Nr. 1 / März 2015 Zeitung für die Spenderinnen und Spender von Pro Infirmis «Ein Kind für das Leben!» Rheinfeld Basel Pratteln Delémont 8 Fragen an... PIS_aktuell_0115_de.indd 1 News aus den Kantonen Olten SO JU Langen Solothurn Biel/Bienne nds Burgdorf Neuchâtel NE Bern Unterwegs in Myanmar mit Andreas Pröve S 27.01.15 16:51 2 Editorial Liebe Spenderin Lieber Spender Die jungen Eltern werden bei der Geburt ihres Sohnes John mit der Diagnose Trisomie 21 konfrontiert. Es kommt ihnen wie ein Urteilsspruch vor. «Wir waren überhaupt nicht darauf vorbereitet, hatten keine Ahnung, wofür diese Bezeichnung stand. Unsere Zukunft schien für kurze Zeit düster zu sein», erinnert sich die Mutter. Doch die Eltern ahnen nicht, dass John mit seiner Einzigartigkeit für sie ein Geschenk wird. Was in der wöchentlichen Ergo- und Psychomotoriktherapie Arbeit bedeutet, soll zu Hause ein Spiel sein. Heute – nach fünf Jahren – wird ihnen aber auch bewusst, wie viel Arbeit noch zu tun ist und sie fordern, dass Menschen mit einer geistigen Behinderung als Menschen zu respektieren sind und dass Inklusion nicht nur ein Schlagwort bleiben darf. Kinder wie John leisten ihren eigenen Beitrag für die Gesellschaft. «Der ständige Wettlauf nach Per fektion lässt die Menschlichkeit und Solidarität oftmals auf der Strecke bleiben», meint abschliessend die Mutter. John selber stellt keine Forderungen. Er möchte ganz einfach mit anderen Menschen zusammen sein. Und wenn seine Mutter vom Zahnarzt mit einer schmerzhaften Backe nach Hause kommt, legt er ganz einfach seine zwei Hände darauf. Da erkennt sie, dass John ihr einen anderen Blick auf die Wirklichkeit gibt und ihr eine neue Dimension des Zusammenseins öffnet. Welch ein grossartiges Dankeschön an ein Kind! Ellen Thiele Redaktion aktuell Man gab John fast keine Überlebenschancen – und jetzt steht ein solch vergnügter und fröhlicher Junge da. PIS_aktuell_0115_de.indd 2 27.01.15 16:51 3 Bub oder Mädchen? Hauptsache gesund! Dies ist der einzige Wunsch der werdenden Eltern. Doch es kommt anders. Die Geburt muss vor dem Termin eingeleitet werden und die sofortige Verlegung ihres Kindes in die Notfallabteilung verunsichert sie. Was soll dies alles bedeuten? Aufkommende Fragen und keine sofortigen Antworten. Für kurze Zeit ringen die Eltern nach Fassung. Und dann erhalten sie die Diagnose. Das Unbekannte macht Angst. Doch sie stellen sich auf die neue Wirklichkeit ein. «Mama fühlt sich wohl, alles geht gut. Sie ist glücklich und strahlt. Der Arzt bestätigt, dass die Schwangerschaft gut verläuft. Papa ist sehr zufrieden und redet mit dem Bauch von Mama.» Es sind Bildlegenden aus dem Familienalbum, die das werdende Leben von John dokumentieren. Doch kurz darauf folgt der Einschnitt, denn die Ergebnisse der Untersuchungen des ungeborenen Kindes sind beunruhigend: Es nimmt nicht mehr an Gewicht zu. Um weitere Risiken zu vermeiden, wird der Entscheid getroffen, den kleinen John am letzten Tag des Jahres per Kaiserschnitt auf die Welt zu bringen. Mit siebeneinhalb Monaten ist er ein Frühchen, denn sein Gewicht beträgt nur 1.600 Gramm. Die Mutter kann nur kurz sein Händchen ergreifen, bevor er in die Notfallabteilung des Kinderspitals verlegt wird. Bereits an seinem ersten Tag auf dieser Welt muss der Kleine seine erste notfallmässige Operation über sich ergehen lassen. Die verkürzte Schwangerschaft brachte es mit sich, dass seine Bauchdecke noch nicht geschlossen war und darum vernäht werden musste. Von unzähligen Schläuchen umgeben wird er im Brutkasten versorgt. Die Diagnose ist wie ein Urteil In der Zwischenzeit erhalten die Eltern den Bescheid, dass ihr Kind mit einer Trisomie 21 leben wird. «Ich muss zuge- ben, dass diese Nachricht für uns beide ein Schock war, der zuerst zu verdauen war. Geistige Behinderung ist ja keine Krankheit. Die Aufregung der Geburt, die Diagnose, die Fragestellungen für die nähere und weitere Zukunft, wie wird das Familienleben sein – viele Gedanken, viele Fragezeichen purzelten in unseren Köpfen herum. Doch mein Mann steckte mich mit seinem schnell wiedergefundenen Humor an. Gestärkt durch unseren Glauben, stellten wir uns der neuen Herausforderung. Denn ein Kind ist für das Leben!», erinnert sich die Mutter an diese für sie fast unwirklich erscheinende Zeit. Die ersten Kontakte Zaghaft versuchen die Eltern, mit John Kontakt aufzunehmen, indem sie sanft ihre Hände auf seine Bauchdecke legen und mit leisen Worten zu ihm reden. Von Anfang an hat er einen aufmerksamen Blick, als ob er ihnen sagen möchte «Seid stark. Ich bin es.» Die Mutter befürchtet jedoch, dass John die ersten Lebensmonate nicht überlebt. Doch seine Fortschritte stimmen zuversichtlich. Er wird in ein Spital verlegt, das näher beim Wohnort liegt. Dies erlaubt der Mutter, ihn täglich zu besuchen, ihre abgepumpte Milch via Magensonde einzugeben und viel Zeit mit ihm zu verbringen. Wo Pro Infirmis hilft Dank Spenden erhalten John und seine Familie wertvolle Hilfe: Fast andächtig wird John, wenn er Musik hören oder ein Instru- Pro Infirmis • Allgemeine Sozialberatung und Administration • Informationsdrehscheibe rund um die Behinderung • fachliche Begleitung in der ersten Phase nach der Geburt • Aufbau des Netzwerkes • Antrag auf Leistungen der Hilflosenentschädigung und Invalidenversicherung • Unterstützung bei der schulischen Integration • Suche nach finanziellen Mitteln für den Kindergarten und den Entlastungsdienst • Koordination des Entlastungsdienstes • Finanzielle Unterstützung an verschiedenen Gesundheitskosten (z.B. Osteopathie) • Vermittlung und Finanzierung der Frühförderung ment bespielen kann. PIS_aktuell_0115_de.indd 3 27.01.15 16:51 4 minuten von zu Hause entfernt, liegt jedoch in einem anderen Kanton. Die Eltern müssen deshalb aus administrativen Gründen eine andere Integrationsschule suchen. Sie tun sich schwer mit der neuen Situation. Jeden Morgen bringt der Schulbus John in das Schulzentrum und am Nachmittag wieder nach Hause. Auch wenn die Fahrten Routine geworden sind – Johns vorsichtigem Blick entgeht nichts. Zweieinhalb Monate später warten die Eltern ungeduldig auf den Zeitpunkt, ihn nach Hause zu bringen. Sie wollen ihm mit der ganzen Liebe begegnen, die sie ihm geben können. John gedeiht, schläft gut, legt an Gewicht zu und ist ein kleiner Junge, der seine Umgebung mit seinem charmanten Lächeln rasch um den Finger wickelt. Umstellung des Lebensplanes Mehr und mehr tauchen die Eltern in ihre neue Lebensphase ein. Längst beschlossene Zukunftspläne werden gestriFKHQ 'LH 0XWWHU YHU]LFKWHW DXI LKUH EHUXÁLFKH 7lWLJNHLW 6LHZLOOVLFKJDQ]DXIGLH3ÁHJHYRQ-RKQNRQ]HQWULHUHQ(U diktiert den Rhythmus des Tages und stellt das Leben der NOHLQHQ )DPLOLH DXI GHQ .RSI (U EHQ|WLJW YLHO 3ÁHJH DOOH zwei Stunden muss er gefüttert werden. In langsamen Schritten stellt sich der Alltag ein. Mehr und mehr realisieren die Eltern, was für ein Geschenk John ist. 0LW3UR,QÀUPLVHLQ1HW]ZHUNDXIEDXHQ %HL GHU (UZlKQXQJ GHV 1DPHQV 3UR ,QÀUPLV VWUDKOW GLH Mutter: «Die Sozialarbeiterin, die uns seit Johns Geburt begleitet, ist unser Rückhalt und manchmal auch unser Trost. Sie ist kein Ersatz für meine hier fehlenden Angehörigen, aber sie ist Teil unserer Familie geworden. Ohne sie hätten wir nie den unüberschaubaren Papierkram mit den Behörden und Sozialversicherungen bewältigt. Sie ist ganz einfach eine Perle mit einer grossen menschlichen Seite. Wir sind ihr zutiefst dankbar für ihre Arbeit.» %HUHLWVPLWVHFKV0RQDWHQSURÀWLHUW-RKQYRQGHUUHJHOPlV VLJHQ]X+DXVHVWDWWÀQGHQGHQ)UKI|UGHUXQJGLH3UR,QÀUPLVRUJDQLVLHUW0LW]ZHLHLQKDOE-DKUHQPDFKWHUVHLQH ersten Gehversuche. Bereits früh kann er dank der VermittOXQJYRQ3UR,QÀUPLV]ZHLPDOLQGHU:RFKHHLQHQ0RQWHVsori-Frühkindergarten besuchen, wo er sich wunderbar aufgenommen fühlt. Zwar ist die Institution nur zehn Auto- PIS_aktuell_0115_de.indd 4 Und die Zukunft? Die Eltern wünschen sich, dass John mit gleichaltrigen Kindern – ob mit oder ohne Behinderung - seine Tage verbringen kann. Er soll möglichst normal in seiner vertrauten Umgebung aufwachsen können. Zudem wünschen sie sich mehr Therapien. Johns weitere Entwicklung hängt stark von Fördermassnahmen ab. Doch die administrativen Mühlen mahlen langsam. Es bleibt das Gefühl, nicht genug für John tun zu können. Diese Ungeduld ist aber auch der Antrieb für die Eltern, mit Ausdauer und Beharrlichkeit nach neuen integrativen Schulmodellen für ihren Jungen zu suchen. Heute besucht ihr Sohn eine heilpädagogische Schule. Seine Eltern schätzen es sehr, dass er nun in dieser Institution Logopädie und Psychomotoriktherapie erhält. In Kürze Geistige Behinderung – Trisomie 21 Das Down-Syndrom wurde im Jahre 1866 vom englischen Arzt J. L. Down beschrieben. Von seinem Namen stammt die Bezeichnung ‹Down-Syndrom›, kurz DS genannt. Konkrete Ursachen für die Entstehung des DS sind heute nicht bekannt. Nur sehr selten spielt Vererbung eine Rolle. In der Regel entsteht das DS auf Grund spontaner Fehler bei der Zellteilung während der Bildung der Ei- oder Samenzellen oder auch bei den ersten Teilungen der befruchteten Eizelle. Kinder mit DS leiden häufig an Herzkrankheiten, Fehlfunktionen der Schilddrüse oder haben Probleme mit der Verdauung und ein geschwächtes Immunsystem. Da sich die medizinische Grundversorgung in den letzten Jahrzehnten stark entwickelt hat, erreichen heutzutage die meisten Menschen mit DS ein Alter von 60 bis 70 Jahren. Die intellektuelle, motorische und sprachliche Entwicklung verläuft bei Kindern mit Trisomie 21 im Durchschnitt verlangsamt. Säuglinge werden während des ersten Lebensjahres auf Ohreninfektionen und Sehschwächen untersucht. Auch ist abzuklären, ob sich Magen-Darm-Fehlentwicklungen, Herzfehler oder orthopädische Auffälligkeiten ausbilden. Durch frühzeitiges Erkennen und gezielte Massnahmen sind diese Krankheiten weitgehend therapierbar. 27.01.15 16:51 5 8 Fragen an... Achim Bader, wohnt in Laupersdorf (SO) Mitarbeiter in der Administration Beratungsstelle Solothurn seit 15 Jahren Lebt mit Partnerin und deren Sohn zusammen ader B m i Ach :DUXPDUEHLWHQ6LHEHL3UR,QÀUPLVXQGVHLWZDQQ" ,FKDUEHLWHVHLW-DKUHQEHL3UR,QÀUPLV%HJRQQHQKDW alles mit einem Praktikum im Sekretariat der Beratungsstelle Solothurn. Dieses wurde mir damals durch die Invalidenversicherung vermittelt. Mein Praktikumseinsatz war auf ein halbes Jahr befristet, jedoch mit der Aussicht auf eine allfällige Festanstellung. Die sechs Monate vergingen ZLHLP)OXJXQG3UR,QÀUPLVZXUGHDQVFKOLHVVHQG]XPHLnem neuen Arbeitgeber. Jeder Arbeitstag bringt neue und interessante Herausforderungen und ich treffe dabei immer wieder auf tolle Menschen. :DVPDFKHQ6LHEHL3UR,QÀUPLV" Ich arbeite in einem Teilzeit-Pensum als Sachbearbeiter in der Administration auf der Beratungsstelle Solothurn. Zu meinen Aufgaben gehören die Betreuung unserer Klienten am Empfang und Telefon sowie die Erledigung administrativer Tätigkeiten für unsere Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter. Zudem betreue ich Projekte im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, wenn es beispielweise um die Thematiken Behinderung oder Mobilität geht. :DVZDU,KUVFK|QVWHV(UOHEQLVEHL3UR,QÀUPLV" In den 15 Jahren ist es schon zu ganz vielen schönen und tollen Erlebnissen gekommen. Dazu gehören sicher lustige (UOHEQLVVHDXIGHQMlKUOLFKHQ%HWULHEVDXVÁJHQRGHUDXFK mal ein gutes Gespräch mit einer Arbeitskollegin oder einem Arbeitskollegen. :DVZDU,KUWUDXULJVWHV(UOHEQLVEHL3UR,QÀUPLV" Betroffen werde ich immer dann, wenn es unseren Klienten gesundheitlich plötzlich viel schlechter geht oder sie sogar sterben. Dies zu hören macht mich traurig und nachdenklich. Wir arbeiten mit Menschen und bauen da- PIS_aktuell_0115_de.indd 5 her automatisch eine mehr oder weniger starke «Beziehung» mit ihnen auf. Was sind Ihre Hobbys? Nun, wir wohnen auf dem Land, in einem für meine Bedürfnisse umgebauten Bauernhaus. Zu unserer Familie zählen auch viele Tiere. Einen Grossteil meiner Freizeit verbringe ich mit unseren Hunden. Ich liebe die langen und ausgedehnten Spaziergänge mit ihnen. Ich schätze diese Zeit, in der ich meinen Kopf «lüften» und neue Energie tanken kann. Bei schönem Wetter unternehme ich auch gerne eine Tour mit meinem Handbike oder gehe ins Schwimmbad. Die nächsten Ferien, wohin geht es da? Da unsere Familie viele Mitglieder zählt, die auf unser «Dasein» angewiesen sind, sind längere Ferienabwesenheiten nicht so gut umsetzbar. Gerne würde ich aber wieder einmal in eine Grossstadt reisen. Berlin ist zum Beispiel ganz oben auf der Liste. Mal schauen. Was wünschen Sie sich für diese Welt? Generationen von Menschen, die mehr mit und weniger auf diesem Planeten leben. Menschen, die mit dieser Welt achtsamer umgehen. Dass Gegeneinander zum Miteinander wird. Dass das Leben, egal ob Mensch oder Tier, respektiert und geschützt wird. Was möchten Sie unseren SpenderInnen mitteilen? ,FKNHQQH3UR,QÀUPLVDXIGHUHLQHQ6HLWHDOV0LWDUEHLWHU auf der anderen Seite bin ich aber als Rollstuhlfahrer auch selber Mensch mit einem Handicap. Ich weiss, dass Pro InÀUPLVGLH6SHQGHQJHOGHUYHUDQWZRUWXQJVEHZXVVWXQG sinnvoll einsetzt. 27.01.15 16:51 6 In Kürze Pro Infirmis in den Kantonen SH Schaffhausen Rheinfelden Basel Olten SO JU Prilly GE BE: TAG DES ANDEREN Pro Infirmis organisierte mit dem ZG G PIS_aktuell_0115_de.indd 6 SZ Stans Bern Fribourg BEE Sarnen OW Glarus Thun NW Sargans GL Chur Altdorf UR Ilanz GR FR Samedan Lausanne Sierre Monthey Brig Bellinzona Genève Martigny TI Sion VS Locarno Kantonale Geschäftsstellen Massagno Kunstmuseum Thun den «Tag des Anderen» und eine Workshop-Reihe mit dem Künstler George Steinmann. Kreative Arbeiten rund um das Thema «Mustikka – Heidelbeeren» führten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Im gemeinsamen Gestalten wurden viele schöne Begegnungen möglich. (Foto: Flavia Trachsel) ZG: NORMAL BEHINDERT! Die Aktionstage «Normalbehindert» von Pro Infirmis Zug und der Zuger City-Kirche standen unter dem Motto «Lassen Sie sich irritieren!» In zahlreichen Veranstaltungen traten behinderte Menschen an die Öffentlichkeit und zeigten ihr Können: mit Theaterstücken, Kunstausstellungen, Poetry Slam oder als DJ. Aus anfänglicher Irritation wurde Respekt vor den erstaunlichen Leistungen der behinderten Menschen. Gelebte Inklusion! Appenzell Brunnen NE AI Pfäffikon SG Luzern Neuchâtel VD AR Wattwil Zug LU Burgdorf Yverdon-les-Bains St. Gallen AG Biel/Bienne La Chaux-de-Fonds Zihlschlacht Herisau Aarau Zürich Langenthal Solothurn Amriswil Winterthur ZH Baden Delémont TG Frauenfeld Pratteln Beratungsstellen Beratungsstellen von Partnerorganisationen Wohnschulen VD: NEUE TECHNOLOGIEN Pro Infirmis Vaud lud zu einer interdisziplinären Tagung ein: Fachleute verschiedenster Disziplinen untersuchten die Auswirkungen neuer Technologien auf Individuum und Gesellschaft. Einerseits können Hightech-Hilfsmittel verloren gegangene Fähigkeiten wiederherstellen und eröffnen behinderten Menschen damit grosse Chancen. Andererseits kann die Leistungsfähigkeit des Menschen über das Naturgegebene hinaus gesteigert werden. Fachleute diskutierten in Lausanne technische, ethische und juristische Fragen. GR: FÜR PSYCHISCHE GESUNDHEIT Pro Infirmis Graubünden hat sich an der Kampagne «10 Schritte für psychische Gesundheit» beteiligt und Gratisäpfel verteilt. Der Apfel als Symbol für Gesundheit machte die Passanten auf die Bedeutung der psychischen Gesundheit und auf Pro Infirmis aufmerksam. Die Bio-Äpfel wurden vom Schweizer Obstverband und von der Informatikfirma querFormat AG Malans gesponsert. Einheimische wie Touristen waren erfreut über die Geste. Davon zeugten viele freundliche Gesichter und zahlreiche positive Reaktionen. 27.01.15 16:51 7 Andreas Pröve Behindert? Oder nur anders! Nach einem Motorradunfall 1981 erlitt Andreas Pröve eine Querschnittslähmung. Bis heute reist er auf abenteuerlichen Wegen durch die Welt. Nun berichtet er von seinem Besuch in Myanmar. Andreas Pröve, Weltreisender im Rollstuhl, berichtet, wie die Menschen in Myanmar auf ihn reagierten. Dieses Mal möchte ich von einem Land erzählen, das wie kein anderes mein Herz hat höher schlagen lassen. Bereits vor 30 Jahren, als ich auf einer Reise durch 12 asiatische Länder Birma sah, verliebte ich mich. Nicht in die Landschaft, andere haben mehr zu bieten. Das sanftmütige Naturell der Menschen, ihr gewinnendes, nie aufgesetzt wirkendes Lächeln und ihr respektvoller Umgang miteinander hat zuerst Neugierde, dann grosse Zuneigung in mir geweckt. Kein mitleidiger Blick hat mich in Myanmar getroffen. Niemand hat meine Beine ungefragt befingert, es gab keine dummen Witze, auch keine Empfehlung an Wunderheiler, kein «sorry» ob des Rollstuhls unter mir, ja es wurde sich nicht einmal erkundigt, warum ich nicht auf zwei Beinen laufe. Es wird einfach akzeptiert. Und es kommt noch besser: Mein Rollstuhl mit Handbike, die Packtaschen und mein kleiner Antrieb hinterliessen in jedem Dorf, in jeder Stadt bleibenden Eindruck. Soldaten und Polizisten PIS_aktuell_0115_de.indd 7 spornten mich mit Jubelschreien und nach oben gerichteten Daumen an. Selbst 600 Kilometer von der Hauptstadt entfernt sprach man von einem verrückten Rollifahrer, der durch Yangon geflitzt sei. Ein Stopp an der Strasse führte umgehend zu einem Menschenauflauf. Dazu besitzen die Burmesen die wunderbare Gabe einer Hilfsbereitschaft, die immer im richtigen Augenblick da ist. Sie sehen, begreifen, schreiten ein wenn nötig oder lassen es sein, wenn kein Bedarf besteht. Nicht wie nebenan in Indien, wo dem sozialen Miteinander Kastengrenzen gesetzt sind und mancher Hilfeleistung Preisverhandlungen vorausgehen, nicht wie in Thailand oder China, in denen nur noch grösser, höher, weiter gedacht wird. Was das betrifft, ist Myanmar eine Perle in einem Haufen Kies. Ein Erlebnis von vielen, das diese Perle zum Leuchten bringt: Bei den Vorbereitungen zu dieser Reise hatte ich mich mit allen eventuell auftretenden Reifenproblemen beschäftigt, immer wieder den schwierigen Wechsel der Decke geübt, spezielles Werkzeug dafür angefertigt und Ersatzteile besorgt. Ich ahnte, der Schwachpunkt sind die Reifen. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Bei acht Reifenpannen musste ich mir nicht einmal die Hände schmutzig machen. Jemand drückt mir eine Tasse Kaffee in die Hand und ehe ich mich umsah, war die Panne - natürlich mit einem Lächeln - behoben und die Reise konnte weitergehen. Mehr von Andreas Pröve im nächsten «aktuell» Andreas Pröve verdient seinen Lebensunterhalt mit Vortragsreisen und dem Verkauf seiner Bücher. Falls Sie mehr darüber erfahren möchten, besuchen Sie seine Website www.proeve.com 27.01.15 16:51 8 «Der Patenschaftsfonds ermöglichte Noah glückliche Tage im Ferienlager.» Pro Infirmis hilft jährlich über 20‘000 Menschen mit einer Behinderung. Noah hat das Down-Syndrom. Er hält die ganze Familie ganz schön auf Trab. Trotz der zeitintensiven Betreuung von Noah im Familienalltag ist das unbeschwerte und sonnige Gemüt des 11-Jährigen für die vierköpfige Familie eine wahre Bereicherung. «Noah ist ein sehr interessierter und aufgeweckter Junge. Er wird in einem Heilpädagogischen Zentrum seinen Fähigkeiten entsprechend unterrichtet», erzählt die Mutter. «Er geht ungehemmt auf Menschen zu und sorgt immer wieder bei manchem Fremden für ein herzhaftes Lachen». 6‘000 davon sind betroffene Kinder mit ihren Eltern. Für viele Familien stehen die Ferien vor der Tür und die Vorfreude auf die Ferientage ist gross. Bei vielen Menschen, die wir betreuen, sieht das leider anders aus. Ein Ferienaufenthalt ist mit vielen Hindernissen verbunden und oft fehlt es an den finanziellen Mitteln. So auch bei der Familie des 11-jährigen Noah. Für die Entwicklung von Noah ist es wichtig, dass er in den Ferien einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung in einem speziell auf behinderte Kinder ausgerichteten Ferienlager nachgehen kann. «Noah lernt im Ferienlager, sich in der Gruppe zu integrieren und Freundschaften zu knüpfen». Noahs Eltern leben am Existenzminimum und können die Kosten für das Ferienlager nicht selber tragen. Noahs Vater informierte sich bei Pro Infirmis über eine mögliche Unterstützung. Nach Prüfung der finanziellen Situation der Familie zahlte Pro Infirmis einen Grossteil der Kosten für das Ferienlager aus dem Patenschaftsfonds. «Wir sind sehr froh hat uns Pro Infirmis geholfen. Dank dem Patenschaftsfonds konnten wir Noah glückliche Tage im Ferienlager ermöglichen». Hilfe in Ihrem Wohnkanton Dank dem Patenschaftsfonds können wir dort helfen, wo sonst niemand einspringt. Ihr Patenschaftsbeitrag kommt Kindern und Familien im Wohnkanton der Spenderin/des Spenders zugute. Möchten auch Sie Patin oder Pate werden? Eine Pro Infirmis Patenschaft ist etwas ganz Besonderes. Graziella Tramonti schickt Ihnen gerne die ausführlichen Patenschafts-Unterlagen und freut sich über Ihre Anmeldung: Tel. 044 388 26 50 oder [email protected] Spenderstimmen: Dank diesen Menschen und Ihnen können wir helfen. Als Jugendliche habe ich oft die Tochter von Bekannten gehütet: Eva ist wegen Komplikationen nach einer Frühgeburt behindert. Sie liebte es, meinem Klavierspiel oder sonstiger Musik zu lauschen, lange Spaziergänge zu machen und mit farbigen Bauklötzen zu spielen. Ein Kind wie jedes andere auch, welches ich sehr ins Herz geschlossen habe. Nur brauchte Eva von Anfang an spezielle Betreuung, verschiedenste medizinische Behandlungen, gezielte heilpädagogische Förderung und sie nahm sehr viel Zeit und Energie ihrer Eltern in Anspruch. Ihr Leben lang wird sie auf professionelle Hilfe angewiesen sein. Ohne so wertvolle Institutionen wie Pro Infirmis wäre dies nicht möglich. Deshalb unterstütze ich diese Organisation und danke ihr für das riesige Engagement und ihre so wertvolle Arbeit! Claudia Dischl, Spenderin PIS_aktuell_0115_de.indd 8 aktuell: Ausgabe 1, März 2015; erscheint 4 x jährlich Redaktion und Verlag: Pro Infirmis, Postfach, 8032 Zürich Tel. 044 388 26 88, Fax 044 388 26 00 www.proinfirmis.ch [email protected] Jacqueline Brunner (verantwortlich), Stefanie Huber, Ellen Thiele, Gaby Ullrich Fotos: Ursula Meisser, Andreas Pröve Gestaltung: bartók GmbH, Zürich Produktion: Prowema GmbH, Pfäffikon Abo.: Fr. 5.– pro Jahr ist in Ihrer Spende inbegriffen. Postkonto: 80-22222-8 27.01.15 16:52
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