Das Schicksal schlägt gleich zweimal zu.

Nr. 1 / März 2016
Zeitung für die Spenderinnen und Spender von Pro Infirmis
Das Schicksal schlägt
gleich zweimal zu.
SH Schaffhausen
Rheinfelden
Basel
Frauenfeld
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8 Fragen an...
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News aus
den Kantonen
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AG
Amriswil
Gedanken
zum Rolli von
Andreas Pröve
Baden
SZ
Glarus
Brunnen
Sargans
GL
Chur
Altdorf
UR
Ilanz
GR
Samedan
2
Editorial
Liebe Spenderin
Lieber Spender
Voller Wärme und Neugier werden
wir von vier Kindern und der Mutter
willkommen geheissen. Es ist eine
kleine Rasselbande, die uns empfängt. Erstaunlicherweise sind die
grossen Mädchen fast etwas scheuer als ihre jüngeren Brüder. Der
Kleinste, Chris, strahlt uns an und
bewegt sich mit erstaunlicher
Wendigkeit in der kleinen Wohnung.
Niemand würde vermuten, dass der
3-Jährige seit Geburt behindert ist.
Ihm fehlen die rechte Hüfte und der
ganze Oberschenkel. Mit seiner
Orthoprothese ist er heute schon
fast so mobil, als wenn er zwei gesunde Beine hätte.
Später am Nachmittag zeigt er uns
seine Kunststücke auf dem Trampo­
lin. Etwas, das niemand für möglich
gehalten hätte. Sogar die Physio­
the­ra­peutin von Chris konnte es
kaum glauben. Erst in einem Video,
das die Mutter aufgenommen
hatte, konnte sie sehen, wie mutig
und bewegungsfreudig ihr kleiner
Patient ist.
Dass der Jüngste der Geschwister
trotz seiner Behinderung so aktiv
und quirlig ist, hat viel mit seinem
älterem Bruder Ruben zu tun, der
sein grosses Vorbild ist und dem
er nacheifert. Dort, wo Ruben ist,
findet man sicher auch Chris nicht
weit entfernt. Und das wiederum
hilft Ruben sehr. Denn bei dem
7-jährigen wurde vor gut einem
Jahr Autismus diagnostiziert.
Keine leichte Situation für die sechs­
köpfige Familie. Aber wo ein Wille
ist, ist auch ein Weg. Dieses Lebens­
motto der Familie verkörpert schon
der Kleinste ganz selbstverständlich.
Jacqueline Brunner
Redaktion aktuell
Jeden Morgen zieht die Mutter Chris die Orthoprothese an. Diese ermöglicht es dem
Kleinen, aufrecht zu laufen. Sonst kann er nur auf dem Boden kriechen, da seine
Beine unterschiedlich lang sind.
Nicht viel Raum, enge Platzverhältnisse, aber ganz viel Liebe
und Wärme zeichnet das Familienleben von Karin und Thomas S. mit ihren vier Kindern aus. Die Eltern achten darauf,
dass die älteren beiden Mädchen nicht zu kurz kommen,
denn die jüngeren Brüder brauchen jeder auf seine Art sehr
viel Betreuung und Unterstützung. Der Zweitjüngste, Ruben,
hat Autismus und Chris, der Jüngste, kam ohne rechte Hüfte
und Oberschenkel zur Welt. Etwas, das viele Eltern in grosse
Not versetzen würde, meistern diese beiden mit einer Gelassenheit und Ruhe, die staunen lässt.
Die beiden Buben haben ganz unterschiedliche Behinderungen und helfen sich doch auf ihre Art gegenseitig. Das
kleine Stehaufmännchen Chris, der trotz fehlender Hüfte
und Oberschenkel flink und quirlig alle auf Trab hält, steht
seinem grösseren Bruder Ruben bei. Ruben hat Autismus
und diese Entwicklungsstörung bringt ihn oftmals in
schwierige Situationen, in denen er sich nicht mitteilen
kann und seiner Energie Ausdruck geben will, aber nicht
weiss wie. Dann lässt er in seiner Umgebung Dampf ab und
das kann auch die Mutter oder den kleinen Bruder treffen.
Aber Chris lässt sich davon nicht beirren. Mit seinem sonnigen Gemüt geht er einfach wieder auf den Bruder zu und
das hilft Ruben, im Kontakt zu bleiben und einen Weg aus
seiner inneren Not zu finden.
Und mittendrin kümmert sich die Mutter unermüdlich um
ihre Liebsten: dass die Mädchen nicht zu fest zurückstehen
3
Wo Pro Infirmis hilft
Dank Spenden erhält die Familie
von Chris und Ruben wertvolle
Hilfe:
• Allgemeine Sozialberatung
und Administration
• Informationsdrehscheibe
rund um die Behinderung
• Sozialversicherungsrechtliche
Ansprüche abklären
• Suche nach Entlastungs­mög­
lichkeiten und Finanzierung
eines Entlastungswochenendes
für die Familie
Wenn es Ruben gut geht, ist er immer für einen Spass zu haben. Sobald Situationen
schwierig werden, kommt der 7-Jährige in Not und weiss nicht, wie er sich verständlich
machen soll. Hier hilft ihm das liebevolle familiäre Umfeld sehr.
müssen, Ruben seinem Wesen entZwei unterschiedliche Behinderungen
sprechend Entwicklungsschritte maDass dies keine einfache Aufgabe ist,
chen kann, Chris gefördert wird, dakann man sich gut vorstellen. Als Rumit er mit seinem verkürzten Bein
ben vor 7 Jahren als drittes Kind zur
seinen Weg gehen kann. Und vielleicht
Welt kam, war schon viel los in der
auch, dass sie und ihr Mann einmal
kleinen Familie. Doch alles schien
einen kurzen Moment der Zweisamnoch in normalen Bahnen zu verlaukeit finden können. Zurzeit ist das fast
fen. Im Kindergarten bewahrheitete
nicht möglich, aber sie meint voller
sich dann aber der Verdacht, dass mit
Zuversicht: «Ich glaube fest daran,
Ruben etwas nicht stimmen konnte.
dass mein Mann und ich, wenn die
Was die Eltern bereits gespürt hatten,
Kinder etwas grösser sind, wieder einwurde jetzt im Kontakt mit seinen
mal gemütlich zusammen Nachtessen
Spielkameraden deutlich: Es wurde
gehen können.» In dem ganzen Trubel
ihm zu viel mit all den Kindern und es
ist Karin S. das Herz und der ruhende
war für den autistischen Jungen
Pol der Familie, zusammen mit ihrem
schwierig, seinen Platz zu finden. Alle
Mann Thomas, der unermüdlich und Chris ist ein richtiger Sonnenschein, der Betroffenen suchten nach einer andehart arbeitet, um seiner Familie ein für seinen autistischen Bruder Ruben ren Lösung, die dem Kind gerecht
ganz wichtig ist und diesen immer wie- wurde. So wurde ein kooperativer Kingutes Leben zu ermöglichen.
Die 6-köpfige Familie lebt in beschei- der aus dessen eigener Welt herausholt.
dergarten gefunden. Damals war der
denen Verhältnissen, aber was an
kleine Chris gerade auf die Welt gePlatz vielleicht nicht vorhanden ist, ist
kommen und auch hier musste mit
umso mehr in den Herzen und in der Fürsorge des Vaters der neuen Situation umgegangen werden. Obwohl schon
und der Güte der Mutter da. Eine grosse Warmherzigkeit während der Schwangerschaft klar wurde, dass beim rechund Freundlichkeit strahlen alle Mitglieder der Familie ten Bein etwas nicht stimmte, konnte sich niemand vorstelaus. Ein besseres Umfeld könnten die beiden Jungen mit len, wie dies dann wirklich aussehen würde. Die Mutter
ihren ganz unterschiedlichen Behinderungsformen wohl musste ihre kleinen Mädchen beruhigen. Für Kinder ist es
nicht haben. Alle schauen zueinander und haben dennoch schwierig, einzuordnen, was es heisst, eine Behinderung
genügend Raum für ihre eigene Persönlichkeit. Dafür sor- zu haben. Der Zufall wollte es, dass die Geschwister mit
gen die Eltern tagtäglich.
dem Vater ins Spital kamen, als die Mutter den kleinen
Chris wickelte. So sahen sie den kleinen Bruder gleich mit
4
seiner Körperbehinderung.
auch von sich aus angeruEs war nur ein kleiner
fen und sich über die beiden
Schreckensmoment,
um
Buben erkundigt hat. Ich
sich dann umso mehr über
fühle mich so aufgehoben
das herzige Baby zu freuen
und unterstützt. Dies ist in
und es in die Arme zu
unserer Situation sehr wertschliessen. Der Mutter ist
voll, denn obwohl Autismus
heute noch die Erleichteeine bekannte Behinderung über diesen wichtigen
rungsart ist, ist doch jedes
Moment anzumerken. «Ich
Kind individuell und muss
war so dankbar, dass die
seinen eigenen Weg finden.
drei Älteren ihren jüngeren
Und die Behinderung von
Bruder gleich ins Herz geChris ist selten. Ein verschlossen haben.» Denn der
kürztes Bein kommt häufig
Alltag war schwierig genug.
vor, aber eine fehlende HüfUmso wichtiger, dass alle
te gibt es nicht sehr oft. Wir
am gleichen Strick ziehen.
sind unendlich dankbar für
Dass der Alltag gemeistert
die gute Entwicklung unsewerden konnte, dafür sorgrer beiden Buben. Auf die
te auch Pro Infirmis. Die SoFrage hin, was sie sich für
zialarbeiterin hilft und beihre Familie und im Spezielrät die Familie in allem, was
len für ihre beiden Buben
rund um die Behinderun- Die Mutter (Mitte) ist das liebevolle Zentrum der Familie. Die wünscht, kommt die Antgen der beiden Buben an- beiden älteren Schwestern sind eine grosse Hilfe für die behin- wort der Mutter sehr klar
steht - gerade auch was die derten Brüder. Der Vater ist bei der Arbeit.
und schnell: «Ich wünsche
Versicherungen
betrifft.
mir mehr Toleranz und
«Mir fiel ein grosser Stein vom Herzen, als ich alle Schwie- dass die Umgebung nicht gleich nach dem ersten Augenrigkeiten und Fragen mit der Sozialarbeiterin von Pro Infir- schein, der manchmal trügen kann, urteilen würde. Sonmis anschauen konnte. Sie hat immer ein offenes Ohr, wo- dern mehr Verständnis für die nicht alltäglichen Momente
für ich sehr dankbar bin. Denn manchmal hatte ich Hem- und diese besonderen Menschen hat.»
mungen, anzurufen. Da half es mir ungemein, dass sie
In Kürze
PFFD steht für Proximal Femoral Focal
Deficiency. Es handelt sich dabei um
eine angeborene Fehlbildung und umfasst ein weites Spektrum von Defekten im Bereich des Oberschenkels.
Das Hüftgelenk ist in den meisten Fällen ebenfalls unterentwickelt.
Obwohl bereits viele Hypothesen als
Ursache des PFFD vorgeschlagen wurden, ist bisher noch nicht geklärt, wodurch die Erkrankung entsteht. PFFD
ist nicht genetisch bedingt. Diese angeborenen, komplexen Fehlbildungen
sind sehr selten.
Bei Chris fehlten das Hüftgelenk und
der Oberschenkel komplett. Er trägt
eine Orthoprothese, die den fehlenden
Teil des Beines ersetzt. Der obere,
orthetische Teil stabilisiert und fixiert
das Bein, darunter ist die Fuss-Prothese.
Autismus ist ein Begriff aus dem Griechischen und bedeutet «sehr auf sich
bezogen sein». Manche Menschen sind
Einzelgänger, die sich nur für ein Spezialgebiet interessieren, sich nur mit
Mühe in andere Menschen einfühlen
beziehungsweise mit ihnen adäquat
kommunizieren können und Kontakte
eher vermeiden. Menschen mit einer
autistischen Störung nehmen ihre
Umwelt «anders» wahr. Oft orientieren sie sich an Details und haben Probleme, eine Situation ganzheitlich zu
erfassen. Sie suchen selten den Blickkontakt und können die Stimmung ihres Gegenübers aus dessen Gesicht
kaum erkennen.
Die Symptome verändern sich in ihrer
Ausprägung im Laufe der kindlichen
Entwicklung. Durch die richtige Förderung können beeinträchtigte Fähigkeiten verbessert und autistische Verhaltensweisen vermindert werden.
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8 Fragen an...
Beat Husmann wohnt in Steinhuserberg (Wolhusen)
Bauberater Pro Infirmis Zug
53 Jahre, fünf Kinder
Husm
t
a
e
B
ann
Warum arbeiten Sie bei Pro Infirmis und seit wann?
Mein Vorgänger stellte mir bei einer zweitägigen Weiter­
bildung abends bei einem guten Glas Wein in Aussicht –
wenn er mal pensioniert werde – könnte er sich mich als
seinen Nachfolger vorstellen. Das war vor etlichen Jahren.
Nun bin ich seit September 2014 in einem Teilpensum für
die Beratungsstelle Zug tätig. Als Vater einer Tochter mit
Behinderung schätze ich Pro Infirmis sehr. Für diese nun
tätig zu sein, ist für mich ein wirklicher Glücksfall.
lassen Bauprojekte oftmals den Gedanken der vollständigen Inklusion vermissen. Ansprüche an die Gestaltung gehen den Anforderungen der hindernisfreien Bauweise vor!
Was machen Sie bei Pro Infirmis?
Mein Aufgabenbereich ist sehr vielfältig. Zum einen berate
ich bei baulichen Fragen Menschen mit Behinderung und
deren Angehörige. Diese individuellen Abklärungen umfassen oftmals die Anpassung von privaten oder Arbeitsräumen. Zum anderen berate ich Bauherren, Projektverfasser und stehe allen am Bau Beteiligten für Fragen zur
hindernisfreien Bauweise zur Verfügung. Ein wesentlicher
Teil meiner Arbeit besteht in der Prüfung und Vernehmlassung von Baugesuchen. Ich schreibe zu diesen für die
Bewilligungsbehörde eine Stellungnahme oder einen Fachbericht.
Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich ist die Öffentlichkeitsarbeit, um mit allen Aspekten für die hindernisfreie
Bauweise zu sensibilisieren.
Die nächsten Ferien, wohin geht es da?
Ferien sind momentan keine geplant. Ich denke aber, als
nächstes gehe ich ins Tirol.
Was war Ihr schönstes Erlebnis bei Pro Infirmis?
Immer wenn Menschen mit Behinderung durch meine Arbeit als Bauberater für hindernisfreies Bauen im Sinne der
Inklusion umfassend teilhaben können am täglichen Leben.
Was war Ihr traurigstes Erlebnis bei Pro Infirmis?
Oft erfahre ich in Beratungsgesprächen, wie Sparmassnahmen Menschen mit Behinderung hart treffen. Auch
Was sind Ihre Hobbys?
Die Bergwelt bestimmt meine Hobbys. Wann immer ich Zeit
finde, erklimme ich diese mal joggend, mal in stundenund teils tagelangen Wanderungen oder mit den Tourenski.
Neustens habe ich Schneeschuhlaufen lieb gewonnen.
Was wünschen Sie sich für diese Welt?
Die Welt hat für uns Menschen eine unglaubliche Lebensvielfalt zu bieten. Ich wünsche mir Menschen, die die Welt
schätzen, lieben, schonen und im Frieden zusammenleben. Wir sind Gäste auf dieser Erde und ich wünsche mir
ein Benehmen aller Menschen und Völker, wie sich dies
für Gäste gebührt.
Was möchten Sie unseren Spender/-innen mitteilen?
Ihnen gebührt grosser Dank und Respekt für Ihre Grosszügigkeit! Die Spenden ermöglichen ein vielfältiges Engagement in wichtigen und vielfältigen Projekten, die Menschen mit Behinderung ihr Leben erleichtern. Pro Infirmis
setzt sich stark für einen hindernisfrei gebauten Lebensraum ein, der letztlich allen offen steht. Rampen oder
Aufzüge statt Stufen nützen allen, sei es mit dem Kinderwagen, dem Einkaufswagen oder dem schweren Rollkoffer. Ihre Spenden ermöglichen Projekte für eine inklusive
Gesellschaft, worin bauliche Hindernisse niemanden
mehr ausgrenzen.
6
In Kürze
Pro Infirmis in den Kantonen
SH Schaffhausen
Rheinfelden
Basel
Frauenfeld
Pratteln
Olten
SO
JU
NE
VD
Prilly
SZ: RIGI FÜR ALLE
Ein Naturerlebnis – auch im Rollstuhl: Auf der Rigi wurde der längste hindernisfreie Panoramaweg der
Schweiz eröffnet. Pro Infirmis war
bei der feierlichen Eröffnung dabei
und informierte die Besucherinnen
und Besucher über Unterstützungsmöglichkeiten im Alltag. Trotz kühler Wetterverhältnisse machten sich
zahlreiche Menschen mit und ohne
Behinderung auf den Weg zur Rigi,
der Königin der Berge.
VD/ZH/AG/TI: INTEGRATION GE­
LUNGEN
Die Wohnschule in Prilly VD feierte
ihr 15-jähriges Bestehen. Junge Menschen mit einer leichten geistigen
Behinderung oder einer Lernbehinderung bereiten sich dort auf ein
selbstständiges Leben vor. Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen
und die Herausforderungen des Alltags zu meistern. Das Erfolgsmodell
hat sich bewährt, Heimaufenthalte
können vermieden werden. Weitere
Pro Infirmis-Wohnschulen gibt es in
den Kantonen Zürich (Foto), Aargau
und Tessin.
GE
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Sarnen
OW
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Appenzell
Pfäffikon SG
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Luzern
Stans
Bern
Fribourg
St. Gallen
Zug
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Burgdorf
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Biel/Bienne
La Chaux-de-Fonds
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Aarau Zürich
Solothurn
Yverdon-les-Bains
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Baden
Delémont
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Winterthur
SZ
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Altdorf
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Samedan
Lausanne
Sierre
Monthey
Genève
Martigny
Sion
Brig
TI
Bellinzona
VS
Locarno
Kantonale Geschäftsstellen
Massagno
Beratungsstellen
Beratungsstellen von
Partnerorganisationen
Wohnschulen
BS: MEHR HINDERNISFREIE WOH­
NUNGEN!
Pro Infirmis setzt sich dafür ein,
dass Wohngebäude in verstärktem
Mass hindernisfrei werden. Denn
sowohl Rollstuhlfahrer als auch Senioren sind auf barrierefreie Wohnungen angewiesen. Deshalb hat
Pro Infirmis Basel-Stadt bei der
Fachhochschule Nordwestschweiz
eine Studie in Auftrag gegeben. Die
Studie untersuchte die Situation in
Basel und erkannte ein enormes Potenzial: Mehr als die Hälfte des Gebäudebestandes könnte mit relativ
einfachen Mitteln hindernisfrei umgebaut werden. Interessante Erkenntnisse, die Pro Infirmis weiterverfolgt.
GR: KREATIV IM RAMPENLICHT
Die Theatergruppe «MiMe» hat mit
ihrer neuen Produktion wieder das
Publikum begeistert. Unter dem Titel
«Anfang ohne Ende» drehte sich
die spannende Geschichte um Menschen, die in einem Zivilschutzraum
eingeschlossen sind. Schon seit über
zehn Jahren stehen die behinderten
Laienschauspielerinnen und –schauspieler auf der Bühne. Unter fachkundiger Anleitung werden die Stücke gemeinsam erarbeitet. Fähigkeiten, Interessen und Vorlieben der
Mitwirkenden fliessen in die Theaterarbeit ein.
7
Andreas Pröve
Loblied an den Rolli
Seit einem Verkehrsunfall im Jahre
1981 mit der Diagnose Querschnitts­
lähmung ist sein Leben von Aben­
teuern geprägt. Auf unzähligen
Reisen durch alle Erdteile sucht er
die Grenzen des Machbaren. Sein
Motor ist dabei der Drang, Neues zu
ent­decken und sich einem Land
vollkommen auszusetzen.
Dass Rollstühle noch immer mit Begriffen wie Siechtum und Depression
gleichgesetzt werden, ist ein Zustand,
über den Andreas Pröve in seiner
neuen Kolumne nachdenkt.
«Manchmal muss man an seinen Mitmenschen verzweifeln. Da hat mich
doch neulich ein Journalist als einen
«an den Rollstuhl gefesselten Behinderten bezeichnet», der sein «Schicksal
tapfer meistert». Ja geht´s noch, schoss
es mir durch den Kopf, aus welchem
Jahrhundert stammst du? Die ganze
Sache wäre nicht der Rede wert gewesen, könnte man dies als Einzelfall abtun. Doch noch immer werden Menschen, die anders aussehen oder sich
anders bewegen, von der Gesellschaft
mit Begriffen belegt, die vielmehr ihre
eigene Unsicherheit und Einfältigkeit
offenbaren. Denn niemand ist an den
Rollstuhl gebunden oder gefesselt.
Nicht sinnbildlich und auch nicht real.
Das Gegenteil ist der Fall. Unser Rollstuhl gibt uns Freiheit, Mobilität, für
manche ist er wie ein geliebter Teil des
Körpers, aber mindestens wie ein bester Freund, der uns dabei hilft, unseren Horizont zu erweitern.
Wie habe ich meinen ersten Rollstuhl
herbeigesehnt, nach dem Unfall und
zwei Monaten regungsloser Bettruhe.
Wild auf Mobilität und darauf, der
Enge des Krankenzimmers zu entfliehen, konnte ich es nicht erwarten, endlich im Rollstuhl zu sitzen. Damals
hätte man mir einen beliebigen Sitz
mit Rädern anbieten können, es wäre
mir egal gewesen.
Ich bekam ihn. Und in der Tat, es war
für heutige Begriffe eine furchtbare
Krücke, deren schlecht geölte Räder
überall hinlenkten, nur nicht dahin,
wohin ich wollte. Doch das war mir
egal. Kurz darauf kam der erste farbige Rollstuhl auf den Markt - eine Revolution begann.
Vorbei die Zeiten, als Rollstühle mit
blauer Bespannung und Chromrohr
alle gleich aussahen und mehr schlecht
als recht ihren Besitzern dienten. Von
nun an wurden sie bunt blinkend,
schnittig, schnell und wendig zu einem
Hingucker.
Und doch wird es noch lange dauern,
bis sich der Begriff «Rollstuhl» von
Analogien wie Siechtum, Depression
und Leid gelöst hat. Also, machen wir
uns an die Arbeit, mischen wir uns unter das Volk, zeigen wir ihnen, dass ein
Rollstuhl normal ist wie falsche Zähne, Haarteile, künstliche Hüften, Hörgeräte und die vielen anderen kleinen
Hilfsmittel und Krücken, die dem Menschen das Leben erleichtern. Dann folgen unsere Rollstühle vielleicht eines
Tages sogar der Brille, die es von einem
Hilfsmittel gegen Sehschwäche zu einem modischen Accessoire gebracht
hat. Zu wünschen wäre es uns.»
Mehr von Andreas Pröve im nächsten «aktuell»
Andreas Pröve verdient seinen Lebensunterhalt mit
Vortragsreisen und dem Verkauf seiner Bücher.
Falls Sie mehr darüber erfahren möchten, besuchen
Sie seine Website www.proeve.com
8
Spenderstimmen: Dank diesen Menschen und Ihnen können wir helfen.
«Die Notizblöckli für Pro Infirmis herzu­
stellen, ist eine wichtige Arbeit für uns.»
Die Notizblöckli werden in einer Druckerei im Toggenburg produziert und
dann im Johanneum, einem Verein, in
dem Menschen mit einer Behinderung
arbeiten, konfektioniert. Ein wichtiger
Auftrag, der den Menschen, die daran
arbeiten, sichtlich Spass macht.
besprechung wird diskutiert, wer an
welchem Arbeitsplatz tätig ist. Der
ausgebildete Gruppenleiter führt die
Gruppe und entscheidet am Schluss,
aber die Mitarbeitenden mit ihren
Beeinträchtigungen stehen immer im
Zentrum.
Jeder wird hier entsprechend seinen
Fähigkeiten eingesetzt. Vielleicht fällt
die Arbeit an manchen Tagen etwas
schwerer. Dann erhält die Person eine
leichtere Aufgabe.
Oder vielleicht möchte sich jemand
mehr engagieren, auch darauf wird
geachtet. In der wöchentlichen Arbeits-
Dem Verein ist es wichtig, dass die
Arbeitsplätze attraktiv und sinnstiftend sind und eine gute Atmosphäre
herrscht. So wird ein freundlicher,
wertschätzender Umgang miteinander
gepflegt. Auch Geselligkeit spielt dabei
eine Rolle: in den Pausen, am Werkstatt­
fest oder auf den Märkten.
Wir unterstützen gerne
regelmässig die Pro Infirmis.
Sie ist für uns die Institution, die dort aktiv wird, wo
Eltern mit ihren kranken
Kindern durch ihre Aufgabe
überfordert sind. Gesund
durchs Leben gehen zu dürfen, ist ein grosses Geschenk
für welches wir dankbar sind.
Das gibt uns die Möglichkeit, freiwillig soziale Aufgaben zu übernehmen.
Während meiner beruflichen Tätigkeit als
Logopädin und als langjährige freiwillige
Bezirksleiterin der Pro Juventute See, habe
ich verschiedene Schicksale kennen gelernt.
Seit 1902 ist das Johanneum Ankerpunkt für Menschen mit einer geistigen
Behinderung oder einer Lernbehinderung – zurzeit sind es rund 220 Schüler, Jugendliche und Erwachsene. Sie
besuchen die Schule, klären die Berufswahl, absolvieren eine Berufslehre oder
ar­bei­ten in einer der geschützten Werkstätten. Mehr dazu finden Sie auf:
www.johanneum.ch
Das Notizblöcklein ist ein Geschenk an
unsere Spenderinnen und Spender als
Dankeschön für die treue Unterstützung.
Jacqueline Brunner
Dabei versuchte ich, die Familien nach Mög­lichkeit zu
unterstützen.
Nun im jetzigen Lebens­­ab­
schnitt organisiere ich Zusammenkünfte für kontaktsuchende ältere Mitmen­schen
und bin aktiv im claro Weltladen. Dieser unter­stützt
mit dem Verkauf ihrer Produkte den fairen Handel.
Weiterhin leisten wir gerne unsere Beiträge
an die Pro Infirmis, um schwer geprüften
Eltern ihren Alltag zu erleichtern.
Hans und Madeleine Zuercher haben eine
Patenschaft bei Pro Infirmis übernommen.
Impressum
aktuell:
Ausgabe 1, März 2016;
erscheint 4 x jährlich
Redaktion und Verlag:
Pro Infirmis, Postfach, 8032 Zürich
Tel. 044 388 26 88, Fax 044 388 26 00
www.proinfirmis.ch,
[email protected]
Jacqueline Brunner (verantwortlich),
Stefanie Huber, Ellen Thiele,
Gaby Ullrich
Fotos: Ursula Meisser, Andreas Pröve
Gestaltung: bartók GmbH, Zürich
Produktion: Prowema GmbH, Pfäffikon
Abo.:
Fr. 5.– pro Jahr ist in Ihrer
Spende inbegriffen.
Postkonto: 80-22222-8