Appenzeller Volksfreund

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AV/Dienstag, 14. April 2015
APPENZELLER
VOLKSFREUND
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Appenzell · Zielstrasse 19 · Tel. 071 780 03 50
OBEREGGER ANZEIGER
Innerrhoder Zeitung / Amtliches Publikationsorgan
Weisser Sonntag
Die Farbe Weiss als Sinnbild der
Reinheit dominierte am vergangenen
Sonntag die festlichen Gottesdienste
in Appenzell, Gonten und Schwende.
Bei strahlendem Wetter wurden die
Erstkommunikanten zuvor mit den
örtlichen Musikvereinen zur Kirche
geleitet.
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Freizeitarbeiten
Übers Wochenende fand in der
Schulanlage Mitledi in Hundwil die
Freizeitarbeiten-Ausstellung
2015
(FZA) der Appenzeller Lehrlinge
statt. 230 Lernende aus über vierzig
Berufen zeigten ihre Werke – ein
neuer Rekord.
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Triumph der FDP
Regierungsrat Graf verloren, im Kantonsparlament sechs Sitze eingebüsst:
Die Grünen sind bei den Wahlen im
Kanton Zürich die grossen Verlierer.
Auf die Erfolgsstrasse zurückgekehrt
ist hingegen die FDP.
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Annäherung
Erstmals seit fast 60 Jahren sind die
Staatschefs der USA und Kubas am
Samstag zu einem offiziellen Treffen
zusammengekommen. US-Präsident
Obama kommentierte: «Der Kalte
Krieg ist vorbei. Kuba ist keine Bedrohung für die USA».
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In Kürze
Sorgen um Chinas Wachstum: Die
zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt verliert einen wichtigen Wachstumstreiber.
Chinas Exporte sind überraschend eingebrochen: Die Ausfuhren fielen im März um
15 Prozent. Der ungewöhnliche Rückgang
der Ausfuhren demonstriert die schwache
Nachfrage nach Waren «Made in China» in
einer schlechten Weltkonjunktur.
Reka mit Buchungsrückgang: Die
Schweizer Reisekasse (Reka) spürt die
Aufhebung des Euro-Mindestkurses. Die
Zahl der Buchungen bis Ende 2015 liegt
um etwa 10% unter dem Vorjahresstand.
Rechtsextreme Jobbik-Partei: Die
rechtsextreme Jobbik-Partei hat in Ungarn
bei einer Nachwahl am letzten Wochenende ihren ersten Parlamentssitz erobert.
Notfalldienste
Ärzte
Appenzell (Innerer Landesteil):
Notfall-Dienstarzt immer unter
Telefon 0900 9050 00
(CHF 1.50/min. ab Festnetz)
Oberegg (Vorderland):
Notfall-Dienstarzt immer unter
Telefon 0844 00 11 22
Zahnärzte
Notrufzentrale 144
«Bären» in Gonten ist eröffnet und eingeweiht
Das Hotel und Restaurant Bären in
Gonten erstrahlt in einem neuen
Kleid, das auch die jahrhundertealte
Geschichte dieses Traditionshauses
reflektiert. Der «Bären» möchte ein
geselliger Ort für die einheimische
Bevölkerung sein, wo man sich zu einem Feierabendbier oder zum Kaffee
treffen kann. Das Restaurant im ersten Stock bietet aber auch Einiges für
Freunde der gehobenen Gastronomie.
Am Samstag wurde das in den letzten
acht Monaten umgebaute Haus geweiht
und offiziell eröffnet. – Bild: Das Team
um Küchenchef Daniel Brunner (links)
Kenia «wie Amerika nach 9/11»
Das ostafrikanische Land will nach Anschlag weltgrösstes Flüchtlingslager schliessen
Gut eine Woche nach dem Terroranschlag mit mehr als 150 Toten im
Norden Kenias hat das ostafrikanische
Land die kurzfristige Schliessung des
weltgrössten Flüchtlingslagers nahe
der somalischen Grenze angeordnet.
(sda) Das UNO-Flüchtlingshilfswerk
müsse das Lager Dadaab mit 350 000
Bewohnern binnen drei Monaten
schliessen und nach Somalia verlegen,
teilte Kenias Vizepräsident William
Ruto am Samstag mit. Sollte das UNHCR
der Aufforderung nicht nachkommen,
würde Kenia die Flüchtlinge selbst umsiedeln, drohte Ruto. Kenia werde sich
nach dem jüngsten Anschlag so drastisch verändern «wie Amerika nach
9/11», sagte Ruto in Anspielung auf die
Anschläge vom 11. September 2001 in
New York. Zudem habe nun der Bau eines 700 Kilometer langen Walls entlang
der somalischen Grenze begonnen.
feindungen ausgesetzt, da die mit dem
Terrornetzwerk Al-Kaida verbündete somalische Al-Schabaab-Miliz immer wieder blutige Anschläge in Kenia verübt.
Die Dadaab-Flüchtlingscamps beherbergen seit mehr als 20 Jahren vor allem
Somalis, die vor Bürgerkriegswirren,
Hunger und islamistischem Terrorismus in ihrem Heimatland am Horn von
Afrika geflohen sind. Die Sicherheitslage in Somalia ist weiterhin kritisch, so
dass eine Verlagerung von Dadaab über
die Grenze nur schwer vorstellbar erscheint. Ein Sprecher des UNO-Flüchtlingshilfswerks in Kenia sagte, bislang
sei man über den Beschluss der Regierung nicht offiziell unterrichtet worden.
Kritik von Menschenrechtsorganisation
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zeigte sich erschüttert. «Statt Flüchtlinge zu Sündenböcken
zu machen, sollte die Regierung die Verantwortlichen für das Garissa-Massaker
finden und bestrafen», sagte Leslie Lefkow, stellvertretende Afrika-Direktorin
Anschläge wegen Flüchtlingen
von HRW. Eine Zwangsauflösung des
In Kenia leben etwa 450 000 somalische Lagers wäre «illegal», meinte sie.
Flüchtlinge, die meisten von ihnen in Die somalische Terrororganisation AlDadaab. Sie sind aber zunehmend An- Shabaab hatte sich zu dem Anschlag auf
die Universität in Garissa vom Gründonnerstag mit mehr als 150 Toten bekannt.
Die Islamisten verüben immer wieder
Anschläge in Kenia, wie etwa 2013 auf
das Einkaufszentrum Westgate in Nairobi. Dabei starben 67 Menschen.
Ein Toter bei Massenpanik in Nairobi
Am Sonntag kam es an der Universität
Nairobi zu einer Massenpanik. Ein elektrischer Defekt hatte zu einer Explosion
geführt, woraufhin Hunderte Studenten
einen neuen Anschlag befürchteten und
in Panik flohen. Nach Krankenhausangaben kam dabei ein Mensch ums Leben, rund 140 weitere wurden verletzt.
Um die Islamisten zu stoppen, hat Kenia rund 5000 Soldaten nach Somalia
entsandt – genau dies verurteilen die
Fanatiker von Al-Shabaab. Nach dem
Anschlag in Garissa hat die Regierung
ausserdem die Einstellung von 10›000
neuen Polizisten versprochen. Zudem
wurden diese Woche viele somalische
Konten eingefroren und Geldtransfers
verboten. Hilfsorganisationen kritisierten, die Unterbindung von Geldtransfers
treffe vor allem arme Somalis, die zum
Überleben Geld von Familienmitgliedern im Ausland erhielten.
macht bei seiner Arbeit den täglichen
Spagat zwischen gutbürgerlicher Küche
für die Taverne im Erdgeschoss und
Gourmetniveau im ersten Stock.
(Bild: Rosalie Manser)
Seite 3
Mali: Kulturerbe wird
mit Schweizer Hilfe
wiederaufgebaut
Als Hauptspenderin leistet die Schweiz
eine Million Franken an die Wiederherstellung von 14 Mausoleen in Malis Wüstenstadt Timbuktu. Vier der von Islamisten
zerstörten Monumente sind rekonstruiert,
die übrigen sollen bis im Juli folgen.
(sda) Die UNESCO, Kulturorganisation
der Uno, geht davon aus, dass bis Ende Juli
der Wiçederaufbau der restlichen zehn
Mausoleen abgeschlossen ist, wie Marcel
Stoessel vom Büro der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in
Mali sagte. Während der Besetzung der
Region durch Dschihadisten von März
2012 bis Januar 2013 wurden 14 der 16
Mausoleen beim UNESCO-Weltkulturerbe
zerstört. Die UNESCO erarbeitete danach
in Zusammenarbeit mit den malischen Behörden ein Programm zum Wiederaufbau,
das unter anderem die Schweiz und die EU
finanzieren. Die Gesamtkosten des Programms belaufen sich auf elf Millionen
Dollar, wobei allerdings erst Spendenzusagen über drei Millionen Dollar vorliegen. Unterstützt wird das Projekt auch
von Norwegen, den Niederlanden, Bahrain, Kroatien, Mauritius und Andorra.
Acht Millionen Dollar fehlen noch.
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Innerrhoden
AV/Dienstag, 14. April 2015
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Ein neuer Treffpunkt in und für Gonten
Die Hotel Bären Gonten AG feierte am Samstag Tag der offenen Tür
Der «Bären» hat sich herausgeputzt und
versprüht wieder seinen ursprünglichen
Charme. Nach achtmonatiger Umbauzeit
ist bei Restaurant und Hotel eine gelungene Symbiose von alter Handwerkskunst und neuster Technik umgesetzt
worden. Den drei Investoren Jan Schoch,
Charly Fässler und Henry Wenk ist es zu
verdanken, dass dieses Traditionshaus
von seiner ursprünglichen Ausstrahlungskraft nichts eingebüsst hat.
Rosalie Manser
chef im Hotel Panorama Resort Feusisberg tätig und bewegt sich zusammen mit
seinen Mitarbeitern im täglichen Spagat
zwischen gutbürgerlicher Küche, die im
Erdgeschoss angeboten wird und gehobener Gastronomie im ersten Stock.
Stein, Holz, Feuer, Wasser
Sein Bruder Raphaël Brunner, der neue
Geschäftsführer, betonte anlässlich der
offiziellen Eröffnung, dass er in den vergangenen Monaten ein junges, zwanzigköpfiges Team mit Fachkräften aus der
Region zusammenstellen durfte. Er selber sei mit seinen 33 Jahren der älteste
Mitarbeiter. Auch bei der Vergabe der
Bauarbeiten berücksichtigte man zu 85
Prozent einheimische Gewerbebetriebe.
125 Mulden voll von Material wurden aus
dem «Bären» herausgetragen und teilweise, vor allem für die Bollensteinwände,
wiederverwendet. Stein, Holz, Feuer und
Wasser ziehen sich als roter Faden durch
den ganzen «Bären». Alte Balken, rustikale Riemenböden, Steinwände, Brunnen
und in jedem Gastro-Raum ein Cheminée gehören zum Konzept des St. Galler
Architekten Roger Bechtiger. Im ganzen
Haus sind verschiedene architektonische
Besonderheiten auszumachen. So nimmt
im Erdgeschoss die wiederaufgebaute
200-jährige Schmitte einen zentralen
Platz ein. Hier wird jeden Montag auf offenem Feuer und vor den Augen der Gäste
das eigens im «Bären» abgehängte Fleisch
zubereitet. Der mittelalterliche Gewölbekeller, in dem so mancher edler Tropfen
lagert, bietet ein stimmiges Ambiente für
Apéros. In der sogenannten «Töniseppe»Taverne, dem Restaurant im Erdgeschoss,
sind in der Speisekarte gutbürgerliche,
preiswerte Gerichte aufgeführt, die rustikal in der Gusspfanne serviert werden.
Einmal im Monat an einem Donnerstagabend, wird hier jeweils ein kultureller
Anlass durchgeführt.
Serviert wird in der Tracht
Eine prächtige Wendeltreppe im Eingangsbereich führt die Gäste in den ersten Stock, ins Gourmetrestaurant. Dies ist
in mehrere Stuben unterteilt, die allesamt
nach ehemaligen Besitzern benannt sind.
Insgesamt finden im Speiserestaurant
rund neunzig Personen Platz. Hier wird
auch eine alte «Bären»-Tradition aufrechterhalten: jeden Sonntag ist während
der Mittagszeit Appenzeller Musik zu hören. An Feiertagen oder auf besonderen
Wunsch einer Gästegruppe hin, tragen
die Service-Mitarbeiterinnen jeweils die
Innerrhoder Werktagstracht. Raphaël
Brunner betont denn auch, dass es ihm
und seinem Team ein grosses Anliegen
ist, den Gästen die Bräuche des Appenzellerlandes näher zu bringen. Schliesslich
kann auch der «Bären» auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken.
So stammt das Stammhaus aus dem Jahr
1601 und ist somit vierzig Jahre vor dem
Rothuus in Gonten erbaut worden. In seiner Geschichte war im «Bären» beispielsweise eine Bäckerei, ein Gemischtwarenladen, eine Mehlhandlung und auch ein Auch dem Weinkeller wurde neues, altes Leben eingehaucht.
Sticksaal zu finden.
Gonten AG. «Wir wollten für dieses Haus penziel erreicht. Ein nächstes wird der
Hotelneubau in den Startlöchern
im Sinne von Hans-Ulrich Dörig eine nach- Neubau eines Hotelkomplexes mit fünfzig
Nun bricht eine neue «Bären»-Ära an. Dies haltige Lösung präsentieren. Schliesslich Zimmern sowie Seminar- und Wellnessnachdem im November 2013, nach dem sind wir alle drei seit langem mit dem ‹Bä- bereich hinter dem Mutterhaus sein. Dies
plötzlichen Tod des damaligen Besitzers ren› verbunden und wollten seinen guten soll bis Ende 2018 realisiert werden. VoHans-Ulrich Dörig, die Türen vorüberge- Namen und seinen einzigartigen Charme rausgesetzt, die Bezirksgemeinde Gonten
hend geschlossen wurden. Die drei neu- bewahren», hielten Charly Fässler und stimmt der Umzonung des entsprechenden
Gastgeber Raphaël Brunner eröffnete zusammen mit seinem Team offiziell den umgebauten «Bä- en Investoren erwarben im Mai 2014 das Henry Wenk anlässlich der Eröffnung fest. Landes zu und das anschliessende Bauberen».
(Bilder: Rosalie Manser) Gebäude und gründeten die Hotel Bären Mit der Wiedereröffnung ist nun ein Etap- willigungsverfahren verläuft reibungslos.
Am Samstag war die Öffentlichkeit dazu
eingeladen, den renovierten «Bären» in
Augenschein zu nehmen, schliesslich hat
sich einiges verändert. Nach der offiziellen Segnung durch Pfarrer Josef Fritsche
liessen es sich die zahlreichen Besucher
nicht nehmen, die verschiedenen Restaurants, den Weinkeller, die Lounge oder
die Hotelzimmer zu inspizieren. Beim
Gang durch die Küche waren kleine Gaumenfreuden zu ergattern. Der 30-jährige
Daniel Brunner, dem die Leitung des Küchenteams obliegt, war zuvor als Küchen-
Voller Einsatz für die SP-Wohninitiative
Landsgemeinde-Versammlung der SP AI: Ja zu allen Sachgeschäften – Keine Wahlempfehlung
Mit vollem Einsatz will die Innerrhoder
SP möglichst viele Stimmberechtigte
für ihre Initiative «Wohnen für alle»
begeistern. An der Landsgemeindeversammlung am Samstag fassten die Parteimitglieder zudem die Ja-Parole für
alle Sachgeschäfte an der kommenden
Landsgemeinde. Sie verzichteten jedoch
auf eine Empfehlung bei der Wahl eines
Nachfolgers für den zurückgetretenen
Landeshauptmann Lorenz Koller.
Toni Dörig
In sehr überschaubarem familiärem
Kreis diskutierten die SP-Mitglieder im
Restaurant Rössli am Postplatz in Appenzell vor allem darüber, wie sie ihrer Inititative «Wohnen für alle» ein möglichst
gutes Resultat sichern können. Bereits in
seiner Begrüssungsrede zitierte Präsident Martin Pfister die Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom, die in einer
Studie aufzeigte, dass Genossenschaften
in Mangelsituationen häufig das weitaus
bessere Heilmittel sind als Privatisierung
oder staatliche Kontrolle. Genau darauf
setzen die Innerrhoder Sozialdemokraten mit ihrem Vorschlag, wie der Mangel
an günstigem Wohnraum in Innerrhoden
behoben werden könnte. Während zurzeit Immobilienfirmen auf Hochtouren
gewinnträchtige Luxuswohnungen bauen
und damit eine Liegenschaft nach der an-
die SP AI hätte einen Verfassungsartikel
eingereicht, der einfach das Grundanliegen in einem Satz festhält.» Und genau
so ein Verfassungsartikel wäre ja als
Gegenvorschlag möglich gewesen. Aber
dagegen hätte «man» sich ja, wie zitiert,
gewehrt.
Stammtischgespräche
Diesen Sinneswandel interpretierte Martin Pfister so, dass eine gewisse Nervosität
aufgekommen ist. Viele Kantonsbewohner
sind unzufrieden mit dem herrschenden
Wohnungsmarkt in Innerrhoden. «Unsere
Initiative hat durchaus Chancen», hofft
Martin Pfister. Und die SP-Mitglieder sind
gewillt, alles für ein gutes Abschneiden
zu tun. Das bedeutet, sie wollen möglichst
viele Stimmberechtigte überzeugen, dass
ihr Vorschlag durchaus vernünftig ist –
Präsident Martin Pfister (ganz rechts) und Daniela Mittelholzer «bombardieren» die beiden Kandi- zum Beispiel in direktem Kontakt an drei
daten Ruedi Eberle und Stefan Müller mit Fragen.
(Bild: Toni Dörig) Stammtischgesprächen, mit einem neuen
Flyer und mit Mund-zu-Mund-Propaganda.
deren überbauen, ohne dass dem tatsäch- schen auch Landammann Daniel Fässler
Zwei sehr konservative Kandidaten
lichen Bedarf auch wirklich Rechnung realisiert. Hatte dieser in der Beratung
getragen wird, sollen in Zukunft Kanton des Grossen Rates, wie Martin Pfister aus Für die Nachfolge von Landeshauptmann
und Bezirke als Gegengewicht Land und dem Protokoll zitierte, noch energisch Lorenz Koller haben sich zwei Kandidaten
Immobilien kaufen und im Baurecht an verkündet, dass sich die Standeskom- zur Wahl gestellt: Ruedi Eberle und Stegemeinnützige Bauträger abgeben – mit mission dagegen wehren werde, einen fan Müller. Wie schon ein Tag zuvor wurdem Ziel, dass sich auf diese Weise auch Gegenvorschlag zu dieser SP-Initiative den diese beiden Kandidaten auch von
in Innerrhoden normale Durchschnitts- auszuarbeiten, so tönte es bereits kurze den SP-Mitgliedern einem vielsagenden,
verdiener und Familien bald wieder eine Zeit später ziemlich anders. Im Bericht intensiven Frage- und Antwortspiel unterüber die Landsgemeinde-Versammlung zogen. Dabei konnten sie ihre Kenntnisse
angemessene Wohnung leisten können.
der CVP im Appenzeller Volksfreund vom in Sachen Innerrhoder Politik und ihre
Einen Nerv getroffen
2. April ist nämlich als Äusserung des Eloquenz beweisen, was sie durchaus erMartin Pfister betonte, wie sehr diese Landammanns zur Initiative «Wohnen für folgreich taten. Einige Fragen waren aber
Initiative den Nerv der Bevölkerung ge- alle» zu lesen: «Ihm (also Landammann auch gezielt auf linke Anliegen abgestellt.
troffen hat. Offensichtlich hat dies inzwi- Daniel Fässler) wäre es lieber gewesen, Und aufgrund dieser Antworten kam die
SP AI zum Schluss, dass beide Kandidaten doch sehr, sehr konservativ sind und
kaum Visionen entwickeln. Deshalb wurde auf eine Wahlempfehlung verzichtet.
Preis und Gegenleistung
Dass die Innerrhoder SP für die eigene
Initiative die Ja-Parole beschloss, versteht sich von selbst. Aber auch die übrigen Sachgeschäfte fanden Gefallen, die
meisten ohne lange Diskussion – mit einer Ausnahme: Für den Hallenbad-Kredit
wurde eigens Leo Sutter, Präsident der
Baukommission, als Referent eingeladen.
Den SP-Mitgliedern lag vor allem die Frage auf dem Herzen, ob die zu erwartende
deutliche Erhöhung der Eintrittsgelder
nicht zu vermeiden gewesen wäre. Hätte
man nicht bescheidener bauen können?
Oder könnte die Öffentlichkeit allenfalls
eine höhere Defizitgarantie übernehmen? Leo Sutter zeigte mit Erfolg auf,
dass man heute kein Schwimmbad mehr
bauen kann, das schlicht und einfach ein
Schwimmbecken enthält. «Heute kommen die wenigsten nur noch zum Schwimmen.» Und die Konkurrenz ist gross. Was
im Angebot über das Schwimmbecken
hinausgeht, soll und wird auch mehr
Einnahmen generieren. «Man muss den
Preis immer mit der Gegenleistung vergleichen.» Kaum realisierbar wäre es
gewesen, der öffentlichen Hand höhere
Beitragskosten pro Jahr abzuverlangen.
Immerhin habe sich die Schule bereit erklärt, deutlich mehr zu bezahlen für das
Schulschwimmen. Auch diese Ja-Parole
wurde einstimmig gefasst.