Politischer Rechenschaftsbericht des Bundesvorsitzenden der FDP auf dem 66. Ord. Bundesparteitag am 15. Mai 2015 in Berlin Im Dezember 2013 haben wir uns genau hier getroffen. Nichts war uns damals sicher – außer vielleicht das Mitleid der Wohlmeinenden und der Spott unserer Gegner. Hier haben wir unsere Trauerarbeit beendet. Hier haben wir uns von Ängstlichkeit befreit und den Mut zur Erneuerung gefasst. Von hier aus haben wir uns auf einen Weg gemacht, von dem wir wussten, dass er lang und steinig und voller Widerstände sein würde. Erwartet wurde, dass wir uns zerstreiten – das überlassen wir anderen. Diese Partei hat sich gesammelt. Erwartet wurde, dass wir schrill werden – das überlassen wir anderen. Diese Partei hat auch außerhalb des Deutschen Bundestages ihre Seriosität behalten. Erwartet wurde, dass wir die Orientierung verlieren – das überlassen wir anderen. Diese Partei hat eine Antwort gegeben, warum es Freie Demokraten mehr denn je braucht: In einer Zeit, in der der Einzelne bürokratisiert, bevormundet, abkassiert und auch bespitzelt, also klein gemacht wird, da wollen wir den Einzelnen wieder groß machen – und nicht den Staat. Weil wir den Menschen und ihrem Können vertrauen, glauben wir, dass Deutschlands beste Tage noch kommen. Wir machen diesen Optimismus zu unserem Antrieb – das ist „German Mut“. Heute können wir sagen: Eine erste Stabilität ist erreicht. Nicht mehr – aber eben auch nicht weniger. Unser Fundament ist wieder gefestigt. Auf ihm werden wir jetzt aufbauen. Wir haben aus Niederlagen gelernt, auf unsere innere Überzeugung zu vertrauen und konzentriert an die nächsten Aufgaben zu gehen. So wie wir mit Niederlagen umgegangen sind, so werden wir jetzt auch mit ersten Erfolgen umgehen: Wir wollen also heute nicht darüber jubeln, was wir erreicht haben. Wir werden zeigen, was wir uns noch vorgenommen haben. Dieser Parteitag ist keine Siegesfeier, sondern ein Parteitag der Substanz! Ihm liegen über 80 Anträge vor. Das Antragsbuch umfasst über 300 Seiten. Lassen wir andere sich mit unseren kreativen Kampagnen beschäftigen – und spekulieren, was uns noch einfällt... Wir hingegen beschäftigen uns mit unseren Antworten in der Sache. Finanzen und Organisation Unmittelbar nach der Niederlage bei der Bundestagswahl war klar, dass die erste Aufgabe in der Konsolidierung von Finanzen und Organisation liegen würde. Das Defizit im Haushalt der Bundespartei betrug 2013 gut 4,5 Millionen Euro. Deshalb hatte ich Dr. Hermann Otto Solms noch am Wahlabend gebeten, aus seinem politischen Ruhestand wieder in den aktiven Dienst zurückzukehren. Als erfahrener Ratgeber und Bundesschatzmeister ist er mir, ist er für die Zukunft der Freien Demokraten unverzichtbar. 1 Hermann Otto Solms, Walter Eschweiler, und unser Bundesgeschäftsführer Marco Buschmann, der mit spitzen Bleistift und höchster organisatorischer Kreativität das Thomas-Dehler-Haus führt, haben die Finanzen der Bundespartei neu aufgestellt. Im Jahr 2014 haben wir einen Überschuss von einer Millionen Euro erzielt. Bei der Bundestagswahl 2017 werden wir wieder dasselbe Budget einsetzen können wie als Regierungspartei 2013. Das ist eine erstaunliche Management-Leistung. Wir beweisen, dass wir im eigenen Haus das umsetzen können, was wir dem Staat empfehlen: mit weniger Mitteln besser wirtschaften! Beteiligung der Basis Im Dezember 2013 haben wir angekündigt, die Formen der innerparteilichen Arbeit zu modernisieren. Freie Demokraten setzen auf das Können eines jeden Einzelnen. Wir wollen den Einzelnen groß machen – also fangen wir damit in unserer eigenen Organisation an. Unsere Generalsekretärin Nicola Beer hat sich mit großem Fleiß und der ihr eigenen Leidenschaft dieser Schlüsselaufgabe gewidmet. Wir haben begonnen, eine Themen-Agenda zu entwickeln, um die Bundesfachausschüsse in aktuelle programmatische Projekte einbinden zu können. Wir haben neue Veranstaltungsformate entwickelt, wie etwa beim Freiheitskonvent, um vom „Frontalunterricht“ stärker in den Dialog miteinander zu kommen. Und unter Nicolas Ägide haben wir vor allem mit inzwischen drei Mitgliederumfragen zum Leitbild, zu Beteiligungsformen und zu konkreten programmatischen Projekten zehntausende unserer Mitglieder in der ganzen Breite einbezogen. Deshalb können wir morgen einen Leitantrag beraten, in dessen Formulierung stärker als jemals zuvor das Votum der Basis schon eingeflossen ist. In Abgrenzung zum Chaos der Piratenpartei und der AfD, die sich ja zukünftig nach dem Führerprinzip organisieren will, zeigen wir einen neuen Weg. Wir wissen: Eine Partei ist stark, wenn ihre gewählte Führung und die Parteibasis nicht gegeneinander arbeiten – sondern miteinander! Teamwork im Präsidium In Präsidium und Bundesvorstand haben wir von Dezember 2013 an intensiv die Gründe für unsere Niederlage analysiert und Schlussfolgerungen gezogen. Ganz offen und ohne taktische Reserven. Wolfgang Kubicki hat die Runde mit seiner zuspitzenden Art immer vor zu schnellen Festlegungen und einfachen Antworten gewarnt. Von seiner langen parlamentarischen Erfahrung haben wir alle profitiert. Er könnte eigentlich sagen, dass er in Politik und Beruf alles schon erreicht hat. Dennoch reist er enorm viel durch die Republik. Ich glaube, Wolfgang, Du siehst den Schwarzwald inzwischen öfter als die Kieler Förde. Eines kann man sagen, wo im Wahlkampf vorne ist, da ist Wolfgang. Neulich in Bremen hat er im Kampagne-Modus sogar einen Bus voller Damen gestürmt, um diese dringend zur Wahl der FDP anzuhalten. Am Ende seiner politischen Ausführungen mussten die restlos überzeugten Damen ihm nur leider beibringen, dass sie aus Niedersachsen kämen und somit kein Wahlrecht hätten... Demnächst schicken wir Wolfgang nicht mehr ins ganze Land, sondern lieber die Busse zu Wolfgang nach Kiel. Marie-Agnes Strack-Zimmermann kam im Dezember 2013 als Kommunalpolitikerin ganz neu in das Präsidium. Wir müssen neuen Persönlichkeiten mit neuen Akzenten eine Chance geben – 2 das ist unverändert mein Plan. Es tut unseren Beratungen gut, dass eine aktive kommunale Mandatsträgerin aus der Praxis berichten kann. Das sichert Bodenhaftung – so wie zuletzt in der Debatte um Flüchtlingspolitik. Da haben Sie sogar eine Demonstration vor dem Bundesfinanzministerium organisiert und dort ausgeharrt, bis Sie einen Verantwortlichen angetroffen haben. Liebe Freunde: Das zeigt Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat einen langen Atem – und nicht nur einen langen Namen. Uwe Barth kann heute aus familiären Gründen nicht bei uns sein. Er kandidiert heute nicht wieder, weil er den Schwerpunkt im Moment auf Beruf und Familie legen will. Deshalb danken wir ihm von hier aus für seine Mitarbeit. Mich schmerzt sehr persönlich, dass wir momentan in keinem ostdeutschen Landtag vertreten sind. Ein Teil meiner Familie wohnt in Cottbus. Ausgerechnet dort, wo die Menschen vor 25 Jahren für ihre Freiheit demonstriert haben, gibt es in den Parlamenten keine Stimme der Freiheit mehr. Stattdessen stellen jene, die die Menschen damals bei der friedlichen Freiheitsrevolution verjagt haben, wieder einen Ministerpräsidenten. Weil die FDP Jahrzehnte für die Deutsche Einheit gekämpft hat, ist es heute unsere Pflicht, den Anspruch der FDP als eine gesamtdeutsche Partei zu verteidigen – als erstes in Sachsen-Anhalt im Frühjahr 2016! Frank Sitta, Ihr könnt Euch auf uns verlassen! Der Stuhl der sächsischen FDP in Bundesvorstand war leider seit Monaten verwaist. Wir haben die sächsischen Freunde in unserer Mitte vermisst. Ich freue mich umso mehr, dass Holger Zastrow erklärt hat, dass er jetzt wieder im Präsidium mitarbeiten will. Die FDP ist eine Partei voller Individualisten und voller Vielfalt. Diese Vielfalt ist nicht unsere Schwäche, sondern unsere Stärke. Aber wir haben alle gelernt: Alleine werden wir geschlagen, nur gemeinsam sind wir stark – willkommen zurück! Der 13. März 2016 wird ein Meilenstein unseres Wiederaufstiegs sein. Das wussten wir von Beginn an. Deshalb hat das Wort von Michael Theurer und Dr. Volker Wissing, den Landesvorsitzenden von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, im Präsidium auch besonderes Gewicht. Michael Theurer ist es gegeben, gleichzeitig die Gesamtübersicht eines Europaabgeordneten mit der – wie er selbst sagt – Graswurzelperspektive eines ehemaligen Horber Oberbürgermeisters einzunehmen – und ihm wird dabei nicht schwindlig. Du hast Würze in unsere Debatten gebracht! Die Finanzpolitik ist für die FDP unverändert ein Schwerpunktthema, das im Präsidium Volker Wissing vertritt. Volker arbeitet im Ehrenamt. Als Landesvorsitzender und als ChefFinanzpolitiker. Beides mit atemberaubendem Einsatz und Substanz: zu allen aktuellen Fragen voll im Film – davor kann man nur den Hut ziehen! Das Präsidium wäre nicht komplett ohne Christian Dürr, der für die Verzahnung mit den Landtagsfraktionen sorgt, und Alexander Graf Lambsdorff, der unsere Brücke ins Europäische Parlament und die Welt ist. Ihr seid nicht vom Bundesparteitag ins Präsidium gewählt, sondern kooptiert – aber man merkt es Eurem Engagement nicht an. Gemeinsam haben wir anderthalb Jahre gearbeitet. Die Zusammenarbeit in diesem Präsidium war so von Vertrauen, Humor und Teamwork geprägt, wie ich es in einem politischen Führungsgremium noch nicht kannte. Ich bin aus der Vergangenheit belehrt: Ein politisches Führungsgremium lebt von der Vielfalt – aber für eine Partei ist der unversöhnlich-feindlich ausgetragene Konflikt der Tod. Deshalb will ich dahin nie wieder zurück. 3 Es war mir eine Ehre und Freude zugleich mit Euch zusammen zu arbeiten. Herzlichen Dank – ich würde gerne mit Euch weitermachen! Leitbild und Klarheit Im vergangenen Jahr haben wir uns in einem breit angelegten Prozess unserer Grundwerte, und unserer Tradition und der Erwartungen an eine liberale Partei vergewissert. Es gab Ratschläge. Wir müssten so werden wie 1969 – und dies im Jahr 2015. Andere empfahlen uns einen Wettbewerb, wer einen angeblichen Platz rechts der Union einnehmen könnte. Diese Ratschläge haben wir nicht angenommen: Wir sind nicht einen Zentimeter den Euro-Hassern nachgelaufen, wir haben früher als andere den ressentimentgeladenen Charakter der Pegida-Bewegung erkannt, wir haben nicht unsere staatpolitische Verantwortung dem kurzfristig populären Putin-Verständnis geopfert. Ich bin stolz auf diese Freien Demokraten, die auch in ihrer dunkelsten Stunde nicht einer Versuchung erlegen sind, ihre innere Liberalität für einen raschen Applaus zu verraten. Deshalb werden wir aus dieser Prüfung gestärkt hervorgehen: Mehr Chancen durch mehr Freiheit – das ist das liberale Leitbild für unser Land. Weil wir wissen, dass unserem Land nicht eine weitere Kraft des Opportunismus fehlt, sondern die Stimme der Freiheit. Nicht jeder in Deutschland teilt unser Verständnis. Aber Millionen tun es. An sie wenden wir uns. Nach wie vor gilt: Die FDP muss nicht fürchten, für das bekämpft zu werden, wofür wir stehen. Die FDP muss nur fürchten für nichts zu stehen! Europa Die Parteitagsregie hat den Bundesvorsitzenden streng angehalten, sich an die Choreographie zu halten am Freitag noch keine politisch-programmatische Rede zu halten. Der Bundesvorsitzende ist folgsam, weitgehend. Deshalb sei mir gestattet, zumindest zu einem inhaltlichen Punkt heute schon Stellung zu beziehen. Denn ich habe die Sorge, dass die Fliehkräfte in Europa zunehmen. Großbritannien dringt nach der Unterhauswahl auf Vertragsänderungen in Europa. Großbritannien ist kein und war nie ein unkompliziertes Mitglied der Europäischen Union. „I want my money back“, hat Maggie Thatcher einst gesagt. Die Briten achten auf ihr Geld. Sie sind skeptisch gegenüber Zentralismus. Sie schätzen Individualismus und Marktwirtschaft. Gerade deshalb muss die EU-Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs ein deutsches Anliegen sein: Denn die Achsen Europas dürfen sich nicht weiter von Freiheit und Marktwirtschaft zum bürokratischen Interventionismus verschieben. Ich bin für einen offenen Dialog mit den Briten. Ja, es ist Zeit für einen Dialog über die Zukunft Europas und seine Strukturen. Denn nicht alle Kritikpunkte sind unbegründet. Europa wird nicht schwächer, wenn es bestimmte Fragen wieder in die Hände der Mitgliedstaaten zurückgibt, um sich den großen Aufgaben umso bestimmter zu widmen. Eine rote Linie muss es aber geben: Wer die Freizügigkeit in Europa einschränken will, der zerstört die größte Errungenschaft des Einigungsprozesses – den Binnenmarkt. Die Wahl des Arbeits- oder Studienplatzes in Europa, grenzüberschreitende Geschäfte – das ist europäische Freiheit im Alltag. Sie dürfen wir uns von niemandem nehmen lassen. 4 2010 und 2012 haben wir Europa zusammengehalten. Kurz nach der Lehman-Krise drohte der ökonomische und politische Zusammenbruch. Schon damals haben manche „Alternative“ von einem Nord- und einem Süd-Euro gesprochen. Frankreich und Deutschland wären nicht mehr in einer gemeinsamen Währungszone gewesen. Heute muss sich Europa, muss sich die Herrschaft des Rechts gegenüber einer neoimperialen Politik von Wladimir Putin behaupten. In welcher Lage wären wir, wenn Rivalitäten zwischen Deutschland und Frankreich gäbe? Diejenigen, die leichtfertig in Kauf genommen hätten, dass Deutschland und Frankreich wieder unterschiedliche Wege in Europa gehen, wurden binnen fünf Jahren vor der Geschichte als verantwortungslos entlarvt. Wir haben damals richtig entschieden. Wir haben eine Strategie „Solidarität gegen Reformen“ mitgeprägt. Sie hat sich als erfolgreich bewährt. Deshalb muss sie konsequent fortgesetzt werden – auch und gerade im Fall Griechenlands. In Griechenland waren ja erste Erfolge sichtbar. Die Regierung Tsipras hat sie zunichte gemacht. Er hat seinem Volk unerfüllbare Versprechungen gemacht, die er jetzt von Europa bezahlen lassen will. Laufende Verpflichtungen zahlt er mit Notfallhilfen, die für Naturkatastrophen vorgesehen sind. Damit führt er sein Land tiefer in die Krise zurück. Wir können nur auf Einsicht hoffen. Wenn die griechische Regierung sich aber weiter aus der Verantwortung stehlen will, dann kann es keine Hilfen geben – dann würde Griechenland sich selbst aus dem Euro verabschieden. Das wäre riskant, aber dafür haben wir Institutionen geschaffen. Riskanter als der Grexit wäre ein Verbleiben Griechenlands im Euro unter den falschen Bedingungen – denn ein falscher Rabatt für Tsipras wäre das Konjunkturprogramm für alle Linkspopulisten in Europa. Deren Programme ähneln sich. Verstaatlichung, Umverteilung und Enteignung, Abschottung von Märkten, Globalisierungskritik – das hat man auch aus Südamerika so schon gehört. Das ist kein Zufall. Der Podemos-Gründer in Spanien hatte ja auch Hugo Chavez in Venezuela beraten. Die Ergebnisse dieser Politik sind in der Praxis zu besichtigen: aus Basisdemokratie wurden autoritäre Regime, die Menschen stöhnen unter Hyperinflation und Verelendung. Unser Bestehen auf marktwirtschaftlicher Politik ist eine moralische Verpflichtung, weil man den Menschen ihre falschen Wohltäter zeigen muss! Europa hat diesen Weg der marktwirtschaftlichen Erneuerung verlassen. Das Fanal war die Rente mit 63: Weil Deutschland seine Überzeugungen aus kurzfristigen Abwägungen verraten hat, ist der Stabilitätskurs in Europa insgesamt in Frage gestellt. In die Bresche ist die Europäische Zentralbank gesprungen. Mit ihrer Niedrigzins-Politik und dem gigantischen Ankaufprogramm von Anleihen. Über den Zins für Staatsanleihen kann man solide und unsolide wirtschaftende Länder nicht mehr unterscheiden. Wir profitieren von dem niedrigen Außenwert des Euro, aber vernachlässigen darüber die wirkliche Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Diese Politik ist nicht nachhaltig. Ich bin überzeugt: Die Europäische Zentralbank muss umdenken, weil die Politik die gekaufte Zeit nicht nutzt. Sie muss Regierungen und Märkte auf höhere Zinsen vorbereiten. Und sie muss ihr Ankaufprogramm für Anleihen aussetzen. Nicht, weil es nicht erfolgreich ist, sondern weil es zu erfolgreich ist. Die Lirafizierung des Euro muss gestoppt werden, damit die Reformpolitik in Europa wieder aufgenommen wird. 5 Hamburg In Hamburg haben wir uns mit Katja Suding erstmals mit unserem erneuerten Profil einer Wahl gestellt. In Themen und Stil waren das erstmals die Freien Demokraten. Bildung als Bürgerrecht, Weltoffenheit, marktwirtschaftliche Vernunft – und ein neues Vertrauen in die Schaffenskraft dieser Gesellschaft: Katja Suding hat all das in schwierigstem Umfeld vertreten und glaubwürdig ausgestrahlt. Katja, Du bist die Eisbrecherin der Freien Demokraten. Und das werden wir Dir nie vergessen! Im Dezember 2013 stand hier noch die Frage im Raum: Machete oder Florett? Der Wahlkampf in Hamburg hat uns einen besseren, dritten Weg gezeigt: nämlich nicht gegen etwas oder jemanden zu streiten, sondern für etwas – für den Mut zum Optimismus! Hamburg war der erste Landesverband, der das Angebot der Bundespartei zur Zusammenarbeit angenommen hat. Wir haben den Wahlkampf gemeinsam getragen, in freundschaftlicher Abstimmung. Aus der ganzen Republik sind Mitglieder in den Norden gereist, um gemeinsam für freisinnige Politik zu demonstrieren. Wir haben erstmals einen Wahlkampf zu Projekt der gesamten Partei gemacht: In Hamburg hat Katja Suding gewonnen – aber mit ihr alle Freien Demokraten in Deutschland! Bremen Am vergangenen Wochenende haben wir uns von ganzem Herzen mit Lencke Steiner und unseren Freunden in Bremen über ihren Erfolg gefreut. Wer, außer uns, hatte dort an den Erfolg geglaubt? Er ist der Beweis, dass Hamburg keine Zufallsepisode war, sondern dass wir Menschen mit unseren Themen wieder erreichen können. Lencke ist eine Quereinsteigerin in die Politik. Eine mittelständische Familienunternehmerin. Die Vorsitzende des Bundesverbandes der Jungen Unternehmer zudem. Mancher Wettbewerber hat sich spöttisch über sie geäußert: Die FDP habe ja nur eine Quereinsteigerin... Das unterscheidet uns von denen: Wir betrachten es nicht als Makel, wenn außerhalb der Politik engagierte Persönlichkeiten Partei für ihre Überzeugungen ergreifen. Es ist das Verdienst unseres Landesvorsitzenden Hauke Hilz und des Landesverbandes in Bremen, diese Aufstellung ermöglicht zu haben. Denn die Politik muss ihr Silodenken überwinden, sie braucht mehr Quereinsteiger wie Lencke Steiner. Sagen wir es heute allen: Ihr freiheitsliebenden Menschen in der Republik, hier bei uns seid Ihr als Mitstreiter willkommen! Übrigens, der Spitzenkandidat jener „Alternative für Deutschland“ hat Lencke vorgeworfen, sie sei ja eine Lobbyistin. Eine Lobbyistin für den Mittelstand. Die Rechtspopulisten meinen also, Politik für den Mittelstand sei Lobbyismus. Wir Freie Demokraten dagegen sind überzeugt: Politik für den Mittelstand ist Politik für die nachhaltige Innovationskraft unsere Landes und für sichere Arbeits- und Ausbildungsplätze. Lencke, wir freuen uns, ein weitere starke Stimme in unserem Reihen zu haben, die genau dafür steht. Ehrenamt Unser Partei und auch die beiden Wahlkämpfe wären nicht denkbar ohne Mitglieder, die ohne Bezahlung, aber mit viel Enthusiasmus für unsere Werte arbeiten. Stellvertretend für viele will ich einen nennen: Er ist mit mir vor 15 Jahren erstmals in den Landtag von Nordrhein-Westfalen eingezogen. Er hat dann hohe Staatsämter übernommen und als Staatssekretär im Innenministerium gedient, 6 dort Gesetzentwürfe verantwortet und eine der größten Behörden unseres Landes geleitet. 2010 ist er an die Parteibasis zurückgekehrt. Karl-Peter Brendel hat in erst in Hamburg und dann in Bremen über viele Wochen ohne Honorar, aber dafür mit Humor die Landesgeschäftsstellen verstärkt. Als Ratgeber, Anpacker und Mutmacher - der zur Not auch schon mal den Glühwein in einer Kaffeetasse in der Mikrowelle erwärmt, wenn es für den Wahlkampf nötig ist. Lieber Peter, der Ehrentitel „Parteisoldat“ ist für Dich erfunden worden. Wir alle, die wir in der Spitze für die Freien Demokraten Politik machen, wir stehen auf Deinen und den Schultern der vielen anderen, die sich in ihrer Freizeit für unsere gemeinsame Sache einsetzen. Unsere Stärke liegt in Eurer Überzeugung. Gemeinsame Kraftanstrengung Diesen Weg wollen wir weitergehen. Noch entschiedener. Deshalb haben sich Präsidium und Bundesvorstand entschlossen, diesem Parteitag einen Vorschlag zur Satzungsänderung vorzulegen. Wir wollen auch in die kommenden Wahlen gemeinsam gehen und unsere Verbände im Wahlkampf unterstützen – so wie in Hamburg und so wie Bremen. Dazu müssen wir die Möglichkeiten der Gesamtpartei mobilisieren. Wann, wenn nicht jetzt sind wir dazu gefordert? Ich bin überzeugt: Unsere Stärke wächst mit unserer Gemeinsamkeit! Bei dieser Satzungsänderung geht es nicht nur um finanzielle Operationen. Dahinter steht mehr. Diese Partei hat sich in den vergangenen 18 Monaten verändert. Es ist ein Gefühl von Gemeinschaftsgeist, von Freundschaft gewachsen. Wenn wir heute diese Investitionsumlage beschließen, dann stärkt das nicht nur unsere Landesverbände im Wahlkampf. Es wäre auch ein unübersehbares Signal, dass sich alle Freien Demokraten wie eine Frau und ein Mann hinter dem Ziel versammelt haben, der Stimme der Freiheit wieder politisches Gewicht zu geben. Uns fordern bald neue Aufgaben und neue Prüfungen. Geben wir uns keiner Illusion hin: Unser Weg zurück ins Zentrum der politischen Auseinandersetzung wird auch neue Widerstände bringen. Mit wachsendem Erfolg werden wir wieder ein Faktor in der Machtarithmetik dieser Republik. Jene Gegner, die uns bisher ignoriert haben, werden uns neu ins Visier nehmen. Es werden Angriffe vorgetragen werden. Wir können noch nicht wissen, wogegen oder gegen wen von uns. Deshalb will ich bekräftigen, was ich im Dezember 2013 gesagt habe: Wer einen von uns angreift, bekommt es mit allen Freien Demok raten zu tun! Wir haben unsere Organisation konsolidiert, unsere Identität geklärt, unseren Stil geändert und unsere Kräfte gesammelt. Die ersten Erfolge zeigen: Die Richtung der Erneuerung, sie stimmt. Sie werden wir nicht verändern. Von heute an aber erhöhen wir das Tempo! 7
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