schuldenkrise
Griechenland zum nicht enden wollenden „Epizentrum“ geworden.
Manche ExpertInnen denken nun, dass ein Ausscheren des Landes aus der
Währungsunion nicht die große Katastrophe sein muss, wie viele fürchten. Europa hat
in den letzten Jahren Maßnahmen gesetzt (beispielsweise das 1,4 Billionen Euro
Anleihekaufprogramm der EZB), um einem Übergreifen der Krise auf andere Länder
der Euro-Zone entgegenzuwirken. Griechenland ist jedoch nur ein kleiner Teil der
Euro-Zone (knapp 2 % der Wirtschaftsleistung). Durch den Austritt aus der
Währungsunion (was nicht zwangsweise den Austritt aus der EU bedeuten muss!) und
Einführung der Drachme könnte das Land so seine Finanz-Unabhängigkeit erhalten.
Mit den ausufernden Schuldenbergen Athens (siehe Grafik), könnte Europa ohne ein
Land, welches pausenlos von Unterstützungsgeldern seiner Euro-Partnerländer leben
muss, davon sogar mittelfristig profitieren.
Andere MarktteilnehmerInnen meinen wiederum, dass dies ein zu einfacher Zugang
ist. Trotz der frustrierenden Endlosverhandlungen sehen die europäischen
Staatschefs ein vereintes Europa als unerlässliches Gebot (gerade im Hinblick auf die
europäische Geschichte der letzten beiden Jahrhunderte). Darüber hinaus steht zu
befürchten, dass ein Austritt Griechenlands kräftige Kursverluste an den weltweiten
Börsen auslösen könnte – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Entwicklung der
Weltwirtschaft, die sich gerade erst erholt.
In der letzten MarketBox „98 % Griechenland“ wurde darauf hingewiesen, dass die
Verhältnismäßigkeit völlig ausufert. Hellas leistet gerade etwa 2 % der europäischen
Wirtschaftsleistung und erhält 98 % der öffentlichen Aufmerksamkeit. Darüber hinaus:
Die griechischen Staatsschulden belaufen sich auf etwa 320 Milliarden Euro.
Demgegenüber beläuft sich die weltweite Börsenkapitalisierung auf etwa 63 Billionen
Euro. Eine 1 %ige Veränderung bedeutet folglich 630 Milliarden Euro mehr - oder
weniger Vermögen für die Weltgemeinschaft. Der aus einer Nicht-Einigung
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entstehende Vermögensverlust ist daher wesentlich höher als die Gesamtschulden
des südlichen EU-Mitgliedslandes.
Umgekehrt verhält es sich natürlich bei einer Einigung. In diesem Fall können die
Kursgewinne an den internationalen Börsen das Kreditvolumen der GriechInnen bei
weitem überkompensieren.
Es handelt sich bei den angegebenen Werten um Vergangenheitswerte. Zukünftige Entwicklungen können davon nicht abgeleitet
werden.
Obige Grafik der New York Times zeigt die Schuldenentwicklung einiger Staaten
Europas. Griechenland ragt hier negativ heraus.
Selbst ein griechischer Ausstieg aus der Währungsunion sollte heute nicht mehr jene
dramatischen Auswirkungen zur Folge haben, die befürchtet wurden. Dass dies einen
Schock, größer als die Lehman-Pleite in 2008 sein soll, ist lächerlich. Ein Schock ist
etwas Plötzliches, Unvorhergesehenes. Auf eine eventuelle Pleite Griechenlands
haben sich die Märkte schon monatelang, spätestens seit dem Regierungswechsel im
Februar, einstellen können. Das bedeutet nicht, dass es nicht zu einer kurzfristigen
Irritation an den Märkten kommen wird, wie wir heute sehen. Jedoch langfristig
gesehen, ist der Anteil Griechenlands an der Weltwirtschaft zu klein, um die Welt ins
Chaos zu stürzen. Ist der Anteil an der Wirtschaftskraft in Europa unter 2 %, bedeutet
dies rechnerisch einen Anteil am Weltprodukt von etwa 0,5 %.
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In diesem Lichte sind auch die heutigen Entwicklungen an den Börsen interessant zu
bewerten. Dass Aktien heute deutlich verlieren, ist grundsätzlich nachvollziehbar – und
werten wir als kurzfristige Irritation. Das Krisenmetall schlechthin jedoch, Gold,
reagierte kaum und notiert etwa auf dem Niveau von letzter Woche. Ebenso gibt auch
die Entwicklung des Euro heute (trotz etwa 1,5 %iger Schwäche) keinen Anlass zu
Sorge.
Wir gehen davon aus, dass keine Ansteckungswelle über Europa hinwegfegen wird
und dass im internationalen Vergleich die Wichtigkeit Griechenlands völlig überschätzt
wird. Daher halten wir auch an der derzeitigen Veranlagungsstruktur in unseren
Vermögensverwaltungs-Mandaten fest.
Hierbei handelt es sich um eine Marketingmitteilung. Diese Unterlagen dienen lediglich der aktuellen Information und basieren auf dem
Wissensstand der mit der Erstellung betrauten Personen zum Erstellungszeitpunkt. Diese Unterlagen sind weder Angebot noch Aufforderung zum
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