oead.news Nr. 96/2015

Jahrgang 24 | Nummer 3/96 | März 2015
Bildung & Bewegung
1
2
3
INHALT
Hubert Dürrstein
Editorial
4
6
Martin Gradl
Europa bewegt sich
Petra Siegele | Ursula Panuschka
Schulen in Bewegung
8
OeAD-Event
Schulen in Bewegung: Programm
9 Hanna Bakalar
Sport und EU
10
12
14
Renate Zimmer
Den Körper zum Verbündeten gewinnen
oead.news im Gespräch mit
Josef Wutscher, Leiter der Skimittelschule Bad Gastein
Wolfgang Stockinger
Eins plus eins ist drei: Duale Karriere im Spitzensport
16
18
20
Otmar Weiß
Psychomotorik in der Schule
Nina Szogs
Forscher/innen in Bewegung
Rudolf Müllner
Sport und Bewegungskultur in der Forschung
22
24
Michael Dippelreiter
Historisch betrachtet
Melanie Wetzer
Guidance und Sport in unterschiedlichen Lebenslagen
25 Veranstaltungskalender
Molly Roza
26 Sports in US Universities
28
29
Franz Gramlinger
Gesundes Führen in berufsbildenden Schulen
OeAD-Event
Zur Situation internationaler Studierender in Österreich
30
Marianne Toder
Studierendenwohnheim »GreenHouse«
32
34
Ricarda Motschilnig
EPALE goes Austria
Andreas Obrecht
Vom Experiment zum erfolgreich etablierten Kooperationsprogramm
Publikation
36 Hinter dem Mikro. Österreichische Starreporter des Sports erinnern sich | Impressum
3
Hubert Dürrstein
© Teresa Zöttl, APA-Fotoservice | OeAD
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Seit nunmehr einem Jahr sind im EU-Programm Erasmus+ die
Bereiche Bildung, Jugend und Sport zusammengefasst. Das bedeutet, dass es in der laufenden Programmperiode auch für das Themenfeld Sport Fördermöglichkeiten gibt. Für 2014 bis 2020 stehen 265
Mio. Euro zur Verfügung. Mit diesen Mitteln will die EU ihre Bürger/
innen zu mehr körperlicher Aktivität motivieren und die motorischen
Fähigkeiten ab dem Kindesalter unterstützen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Förderung dualer Laufbahnen von Sportler/innen.
So unterstützt etwa die Organisation KADA Spitzensportler/innen
dabei, Sport und Ausbildung zu vereinbaren und den Übergang ins
Berufsleben nach Ende der Sportkarriere zu schaffen. Lesen Sie dazu
den Beitrag auf Seite 14. Wie Sport Grenzen in Europa überwindet,
führen die Schüler/innen der Neuen Skimittelschule Bad Gastein in
einem Projekt mit Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und
Ungarn eindrucksvoll vor: Die Nachwuchssportler/innen legen durch
sportliche Aktivitäten 22.500 Kilometer zurück, das ist die Distanz
zwischen den Schulstandorten in den fünf Ländern (Seite 12). Im
Interview betont Schulleiter Josef Wutscher, dass an seiner Schule
schulische Bildung und alpiner Skisport optimal zusammenspielen,
Ausbildung aber immer an erster Stelle komme.
Dass Sport Karrieren unterstützt, zeigt sich auch an den Aufnahmekriterien und -bedingungen amerikanischer Hochschulen: Wer Sport
betreibt, verbessert seine Chancen – auch wer ein Musikinstrument
sehr gut beherrscht oder sich ehrenamtlich engagiert. Wer Hochleistungen im Sport erbringt, hat die günstigste Ausgangslage, um an
einer Eliteuniversität aufgenommen zu werden. Sportliche Leistung
hat in Österreich im Vergleich dazu kaum Bedeutung. Wichtiger ist
hier, den Sport selbst zu beforschen. Otmar Weiß geht in seinem
Beitrag auf Seite 16 auf psychomotorische Lehr- und Lernmethoden
und die Kraft ihrer Motivation ein. Nina Szogs und ihre Kolleg/innen
aus sieben europäischen Ländern fasziniert in ihren Forschungen die
transnationale Entwicklung des Fußballs und der Fankulturen (Seite
18). Und Rudolf Müllner, Leiter des Arbeitsbereichs Geschichte und
Kultur des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport
an der Universität Wien, nähert sich dem Thema aus Sicht der bewegungskulturellen Forschung (Seite 20).
Wie die vorliegende Ausgabe der OeAD-News widmet sich auch die
4. Fachtagung in der Reihe »Schule grenzenlos« dem Thema Bildung
und Bewegung (siehe Seite 6). Die OeAD-GmbH hat mit »OeAD macht
Schule« eine Plattform geschaffen, in der alle schulrelevanten Agenden des OeAD abteilungsübergreifend vereint sind. Die Fachtagung
am 21. April bringt »Schulen in Bewegung« und hat »Sport im Fokus:
beim Lernen, Lehren und Forschen«. Sie findet in bewährter Weise und
mit reger Beteiligung von Direktion, Schüler/innen und Lehrer/innen
an der Vienna Business School Hamerlingplatz in Wien 8 statt. Die
Themenpalette reicht vom Einsatz von Sport als Lehr- und Lernmittel
über schulische und wissenschaftliche Erforschung von Sport bis hin zu
Qualitätsmanagement. Ich darf Sie herzlich einladen.
Erfreulich ist, dass APPEAR (Austrian Partnership Programme in
Higher Education & Research for Development) in eine zweite Phase bis 2020 geht und die Austrian Development Agency (ADA) den
OeAD erneut mit der Abwicklung beauftragt hat. Für diese jetzt auf
sechs Jahre verlängerte Programmperiode stehen insgesamt 14 Mio.
Euro an finanziellen Mitteln zur Verfügung und als neue Partnerländer sind Armenien, Georgien und Moldau hinzugekommen. Die
Auftaktveranstaltung zu dieser zweiten Programmphase findet am
26. März im OeAD-Haus statt.
Ihr Hubert Dürrstein
4
Martin Gradl
Europa bewegt sich
Laut Eurobarometer 2014 treiben 41 Prozent der Europäerinnen und Europäer mindestens einmal pro Woche Sport.
Auch Schulen, Universitäten und die EU beschäftigen sich
mit den unterschiedlichen Facetten des Phänomens Sport.
Nachfolgend ein paar Daten, Fakten und Gedanken zu Verbindungen
und Zusammenhängen zwischen Europa, Sport und Bildung.
ÆÆ 41 Prozent der Europäerinnen und Europäer treiben mindestens einmal in der Woche Sport. Das ist die Kernaussauge
einer im März 2014 veröffentlichten Eurobarometer-Studie,
fünf Prozent davon tun dies im schulischen oder universitären
Kontext. Ebenfalls bemerkenswert: Immerhin sieben Prozent
der Europäerinnen und Europäer üben eine ehrenamtliche
Tätigkeit aus, durch die der Sport unterstützt wird.1
ÆÆ Alle zwei Jahre treffen sich seit 1959 Studierende aus aller Welt
zur Universiade. Die Winter-Universiade 2015 fand in zwei
europäischen Ländern statt: Die Wettkämpfe in den nordischen Sportarten gingen in Štrbské Pleso in der Slowakei über
die Bühne, jene der alpinen Sportarten und des Eissports in
Grenada in Spanien. Österreich war bei den Wettkämpfen mit
insgesamt 37 Studierenden vertreten.2
ÆÆ 2014 veröffentlichte das Bundesministerium für Bildung und
Frauen in Form einer Handreichung grundlegende Informationen zum Bildungsstandard und zu kompetenzorientiertem
Unterricht in Bewegung und Sport (inklusive Kompetenzmodell und Kompetenzkatalog für die Sekundarstufe I und
II). So heißt es darin etwa zur Sekundarstufe II: »Bewegung
und Sport soll Schüler/innen der Sekundarstufe II auf Basis
einer breiten Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen
Phänomen Sport befähigen, für sich geeignete körperliche und
sportliche Aktivitäten auszuwählen. Dabei sollen insbesondere
folgende Aspekte berücksichtigt werden: Beitrag von Bewegung und Sport zur eigenen Gesundheit, Lebensqualität
und Leistungsfähigkeit, sozial faires Sporttreiben unter Berücksichtigung multikultureller und ökologischer Faktoren sowie
die reflektierte Auseinandersetzung mit kritischen gesellschaftlichen Phänomen der Bewegungs- und Sportkultur (wie
Doping, Kommerzialisierung, Medialisierung).«4
ÆÆ Die ersten Berührungspunkte zwischen der EU und dem
Sport bildeten in den 1970er Jahren Urteile des Gerichtshofs
der Europäischen Union. Es ging dabei um Freizügigkeitsbestimmungen hinsichtlich der Ausübung des Sports als Beruf.
Das wohl bekannteste Sporturteil des Gerichtshofs betraf den
Fall »Bosmann«, in dem es unter anderem um Ausländerbeschränkungen bei Fußballklubs ging. Seit diesem Gerichtsentscheid sind auch Fußballklubs verpflichtet, die Arbeitnehmer/innenfreizügigkeit von Gemeinschaftsbürgerinnen
und Gemeinschaftsbürgern zu beachten.
© Hinterramskogler, APA-Fotoservice | OeAD
Es war im Juni 2008 in Paris. Grund des Aufenthalts war ein europäisches Meeting zur Schulaktion eTwinning des Programms für
lebenslanges Lernen: Egal wo man war, der Fußball dominierte das
Bild. Beinahe in allen Restaurants und auch am Flughafen saßen
Menschen, die den Spielen der gerade stattfindenden FußballEuropameisterschaft in Österreich und der Schweiz via TV beiwohnten. Auch in den Pausen des Meetings war es ein Leichtes, über den
Fußball mit Kolleginnen und Kollegen in ganz Europa in Kontakt zu
treten. Man erlebt es immer wieder in den verschiedensten Situationen: Sport – ob über Medien konsumiert oder selbst aktiv ausgeübt
– ist ein Thema, das Grenzen überschreitet und die Kraft besitzt, Menschen aller Generationen und Länder zu verbinden – manchmal, wie
die Geschichte zeigt, aber auch zu trennen:
ÆÆ Im Schuljahr 2012/13 gab es in Österreich 107 Sporthauptschulen beziehungsweise Neue Mittelschulen mit sportlichem
Schwerpunkt. Hinzu kommen noch Neue Mittelschulen mit
skisportlichem Schwerpunkt, Sportgymnasien, Sporthandelsschulen und viele weitere Schulen, die ihren Fokus auf den
Sport legen.3
1 http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_412_en.pdf
2 www.unisport-austria.at/ und www.fisu.net
3 www.bewegung.ac.at/
Pressekonferenz zum Start von Erasmus+. Seit 1. Jänner 2014 ist der Bereich Sport
Teil des EU-Programms.
4 www.bewegung.ac.at/
5
© gesundheitsreise.de
Bildung mit Bewegung.
Durch Bewegung, Spiel und Sport werden
grundlegende Kompetenzen gefördert.
ÆÆ 2004 wurde von den EU-Organen das »Europäische Jahr der Erziehung durch Sport«
begangen. Ziel war es unter anderem, die Einbringung von sportlichen Werten (Teambuilding, Fairness) in die schulische Bildung zu fördern, die Notwendigkeit der Zusammenarbeit
von Sportorganisationen und Bildungseinrichtungen zu betonen oder Herausforderungen
zu thematisieren, denen sich Sportlerinnen und Sportler in ihrem Ausbildungsweg gegenübersehen.
ÆÆ Das mit 1. Jänner 2014 gestartete EU-Programm Erasmus+ umfasst die Bereiche Bildung,
Jugend und Sport. Projekte, die sich thematisch mit Sport beschäftigen und die Schulbildung, Erwachsenenbildung, Berufsbildung oder die Hochschulbildung betreffen, können
bei der Nationalagentur Lebenslanges Lernen im OeAD eingereicht werden. Für spezifische
Sportprojekte, die bei der Exekutivagentur für Bildung, Audiovisuelles und Kultur einzureichen sind, verfolgt das Programm zusätzlich noch drei Hauptziele: a) Die Bekämpfung
grenzüberschreitender Bedrohungen für den Sport, wie Doping, Gewalt oder Spielabsprachen, b) die Förderung und Unterstützung von Good Governance im Sport sowie die
Förderung dualer Karrieren von Sportlerinnen und Sportlern, c) die Unterstützung von
Freiwilligkeit im Sport im Zusammenhang mit Inklusion und sozialer Gerechtigkeit sowie
die Aufklärung über die wichtige gesundheitsfördernde Bedeutung des Sports. Detaillierte
Informationen und Einreichfristen stehen im Programmleitfaden für Erasmus+ zur Verfügung, der auf www.oead.at abrufbar ist.5
Ausgehend von diesen exemplarisch herausgegriffenen Schlaglichtern haben auch die OeAD-GmbH
und ihre verschiedenen Abteilungen zahlreiche Berührungspunkte mit dem Thema Sport – sei es in Folge
von Projekten oder sonstiger Aktivitäten. Und auch
der OeAD selbst bewegt sich: So nehmen beispielsweise seit 2007 regelmäßig Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in mehreren Dreierteams beim Wiener
Business Run teil und leben somit sportliche Werte wie
Teambuilding und Fairness.
infopoint
5 www.bildung.erasmusplus.at/fileadmin/lll_erasmus/dateien/Downloads_und_Dokumente/Guidelines_
etc/2015_erasmus-plus-programme-guide_de.pdf
www.erasmusplus.at
6
Ursula Panuschka | Petra Siegele
Schulen in Bewegung
Sport steht im Fokus der 4. OeAD macht Schule-Fachtagung
am 21. April 2015 in Wien.
Neben der Bewegung stellt die Ernährung
eine wesentliche Säule für die Gesundheit unserer Kinder dar. Das Bundesministerium für Bildung und Frauen unterstützt Projekte, die sich mit Bewegung
und Ernährung beschäftigen und verleiht
auch ein Sportgütesiegel für Schulen.
Auch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
fördert u. a. im Rahmen von Sparkling
Science Projekte rund um diesen Schwerpunkt. Genau an diesen Fakten wird die
4. Fachtagung im Rahmen der Initiative
»OeAD macht Schule« auch ansetzen. In
sieben Fachkreisen diskutieren und betrachten Vertreterinnen und Vetreter des
(vor-)schulischen Bildungsbereichs das
Thema Bewegung in der Schule aus unterschiedlichen Blickpunkten:
ÆÆ Sport als gemeinsame Sprache
ÆÆ Sport inkludiert/integriert – sonderpädagogische Ansätze im Fokus
ÆÆ Bewegte Schule – der Einsatz von
Sport als Lehr- und Lernmittel
ÆÆ Sport motiviert – durch Teambuilding gemeinsam voneinander
lernen
ÆÆ Schule und Wissenschaft erforschen
Sport
ÆÆ Sport bildet Karrieren – verschiedene
Bildungswege im Sport
ÆÆ Gesunde Schule und QM
© Projekt »Fit statt fett«
Mit dem thematischen Schwerpunkt
»Schulen in Bewegung. Sport im Fokus:
beim Lernen, Lehren und Forschen« hat
die OeAD-GmbH ein zentrales Thema
aufgegriffen, denn Kinder bewegen sich
heute wesentlich weniger als noch vor einigen Jahren. Der Anteil der Kinder, die ihre
Freizeit mit Computer, Fernseher und Co.
gestalten, nimmt immer mehr zu. Für diese
Kinder bietet die Schule häufig die einzige
Möglichkeit, sich überhaupt sportlich zu
betätigen.
Handstand, Rad schlagen, Purzelbaum und Co.: Jugendliche aus dem Sparkling
Science-Projekt »Fit statt fett« bringen Bewegung in den Schulalltag.
Sport verbindet, das steht außer Zweifel. Sport
ist wie die Musik, ist wie Kochen – man kann
miteinander sporteln, musizieren, kochen – auch
wenn man unterschiedliche Sprachen spricht.
Baut also Sport Vorurteile ab? Ist David Olatukunbo Alaba somit auch eine Integrationsfigur?
Welche Kompetenzen werden durch den Sport
erlernt und vermittelt? Wird man dadurch zu einem besseren Teamplayer? Und wie fördert Sport
Karrieren bzw. was macht Mann/Frau nach einer
sportlichen Karriere?
Lernen braucht Bewegung
Im Rahmen der Fachtagung wird aber auch diskutiert, wie Bewegung das Lernverhalten beeinflusst. Lernen braucht Bewegung! – das zeigen Erkenntnisse der Hirnforschung zur Bedeutung von
Sport und Bewegung beim Lernen. Insbesondere
konnte nachgewiesen werden, dass es Zusammenhänge zwischen körperlicher Bewegung und
Hirnaktivität gibt. Bei der praktischen Arbeit mit
Kindern lässt sich leicht feststellen, dass sie sehr
viel leichter lernen konnten, wenn zunächst einige einfache Übungen zur Ganzkörperintegra-
tion gemacht werden. Körperliche und
geistige Aktivität eines Menschens
haben zeitlebens einen positiven Einfluss auf das Lernen, denn Bewegung
fördert auch die Gehirnprozesse und
somit die Gedächtnis- und Lernleistungen.
Toni Innauer bei der 4. Fachtagung von Schule grenzenlos
Um den Diskussionen am Nachmittag
einen fruchtbaren Boden zu geben,
konnten zwei namhafte Persönlichkeiten aus der aus der Welt des Sports
und der Bewegungswissenschaften
gewonnen werden. Renate Zimmer ist
Direktorin des Instituts für Sport- und
Bewegungswissenschaften, Universität Osnabrück, und Direktorin des
Niedersächsischen Instituts für Frühkindliche Bildung und Entwicklung.
Sie wird das Bildungspotenzial Sport
und Bewegung näher darstellen. Toni
Innauer,
Skisprung-Olympiasieger,
© Klaus-Uwe Pacyna | Pixelio
7
Klettern, toben, rennen – regelmäßige Bewegung ist lebensnotwendig für die gesunde Entwicklung eines Kindes,
denn dadurch werden nicht nur Muskeln und Knochen gestärkt, bewegte Kinder sind ausgeglichener.
Erfolgstrainer und Sportphilosoph
wird im Umfeld des Lebenslangen
Lernens das Publikum an seinen Erfahrungen und Erkenntnissen teilhaben
lassen.1
Conclusio: Das Team der Initiative
»OeAD macht Schule« freut sich auf
eine spannende und erkenntnisreiche
Fachtagung, die am 21. April 2015 in
der Vienna Business School Hamerlingplatz, in 1080 Wien stattfindet.
Aktiv unterstützt wird die Tagung von
Direktorin
Monika
Hodoschek,
Bettina Samhaber und 20 Schüler/innen der Vienna Business School,
https://hamerlingplatz.vbs.ac.at/
www.bmbf.gv.at
www.bmwfw.gv.at
www.renatezimmer.de/
www.toni-innauer.at/
www.lsr-t.gv.at/
www.znl-ulm.de/
www.diezeitschrift.de/12011/walk1001.pdf
welche im Zuge der Veranstaltung und
deren Vor- und Nachbereitung auch
ein Praktikum bei der OeAD-GmbH absolvieren. Nota bene werden auch die
Pausen der Fachtagung sehr bewegt
sein!
Weitere Infos auf https://www.oead.at/
projekte_kooperationen/oead_macht_
schule/
OeAD macht Schule
Die OeAD-GmbH hat sich in den letzten 50 Jahren
einen Namen als Servicestelle für europäische
und internationale Mobilität und Kooperation
gemacht. Seit 1995 betreut die OeAD-GmbH
auch die europäischen Bildungsprogramme und
ist damit zunehmend zu einem »Full Service
Provider« für alle Lebensphasen des Lernens
geworden. Besonders Schulen und Kindergärten
profitieren von dieser Spektrumserweiterung, die
mit der Übernahme der Programmträgerschaft
des Nachwuchsförderprogramms Sparkling
Science im März 2009 und die Einrichtung des
Zentrums für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule – Young Science – im Jahr 2011
kontinuierlich ergänzt wurde.
infopoint
www.oead.at/projekte_kooperationen/oead_macht_schule
8
OeAD-Event
Schulen in Bewegung: Programm
4. Fachtagung im Rahmen der Initiative »OeAD macht
Schule«, Dienstag, 21. April 2015, 9:00 bis 17:00 Uhr,
Vienna Business School Hamerlingplatz
Hamerlingplatz 5-6, 1080 Wien
09:00 – 10:00 Uhr
Registrierung
Durch das Vormittagsprogramm führt Hermine Steinbach-Buchinger, agentursteinbach.at
10:00 – 10:20 Uhr
Begrüßung
Hubert Dürrstein, OeAD-GmbH
Monika Hodoschek, VBS Hamerlingplatz
Céline Loibl, BMWFW
Hanspeter Huber, BMBF
10:20 – 11:20 Uhr
Keynotes
Toni Innauer, Innauer +(f)acts
Renate Zimmer, Universität Osnabrück
11:20 – 11:45 Uhr Pause
11:45 – 13:00 Uhr
Schule grenzenlos. Schulen in Bewegung. Sport im Fokus: beim Lernen, Lehren und Forschen
Toni Innauer, Innauer +(f)acts
Gabriela Jahn, ORF Sport
Otmar Weiß, Universität Wien
Renate Zimmer, Universität Osnabrück
Moderation: Ernst Gesslbauer, Nationalagentur Lebenslanges Lernen, OeAD-GmbH
14:00 – 16:15 Uhr
Fachkreise
• Sport als gemeinsame Sprache
• Sport inkludiert/integriert – sonderpädagogische
Ansätze im Fokus
• Bewegte Schule – der Einsatz von Sport als Lehrund Lernmittel
• Sport motiviert – durch Teambuilding gemeinsam
voneinander lernen
• Schule und Wissenschaft erforschen Sport
• Sport bildet Karrieren – verschiedene Bildungswege
mit Sport
• Gesunde Schule und Qualitätsmanagement
16:15 – 16:30 Uhr
Pause
16:30 – 17:00 Uhr
Fazit der Fachkreise – begleitet und moderiert von Quintessenz,
Improvisationstheater Wien
Ab 17:00 Uhr
Ausklang
Weitere Details und Anmeldung unter www.oead.at/macht-schule
Anmeldeschluss: 8. April 2015
Bewegung muss in allen Schulfächern zu einem Prinzip des
Lernens und Lebens werden, fordern Expert/innen.
© Projekt »Körperliche Aktivität macht Schule«
13:00 – 14:00 Uhr Mittagessen
9
Hanna Bakalar
Sport und EU
Mit rund 265 Mio. Euro Budget für Erasmus+ im Bereich
Sport sollen die EU-Bürgerinnen und -Bürger zu mehr
körperlicher Betätigung motiviert werden.
Die Eingliederung des Bereichs Sport in das neue EUProgramm Erasmus+ mit 1. Jänner 2014 stellt in mehrfacher Hinsicht einen Meilenstein für den österreichischen Sport und die europäische Sportbewegung dar.
Das neue siebenjährige EU-Programm Erasmus+ löste
die bis Ende 2013 laufenden europäischen Vorläuferprogramme in den Bereichen Bildung, Jugend und
Sport ab und beinhaltet erstmals eine eigene Haushaltslinie für Sport.
Damit wird auf der Grundlage des Vertrags von Lissabon die Bedeutung des Sports für Europa ausdrücklich
gewürdigt, die Förderung des Sports als ein Ziel der
Gemeinschaft hervorgehoben und die besonderen
Merkmale des Sports – wie seine soziale, pädagogische
und gesundheitsfördernde Funktion – anerkannt. Die
Bereitstellung von rund 265 Mio. Euro für den EUSportbereich während der Laufzeit von 2014 bis 2020
gewährleistet, dass gezielt Breitensportaktivitäten,
Kooperationspartnerschaften und gemeinnützige
europäische Sportveranstaltungen gefördert werden
können. Vor diesem Hintergrund ist der europaweite
Austausch zwischen der europäischen Sportbewegung
um ein Vielfaches attraktiver.
Gemeinsame europäische Ziele wie die Wahrung der
Integrität im Sport, die Bekämpfung grenzüberschreitender Bedrohungen wie Spielabsprachen, Doping,
alle Arten von Intoleranz und Diskriminierung, aber
auch Chancengleichheit und Good Governance im
Sport können damit vorangetrieben werden. Ein besonderer Schwerpunkt in Erasmus+ Sport liegt auf der
Förderung dualer Laufbahnen von Sportlerinnen und
Sportlern sowie gesundheitsfördernder körperlicher
Aktivität. Projektideen und -vorschläge in diesen beiden Bereichen werden von der Europäischen Kommission besonders begrüßt und in den nächsten Jahren in
verstärktem Ausmaß kofinanziert.
Ein Grund für die Förderung körperlicher Aktivität ist
die im Frühjahr 2014 veröffentlichte EurobarometerUmfrage zu Sport und körperlicher Betätigung. Diese
weist auf große Unterschiede bei den Ergebnissen zwischen den Mitgliedstaaten hin, insbesondere in Bezug
auf ehrenamtliche Tätigkeit im Sport und bewegungsarme Lebensweise. Die Zahl der Menschen, die angeben, sich nie sportlich zu betätigen, ist seit der Um-
frage von 2009 um drei Prozentpunkte
gestiegen (von 39 auf 42 Prozent).
Angesichts dieser Zahlen ist ein prioritäres Anliegen der EU, die Teilnahme
im Sport auf allen Ebenen zu forcieren,
körperliche Aktivität in Schulen zu fördern und motorische Fähigkeiten ab
dem Kindesalter zu unterstützen. Mit
der Initiative der »Europäischen Woche
des Sports«, die erstmals im September
dieses Jahres stattfindet und im Rahmen
des neuen Förderprogramms finanziert
wird, ist ein weiterer Schritt gesetzt,
körperliche Aktivität für die europäische
Bevölkerung attraktiver zu machen und
mit weitreichenden Angeboten, die EUBürgerinnen und -Bürger von Klein bis
Groß zu mehr körperlicher Betätigung zu
motivieren.
Der erste Aufruf zur Einreichung von sportbezogenen
EU-Projekten 2014 im Rahmen von Erasmus+ fand unter reger Beteiligung des österreichischen Sports statt.
Österreich schnitt im Rückblick auf das erste Förderjahr im Rahmen von Erasmus+ mit drei Zuschlägen bei
elf Projekteinreichungen zu transnationalen Kooperationspartnerschaften im Sport sehr gut ab. Mit 21
Prozent hat Österreich die vierthöchste Erfolgsquote
erreicht (siehe Statistik unten).
Mag. Hanna Bakalar ist Mitarbieterin der Abteilung
V/1: Sportgrundsatzangelegenheiten, europäische und
internationale Sportangelegenheiten, Öffentlichkeitsarbeit, Sportlegistik im Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport.
Österreich schnitt im Rahmen von Erasmus+ Sport mit drei Zuschlägen bei elf Projekteinreichungen im
ersten Programmjahr sehr gut ab. Mit 21 Prozent Erfolgsquote liegt die Alpenrepublik auf Platz vier.
10
Renate Zimmer
Den Körper zum Verbündeten
gewinnen
Bildung geht über Wissenserwerb hinaus. Sport und Spiel
bergen große Potenziale für Erziehung und Bildung. Zur
pädagogischen Bedeutung von Bewegung im Sinne eines
»Bildungsguts«.
Das Thema Bildung hat derzeit Hochkonjunktur. Auslöser sind die Ergebnisse der internationalen Schulleistungsuntersuchungen (wie PISA, IGLU,
TIMSS), die die Frage aufwerfen, wie
Bildungssysteme effektiver gestaltet
werden können, wie die Qualität der
Bildungsinstitutionen (vor allem der
Schulen) verbessert werden kann. In
fast allen Debatten ist eine Verengung
des Bildungsbegriffs auf die kognitive
Dimension zu verzeichnen, im Vordergrund steht ein funktionales Verständnis von Bildung, in dem die »körperlich
– leibliche Dimension« selten mitgedacht wird.
Bildung beinhaltet jedoch weitaus
mehr als kopflastiges Lernen. Sie umfasst den ganzen Menschen, sein Wahrnehmen und Empfinden, sein Denken
und Fühlen, sein Handeln und Tun.
Bildung ist also weit mehr als Wissenserwerb, sie schließt auch emotionale,
soziale, ästhetische Kompetenzen ein.
Im Sinne Humboldts kann Bildung sich
nur in der tätigen Auseinandersetzung
mit der Welt ereignen – und diese ist
an die sinnlich – leibliche Erfahrung geknüpft.
Niemand bezweifelt heute, dass Sport
ein weit verbreitetes Phänomen der
Alltagskultur ist. Daraus lässt sich aber
nicht zwangsläufig ableiten, dass dieses Phänomen auch einen Bildungsgehalt hat. Es stellt sich die Frage, ob
und wie Sport dazu beiträgt, am Bildungsauftrag der Schule mitzuwirken.
Die Rolle des Sports in der Schule wird
heute überwiegend auch in einer kompensatorischen
Funktion gesehen, Sportunterricht als Gegenpol für
die eher kopflastigen Fächer, als Ausgleich des vielen Sitzens und einseitiger Belastungen. Unter dem
Aspekt einer veränderten Lebenssituation der Kinder
und dem daraus resultierenden Bewegungsmangel
im Alltag wird Bewegung in der Schule auch als Mittel
gegen die Defizite der heutigen Gesellschaft und der
damit einhergehenden gesundheitlichen Gefahren
für Kinder und Jugendliche gesehen.
Weniger beachtet werden die Möglichkeiten und
Chancen einer Erziehung und Bildung durch Sport.
Die folgenden Überlegungen befassen sich mit der
pädagogischen Bedeutung von Bewegung, Spiel und
Sport im Sinne eines »Bildungsguts«. Ausgangspunkt
ist ein anthropologischer Ansatz, in dem der Mensch
als ein auf Wahrnehmung und Bewegung angelegtes
Wesen im Mittelpunkt steht. Dabei wird nicht nur der
Sportunterricht als Ort für körperlich-sinnlich akzentuierte Bildungsprozesse betrachtet, es geht vielmehr
darum, Bewegung als einen konstitutiven Bestandteil
des Lebens und Lernens in der Schule zu sehen und
dabei den Lebensraum Schule auf möglichst vielfältige Weise einzubeziehen. Im Fokus steht nicht allein
eine quantitative Erweiterung der Bewegungszeit
der Kinder, sondern eine qualitative Verbesserung der
Lernkultur und des gesamten sozialen Systems Schule.
Bewegung als Form der Weltaneignung
und Weltbegegnung
Bewegung ist eine Form der Weltaneignung und
Weltbegegnung, sie dient der Auseinandersetzung
mit der sozialen und materialen Umwelt. Der Mensch
ist ein auf Bewegung angewiesenes Wesen. Er benötigt seinen Körper und seine Sinne, um sich mit der
Umwelt auseinanderzusetzen, um sich ein Bild von
ihr zu machen und auf sie einzuwirken. Der Körper
ist dabei Mittler der Erfahrungen, er ist aber zugleich
auch Gegenstand, über den Erfahrungen gemacht werden. Das Kind nimmt
die Welt weniger mit dem »Kopf«,
also mit seinen geistigen Fähigkeiten,
über das Denken und Vorstellen auf,
es nimmt sie vor allem über seine Sinne, seine Tätigkeit, mit seinem Körper
wahr. Durch Bewegung tritt das Kind
in einen Dialog mit seiner Umwelt, Bewegung verbindet seine Innenwelt mit
seiner Außenwelt. Die Welt erschließt
sich dem Kind über Bewegung, Schritt
für Schritt ergreift es von ihr Besitz.
Mit Hilfe von körperlichen Erfahrungen und Sinneserfahrungen bildet es
Begriffe; im Handeln lernt es Ursachen
und Wirkungszusammenhänge kennen und begreifen. Dabei spielen insbesondere die körpernahen Sinne eine
wichtige Rolle: Wahrnehmung über die
Körpersinne, die Haut, über die Bewegung und das Gleichgewichtsempfinden, die Wahrnehmung der eigenen
Position und Lage im Raum vermitteln
dem Menschen ein Bild von der Welt
und von sich selbst in ihr (vgl. Zimmer
2013).
Das Greifen ist immer auch ein Begreifen, das Fassen ein Erfassen. Das
Kind gewinnt, bevor es sich sprachlich mitteilen kann, bereits ein Wissen
über räumliche Beziehungen und es
hat dieses Wissen aufgrund seiner Erfahrungen durch Wahrnehmung und
Bewegung, in denen sich diese Zusammenhänge erschließen.
In Bewegungshandlungen erleben Kinder, dass sie Ursache von Effekten sind.
© Jani Bryson | iStockphoto
11
Ein pädagogisches Konzept, das auf der Grundlage des Zusammenwirkens von Bewegung, Wahrnehmung, Denken, Erleben und Handeln
konzipiert ist, wird zu einer vielseitigen, nachhaltigen Bildung des Kindes beitragen.
Im Umgang mit Objekten, Spielsituationen und Bewegungsaufgaben rufen sie eine Wirkung hervor und
führen diese auf sich selbst zurück. Das Handlungsergebnis verbinden sie mit der eigenen Anstrengung,
dem eigenen Können – und so entsteht ein erstes
Konzept eigener Fähigkeiten. Sie lernen im Experimentieren und Ausprobieren: »Ich habe etwas geschafft, ich kann es« – dieses Gefühl stellt die Basis für
das Selbstvertrauen bei Leistungsanforderungen dar.
Die Selbstwirksamkeit beinhaltet die subjektive Überzeugung, selbst etwas bewirken und verändern zu
können. Dazu gehört die Annahme, selbst Kontrolle
über die jeweilige Situation zu haben, sich kompetent
zu fühlen und durch die eigenen Handlungen Einfluss
auf die materiale oder soziale Umwelt nehmen zu
können. Dies ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Entwicklung personaler Kompetenzen. Zu
den personalen Kompetenzen gehören die Stärkung
des Selbstwertgefühls, die Entwicklung von Selbstvertrauen und psychischer Stabilität. Über den Körper
und über die Bewegung setzen Kinder sich mit ihrer
materialen, aber auch mit ihrer sozialen Umwelt auseinander, sie lernen, sich einzuschätzen und gewinnen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Sie erleben
sich als Urheber von Veränderungen und gewinnen
damit die Voraussetzungen für den Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes (vgl. Zimmer 2014).
Bewegung als Mittel der Begegnung
In Bewegung nehmen Kinder Kontakt mit anderen
auf, sie spielen mit-, aber auch gegeneinander, handeln Regeln aus und nehmen unterschiedliche Rollen
ein. Bewegung, Spiel und Sport können dazu beitragen, dass Kinder lernen, auf andere einzugehen und
ihre Wünsche zu berücksichtigen. Das gemeinsame
Spiel in leistungsheterogenen Gruppen kann dabei ebenso erlernt werden wie Toleranz im Umgang
mit Unterschieden. Bewegungsaktivitäten bieten
vielfältige Gelegenheiten für soziale
Lernprozesse und zum Erwerb sozialer
Kompetenzen. Dazu gehört das Einnehmen und Aushandeln von Rollen,
die Kontaktaufnahme und Kooperation, das Vereinbaren von Regeln. Sie
unterstützen die Kinder im Erwerb sozialer Kompetenzen und in der Erfahrung
elementarer Regeln des sozialen Zusammenlebens. Sie bieten Gelegenheiten zur Perspektivenübernahme, zum
Erproben von Verhaltensalternativen.
Es geht um das Finden einer Balance
zwischen den eigenen Ansprüchen und
dem Sich-Einfügen in das soziale Erwartungsgefüge. Bewegungsangebote
enthalten vielfältige Lernanlässe, die
auch die sozialen Fähigkeiten der Kinder herausfordern und sie unterstützen. Gerade Bewegungsspiele bieten
geeignete Anlässe für den Erwerb sozialer Erfahrungen, für den Aufbau von
Sozialkompetenz und tragen damit zur
sozialen Bildung bei.
Fazit: Bildung bedarf der körperlichsinnlichen Erfahrungen (der »Erfahrung am eigenen Leib«). Der deutsche
Philosoph Julian Nida-Rümelin (2014)
sieht diese »physische Dimension der
Bildung« als unverzichtbar an für eine
umfassende, humane Bildung. In der
Schule gilt es auch, die Kultur des Körpers und der Sinne zu fördern und so
primäre, unmittelbare Lernerfahrungen zu machen.
Zur Erfüllung des Bildungsauftrags der
Schule können Bewegung, Spiel und
Sport in hohem Maße beitragen. Ein
pädagogisches Konzept, das auf der
Grundlage des Zusammenwirkens von
Bewegung, Wahrnehmung, Denken,
Erleben und Handeln konzipiert ist,
wird zu einer vielseitigen, nachhaltigen Bildung des Kindes beitragen. Die
Botschaft müsste heißen: Den Körper
zum Verbündeten zu gewinnen und
ihn nicht als Gegenspieler zu betrachten, Bewegungsdrang nicht zu unterdrücken, sondern ihn konstruktiv im
Sinne einer Entwicklungsförderung zu
nutzen. Die Kultur des Körpers muss
nicht in Konkurrenz zur Kultur des
Geistes stehen. Beides miteinander zu
verknüpfen und damit Synergieeffekte zu erzielen, sollte Ziel anstehender
Bildungsreformen sein.
Univ.-Prof. Dr.phil. Renate Zimmer ist
Direktorin des Instituts für Sport- und
Bewegungswissenschaft an der Universität Osnabrück und Direktorin des
Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung.
Literatur:
Nida-Rümelin, Julian (2014). Die
physische Dimension der Bildung. In:
Hunger, I. & Zimmer, R. (Hrsg). Inklusion
bewegt. Schorndorf: Hofmann
Zimmer, Renate (2013). Handbuch der
Sinneswahrnehmung. Grundlagen einer
ganzheitlichen Bildung und Erziehung.
Freiburg: Herder
Zimmer, Renate (2014). Handbuch der
Psychomotorik. Theorie und Praxis der
psychomotorischen Förderung. Freiburg:
Herder
12
oead.news im Gespräch mit
Josef Wutscher
Der Leiter der Neuen Skimittelschule Bad Gastein legt
Wert darauf, dass schulische Bildung und alpiner Skisport
koexistieren. Von Skirennläuferin Anna Fenninger bis SegelProfi Hans-Peter Steinacher hat die Schule schon viel Sportprominenz hervorgebracht.
oead.news: Bildung und Bewegung sind die zwei Schlagworte dieser Ausgabe der OeAD-News. Was sind Ihre spontanen Gedanken dazu?
Josef Wutscher: Spontan fällt mir die Verbindung von
Bildung und Bewegung ein, die wir in unserer Schule
anbieten. Wir sind ein Schultyp, der diesem Anspruch,
auch aus dem Bundesministerium für Bildung und
Frauen, zu hundert Prozent gerecht wird. Ganz generell denke ich an die zahlreichen empirischen Untersuchungen, die zeigen, dass unsere Kinder heute zu
wenig bewegt werden oder sich selbst zu wenig bewegen. Die Eltern haben wenig Zeit und die Sportvereine
in Randgebieten Angebotslücken. Deshalb ist es zu einer Aufgabe der Schulen geworden, für die Bewegung
der Kinder zu sorgen.
oead.news: Sie sprechen Ihren Schultyp an: Was ist das
Besondere an der Neuen Skimittelschule Bad Gastein?
Josef Wutscher: Das Besondere ist, dass wir, neben
der normalen Schulbildung einer Pflichtschule, auf
höchstem Niveau Training für den alpinen Skisport
gewährleisten. Wir haben derzeit fünf Trainerinnen
und Trainer bei uns an der Schule. Da wir eine Ganztagsschule sind, wird zudem durch schulautonome
Förderstunden garantiert, dass auch die schulische Bildung nicht zu kurz kommt. Wir haben viele bekannte
Absolventinnen und Absolventen: Wie zum Beispiel
die Ski-Olympiasiegerinnen Anna Fenninger und
Andrea Fischbacher, den Skirennläufer Reinfried
Herbst, den nordischen Skisportler Bernhard Gruber
oder auch Segel-Olympiasieger Hans-Peter Steinacher.
Und was man nicht vergessen darf: Unsere Schülerinnen und Schüler, die nicht den absoluten Durchbruch
im Spitzensport schaffen, finden trotzdem oft im
sportlichen Umfeld eine berufliche Tätigkeit. Zahlreiche Absolventinnen und Absolventen unserer Schule
sind derzeit zum Beispiel als Betreuerinnen und Betreuer im Alpinen Skiweltcup tätig.
oead.news: Ist es nicht manchmal schwierig für alle Beteiligten, den Spagat zwischen Sport und Bildung zu finden?
Josef Wutscher: Natürlich ist es bei uns so, dass wir
Schülerinnen und Schüler haben, für die – und vor allem für deren Eltern – die Bildung und der Sport den
gleichen Stellenwert besitzen, beziehungsweise für
die der Sport über der Bildung steht. Wir legen jedoch
Wert darauf, dass Bildung an erster Stelle kommt. Erst
danach folgt der Sport. Uns macht eben das Zusammenspiel der beiden Komponenten aus.
oead.news: Dieses Zusammenspiel nimmt auch in Ihrer
laufenden Comenius-Schulpartnerschaft »Sport überwindet Grenzen in Europa – 22.500 km« eine zentrale Rolle
ein. Was kann man sich darunter vorstellen?
Josef Wutscher: In diesem Projekt legen die beteiligten Partnerschulen aus Österreich, Deutschland,
Frankreich, den Niederlanden und Ungarn durch
sportliche Aktivitäten gemeinsam 22.500 km zurück,
das ist die Distanz, welche die Schulstandorte trennt.
Erfolgreiche Absolventen der
Skihauptschule Bad Gastein:
Bernhard Gruber (links),
Olympia-Medaillengewinner
in der Nordischen
Kombination;
Reinfried Herbst (rechts),
neun Siege im Weltcup im
Slalom, Olympiasilber in
Sestriere 2006
Bad Gastein hat zum Beispiel Skifahren,
Biathlon und Schneeschuhwandern in
das Projekt eingebracht. Zum Abschluss
jeder Projektphase findet an den jeweiligen Standorten ein gemeinsames
Sportprogramm statt. Die unterschiedlichen regionalen Schwerpunktsportarten ermöglichen ein Lernen voneinander.
oead.news: Das Projekt dauert zwei Jahre
und läuft noch bis Sommer 2015. Was ist
bis dato passiert?
Josef Wutscher: Wir hatten unter anderem ein Projekttreffen an unserer
Schule, an dem Schülerinnen und Schüler sowie Kolleginnen und Kollegen aus
allen vier Partnerländern teilnahmen.
Zudem waren unsere Schülerinnen und
Schüler in Ungarn und in Frankreich.
Im Laufe dieses Schuljahres sind noch
Projekttreffen mit den Partnerschulen
in Deutschland und den Niederlanden
geplant. Gleichzeitig wurde auch bereits
intensiv an den Projektprodukten gearbeitet – einer gemeinsamen Projekt-
© Skimittelschule Bad Gastein
Bad Gastein ist einer der österreichischen Skiorte mit
großer Tradition. Bereits 1958 wurden auf den dortigen Pisten Alpine Skiweltmeisterschaften ausgetragen und die österreichische Ski-Legende Toni Sailer
gewann vier Medaillen. Heute ist der Ort auch für seine
Neue Skimittelschule bekannt. Seit 2013 ist die Schule
in einer europäischen Schulpartnerschaft aktiv. Martin Gradl vom Erasmus+ Schulbildungsteam sprach
für die OeAD-News mit dem Direktor der Schule über
Bildung, Bewegung, Europa und natürlich den Winter.
© Skimittelschule Bad Gastein
13
Philipp Schörghofer,
Medaillengewinner bei
mehreren Alpinen Skiweltmeisterschaften, mit
Nachwuchssportlerinnen und
-sportlern der Skimittelschule
Bad Gastein.
website und einem Lehrvideo mit den
verschiedenen Schwerpunktsportarten.
oead.news: Welche Auswirkungen hatte
die Partnerschaft bis jetzt auf Ihre Schule
als Institution?
Josef Wutscher: Der Mehrwert ist, dass
wir durch den Kontakt mit den Partnerschulen viele neue Erfahrungen sammeln können. Man schaut einfach über
den Tellerrand hinaus, das ist sehr positiv. Was mir noch in Erinnerung blieb ist
das »reife« Europadenken der französischen Schule. Natürlich waren wir immer schon eine europäische Schule, aber
durch dieses Projekt wurde uns dieser
Gedanke das erste Mal so richtig bewusst
– auch im Kollegium. Jedenfalls sollen die
Kontakte mit den Schulen auch über das
Projekt hinaus aufrecht erhalten bleiben.
Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit
ist bereits im Gespräch.
oead.news: Was ist Ihre Rolle als Direktor
im Projekt?
Josef Wutscher: Der Direktor ist bei
solchen Projekten einfach die Nahtstelle. Man muss sich zwischen die Schule
als Projektträger und die Unterstützer
– zum Beispiel die Hotellerie und die
Betriebe vor Ort – schalten und organisatorische Aufgaben übernehmen. Ich
organisiere sehr gerne und so war zum
Beispiel das erste Projekttreffen aller
Partnerschulen bei uns im Ort ein wirkliches Highlight für mich.
oead.news: Europäische Schulprojekte sind ja vor allem
auch für die Schülerinnen und Schüler da. Wie sind die
Rückmeldungen Ihrer Schülerinnen und Schüler auf das
Projekt?
Josef Wutscher: Ja, die Schülerinnen und Schüler sind
absolut begeistert (gerät ins Schwärmen). Es ist so,
dass sie eher selten mit Gleichaltrigen anderer Länder in Kontakt treten und über Schule reden. Das war
faszinierend, auch beim Partnertreffen bei uns in Bad
Gastein: Diese Annährung der Kinder über Sprachbarrieren hinweg und ihr gemeinsames Arbeiten am Projekt beobachten zu können, war schon sehr beeindruckend. Für uns ist das Projekt auch insofern ein neuer
Impuls, weil wir keinem Wettkampf ausgesetzt sind.
Wenn wir mit unseren Schülerinnen und Schülern zu
Skimeisterschaften fahren, ist für uns alle immer der
Wettbewerb gegeben. Es ist sehr angenehm, dass dies
beim Comenius-Projekt nicht der Fall ist und das Gemeinsame im Mittelpunkt steht.
Programm Erasmus+
Im Programm Erasmus+ haben österreichische
Schulen und Kindergärten analog zu den früheren
Comenius-Schulpartnerschaften mit der Aktion
Strategische Partnerschaften School-to-School
die Möglichkeit, zwei oder drei Jahre mit Partnereinrichtungen in ganz Europa zusammenzuarbeiten. Finanzielle Unterstützung gibt es dabei unter
anderem für gemeinsame Projekttreffen.
Weitere Informationen dazu finden Sie unter
www.bildung.erasmusplus.at.
oead.news: Noch eine andere Frage zum Abschluss: In
Österreich sehnen sich viele Menschen schon knapp nach
Weihnachten nach dem Frühling. Bis wann wünscht sich
denn der Direktor einer Neuen Skimittelschule den Winter?
Josef Wutscher: Bei uns ist der Winter immer mit
Ostern vorbei. Nach einem anstrengenden Winter haben sich die Schülerinnen und Schüler ihre Regenerationsphase verdient. Daran orientiert sich auch unser
Lehrplan. Für mich persönlich passt es auch, wenn sich
der Winter zu Ostern verabschiedet (lacht).
Danke für das Gespräch.
infopoint
www.skimittelschule.at | www.22500km.eu
14
Wolfgang Stockinger
Eins plus eins ist drei: Duale Karriere
im Spitzensport
Übergang ins Berufsleben nach Ende der Sportkarriere –
KADA sorgt dafür, dass Spitzensportlerinnen und -sportler
eine Zukunftsperspektive haben.
Es gibt viele berufliche
Möglichkeiten, nachdem die
»Sportschuhe an den Nagel
gehängt« wurden.
© Stephanie Hofschlaeger | Pixelio
Warum einen jungen Menschen zwingen, sich zwischen Hochleistungssport und profunder Ausbildung
zu entscheiden, wenn beides sinnvoll und erfolgversprechend möglich ist? Nur zirka zwei Prozent der
österreichischen Spitzensportlerinnen und -sportler
haben am Ende ihrer sportlichen Laufbahn finanziell ausgesorgt. Im Gegensatz dazu besitzt fast die
Hälfte der Zielgruppe zu diesem Zeitpunkt keine abgeschlossene berufliche Ausbildung. Schon während
der Sportkarriere aktiv vorzusorgen, ist dabei nicht
nur in existenzieller Hinsicht notwendig. Vielmehr
tragen Bildungsmaßnahmen dazu bei, Sinn und
Werte abseits des Spitzensports leben bzw. herstellen zu können.
Sport mit Perspektive
Die österreichische Organisation KADA fördert Spitzensport mit sozialer Verantwortung. Initiiert im Jahr
2006 von Ex-Skistar Roswitha Stadlober, ermöglicht
KADA Athletinnen und Athleten die Entwicklung beruflicher Ziele sowie den nahtlosen Übergang in den
Arbeitsmarkt nach dem Ende der sportlichen Karriere. Professionelle Coaches in allen Bundesländern
inspirieren und begleiten die individuellen Bildungsund Berufswege von momentan über 400 heimischen Spitzensportler/innen.
Kooperationen mit zahlreichen Partnern aus Sport,
Bildung und Wirtschaft schaffen die für die Umsetzung nötigen Rahmenbedingungen. Gefördert vom
österreichischen Sportministerium (BMLVS) und
dem Arbeitsmarktservice (AMS), ist das Leistungsangebot für die betreuten Athlet/innen freiwillig und
kostenlos.
Balance im Ungleichgewicht finden
Die besondere Hürde für Athlet/innen besteht dabei
in der Vereinbarung der Ausbildung mit dem Spitzensport. So muss die Ausbildung ständig an die
wechselnden und oftmals akuten Veränderungen in
Training und Wettkampf angepasst
werden. KADA unterstützt diesen
Prozess beratend und durch zahlreiche maßgeschneiderte Bildungsprogramme.
Die Animation »Bildungswege im
Leistungssport« auf der Website von
KADA bietet insbesondere jungen
Leistungssportler/innen eine interaktive Darstellung aller Bildungsangebote in Österreich, die speziell für diese
Zielgruppe geschaffen wurden. Mit der
hauseigenen Berufsreifeprüfung im
Leistungssport wird Handelsschüler/innen und Lehrabsolvent/innen der
Zugang zur Matura eröffnet. Im Hochschulbereich gewährleistet KADAs
Studienprogramm SLS anschließend
das perfekte Umfeld für die sinnvolle
Kombination von Spitzensport und
Studium. Abgeschlossen wird das
ganzheitliche Konzept durch eine Kooperation mit dem AMS, um Athlet/
innen effektiv in den Arbeitsmarkt zu
integrieren.
Ein europäischer Zwilling
Spitzensportler/innen bewegen sich
ständig – transnational und interkulturell. Duale Karriere ist also weit mehr als
eine rein nationale Herausforderung.
Deshalb müssen die Rahmenbedingungen zunehmend auf europäischer
Ebene geschaffen werden. Das Projekt
TWIN – von der EU als »vorbereitende
Maßnahme« für Erasmus+ gefördert –
© Harald Minich
15
v.l.n.r.: Wolfgang Stockinger, Leiter der Laufbahnberatung KADA, KADA-Geschäftsführerin und Ex-Skistar Roswitha Stadlober mit Sportminister Gerald Klug und
KADA-Präsident und Ruderweltmeister Christoph Schmölzer bei der Auftaktveranstaltung des EU-Programms Erasmus+ in der Hofburg.
Es muss nicht der Laptop am Spielfeld sein. Aber viele Spitzensportler/innen brauchen Unterstützung, wenn es darum geht, Sport und Ausbildung zu vereinbaren. Die Organisation KADA
setzt hier an.
vereint die Länder Großbritannien, Irland, Franreich,
Schweden, Finnland, Niederlande und Österreich.
TWIN steht dabei symbolisch für den doppelten
Gewinn durch Spitzensport und Bildung. Das im
Jänner 2014 gestartete Projekt generiert durch den
inhaltlichen wie personellen Austausch internationaler Expertise einen europäischen Erfahrungsschatz.
Vom Blick über den heimischen Tellerrand profitieren
Athlet/innen wie Laufbahnberater/innen, Coaches
und Trainer/innen. Der österreichische Sport wird somit eine weitere Qualitätssteigerung im Bereich der
dualen Karriere erfahren.
© sportmitperspektive.at
Wolfgang Stockinger ist Leiter der Laufbahnberatung bei
KADA. Er war Profifußballer beim oberösterreichischen
Verein SV Ried. 2006 wurde Stockinger vom niederländischen Profiklub BV Veendam verpflichtet. Nach einigen
Verletzungen beendete er 2010 seine Fußballkarriere.
infopoint
www.sportmitperspektive.at
16
Otmar Weiß
Psychomotorik in der Schule
Eigenmotiviation und Interesse gilt es zu wecken, um
Kinder fürs Lernen zu begeistern. Erwachsene müssen
sie dabei lediglich begleiten.
Der Mensch ist genötigt, Verhaltensweisen im Austausch mit seiner Umwelt zu
lernen, denn er verfügt nicht wie Tiere
über eine Erbmotorik, sondern über eine
Erwerbsmotorik. Er ist ein Lernwesen,
das auf andere Menschen angewiesen
ist, um menschlich werden zu können.
Entscheidend ist die »Qualität« sozialer
Beziehungen, die im Rahmen des Lernprozesses eine wichtige Rolle spielt. Das
gilt insbesondere für den Unterricht in
der Schule. Schüler/innen verstehen die
Lehrer/innen in erster Linie dann, wenn
sie von den Lehrer/innen verstanden
werden.
© Melanie Steidl
Beim Unterricht in der Schule handelt es sich um Kommunikation. Und
Kommunikation hat immer eine Inhalts- und eine Beziehungsebene, die
einander bedingen. Psychomotorische
Lehr- und Lernmethoden versuchen
diesem Zusammenhang Rechnung zu
tragen, indem sie die sozial-emotionalen Einstellungen
von Lehrer/innen und Schüler/innen berücksichtigen.
Es wird von der Einheit des Denkens, Erlebens, Fühlens
und Handelns ausgegangen und die Wechselwirkung
zwischen motorischen und psychischen Prozessen
hervorgehoben. Bewegung wird als Motor für die körperliche und geistige Entwicklung angesehen. Um sich
zum Beispiel unter Geschwindigkeit, Gleichgewicht
oder Schwerkraft etwas vorstellen zu können, hilft es,
diese über Bewegungs- und Wahrnehmungshandlungen zu erfahren. Oder um Kindern den Buchstaben A zu
vermitteln, stellen sie sich in Form eines A auf oder sie
gehen die Form eines A in der Klasse ab. Die Bedeutung
des Buchstabens wird mit mehreren Sinnen gleichzeitig
gelernt. Wie das Radfahren, das man in der Regel nicht
verlernt.
In jedem Fach ist es möglich, Inhalte bewegungs- und
gegenstandsorientiert zu vermitteln. Die Bewegungsaufgabe (z. B. Buchstabentage) ist mit dem Unterrichtsgegenstand inhaltlich verbunden. Das heißt,
die Schüler/innen erfahren in der Bewegungsaufgabe
die Bedeutung und den Inhalt der kognitiven Auf-
gabe. Alles, was in Bewegung oder verbunden mit einer Bewegung gelernt wird, bleibt leichter und länger
im Gedächtnis. Erst wenn es in den Sinnen ist, ist es im
Gedächtnis. Ebenso haben Gefühle einen starken Einfluss auf Lern- und Gedächtnisleistungen (vgl. etwa
Parrot und Spackman 2000). Voraussetzung dafür ist
die Gestaltung einer anregenden und sinnstiftenden
Umwelt sowie emotionale Sicherheit, die im Rahmen
psychomotorischer Lehr- und Lernmethoden gewährleistet werden soll.
Die Schüler/innen sollen mit allen Sinnen bei der Sache
sein und ihre Interessen in den Lernprozess miteinbeziehen können. Man spricht dann von ganzheitlichem
oder effizientem Lernen. Psychomotorische Lehr- und
Lernmethoden stellen somit einen Paradigmenwechsel
dar, weil sie auf eine Stärkung der intrinsischen Motivation abzielen. Das ist die Motivation von innen heraus
und die Neugierde des Kindes. Das sind eigene Ideen
bzw. Dinge, die das Kind selbst und autonom entscheidet zu tun, weil es diese gerne tut, Freude daran empfindet und weil es in diesen Tätigkeiten Sinn erfährt. Das
derzeitige Bildungssystem ist überwiegend auf extrin-
Alles, was in Bewegung oder
verbunden mit einer Bewegung
gelernt wird, bleibt leichter und
länger im Gedächtnis. Erst wenn
es in den Sinnen ist, ist es im
Gedächtnis.
17
© Daniela Geisendorfer
Bewegung ist Motor für die
körperliche und geistige
Entwicklung unserer Kinder.
sische Motivationsfaktoren aufgebaut, das heißt auf
externe Leistungsbeurteilungen und auch auf Noten.
Doch belegt die Wissenschaft (z. B. Mark et al. 1999;
Müller et al. 2007), dass extrinsische Motivationsfaktoren – also solche, die von außen durch Belohnung und
Strafe anreizen – im Vergleich zu intrinsischen Motivationsfaktoren schwächer wirken und für Charakterbildung und Selbstwert wenig förderlich sind.
Die psychomotorische Gestaltung von Lernprozessen
kann dazu beitragen, eingeschränkte Wahrnehmungsund Bewegungsmöglichkeiten, die häufig die Ursachen
bei Lernschwierigkeiten, Körperkoordinationsstörungen, Ängsten, Verhaltensauffälligkeiten u. a. sind, zu
kompensieren und damit individuelle Probleme einzelner Kinder zu minimieren (Gerber 1992, S. 77ff). Die
grundlegende Aufgabe besteht darin, die Lehrer/innen
zu motivieren, sich mit dem ganzheitlich-konstruktiven
Verständnis von Lernen zu beschäftigen, die eigene Arbeit zu reflektieren und die persönlichen Möglichkeiten
zu erweitern sowie die Bedeutung der Bewegung im
kognitiven, sozialen und emotionalen Bereich zu erkennen (Garnitschnig 1993, 1997; Fischer 1996, 2001;
Voglsinger 1999, 2000; Weiß et al. 2014).
Mit der eingangs angesprochenen Qualität sozialer Beziehungen ist auch gemeint, dass man Kindern nichts
»beibringen« und sie auch nicht »erziehen« soll. Im
Wort Erziehung liegt die Vorstellung bestimmter Ziele
des Einzelnen oder der Gesellschaft, die Kinder erreichen
sollen – und damit werden ihre Entfaltungsmöglichkeiten beeinträchtigt. Es geht um die Zurückhaltung der
Erwachsenen zu Gunsten der Eigentätigkeit des Kindes.
Die freie Entfaltung der inneren Kräfte des Kindes, das
heißt eigene Potenziale und die Konstruktion der in-
neren Welt treten in den Vordergrund.
Im Grunde braucht man sich selbst nur
so zu verhalten, wie man gerne möchte, dass sich das Kind verhalten soll. Was
das Kind – vor allem auch in der Schule –
braucht, ist die seelische und körperliche
Begleitung des Erwachsenen. Nach Alice
Miller (2006) erfordert diese Begleitung
folgendes Verhalten, um dem Kind eine
humane Entfaltung zu ermöglichen:
1. Achtung vor dem Kind
2. Respekt für seine Rechte
3. Toleranz für seine Gefühle
4. Bereitschaft, aus seinem Verhalten zu lernen. Zum Beispiel über die
Gesetzmäßigkeiten des Gefühlslebens,
die beim Kind viel deutlicher als beim
Erwachsenen zu beobachten sind, weil
das Kind viel intensiver und im optimalen Fall unverstellter als der Erwachsene
seine Gefühle erleben kann.
Oder wie Pablo Picasso gesagt hat: »Als
Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, einer zu bleiben.«
Otmar Weiß ist Univ.-Prof. und stv. Leiter
am Institut für Sportwissenschaft der
Universität Wien und steht der Abteilung
für Sportsoziologie vor. Schwerpunkte
seiner Tätigkeit sind die gesellschaftliche
Bedeutung des Sports und Lehr- und Lernmethoden der Psychomotorik.
Literatur:
Fischer, K. (1996): Entwicklungstheoretische Perspektiven
der Motologie des Kindesalters. Hofmann, Schorndorf
Fischer, K. (2001): Einführung in die Psychomotorik.
München, Ernst Reinhardt
Garnitschnig, K. (1993): Aktives Lernen. Zeitschrift für
Konduktiv-Mehrfachtherapeutische Förderung und
Integration von cerebral bewegungsbeeinträchtigten
Kindern, 5, 2-9
Garnitschnig, K. (1997): Eine Theorie, innovative Ideen
praktisch werden zu lassen. Erziehung und Unterricht,
147 (1), 4-22
Gerber, G. (1992): »Spüren - Fühlen - Denken« Ein ganzheitlich – ontogenetisches Entwicklungsmodell und seine
Anwendung in der Praxis. In: Sedlak, F. (Hrsg.): Verhaltensauffällig. Was nun? Ketterl, Wien, 77-100
Mark, R. L., Henderlong, J., Gingras, I. (1999): Understanding the Effects of Extrinsic Rewards on Intrinsic
Motivation – Uses and Abuses of Meta-Analysis: Comment
on Deci, Koestner, and Ryan (1999). Psychological Bulletin
125 (6), 669-676
Miller, A. (2006): Am Anfang war Erziehung. 22. Aufl.
Suhrkamp. Frankfurt/Main
Parrot, W. G., Spackman, M. P. (2000): Emotion and
memory. In: Lewis, M. und Haviland-Jones, J. M. (Hrsg.),
Handbook of
Emotions, 2. Aufl., Guilford Press, New York/London,
476-499
Müller, F. H., Hanfstingl, B., Andreitz, I. (2007): Skalen zur
motivationalen Regulation beim Lernen von Schülerinnen
und Schülern: Adaptierte und ergänzte Version des Academic Self- Regulation Questionnaire (SRQ-A) nach Ryan &
Connell. Wissenschaftliche Beiträge aus dem Institut für
Unterrichts- und Schulentwicklung. Alpen-Adria-Universität, Klagenfurt
Voglsinger, J. (1999): Bewegungserziehung unter dem
Aspekt der Entwicklung und Förderung der psychischen
Funktionen. Bewegungserziehung, 6, 19-23
Voglsinger, J. (2000): Bewegte Klasse 2000. Die Schule als
Ort pädagogischer Begegnung. Motorik, 23 (4), 170-179
Weiß, O. et al. (2014): »Universität bewegt« – Postgradualer Universitätslehrgang Psychomotorik (MA) an der Universität Wien. In: motorik. Zeitschrift für Psychomotorik in
Entwicklung, Bildung und Gesundheit. 3/2014. Reinhardt
Verlag. Dortmund/München
18
Nina Szogs
Forscher/innen in Bewegung
Fußball ist eine der beliebtesten Sportarten in Europa.
Die Faszination, die der Sport auf Menschen ausübt,
spiegelt sich in vollbesetzten Stadien, Fußballlokalen
und bei Public Viewings. Fußball als persönliche Erfahrung ist zunächst meist lokal, die Liebe zum Fußball
wird aber zunehmend auch transnational. Mobilität
und Europäisierung sind zentrale Forschungsthemen
in vielen Disziplinen. Ein Feld, in dem diese Schlagworte eine immer größere Relevanz erfahren, ist die
Fußball-Fanforschung. Fußball als Forschungsfeld
zeichnet sich besonders dadurch aus, dass hier Europäisierungs- und Transnationalisierungsprozesse in der
Gesellschaft besonders gut ablesbar sind. Gleichzeitig
werden diese Prozesse durch europäische Wettbewerbe, wie die Champions- und Europa League, aber
auch Europa- und Weltmeisterschaften, immer weiter
unterstützt und forciert. Dies führt zu einer Mobilisierung der Fans und damit auch der Forschungsfelder.
Forscher/innen können sich also nicht nur auf eine
lokale Ebene konzentrieren. Sie müssen selbst mobil werden, um die Fußballfans und ihren Alltag verstehen und analysieren zu können.
Das interdisziplinäre, europäische Fußball-Projekt
FREE (Football Research in an Enlarged Europe) hat
sich zum Ziel gesetzt, historische, sozio-kulturelle
und politische Prozesse im europäischen Fußball zu
erforschen. Das Interesse am Fußball und die Neugier
auf seine Fans brachten so im Frühjahr 2012 Wissenschaftler/innen aus acht Ländern (Frankreich, Türkei,
Dänemark, England, Polen, Deutschland, Spanien und
Österreich) zusammen. Ein zentraler Bestandteil unseres Forschungsverbunds ist die Durchführung gemeinsamer europaweiter qualitativer und quantitativer
Forschungen. Da wir aus verschiedenen fachlichen Disziplinen kommen, haben wir unterschiedliche Sichtweisen auf das Forschungsfeld. So können wir von der
Vielzahl der Herangehensweisen methodologisch und
inhaltlich profitieren. Auf diese Weise ist es uns möglich, der transnationalen Entwicklung des Fußballs
und der Fankulturen gerecht zu werden. Dies setzt allerdings nicht nur einen regelmäßigen Austausch im
Projekt via Skype und E-Mail voraus, sondern insbesondere auch persönliche, regelmäßige Treffen in unterschiedlichen europäischen Städten. Nur so ist eine
produktive Zusammenarbeit letztendlich möglich. Wir
Forscher/innen sind also stets in Bewegung. In einem
von der Europäischen Union finanzierten Forschungsprojekt wird diese notwendige Mobilität finanziell
© Nina Szogs
Transnationale Entwicklung des Fußballs und der Fankulturen sind Forschungsgegenstände im europäischen
Forschungsprojekt FREE. Ein Beitrag über die Faszination
Fußball.
unterstützt. Trotzdem bleiben finanzielle Schieflagen
und Einkommensscheren in verschiedenen europäischen Ländern brisant. Eine gleichberechtigte Forschung ist nur dann möglich, wenn hier zukünftig eine
Angleichung stattfinden wird.
Migrating Football Fan Identities
Mein Dissertationsvorhaben Migrating Football Fan
Identities ist Teil des FREE-Projekts. Hier geht es ebenso um Mobilität in Europa. Ich widme mich den »Fans
auf Entfernung«, wobei ich mich auf Galatasaray- und
Fenerbahçe-Fans in Wien konzentriere. Galatasaray
und Fenerbahçe sind die zwei größten Istanbuler
Clubs und damit gefeierte Stadtrivalen. Beide Clubs
verfügen über eine große Fanbasis in der gesamten
Türkei, in Deutschland, Österreich und anderen europäischen Ländern. In meinem Projekt stelle ich
die Frage, welche Bedeutung das Fansein im Alltag
der Wiener Fans einnimmt und welche Rolle dabei
Mobilität und Migration spielen.
Es gehört heute längst zum Fußballalltag, dass Fans
nicht mehr (ausschließlich) ihren lokalen Verein unterstützen. So gibt es auch in Wien Fans der großen
und erfolgreichen Mannschaften Real Madrid, Bayern
München oder Manchester United. Galatasaray und
Fenerbahçe sind in diesem Zusammenhang nur insofern eine Ausnahme, als ihre Fans in Wien meist über
die Familie einen Bezug zu Istanbul oder
zur Türkei haben oder in der Türkei aufgewachsen sind.
Ein wichtiger Teil meiner europäischethnologischen Forschung ist die ethnografische Feldforschung. Dies bedeutet, dass ich mit Fans Spiele angesehen,
sie interviewt und in ihrem Alltag begleitet habe. Für viele Fans bedeutet
eine Fanliebe auf geografische Entfernung, selbst mobil zu werden. Dies
passiert einerseits auf medialer Ebene
in Form von transnationalen Fan-Foren,
Online-Zeitungen und TV-Formaten.
Andererseits bedeutet dies in vielen
Fällen auch konkrete Reiseerfahrungen.
Die betrifft regelmäßige Besuche der
Istanbuler Stadien und Fahrten zu Spielen der Europa League und Champions
League in unterschiedlichen europäischen Ländern.
Die Orte der Feldforschung sind somit einerseits die Beisl, Fanclubs und
Wohnzimmer in Wien, aber auch Orte
wie das Fenerbahçe-Stadion in Kadıköy.
Die Besuche der Spiele in den Istanbuler Stadien stellen meist Highlights des
19
© Benjamin Wiens | Pixelio
© iStockphoto, Christopher Futcher
Gerade zum Studienbeginn und hier speziell bei
der Studieneingangs- und Orientierungsphase
(STEOP) brauchen internationale Studierende
Unterstützung.
Fußball ist zu einem globalen Sport geworden, an dessen Popularität und Bedeutung keine andere Sportart
heranreicht. Wissenschaftler/innen aus acht europäischen Ländern erforschen gemeinsam, warum die Fans am Ball
bleiben.
Fanalltags dar und sind somit ganz zentral für eine
Feldforschung. Mobile Feldforschungen sind jedoch
geld- und zeitintensiv. EU-Projekte, wie das hier beschriebene, bringen sicherlich – über die bereits beschriebene Mobilität im Projekt selbst – die finanzielle
Grundlage, um Feldforschungsaufenthalte im Ausland
finanzieren zu können. Der zeitliche Rahmen ist jedoch
stark begrenzt. Die Forderung und auch die Notwendigkeit nach Mobilität in der Forschung stehen also
häufig in starkem Kontrast zu den Möglichkeiten an
Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen.
Methoden in ihrem Forschungsfeld.
Jedoch sind diese nicht nur im Forschungsfeld zu finden, sondern schon
im Forschungsapparat selbst. In der Zusammenarbeit in europäischen Projekten werden somit auch Schieflagen in
Europa deutlich. Mobilität im Sport oder
in anderen Forschungsfeldern kann also
nur dann untersucht werden, wenn wir
zunächst unsere eigene Mobilität und
die damit verknüpften Paradigmen und
Ungleichheiten hinterfragen.
Doch auch wenn Forschungen immer mobiler und damit auch internationaler werden, die Diversität sowohl
unter Forscher/innen als auch in Forschungsfeldern ist
nach wie vor begrenzt. Die Zeit, als Fußballforschung
vornehmlich daraus bestand, dass weiße männliche
Fußballforscher weiße männliche (oft gewaltbereite)
Fußballfans untersuchten, ist zwar vorüber. Jedoch
gelten Forschungen über queere, weibliche und/oder
post/migrantische Fans und Spieler/innen nach wie
vor häufig als Ausnahme von der Regel oder gar als
Randerscheinungen. Wissenschaft ist immer auch Teil
der Gesellschaft und dies schlägt sich nicht nur anhand
der Auswahl der Forschungsfelder nieder, sondern zuvorderst auch an denen, die forschen.
Eine zentrale Aufgabe von Ethnolog/innen ist die
Aufdeckung von Ungleichheiten mit ethnografischen
Die Partner des Projekts
FREE kommen aus allen
Teilen Europas.
Informationen zu den Forschungsergebnissen finden
Sie auf www.free-project.eu.
Nina Szogs MA ist Projektmitarbeiterin am Institut für
Europäische Ethnologie der Universität Wien im EUProjekt FREE (Football Research in an Enlarged Europe).
FREE wird im 7. Rahmenprogramm der Europäischen
Kommission gefördert. In ihrem Dissertationsprojekt
Migrating Football Fan Identities beschäftigt sie sich
ethnografisch mit den Wiener Fans der beiden Istanbuler
Fußballrivalen Galatasaray und FenerbahÇe.
20
Rudolf Müllner
Sport und Bewegungskultur in
der Forschung
Sport, bis zum Ersten Weltkrieg noch ein Minderheitenprogramm einiger weniger, meist männlicher
Großbürger und Adeliger (Müllner 2008; Norden
1998), hat im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts
eine erstaunliche Entwicklung vollzogen. Er hat sich
zu einem bedeutenden sozialen, politischen, ökonomischen und kulturellen Faktor gewandelt. Auch im
elektronischen und digitalen medialen Raum ist er
nahezu omnipräsent. Der große deutsche Sporthistoriker Hajo Bernett sprach schon vor Jahrzehnten von
einem »kometenhaften Aufstieg« des Sports. Dies
betrifft sowohl die steigende Zahl der aktiv und passiv Beteiligten als auch die große Diversität der bewegungskulturellen Formen, die im Laufe des 20. und 21.
Jahrhunderts entstanden sind. Nicht zuletzt aufgrund
seiner enorm gestiegenen ökonomischen Bedeutung
hat sich in der sportwissenschaftlichen Fachliteratur
der Terminus »Sport-Industrial-Complex«, gemeint ist
damit zumeist die Allianz zwischen Medien, Sportanbietern und Konsument/innen, herausgebildet.
Sport ist aber nicht nur unter ökonomischen Perspektiven bedeutend, sondern er ist vor allem auch
ein spezifisches Feld körperlicher Praxis, welches sich
permanent weiter ausdifferenziert. Waren noch bis
gegen Ende der 1950er Jahre in Zentraleuropa Praxen
eines hegemonial männlichen, leistungs- und wettkampforientierten Amateursports vorherrschend, so
hat sich spätestens mit dem Fitnessboom oder der
Joggingwelle zu Beginn der 1970er Jahre ein sogenannter »zweiter Weg«, nämlich der des Breitensports,
etabliert. Daraus resultierte eine signifikant veränderte Form der Sportpartizipation. Das heißt, dass ab diesem Zeitpunkt auch bisher eher sportferne Personen,
wie Frauen, aber auch Ältere, sportlich aktiv wurden.
Neue Organisationsformen, wie etwa kommerzielle
Fitnessanbieter, sowie jede Menge informelle Spielformen und Trendsportarten entstanden. Vor allem
Gesundheit und Naturerlebnis wurden für viele ein
Hauptmotiv für aktives Sporttreiben. Sport entwickelte sich aber auch zusehends zu einem Konsumartikel
© Rudolf Müllner
Seit Sport zum Massenphänomen wurde, intensivierte sich
die sozial- und kulturwissenschaftliche Beforschung dieses
Phänomens. Sport schafft Identität.
sowie zu einem Mittel der Selbstformung, der Selbstoptimierung und der Selbstdarstellung, zu einem
breiten Spielfeld zwischen gesteigertem Gesundheitsbewusstsein, Wellness, Yoga, aber auch Fun und Risiko.
Betrachtet man die aktuellen Ausdifferenzierungen
des sportlichen Feldes, so muss man feststellen, dass
der Begriff Sport als Sammelbegriff für körperliche
Aktivitäten in der Freizeit oder im Profisport kaum
mehr all den unterschiedlichen Bedeutungen und
Praxisformen sowie den divergenten Sinnorientierungen der Beteiligten gerecht werden kann. Mit dem
umfassenderen Begriff Bewegungskulturen kommt
man analytisch weiter.
Bewegungskulturelle Forschung
Mit der allgemein gesteigerten Bedeutung des Sports
intensivierte sich auch die sozial- und kulturwissenschaftliche Beforschung dieses Phänomens. Noch in
den 1970er Jahren waren die heutigen sportwissenschaftlichen Universitätsinstitute hauptsächlich mit
der akademischen Ausbildung von Leibeserzieher/
innen beschäftigt. Die historisch-soziologische und
kulturwissenschaftliche Analyse des Sports diente bis
zu diesem Zeitraum hauptsächlich der pädagogischen
Legitimation des Unterrichtsfachs Leibeserziehung in
der Schule. Vereinfacht gesprochen, fokussierte die
Forschung vor allem auf die gesellschaftlich-pädagogische Verwertbarkeit von Leibesübungen und suchte
dafür nach Argumentationshilfen in der langen Ge-
schichte der Leibeserziehung, deren
»erste Hochblüte« man in der griechischen Antike wähnte. Erst mit der verspäteten und in Österreich bis heute
nicht einmal ansatzweise abgeschlossenen Aufarbeitung des Sports im Nationalsozialismus ab Mitte der 1960er Jahre etablierte sich eine neue Perspektive
auf den Sport, eine die seine politischen
Funktionen in den Mittelpunkt stellte.
Mit dem Aufkommen der Cultural Studies und der deutschsprachigen Kulturwissenschaften sowie mit der verstärkten Herausbildung kulturhistorischer
Fragestellungen und Methoden gelang es auch, den Sport unter neuen
Gesichtspunkten zu verorten. Es wurden neue Fragen gestellt, etwa nach
Bedeutungen von Bewegungshandlungen, aber auch nach Emotionen.
Verstärkt ging es auch um die großen
Fragen nach Identitäten und Identitätsangeboten im sportlich körperlichen Handeln und in seiner medialen
Repräsentanz. Als ein Ausdruck dieser
Entwicklung kann etwa der 2006 an
der Universität Wien veranstaltete große europäische Sporthistoriker/innenKongress gesehen werden, der unter
© Juergen Jotzo | Pixelio
21
»Immer wieder Österreich«: Die Nation ist stolz und das hat sehr oft mit sportlichen Leistungen zu tun. Nationale Identitäten haben auch im Zeitalter zunehmender Globalisierung nicht
an Bedeutung verloren. Besonders deutlich wird dies bei sportlichen Großveranstaltungen wie Olympischen Spielen oder Fußball-Weltmeisterschaften bzw. -Europameisterschaften.
dem Motto »Sport and the Construction of Identities« (Kratzmüller
et al. 2007) stand.
Sportidentitäten
Nun ist der Themenkomplex Sport und Identität in der hier gebotenen Kürze kaum zufriedenstellend abzuhandeln. Daher soll nur
auf eine Facette dieser Thematik kurz eingegangen werden. Häufig
assoziiert man mit Sport und Identität die Herstellung und Herausbildung von nationaler Identität. Dazu eignen sich in erster Linie
sportliche Felder, die bereits eine gewisse Massentauglichkeit aufweisen. In Österreich ist der »nationale Sportraum« durch Fußball
und Skilauf determiniert. Damit eine Sportart zu einem Massensport
wird und eine Basis für eine nationale Identifikationsmöglichkeit
entsteht, benötigt sie eine dementsprechende mediale Repräsentation. Vor allem mit dem Massenmedium Fernsehen, in dem der Spitzensport eine wichtige Rolle spielt, werden mächtige »emotionale
mediale Identitätsräume« geschaffen.
Diese Räume sind aufgeladen mit emotionalisierenden Narrativen
(Bildern, Geschichten), die starke Identifikationsangebote bieten.
Schlüsselereignisse wie das immer wieder zitierte »Cordoba«, ein
Fußballspiel anlässlich der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien,
bei welchem dem österreichischen Nationalteam gegen den »Erzfeind Deutschland« einer der seltenen Siege gelang, schreiben sich in
das kollektive Gedächtnis von Nationen. Anderes Beispiel: 1954 errang Österreich den dritten Platz bei der Fußballweltmeisterschaft in
der Schweiz, das Turnier hat bis heute eine ambivalente Bedeutung.
Der dritte Rang war einerseits das beste Ergebnis, das ein österreichisches Fußballteam je bei einem WM-Turnier erreichte. Andererseits
waren auch viele enttäuscht, weil man
dem damaligen Team durchaus sogar
den Sieg zutraute, ja diesen sogar erwartete. Im Bereich des Skisports ist
vielen noch die Disqualifikation von
Karl Schranz anlässlich der Olympischen
Spiele 1972 und dessen Empfang beim
damaligen Bundekanzler Kreisky in Erinnerung.
samkeit unmittelbarer und stärker als
dies über formalisierte politische Akte
möglich ist.
Mit der wiederholten Aufführung dieser
Metaerzählungen gelingt die Herstellung einer gemeinsamen Geschichte,
gelingt die Abgrenzung gegenüber
anderen (Nationen). Mit der Konstruktion von Heldengeschichten und deren
mythologischer Überhöhung kann ein
gemeinsames »Wir« konstituiert werden. Das abstrakte politisch-juridische,
symbolische Konstrukt Nation kann
quasi von unten, aus der Alltagskultur
des Sports heraus, mit »realen« Emotionen unterfüttert und abgesichert
werden. Über Narrative – etwa die des
Wunderteams, Mathias Sindelar, den
Hahnenkamm, Franz Klammer, Toni
Sailer, Annemarie Moser-Pröll, Hans
Krankl, Hermann Maier und viele andere mehr – gelingt die Herstellung eines
Bewusstseins von nationaler Gemein-
Literatur:
Kratzmüller, Bettina; Marschik, Matthias;
Müllner, Rudolf; Szemethy, Hubert D.;
Trinkl, Elisabeth (Hg.) (2007): Sport and
the Construction of Identities. Proceedings
of the XIth International CESH-Congress
Vienna. Wien: Turia+Kant
Müllner, Rudolf (2008): Moderne in Bewegung. Zur Formierung des sportlichen
Feldes II. In: Otto Penz und Georg Spitaler
(Hg.): Macht Bewegung. Transformationen des sportlichen Feldes. Wien: facultas,
18-33
Norden, Gilbert (1998): Breitensport und
Spitzensport vom 19. Jahrhundert bis zur
Gegenwart. In: Ernst Bruckmüller und
Hannes Strohmeyer (Hg.): Turnen und
Sport in der Geschichte Österreichs. Wien:
ÖBV Pädagogischer Verlag (Schriften des
Institutes für Österreichkunde), 56-85
A.o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Rudolf Müllner
ist Leiter des Arbeitsbereichs Geschichte
und Kultur des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport an der
Universität Wien.
22
Michael Dippelreiter
Historisch betrachtet
Einer der ersten Personen, der die Olympischen Spiele
für seine Öffentlichkeitsarbeit nutzte, war Alkibiades.
Er lebte zur Zeit des Peloponnesischen Krieges (431 bis
404 v. Chr.), war ein Schüler des Perikles und stammte
aus der berühmten Familie der Alkmaioniden. Er beschloss, der führende Politiker Athens zu werden, vor
allem der beliebteste. Ein Weg dahin sollte ein Olympiasieg sein. Zu seiner Zeit war dies – ohne selber ein
guter Athlet zu sein – nur als Besitzer eines Pferdegespanns möglich. Da wurde nämlich der Eigentümer
als Sieger mit dem Lorbeerkranz geehrt, der (Profi-)
Wagenlenker erhielt nur das Stirnband. Alkibiades
wollte ganz sicher gehen: Er meldete gleich sieben Wagengespanne zum Rennen an und sein Plan ging auf.
Seine Gespanne belegten die Plätze eins, zwei und vier.
Damit sein Sieg anständig gewürdigt würde, hatte
er nicht nur alle Teilnehmer und Zuschauer zu einem
rauschenden Fest eingeladen, er hatte in seinem Troß
auch den berühmten Dichter Euripides, der ihm gegen
ein fürstliches Honorar einen Lobgesang auf seinen
Sieg erdichtete.
Auch für einen römischen Kaiser hatte ein Olympiasieg
enormes Prestige: Kaiser Nero ließ die Olympischen
Spiele verschieben, damit sie besser in seine Reisepläne passten. Er schickte ebenfalls ein Pferdegespann
ins Rennen, welches aber stürzte. Dennoch wurde ihm
der Sieg zugesprochen; Schiedsrichterentscheidungen
waren schon damals manchmal fragwürdig.
Auch mehr als eineinhalb Jahrtausende später waren sportliche Tätigkeiten
für ein postitives Image wichtig. Sogar
in der Literatur wurden sportliche Leistungen zu einem wichtigen Thema. In
diesem Fall handelte es sich um ritterliche Turniere, welche damals die höchsten körperlichen Anforderungen an
die Handelnden stellten. Der steirische
Ministeriale und Landespolitiker (er war
Truchsess, Marschall und Landrichter)
Ulrich von Liechtenstein stellte in seiner
teilweise autobiografischen Erzählung
»Frauendienst« das ritterliche Turnier in
den Mittelpunkt. Bei seinen drei Fahrten
als »König Mai«, als »Frau Venus« und
als »König Artus« forderte er zahlreiche
Ritter zum Kampf, wobei er allein bei
der Venusfahrt 307 Speere verbrauchte.
Ulrich reiste vom Adriatischen Meer bis
an die Grenze Böhmens und maß sich
mit bedeutenden Zeitgenossen, wobei
er fast immer Sieger blieb. Genial in seiner Erzählung ist die Tatsache, dass er
die Kämpfe in tatsächlich existierende
Orte legte, mit real existierenden Personen, die in zeitgenössischen Urkunden
immer wieder aufscheinen. Wie diese
oder ihre Nachkommen allerdings auf
die Kampfdarstellungen und erdichteten Niederlagen reagierten, wird nirgends überliefert.
Noch 250 Jahre später sind Ritterspiele
die Krönung der sportlichen Betätigung
der adeligen Herren, wobei sie um die
Wende zum 16. Jahrhundert doch eher
der Unterhaltung als der Schulung zum
Kriegseinsatz dienen. Der vielleicht
genialste Vertreter in Self-Promotion,
Kaiser Maximilian I., setzte die neuen
Techniken der Kommunikation und der
Meinungsbildung, nämlich Druck und
Holzschnitt, zur Verherrlichung seiner
eigenen Person gekonnt ein. In seinen
autobiografischen Erzählungen »Theuerdank« und »Weißkunig« beschreibt er
© commons.wikimedia.org
Menschen brauchen Heroen, die sie bewundern, zu
denen sie aufblicken können. Kriegshelden werden
schon in den frühesten literarischen Darstellungen gewürdigt, denken wir an David in der Bibel oder Achilles
in der Ilias. Die friedlichere Variante dieser Kriegshelden waren Sportler. Hier konnten Männer (und wir reden hier wirklich nur von Männern) ihre körperlichen
Vorzüge zeigen und ausspielen, Wettkämpfe gewinnen und die Herzen der Zuseher/innen erobern. Das
Altertum erfand dafür die Olympischen Spiele. Diese
sollten einerseits alle vier Jahre der kriegsgeplagten
Bevölkerung einige Wochen Schonzeit gewähren,
andererseits Ersatzhelden kreieren, deren »Halbwertszeit« zumindest vier Jahre dauern konnte. Die Sieger
bekamen Kultstatus. Sie erhielten eine Art Pension
von ihrem (Stadt-)Staat, waren angesehene Bürger
und die Helden der Jugend.
© FH Eisenstadt
Herrscher brauchen Helden. Sportler eigneten sich schon
in der Antike dazu, dass Herrscher sie für ihre Zwecke
einsetzten. Eine sportliche Reise durch die Jahrhunderte.
Ulrich von Liechtenstein (geboren um 1200; gestorben am
26. Januar 1275) war ein Minnesänger und Dichter des Mittelalters. Ulrich ist hier dargestellt als Turnierritter in seiner
»Verkleidung« als Dame Venus.
immer wieder die Bedeutung von Turnieren und Ritterspielen. Er veranstaltete solche Events regelmäßig
und ließ darüber berichten. Er tat dies so intensiv, dass
er bis heute, 500 Jahre danach, als »der letzte Ritter« in
unser aller Gedächtnis einging. Das kann man wirklich
als nachhaltige Öffentlichkeitarbeit in Sachen Sport
bezeichnen.
Die nächsten paar hundert Jahre tat sich nichts in Sachen Sport, wenn man von der Bewegung von Friedrich August Jahn (= Turnvater Jahn) absieht, welche
allerdings stark von politischen Ideen beeinflusst war.
Erst mit der erneuten Aufnahme der Olympischen
Spiele zu Ende des 19. Jahrhunderts rückte der Sport
wieder als gesellschaftliches Ereignis in den Blickpunkt
23
© wikipedia.org
James Cleveland »Jesse« Owens (geboren 1913 in Oakville,
Alabama; gestorben 1980 in Tucson, Arizona) war ein USamerikanischer Leichtathlet afroamerikanischer Abstammung.
Owens schrieb bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin
Sportgeschichte, als er in vier Disziplinen siegte: im 100- und
200-Meterlauf, im Weitsprung und mit der viermal 100-MeterStaffel.
der Menschen. Zunächst noch als Freizeitvergnügen einer kleinen
elitären Schicht betrachtet, erkannten die Menschen bald die Möglichkeiten des Sports, nämlich die Chance zu sozialem und finanziellem Aufstieg. Die Entwicklung zum Sport der Massen brachte
selbstverständlich eine vermehrte Aufmerksamkeit der jeweiligen
politischen Führung und damit den Versuch, diese Bewegungen für
die eigenen Ideen bzw. deren Vermarktung zu verwenden. Besonders
deutlich wurde dies anlässlich der Olympischen Winter- und Sommerspiele 1936, die beide im knapp davor nationalsozialistisch gewordenen Deutschland abgehalten wurden. Die Nationalsozialisten
nutzten die Gelegenheit, um der Weltöffentlichkeit ihr Organisationsvermögen ebenso vorzuführen, wie die vermeintliche Überlegenheit
ihrer »Rasse« auch im Sport, was aber nicht immer gelang, wie das
Beispiel des siegreichen Jesse Owens eindrucksvoll bewies. Dennoch
gelang es den nationalsozialistischen Machthabern, ein Bild in den
internationalen Medien zu zeichnen, welche die wahren Absichten
doch noch für einige Jahre verbargen.
Die großen Sportveranstaltungen wurden in den nächsten Jahren,
vor allem nach dem 2. Weltkrieg, vermehrt benützt, um nationale
Heroen und nationale Mythen hervorzubringen. Die ersten Olympiasiege
waren für Österreich ebenso wichtig
wie der dritte Platz bei der Fußball-WM
1954 (Deutschland siegte), Ereignisse,
die nach wie vor stark in den Köpfen der
Bevölkerungen geblieben sind. Gleichzeitig wurden aber Großveranstaltungen für politische »Demonstrationen«
missbraucht, wie z. B. »Black Panther«
1968 oder der terroristische Anschlag
in München 1972. Ein neuer Höhepunkt war – nach dem sowjetischen
militärischen Einmarsch in Afghanistan
– der Boykott der Sommerspiele 1980
in Moskau durch zahlreiche Staaten
des Westens. Postwendend blieben einige Länder des Ostens den Sommerspielen 1984 in Los Angeles fern. Die
Folge davon war eine Verwendung
großer Sportereignisse, um gewisse
Staaten verstärkt in die Öffentlichkeit
zu richten, ohne aber politische Maßnahmen über die allgemeinen Menschenrechte einzufordern. Das führte
teilweise zu gewaltigen Bauvorhaben
und anderen Sportinvestitionen bei
vielen Ländern, ohne spürbare Vorteile
für die eigene Bevölkerung zu erzielen;
ja manchmal kam es zu schlimmen
ökologischen Nachteilen, wie etwa
bei der Sommerolympiade 2008 in
Peking.
Machthaber verwenden all diese sportlichen Großevents, um ihre Stellung in
der Welt zu verbessern, vor allem aber
um die eigene Bevölkerung zu beeindrucken. Das Völkerverbindende solcher Sportveranstaltungen wird leider
zu rasch vergessen, wie eindrucksvoll
bewiesen wurde, als fast zeitgleich mit
dem Ende der Winterolympiade 2014
im russischen Sotschi mit der »Heimholung« der Krim durch russisches Militär begonnen wurde.
© balkanforum.info
Wie wichtig Sport und sportliche Großereignisse für politische Machthaber
Die ersten Pläne der Anlage
für die Olympischen Spiele in
Sotschi 2014.
sein können, zeigt die Handball-WM
in Katar, die erst kürzlich durchgeführt
wurde. In einem Land, wo es diesen
Sport gar nicht gab, wurden Sporthallen
errichtet, wurde einer der besten Trainer
engagiert, eine Nationalmannschaft
um teures Geld zusammengekauft (der
internationale Handballbund erlaubt
dies) und auch die nötigen Fans mit
Geldzahlungen zu den Spielen gelockt.
Die Heimmannschaft beendete das Turnier zwar als Vizeweltmeister, ob aber in
Katar in drei Jahren noch jemand Handball spielen wird, ist nicht zu erwarten.
Noch einmal zu Österreich: Die politischen Parteien erkannten sehr schnell
den Marketingwert erfolgreicher Sportler und Sportlerinnen. Olympiasieger/innen und Weltmeister/innen kandidierten für National- und Landtagswahlen, kamen in die entsprechenden
Körperschaften – und verschwanden
ebenso rasch. Politik muss eben auch
gelernt werden. Einzig die Silbermedaillengewinnerin und ehemalige Weltrekordinhaberin im Fünfkampf Liese
Prokop konnte auch in der Politik reüssieren: Sie erhielt ein Landtagsmandat
in Niederösterreich, wurde Landesrätin
und Landeshauptmannstellvertreterin
und schließlich auch österreichische
Innenministerin bis zu ihrem tragischen
Tod am Silvestertag 2006.
Sport war und ist wichtig für die öffentliche Meinung. Sport bringt Helden hervor,
Sport und Sportler/innen kann bzw. können aber auch leicht missbraucht werden;
das sollte immer bedacht werden.
Literatur:
Joachim Fernau, Rosen für Apoll. Berlin 1968
Sabine Haag (Hg.), Kaiser Maximilian der letzte
Ritter und das höfische Turnier. Regensburg
2014
Matthias Klinger, Olympische Spiele 1936. Herr
Hitler hält Hof. Diplomarbeit Graz 1997
Alfred Kracher, Mittelalterliche Literatur und
Dichtung in der Steiermark. In: Literatur in der
Steiermark. Landesausstellung 1976. Graz
1976
Diverse Tageszeitungen zu 1968, 1972, 1980,
1984, 2014 und 2015
24
Melanie Wetzer
Guidance und Sport in
unterschiedlichen Lebenslagen
Euroguidance unterstützt dabei, Sportkarriere und
Ausbildung in Einklang zu bringen.
Den Stellenwert des Sports sieht man auch daran, dass er als bedeutender Faktor in die Ausbildung integriert wird, wie in den vom
Sozialministeriumsservice initiierten Produktionsschulen, die Teil
des Netzwerks für Berufliche Assistenz (NEBA) sind. Sie sollen jene
Jugendlichen unterstützen, die Schwierigkeiten beim Berufseinstieg
haben. Ihnen fehlen noch Basisqualifikationen und soziale Kompetenzen, die sie für den Übergang zwischen Schul- und Berufsleben
benötigen. Unterschiedliche Ausbildungsmöglichkeiten werden
ihnen im Rahmen von Werkstättenarbeit gezeigt und jedem wird ein
persönlicher Coach zur Seite gestellt. Dabei wird als wichtiger Ausbildungsschwerpunkt auch Sport inkludiert, weil dieser das Selbstbewusstsein stärkt, Gruppenarbeit und Gemeinschaftssinn fördert
und zeitgleich Aggressionen abbaut sowie das Durchhaltevermögen
steigert. Angesprochen werden alle Jugendlichen, die beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet sind und ein Jugendcoaching absolviert haben.
© Stephanie Hofschlaeger | Pixelio
Jeder professionelle Sportler, jede professionelle Sportlerin steht
irgendwann am Ende der eigenen Sportkarriere – manchmal früher
als geplant (durch Verletzungen, Burn-out, Vertragskündigungen
wegen unzureichender Leistung etc.). Gerade Topathletinnen und
Topathleten besitzen Fähigkeiten, die sie durch ihre Sportkarriere erworben haben und die sehr gut auf das Berufsleben nach dem
Sport übertragen werden können. Oftmals wird auf diese Kenntnisse
vergessen. Guidance (Information, Beratung und Orientierung für
Bildung und Beruf) kann helfen, den Athletinnen und Athleten ihre
Kenntnisse bewusst zu machen. Beispiele für diese übertragbaren
Fähigkeiten sind gute Organisation und Planung, Hartnäckigkeit,
Selbstmotivation, sich selbst Ziele zu setzen und zu erreichen sowie
Leistungsdruck standzuhalten.
Unterstützung kann vielfältig sein.
Das sportliche Ausnahmetalent wird teilweise schon bei Kindern
erkannt, und hier sollte Guidance ansetzen und die Ausbildungsmöglichkeiten aufzeigen. In Österreich gibt es weit über 100 Sportschulen, die entweder einen Grundstein für die Sportkarriere legen
können oder schon praktizierende Leistungssportlerinnen und
-sportler dabei unterstützen, die Sportkarriere und einen Schulabschluss zu vereinen.
haben, steigt seit Jahren. Im Schulbereich bestehen schon seit längerem
Verbünde, die es ermöglichen, Sportkarriere und Schulbildung in Einklang
zu bringen. Man nimmt auf Fehlzeiten
durch Wettkämpfe und Trainingslager
Rücksicht, was einer Doppelbelastung
entgegen wirkt. Auf den Universitäten fehlen solche Kooperationen aber
vielerorts noch.
Erfolg kann man als Spitzensportler/in meist nur dann haben,
wenn der Sport zum Beruf wird. Viele ehemalige Topathlet/innen
schaffen es durch Kontakte und Erfahrung, einen Ausgleich zu den
fehlenden schulischen Abschlüssen herzustellen. Die Tendenz, immer mehr Zeit in den Leistungssport investieren zu müssen und
daher wenig bis gar keine Zeit mehr für (schulische) Prüfungen zu
Wenn Menschen auf dem Weg zur
Sportkarriere scheitern, unterstützt
Guidance bei der oftmals fehlenden
Berufsplanung, weil viele Topathlet/innen ihr Leben auf den Sport ausgerichtet haben und falls ihre Sportler/-
innenlaufbahn früher endet, keinen
Plan B besitzen. Eine Herausforderung
für Sportlerinnen und Sportler, die bereits während ihrer schulischen Ausbildung in Europa das Land wechseln
müssen, ist die Umstellung auf das neue
Schulsystem. Bei Fragen zur Mobilität in
der Ausbildung bzw. zum Schulsystem
des Ziellandes kann das EuroguidanceNetzwerk unterstützen.
Das Österreichische Euroguidance
Team berät sie gerne unter:
[email protected]
infopoint
www.euroguidance.at
25
OeAD-Events
Veranstaltungskalender
Der OeAD bietet Plattformen zur öffentlichen Diskussion
rund um Mobilität und Internationalisierung. Alle
Veranstaltungen im Detail unter www.oead.at/events.
März 2015 | Österreich
Final Checks für Strategische Partnerschaften in Erasmus+, Antragsrunde 2015
Ort: Private PH der Diözese Linz, Salesianumweg 3, 4020 Linz
Um Antragsteller/innen bei der Vorbereitung ihrer Projektvorschläge bestmögliche Unterstützung bieten zu können, führt die Nationalagentur Lebenslanges Lernen Final Checks für die Bereiche Schulbildung, Berufsbildung, Erwachsenenbildung und Hochschulbildung in
mehreren Bundesländern durch. Hierbei handelt es sich um Beratungen in Form von Einzelgesprächen. Der Final Check ist keine Erstberatung zu einer Projektidee oder zum Programm im Allgemeinen, sondern eine Hilfestellung für bereits konkret ausgearbeitete Projektanträge. Die Anträge müssen spätestens fünf Werktage vor dem Termin an die zuständigen Betreuer/innen übermittelt werden, um eine
ideale Beratung zu gewährleisten.
Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich. Infos unter www.oead.at/events.
16. März 2015 | Linz
Bologna Tag 2015. Qualität bei grenzüberschreitender Mobilität
Ort: Private PH der Diözese Linz, Salesianumweg 3, 4020 Linz
Der 8. Bologna Tag befasst sich mit aktuellen Erkenntnissen zum Einfluss grenzüberschreitender Mobilität im Europäischen Hochschulraum.
Damit verbunden werden Fragen zur Qualitätssicherung und zum Mehrwert für die berufliche Qualifikation mit konkreten Empfehlungen
für den österreichischen Hochschulraum verknüpft. Foren bieten den persönlichen Austausch zwischen Vertreter/innen der Universitäten,
Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und den Studierenden an.
Anmeldung bis spätestens 5. März 2015.
26. März 2015 | Wien
APPEAR-Auftaktveranstaltung
Ort: OeAD, Ebendorferstraße 7, 1010 Wien
Das Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research for Development – APPEAR wurde bis 2020 verlängert und öffnet
am 31. März 2015 den 5. Call. Themenfelder, Schwerpunktländer sowie ein neues Förderinstrument werden vorgestellt und Fragen zum
Programm und zur Einreichung werden beantwortet.
Um Anmeldung bis 20. März 2015 wird gebeten unter www.appear.at.
6. und 7. Mai 2015 | Wien
Erasmus+ Jahrestagung (6. Mai), Jahrestagung Erasmus+ Hochschule (7. Mai)
Ort: Europahaus, Linzer Straße 429, 1140 Wien
Die Nationalagenturen für Bildung und Jugend laden gemeinsam am 6. Mai zur 1. Erasmus+ Jahrestagung, die ganz im Zeichen der Mobilität steht. Nach einem Jahr Erasmus+ werfen wir einen Blick zurück und ziehen eine erste Bilanz. Am 7. Mai 2015 steht der Hochschulbereich
im Mittelpunkt. Wir laden alle Personen, die mit dem Hochschulteil des Erasmus+ Programms zu tun haben oder daran interessiert sind, zur
traditionellen Jahrestagung Erasmus+ Hochschule ein. Im Rahmen der Veranstaltung blicken wir zurück auf ein erstes erfolgreiches Jahr im
Programm Erasmus+ und geben neue Ideen für die weitere Umsetzung des Programms.
26
Molly Roza
Sports in US Universities
Categories, Divisions and the NCAA
Sports teams at US universities fall into three categories: Intramural, Club and Varsity. Intramural and club
teams are student-organised, participation-oriented
and less competitive, and exist for sports ranging from
soccer and volleyball to Quidditch and Frisbee. Schools
do not award scholarships for athletics at these levels,
though a prospective student can express interest in
playing a club sport as part of a well-rounded application. The third category, varsity sports, consists of
teams that play against teams from other universities.
While there are a few athletic associations governing
colleges and players at the varsity level, this article
Sports scholarships provide talented students and athletes the opportunity to
study at American universities and compete in college sports.
will focus on the NCAA, as it is by far
the largest and most well-known (see
Fulbright UK’s http://goo.gl/v8diwc for
other organizations).
More than 450,000 student-athletes
participate in 23 sports at nearly 1,100
NCAA member colleges and universities, which provide more than 150,000
student-athletes athletic scholarships
worth $2.7 billion each year (NCAA,
http://goo.gl/rLxAZk). NCAA varsitylevel sports are further divided into
three divisions that are associated with
different scholarship opportunities and
recruiting regulations. Division III colleges do not provide athletic scholarships
or formally recruit athletes. For further
information on recruitment and other
regulations in Division III see the NCAA
guide for the college-bound student
athlete: http://goo.gl/4HYz8v.
The Recruitment Process
(courtesy of Fulbright UK:
http://goo.gl/TPJAAw)
For students who hope to be recruited
and receive a sports scholarship the process is a lengthy and complicated one.
Unlike academic scholarships whereby
one simply submits an application indicating an interest in receiving funding
to study at a university, students must
engage in a highly-regulated recruitment process. Sports scholarships are
granted by the university or athletics
association in which a university participates, with athletic directors or coaches
playing a central role in award decisionmaking. Scholarships can generally be
awarded for the following sports: baseball, basketball, crew (rowing), crosscountry, fencing, football (American),
© M. E. | Pixelio
Mens sana in corpore sano (a sound mind in a sound
body): the concept has been part of the liberal arts
model espoused by US universities since their inception. Organised sports have played a role on US college campuses since the 1850s, when students in the
Northeast began organising athletic competitions for
rowing. Then as now, the college sports team served
as a symbol of school pride and attending games was
a popular social activity for students and, eventually,
alumni and local communities. Following numerous
corruption scandals in college sports after WWII,
regulatory power was granted to the National Collegiate Athletics Association (NCAA), which is still the
primary regulating body. College athletics today is a
business, with schools competing for lucrative television contracts, sponsors, top athletes and alumni
donations, although, according to USA Today, of 227
public institutions playing Division 1 sports just 22
have self-sufficient athletic departments (http://goo.
gl/q12hEq). The subsidy of athletic departments at
US universities and the high salaries paid to coaches
are hot-button topics, but administrators point to
the high public profile of colleges with good sports
teams, the opportunities athletic scholarships create
for poor and minority students, and the central social
role sports play on many US campuses. Whatever perspective one takes on the debate, US college sports are
in many ways a peculiarly American institution and
participation (either as an athlete or a fan) provides a
unique experience for foreign students in the US.
© Dietmar Meinert | Pixelio
Sports programs are a source of pride among
American universities.
27
© Rainer Sturm | Pixelio
golf, gymnastics, ice hockey, indoor
track, lacrosse, skiing, soccer, softball,
swimming and diving, tennis, track and
field, volleyball, water polo, women’s
field hockey and wrestling.
an undergraduate degree (in any field
offered by the university). There are no
degrees in sports themselves, but students whose main interest is in sports
can often pursue a degree in exercise science, physical therapy or an allied field.
For more information about choosing,
applying for and other funding opportunities related to US universities please
see EducationUSA’s Five Steps to US
Study: http://goo.gl/2G84KF.
Academic Eligibility
While playing for a college team on
scholarship can pay for the cost of earning an undergraduate degree ,a student does not attend university solely
to play a sport. Students with sports
scholarships must be working toward
Students hoping to be considered for a
sports scholarship must meet normal
university/college entrance requirements (published on the university admissions page) and continue to obtain
satisfactory grades at university in order
to receive and retain their scholarships.
For NCAA guidelines see http://goo.gl/
OWXp4Q.
© y_momosu | Pixelio
Scholarships are provided on a yearly basis, generally renewable for four
years: the normal time required to
complete a US undergraduate degree.
Award amounts vary and can be anywhere from a few thousand dollars to
nearly $30,000 for one academic year.
It is very important to keep in mind
that sports scholarships do not necessarily cover the full cost of tuition and
maintenance. Scholarships are often
offered on a percentage basis (i.e. a
75% scholarship will cover 75% of the
total cost for one year), and universities
have strict limits on the total amount
they can award each year. Therefore, a
university may split a small number of
large awards into a larger number of
lesser-value awards. For example, a university that has three 100% scholarships
to offer per year may split them up to
award six 50% scholarships to twice the
number of student-athletes.
Do-It-Yourself Recruitment
International student athletes have a
few options available to them once they
decide that they would like to be considered for a sports scholarship to study
in the US: The first option is the ‘do-ityourself’ approach, in which the student contacts university coaches directly to inform them of the student's talent
and interest in the university's program.
© imageworld24 | Pixelio
»Sports are important to universities because they appeal
to large groups of people and attract public attention to the
institutions. The benefits of this exposure are wide-ranging
for universities, from fund-raising to increased enrollment
numbers.« http://education.seattlepi.com/
For a step-by-step guide to do-it-yourself recruitment from Fulbright
UK see http://goo.gl/jj0QNx. In addition to contacting universities
directly a student may consider promoting themselves to coaches by
utilizing an online recruitment site like www.berecruited.com, www.
ActiveRecruiting.com, or www.SportsWorx.com (these are only examples, and links do not constitute an endorsement).
Agency Recruitment
The second option is to work with a sport scholarship agency or
placement service to connect with US universities actively seeking
international student athletes and offering scholarships. These
organizations will charge a fee for their assistance, but generally
offer a comprehensive service that can make navigating the often
complicated recruitment process clearer.
For additional information about scholarships and applying to US
universities please contact Fulbright Austria: www.fulbright.at
Principal Source:
Sports Scholarships Handout, Fulbright UK: http://goo.gl/TPJAAw
Additional Sources:
NCAA Guide for the College-Bound Student Athlete: http://goo.gl/4HYz8v
EducationUSA’s Guide to Athletic Scholarships: http://goo.gl/gQQyz3
Sports Scholarships and the Athletic Recruitment Process, Fulbright UK:
http://goo.gl/nNMuNx
Molly Roza is a Californian and a graduate of Agnes Scott College. She
is a Fulbright alumna, a trained educational adviser and manages the
US Student Fulbright Program at Fulbright Austria, where she has been
employed since 2011.
infopoint
www.fulbright.at
28
Franz Gramlinger
Gesundes Führen in berufsbildenden Schulen
Bewegung und Gesundheit sind auch in der
Berufsbildung Thema.
Mit dem Thema »Gesundes Führen« wird nun ein Aspekt fokussiert,
der weitreichende Bedeutung für Gesundheit in der Schule haben
kann und soll: Gesundheit ist (auch) Führungsaufgabe. Als gemeinsame Initiative des BMBF, des Bundesministeriums für Gesundheit
(BMG), des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger und des Fonds Gesundes Österreich wurde dieses Thema auf
die Agenda genommen, um es im Qualitätsmanagement der berufsbildenden Schulen und damit auch im Bewusstsein der Führungskräfte zu verankern. Diese sind nicht nur für eine »gesunde Jause« und die
Turnstunden in der Schule zuständig, sondern für wesentlich mehr:
Die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler, der Lehrerinnen und
Lehrer und nicht zuletzt auch die eigene Gesundheit als Voraussetzung für berufliche Leistungsfähigkeit und Freude an der Arbeit sind
vielfältige und facettenreiche Aspekte rund um gesundes Führen:
© ARQA-VET
Das Thema Gesundheit im weiteren Sinn ist bereits seit längerem
immer wieder auf der Agenda der berufsbildenden Schulen und auch
in QIBB, der QualitätsInititiative BerufsBildung des BMBF (Bundesministerium für Bildung und Frauen) hat es einen festen Platz in der
Qualitätsmatrix erhalten.
Teilnehmer/innen des Pilotseminars am 11. und 12. Dezember 2014 in Leonding, Oberösterreich.
In diesem Sinne wurde ein bundesweites, zweitägiges Seminar für Führungskräfte konzipiert und im vergangenen
Dezember in Leonding (OÖ) als Pilotprojekt durchgeführt. 18 Schulleiter/innen und ein Mitglied der Schulaufsicht –
aus allen berufsbildenden Schulformen
und aus sechs Bundesländern – waren
die ersten, die mit den beiden Trainern
Wilhelm Baier und Peter Mörwald sowie
mit Michaela Jonach und Franz Gramlinger von ARQA-VET ein konkretes Seminardesign als Pilotgruppe erprobten
und sich sehr aktiv als Feedback-Gruppe
einbrachten (siehe Bild).
© ARQA-VET
Das Ziel der beiden Tage war es, gesundheitsrelevante Entwicklungen im
»Unternehmen Schule« kennenzulernen, mehr zu gesundheitsfördernden
Managementansätzen zu erfahren und
über Wertschätzung, Partizipation und
»Sozialkapital« als Kernelemente guter
gesunder Führung Bescheid zu wissen.
Als Themenschwerpunkte standen u. a.
auf der Agenda: gesundheitsfördernde
Das Haus der Arbeitsfähigkeit baut
auf Führung, Werte, Qualifikation und
Gesundheit.
und gesundheitsgefährdende Potenziale der Führungsrolle, gesundheitsrelevante Managementinstrumente,
Diversity, innerbetriebliche Zielgruppen
und soziale Gesundheitschancen sowie
vom Tool zum System.
Auf der Grundlage der Erfahrungen
und Rückmeldungen aus diesem Piloten wird derzeit das Seminardesign
überarbeitet und noch mehr auf die
Bedürfnisse von Schulleitern/innen abgestimmt. Für 2015 sind zwei zweitägige Seminare zum Thema »Gesundes
Führen in BBS« geplant und budgetiert,
eines mit Termin 24. und 25. Juni 2015
und ein zweites Ende des Jahres.
Sollten Sie Führungskraft mit Personalverantwortung in einer berufsbildenden Schule sein und Interesse an einem
solchen Angebot haben, setzen Sie
sich bitte mit [email protected] in Verbindung!
infopoint
www.arqa-vet.at
29
OeAD-Event
Zur Situation internationaler
Studierender in Österreich
Eine gemeinsame Arbeitstagung der Johannes Kepler
Universität Linz, der OeAD-GmbH, der ÖH, der Ombudsstelle
für Studierende und des BMWFW geht auf die Herausforderungen ein, denen sich internationale Studierende stellen
müssen. Die Themen reichen von der richtigen Studieninformation über Zulassung und Einreise bis zur Niederlassung.
Bei einer gemeinsamen Arbeitstagung der Johannes Kepler Universität
(JKU) Linz, der Österreichischen Hochschüler/innenschaft, des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, der OeADGmbH sowie der Ombudsstelle für Studierende werden von Expertinnen
und Experten unter anderem die Alltagsthemen an Hochschulen diskutiert. In der Veranstaltung, die am Montag, den 27. April 2015, von 9:30
bis 16:30 Uhr an der JKU, Uni-Center, Altenberger Straße 69 stattfindet,
geht es um Studieninformation (vor der Wahl des Studienorts), Zulassung, Einreise, Sprache, Kultur, Studium, Arbeiten und Niederlassung
sowie Erleichterungs-, Verbesserungs- und Unterstützungsmöglichkeiten. Einschlägige Verwaltungsstellen werden ebenfalls ihre Erfahrungen einbringen. Mit dem Bundesministerium für Inneres und dem Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres werden auch zwei
Schlüsselressorts zu den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Einreise von internationalen Studierenden vertreten sein.
Die Zahlen internationaler Studierender an österreichischen Universitäten und Hochschulen haben sich im vergangenen Jahrzehnt rasant entwickelt: An öffentlichen Universitäten (ordentliche und außerordentliche
Studierende) stiegen sie von 38.959 im Wintersemester 2003/04 auf 80.235 zehn Jahre
danach. An Fachhochschulen waren es 2003 870 internationale Studierende, 2013 bereits 6.688. Für Privatuniversitäten stehen Vergleichszahlen erst ab dem Wintersemester
2005/06 zur Verfügung, damals waren es 1.074, zehn Jahre später bereits 3.140. Mit diesen sehr rasch wachsenden Studierendenzahlen sind auch die Anliegen von Studienwerberinnen und –werbern sowie Studierenden drängender, zahlreicher und mannigfaltiger
geworden. Nicht alle Herausforderungen treffen für alle internationalen Studierenden
in gleicher Weise zu. Die Herkunft aus EU- oder EWR-Staaten gegenüber Studierenden
aus Drittländern kann große Unterschiede im Zusammenhang mit den oben erwähnten Themen ausmachen. Sogenannte Free Movers haben einen anderen Status als Programmstudierende. Under Graduates befinden sich in einer anderen Situation als Studierende in Postgraduierten-Programmen.
In dieser Arbeitstagung wird vor allem auf die Herausforderungen für Studierende aus
Drittstaaten eingegangen. Diese umfassen ein breites Spektrum, das bereits mit der richtigen Studieninformation beginnt und über die Einreise und Zulassung bis zum Studium
und zur Niederlassung reicht. Darüber werden Expert/innen referieren, die in ihrer täglichen Arbeit diese Fragestellungen bearbeiten. Arbeitskreise und Diskussionen geben
auch Gelegenheit, Erfahrungen und Good Practice-Modelle auszutauschen.
Programm
Hauptreferate
Ausländerstudium in der österreichischen Hochschulpolitik zwischen internationalen Verpflichtungen und nationalen Finanzen
Erich Thöni, Vorsitzender des »Runden Tischs Hochschulbildung Global«
Studentische Zuwanderung als Teil einer gesamthaften Migrationskonzeption, Heinz Faßmann, Vizerektor für Internationale Beziehung, Universität Wien
Willkommenskultur – ein Projekt mit vielen Facetten, Eva Werner, Rektorin und Leiterin des Kollegiums der FH Krems
Studienmobilität und ihre Attraktivität vs. Gesetzeshindernisse und ihre Bewältigung: Nachbarlandserfahrungen aus der Slowakei, Michal Fédak, SAIA
Zu Alltagspraktischem werden referieren
Internationale Studierende in Österreich aus Sicht des BMEIA, Sandra Mahmoud, BMEIA (Reise- und Grenzverkehr, Aufenthaltswesen), Wien
Internationale Studierende in Österreich aus aufenthaltsrechtlicher Sicht, Dietmar Hudsky, BMI (Aufenthalts-, Personenstands- und Staatsbürgerschaftswesen), Wien
Alltagserfahrungen in der Zentralstelle und »an der Peripherie«, Heinz Kasparovsky, ENIC NARIC Austria, und Markus Bayer, Unversität Salzburg
Zwei parallele Arbeitskreise am Nachmittag
Internationale Studierende VOR und unmittelbar NACH ihrer Einreise nach Österreich, Vorsitz und Moderation: Peter Gaunerstorfer, OeAD-GmbH
Impulsreferate: Roland Steinacher, Universität Wien, und Heidi Esca-Scheuringer, Fachhochschulkonferenz, Wien
Studentischer Alltag: Hochschulumgebung, Sprache, Kultur, gesamtgesellschaftlicher Kontext, Vorsitz und Moderation: Heinz Kasparovsky
Impulsreferate: Margarete Kernegger, Vorstudienlehrgänge der Wiener Universitäten, und Barbara Tasser, Universität Innsbruck
Abschließend Berichte aus den Arbeitskreisen und Zukunftsempfehlungen.
infopoint
www.hochschulombudsmann.at
30
Marianne Toder
Studierendenwohnheim »GreenHouse«
Das neue OeAD-Gästehaus in der Seestadt Aspern bietet
Unterkunft für 310 Student/innen. Gebaut ist es nach
höchsten ökologischen Standards. Im Sommer steht den
internationalen Studierenden ein Badeteich zur Verfügung.
Die OeAD-WohnraumverwaltungsGmbH eröffnete in
der Seestadt Aspern am 1. März 2015 das neue Gästehaus »GreenHouse«. Anfang August 2012 konnte
das Konsortium aus ÖJAB, WBV-GPA und OeADWohnraumverwaltung den Bauträgerwettbewerb für
sich entscheiden. Danach fiel der Startschuss für den
Bau eines Studentenheims im größten Stadtentwicklungsgebiet Wiens. Bei diesem einzigartigen Projekt
kooperieren erstmals die drei genannten großen
Studentenheimträger miteinander, um ein Studentenwohnheim mit 310 Wohnplätzen zu realisieren.
GreenHouse ist das erste Nearly-Zero-Energy-Studentenheim weltweit.
Sonne – Luft – Erde
© aap.architekten, www.deepinterface.com
Das Wohnheim besteht aus drei Gebäudeteilen, die
nach den drei Energiequellen Sonnenenergie, Windenergie und Geothermie benannt sind. Die drei gemeinnützigen Heimträger-Organisationen vergeben
die Wohnplätze in je einem Gebäudeteil. Die OeAD-Wohnraumverwaltung
hat den Hausteil »Sonne«, die WBV-GPA
den Hausteil »Luft« und die ÖJAB den
Hausteil »Erde«.
Nachhaltigkeit steht an
erster Stelle
Die Namensgebung spiegelt den Passivhausstandard wider. Glasflächen und
Photovoltaikanlagen sind ein klares
Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Grünes
Engagement steht bei allen Bauprojekten der OeAD-Wohnraumverwaltung
an erster Stelle, auf die Ökologie des Gebäudes wird besonders großer Wert gelegt. Das GreenHouse wird seinen eigenen Energieverbrauch aus erneuerbaren
Energiequellen wie z. B. Sonnenenergie
herstellen. Im GreenHouse werden nur
hochenergieeffiziente Geräte ohne
Standby-Energieverbrauch zugelassen.
Energiesparende LED-Lampen mit Bewegungsmeldern und Helligkeitsreglern reduzieren hier den Lichtenergieaufwand auf ein Minimum.
Beim Bau des Gebäudes wurde darauf
geachtet, dass auch Personen mit körperlichen Benachteiligungen einziehen
können: Das gesamte Wohnheim ist
barrierefrei gestaltet. In jedem Stockwerk laden die Gemeinschaftsküchen
zum miteinander Kochen und Plaudern
ein. Weiters sind Musikübungsräume,
Fitnessräume, eine Sauna, ein Veranstaltungs- und Partyraum (hier finden
Sesseln vom alten Rapidstadion eine
zeitlose Verwendung), ein Meditations-
© aap.architekten, www.deepinterface.com
31
Die Ökologie steht beim GreenHouse im Vordergrund. Das ehrgeizige Ziel lautete,
ein Nearly-Zero-Gästehaus zu errichten.
Die Heimleitung wird von der ÖJAB
bereitgestellt und selbst im GreenHouse
wohnen. Für eine besonders freundliche Wohnatmosphäre und gemeinsame Aktivitäten aller jungen Menschen
aus unterschiedlichen Lebenssituationen und Ländern ist also gesorgt.
Gute Öffi-Anbindung
Das GreenHouse ist eines der ersten
Gebäude, das in der Seestadt Aspern
fertiggestellt wurde. Die U2-Endstation
»Seestadt« befindet sich in unmittelbarer Nähe und
ermöglicht den Studierenden, ohne Umsteigen zu den
größten Universitäten Wiens zu gelangen: Die neue
Wirtschaftsuniversität Wien befindet sich bei der Station Krieau im Prater und nur wenig weiter entfernt
liegen Universität Wien und Technische Universität.
Mit dem Zug ist Bratislava für einen spontanen Wochenendausflug in weniger als einer Stunde erreichbar.
Nicht nur das GreenHouse selbst ist lebenswert, auch
die Umgebung wird geschätzt: Ein Badeteich befindet
sich in nur zwei Minuten Entfernung und bietet Abkühlung an heißen Tagen. Der Nationalpark Donauauen ist ein Paradies für Radfahrer/innen und Naturliebhaber/innen und beginnt fast vor der Haustür. Das
GreenHouse steht für neue ökologische Lösungen und
interkulturelles Zusammenleben. Die OeAD-Wohnraumverwaltung heißt alle neuen Bewohner/innen
herzlich willkommen!
Links im Bild:
Außenansicht des GreenHouse.
Rechts im Bild:
Erste Eindrücke der Innenräume
im Studierendenwohnheim in der Seestadt Aspern.
infopoint
www.oead.housing.at
© aap.architekten, www.deepinterface.com
raum, ein Seminarraum, ein Fahrradabstellraum und ein Waschsalon vorhanden. In den warmen Monaten kann
man sich im begrünten Innenhof unter
Obstbäumen sehr gut entspannen.
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Ricarda Motschilnig
EPALE goes Austria
Die Nationalagentur Lebenslanges Lernen im OeAD setzt in
Österreich die neue E-Plattform für Erwachsenenbildung in
Europa, kurz EPALE, um.
Die Europäische Kommission hat mit
EPALE (E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa) eine neue Drehscheibe für europäische Erwachsenenbildung entwickelt. Die mehrsprachige
Plattform mit offener Mitgliedschaft
richtet sich an Lehrende, Trainer/innen,
Forscher/innen, politische Entscheidungsträger/innen sowie an in der Erwachsenenbildung Tätige. Letzten Endes stehen natürlich die erwachsenen
Lernenden als Endbegünstigte im Mittelpunkt. Über EPALE können Sie sich
über Neues im Bereich der Erwachsenenbildungspolitik informieren sowie
mit anderen Expert/innen europaweit
neueste Ansichten, Ideen, Ressourcen und Beispiele bewährter Praktiken
austauschen. Am 15. April 2015 wird
die EPALE-Plattform in Brüssel offiziell
vorgestellt. In den nächsten Jahren wird
sie europaweit weiterentwickelt und
erweitert.
zwischen österreichischen und anderen
europäischen Bildungseinrichtungen
geben.
Österreichische
Koordinationsstelle
In Österreich wurde die Nationalagentur Lebenslanges Lernen im OeAD als
nationale EPALE-Koordinierungsstelle
nominiert, welche zusammen mit der
zentralen Koordinierungsstelle in Großbritannien die Plattform mit aktuellen
Inhalten und spannenden Beiträgen
belebt sowie europaweite Diskussionen
anregt. Die 30 nationalen Koordinierungsstellen konzentrieren sich darauf,
zur Teilnahme an EPALE anzuregen,
weil die Inhalte von Erwachsenenbildungseinrichtungen aktiv mitgestaltet werden sollen. Jede/r kann EPALEMitglied werden und ist aufgerufen,
mit anderen Personen in ganz Europa neueste Nachrichten, Ansichten,
Ideen und Ressourcen auszutauschen. Die Nationalagentur Lebenslanges Lernen wird bei der Umsetzung von EPALE in Österreich alle
wesentlichen Repräsentant/innen einbinden, um alle relevanten
Zielgruppen zu erreichen.
Weiters ist es Aufgabe der nationalen Koordinierungsstellen, EPALE
der Erwachsenenbildungsgemeinschaft in ihren Ländern näherzubringen. Die österreichische Informationsoffensive startet im Frühjahr 2015 mit einem Launch und regionalen Veranstaltungen, u. a. an
typischen »Lernorten« der Erwachsenenbildung. Der Bewerbung von
EPALE bei möglichst vielen Bildungsveranstaltungen, Tagungen und
Messen wird eine hohe Priorität beigemessen. Durch effektive Medienarbeit, Informationsmaterialien, redaktionelle Beiträge sowie
einem EPALE-Österreich-Newsletter soll die Plattform in Österreich
bekannt gemacht werden.
Eine Plattform mit vielfältigen Funktionen
Basierend auf einer im Frühjahr 2014 durchgeführten Umfrage unter
Interessenvertreter/innen in der Erwachsenenbildung (1.914 Personen aus 37 Ländern) wurden Leitprinzipien für die Entwicklung der
Website und den Aufbau der Gemeinschaft erstellt. Die Inhalte auf
EPALE werden anhand fünf wichtiger Themen der Erwachsenenbildung organisiert.
Das Ziel ist es, die Qualität und Bereitstellung von Angeboten für die Erwachsenenbildung in Europa zu verbessern,
einen starken paneuropäischen Erwachsenenbildungssektor aufzubauen und
dafür zu sorgen, dass Fachkräfte und
Multiplikator/innen in der Erwachsenenbildung alle Erwachsenen erreichen
können. EPALE ist daher die neueste
Entwicklung zur Qualitätsverbesserung
von Lerninhalten in der Erwachsenenbildung in Europa. Die E-Plattform soll
die qualitätsvolle Arbeit in der Erwachsenenbildung unterstützen und neue
Impulse zur Förderung des Austauschs
In der Erwachsenenbildung
hilft es, immer den Weitblick
zu haben und zu schauen, was
andere gut machen.
© IHG
E-Plattform für Qualität in der
Erwachsenenbildung
33
© Gianmaria Gava, OeAD
Schreiben im EPALE-Blog: »Warum beim Lernen für ältere
Menschen nicht nur Qualifikationen eine Rolle spielen«
http://ec.europa.eu/epale/de/content/epale_blog_post
Die Themen der Plattform sind:
ÆÆ
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ÆÆ
ÆÆ
Unterstützung für Lernende
Lernumgebungen
Lebenskompetenzen
Qualität
Politik, Strategien und Finanzierung
Diese Funktionen stellt die Plattform zur Verfügung:
ÆÆ EPALE ist eine mehrsprachige Website, wobei
die Hauptseiten in 24 Sprachen verfügbar sind
und wichtige Informationen in den sechs EUHauptsprachen (Englisch, Französisch, Deutsch,
Italienisch, Polnisch und Spanisch) bereitgestellt
werden.
ÆÆ Über die jüngsten Entwicklungen und Trends in
der Erwachsenenbildung berichten der Newsroom und Blogbeiträge. Weiters besteht die
Möglichkeit, einen Newsletter zu abonnieren,
um auf dem Laufenden zu bleiben.
ÆÆ Ein paneuropäischer Veranstaltungskalender
enthält Informationen zu Veranstaltungen im
Bereich Erwachsenenbildung auf europäischer
und nationaler Ebene. Hierzu gehören Konferenzen, Seminare, Workshops, Lehrgänge,
MOOCs und vieles mehr, das für Fachkräfte in der
Erwachsenenbildung von Interesse ist.
ÆÆ Die EPALE-Website bietet demnächst auch eine
formelle und informelle Partner/innen-Suchfunktion, um sich mit anderen Stakeholdern zu
vernetzen, bewährte Verfahren auszutauschen
und gemeinsame Projekte umzusetzen.
ÆÆ EPALE wird ein mehrsprachiges Ressourcenregister zu Informationen über frei zugängliche
Lehr- und Lernmaterialien, bewährte Methoden
etc. bieten sowie interaktive Diskussionsräume
und Foren für den Aufbau von Gemeinschaften
schaffen, die den Austausch von Gedanken und
Praktiken in der Erwachsenenbildung in Europa
ermöglichen.
Wenn Sie Material beitragen möchten, wie z. B.
Artikel, Berichte, Veranstaltungen und Ressourcen,
senden Sie die Informationen bitte per E-Mail an
[email protected]. Nachdem Sie sich als Nutzer/in auf
EPALE registriert haben, können Sie
auch direkt in Blogs schreiben, an Foren
teilnehmen und neue Diskussionen anstoßen.
EPALE ist in sozialen Medien vertreten.
Bitte besuchen Sie uns auf:
ÆÆ Facebook: EPALEÖsterreich,
EPALE.EU
ÆÆ Twitter: EPALEÖsterreich,
EPALE_EU
ÆÆ LinkedIn: ePlatform for Adult
Learning in Europe
infopoint
[email protected]
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Andreas Obrecht
Vom Experiment zum erfolgreich
etablierten Kooperationsprogramm
Das Hochschulkooperationsprogramm APPEAR (Austrian
Partnership Programme in Higher Education and Research
for Development) wurde bis Ende 2020 verlängert.
Am Anfang war APPEAR ein Experiment in Wissenschafts-, Forschungs-, Lehrkooperation und Kapazitätenentwicklung, das von allen Beteiligten mit
Enthusiasmus begonnen wurde und schließlich
durch viel Engagement und Expertise zu einem
institutionell gut verankerten Hochschulkooperationsprogramm weiterentwickelt wurde. Basierend auf der 2009 von der Austrian Development
Agency (ADA) veröffentlichten »Strategie: Hochschulbildung und Wissenschaftskooperation«
wurden die programmatischen Grundsätze und
inhaltlichen Kriterien für eine qualitativ neue Art
der Kooperation zwischen österreichischen Hochschulen bzw. wissenschaftlichen Institutionen und
Universitäten sowie wissenschaftlichen Einrichtungen in den Schwerpunktländern des globalen
Südens festgeschrieben. Das war eine wichtige und
langfristige Weichenstellung in der entwicklungspolitischen Praxis und auch eine neue Herausforderung für den österreichischen tertiären Bildungssektor.
Ein Experiment war APPEAR anfangs vor allem auch
deshalb, weil niemand wissen konnte, ob und in welcher Weise die österreichische Hochschullandschaft
dieses neue Angebot annehmen würde. Immer schon
hatte es von Seiten der österreichischen Universitäten Kooperationen in Entwicklungsländern gegeben,
doch APPEAR stellt das erste systematisch ausgearbeitete und sich thematisch an den Schwerpunkten
der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
(OEZA) orientierende und durch die OEZA finanzierte
© Elke Stinnig | OeAD
SUSFISH (Sustainable Management of Water and Fish Resources) ist ein von APPEAR
gefördertes Projekt in Burkina Faso. Im Juli 2014 fand das abschließende SUSFISHSymposium in Ouagadougou statt.
Programm in dieser Größenordnung
dar, bei dem auch die Länder – eben die
Schwerpunktländer und –regionen –
vorgegeben sind.
Bis Ende 2014 – also in der ersten
Hälfte des bis Ende 2020 laufenden
Programms – langten in insgesamt
vier Calls 124 Anträge für Preparatory
Fundings ein (Projektvorbereitung bis
zu 15.000 Euro), von denen 44 bewilligt wurden, und 109 Anträge zur
Finanzierung einer akademischen Partnerschaft (bis zu 390.000 Euro), von
denen 21 bewilligt wurden. Zudem
konnten in dieser Zeit 21 Master- und
Informationsveranstaltung am 26. März 2015,
16 bis 18 Uhr im OeAD-Haus, Saal 1
Ebendorferstraße 7, 1010 Wien
Programm: Allgemeine Informationen zu APPEAR und
zum 5. Call, wesentliche Neuerungen, Fragerunde
Anmeldung unter www.appear.at bitte bis 20. März
42 PhD-Stipendien für Kolleg/innen
aus den Partnerländern vergeben werden, wobei auch 65 Stipendien aus
dem auslaufenden Nord-Süd-DialogStipendienprogramm von APPEAR
übernommen wurden.
Von den 21 österreichischen Universitäten beteiligten sich insgesamt 18
an den Ausschreibungen und auch die
Fachhochschulen nahmen regen Anteil. Neben dieser breiten institutionellen Streuung gab es bislang auch ein
ausgewogenes Verhältnis sozial- und
naturwissenschaftlicher Schwerpunktsetzungen, wobei in den meisten Projektdesigns inter- bzw. transdisziplinäre methodische Zugänge favorisiert
wurden.
APPEAR adressiert ein zentrales Problem, das aus grundsätzlich schwachen
Infrastrukturen im tertiären Bildungsbereich in »Less« und »Least Developed Countries« resultiert – gleichermaßen hochschulische Forschung, Lehre
und Management betreffend. Kooperative Strategien zur Stärkung der
Kapazitäten von Wissenschaft, Lehre
und hochschulischer Infrastruktur in
ökonomisch schwachen bzw. margi-
nalisierten Ländern werden von der internationalen
Entwicklungspolitik seit geraumer Zeit als effektives
entwicklungspolitisches Instrument zur Armutsbekämpfung und zur Hebung des Lebensstandards
begriffen und eingesetzt.
APPEAR fördert demnach – in Übereinstimmung mit
internationalen Trends – auch neue »Märkte des Wissens«, Arbeitsplätze, weiterführende Projektkooperationen, Einbindung in internationale Forschungsprogramme etc., von denen die Partnerinstitutionen
im »Süden« und ihre jeweiligen Gesellschaften profitieren können. Gleichzeitig ermöglicht APPEAR
österreichischen Wissenschaftler/innen neue Zugänge zu interessanten, partizipativen, entwicklungsrelevanten Aktivitäten in Forschung, Lehre und institutioneller Zusammenarbeit.
Der zielgruppenspezifische Einsatz von Forschung und
Lehre zur Erreichung entwicklungspolitischer Ziele ist
gerade 2015 in einen weltweiten Diskurs eingebettet
– den Übergang von den »Millennium Development
Goals« (MDGs) zu den »Sustainable Development
Goals« (SDGs), die einen ökologischen und ökonomischen Interessenausgleich zwischen den »armen« Ländern und den »Industrieländern« anstreben. Hier zeigt
sich ebenso die Wichtigkeit von APPEAR, das als im
internationalen Vergleich »kleines«, aber »feines« Programm proaktiv an den transnationalen Wissensdiskursen teilnimmt, sei es in Form grenzüberschreitender Öffentlichkeitsarbeit, Programmpräsentationen
oder Konferenzteilnahmen. Besonders
erfreulich war die Tatsache, dass im
Laufe des Jahres 2014 die Austrian
Development Agency (ADA) die Verlängerung des Programms bis Ende
2020 europaweit ausgeschrieben hat.
Aufgrund sinkender bzw. stagnierender Budgetmittel in der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
war das keine Selbstverständlichkeit,
ganz im Gegenteil. Erfreulich auch,
dass sich die Laufzeit der nächsten
Programmphase auf sechs Jahre verlängert hat, dass mit insgesamt 14
Millionen Euro mehr finanzielle Mittel
zur Verfügung stehen als in der vorigen
Periode und dass zu den 13 Partnerländern drei weitere hinzugekommen
sind – nämlich Armenien, Georgien
und Moldau. Die OeAD-GmbH ist in
dem Verfahren als Bestbieter ermittelt
worden und das APPEAR-Team wird
das Programm weiterhin voller Freude
und Engagement betreuen.
infopoint
www.appear.at
© Ana Rosa Camba
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Publikation
Hinter dem Mikro. Österreichische
Starreporter des Sports erinnern sich
Herausgegeben von Martin Gradl und Marie-Christin Lercher,
Mitarbeiter/innen der Nationalagentur, OeAD-GmbH.
Sigi Bergmann, Peter Elstner, Hans Huber, Konstantin Kouloukakos,
Roland Knöppel, Franz Krynedl, Michael Kuhn, Elmar Oberhauser,
Heinz Prüller, Robert Seeger, Erich Weiss, Gerhard Zimmer. Wer kennt
diese Namen nicht? Es sind jene der Berichterstatter zahlreicher sporthistorischer Ereignisse. Es sind die Namen, die jahrzehntelang Stammgäste in den Wohnzimmern der Österreicher und Österreicherinnen
waren. Erst durch ihre Kommentare bekam die Berichterstattung
eine unverwechselbare Identität. Gleichzeitig lebten sie den Traum
zahlreicher Menschen, weil sie in direkten Kontakt mit den Sportstars
traten, sportlichen Großereignissen live vor Ort beiwohnten und aus
aller Welt berichteten. Sie waren aber auch Ansprechpersonen und
Sprachrohr für Sportler/innen und Sportverbände sowie generell
Verkäufer des Markenartikels Spitzensport. In diesem Spannungsfeld
erreichten die Sportreporter hohe Bekanntheit und Beliebtheit,
mussten sich aber immer wieder auch heftige Kritik von verschiedensten Seiten gefallen lassen.
Im vorliegenden Buch stehen diese Sportreporter im Mittelpunkt. Als
roter Faden dienen unvergessene Sportereignisse aus den Jahren
1988 bis 1998, beispielsweise Hermann Maiers Sturz in Nagano
oder Gerhard Bergers Sieg in Monza. Die historische Niederlage der
österreichischen Fußballnationalmannschaft gegen Färöer und
Thomas Musters Sieg in Paris dürfen dabei ebenso wenig fehlen wie
die Erfolgsgeschichten von Austria Salzburg und Rapid im FußballEuropacup.
Mit einem Vorwort von ORF-Sportchef Hans Peter Trost und anstelle
eines Nachworts Gedanken zum Beruf des Sportreporters von Teddy
Podgorski.
Hinter dem Mikro
Hrsg. Martin Gradl, Marie-Christin Lercher
ISBN: 978-3-902480-87-3, EGOTH-Verlag
224 Seiten, Preis: 24,90 Euro
Erhältlich im guten Buchhandel
Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: OeAD (Österreichische Austauschdienst)-Gesellschaft mit beschränkter Haftung | Austrian Agency for International Cooperation in Education and Research (OeAD-GmbH) | 1010 Wien, Ebendorferstraße 7 | Sitz: Wien | FN 320219 k | Handelsgericht Wien | Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Eva Müllner, KIM – Kommunikation, Information, Marketing | Schlussredaktion: Rita Michlits | Mitarbeiter/innen dieser Ausgabe:
Hanna Bakalar, Michael Dippelreiter, Martin Gradl, Franz Gramlinger, Hubert Dürrstein, Ricarda Motschilnig, Rudolf Müllner, Andreas Obrecht, Ursula Panuschka, Molly Roza, Petra Siegele, Nina Szogs, Wolfgang Stockinger, Marianne Toder, Otmar
Weiß, Melanie Wetzer, Renate Zimmer, | 1010 Wien | Ebendorferstraße 7 | T +43 1 534 08-0 | F +43 1 535 08-999 | [email protected] | www.oead.at | Grafisches Konzept: Fineline, graphic-design & typography, 1040 Wien | Layout: Eva Müllner | Fotos:
Wenn nicht gesondert vermerkt, im Eigentum der OeAD-GmbH, Coverfoto: © Robert Ratzer | Druck: Gerin, 2120 Wolkersdorf | Finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft | Hinweis: Namentlich
gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider und müssen sich nicht mit der des Herausgebers decken | P.b.b. | Erscheinungsort Wien | Verlagspostamt 1010 Wien | GZ: 02Z032 994M | Wien, März 2015
Offenlegung gemäSS § 25 Mediengesetz: Unternehmensgegenstand: Unternehmensgegenstand ist die Durchführung von Maßnahmen der europäischen und internationalen Kooperation im Bereich der Wissenschaft und Forschung
sowie der Erschließung der Künste, der Hochschulbildung, der Bildung und der Ausbildung (§3. (2) OeAD-Gesetz) | Geschäftsführer: Hubert Dürrstein | Prokurist: Stefan Zotti | Mitglieder des Aufsichtsrates: Elmar Pichl, Hanspeter Huber,
Botschafter Martin Eichtinger, Gottfried Schellmann, Heinz Fassmann, Kurt Koleznik, Malies Krainz-Dürr, Barbara Sporn, Franz Salchenegger, Verena Katscher, Bernhard Muzik, Alexandra Wagner | Die OeAD-GmbH steht zu einhundert
Prozent im Eigentum des Bundes (§1.(2) OeAD-Gesetz) | Grundlegende Richtung: Information zu Bildungsmobilität & Bildungskooperation – national und international.