Jahrgang 24 | Nummer 3/96 | März 2015 Bildung & Bewegung 1 2 3 INHALT Hubert Dürrstein Editorial 4 6 Martin Gradl Europa bewegt sich Petra Siegele | Ursula Panuschka Schulen in Bewegung 8 OeAD-Event Schulen in Bewegung: Programm 9 Hanna Bakalar Sport und EU 10 12 14 Renate Zimmer Den Körper zum Verbündeten gewinnen oead.news im Gespräch mit Josef Wutscher, Leiter der Skimittelschule Bad Gastein Wolfgang Stockinger Eins plus eins ist drei: Duale Karriere im Spitzensport 16 18 20 Otmar Weiß Psychomotorik in der Schule Nina Szogs Forscher/innen in Bewegung Rudolf Müllner Sport und Bewegungskultur in der Forschung 22 24 Michael Dippelreiter Historisch betrachtet Melanie Wetzer Guidance und Sport in unterschiedlichen Lebenslagen 25 Veranstaltungskalender Molly Roza 26 Sports in US Universities 28 29 Franz Gramlinger Gesundes Führen in berufsbildenden Schulen OeAD-Event Zur Situation internationaler Studierender in Österreich 30 Marianne Toder Studierendenwohnheim »GreenHouse« 32 34 Ricarda Motschilnig EPALE goes Austria Andreas Obrecht Vom Experiment zum erfolgreich etablierten Kooperationsprogramm Publikation 36 Hinter dem Mikro. Österreichische Starreporter des Sports erinnern sich | Impressum 3 Hubert Dürrstein © Teresa Zöttl, APA-Fotoservice | OeAD Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Seit nunmehr einem Jahr sind im EU-Programm Erasmus+ die Bereiche Bildung, Jugend und Sport zusammengefasst. Das bedeutet, dass es in der laufenden Programmperiode auch für das Themenfeld Sport Fördermöglichkeiten gibt. Für 2014 bis 2020 stehen 265 Mio. Euro zur Verfügung. Mit diesen Mitteln will die EU ihre Bürger/ innen zu mehr körperlicher Aktivität motivieren und die motorischen Fähigkeiten ab dem Kindesalter unterstützen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Förderung dualer Laufbahnen von Sportler/innen. So unterstützt etwa die Organisation KADA Spitzensportler/innen dabei, Sport und Ausbildung zu vereinbaren und den Übergang ins Berufsleben nach Ende der Sportkarriere zu schaffen. Lesen Sie dazu den Beitrag auf Seite 14. Wie Sport Grenzen in Europa überwindet, führen die Schüler/innen der Neuen Skimittelschule Bad Gastein in einem Projekt mit Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Ungarn eindrucksvoll vor: Die Nachwuchssportler/innen legen durch sportliche Aktivitäten 22.500 Kilometer zurück, das ist die Distanz zwischen den Schulstandorten in den fünf Ländern (Seite 12). Im Interview betont Schulleiter Josef Wutscher, dass an seiner Schule schulische Bildung und alpiner Skisport optimal zusammenspielen, Ausbildung aber immer an erster Stelle komme. Dass Sport Karrieren unterstützt, zeigt sich auch an den Aufnahmekriterien und -bedingungen amerikanischer Hochschulen: Wer Sport betreibt, verbessert seine Chancen – auch wer ein Musikinstrument sehr gut beherrscht oder sich ehrenamtlich engagiert. Wer Hochleistungen im Sport erbringt, hat die günstigste Ausgangslage, um an einer Eliteuniversität aufgenommen zu werden. Sportliche Leistung hat in Österreich im Vergleich dazu kaum Bedeutung. Wichtiger ist hier, den Sport selbst zu beforschen. Otmar Weiß geht in seinem Beitrag auf Seite 16 auf psychomotorische Lehr- und Lernmethoden und die Kraft ihrer Motivation ein. Nina Szogs und ihre Kolleg/innen aus sieben europäischen Ländern fasziniert in ihren Forschungen die transnationale Entwicklung des Fußballs und der Fankulturen (Seite 18). Und Rudolf Müllner, Leiter des Arbeitsbereichs Geschichte und Kultur des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport an der Universität Wien, nähert sich dem Thema aus Sicht der bewegungskulturellen Forschung (Seite 20). Wie die vorliegende Ausgabe der OeAD-News widmet sich auch die 4. Fachtagung in der Reihe »Schule grenzenlos« dem Thema Bildung und Bewegung (siehe Seite 6). Die OeAD-GmbH hat mit »OeAD macht Schule« eine Plattform geschaffen, in der alle schulrelevanten Agenden des OeAD abteilungsübergreifend vereint sind. Die Fachtagung am 21. April bringt »Schulen in Bewegung« und hat »Sport im Fokus: beim Lernen, Lehren und Forschen«. Sie findet in bewährter Weise und mit reger Beteiligung von Direktion, Schüler/innen und Lehrer/innen an der Vienna Business School Hamerlingplatz in Wien 8 statt. Die Themenpalette reicht vom Einsatz von Sport als Lehr- und Lernmittel über schulische und wissenschaftliche Erforschung von Sport bis hin zu Qualitätsmanagement. Ich darf Sie herzlich einladen. Erfreulich ist, dass APPEAR (Austrian Partnership Programme in Higher Education & Research for Development) in eine zweite Phase bis 2020 geht und die Austrian Development Agency (ADA) den OeAD erneut mit der Abwicklung beauftragt hat. Für diese jetzt auf sechs Jahre verlängerte Programmperiode stehen insgesamt 14 Mio. Euro an finanziellen Mitteln zur Verfügung und als neue Partnerländer sind Armenien, Georgien und Moldau hinzugekommen. Die Auftaktveranstaltung zu dieser zweiten Programmphase findet am 26. März im OeAD-Haus statt. Ihr Hubert Dürrstein 4 Martin Gradl Europa bewegt sich Laut Eurobarometer 2014 treiben 41 Prozent der Europäerinnen und Europäer mindestens einmal pro Woche Sport. Auch Schulen, Universitäten und die EU beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Facetten des Phänomens Sport. Nachfolgend ein paar Daten, Fakten und Gedanken zu Verbindungen und Zusammenhängen zwischen Europa, Sport und Bildung. ÆÆ 41 Prozent der Europäerinnen und Europäer treiben mindestens einmal in der Woche Sport. Das ist die Kernaussauge einer im März 2014 veröffentlichten Eurobarometer-Studie, fünf Prozent davon tun dies im schulischen oder universitären Kontext. Ebenfalls bemerkenswert: Immerhin sieben Prozent der Europäerinnen und Europäer üben eine ehrenamtliche Tätigkeit aus, durch die der Sport unterstützt wird.1 ÆÆ Alle zwei Jahre treffen sich seit 1959 Studierende aus aller Welt zur Universiade. Die Winter-Universiade 2015 fand in zwei europäischen Ländern statt: Die Wettkämpfe in den nordischen Sportarten gingen in Štrbské Pleso in der Slowakei über die Bühne, jene der alpinen Sportarten und des Eissports in Grenada in Spanien. Österreich war bei den Wettkämpfen mit insgesamt 37 Studierenden vertreten.2 ÆÆ 2014 veröffentlichte das Bundesministerium für Bildung und Frauen in Form einer Handreichung grundlegende Informationen zum Bildungsstandard und zu kompetenzorientiertem Unterricht in Bewegung und Sport (inklusive Kompetenzmodell und Kompetenzkatalog für die Sekundarstufe I und II). So heißt es darin etwa zur Sekundarstufe II: »Bewegung und Sport soll Schüler/innen der Sekundarstufe II auf Basis einer breiten Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Phänomen Sport befähigen, für sich geeignete körperliche und sportliche Aktivitäten auszuwählen. Dabei sollen insbesondere folgende Aspekte berücksichtigt werden: Beitrag von Bewegung und Sport zur eigenen Gesundheit, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit, sozial faires Sporttreiben unter Berücksichtigung multikultureller und ökologischer Faktoren sowie die reflektierte Auseinandersetzung mit kritischen gesellschaftlichen Phänomen der Bewegungs- und Sportkultur (wie Doping, Kommerzialisierung, Medialisierung).«4 ÆÆ Die ersten Berührungspunkte zwischen der EU und dem Sport bildeten in den 1970er Jahren Urteile des Gerichtshofs der Europäischen Union. Es ging dabei um Freizügigkeitsbestimmungen hinsichtlich der Ausübung des Sports als Beruf. Das wohl bekannteste Sporturteil des Gerichtshofs betraf den Fall »Bosmann«, in dem es unter anderem um Ausländerbeschränkungen bei Fußballklubs ging. Seit diesem Gerichtsentscheid sind auch Fußballklubs verpflichtet, die Arbeitnehmer/innenfreizügigkeit von Gemeinschaftsbürgerinnen und Gemeinschaftsbürgern zu beachten. © Hinterramskogler, APA-Fotoservice | OeAD Es war im Juni 2008 in Paris. Grund des Aufenthalts war ein europäisches Meeting zur Schulaktion eTwinning des Programms für lebenslanges Lernen: Egal wo man war, der Fußball dominierte das Bild. Beinahe in allen Restaurants und auch am Flughafen saßen Menschen, die den Spielen der gerade stattfindenden FußballEuropameisterschaft in Österreich und der Schweiz via TV beiwohnten. Auch in den Pausen des Meetings war es ein Leichtes, über den Fußball mit Kolleginnen und Kollegen in ganz Europa in Kontakt zu treten. Man erlebt es immer wieder in den verschiedensten Situationen: Sport – ob über Medien konsumiert oder selbst aktiv ausgeübt – ist ein Thema, das Grenzen überschreitet und die Kraft besitzt, Menschen aller Generationen und Länder zu verbinden – manchmal, wie die Geschichte zeigt, aber auch zu trennen: ÆÆ Im Schuljahr 2012/13 gab es in Österreich 107 Sporthauptschulen beziehungsweise Neue Mittelschulen mit sportlichem Schwerpunkt. Hinzu kommen noch Neue Mittelschulen mit skisportlichem Schwerpunkt, Sportgymnasien, Sporthandelsschulen und viele weitere Schulen, die ihren Fokus auf den Sport legen.3 1 http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_412_en.pdf 2 www.unisport-austria.at/ und www.fisu.net 3 www.bewegung.ac.at/ Pressekonferenz zum Start von Erasmus+. Seit 1. Jänner 2014 ist der Bereich Sport Teil des EU-Programms. 4 www.bewegung.ac.at/ 5 © gesundheitsreise.de Bildung mit Bewegung. Durch Bewegung, Spiel und Sport werden grundlegende Kompetenzen gefördert. ÆÆ 2004 wurde von den EU-Organen das »Europäische Jahr der Erziehung durch Sport« begangen. Ziel war es unter anderem, die Einbringung von sportlichen Werten (Teambuilding, Fairness) in die schulische Bildung zu fördern, die Notwendigkeit der Zusammenarbeit von Sportorganisationen und Bildungseinrichtungen zu betonen oder Herausforderungen zu thematisieren, denen sich Sportlerinnen und Sportler in ihrem Ausbildungsweg gegenübersehen. ÆÆ Das mit 1. Jänner 2014 gestartete EU-Programm Erasmus+ umfasst die Bereiche Bildung, Jugend und Sport. Projekte, die sich thematisch mit Sport beschäftigen und die Schulbildung, Erwachsenenbildung, Berufsbildung oder die Hochschulbildung betreffen, können bei der Nationalagentur Lebenslanges Lernen im OeAD eingereicht werden. Für spezifische Sportprojekte, die bei der Exekutivagentur für Bildung, Audiovisuelles und Kultur einzureichen sind, verfolgt das Programm zusätzlich noch drei Hauptziele: a) Die Bekämpfung grenzüberschreitender Bedrohungen für den Sport, wie Doping, Gewalt oder Spielabsprachen, b) die Förderung und Unterstützung von Good Governance im Sport sowie die Förderung dualer Karrieren von Sportlerinnen und Sportlern, c) die Unterstützung von Freiwilligkeit im Sport im Zusammenhang mit Inklusion und sozialer Gerechtigkeit sowie die Aufklärung über die wichtige gesundheitsfördernde Bedeutung des Sports. Detaillierte Informationen und Einreichfristen stehen im Programmleitfaden für Erasmus+ zur Verfügung, der auf www.oead.at abrufbar ist.5 Ausgehend von diesen exemplarisch herausgegriffenen Schlaglichtern haben auch die OeAD-GmbH und ihre verschiedenen Abteilungen zahlreiche Berührungspunkte mit dem Thema Sport – sei es in Folge von Projekten oder sonstiger Aktivitäten. Und auch der OeAD selbst bewegt sich: So nehmen beispielsweise seit 2007 regelmäßig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in mehreren Dreierteams beim Wiener Business Run teil und leben somit sportliche Werte wie Teambuilding und Fairness. infopoint 5 www.bildung.erasmusplus.at/fileadmin/lll_erasmus/dateien/Downloads_und_Dokumente/Guidelines_ etc/2015_erasmus-plus-programme-guide_de.pdf www.erasmusplus.at 6 Ursula Panuschka | Petra Siegele Schulen in Bewegung Sport steht im Fokus der 4. OeAD macht Schule-Fachtagung am 21. April 2015 in Wien. Neben der Bewegung stellt die Ernährung eine wesentliche Säule für die Gesundheit unserer Kinder dar. Das Bundesministerium für Bildung und Frauen unterstützt Projekte, die sich mit Bewegung und Ernährung beschäftigen und verleiht auch ein Sportgütesiegel für Schulen. Auch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft fördert u. a. im Rahmen von Sparkling Science Projekte rund um diesen Schwerpunkt. Genau an diesen Fakten wird die 4. Fachtagung im Rahmen der Initiative »OeAD macht Schule« auch ansetzen. In sieben Fachkreisen diskutieren und betrachten Vertreterinnen und Vetreter des (vor-)schulischen Bildungsbereichs das Thema Bewegung in der Schule aus unterschiedlichen Blickpunkten: ÆÆ Sport als gemeinsame Sprache ÆÆ Sport inkludiert/integriert – sonderpädagogische Ansätze im Fokus ÆÆ Bewegte Schule – der Einsatz von Sport als Lehr- und Lernmittel ÆÆ Sport motiviert – durch Teambuilding gemeinsam voneinander lernen ÆÆ Schule und Wissenschaft erforschen Sport ÆÆ Sport bildet Karrieren – verschiedene Bildungswege im Sport ÆÆ Gesunde Schule und QM © Projekt »Fit statt fett« Mit dem thematischen Schwerpunkt »Schulen in Bewegung. Sport im Fokus: beim Lernen, Lehren und Forschen« hat die OeAD-GmbH ein zentrales Thema aufgegriffen, denn Kinder bewegen sich heute wesentlich weniger als noch vor einigen Jahren. Der Anteil der Kinder, die ihre Freizeit mit Computer, Fernseher und Co. gestalten, nimmt immer mehr zu. Für diese Kinder bietet die Schule häufig die einzige Möglichkeit, sich überhaupt sportlich zu betätigen. Handstand, Rad schlagen, Purzelbaum und Co.: Jugendliche aus dem Sparkling Science-Projekt »Fit statt fett« bringen Bewegung in den Schulalltag. Sport verbindet, das steht außer Zweifel. Sport ist wie die Musik, ist wie Kochen – man kann miteinander sporteln, musizieren, kochen – auch wenn man unterschiedliche Sprachen spricht. Baut also Sport Vorurteile ab? Ist David Olatukunbo Alaba somit auch eine Integrationsfigur? Welche Kompetenzen werden durch den Sport erlernt und vermittelt? Wird man dadurch zu einem besseren Teamplayer? Und wie fördert Sport Karrieren bzw. was macht Mann/Frau nach einer sportlichen Karriere? Lernen braucht Bewegung Im Rahmen der Fachtagung wird aber auch diskutiert, wie Bewegung das Lernverhalten beeinflusst. Lernen braucht Bewegung! – das zeigen Erkenntnisse der Hirnforschung zur Bedeutung von Sport und Bewegung beim Lernen. Insbesondere konnte nachgewiesen werden, dass es Zusammenhänge zwischen körperlicher Bewegung und Hirnaktivität gibt. Bei der praktischen Arbeit mit Kindern lässt sich leicht feststellen, dass sie sehr viel leichter lernen konnten, wenn zunächst einige einfache Übungen zur Ganzkörperintegra- tion gemacht werden. Körperliche und geistige Aktivität eines Menschens haben zeitlebens einen positiven Einfluss auf das Lernen, denn Bewegung fördert auch die Gehirnprozesse und somit die Gedächtnis- und Lernleistungen. Toni Innauer bei der 4. Fachtagung von Schule grenzenlos Um den Diskussionen am Nachmittag einen fruchtbaren Boden zu geben, konnten zwei namhafte Persönlichkeiten aus der aus der Welt des Sports und der Bewegungswissenschaften gewonnen werden. Renate Zimmer ist Direktorin des Instituts für Sport- und Bewegungswissenschaften, Universität Osnabrück, und Direktorin des Niedersächsischen Instituts für Frühkindliche Bildung und Entwicklung. Sie wird das Bildungspotenzial Sport und Bewegung näher darstellen. Toni Innauer, Skisprung-Olympiasieger, © Klaus-Uwe Pacyna | Pixelio 7 Klettern, toben, rennen – regelmäßige Bewegung ist lebensnotwendig für die gesunde Entwicklung eines Kindes, denn dadurch werden nicht nur Muskeln und Knochen gestärkt, bewegte Kinder sind ausgeglichener. Erfolgstrainer und Sportphilosoph wird im Umfeld des Lebenslangen Lernens das Publikum an seinen Erfahrungen und Erkenntnissen teilhaben lassen.1 Conclusio: Das Team der Initiative »OeAD macht Schule« freut sich auf eine spannende und erkenntnisreiche Fachtagung, die am 21. April 2015 in der Vienna Business School Hamerlingplatz, in 1080 Wien stattfindet. Aktiv unterstützt wird die Tagung von Direktorin Monika Hodoschek, Bettina Samhaber und 20 Schüler/innen der Vienna Business School, https://hamerlingplatz.vbs.ac.at/ www.bmbf.gv.at www.bmwfw.gv.at www.renatezimmer.de/ www.toni-innauer.at/ www.lsr-t.gv.at/ www.znl-ulm.de/ www.diezeitschrift.de/12011/walk1001.pdf welche im Zuge der Veranstaltung und deren Vor- und Nachbereitung auch ein Praktikum bei der OeAD-GmbH absolvieren. Nota bene werden auch die Pausen der Fachtagung sehr bewegt sein! Weitere Infos auf https://www.oead.at/ projekte_kooperationen/oead_macht_ schule/ OeAD macht Schule Die OeAD-GmbH hat sich in den letzten 50 Jahren einen Namen als Servicestelle für europäische und internationale Mobilität und Kooperation gemacht. Seit 1995 betreut die OeAD-GmbH auch die europäischen Bildungsprogramme und ist damit zunehmend zu einem »Full Service Provider« für alle Lebensphasen des Lernens geworden. Besonders Schulen und Kindergärten profitieren von dieser Spektrumserweiterung, die mit der Übernahme der Programmträgerschaft des Nachwuchsförderprogramms Sparkling Science im März 2009 und die Einrichtung des Zentrums für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule – Young Science – im Jahr 2011 kontinuierlich ergänzt wurde. infopoint www.oead.at/projekte_kooperationen/oead_macht_schule 8 OeAD-Event Schulen in Bewegung: Programm 4. Fachtagung im Rahmen der Initiative »OeAD macht Schule«, Dienstag, 21. April 2015, 9:00 bis 17:00 Uhr, Vienna Business School Hamerlingplatz Hamerlingplatz 5-6, 1080 Wien 09:00 – 10:00 Uhr Registrierung Durch das Vormittagsprogramm führt Hermine Steinbach-Buchinger, agentursteinbach.at 10:00 – 10:20 Uhr Begrüßung Hubert Dürrstein, OeAD-GmbH Monika Hodoschek, VBS Hamerlingplatz Céline Loibl, BMWFW Hanspeter Huber, BMBF 10:20 – 11:20 Uhr Keynotes Toni Innauer, Innauer +(f)acts Renate Zimmer, Universität Osnabrück 11:20 – 11:45 Uhr Pause 11:45 – 13:00 Uhr Schule grenzenlos. Schulen in Bewegung. Sport im Fokus: beim Lernen, Lehren und Forschen Toni Innauer, Innauer +(f)acts Gabriela Jahn, ORF Sport Otmar Weiß, Universität Wien Renate Zimmer, Universität Osnabrück Moderation: Ernst Gesslbauer, Nationalagentur Lebenslanges Lernen, OeAD-GmbH 14:00 – 16:15 Uhr Fachkreise • Sport als gemeinsame Sprache • Sport inkludiert/integriert – sonderpädagogische Ansätze im Fokus • Bewegte Schule – der Einsatz von Sport als Lehrund Lernmittel • Sport motiviert – durch Teambuilding gemeinsam voneinander lernen • Schule und Wissenschaft erforschen Sport • Sport bildet Karrieren – verschiedene Bildungswege mit Sport • Gesunde Schule und Qualitätsmanagement 16:15 – 16:30 Uhr Pause 16:30 – 17:00 Uhr Fazit der Fachkreise – begleitet und moderiert von Quintessenz, Improvisationstheater Wien Ab 17:00 Uhr Ausklang Weitere Details und Anmeldung unter www.oead.at/macht-schule Anmeldeschluss: 8. April 2015 Bewegung muss in allen Schulfächern zu einem Prinzip des Lernens und Lebens werden, fordern Expert/innen. © Projekt »Körperliche Aktivität macht Schule« 13:00 – 14:00 Uhr Mittagessen 9 Hanna Bakalar Sport und EU Mit rund 265 Mio. Euro Budget für Erasmus+ im Bereich Sport sollen die EU-Bürgerinnen und -Bürger zu mehr körperlicher Betätigung motiviert werden. Die Eingliederung des Bereichs Sport in das neue EUProgramm Erasmus+ mit 1. Jänner 2014 stellt in mehrfacher Hinsicht einen Meilenstein für den österreichischen Sport und die europäische Sportbewegung dar. Das neue siebenjährige EU-Programm Erasmus+ löste die bis Ende 2013 laufenden europäischen Vorläuferprogramme in den Bereichen Bildung, Jugend und Sport ab und beinhaltet erstmals eine eigene Haushaltslinie für Sport. Damit wird auf der Grundlage des Vertrags von Lissabon die Bedeutung des Sports für Europa ausdrücklich gewürdigt, die Förderung des Sports als ein Ziel der Gemeinschaft hervorgehoben und die besonderen Merkmale des Sports – wie seine soziale, pädagogische und gesundheitsfördernde Funktion – anerkannt. Die Bereitstellung von rund 265 Mio. Euro für den EUSportbereich während der Laufzeit von 2014 bis 2020 gewährleistet, dass gezielt Breitensportaktivitäten, Kooperationspartnerschaften und gemeinnützige europäische Sportveranstaltungen gefördert werden können. Vor diesem Hintergrund ist der europaweite Austausch zwischen der europäischen Sportbewegung um ein Vielfaches attraktiver. Gemeinsame europäische Ziele wie die Wahrung der Integrität im Sport, die Bekämpfung grenzüberschreitender Bedrohungen wie Spielabsprachen, Doping, alle Arten von Intoleranz und Diskriminierung, aber auch Chancengleichheit und Good Governance im Sport können damit vorangetrieben werden. Ein besonderer Schwerpunkt in Erasmus+ Sport liegt auf der Förderung dualer Laufbahnen von Sportlerinnen und Sportlern sowie gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität. Projektideen und -vorschläge in diesen beiden Bereichen werden von der Europäischen Kommission besonders begrüßt und in den nächsten Jahren in verstärktem Ausmaß kofinanziert. Ein Grund für die Förderung körperlicher Aktivität ist die im Frühjahr 2014 veröffentlichte EurobarometerUmfrage zu Sport und körperlicher Betätigung. Diese weist auf große Unterschiede bei den Ergebnissen zwischen den Mitgliedstaaten hin, insbesondere in Bezug auf ehrenamtliche Tätigkeit im Sport und bewegungsarme Lebensweise. Die Zahl der Menschen, die angeben, sich nie sportlich zu betätigen, ist seit der Um- frage von 2009 um drei Prozentpunkte gestiegen (von 39 auf 42 Prozent). Angesichts dieser Zahlen ist ein prioritäres Anliegen der EU, die Teilnahme im Sport auf allen Ebenen zu forcieren, körperliche Aktivität in Schulen zu fördern und motorische Fähigkeiten ab dem Kindesalter zu unterstützen. Mit der Initiative der »Europäischen Woche des Sports«, die erstmals im September dieses Jahres stattfindet und im Rahmen des neuen Förderprogramms finanziert wird, ist ein weiterer Schritt gesetzt, körperliche Aktivität für die europäische Bevölkerung attraktiver zu machen und mit weitreichenden Angeboten, die EUBürgerinnen und -Bürger von Klein bis Groß zu mehr körperlicher Betätigung zu motivieren. Der erste Aufruf zur Einreichung von sportbezogenen EU-Projekten 2014 im Rahmen von Erasmus+ fand unter reger Beteiligung des österreichischen Sports statt. Österreich schnitt im Rückblick auf das erste Förderjahr im Rahmen von Erasmus+ mit drei Zuschlägen bei elf Projekteinreichungen zu transnationalen Kooperationspartnerschaften im Sport sehr gut ab. Mit 21 Prozent hat Österreich die vierthöchste Erfolgsquote erreicht (siehe Statistik unten). Mag. Hanna Bakalar ist Mitarbieterin der Abteilung V/1: Sportgrundsatzangelegenheiten, europäische und internationale Sportangelegenheiten, Öffentlichkeitsarbeit, Sportlegistik im Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport. Österreich schnitt im Rahmen von Erasmus+ Sport mit drei Zuschlägen bei elf Projekteinreichungen im ersten Programmjahr sehr gut ab. Mit 21 Prozent Erfolgsquote liegt die Alpenrepublik auf Platz vier. 10 Renate Zimmer Den Körper zum Verbündeten gewinnen Bildung geht über Wissenserwerb hinaus. Sport und Spiel bergen große Potenziale für Erziehung und Bildung. Zur pädagogischen Bedeutung von Bewegung im Sinne eines »Bildungsguts«. Das Thema Bildung hat derzeit Hochkonjunktur. Auslöser sind die Ergebnisse der internationalen Schulleistungsuntersuchungen (wie PISA, IGLU, TIMSS), die die Frage aufwerfen, wie Bildungssysteme effektiver gestaltet werden können, wie die Qualität der Bildungsinstitutionen (vor allem der Schulen) verbessert werden kann. In fast allen Debatten ist eine Verengung des Bildungsbegriffs auf die kognitive Dimension zu verzeichnen, im Vordergrund steht ein funktionales Verständnis von Bildung, in dem die »körperlich – leibliche Dimension« selten mitgedacht wird. Bildung beinhaltet jedoch weitaus mehr als kopflastiges Lernen. Sie umfasst den ganzen Menschen, sein Wahrnehmen und Empfinden, sein Denken und Fühlen, sein Handeln und Tun. Bildung ist also weit mehr als Wissenserwerb, sie schließt auch emotionale, soziale, ästhetische Kompetenzen ein. Im Sinne Humboldts kann Bildung sich nur in der tätigen Auseinandersetzung mit der Welt ereignen – und diese ist an die sinnlich – leibliche Erfahrung geknüpft. Niemand bezweifelt heute, dass Sport ein weit verbreitetes Phänomen der Alltagskultur ist. Daraus lässt sich aber nicht zwangsläufig ableiten, dass dieses Phänomen auch einen Bildungsgehalt hat. Es stellt sich die Frage, ob und wie Sport dazu beiträgt, am Bildungsauftrag der Schule mitzuwirken. Die Rolle des Sports in der Schule wird heute überwiegend auch in einer kompensatorischen Funktion gesehen, Sportunterricht als Gegenpol für die eher kopflastigen Fächer, als Ausgleich des vielen Sitzens und einseitiger Belastungen. Unter dem Aspekt einer veränderten Lebenssituation der Kinder und dem daraus resultierenden Bewegungsmangel im Alltag wird Bewegung in der Schule auch als Mittel gegen die Defizite der heutigen Gesellschaft und der damit einhergehenden gesundheitlichen Gefahren für Kinder und Jugendliche gesehen. Weniger beachtet werden die Möglichkeiten und Chancen einer Erziehung und Bildung durch Sport. Die folgenden Überlegungen befassen sich mit der pädagogischen Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport im Sinne eines »Bildungsguts«. Ausgangspunkt ist ein anthropologischer Ansatz, in dem der Mensch als ein auf Wahrnehmung und Bewegung angelegtes Wesen im Mittelpunkt steht. Dabei wird nicht nur der Sportunterricht als Ort für körperlich-sinnlich akzentuierte Bildungsprozesse betrachtet, es geht vielmehr darum, Bewegung als einen konstitutiven Bestandteil des Lebens und Lernens in der Schule zu sehen und dabei den Lebensraum Schule auf möglichst vielfältige Weise einzubeziehen. Im Fokus steht nicht allein eine quantitative Erweiterung der Bewegungszeit der Kinder, sondern eine qualitative Verbesserung der Lernkultur und des gesamten sozialen Systems Schule. Bewegung als Form der Weltaneignung und Weltbegegnung Bewegung ist eine Form der Weltaneignung und Weltbegegnung, sie dient der Auseinandersetzung mit der sozialen und materialen Umwelt. Der Mensch ist ein auf Bewegung angewiesenes Wesen. Er benötigt seinen Körper und seine Sinne, um sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen, um sich ein Bild von ihr zu machen und auf sie einzuwirken. Der Körper ist dabei Mittler der Erfahrungen, er ist aber zugleich auch Gegenstand, über den Erfahrungen gemacht werden. Das Kind nimmt die Welt weniger mit dem »Kopf«, also mit seinen geistigen Fähigkeiten, über das Denken und Vorstellen auf, es nimmt sie vor allem über seine Sinne, seine Tätigkeit, mit seinem Körper wahr. Durch Bewegung tritt das Kind in einen Dialog mit seiner Umwelt, Bewegung verbindet seine Innenwelt mit seiner Außenwelt. Die Welt erschließt sich dem Kind über Bewegung, Schritt für Schritt ergreift es von ihr Besitz. Mit Hilfe von körperlichen Erfahrungen und Sinneserfahrungen bildet es Begriffe; im Handeln lernt es Ursachen und Wirkungszusammenhänge kennen und begreifen. Dabei spielen insbesondere die körpernahen Sinne eine wichtige Rolle: Wahrnehmung über die Körpersinne, die Haut, über die Bewegung und das Gleichgewichtsempfinden, die Wahrnehmung der eigenen Position und Lage im Raum vermitteln dem Menschen ein Bild von der Welt und von sich selbst in ihr (vgl. Zimmer 2013). Das Greifen ist immer auch ein Begreifen, das Fassen ein Erfassen. Das Kind gewinnt, bevor es sich sprachlich mitteilen kann, bereits ein Wissen über räumliche Beziehungen und es hat dieses Wissen aufgrund seiner Erfahrungen durch Wahrnehmung und Bewegung, in denen sich diese Zusammenhänge erschließen. In Bewegungshandlungen erleben Kinder, dass sie Ursache von Effekten sind. © Jani Bryson | iStockphoto 11 Ein pädagogisches Konzept, das auf der Grundlage des Zusammenwirkens von Bewegung, Wahrnehmung, Denken, Erleben und Handeln konzipiert ist, wird zu einer vielseitigen, nachhaltigen Bildung des Kindes beitragen. Im Umgang mit Objekten, Spielsituationen und Bewegungsaufgaben rufen sie eine Wirkung hervor und führen diese auf sich selbst zurück. Das Handlungsergebnis verbinden sie mit der eigenen Anstrengung, dem eigenen Können – und so entsteht ein erstes Konzept eigener Fähigkeiten. Sie lernen im Experimentieren und Ausprobieren: »Ich habe etwas geschafft, ich kann es« – dieses Gefühl stellt die Basis für das Selbstvertrauen bei Leistungsanforderungen dar. Die Selbstwirksamkeit beinhaltet die subjektive Überzeugung, selbst etwas bewirken und verändern zu können. Dazu gehört die Annahme, selbst Kontrolle über die jeweilige Situation zu haben, sich kompetent zu fühlen und durch die eigenen Handlungen Einfluss auf die materiale oder soziale Umwelt nehmen zu können. Dies ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Entwicklung personaler Kompetenzen. Zu den personalen Kompetenzen gehören die Stärkung des Selbstwertgefühls, die Entwicklung von Selbstvertrauen und psychischer Stabilität. Über den Körper und über die Bewegung setzen Kinder sich mit ihrer materialen, aber auch mit ihrer sozialen Umwelt auseinander, sie lernen, sich einzuschätzen und gewinnen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Sie erleben sich als Urheber von Veränderungen und gewinnen damit die Voraussetzungen für den Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes (vgl. Zimmer 2014). Bewegung als Mittel der Begegnung In Bewegung nehmen Kinder Kontakt mit anderen auf, sie spielen mit-, aber auch gegeneinander, handeln Regeln aus und nehmen unterschiedliche Rollen ein. Bewegung, Spiel und Sport können dazu beitragen, dass Kinder lernen, auf andere einzugehen und ihre Wünsche zu berücksichtigen. Das gemeinsame Spiel in leistungsheterogenen Gruppen kann dabei ebenso erlernt werden wie Toleranz im Umgang mit Unterschieden. Bewegungsaktivitäten bieten vielfältige Gelegenheiten für soziale Lernprozesse und zum Erwerb sozialer Kompetenzen. Dazu gehört das Einnehmen und Aushandeln von Rollen, die Kontaktaufnahme und Kooperation, das Vereinbaren von Regeln. Sie unterstützen die Kinder im Erwerb sozialer Kompetenzen und in der Erfahrung elementarer Regeln des sozialen Zusammenlebens. Sie bieten Gelegenheiten zur Perspektivenübernahme, zum Erproben von Verhaltensalternativen. Es geht um das Finden einer Balance zwischen den eigenen Ansprüchen und dem Sich-Einfügen in das soziale Erwartungsgefüge. Bewegungsangebote enthalten vielfältige Lernanlässe, die auch die sozialen Fähigkeiten der Kinder herausfordern und sie unterstützen. Gerade Bewegungsspiele bieten geeignete Anlässe für den Erwerb sozialer Erfahrungen, für den Aufbau von Sozialkompetenz und tragen damit zur sozialen Bildung bei. Fazit: Bildung bedarf der körperlichsinnlichen Erfahrungen (der »Erfahrung am eigenen Leib«). Der deutsche Philosoph Julian Nida-Rümelin (2014) sieht diese »physische Dimension der Bildung« als unverzichtbar an für eine umfassende, humane Bildung. In der Schule gilt es auch, die Kultur des Körpers und der Sinne zu fördern und so primäre, unmittelbare Lernerfahrungen zu machen. Zur Erfüllung des Bildungsauftrags der Schule können Bewegung, Spiel und Sport in hohem Maße beitragen. Ein pädagogisches Konzept, das auf der Grundlage des Zusammenwirkens von Bewegung, Wahrnehmung, Denken, Erleben und Handeln konzipiert ist, wird zu einer vielseitigen, nachhaltigen Bildung des Kindes beitragen. Die Botschaft müsste heißen: Den Körper zum Verbündeten zu gewinnen und ihn nicht als Gegenspieler zu betrachten, Bewegungsdrang nicht zu unterdrücken, sondern ihn konstruktiv im Sinne einer Entwicklungsförderung zu nutzen. Die Kultur des Körpers muss nicht in Konkurrenz zur Kultur des Geistes stehen. Beides miteinander zu verknüpfen und damit Synergieeffekte zu erzielen, sollte Ziel anstehender Bildungsreformen sein. Univ.-Prof. Dr.phil. Renate Zimmer ist Direktorin des Instituts für Sport- und Bewegungswissenschaft an der Universität Osnabrück und Direktorin des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung. Literatur: Nida-Rümelin, Julian (2014). Die physische Dimension der Bildung. In: Hunger, I. & Zimmer, R. (Hrsg). Inklusion bewegt. Schorndorf: Hofmann Zimmer, Renate (2013). Handbuch der Sinneswahrnehmung. Grundlagen einer ganzheitlichen Bildung und Erziehung. Freiburg: Herder Zimmer, Renate (2014). Handbuch der Psychomotorik. Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung. Freiburg: Herder 12 oead.news im Gespräch mit Josef Wutscher Der Leiter der Neuen Skimittelschule Bad Gastein legt Wert darauf, dass schulische Bildung und alpiner Skisport koexistieren. Von Skirennläuferin Anna Fenninger bis SegelProfi Hans-Peter Steinacher hat die Schule schon viel Sportprominenz hervorgebracht. oead.news: Bildung und Bewegung sind die zwei Schlagworte dieser Ausgabe der OeAD-News. Was sind Ihre spontanen Gedanken dazu? Josef Wutscher: Spontan fällt mir die Verbindung von Bildung und Bewegung ein, die wir in unserer Schule anbieten. Wir sind ein Schultyp, der diesem Anspruch, auch aus dem Bundesministerium für Bildung und Frauen, zu hundert Prozent gerecht wird. Ganz generell denke ich an die zahlreichen empirischen Untersuchungen, die zeigen, dass unsere Kinder heute zu wenig bewegt werden oder sich selbst zu wenig bewegen. Die Eltern haben wenig Zeit und die Sportvereine in Randgebieten Angebotslücken. Deshalb ist es zu einer Aufgabe der Schulen geworden, für die Bewegung der Kinder zu sorgen. oead.news: Sie sprechen Ihren Schultyp an: Was ist das Besondere an der Neuen Skimittelschule Bad Gastein? Josef Wutscher: Das Besondere ist, dass wir, neben der normalen Schulbildung einer Pflichtschule, auf höchstem Niveau Training für den alpinen Skisport gewährleisten. Wir haben derzeit fünf Trainerinnen und Trainer bei uns an der Schule. Da wir eine Ganztagsschule sind, wird zudem durch schulautonome Förderstunden garantiert, dass auch die schulische Bildung nicht zu kurz kommt. Wir haben viele bekannte Absolventinnen und Absolventen: Wie zum Beispiel die Ski-Olympiasiegerinnen Anna Fenninger und Andrea Fischbacher, den Skirennläufer Reinfried Herbst, den nordischen Skisportler Bernhard Gruber oder auch Segel-Olympiasieger Hans-Peter Steinacher. Und was man nicht vergessen darf: Unsere Schülerinnen und Schüler, die nicht den absoluten Durchbruch im Spitzensport schaffen, finden trotzdem oft im sportlichen Umfeld eine berufliche Tätigkeit. Zahlreiche Absolventinnen und Absolventen unserer Schule sind derzeit zum Beispiel als Betreuerinnen und Betreuer im Alpinen Skiweltcup tätig. oead.news: Ist es nicht manchmal schwierig für alle Beteiligten, den Spagat zwischen Sport und Bildung zu finden? Josef Wutscher: Natürlich ist es bei uns so, dass wir Schülerinnen und Schüler haben, für die – und vor allem für deren Eltern – die Bildung und der Sport den gleichen Stellenwert besitzen, beziehungsweise für die der Sport über der Bildung steht. Wir legen jedoch Wert darauf, dass Bildung an erster Stelle kommt. Erst danach folgt der Sport. Uns macht eben das Zusammenspiel der beiden Komponenten aus. oead.news: Dieses Zusammenspiel nimmt auch in Ihrer laufenden Comenius-Schulpartnerschaft »Sport überwindet Grenzen in Europa – 22.500 km« eine zentrale Rolle ein. Was kann man sich darunter vorstellen? Josef Wutscher: In diesem Projekt legen die beteiligten Partnerschulen aus Österreich, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Ungarn durch sportliche Aktivitäten gemeinsam 22.500 km zurück, das ist die Distanz, welche die Schulstandorte trennt. Erfolgreiche Absolventen der Skihauptschule Bad Gastein: Bernhard Gruber (links), Olympia-Medaillengewinner in der Nordischen Kombination; Reinfried Herbst (rechts), neun Siege im Weltcup im Slalom, Olympiasilber in Sestriere 2006 Bad Gastein hat zum Beispiel Skifahren, Biathlon und Schneeschuhwandern in das Projekt eingebracht. Zum Abschluss jeder Projektphase findet an den jeweiligen Standorten ein gemeinsames Sportprogramm statt. Die unterschiedlichen regionalen Schwerpunktsportarten ermöglichen ein Lernen voneinander. oead.news: Das Projekt dauert zwei Jahre und läuft noch bis Sommer 2015. Was ist bis dato passiert? Josef Wutscher: Wir hatten unter anderem ein Projekttreffen an unserer Schule, an dem Schülerinnen und Schüler sowie Kolleginnen und Kollegen aus allen vier Partnerländern teilnahmen. Zudem waren unsere Schülerinnen und Schüler in Ungarn und in Frankreich. Im Laufe dieses Schuljahres sind noch Projekttreffen mit den Partnerschulen in Deutschland und den Niederlanden geplant. Gleichzeitig wurde auch bereits intensiv an den Projektprodukten gearbeitet – einer gemeinsamen Projekt- © Skimittelschule Bad Gastein Bad Gastein ist einer der österreichischen Skiorte mit großer Tradition. Bereits 1958 wurden auf den dortigen Pisten Alpine Skiweltmeisterschaften ausgetragen und die österreichische Ski-Legende Toni Sailer gewann vier Medaillen. Heute ist der Ort auch für seine Neue Skimittelschule bekannt. Seit 2013 ist die Schule in einer europäischen Schulpartnerschaft aktiv. Martin Gradl vom Erasmus+ Schulbildungsteam sprach für die OeAD-News mit dem Direktor der Schule über Bildung, Bewegung, Europa und natürlich den Winter. © Skimittelschule Bad Gastein 13 Philipp Schörghofer, Medaillengewinner bei mehreren Alpinen Skiweltmeisterschaften, mit Nachwuchssportlerinnen und -sportlern der Skimittelschule Bad Gastein. website und einem Lehrvideo mit den verschiedenen Schwerpunktsportarten. oead.news: Welche Auswirkungen hatte die Partnerschaft bis jetzt auf Ihre Schule als Institution? Josef Wutscher: Der Mehrwert ist, dass wir durch den Kontakt mit den Partnerschulen viele neue Erfahrungen sammeln können. Man schaut einfach über den Tellerrand hinaus, das ist sehr positiv. Was mir noch in Erinnerung blieb ist das »reife« Europadenken der französischen Schule. Natürlich waren wir immer schon eine europäische Schule, aber durch dieses Projekt wurde uns dieser Gedanke das erste Mal so richtig bewusst – auch im Kollegium. Jedenfalls sollen die Kontakte mit den Schulen auch über das Projekt hinaus aufrecht erhalten bleiben. Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit ist bereits im Gespräch. oead.news: Was ist Ihre Rolle als Direktor im Projekt? Josef Wutscher: Der Direktor ist bei solchen Projekten einfach die Nahtstelle. Man muss sich zwischen die Schule als Projektträger und die Unterstützer – zum Beispiel die Hotellerie und die Betriebe vor Ort – schalten und organisatorische Aufgaben übernehmen. Ich organisiere sehr gerne und so war zum Beispiel das erste Projekttreffen aller Partnerschulen bei uns im Ort ein wirkliches Highlight für mich. oead.news: Europäische Schulprojekte sind ja vor allem auch für die Schülerinnen und Schüler da. Wie sind die Rückmeldungen Ihrer Schülerinnen und Schüler auf das Projekt? Josef Wutscher: Ja, die Schülerinnen und Schüler sind absolut begeistert (gerät ins Schwärmen). Es ist so, dass sie eher selten mit Gleichaltrigen anderer Länder in Kontakt treten und über Schule reden. Das war faszinierend, auch beim Partnertreffen bei uns in Bad Gastein: Diese Annährung der Kinder über Sprachbarrieren hinweg und ihr gemeinsames Arbeiten am Projekt beobachten zu können, war schon sehr beeindruckend. Für uns ist das Projekt auch insofern ein neuer Impuls, weil wir keinem Wettkampf ausgesetzt sind. Wenn wir mit unseren Schülerinnen und Schülern zu Skimeisterschaften fahren, ist für uns alle immer der Wettbewerb gegeben. Es ist sehr angenehm, dass dies beim Comenius-Projekt nicht der Fall ist und das Gemeinsame im Mittelpunkt steht. Programm Erasmus+ Im Programm Erasmus+ haben österreichische Schulen und Kindergärten analog zu den früheren Comenius-Schulpartnerschaften mit der Aktion Strategische Partnerschaften School-to-School die Möglichkeit, zwei oder drei Jahre mit Partnereinrichtungen in ganz Europa zusammenzuarbeiten. Finanzielle Unterstützung gibt es dabei unter anderem für gemeinsame Projekttreffen. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.bildung.erasmusplus.at. oead.news: Noch eine andere Frage zum Abschluss: In Österreich sehnen sich viele Menschen schon knapp nach Weihnachten nach dem Frühling. Bis wann wünscht sich denn der Direktor einer Neuen Skimittelschule den Winter? Josef Wutscher: Bei uns ist der Winter immer mit Ostern vorbei. Nach einem anstrengenden Winter haben sich die Schülerinnen und Schüler ihre Regenerationsphase verdient. Daran orientiert sich auch unser Lehrplan. Für mich persönlich passt es auch, wenn sich der Winter zu Ostern verabschiedet (lacht). Danke für das Gespräch. infopoint www.skimittelschule.at | www.22500km.eu 14 Wolfgang Stockinger Eins plus eins ist drei: Duale Karriere im Spitzensport Übergang ins Berufsleben nach Ende der Sportkarriere – KADA sorgt dafür, dass Spitzensportlerinnen und -sportler eine Zukunftsperspektive haben. Es gibt viele berufliche Möglichkeiten, nachdem die »Sportschuhe an den Nagel gehängt« wurden. © Stephanie Hofschlaeger | Pixelio Warum einen jungen Menschen zwingen, sich zwischen Hochleistungssport und profunder Ausbildung zu entscheiden, wenn beides sinnvoll und erfolgversprechend möglich ist? Nur zirka zwei Prozent der österreichischen Spitzensportlerinnen und -sportler haben am Ende ihrer sportlichen Laufbahn finanziell ausgesorgt. Im Gegensatz dazu besitzt fast die Hälfte der Zielgruppe zu diesem Zeitpunkt keine abgeschlossene berufliche Ausbildung. Schon während der Sportkarriere aktiv vorzusorgen, ist dabei nicht nur in existenzieller Hinsicht notwendig. Vielmehr tragen Bildungsmaßnahmen dazu bei, Sinn und Werte abseits des Spitzensports leben bzw. herstellen zu können. Sport mit Perspektive Die österreichische Organisation KADA fördert Spitzensport mit sozialer Verantwortung. Initiiert im Jahr 2006 von Ex-Skistar Roswitha Stadlober, ermöglicht KADA Athletinnen und Athleten die Entwicklung beruflicher Ziele sowie den nahtlosen Übergang in den Arbeitsmarkt nach dem Ende der sportlichen Karriere. Professionelle Coaches in allen Bundesländern inspirieren und begleiten die individuellen Bildungsund Berufswege von momentan über 400 heimischen Spitzensportler/innen. Kooperationen mit zahlreichen Partnern aus Sport, Bildung und Wirtschaft schaffen die für die Umsetzung nötigen Rahmenbedingungen. Gefördert vom österreichischen Sportministerium (BMLVS) und dem Arbeitsmarktservice (AMS), ist das Leistungsangebot für die betreuten Athlet/innen freiwillig und kostenlos. Balance im Ungleichgewicht finden Die besondere Hürde für Athlet/innen besteht dabei in der Vereinbarung der Ausbildung mit dem Spitzensport. So muss die Ausbildung ständig an die wechselnden und oftmals akuten Veränderungen in Training und Wettkampf angepasst werden. KADA unterstützt diesen Prozess beratend und durch zahlreiche maßgeschneiderte Bildungsprogramme. Die Animation »Bildungswege im Leistungssport« auf der Website von KADA bietet insbesondere jungen Leistungssportler/innen eine interaktive Darstellung aller Bildungsangebote in Österreich, die speziell für diese Zielgruppe geschaffen wurden. Mit der hauseigenen Berufsreifeprüfung im Leistungssport wird Handelsschüler/innen und Lehrabsolvent/innen der Zugang zur Matura eröffnet. Im Hochschulbereich gewährleistet KADAs Studienprogramm SLS anschließend das perfekte Umfeld für die sinnvolle Kombination von Spitzensport und Studium. Abgeschlossen wird das ganzheitliche Konzept durch eine Kooperation mit dem AMS, um Athlet/ innen effektiv in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Ein europäischer Zwilling Spitzensportler/innen bewegen sich ständig – transnational und interkulturell. Duale Karriere ist also weit mehr als eine rein nationale Herausforderung. Deshalb müssen die Rahmenbedingungen zunehmend auf europäischer Ebene geschaffen werden. Das Projekt TWIN – von der EU als »vorbereitende Maßnahme« für Erasmus+ gefördert – © Harald Minich 15 v.l.n.r.: Wolfgang Stockinger, Leiter der Laufbahnberatung KADA, KADA-Geschäftsführerin und Ex-Skistar Roswitha Stadlober mit Sportminister Gerald Klug und KADA-Präsident und Ruderweltmeister Christoph Schmölzer bei der Auftaktveranstaltung des EU-Programms Erasmus+ in der Hofburg. Es muss nicht der Laptop am Spielfeld sein. Aber viele Spitzensportler/innen brauchen Unterstützung, wenn es darum geht, Sport und Ausbildung zu vereinbaren. Die Organisation KADA setzt hier an. vereint die Länder Großbritannien, Irland, Franreich, Schweden, Finnland, Niederlande und Österreich. TWIN steht dabei symbolisch für den doppelten Gewinn durch Spitzensport und Bildung. Das im Jänner 2014 gestartete Projekt generiert durch den inhaltlichen wie personellen Austausch internationaler Expertise einen europäischen Erfahrungsschatz. Vom Blick über den heimischen Tellerrand profitieren Athlet/innen wie Laufbahnberater/innen, Coaches und Trainer/innen. Der österreichische Sport wird somit eine weitere Qualitätssteigerung im Bereich der dualen Karriere erfahren. © sportmitperspektive.at Wolfgang Stockinger ist Leiter der Laufbahnberatung bei KADA. Er war Profifußballer beim oberösterreichischen Verein SV Ried. 2006 wurde Stockinger vom niederländischen Profiklub BV Veendam verpflichtet. Nach einigen Verletzungen beendete er 2010 seine Fußballkarriere. infopoint www.sportmitperspektive.at 16 Otmar Weiß Psychomotorik in der Schule Eigenmotiviation und Interesse gilt es zu wecken, um Kinder fürs Lernen zu begeistern. Erwachsene müssen sie dabei lediglich begleiten. Der Mensch ist genötigt, Verhaltensweisen im Austausch mit seiner Umwelt zu lernen, denn er verfügt nicht wie Tiere über eine Erbmotorik, sondern über eine Erwerbsmotorik. Er ist ein Lernwesen, das auf andere Menschen angewiesen ist, um menschlich werden zu können. Entscheidend ist die »Qualität« sozialer Beziehungen, die im Rahmen des Lernprozesses eine wichtige Rolle spielt. Das gilt insbesondere für den Unterricht in der Schule. Schüler/innen verstehen die Lehrer/innen in erster Linie dann, wenn sie von den Lehrer/innen verstanden werden. © Melanie Steidl Beim Unterricht in der Schule handelt es sich um Kommunikation. Und Kommunikation hat immer eine Inhalts- und eine Beziehungsebene, die einander bedingen. Psychomotorische Lehr- und Lernmethoden versuchen diesem Zusammenhang Rechnung zu tragen, indem sie die sozial-emotionalen Einstellungen von Lehrer/innen und Schüler/innen berücksichtigen. Es wird von der Einheit des Denkens, Erlebens, Fühlens und Handelns ausgegangen und die Wechselwirkung zwischen motorischen und psychischen Prozessen hervorgehoben. Bewegung wird als Motor für die körperliche und geistige Entwicklung angesehen. Um sich zum Beispiel unter Geschwindigkeit, Gleichgewicht oder Schwerkraft etwas vorstellen zu können, hilft es, diese über Bewegungs- und Wahrnehmungshandlungen zu erfahren. Oder um Kindern den Buchstaben A zu vermitteln, stellen sie sich in Form eines A auf oder sie gehen die Form eines A in der Klasse ab. Die Bedeutung des Buchstabens wird mit mehreren Sinnen gleichzeitig gelernt. Wie das Radfahren, das man in der Regel nicht verlernt. In jedem Fach ist es möglich, Inhalte bewegungs- und gegenstandsorientiert zu vermitteln. Die Bewegungsaufgabe (z. B. Buchstabentage) ist mit dem Unterrichtsgegenstand inhaltlich verbunden. Das heißt, die Schüler/innen erfahren in der Bewegungsaufgabe die Bedeutung und den Inhalt der kognitiven Auf- gabe. Alles, was in Bewegung oder verbunden mit einer Bewegung gelernt wird, bleibt leichter und länger im Gedächtnis. Erst wenn es in den Sinnen ist, ist es im Gedächtnis. Ebenso haben Gefühle einen starken Einfluss auf Lern- und Gedächtnisleistungen (vgl. etwa Parrot und Spackman 2000). Voraussetzung dafür ist die Gestaltung einer anregenden und sinnstiftenden Umwelt sowie emotionale Sicherheit, die im Rahmen psychomotorischer Lehr- und Lernmethoden gewährleistet werden soll. Die Schüler/innen sollen mit allen Sinnen bei der Sache sein und ihre Interessen in den Lernprozess miteinbeziehen können. Man spricht dann von ganzheitlichem oder effizientem Lernen. Psychomotorische Lehr- und Lernmethoden stellen somit einen Paradigmenwechsel dar, weil sie auf eine Stärkung der intrinsischen Motivation abzielen. Das ist die Motivation von innen heraus und die Neugierde des Kindes. Das sind eigene Ideen bzw. Dinge, die das Kind selbst und autonom entscheidet zu tun, weil es diese gerne tut, Freude daran empfindet und weil es in diesen Tätigkeiten Sinn erfährt. Das derzeitige Bildungssystem ist überwiegend auf extrin- Alles, was in Bewegung oder verbunden mit einer Bewegung gelernt wird, bleibt leichter und länger im Gedächtnis. Erst wenn es in den Sinnen ist, ist es im Gedächtnis. 17 © Daniela Geisendorfer Bewegung ist Motor für die körperliche und geistige Entwicklung unserer Kinder. sische Motivationsfaktoren aufgebaut, das heißt auf externe Leistungsbeurteilungen und auch auf Noten. Doch belegt die Wissenschaft (z. B. Mark et al. 1999; Müller et al. 2007), dass extrinsische Motivationsfaktoren – also solche, die von außen durch Belohnung und Strafe anreizen – im Vergleich zu intrinsischen Motivationsfaktoren schwächer wirken und für Charakterbildung und Selbstwert wenig förderlich sind. Die psychomotorische Gestaltung von Lernprozessen kann dazu beitragen, eingeschränkte Wahrnehmungsund Bewegungsmöglichkeiten, die häufig die Ursachen bei Lernschwierigkeiten, Körperkoordinationsstörungen, Ängsten, Verhaltensauffälligkeiten u. a. sind, zu kompensieren und damit individuelle Probleme einzelner Kinder zu minimieren (Gerber 1992, S. 77ff). Die grundlegende Aufgabe besteht darin, die Lehrer/innen zu motivieren, sich mit dem ganzheitlich-konstruktiven Verständnis von Lernen zu beschäftigen, die eigene Arbeit zu reflektieren und die persönlichen Möglichkeiten zu erweitern sowie die Bedeutung der Bewegung im kognitiven, sozialen und emotionalen Bereich zu erkennen (Garnitschnig 1993, 1997; Fischer 1996, 2001; Voglsinger 1999, 2000; Weiß et al. 2014). Mit der eingangs angesprochenen Qualität sozialer Beziehungen ist auch gemeint, dass man Kindern nichts »beibringen« und sie auch nicht »erziehen« soll. Im Wort Erziehung liegt die Vorstellung bestimmter Ziele des Einzelnen oder der Gesellschaft, die Kinder erreichen sollen – und damit werden ihre Entfaltungsmöglichkeiten beeinträchtigt. Es geht um die Zurückhaltung der Erwachsenen zu Gunsten der Eigentätigkeit des Kindes. Die freie Entfaltung der inneren Kräfte des Kindes, das heißt eigene Potenziale und die Konstruktion der in- neren Welt treten in den Vordergrund. Im Grunde braucht man sich selbst nur so zu verhalten, wie man gerne möchte, dass sich das Kind verhalten soll. Was das Kind – vor allem auch in der Schule – braucht, ist die seelische und körperliche Begleitung des Erwachsenen. Nach Alice Miller (2006) erfordert diese Begleitung folgendes Verhalten, um dem Kind eine humane Entfaltung zu ermöglichen: 1. Achtung vor dem Kind 2. Respekt für seine Rechte 3. Toleranz für seine Gefühle 4. Bereitschaft, aus seinem Verhalten zu lernen. Zum Beispiel über die Gesetzmäßigkeiten des Gefühlslebens, die beim Kind viel deutlicher als beim Erwachsenen zu beobachten sind, weil das Kind viel intensiver und im optimalen Fall unverstellter als der Erwachsene seine Gefühle erleben kann. Oder wie Pablo Picasso gesagt hat: »Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, einer zu bleiben.« Otmar Weiß ist Univ.-Prof. und stv. Leiter am Institut für Sportwissenschaft der Universität Wien und steht der Abteilung für Sportsoziologie vor. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die gesellschaftliche Bedeutung des Sports und Lehr- und Lernmethoden der Psychomotorik. Literatur: Fischer, K. (1996): Entwicklungstheoretische Perspektiven der Motologie des Kindesalters. Hofmann, Schorndorf Fischer, K. (2001): Einführung in die Psychomotorik. München, Ernst Reinhardt Garnitschnig, K. (1993): Aktives Lernen. Zeitschrift für Konduktiv-Mehrfachtherapeutische Förderung und Integration von cerebral bewegungsbeeinträchtigten Kindern, 5, 2-9 Garnitschnig, K. (1997): Eine Theorie, innovative Ideen praktisch werden zu lassen. Erziehung und Unterricht, 147 (1), 4-22 Gerber, G. (1992): »Spüren - Fühlen - Denken« Ein ganzheitlich – ontogenetisches Entwicklungsmodell und seine Anwendung in der Praxis. In: Sedlak, F. (Hrsg.): Verhaltensauffällig. Was nun? Ketterl, Wien, 77-100 Mark, R. L., Henderlong, J., Gingras, I. (1999): Understanding the Effects of Extrinsic Rewards on Intrinsic Motivation – Uses and Abuses of Meta-Analysis: Comment on Deci, Koestner, and Ryan (1999). Psychological Bulletin 125 (6), 669-676 Miller, A. (2006): Am Anfang war Erziehung. 22. Aufl. Suhrkamp. Frankfurt/Main Parrot, W. G., Spackman, M. P. (2000): Emotion and memory. In: Lewis, M. und Haviland-Jones, J. M. (Hrsg.), Handbook of Emotions, 2. Aufl., Guilford Press, New York/London, 476-499 Müller, F. H., Hanfstingl, B., Andreitz, I. (2007): Skalen zur motivationalen Regulation beim Lernen von Schülerinnen und Schülern: Adaptierte und ergänzte Version des Academic Self- Regulation Questionnaire (SRQ-A) nach Ryan & Connell. Wissenschaftliche Beiträge aus dem Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung. Alpen-Adria-Universität, Klagenfurt Voglsinger, J. (1999): Bewegungserziehung unter dem Aspekt der Entwicklung und Förderung der psychischen Funktionen. Bewegungserziehung, 6, 19-23 Voglsinger, J. (2000): Bewegte Klasse 2000. Die Schule als Ort pädagogischer Begegnung. Motorik, 23 (4), 170-179 Weiß, O. et al. (2014): »Universität bewegt« – Postgradualer Universitätslehrgang Psychomotorik (MA) an der Universität Wien. In: motorik. Zeitschrift für Psychomotorik in Entwicklung, Bildung und Gesundheit. 3/2014. Reinhardt Verlag. Dortmund/München 18 Nina Szogs Forscher/innen in Bewegung Fußball ist eine der beliebtesten Sportarten in Europa. Die Faszination, die der Sport auf Menschen ausübt, spiegelt sich in vollbesetzten Stadien, Fußballlokalen und bei Public Viewings. Fußball als persönliche Erfahrung ist zunächst meist lokal, die Liebe zum Fußball wird aber zunehmend auch transnational. Mobilität und Europäisierung sind zentrale Forschungsthemen in vielen Disziplinen. Ein Feld, in dem diese Schlagworte eine immer größere Relevanz erfahren, ist die Fußball-Fanforschung. Fußball als Forschungsfeld zeichnet sich besonders dadurch aus, dass hier Europäisierungs- und Transnationalisierungsprozesse in der Gesellschaft besonders gut ablesbar sind. Gleichzeitig werden diese Prozesse durch europäische Wettbewerbe, wie die Champions- und Europa League, aber auch Europa- und Weltmeisterschaften, immer weiter unterstützt und forciert. Dies führt zu einer Mobilisierung der Fans und damit auch der Forschungsfelder. Forscher/innen können sich also nicht nur auf eine lokale Ebene konzentrieren. Sie müssen selbst mobil werden, um die Fußballfans und ihren Alltag verstehen und analysieren zu können. Das interdisziplinäre, europäische Fußball-Projekt FREE (Football Research in an Enlarged Europe) hat sich zum Ziel gesetzt, historische, sozio-kulturelle und politische Prozesse im europäischen Fußball zu erforschen. Das Interesse am Fußball und die Neugier auf seine Fans brachten so im Frühjahr 2012 Wissenschaftler/innen aus acht Ländern (Frankreich, Türkei, Dänemark, England, Polen, Deutschland, Spanien und Österreich) zusammen. Ein zentraler Bestandteil unseres Forschungsverbunds ist die Durchführung gemeinsamer europaweiter qualitativer und quantitativer Forschungen. Da wir aus verschiedenen fachlichen Disziplinen kommen, haben wir unterschiedliche Sichtweisen auf das Forschungsfeld. So können wir von der Vielzahl der Herangehensweisen methodologisch und inhaltlich profitieren. Auf diese Weise ist es uns möglich, der transnationalen Entwicklung des Fußballs und der Fankulturen gerecht zu werden. Dies setzt allerdings nicht nur einen regelmäßigen Austausch im Projekt via Skype und E-Mail voraus, sondern insbesondere auch persönliche, regelmäßige Treffen in unterschiedlichen europäischen Städten. Nur so ist eine produktive Zusammenarbeit letztendlich möglich. Wir Forscher/innen sind also stets in Bewegung. In einem von der Europäischen Union finanzierten Forschungsprojekt wird diese notwendige Mobilität finanziell © Nina Szogs Transnationale Entwicklung des Fußballs und der Fankulturen sind Forschungsgegenstände im europäischen Forschungsprojekt FREE. Ein Beitrag über die Faszination Fußball. unterstützt. Trotzdem bleiben finanzielle Schieflagen und Einkommensscheren in verschiedenen europäischen Ländern brisant. Eine gleichberechtigte Forschung ist nur dann möglich, wenn hier zukünftig eine Angleichung stattfinden wird. Migrating Football Fan Identities Mein Dissertationsvorhaben Migrating Football Fan Identities ist Teil des FREE-Projekts. Hier geht es ebenso um Mobilität in Europa. Ich widme mich den »Fans auf Entfernung«, wobei ich mich auf Galatasaray- und Fenerbahçe-Fans in Wien konzentriere. Galatasaray und Fenerbahçe sind die zwei größten Istanbuler Clubs und damit gefeierte Stadtrivalen. Beide Clubs verfügen über eine große Fanbasis in der gesamten Türkei, in Deutschland, Österreich und anderen europäischen Ländern. In meinem Projekt stelle ich die Frage, welche Bedeutung das Fansein im Alltag der Wiener Fans einnimmt und welche Rolle dabei Mobilität und Migration spielen. Es gehört heute längst zum Fußballalltag, dass Fans nicht mehr (ausschließlich) ihren lokalen Verein unterstützen. So gibt es auch in Wien Fans der großen und erfolgreichen Mannschaften Real Madrid, Bayern München oder Manchester United. Galatasaray und Fenerbahçe sind in diesem Zusammenhang nur insofern eine Ausnahme, als ihre Fans in Wien meist über die Familie einen Bezug zu Istanbul oder zur Türkei haben oder in der Türkei aufgewachsen sind. Ein wichtiger Teil meiner europäischethnologischen Forschung ist die ethnografische Feldforschung. Dies bedeutet, dass ich mit Fans Spiele angesehen, sie interviewt und in ihrem Alltag begleitet habe. Für viele Fans bedeutet eine Fanliebe auf geografische Entfernung, selbst mobil zu werden. Dies passiert einerseits auf medialer Ebene in Form von transnationalen Fan-Foren, Online-Zeitungen und TV-Formaten. Andererseits bedeutet dies in vielen Fällen auch konkrete Reiseerfahrungen. Die betrifft regelmäßige Besuche der Istanbuler Stadien und Fahrten zu Spielen der Europa League und Champions League in unterschiedlichen europäischen Ländern. Die Orte der Feldforschung sind somit einerseits die Beisl, Fanclubs und Wohnzimmer in Wien, aber auch Orte wie das Fenerbahçe-Stadion in Kadıköy. Die Besuche der Spiele in den Istanbuler Stadien stellen meist Highlights des 19 © Benjamin Wiens | Pixelio © iStockphoto, Christopher Futcher Gerade zum Studienbeginn und hier speziell bei der Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) brauchen internationale Studierende Unterstützung. Fußball ist zu einem globalen Sport geworden, an dessen Popularität und Bedeutung keine andere Sportart heranreicht. Wissenschaftler/innen aus acht europäischen Ländern erforschen gemeinsam, warum die Fans am Ball bleiben. Fanalltags dar und sind somit ganz zentral für eine Feldforschung. Mobile Feldforschungen sind jedoch geld- und zeitintensiv. EU-Projekte, wie das hier beschriebene, bringen sicherlich – über die bereits beschriebene Mobilität im Projekt selbst – die finanzielle Grundlage, um Feldforschungsaufenthalte im Ausland finanzieren zu können. Der zeitliche Rahmen ist jedoch stark begrenzt. Die Forderung und auch die Notwendigkeit nach Mobilität in der Forschung stehen also häufig in starkem Kontrast zu den Möglichkeiten an Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen. Methoden in ihrem Forschungsfeld. Jedoch sind diese nicht nur im Forschungsfeld zu finden, sondern schon im Forschungsapparat selbst. In der Zusammenarbeit in europäischen Projekten werden somit auch Schieflagen in Europa deutlich. Mobilität im Sport oder in anderen Forschungsfeldern kann also nur dann untersucht werden, wenn wir zunächst unsere eigene Mobilität und die damit verknüpften Paradigmen und Ungleichheiten hinterfragen. Doch auch wenn Forschungen immer mobiler und damit auch internationaler werden, die Diversität sowohl unter Forscher/innen als auch in Forschungsfeldern ist nach wie vor begrenzt. Die Zeit, als Fußballforschung vornehmlich daraus bestand, dass weiße männliche Fußballforscher weiße männliche (oft gewaltbereite) Fußballfans untersuchten, ist zwar vorüber. Jedoch gelten Forschungen über queere, weibliche und/oder post/migrantische Fans und Spieler/innen nach wie vor häufig als Ausnahme von der Regel oder gar als Randerscheinungen. Wissenschaft ist immer auch Teil der Gesellschaft und dies schlägt sich nicht nur anhand der Auswahl der Forschungsfelder nieder, sondern zuvorderst auch an denen, die forschen. Eine zentrale Aufgabe von Ethnolog/innen ist die Aufdeckung von Ungleichheiten mit ethnografischen Die Partner des Projekts FREE kommen aus allen Teilen Europas. Informationen zu den Forschungsergebnissen finden Sie auf www.free-project.eu. Nina Szogs MA ist Projektmitarbeiterin am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien im EUProjekt FREE (Football Research in an Enlarged Europe). FREE wird im 7. Rahmenprogramm der Europäischen Kommission gefördert. In ihrem Dissertationsprojekt Migrating Football Fan Identities beschäftigt sie sich ethnografisch mit den Wiener Fans der beiden Istanbuler Fußballrivalen Galatasaray und FenerbahÇe. 20 Rudolf Müllner Sport und Bewegungskultur in der Forschung Sport, bis zum Ersten Weltkrieg noch ein Minderheitenprogramm einiger weniger, meist männlicher Großbürger und Adeliger (Müllner 2008; Norden 1998), hat im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts eine erstaunliche Entwicklung vollzogen. Er hat sich zu einem bedeutenden sozialen, politischen, ökonomischen und kulturellen Faktor gewandelt. Auch im elektronischen und digitalen medialen Raum ist er nahezu omnipräsent. Der große deutsche Sporthistoriker Hajo Bernett sprach schon vor Jahrzehnten von einem »kometenhaften Aufstieg« des Sports. Dies betrifft sowohl die steigende Zahl der aktiv und passiv Beteiligten als auch die große Diversität der bewegungskulturellen Formen, die im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts entstanden sind. Nicht zuletzt aufgrund seiner enorm gestiegenen ökonomischen Bedeutung hat sich in der sportwissenschaftlichen Fachliteratur der Terminus »Sport-Industrial-Complex«, gemeint ist damit zumeist die Allianz zwischen Medien, Sportanbietern und Konsument/innen, herausgebildet. Sport ist aber nicht nur unter ökonomischen Perspektiven bedeutend, sondern er ist vor allem auch ein spezifisches Feld körperlicher Praxis, welches sich permanent weiter ausdifferenziert. Waren noch bis gegen Ende der 1950er Jahre in Zentraleuropa Praxen eines hegemonial männlichen, leistungs- und wettkampforientierten Amateursports vorherrschend, so hat sich spätestens mit dem Fitnessboom oder der Joggingwelle zu Beginn der 1970er Jahre ein sogenannter »zweiter Weg«, nämlich der des Breitensports, etabliert. Daraus resultierte eine signifikant veränderte Form der Sportpartizipation. Das heißt, dass ab diesem Zeitpunkt auch bisher eher sportferne Personen, wie Frauen, aber auch Ältere, sportlich aktiv wurden. Neue Organisationsformen, wie etwa kommerzielle Fitnessanbieter, sowie jede Menge informelle Spielformen und Trendsportarten entstanden. Vor allem Gesundheit und Naturerlebnis wurden für viele ein Hauptmotiv für aktives Sporttreiben. Sport entwickelte sich aber auch zusehends zu einem Konsumartikel © Rudolf Müllner Seit Sport zum Massenphänomen wurde, intensivierte sich die sozial- und kulturwissenschaftliche Beforschung dieses Phänomens. Sport schafft Identität. sowie zu einem Mittel der Selbstformung, der Selbstoptimierung und der Selbstdarstellung, zu einem breiten Spielfeld zwischen gesteigertem Gesundheitsbewusstsein, Wellness, Yoga, aber auch Fun und Risiko. Betrachtet man die aktuellen Ausdifferenzierungen des sportlichen Feldes, so muss man feststellen, dass der Begriff Sport als Sammelbegriff für körperliche Aktivitäten in der Freizeit oder im Profisport kaum mehr all den unterschiedlichen Bedeutungen und Praxisformen sowie den divergenten Sinnorientierungen der Beteiligten gerecht werden kann. Mit dem umfassenderen Begriff Bewegungskulturen kommt man analytisch weiter. Bewegungskulturelle Forschung Mit der allgemein gesteigerten Bedeutung des Sports intensivierte sich auch die sozial- und kulturwissenschaftliche Beforschung dieses Phänomens. Noch in den 1970er Jahren waren die heutigen sportwissenschaftlichen Universitätsinstitute hauptsächlich mit der akademischen Ausbildung von Leibeserzieher/ innen beschäftigt. Die historisch-soziologische und kulturwissenschaftliche Analyse des Sports diente bis zu diesem Zeitraum hauptsächlich der pädagogischen Legitimation des Unterrichtsfachs Leibeserziehung in der Schule. Vereinfacht gesprochen, fokussierte die Forschung vor allem auf die gesellschaftlich-pädagogische Verwertbarkeit von Leibesübungen und suchte dafür nach Argumentationshilfen in der langen Ge- schichte der Leibeserziehung, deren »erste Hochblüte« man in der griechischen Antike wähnte. Erst mit der verspäteten und in Österreich bis heute nicht einmal ansatzweise abgeschlossenen Aufarbeitung des Sports im Nationalsozialismus ab Mitte der 1960er Jahre etablierte sich eine neue Perspektive auf den Sport, eine die seine politischen Funktionen in den Mittelpunkt stellte. Mit dem Aufkommen der Cultural Studies und der deutschsprachigen Kulturwissenschaften sowie mit der verstärkten Herausbildung kulturhistorischer Fragestellungen und Methoden gelang es auch, den Sport unter neuen Gesichtspunkten zu verorten. Es wurden neue Fragen gestellt, etwa nach Bedeutungen von Bewegungshandlungen, aber auch nach Emotionen. Verstärkt ging es auch um die großen Fragen nach Identitäten und Identitätsangeboten im sportlich körperlichen Handeln und in seiner medialen Repräsentanz. Als ein Ausdruck dieser Entwicklung kann etwa der 2006 an der Universität Wien veranstaltete große europäische Sporthistoriker/innenKongress gesehen werden, der unter © Juergen Jotzo | Pixelio 21 »Immer wieder Österreich«: Die Nation ist stolz und das hat sehr oft mit sportlichen Leistungen zu tun. Nationale Identitäten haben auch im Zeitalter zunehmender Globalisierung nicht an Bedeutung verloren. Besonders deutlich wird dies bei sportlichen Großveranstaltungen wie Olympischen Spielen oder Fußball-Weltmeisterschaften bzw. -Europameisterschaften. dem Motto »Sport and the Construction of Identities« (Kratzmüller et al. 2007) stand. Sportidentitäten Nun ist der Themenkomplex Sport und Identität in der hier gebotenen Kürze kaum zufriedenstellend abzuhandeln. Daher soll nur auf eine Facette dieser Thematik kurz eingegangen werden. Häufig assoziiert man mit Sport und Identität die Herstellung und Herausbildung von nationaler Identität. Dazu eignen sich in erster Linie sportliche Felder, die bereits eine gewisse Massentauglichkeit aufweisen. In Österreich ist der »nationale Sportraum« durch Fußball und Skilauf determiniert. Damit eine Sportart zu einem Massensport wird und eine Basis für eine nationale Identifikationsmöglichkeit entsteht, benötigt sie eine dementsprechende mediale Repräsentation. Vor allem mit dem Massenmedium Fernsehen, in dem der Spitzensport eine wichtige Rolle spielt, werden mächtige »emotionale mediale Identitätsräume« geschaffen. Diese Räume sind aufgeladen mit emotionalisierenden Narrativen (Bildern, Geschichten), die starke Identifikationsangebote bieten. Schlüsselereignisse wie das immer wieder zitierte »Cordoba«, ein Fußballspiel anlässlich der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien, bei welchem dem österreichischen Nationalteam gegen den »Erzfeind Deutschland« einer der seltenen Siege gelang, schreiben sich in das kollektive Gedächtnis von Nationen. Anderes Beispiel: 1954 errang Österreich den dritten Platz bei der Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz, das Turnier hat bis heute eine ambivalente Bedeutung. Der dritte Rang war einerseits das beste Ergebnis, das ein österreichisches Fußballteam je bei einem WM-Turnier erreichte. Andererseits waren auch viele enttäuscht, weil man dem damaligen Team durchaus sogar den Sieg zutraute, ja diesen sogar erwartete. Im Bereich des Skisports ist vielen noch die Disqualifikation von Karl Schranz anlässlich der Olympischen Spiele 1972 und dessen Empfang beim damaligen Bundekanzler Kreisky in Erinnerung. samkeit unmittelbarer und stärker als dies über formalisierte politische Akte möglich ist. Mit der wiederholten Aufführung dieser Metaerzählungen gelingt die Herstellung einer gemeinsamen Geschichte, gelingt die Abgrenzung gegenüber anderen (Nationen). Mit der Konstruktion von Heldengeschichten und deren mythologischer Überhöhung kann ein gemeinsames »Wir« konstituiert werden. Das abstrakte politisch-juridische, symbolische Konstrukt Nation kann quasi von unten, aus der Alltagskultur des Sports heraus, mit »realen« Emotionen unterfüttert und abgesichert werden. Über Narrative – etwa die des Wunderteams, Mathias Sindelar, den Hahnenkamm, Franz Klammer, Toni Sailer, Annemarie Moser-Pröll, Hans Krankl, Hermann Maier und viele andere mehr – gelingt die Herstellung eines Bewusstseins von nationaler Gemein- Literatur: Kratzmüller, Bettina; Marschik, Matthias; Müllner, Rudolf; Szemethy, Hubert D.; Trinkl, Elisabeth (Hg.) (2007): Sport and the Construction of Identities. Proceedings of the XIth International CESH-Congress Vienna. Wien: Turia+Kant Müllner, Rudolf (2008): Moderne in Bewegung. Zur Formierung des sportlichen Feldes II. In: Otto Penz und Georg Spitaler (Hg.): Macht Bewegung. Transformationen des sportlichen Feldes. Wien: facultas, 18-33 Norden, Gilbert (1998): Breitensport und Spitzensport vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. In: Ernst Bruckmüller und Hannes Strohmeyer (Hg.): Turnen und Sport in der Geschichte Österreichs. Wien: ÖBV Pädagogischer Verlag (Schriften des Institutes für Österreichkunde), 56-85 A.o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Rudolf Müllner ist Leiter des Arbeitsbereichs Geschichte und Kultur des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport an der Universität Wien. 22 Michael Dippelreiter Historisch betrachtet Einer der ersten Personen, der die Olympischen Spiele für seine Öffentlichkeitsarbeit nutzte, war Alkibiades. Er lebte zur Zeit des Peloponnesischen Krieges (431 bis 404 v. Chr.), war ein Schüler des Perikles und stammte aus der berühmten Familie der Alkmaioniden. Er beschloss, der führende Politiker Athens zu werden, vor allem der beliebteste. Ein Weg dahin sollte ein Olympiasieg sein. Zu seiner Zeit war dies – ohne selber ein guter Athlet zu sein – nur als Besitzer eines Pferdegespanns möglich. Da wurde nämlich der Eigentümer als Sieger mit dem Lorbeerkranz geehrt, der (Profi-) Wagenlenker erhielt nur das Stirnband. Alkibiades wollte ganz sicher gehen: Er meldete gleich sieben Wagengespanne zum Rennen an und sein Plan ging auf. Seine Gespanne belegten die Plätze eins, zwei und vier. Damit sein Sieg anständig gewürdigt würde, hatte er nicht nur alle Teilnehmer und Zuschauer zu einem rauschenden Fest eingeladen, er hatte in seinem Troß auch den berühmten Dichter Euripides, der ihm gegen ein fürstliches Honorar einen Lobgesang auf seinen Sieg erdichtete. Auch für einen römischen Kaiser hatte ein Olympiasieg enormes Prestige: Kaiser Nero ließ die Olympischen Spiele verschieben, damit sie besser in seine Reisepläne passten. Er schickte ebenfalls ein Pferdegespann ins Rennen, welches aber stürzte. Dennoch wurde ihm der Sieg zugesprochen; Schiedsrichterentscheidungen waren schon damals manchmal fragwürdig. Auch mehr als eineinhalb Jahrtausende später waren sportliche Tätigkeiten für ein postitives Image wichtig. Sogar in der Literatur wurden sportliche Leistungen zu einem wichtigen Thema. In diesem Fall handelte es sich um ritterliche Turniere, welche damals die höchsten körperlichen Anforderungen an die Handelnden stellten. Der steirische Ministeriale und Landespolitiker (er war Truchsess, Marschall und Landrichter) Ulrich von Liechtenstein stellte in seiner teilweise autobiografischen Erzählung »Frauendienst« das ritterliche Turnier in den Mittelpunkt. Bei seinen drei Fahrten als »König Mai«, als »Frau Venus« und als »König Artus« forderte er zahlreiche Ritter zum Kampf, wobei er allein bei der Venusfahrt 307 Speere verbrauchte. Ulrich reiste vom Adriatischen Meer bis an die Grenze Böhmens und maß sich mit bedeutenden Zeitgenossen, wobei er fast immer Sieger blieb. Genial in seiner Erzählung ist die Tatsache, dass er die Kämpfe in tatsächlich existierende Orte legte, mit real existierenden Personen, die in zeitgenössischen Urkunden immer wieder aufscheinen. Wie diese oder ihre Nachkommen allerdings auf die Kampfdarstellungen und erdichteten Niederlagen reagierten, wird nirgends überliefert. Noch 250 Jahre später sind Ritterspiele die Krönung der sportlichen Betätigung der adeligen Herren, wobei sie um die Wende zum 16. Jahrhundert doch eher der Unterhaltung als der Schulung zum Kriegseinsatz dienen. Der vielleicht genialste Vertreter in Self-Promotion, Kaiser Maximilian I., setzte die neuen Techniken der Kommunikation und der Meinungsbildung, nämlich Druck und Holzschnitt, zur Verherrlichung seiner eigenen Person gekonnt ein. In seinen autobiografischen Erzählungen »Theuerdank« und »Weißkunig« beschreibt er © commons.wikimedia.org Menschen brauchen Heroen, die sie bewundern, zu denen sie aufblicken können. Kriegshelden werden schon in den frühesten literarischen Darstellungen gewürdigt, denken wir an David in der Bibel oder Achilles in der Ilias. Die friedlichere Variante dieser Kriegshelden waren Sportler. Hier konnten Männer (und wir reden hier wirklich nur von Männern) ihre körperlichen Vorzüge zeigen und ausspielen, Wettkämpfe gewinnen und die Herzen der Zuseher/innen erobern. Das Altertum erfand dafür die Olympischen Spiele. Diese sollten einerseits alle vier Jahre der kriegsgeplagten Bevölkerung einige Wochen Schonzeit gewähren, andererseits Ersatzhelden kreieren, deren »Halbwertszeit« zumindest vier Jahre dauern konnte. Die Sieger bekamen Kultstatus. Sie erhielten eine Art Pension von ihrem (Stadt-)Staat, waren angesehene Bürger und die Helden der Jugend. © FH Eisenstadt Herrscher brauchen Helden. Sportler eigneten sich schon in der Antike dazu, dass Herrscher sie für ihre Zwecke einsetzten. Eine sportliche Reise durch die Jahrhunderte. Ulrich von Liechtenstein (geboren um 1200; gestorben am 26. Januar 1275) war ein Minnesänger und Dichter des Mittelalters. Ulrich ist hier dargestellt als Turnierritter in seiner »Verkleidung« als Dame Venus. immer wieder die Bedeutung von Turnieren und Ritterspielen. Er veranstaltete solche Events regelmäßig und ließ darüber berichten. Er tat dies so intensiv, dass er bis heute, 500 Jahre danach, als »der letzte Ritter« in unser aller Gedächtnis einging. Das kann man wirklich als nachhaltige Öffentlichkeitarbeit in Sachen Sport bezeichnen. Die nächsten paar hundert Jahre tat sich nichts in Sachen Sport, wenn man von der Bewegung von Friedrich August Jahn (= Turnvater Jahn) absieht, welche allerdings stark von politischen Ideen beeinflusst war. Erst mit der erneuten Aufnahme der Olympischen Spiele zu Ende des 19. Jahrhunderts rückte der Sport wieder als gesellschaftliches Ereignis in den Blickpunkt 23 © wikipedia.org James Cleveland »Jesse« Owens (geboren 1913 in Oakville, Alabama; gestorben 1980 in Tucson, Arizona) war ein USamerikanischer Leichtathlet afroamerikanischer Abstammung. Owens schrieb bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin Sportgeschichte, als er in vier Disziplinen siegte: im 100- und 200-Meterlauf, im Weitsprung und mit der viermal 100-MeterStaffel. der Menschen. Zunächst noch als Freizeitvergnügen einer kleinen elitären Schicht betrachtet, erkannten die Menschen bald die Möglichkeiten des Sports, nämlich die Chance zu sozialem und finanziellem Aufstieg. Die Entwicklung zum Sport der Massen brachte selbstverständlich eine vermehrte Aufmerksamkeit der jeweiligen politischen Führung und damit den Versuch, diese Bewegungen für die eigenen Ideen bzw. deren Vermarktung zu verwenden. Besonders deutlich wurde dies anlässlich der Olympischen Winter- und Sommerspiele 1936, die beide im knapp davor nationalsozialistisch gewordenen Deutschland abgehalten wurden. Die Nationalsozialisten nutzten die Gelegenheit, um der Weltöffentlichkeit ihr Organisationsvermögen ebenso vorzuführen, wie die vermeintliche Überlegenheit ihrer »Rasse« auch im Sport, was aber nicht immer gelang, wie das Beispiel des siegreichen Jesse Owens eindrucksvoll bewies. Dennoch gelang es den nationalsozialistischen Machthabern, ein Bild in den internationalen Medien zu zeichnen, welche die wahren Absichten doch noch für einige Jahre verbargen. Die großen Sportveranstaltungen wurden in den nächsten Jahren, vor allem nach dem 2. Weltkrieg, vermehrt benützt, um nationale Heroen und nationale Mythen hervorzubringen. Die ersten Olympiasiege waren für Österreich ebenso wichtig wie der dritte Platz bei der Fußball-WM 1954 (Deutschland siegte), Ereignisse, die nach wie vor stark in den Köpfen der Bevölkerungen geblieben sind. Gleichzeitig wurden aber Großveranstaltungen für politische »Demonstrationen« missbraucht, wie z. B. »Black Panther« 1968 oder der terroristische Anschlag in München 1972. Ein neuer Höhepunkt war – nach dem sowjetischen militärischen Einmarsch in Afghanistan – der Boykott der Sommerspiele 1980 in Moskau durch zahlreiche Staaten des Westens. Postwendend blieben einige Länder des Ostens den Sommerspielen 1984 in Los Angeles fern. Die Folge davon war eine Verwendung großer Sportereignisse, um gewisse Staaten verstärkt in die Öffentlichkeit zu richten, ohne aber politische Maßnahmen über die allgemeinen Menschenrechte einzufordern. Das führte teilweise zu gewaltigen Bauvorhaben und anderen Sportinvestitionen bei vielen Ländern, ohne spürbare Vorteile für die eigene Bevölkerung zu erzielen; ja manchmal kam es zu schlimmen ökologischen Nachteilen, wie etwa bei der Sommerolympiade 2008 in Peking. Machthaber verwenden all diese sportlichen Großevents, um ihre Stellung in der Welt zu verbessern, vor allem aber um die eigene Bevölkerung zu beeindrucken. Das Völkerverbindende solcher Sportveranstaltungen wird leider zu rasch vergessen, wie eindrucksvoll bewiesen wurde, als fast zeitgleich mit dem Ende der Winterolympiade 2014 im russischen Sotschi mit der »Heimholung« der Krim durch russisches Militär begonnen wurde. © balkanforum.info Wie wichtig Sport und sportliche Großereignisse für politische Machthaber Die ersten Pläne der Anlage für die Olympischen Spiele in Sotschi 2014. sein können, zeigt die Handball-WM in Katar, die erst kürzlich durchgeführt wurde. In einem Land, wo es diesen Sport gar nicht gab, wurden Sporthallen errichtet, wurde einer der besten Trainer engagiert, eine Nationalmannschaft um teures Geld zusammengekauft (der internationale Handballbund erlaubt dies) und auch die nötigen Fans mit Geldzahlungen zu den Spielen gelockt. Die Heimmannschaft beendete das Turnier zwar als Vizeweltmeister, ob aber in Katar in drei Jahren noch jemand Handball spielen wird, ist nicht zu erwarten. Noch einmal zu Österreich: Die politischen Parteien erkannten sehr schnell den Marketingwert erfolgreicher Sportler und Sportlerinnen. Olympiasieger/innen und Weltmeister/innen kandidierten für National- und Landtagswahlen, kamen in die entsprechenden Körperschaften – und verschwanden ebenso rasch. Politik muss eben auch gelernt werden. Einzig die Silbermedaillengewinnerin und ehemalige Weltrekordinhaberin im Fünfkampf Liese Prokop konnte auch in der Politik reüssieren: Sie erhielt ein Landtagsmandat in Niederösterreich, wurde Landesrätin und Landeshauptmannstellvertreterin und schließlich auch österreichische Innenministerin bis zu ihrem tragischen Tod am Silvestertag 2006. Sport war und ist wichtig für die öffentliche Meinung. Sport bringt Helden hervor, Sport und Sportler/innen kann bzw. können aber auch leicht missbraucht werden; das sollte immer bedacht werden. Literatur: Joachim Fernau, Rosen für Apoll. Berlin 1968 Sabine Haag (Hg.), Kaiser Maximilian der letzte Ritter und das höfische Turnier. Regensburg 2014 Matthias Klinger, Olympische Spiele 1936. Herr Hitler hält Hof. Diplomarbeit Graz 1997 Alfred Kracher, Mittelalterliche Literatur und Dichtung in der Steiermark. In: Literatur in der Steiermark. Landesausstellung 1976. Graz 1976 Diverse Tageszeitungen zu 1968, 1972, 1980, 1984, 2014 und 2015 24 Melanie Wetzer Guidance und Sport in unterschiedlichen Lebenslagen Euroguidance unterstützt dabei, Sportkarriere und Ausbildung in Einklang zu bringen. Den Stellenwert des Sports sieht man auch daran, dass er als bedeutender Faktor in die Ausbildung integriert wird, wie in den vom Sozialministeriumsservice initiierten Produktionsschulen, die Teil des Netzwerks für Berufliche Assistenz (NEBA) sind. Sie sollen jene Jugendlichen unterstützen, die Schwierigkeiten beim Berufseinstieg haben. Ihnen fehlen noch Basisqualifikationen und soziale Kompetenzen, die sie für den Übergang zwischen Schul- und Berufsleben benötigen. Unterschiedliche Ausbildungsmöglichkeiten werden ihnen im Rahmen von Werkstättenarbeit gezeigt und jedem wird ein persönlicher Coach zur Seite gestellt. Dabei wird als wichtiger Ausbildungsschwerpunkt auch Sport inkludiert, weil dieser das Selbstbewusstsein stärkt, Gruppenarbeit und Gemeinschaftssinn fördert und zeitgleich Aggressionen abbaut sowie das Durchhaltevermögen steigert. Angesprochen werden alle Jugendlichen, die beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet sind und ein Jugendcoaching absolviert haben. © Stephanie Hofschlaeger | Pixelio Jeder professionelle Sportler, jede professionelle Sportlerin steht irgendwann am Ende der eigenen Sportkarriere – manchmal früher als geplant (durch Verletzungen, Burn-out, Vertragskündigungen wegen unzureichender Leistung etc.). Gerade Topathletinnen und Topathleten besitzen Fähigkeiten, die sie durch ihre Sportkarriere erworben haben und die sehr gut auf das Berufsleben nach dem Sport übertragen werden können. Oftmals wird auf diese Kenntnisse vergessen. Guidance (Information, Beratung und Orientierung für Bildung und Beruf) kann helfen, den Athletinnen und Athleten ihre Kenntnisse bewusst zu machen. Beispiele für diese übertragbaren Fähigkeiten sind gute Organisation und Planung, Hartnäckigkeit, Selbstmotivation, sich selbst Ziele zu setzen und zu erreichen sowie Leistungsdruck standzuhalten. Unterstützung kann vielfältig sein. Das sportliche Ausnahmetalent wird teilweise schon bei Kindern erkannt, und hier sollte Guidance ansetzen und die Ausbildungsmöglichkeiten aufzeigen. In Österreich gibt es weit über 100 Sportschulen, die entweder einen Grundstein für die Sportkarriere legen können oder schon praktizierende Leistungssportlerinnen und -sportler dabei unterstützen, die Sportkarriere und einen Schulabschluss zu vereinen. haben, steigt seit Jahren. Im Schulbereich bestehen schon seit längerem Verbünde, die es ermöglichen, Sportkarriere und Schulbildung in Einklang zu bringen. Man nimmt auf Fehlzeiten durch Wettkämpfe und Trainingslager Rücksicht, was einer Doppelbelastung entgegen wirkt. Auf den Universitäten fehlen solche Kooperationen aber vielerorts noch. Erfolg kann man als Spitzensportler/in meist nur dann haben, wenn der Sport zum Beruf wird. Viele ehemalige Topathlet/innen schaffen es durch Kontakte und Erfahrung, einen Ausgleich zu den fehlenden schulischen Abschlüssen herzustellen. Die Tendenz, immer mehr Zeit in den Leistungssport investieren zu müssen und daher wenig bis gar keine Zeit mehr für (schulische) Prüfungen zu Wenn Menschen auf dem Weg zur Sportkarriere scheitern, unterstützt Guidance bei der oftmals fehlenden Berufsplanung, weil viele Topathlet/innen ihr Leben auf den Sport ausgerichtet haben und falls ihre Sportler/- innenlaufbahn früher endet, keinen Plan B besitzen. Eine Herausforderung für Sportlerinnen und Sportler, die bereits während ihrer schulischen Ausbildung in Europa das Land wechseln müssen, ist die Umstellung auf das neue Schulsystem. Bei Fragen zur Mobilität in der Ausbildung bzw. zum Schulsystem des Ziellandes kann das EuroguidanceNetzwerk unterstützen. Das Österreichische Euroguidance Team berät sie gerne unter: [email protected] infopoint www.euroguidance.at 25 OeAD-Events Veranstaltungskalender Der OeAD bietet Plattformen zur öffentlichen Diskussion rund um Mobilität und Internationalisierung. Alle Veranstaltungen im Detail unter www.oead.at/events. März 2015 | Österreich Final Checks für Strategische Partnerschaften in Erasmus+, Antragsrunde 2015 Ort: Private PH der Diözese Linz, Salesianumweg 3, 4020 Linz Um Antragsteller/innen bei der Vorbereitung ihrer Projektvorschläge bestmögliche Unterstützung bieten zu können, führt die Nationalagentur Lebenslanges Lernen Final Checks für die Bereiche Schulbildung, Berufsbildung, Erwachsenenbildung und Hochschulbildung in mehreren Bundesländern durch. Hierbei handelt es sich um Beratungen in Form von Einzelgesprächen. Der Final Check ist keine Erstberatung zu einer Projektidee oder zum Programm im Allgemeinen, sondern eine Hilfestellung für bereits konkret ausgearbeitete Projektanträge. Die Anträge müssen spätestens fünf Werktage vor dem Termin an die zuständigen Betreuer/innen übermittelt werden, um eine ideale Beratung zu gewährleisten. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich. Infos unter www.oead.at/events. 16. März 2015 | Linz Bologna Tag 2015. Qualität bei grenzüberschreitender Mobilität Ort: Private PH der Diözese Linz, Salesianumweg 3, 4020 Linz Der 8. Bologna Tag befasst sich mit aktuellen Erkenntnissen zum Einfluss grenzüberschreitender Mobilität im Europäischen Hochschulraum. Damit verbunden werden Fragen zur Qualitätssicherung und zum Mehrwert für die berufliche Qualifikation mit konkreten Empfehlungen für den österreichischen Hochschulraum verknüpft. Foren bieten den persönlichen Austausch zwischen Vertreter/innen der Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und den Studierenden an. Anmeldung bis spätestens 5. März 2015. 26. März 2015 | Wien APPEAR-Auftaktveranstaltung Ort: OeAD, Ebendorferstraße 7, 1010 Wien Das Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research for Development – APPEAR wurde bis 2020 verlängert und öffnet am 31. März 2015 den 5. Call. Themenfelder, Schwerpunktländer sowie ein neues Förderinstrument werden vorgestellt und Fragen zum Programm und zur Einreichung werden beantwortet. Um Anmeldung bis 20. März 2015 wird gebeten unter www.appear.at. 6. und 7. Mai 2015 | Wien Erasmus+ Jahrestagung (6. Mai), Jahrestagung Erasmus+ Hochschule (7. Mai) Ort: Europahaus, Linzer Straße 429, 1140 Wien Die Nationalagenturen für Bildung und Jugend laden gemeinsam am 6. Mai zur 1. Erasmus+ Jahrestagung, die ganz im Zeichen der Mobilität steht. Nach einem Jahr Erasmus+ werfen wir einen Blick zurück und ziehen eine erste Bilanz. Am 7. Mai 2015 steht der Hochschulbereich im Mittelpunkt. Wir laden alle Personen, die mit dem Hochschulteil des Erasmus+ Programms zu tun haben oder daran interessiert sind, zur traditionellen Jahrestagung Erasmus+ Hochschule ein. Im Rahmen der Veranstaltung blicken wir zurück auf ein erstes erfolgreiches Jahr im Programm Erasmus+ und geben neue Ideen für die weitere Umsetzung des Programms. 26 Molly Roza Sports in US Universities Categories, Divisions and the NCAA Sports teams at US universities fall into three categories: Intramural, Club and Varsity. Intramural and club teams are student-organised, participation-oriented and less competitive, and exist for sports ranging from soccer and volleyball to Quidditch and Frisbee. Schools do not award scholarships for athletics at these levels, though a prospective student can express interest in playing a club sport as part of a well-rounded application. The third category, varsity sports, consists of teams that play against teams from other universities. While there are a few athletic associations governing colleges and players at the varsity level, this article Sports scholarships provide talented students and athletes the opportunity to study at American universities and compete in college sports. will focus on the NCAA, as it is by far the largest and most well-known (see Fulbright UK’s http://goo.gl/v8diwc for other organizations). More than 450,000 student-athletes participate in 23 sports at nearly 1,100 NCAA member colleges and universities, which provide more than 150,000 student-athletes athletic scholarships worth $2.7 billion each year (NCAA, http://goo.gl/rLxAZk). NCAA varsitylevel sports are further divided into three divisions that are associated with different scholarship opportunities and recruiting regulations. Division III colleges do not provide athletic scholarships or formally recruit athletes. For further information on recruitment and other regulations in Division III see the NCAA guide for the college-bound student athlete: http://goo.gl/4HYz8v. The Recruitment Process (courtesy of Fulbright UK: http://goo.gl/TPJAAw) For students who hope to be recruited and receive a sports scholarship the process is a lengthy and complicated one. Unlike academic scholarships whereby one simply submits an application indicating an interest in receiving funding to study at a university, students must engage in a highly-regulated recruitment process. Sports scholarships are granted by the university or athletics association in which a university participates, with athletic directors or coaches playing a central role in award decisionmaking. Scholarships can generally be awarded for the following sports: baseball, basketball, crew (rowing), crosscountry, fencing, football (American), © M. E. | Pixelio Mens sana in corpore sano (a sound mind in a sound body): the concept has been part of the liberal arts model espoused by US universities since their inception. Organised sports have played a role on US college campuses since the 1850s, when students in the Northeast began organising athletic competitions for rowing. Then as now, the college sports team served as a symbol of school pride and attending games was a popular social activity for students and, eventually, alumni and local communities. Following numerous corruption scandals in college sports after WWII, regulatory power was granted to the National Collegiate Athletics Association (NCAA), which is still the primary regulating body. College athletics today is a business, with schools competing for lucrative television contracts, sponsors, top athletes and alumni donations, although, according to USA Today, of 227 public institutions playing Division 1 sports just 22 have self-sufficient athletic departments (http://goo. gl/q12hEq). The subsidy of athletic departments at US universities and the high salaries paid to coaches are hot-button topics, but administrators point to the high public profile of colleges with good sports teams, the opportunities athletic scholarships create for poor and minority students, and the central social role sports play on many US campuses. Whatever perspective one takes on the debate, US college sports are in many ways a peculiarly American institution and participation (either as an athlete or a fan) provides a unique experience for foreign students in the US. © Dietmar Meinert | Pixelio Sports programs are a source of pride among American universities. 27 © Rainer Sturm | Pixelio golf, gymnastics, ice hockey, indoor track, lacrosse, skiing, soccer, softball, swimming and diving, tennis, track and field, volleyball, water polo, women’s field hockey and wrestling. an undergraduate degree (in any field offered by the university). There are no degrees in sports themselves, but students whose main interest is in sports can often pursue a degree in exercise science, physical therapy or an allied field. For more information about choosing, applying for and other funding opportunities related to US universities please see EducationUSA’s Five Steps to US Study: http://goo.gl/2G84KF. Academic Eligibility While playing for a college team on scholarship can pay for the cost of earning an undergraduate degree ,a student does not attend university solely to play a sport. Students with sports scholarships must be working toward Students hoping to be considered for a sports scholarship must meet normal university/college entrance requirements (published on the university admissions page) and continue to obtain satisfactory grades at university in order to receive and retain their scholarships. For NCAA guidelines see http://goo.gl/ OWXp4Q. © y_momosu | Pixelio Scholarships are provided on a yearly basis, generally renewable for four years: the normal time required to complete a US undergraduate degree. Award amounts vary and can be anywhere from a few thousand dollars to nearly $30,000 for one academic year. It is very important to keep in mind that sports scholarships do not necessarily cover the full cost of tuition and maintenance. Scholarships are often offered on a percentage basis (i.e. a 75% scholarship will cover 75% of the total cost for one year), and universities have strict limits on the total amount they can award each year. Therefore, a university may split a small number of large awards into a larger number of lesser-value awards. For example, a university that has three 100% scholarships to offer per year may split them up to award six 50% scholarships to twice the number of student-athletes. Do-It-Yourself Recruitment International student athletes have a few options available to them once they decide that they would like to be considered for a sports scholarship to study in the US: The first option is the ‘do-ityourself’ approach, in which the student contacts university coaches directly to inform them of the student's talent and interest in the university's program. © imageworld24 | Pixelio »Sports are important to universities because they appeal to large groups of people and attract public attention to the institutions. The benefits of this exposure are wide-ranging for universities, from fund-raising to increased enrollment numbers.« http://education.seattlepi.com/ For a step-by-step guide to do-it-yourself recruitment from Fulbright UK see http://goo.gl/jj0QNx. In addition to contacting universities directly a student may consider promoting themselves to coaches by utilizing an online recruitment site like www.berecruited.com, www. ActiveRecruiting.com, or www.SportsWorx.com (these are only examples, and links do not constitute an endorsement). Agency Recruitment The second option is to work with a sport scholarship agency or placement service to connect with US universities actively seeking international student athletes and offering scholarships. These organizations will charge a fee for their assistance, but generally offer a comprehensive service that can make navigating the often complicated recruitment process clearer. For additional information about scholarships and applying to US universities please contact Fulbright Austria: www.fulbright.at Principal Source: Sports Scholarships Handout, Fulbright UK: http://goo.gl/TPJAAw Additional Sources: NCAA Guide for the College-Bound Student Athlete: http://goo.gl/4HYz8v EducationUSA’s Guide to Athletic Scholarships: http://goo.gl/gQQyz3 Sports Scholarships and the Athletic Recruitment Process, Fulbright UK: http://goo.gl/nNMuNx Molly Roza is a Californian and a graduate of Agnes Scott College. She is a Fulbright alumna, a trained educational adviser and manages the US Student Fulbright Program at Fulbright Austria, where she has been employed since 2011. infopoint www.fulbright.at 28 Franz Gramlinger Gesundes Führen in berufsbildenden Schulen Bewegung und Gesundheit sind auch in der Berufsbildung Thema. Mit dem Thema »Gesundes Führen« wird nun ein Aspekt fokussiert, der weitreichende Bedeutung für Gesundheit in der Schule haben kann und soll: Gesundheit ist (auch) Führungsaufgabe. Als gemeinsame Initiative des BMBF, des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger und des Fonds Gesundes Österreich wurde dieses Thema auf die Agenda genommen, um es im Qualitätsmanagement der berufsbildenden Schulen und damit auch im Bewusstsein der Führungskräfte zu verankern. Diese sind nicht nur für eine »gesunde Jause« und die Turnstunden in der Schule zuständig, sondern für wesentlich mehr: Die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler, der Lehrerinnen und Lehrer und nicht zuletzt auch die eigene Gesundheit als Voraussetzung für berufliche Leistungsfähigkeit und Freude an der Arbeit sind vielfältige und facettenreiche Aspekte rund um gesundes Führen: © ARQA-VET Das Thema Gesundheit im weiteren Sinn ist bereits seit längerem immer wieder auf der Agenda der berufsbildenden Schulen und auch in QIBB, der QualitätsInititiative BerufsBildung des BMBF (Bundesministerium für Bildung und Frauen) hat es einen festen Platz in der Qualitätsmatrix erhalten. Teilnehmer/innen des Pilotseminars am 11. und 12. Dezember 2014 in Leonding, Oberösterreich. In diesem Sinne wurde ein bundesweites, zweitägiges Seminar für Führungskräfte konzipiert und im vergangenen Dezember in Leonding (OÖ) als Pilotprojekt durchgeführt. 18 Schulleiter/innen und ein Mitglied der Schulaufsicht – aus allen berufsbildenden Schulformen und aus sechs Bundesländern – waren die ersten, die mit den beiden Trainern Wilhelm Baier und Peter Mörwald sowie mit Michaela Jonach und Franz Gramlinger von ARQA-VET ein konkretes Seminardesign als Pilotgruppe erprobten und sich sehr aktiv als Feedback-Gruppe einbrachten (siehe Bild). © ARQA-VET Das Ziel der beiden Tage war es, gesundheitsrelevante Entwicklungen im »Unternehmen Schule« kennenzulernen, mehr zu gesundheitsfördernden Managementansätzen zu erfahren und über Wertschätzung, Partizipation und »Sozialkapital« als Kernelemente guter gesunder Führung Bescheid zu wissen. Als Themenschwerpunkte standen u. a. auf der Agenda: gesundheitsfördernde Das Haus der Arbeitsfähigkeit baut auf Führung, Werte, Qualifikation und Gesundheit. und gesundheitsgefährdende Potenziale der Führungsrolle, gesundheitsrelevante Managementinstrumente, Diversity, innerbetriebliche Zielgruppen und soziale Gesundheitschancen sowie vom Tool zum System. Auf der Grundlage der Erfahrungen und Rückmeldungen aus diesem Piloten wird derzeit das Seminardesign überarbeitet und noch mehr auf die Bedürfnisse von Schulleitern/innen abgestimmt. Für 2015 sind zwei zweitägige Seminare zum Thema »Gesundes Führen in BBS« geplant und budgetiert, eines mit Termin 24. und 25. Juni 2015 und ein zweites Ende des Jahres. Sollten Sie Führungskraft mit Personalverantwortung in einer berufsbildenden Schule sein und Interesse an einem solchen Angebot haben, setzen Sie sich bitte mit [email protected] in Verbindung! infopoint www.arqa-vet.at 29 OeAD-Event Zur Situation internationaler Studierender in Österreich Eine gemeinsame Arbeitstagung der Johannes Kepler Universität Linz, der OeAD-GmbH, der ÖH, der Ombudsstelle für Studierende und des BMWFW geht auf die Herausforderungen ein, denen sich internationale Studierende stellen müssen. Die Themen reichen von der richtigen Studieninformation über Zulassung und Einreise bis zur Niederlassung. Bei einer gemeinsamen Arbeitstagung der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz, der Österreichischen Hochschüler/innenschaft, des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, der OeADGmbH sowie der Ombudsstelle für Studierende werden von Expertinnen und Experten unter anderem die Alltagsthemen an Hochschulen diskutiert. In der Veranstaltung, die am Montag, den 27. April 2015, von 9:30 bis 16:30 Uhr an der JKU, Uni-Center, Altenberger Straße 69 stattfindet, geht es um Studieninformation (vor der Wahl des Studienorts), Zulassung, Einreise, Sprache, Kultur, Studium, Arbeiten und Niederlassung sowie Erleichterungs-, Verbesserungs- und Unterstützungsmöglichkeiten. Einschlägige Verwaltungsstellen werden ebenfalls ihre Erfahrungen einbringen. Mit dem Bundesministerium für Inneres und dem Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres werden auch zwei Schlüsselressorts zu den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Einreise von internationalen Studierenden vertreten sein. Die Zahlen internationaler Studierender an österreichischen Universitäten und Hochschulen haben sich im vergangenen Jahrzehnt rasant entwickelt: An öffentlichen Universitäten (ordentliche und außerordentliche Studierende) stiegen sie von 38.959 im Wintersemester 2003/04 auf 80.235 zehn Jahre danach. An Fachhochschulen waren es 2003 870 internationale Studierende, 2013 bereits 6.688. Für Privatuniversitäten stehen Vergleichszahlen erst ab dem Wintersemester 2005/06 zur Verfügung, damals waren es 1.074, zehn Jahre später bereits 3.140. Mit diesen sehr rasch wachsenden Studierendenzahlen sind auch die Anliegen von Studienwerberinnen und –werbern sowie Studierenden drängender, zahlreicher und mannigfaltiger geworden. Nicht alle Herausforderungen treffen für alle internationalen Studierenden in gleicher Weise zu. Die Herkunft aus EU- oder EWR-Staaten gegenüber Studierenden aus Drittländern kann große Unterschiede im Zusammenhang mit den oben erwähnten Themen ausmachen. Sogenannte Free Movers haben einen anderen Status als Programmstudierende. Under Graduates befinden sich in einer anderen Situation als Studierende in Postgraduierten-Programmen. In dieser Arbeitstagung wird vor allem auf die Herausforderungen für Studierende aus Drittstaaten eingegangen. Diese umfassen ein breites Spektrum, das bereits mit der richtigen Studieninformation beginnt und über die Einreise und Zulassung bis zum Studium und zur Niederlassung reicht. Darüber werden Expert/innen referieren, die in ihrer täglichen Arbeit diese Fragestellungen bearbeiten. Arbeitskreise und Diskussionen geben auch Gelegenheit, Erfahrungen und Good Practice-Modelle auszutauschen. Programm Hauptreferate Ausländerstudium in der österreichischen Hochschulpolitik zwischen internationalen Verpflichtungen und nationalen Finanzen Erich Thöni, Vorsitzender des »Runden Tischs Hochschulbildung Global« Studentische Zuwanderung als Teil einer gesamthaften Migrationskonzeption, Heinz Faßmann, Vizerektor für Internationale Beziehung, Universität Wien Willkommenskultur – ein Projekt mit vielen Facetten, Eva Werner, Rektorin und Leiterin des Kollegiums der FH Krems Studienmobilität und ihre Attraktivität vs. Gesetzeshindernisse und ihre Bewältigung: Nachbarlandserfahrungen aus der Slowakei, Michal Fédak, SAIA Zu Alltagspraktischem werden referieren Internationale Studierende in Österreich aus Sicht des BMEIA, Sandra Mahmoud, BMEIA (Reise- und Grenzverkehr, Aufenthaltswesen), Wien Internationale Studierende in Österreich aus aufenthaltsrechtlicher Sicht, Dietmar Hudsky, BMI (Aufenthalts-, Personenstands- und Staatsbürgerschaftswesen), Wien Alltagserfahrungen in der Zentralstelle und »an der Peripherie«, Heinz Kasparovsky, ENIC NARIC Austria, und Markus Bayer, Unversität Salzburg Zwei parallele Arbeitskreise am Nachmittag Internationale Studierende VOR und unmittelbar NACH ihrer Einreise nach Österreich, Vorsitz und Moderation: Peter Gaunerstorfer, OeAD-GmbH Impulsreferate: Roland Steinacher, Universität Wien, und Heidi Esca-Scheuringer, Fachhochschulkonferenz, Wien Studentischer Alltag: Hochschulumgebung, Sprache, Kultur, gesamtgesellschaftlicher Kontext, Vorsitz und Moderation: Heinz Kasparovsky Impulsreferate: Margarete Kernegger, Vorstudienlehrgänge der Wiener Universitäten, und Barbara Tasser, Universität Innsbruck Abschließend Berichte aus den Arbeitskreisen und Zukunftsempfehlungen. infopoint www.hochschulombudsmann.at 30 Marianne Toder Studierendenwohnheim »GreenHouse« Das neue OeAD-Gästehaus in der Seestadt Aspern bietet Unterkunft für 310 Student/innen. Gebaut ist es nach höchsten ökologischen Standards. Im Sommer steht den internationalen Studierenden ein Badeteich zur Verfügung. Die OeAD-WohnraumverwaltungsGmbH eröffnete in der Seestadt Aspern am 1. März 2015 das neue Gästehaus »GreenHouse«. Anfang August 2012 konnte das Konsortium aus ÖJAB, WBV-GPA und OeADWohnraumverwaltung den Bauträgerwettbewerb für sich entscheiden. Danach fiel der Startschuss für den Bau eines Studentenheims im größten Stadtentwicklungsgebiet Wiens. Bei diesem einzigartigen Projekt kooperieren erstmals die drei genannten großen Studentenheimträger miteinander, um ein Studentenwohnheim mit 310 Wohnplätzen zu realisieren. GreenHouse ist das erste Nearly-Zero-Energy-Studentenheim weltweit. Sonne – Luft – Erde © aap.architekten, www.deepinterface.com Das Wohnheim besteht aus drei Gebäudeteilen, die nach den drei Energiequellen Sonnenenergie, Windenergie und Geothermie benannt sind. Die drei gemeinnützigen Heimträger-Organisationen vergeben die Wohnplätze in je einem Gebäudeteil. Die OeAD-Wohnraumverwaltung hat den Hausteil »Sonne«, die WBV-GPA den Hausteil »Luft« und die ÖJAB den Hausteil »Erde«. Nachhaltigkeit steht an erster Stelle Die Namensgebung spiegelt den Passivhausstandard wider. Glasflächen und Photovoltaikanlagen sind ein klares Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Grünes Engagement steht bei allen Bauprojekten der OeAD-Wohnraumverwaltung an erster Stelle, auf die Ökologie des Gebäudes wird besonders großer Wert gelegt. Das GreenHouse wird seinen eigenen Energieverbrauch aus erneuerbaren Energiequellen wie z. B. Sonnenenergie herstellen. Im GreenHouse werden nur hochenergieeffiziente Geräte ohne Standby-Energieverbrauch zugelassen. Energiesparende LED-Lampen mit Bewegungsmeldern und Helligkeitsreglern reduzieren hier den Lichtenergieaufwand auf ein Minimum. Beim Bau des Gebäudes wurde darauf geachtet, dass auch Personen mit körperlichen Benachteiligungen einziehen können: Das gesamte Wohnheim ist barrierefrei gestaltet. In jedem Stockwerk laden die Gemeinschaftsküchen zum miteinander Kochen und Plaudern ein. Weiters sind Musikübungsräume, Fitnessräume, eine Sauna, ein Veranstaltungs- und Partyraum (hier finden Sesseln vom alten Rapidstadion eine zeitlose Verwendung), ein Meditations- © aap.architekten, www.deepinterface.com 31 Die Ökologie steht beim GreenHouse im Vordergrund. Das ehrgeizige Ziel lautete, ein Nearly-Zero-Gästehaus zu errichten. Die Heimleitung wird von der ÖJAB bereitgestellt und selbst im GreenHouse wohnen. Für eine besonders freundliche Wohnatmosphäre und gemeinsame Aktivitäten aller jungen Menschen aus unterschiedlichen Lebenssituationen und Ländern ist also gesorgt. Gute Öffi-Anbindung Das GreenHouse ist eines der ersten Gebäude, das in der Seestadt Aspern fertiggestellt wurde. Die U2-Endstation »Seestadt« befindet sich in unmittelbarer Nähe und ermöglicht den Studierenden, ohne Umsteigen zu den größten Universitäten Wiens zu gelangen: Die neue Wirtschaftsuniversität Wien befindet sich bei der Station Krieau im Prater und nur wenig weiter entfernt liegen Universität Wien und Technische Universität. Mit dem Zug ist Bratislava für einen spontanen Wochenendausflug in weniger als einer Stunde erreichbar. Nicht nur das GreenHouse selbst ist lebenswert, auch die Umgebung wird geschätzt: Ein Badeteich befindet sich in nur zwei Minuten Entfernung und bietet Abkühlung an heißen Tagen. Der Nationalpark Donauauen ist ein Paradies für Radfahrer/innen und Naturliebhaber/innen und beginnt fast vor der Haustür. Das GreenHouse steht für neue ökologische Lösungen und interkulturelles Zusammenleben. Die OeAD-Wohnraumverwaltung heißt alle neuen Bewohner/innen herzlich willkommen! Links im Bild: Außenansicht des GreenHouse. Rechts im Bild: Erste Eindrücke der Innenräume im Studierendenwohnheim in der Seestadt Aspern. infopoint www.oead.housing.at © aap.architekten, www.deepinterface.com raum, ein Seminarraum, ein Fahrradabstellraum und ein Waschsalon vorhanden. In den warmen Monaten kann man sich im begrünten Innenhof unter Obstbäumen sehr gut entspannen. 32 Ricarda Motschilnig EPALE goes Austria Die Nationalagentur Lebenslanges Lernen im OeAD setzt in Österreich die neue E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa, kurz EPALE, um. Die Europäische Kommission hat mit EPALE (E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa) eine neue Drehscheibe für europäische Erwachsenenbildung entwickelt. Die mehrsprachige Plattform mit offener Mitgliedschaft richtet sich an Lehrende, Trainer/innen, Forscher/innen, politische Entscheidungsträger/innen sowie an in der Erwachsenenbildung Tätige. Letzten Endes stehen natürlich die erwachsenen Lernenden als Endbegünstigte im Mittelpunkt. Über EPALE können Sie sich über Neues im Bereich der Erwachsenenbildungspolitik informieren sowie mit anderen Expert/innen europaweit neueste Ansichten, Ideen, Ressourcen und Beispiele bewährter Praktiken austauschen. Am 15. April 2015 wird die EPALE-Plattform in Brüssel offiziell vorgestellt. In den nächsten Jahren wird sie europaweit weiterentwickelt und erweitert. zwischen österreichischen und anderen europäischen Bildungseinrichtungen geben. Österreichische Koordinationsstelle In Österreich wurde die Nationalagentur Lebenslanges Lernen im OeAD als nationale EPALE-Koordinierungsstelle nominiert, welche zusammen mit der zentralen Koordinierungsstelle in Großbritannien die Plattform mit aktuellen Inhalten und spannenden Beiträgen belebt sowie europaweite Diskussionen anregt. Die 30 nationalen Koordinierungsstellen konzentrieren sich darauf, zur Teilnahme an EPALE anzuregen, weil die Inhalte von Erwachsenenbildungseinrichtungen aktiv mitgestaltet werden sollen. Jede/r kann EPALEMitglied werden und ist aufgerufen, mit anderen Personen in ganz Europa neueste Nachrichten, Ansichten, Ideen und Ressourcen auszutauschen. Die Nationalagentur Lebenslanges Lernen wird bei der Umsetzung von EPALE in Österreich alle wesentlichen Repräsentant/innen einbinden, um alle relevanten Zielgruppen zu erreichen. Weiters ist es Aufgabe der nationalen Koordinierungsstellen, EPALE der Erwachsenenbildungsgemeinschaft in ihren Ländern näherzubringen. Die österreichische Informationsoffensive startet im Frühjahr 2015 mit einem Launch und regionalen Veranstaltungen, u. a. an typischen »Lernorten« der Erwachsenenbildung. Der Bewerbung von EPALE bei möglichst vielen Bildungsveranstaltungen, Tagungen und Messen wird eine hohe Priorität beigemessen. Durch effektive Medienarbeit, Informationsmaterialien, redaktionelle Beiträge sowie einem EPALE-Österreich-Newsletter soll die Plattform in Österreich bekannt gemacht werden. Eine Plattform mit vielfältigen Funktionen Basierend auf einer im Frühjahr 2014 durchgeführten Umfrage unter Interessenvertreter/innen in der Erwachsenenbildung (1.914 Personen aus 37 Ländern) wurden Leitprinzipien für die Entwicklung der Website und den Aufbau der Gemeinschaft erstellt. Die Inhalte auf EPALE werden anhand fünf wichtiger Themen der Erwachsenenbildung organisiert. Das Ziel ist es, die Qualität und Bereitstellung von Angeboten für die Erwachsenenbildung in Europa zu verbessern, einen starken paneuropäischen Erwachsenenbildungssektor aufzubauen und dafür zu sorgen, dass Fachkräfte und Multiplikator/innen in der Erwachsenenbildung alle Erwachsenen erreichen können. EPALE ist daher die neueste Entwicklung zur Qualitätsverbesserung von Lerninhalten in der Erwachsenenbildung in Europa. Die E-Plattform soll die qualitätsvolle Arbeit in der Erwachsenenbildung unterstützen und neue Impulse zur Förderung des Austauschs In der Erwachsenenbildung hilft es, immer den Weitblick zu haben und zu schauen, was andere gut machen. © IHG E-Plattform für Qualität in der Erwachsenenbildung 33 © Gianmaria Gava, OeAD Schreiben im EPALE-Blog: »Warum beim Lernen für ältere Menschen nicht nur Qualifikationen eine Rolle spielen« http://ec.europa.eu/epale/de/content/epale_blog_post Die Themen der Plattform sind: ÆÆ ÆÆ ÆÆ ÆÆ ÆÆ Unterstützung für Lernende Lernumgebungen Lebenskompetenzen Qualität Politik, Strategien und Finanzierung Diese Funktionen stellt die Plattform zur Verfügung: ÆÆ EPALE ist eine mehrsprachige Website, wobei die Hauptseiten in 24 Sprachen verfügbar sind und wichtige Informationen in den sechs EUHauptsprachen (Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Polnisch und Spanisch) bereitgestellt werden. ÆÆ Über die jüngsten Entwicklungen und Trends in der Erwachsenenbildung berichten der Newsroom und Blogbeiträge. Weiters besteht die Möglichkeit, einen Newsletter zu abonnieren, um auf dem Laufenden zu bleiben. ÆÆ Ein paneuropäischer Veranstaltungskalender enthält Informationen zu Veranstaltungen im Bereich Erwachsenenbildung auf europäischer und nationaler Ebene. Hierzu gehören Konferenzen, Seminare, Workshops, Lehrgänge, MOOCs und vieles mehr, das für Fachkräfte in der Erwachsenenbildung von Interesse ist. ÆÆ Die EPALE-Website bietet demnächst auch eine formelle und informelle Partner/innen-Suchfunktion, um sich mit anderen Stakeholdern zu vernetzen, bewährte Verfahren auszutauschen und gemeinsame Projekte umzusetzen. ÆÆ EPALE wird ein mehrsprachiges Ressourcenregister zu Informationen über frei zugängliche Lehr- und Lernmaterialien, bewährte Methoden etc. bieten sowie interaktive Diskussionsräume und Foren für den Aufbau von Gemeinschaften schaffen, die den Austausch von Gedanken und Praktiken in der Erwachsenenbildung in Europa ermöglichen. Wenn Sie Material beitragen möchten, wie z. B. Artikel, Berichte, Veranstaltungen und Ressourcen, senden Sie die Informationen bitte per E-Mail an [email protected]. Nachdem Sie sich als Nutzer/in auf EPALE registriert haben, können Sie auch direkt in Blogs schreiben, an Foren teilnehmen und neue Diskussionen anstoßen. EPALE ist in sozialen Medien vertreten. Bitte besuchen Sie uns auf: ÆÆ Facebook: EPALEÖsterreich, EPALE.EU ÆÆ Twitter: EPALEÖsterreich, EPALE_EU ÆÆ LinkedIn: ePlatform for Adult Learning in Europe infopoint [email protected] 34 Andreas Obrecht Vom Experiment zum erfolgreich etablierten Kooperationsprogramm Das Hochschulkooperationsprogramm APPEAR (Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research for Development) wurde bis Ende 2020 verlängert. Am Anfang war APPEAR ein Experiment in Wissenschafts-, Forschungs-, Lehrkooperation und Kapazitätenentwicklung, das von allen Beteiligten mit Enthusiasmus begonnen wurde und schließlich durch viel Engagement und Expertise zu einem institutionell gut verankerten Hochschulkooperationsprogramm weiterentwickelt wurde. Basierend auf der 2009 von der Austrian Development Agency (ADA) veröffentlichten »Strategie: Hochschulbildung und Wissenschaftskooperation« wurden die programmatischen Grundsätze und inhaltlichen Kriterien für eine qualitativ neue Art der Kooperation zwischen österreichischen Hochschulen bzw. wissenschaftlichen Institutionen und Universitäten sowie wissenschaftlichen Einrichtungen in den Schwerpunktländern des globalen Südens festgeschrieben. Das war eine wichtige und langfristige Weichenstellung in der entwicklungspolitischen Praxis und auch eine neue Herausforderung für den österreichischen tertiären Bildungssektor. Ein Experiment war APPEAR anfangs vor allem auch deshalb, weil niemand wissen konnte, ob und in welcher Weise die österreichische Hochschullandschaft dieses neue Angebot annehmen würde. Immer schon hatte es von Seiten der österreichischen Universitäten Kooperationen in Entwicklungsländern gegeben, doch APPEAR stellt das erste systematisch ausgearbeitete und sich thematisch an den Schwerpunkten der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) orientierende und durch die OEZA finanzierte © Elke Stinnig | OeAD SUSFISH (Sustainable Management of Water and Fish Resources) ist ein von APPEAR gefördertes Projekt in Burkina Faso. Im Juli 2014 fand das abschließende SUSFISHSymposium in Ouagadougou statt. Programm in dieser Größenordnung dar, bei dem auch die Länder – eben die Schwerpunktländer und –regionen – vorgegeben sind. Bis Ende 2014 – also in der ersten Hälfte des bis Ende 2020 laufenden Programms – langten in insgesamt vier Calls 124 Anträge für Preparatory Fundings ein (Projektvorbereitung bis zu 15.000 Euro), von denen 44 bewilligt wurden, und 109 Anträge zur Finanzierung einer akademischen Partnerschaft (bis zu 390.000 Euro), von denen 21 bewilligt wurden. Zudem konnten in dieser Zeit 21 Master- und Informationsveranstaltung am 26. März 2015, 16 bis 18 Uhr im OeAD-Haus, Saal 1 Ebendorferstraße 7, 1010 Wien Programm: Allgemeine Informationen zu APPEAR und zum 5. Call, wesentliche Neuerungen, Fragerunde Anmeldung unter www.appear.at bitte bis 20. März 42 PhD-Stipendien für Kolleg/innen aus den Partnerländern vergeben werden, wobei auch 65 Stipendien aus dem auslaufenden Nord-Süd-DialogStipendienprogramm von APPEAR übernommen wurden. Von den 21 österreichischen Universitäten beteiligten sich insgesamt 18 an den Ausschreibungen und auch die Fachhochschulen nahmen regen Anteil. Neben dieser breiten institutionellen Streuung gab es bislang auch ein ausgewogenes Verhältnis sozial- und naturwissenschaftlicher Schwerpunktsetzungen, wobei in den meisten Projektdesigns inter- bzw. transdisziplinäre methodische Zugänge favorisiert wurden. APPEAR adressiert ein zentrales Problem, das aus grundsätzlich schwachen Infrastrukturen im tertiären Bildungsbereich in »Less« und »Least Developed Countries« resultiert – gleichermaßen hochschulische Forschung, Lehre und Management betreffend. Kooperative Strategien zur Stärkung der Kapazitäten von Wissenschaft, Lehre und hochschulischer Infrastruktur in ökonomisch schwachen bzw. margi- nalisierten Ländern werden von der internationalen Entwicklungspolitik seit geraumer Zeit als effektives entwicklungspolitisches Instrument zur Armutsbekämpfung und zur Hebung des Lebensstandards begriffen und eingesetzt. APPEAR fördert demnach – in Übereinstimmung mit internationalen Trends – auch neue »Märkte des Wissens«, Arbeitsplätze, weiterführende Projektkooperationen, Einbindung in internationale Forschungsprogramme etc., von denen die Partnerinstitutionen im »Süden« und ihre jeweiligen Gesellschaften profitieren können. Gleichzeitig ermöglicht APPEAR österreichischen Wissenschaftler/innen neue Zugänge zu interessanten, partizipativen, entwicklungsrelevanten Aktivitäten in Forschung, Lehre und institutioneller Zusammenarbeit. Der zielgruppenspezifische Einsatz von Forschung und Lehre zur Erreichung entwicklungspolitischer Ziele ist gerade 2015 in einen weltweiten Diskurs eingebettet – den Übergang von den »Millennium Development Goals« (MDGs) zu den »Sustainable Development Goals« (SDGs), die einen ökologischen und ökonomischen Interessenausgleich zwischen den »armen« Ländern und den »Industrieländern« anstreben. Hier zeigt sich ebenso die Wichtigkeit von APPEAR, das als im internationalen Vergleich »kleines«, aber »feines« Programm proaktiv an den transnationalen Wissensdiskursen teilnimmt, sei es in Form grenzüberschreitender Öffentlichkeitsarbeit, Programmpräsentationen oder Konferenzteilnahmen. Besonders erfreulich war die Tatsache, dass im Laufe des Jahres 2014 die Austrian Development Agency (ADA) die Verlängerung des Programms bis Ende 2020 europaweit ausgeschrieben hat. Aufgrund sinkender bzw. stagnierender Budgetmittel in der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit war das keine Selbstverständlichkeit, ganz im Gegenteil. Erfreulich auch, dass sich die Laufzeit der nächsten Programmphase auf sechs Jahre verlängert hat, dass mit insgesamt 14 Millionen Euro mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen als in der vorigen Periode und dass zu den 13 Partnerländern drei weitere hinzugekommen sind – nämlich Armenien, Georgien und Moldau. Die OeAD-GmbH ist in dem Verfahren als Bestbieter ermittelt worden und das APPEAR-Team wird das Programm weiterhin voller Freude und Engagement betreuen. infopoint www.appear.at © Ana Rosa Camba 35 36 Publikation Hinter dem Mikro. Österreichische Starreporter des Sports erinnern sich Herausgegeben von Martin Gradl und Marie-Christin Lercher, Mitarbeiter/innen der Nationalagentur, OeAD-GmbH. Sigi Bergmann, Peter Elstner, Hans Huber, Konstantin Kouloukakos, Roland Knöppel, Franz Krynedl, Michael Kuhn, Elmar Oberhauser, Heinz Prüller, Robert Seeger, Erich Weiss, Gerhard Zimmer. Wer kennt diese Namen nicht? Es sind jene der Berichterstatter zahlreicher sporthistorischer Ereignisse. Es sind die Namen, die jahrzehntelang Stammgäste in den Wohnzimmern der Österreicher und Österreicherinnen waren. Erst durch ihre Kommentare bekam die Berichterstattung eine unverwechselbare Identität. Gleichzeitig lebten sie den Traum zahlreicher Menschen, weil sie in direkten Kontakt mit den Sportstars traten, sportlichen Großereignissen live vor Ort beiwohnten und aus aller Welt berichteten. Sie waren aber auch Ansprechpersonen und Sprachrohr für Sportler/innen und Sportverbände sowie generell Verkäufer des Markenartikels Spitzensport. In diesem Spannungsfeld erreichten die Sportreporter hohe Bekanntheit und Beliebtheit, mussten sich aber immer wieder auch heftige Kritik von verschiedensten Seiten gefallen lassen. Im vorliegenden Buch stehen diese Sportreporter im Mittelpunkt. Als roter Faden dienen unvergessene Sportereignisse aus den Jahren 1988 bis 1998, beispielsweise Hermann Maiers Sturz in Nagano oder Gerhard Bergers Sieg in Monza. Die historische Niederlage der österreichischen Fußballnationalmannschaft gegen Färöer und Thomas Musters Sieg in Paris dürfen dabei ebenso wenig fehlen wie die Erfolgsgeschichten von Austria Salzburg und Rapid im FußballEuropacup. Mit einem Vorwort von ORF-Sportchef Hans Peter Trost und anstelle eines Nachworts Gedanken zum Beruf des Sportreporters von Teddy Podgorski. Hinter dem Mikro Hrsg. Martin Gradl, Marie-Christin Lercher ISBN: 978-3-902480-87-3, EGOTH-Verlag 224 Seiten, Preis: 24,90 Euro Erhältlich im guten Buchhandel Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: OeAD (Österreichische Austauschdienst)-Gesellschaft mit beschränkter Haftung | Austrian Agency for International Cooperation in Education and Research (OeAD-GmbH) | 1010 Wien, Ebendorferstraße 7 | Sitz: Wien | FN 320219 k | Handelsgericht Wien | Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Eva Müllner, KIM – Kommunikation, Information, Marketing | Schlussredaktion: Rita Michlits | Mitarbeiter/innen dieser Ausgabe: Hanna Bakalar, Michael Dippelreiter, Martin Gradl, Franz Gramlinger, Hubert Dürrstein, Ricarda Motschilnig, Rudolf Müllner, Andreas Obrecht, Ursula Panuschka, Molly Roza, Petra Siegele, Nina Szogs, Wolfgang Stockinger, Marianne Toder, Otmar Weiß, Melanie Wetzer, Renate Zimmer, | 1010 Wien | Ebendorferstraße 7 | T +43 1 534 08-0 | F +43 1 535 08-999 | [email protected] | www.oead.at | Grafisches Konzept: Fineline, graphic-design & typography, 1040 Wien | Layout: Eva Müllner | Fotos: Wenn nicht gesondert vermerkt, im Eigentum der OeAD-GmbH, Coverfoto: © Robert Ratzer | Druck: Gerin, 2120 Wolkersdorf | Finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft | Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider und müssen sich nicht mit der des Herausgebers decken | P.b.b. | Erscheinungsort Wien | Verlagspostamt 1010 Wien | GZ: 02Z032 994M | Wien, März 2015 Offenlegung gemäSS § 25 Mediengesetz: Unternehmensgegenstand: Unternehmensgegenstand ist die Durchführung von Maßnahmen der europäischen und internationalen Kooperation im Bereich der Wissenschaft und Forschung sowie der Erschließung der Künste, der Hochschulbildung, der Bildung und der Ausbildung (§3. (2) OeAD-Gesetz) | Geschäftsführer: Hubert Dürrstein | Prokurist: Stefan Zotti | Mitglieder des Aufsichtsrates: Elmar Pichl, Hanspeter Huber, Botschafter Martin Eichtinger, Gottfried Schellmann, Heinz Fassmann, Kurt Koleznik, Malies Krainz-Dürr, Barbara Sporn, Franz Salchenegger, Verena Katscher, Bernhard Muzik, Alexandra Wagner | Die OeAD-GmbH steht zu einhundert Prozent im Eigentum des Bundes (§1.(2) OeAD-Gesetz) | Grundlegende Richtung: Information zu Bildungsmobilität & Bildungskooperation – national und international.
© Copyright 2024 ExpyDoc