Was isch dini Botschaft?

HIPHOP CENTER
Verein HipHop Center
Wankdorffeldstrasse 102  3014 Bern
031 511 21 14  [email protected]
HipHop Gottesdienst: „Was isch dini Botschaft?“
Am Sonntag fand in der Markus-Kirche in Bern der erste von zwei HipHopGottesdiensten dieses Jahres statt – frisch, atemberaubend und anders. Im Rahmen
der reformierten Kirche wurde Jugendlichen eine Stimme gegeben und somit
Jugend- und Kirchenkultur verbunden. Das HipHop Center übernahm bei der
Organisation des Anlasses die Aufgabe des Vermittlers zwischen der Kirche und der
Jugend.
Still und andächtig, wie ich es meistens bin, wenn ich eine Kirche betrete, öffne ich die Türe
zur Markus-Kirche in Bern. Überraschend schnell befinde ich mich in dem immens grossen
Innenraum der Kirche. Am Kopfende sehe ich ein riesiges Gemälde von Jesus - das
unmittelbar darunter aufgestellte Graffiti überrascht mich. Ein ungewohnter Kontrast.
Zwei Tänzer stehen auf der Bühne, laute HipHop-Musik verleiht der Kirche eine ganz
andere Atmosphäre, als ich es mir gewohnt bin. Anders, jedoch durchaus positiv: Die
Stimmung ist energetisch, Junge Leute lachen, freuen sich auf den bevorstehenden Auftritt
in dem Gottesdienst, welcher die Kirche beleben würde.
Ich setze mich auf eine Kirchenbank, welche mich an die Sonntagmorgen-Gottesdienste in
der Landeskirche erinnert. Die Scheinwerfer und die auf der Bühne aufgestellte Leinwand
lassen diese Erinnerungen jedoch verblassen. Das hier ist anders.
In dem Publikum wird es still, als ein Video von einem Breakdance-Battle über die
Leinwand flimmert. Mein Herz schlägt höher, ich kann mich mit den jungen Tänzern sofort
identifizieren und fühle mich unmittelbar am richtigen Platz. Die Tänzer geben mit ihrem
Freestyle Statements ab, was die Hauptfrage des Gottesdienstes ins Zentrum stellt: „Was ist
deine Botschaft?“
Bevor ich dazu komme, die Frage für mich selber zu beantworten, werde ich mit Acts und
Live-Shows von jungen Leuten auf der Bühne bombardiert: Sie tanzen, rappen und singen –
alle mit ihrer ganz persönlichen Botschaft an uns. Die Jugendlichen setzten sich aus
Tänzern und Rappern des HipHop Centers und der regionalen HipHop-Kultur, sowie
Freiwilligen einer KUW-Klasse der Region zusammen. Das Jugendzentrum „HipHop Center“
bot den Teilnehmern Infrastruktur und Unterstützung bei dem Einüben der Acts. Die
Beiträge berühren, sprechen von den Herzen der Künstler direkt in mein Herz. Der Rap von
Chris Karel wühlt mich auf. Chris erzählt von seiner ganz persönlichen Erfahrung mit
häuslicher Gewalt. In dem von ihm selber geschrieben Song verarbeitet er jedoch nicht nur
seiner Erlebnisse, sondern will uns zum Nachdenken bringen. Sein Statement: „Sein mutig
und glaube daran, dass es besser werden kann.“ Diese Aussage leitet in die darauf folgende
Predigt über, welche den Glauben ins Zentrum stellt. „Dein Gaube hilft dir dabei, etwas zu
verändern.“ Ermutigende Worte der jungen Pfarrerin, die direkt ansprechen.
Trotz der vielen modernen Komponenten vernachlässigt der Gottesdienst den
traditionellen Aufbau eines reformierten Gottesdienstes nicht. Der Lobpreis wird kreativ
mit „Rapship“ umgesetzt, was so viel wie Lobpreis in Form von Rap bedeutet.
Begleitet von einem weiteren äußerst beeindruckenden Rap von zwei jungen Künstlern
bekomme ich die Möglichkeit, über meine eigene Botschaft nachzudenken. Was möchte ich
der Welt mitteilen? Inwiefern möchte ich, dass sich diese verändert?
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Als ich mir nach dem Gottesdienst die vielen Zettel mit den Botschaften der anderen Leute
anschaue, wird mir warm ums Herz. Da gibt es Persönlichkeiten, die mit ähnlichen
Botschaften unterwegs sind. Dinge auf dieser Welt verändern wollen, die auch ich gerne
verändern möchte. Die Botschaften geben mir Mut, denn gemeinsam können wir etwas
bewirken.
Bei dem an den Gottesdienst anschließenden Apéro wird über die vielen Impressionen und
Aussagen diskutiert und Gemeinschaft genossen. Wieder füllt HipHop-Musik die MarkusKirche und schafft eine angenehme Atmosphäre für das Zusammensein und Diskutieren.
Wenn wir zusammen etwas verändern, können wir vielleicht unsere Sehnsucht nach dem
„Ausbrechen aus dem Alltag“ fliegen lassen?
Andrina Hauri
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