Predigt 11

Predigt vom 12. April 15 Esther 1 Mit Esther geistlich wachsen
Neue Predigtreihe innerhalb „ganzheitlich glauben“ 4 Sonntage zum atl. Buch Esther,
mit Esther geistlich wachsen
Heute geht es um Esther selbst, nächsten Sonntag um ihren Pflegevater Mordechai, danach um Haman und am 4. Sonntag schliessen wir diese Reihe ab.
Wir gehen gemeinsam auf eine Reise und werden einige Schätze entdecken! Lest doch
dieses Buch mal für euch zuhause durch, es hat nur 10 Kap und ist spannend wie ein
Krimi!
Karte von Persien mit Susa (Hauptstadt des Perserreiches), heute Iran, 1‘500 km von Jerusalem entfernt, ein riesiges Weltreich!
Das Buch Ester schildert ein Stück Geschichte aus dem Leben der Juden, während sie im
Exil in Persien (vorher Babylon) lebten um 480 v.C.. Diese bemerkenswerte Geschichte ist
der Beweis dafür, dass Gott sein Volk nicht vergessen hatte und einige Jahre später unter
Esra und Nehemia wieder nach Israel zurückführte.
Aufbau des Buches (4 Teile)
Wer war Esther? Eine mutige Frau, die mit Gottes Hilfe ihr jüd. Volk rettete und die Vernichtungspläne des bösen Haman verhinderte.
Ihre Geschichte findet sich in einem atl. Buch der Bibel, das keinem anderen gleicht. Vielen ist dieses Buch ein Rätsel, denn es scheint aus dem biblischen Rahmen zu fallen. Der
Name Gottes kommt kein einziges Mal vor; aber doch ist Gott jeden Augenblick präsent.
Es gibt 5 Hauptdarsteller und der Regisseur ist Gott, der hinter den Kulissen die ganze
Zeit kräftig am Wirken ist und alles in seiner Hand hält.
Ich stelle euch die 5 Hauptdarsteller kurz vor:
Der mächtige persische König Ahasveros (Xerxes) griech, regierte von 485-465 v.C.
1,1-2 Zu der Zeit, als Xerxes König von Persien war, gehörten zu seinem Reich 127 Provinzen; sein Herrschaftsgebiet erstreckte sich von Indien bis nach Äthiopien. Er regierte von
der Burg Susa aus.
Zu der Zeit, in der die Geschichte Esters beginnt, sass Xerxes erst im dritten Jahr auf seinem
Thron Es gab zu jener Zeit keinen mächtigeren Mann auf der Erde als den Perserkönig Xerxes (Ahasveros).
Königin Wasti, die mutige Frau, die verstossen wurde, weil sie sich dem Befehl des Königs widersetzte und dadurch erst Esters Weg ermöglichte…
Der König gab ein 180 Tage dauerndes Bankett: Sechs Monate lang wurde die Pracht und
Macht des Königs zur Schau gestellt:
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1,3-4 In seinem 3. Regierungsjahr gab er ein rauschendes Fest für seine hohen Beamten
und Würdenträger. Eingeladen waren die Heerführer von Persien und Medien, der Hofadel
und die Statthalter der Provinzen. Sechs Monate lang stellte Xerxes die unvergleichliche
Pracht seines Königreichs und seine große Macht zur Schau.
Die Pracht dieser Umgebung muss atemberaubend gewesen sein. Seine Gäste durften so
viel essen und trinken, wie sie wollten. Es wurde viel Wein getrunken. Aber die Königin fehlte:
1,9 Königin Wasti gab im Inneren des Palasts ein Fest für die Frauen.
Doch dann geschah etwas Unvorhergesehenes. Es war einer jener Dreh- und Angelpunkte,
die alles ändern:
1,10-11 Am siebten Tag des Festes, als der König vom Wein angeheitert war, rief er die
sieben Eunuchen zu sich, die ihn persönlich bedienten: Mehuman, Biseta, Harbona, Bigta,
Abagta, Setar und Karkas. Er befahl ihnen, die Königin zu holen, geschmückt mit dem königlichen Diadem. Denn er wollte seinen obersten Beamten und allen Gästen zeigen, wie
wunderschön sie war.
Unausweichlich hatte all dieser Rummel zum Exzess geführt, zu Fressen und Saufen. Inzwischen war der König betrunken. Und während er in diesem betrunkenen Zustand war, entschied er, dass er mit einem noch ganz anderen Prunkstück angeben wollte, mit der körperlichen Schönheit seiner Königin. Er befahl, dass man sie in die Banketthalle hole…
1,12 Doch Königin Wasti weigerte sich, der Aufforderung des Königs zu folgen. Da packte
den König der Zorn.
Es kommt zu einer Überreaktion des Königs, Wasti wird verstossen und man sucht junge
Frauen für den König, damit er eine neue Königin auswählen kann.
Wir wissen nicht viel über Königin W, aber doch das eine, dass sie eine willensstarke Frau
mit eigenständigem Denken war, die sich nicht scheute, sich den Wünschen ihres betrunkenen Mannes, des Königs, entgegenzustellen. Schliesslich ist es ihre Willensstärke, die
den Konflikt in dieser Geschichte auslöst.
Esther (jüd. Hadassa)
2,7 Mordechai hatte eine Kusine namens Hadassa, die auch Esther genannt wurde. Ihre
Eltern lebten nicht mehr, deshalb hatte Mordechai sie als Pflegetochter angenommen. Sie
war sehr schön, und ihre Gestalt war besonders anmutig.
Ester, der persische Name dieser jungen Frau, bedeutet „Stern“. Das scheint angemessen
zu sein, da sie wirklich die Hauptdarstellerin und die Heldin dieser Geschichte ist, die eine
grosse Ausstrahlung hat, nicht nur ein Sternchen, sondern ein leuchtender Stern!
Mordechai ihr jüdischer Pflegevater (Onkel, Cousin?) eine starke Persönlichkeit mit Profil
 sep. Predigt! 19.4.
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2,5-6 In der Residenz Susa wohnte ein Jude namens Mordechai aus dem Stamm Benjamin.
Er war ein Nachkomme von Jaïr, Schimi und Kisch. Mordechais Vorfahren befanden sich
unter den Gefangenen, als König Nebukadnezar damals König Jojachin von Juda und einen
Teil der jüdischen Bevölkerung nach Babylonien verschleppte.
Haman, der Bösewicht mit dem schnellen Aufstieg und dem tiefen Fall, Betrug, weil M
ihm nicht die Ehre gab, wollte er das ganze Perserreich von den Juden säubern, solche
Hass-Aktionen gegenüber den Juden gab es auch später immer wieder… (seine Abstammung siehe Predigt Dany)  sep. Predigt 26.4.!
Ein reicher und einflussreicher Offizier am Hof des Königs. Er hat die zweithöchste Position
im Königreich inne dank der Beförderung durch den König.
3,1 Einige Zeit später gab König Xerxes einem Mann namens Haman die höchste Stellung
am Königshof.
Soweit die 5 Hauptpersonen der Geschichte.
Einige Lektionen, die wir von Ester lernen können, um geistlich zu wachsen:
1. Esther ist lernfähig (und blieb es auch!)
2,10 Ihre jüdische Abstammung verschwieg Esther; so hatte es ihr Mordechai eingeschärft.
Ester sagte am pers. Königshof niemandem, dass sie Jüdin war. Warum nicht? Weil M sie
angewiesen hatte, es so zu halten. Sie wusste weit mehr, als sie erzählte. Sie konnte ein
Geheimnis für sich behalten.
2,20 Esther hatte niemandem erzählt, dass sie Jüdin war, weil Mordechai es ihr verboten
hatte. Sie befolgte seine Anweisungen wie früher, als sie noch seine Pflegetochter war.
Ester gab nicht an, mit dem, was sie auch als Königin erreicht hatte. Diese schöne, würdige,
weise Frau war immer noch bereit zuzuhören und zu lernen. Sie bleibt ein glänzendes Vorbild für uns heute. Wie schön ist es, jemanden unter denen zu finden, die eine Position mit
grosser Autorität haben und doch ein dienendes Herz, einen belehrbaren und demütigen
Geist behalten.
Esther nimmt die Weisheit und den Rat ihres Pflegevaters selbst dann noch bereitwillig
an, als sie Königin des Landes geworden ist.
Es ist mein Wunsch, mein Leben lang, eine lernende Haltung zu behalten…
2. Esther hat eine gewinnende Art (unabhängig von ihrer Umgebung)
2,8-9a Als nun der Erlass des Königs verkündet wurde, brachte man viele Mädchen in die
Residenz Susa, wo Hegai sich um sie kümmerte, der die Verantwortung für den königlichen
Harem hatte. Auch Esther war unter ihnen. Sie gefiel Hegai ganz besonders und gewann
seine Gunst.
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2,15b-17 Und Esther fand Gunst bei allen, die sie sahen. Im Monat Tebet, dem 10. Monat
seines 7. Regierungsjahrs, wurde Esther zu Xerxes in den Palast gebracht. Der König gewann Esther lieber als jede andere Frau. In seinen Augen stellte sie alle anderen Mädchen weit in den Schatten. Darum setzte er ihr das königliche Diadem auf und ernannte sie
an Wastis Stelle zur Königin. (er wählte sie von ca. 400 Frauen aus)
Es ist deutlich, dass es etwas an E gab, was jeden dazu brachte, ihr den Vorzug zu geben,
das sie „Gunst“ finden liess, vom König bis hinunter zu den Frauen im Harem, die mit ihr um
die Aufmerksamkeit und Gefühle des Königs konkurrierten. Ich glaube, sie muss sehr gewinnend gewesen sein. Ein Mensch, der gewinnend ist, zieht einen zu sich hin. Sie hatte
nicht nur eine äussere sondern auch eine innere Schönheit, Charakter und Reife und den
Segen Gottes, der ihre viele Türen öffnete.
3. Esther ist demütig und bescheiden
2,12-15 Vor der Begegnung mit König Xerxes pflegten sich die Mädchen sechs Monate
lang mit Myrrhenöl und sechs Monate mit Balsamöl und anderen Schönheitsmitteln, so
wie es vorgeschrieben war (1 Jahr lang!). Jedes Mädchen, das an der Reihe war, vor dem
König zu erscheinen, konnte sich selbst im Harem Kleider und Schmuck aussuchen. Am
Abend ging es in den Palast, und am nächsten Morgen kehrte es in den zweiten Harem zurück. Dort wohnten die Nebenfrauen des Königs, für die der königliche Eunuch Schaaschgas
verantwortlich war. Keines der Mädchen durfte noch einmal zum König kommen, es sei
denn, es hatte ihm ganz besonders gefallen und er ließ es mit Namen rufen. So kam auch
Esther an die Reihe, die Tochter Abihajils, dessen Neffe Mordechai sie als Pflegetochter
angenommen hatte. Sie suchte ihre Kleider und ihren Schmuck nicht selbst aus, sondern
folgte dem Rat Hegais. Alle, die sie sahen, bewunderten ihre Schönheit.
Versuche dir das mal vorzustellen: kein Beruf, keine Verantwortung, kein Kochen, kein Putzen, kein Waschen, keine Beschränkung auf welchem Gebiet auch immer. Verwöhnt werden und geniessen in diesem Harem Persiens, der um sich selbst kreiste und in dem alles
darauf ausgerichtet war, dass sie eine Frau von noch grösserer Schönheit würde. Das
Einzige, was die Seele der einzelnen Frauen bewegte, war, diesen „Wettbewerb“ zu gewinnen – dem König zu gefallen und seine Gunst zu erringen.
Erinnere dich daran, dass Ester zu dieser Zeit höchstens 20 Jahre alt gewesen sein mag,
eher jünger. Das ist doch eine einmalige Chance für sie, alles zu besitzen, was sie sich
wünschen könnte. Jetzt ist ihr Tag gekommen, an dem sie dem König zum ersten Mal begegnete. Sie bleibt dem treu, was man sie gelehrt hat und hält sich an den Rat Hegais
(Harems-Aufseher), weil sie glaubt, dass er am besten weiss, was gut für sie ist. Sie zeigt
eine selbstlose Bescheidenheit, eine Echtheit, die in ihrer besonderen Umgebung absolut
einzigartig ist.
Ich glaube, dass Ester furchtlos und natürlich zum König hineinging, weil sie keinen zwingenden Ehrgeiz besass, Königin zu werden. Sie war aus einem einzigen Grund dort: Sie
wusste, dass die Hand Gottes auf ihrem Leben lag und dieser die Umstände so gelenkt
hatte, dass ihr Dasein einen tieferen Sinn haben musste.
Sie sah das Ganze realistisch. Sie wusste, woher sie kam (Waisenmädchen im Exil). Sie
wusste, wo sie war. Sie wusste, was sie glaubte. Und sie wusste, dass Gottes Hand auf
ihrem Leben lag. Wenn es ihm gefiel, dass sie dort war, weil es Teil seines Planes war,
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dann würde sie das gerne akzeptieren. Wenn nicht, würde sie das Unternehmen bereitwillig
abbrechen. Sie war bescheiden, was ihre Person betraf, und echt.
Demut, Bescheidenheit und Echtheit: Charaktereigenschaften, die auch uns gut tun!
4. Esther identifiziert sich mit ihrem Volk
Als sie von M erfährt, dass Haman einen königlichen Erlass gegeben hat, dass alle Juden
getötet werden sollen, identifiziert sie sich ganz mit ihrem Volk und setzt ihr Leben aufs
Spiel, um ihr Volk zu retten, obwohl sie als Königin im Palast ein gutes und sicheres Leben
hatte. Sie war eine Frau mit Einfluss, machte nicht grosse Worte, sondern überzeugte
durch Taten! Sie lässt sich von Gott gebrauchen, keine Spur von Selbstmitleid oder Opferrolle! Sie war ja nicht freiwillig am Königshof! Da können wir noch viel lernen!
5. Esther kann warten (plant weise und vertraut auf Gott)
4,15-16a Esther schickte Mordechai die Antwort: Geh und ruf alle Juden zusammen, die in
Susa wohnen! Fastet für mich! Esst und trinkt drei Tage und Nächte lang nichts! Ich werde
mit meinen Dienerinnen ebenfalls fasten.
Esther stürmte nicht einfach drauflos, sondern konnte warten, weise planen und auf Gott
vertrauen. Während einer Wartezeit arbeitet Gott nicht nur an unseren Herzen, sondern
auch an den Herzen anderer. Und während dieser Zeit macht er uns stärker.
Jes 40,31:
Aber alle, die ihre Hoffnung auf den Herrn setzen, bekommen neue Kraft. Sie sind wie Adler, denen mächtige Schwingen wachsen. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und
sind nicht erschöpft.
Dieser Vers lehrt uns, dass beim Warten drei Dinge passieren:
Wir gewinnen wir neue Kraft, wir gewinnen eine neue Perspektive und unsere Entschiedenheit dranzubleiben wird gestärkt.
Wir denken manchmal: Ich warte umsonst. Nichts wird sich ändern. Genau das möchte
dein Feind, dass du denkst. „Warten ist Zeitverschwendung!“ Glaube es bloss nicht!
Schaue dir einen anderen Vers von Jesaja an, nur ein paar Verse weiter:
Jes 41,10.13
Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich mache dich stark, ich helfe dir, mit meiner siegreichen Hand beschütze ich dich! Denn ich bin
der Herr, dein Gott. Ich nehme dich an deiner rechten Hand und sage: Hab keine Angst!
Ich helfe dir.
Dies ist die Art von Gedanken, die Ester stärkten, als sie drei Tage lang wartete und betete
und fastete.
5,1-2 Am dritten Fastentag zog Esther königliche Kleider an und ging in den inneren Hof
des Palasts, der vor dem Thronsaal lag. Der König sass auf seinem Thron gegenüber dem
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Eingang. Als er Esther im Hof stehen sah, freute er sich (fand sie Gnade vor seinen Augen)
und streckte ihr das goldene Zepter entgegen. Da kam Esther auf ihn zu und berührte die
Spitze des Zepters.
Wo ist es für dich momentan dran, zu warten, zu beten, weise zu planen und auf die Hilfe
des Herrn zu hoffen?
6. Esther handelt mutig und entschlossen
4,16b Dann (nach 3 Fastentagen) will ich zum König gehen, obwohl ich damit gegen das Gesetz verstosse. Wenn ich umkomme, dann komme ich eben um!"
Was für eine mutige und reife junge Frau! Welch eine Erziehung muss sie erhalten haben,
wie muss sie geschult worden sein, um so zu reagieren mit knapp 20 Jahren! Von diesem
Mut, dieser Entschlossenheit, diesem Gottvertrauen wünsche ich mir noch mehr in meinem Leben!
E ist voll dieser Zuversicht. Schaue sie dir genau an! Sie macht sich nicht klein und bewegt
sich nicht wie jemand, der eingeschüchtert ist; sie steht da – in voller Grösse. Ester stand
gegenüber dem Palast des Königs. Sie zittert nicht. Obwohl sie etwas tut, was sie noch nie
zuvor getan hat, steht sie in voller Grösse da und bezieht ihre ganze Zuversicht vom Gott.
Und als der König sie im Hof stehen sah, fand sie Gnade vor seinen Augen und er streckte
das goldene Zepter zu ihr aus. Ohne diese Geste des Königs hätte sie sterben müssen.
Und nun berührt sie zuversichtlich die Spitze des Zepters und nimmt Kontakt mit dem König
auf.
Mal so viel für heute. Was für eine unglaubliche Frau! Was möchtest du von ihr lernen?
Nächsten Sonntag geht es weiter…!
Gebet
© Heini Schaffner
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Esther 1
Zu der Zeit, als Xerxes König von Persien war, gehörten zu seinem Reich 127 Provinzen; sein
Herrschaftsgebiet erstreckte sich von Indien bis nach Äthiopien.
2 Er regierte von der Burg Susa aus.
3 In seinem 3. Regierungsjahr gab er ein rauschendes Fest für seine hohen Beamten und Würdenträger. Eingeladen waren die Heerführer von Persien und Medien, der Hofadel und die Statthalter der
Provinzen.
4 Sechs Monate lang stellte Xerxes die unvergleichliche Pracht seines Königreichs und seine große
Macht zur Schau.
5 Danach lud der König auch die Bewohner der Residenz Susa zu einem Fest. Alle, vom Vornehmsten bis zum Einfachsten, feierten sieben Tage lang im Hof des Palastgartens.
6 Zwischen Marmorsäulen hingen weiße und violette Vorhänge aus wertvollen Baumwollstoffen und
Leinen, befestigt mit weißen und purpurroten Schnüren und silbernen Ringen. Die Gäste lagen auf
Kissen, die mit goldenem und silbernem Brokatstoff überzogen waren. Der Boden des Hofes bestand
aus einem Mosaik von bunten, kostbaren Marmorsteinen und Perlmutt.
7 Man trank aus goldenen Gefäßen, von denen keines dem anderen glich. Der König ließ Wein in
Hülle und Fülle ausschenken.
8 Jeder konnte trinken, soviel er wollte. Denn der König hatte angeordnet, dass seine Diener sich
ganz nach den Wünschen der Gäste richten sollten.
Königin Wasti wird verstoßen
9 Königin Wasti gab im Inneren des Palasts ein Fest für die Frauen.
10 Am siebten Tag des Festes, als der König vom Wein angeheitert war, rief er die sieben Eunuchen zu sich, die ihn persönlich bedienten: Mehuman, Biseta, Harbona, Bigta, Abagta, Setar und Karkas.
11 Er befahl ihnen, die Königin zu holen, geschmückt mit dem königlichen Diadem. Denn er wollte
seinen obersten Beamten und allen Gästen zeigen, wie wunderschön sie war.
12 Doch Königin Wasti weigerte sich, der Aufforderung des Königs zu folgen. Da packte den König
der Zorn.
13 Er beriet sich sofort mit dem Rat der Weisen. Es waren Sterndeuter und Rechtsgelehrte, die das
Gesetz gut kannten und dem König bei allen Entscheidungen zur Seite standen.
14 Sie hießen Karschena, Schetar, Admata, Tarsis, Meres, Marsena und Memuchan. Diese sieben
Fürsten aus den Völkern der Meder und Perser waren die Vertrauten des Königs. Sie durften jederzeit zu ihm und nahmen nach ihm den ersten Rang im Königreich ein.
15 "Was soll nach dem Gesetz mit Königin Wasti geschehen?", fragte Xerxes. "Sie hat sich meinem
Befehl widersetzt, den ihr meine Eunuchen überbracht haben."
16 Memuchan antwortete: "Königin Wasti ist nicht nur am König schuldig geworden, sondern auch an
seinen Fürsten und am ganzen Volk in allen Provinzen des Reiches.
17 Was sie getan hat, wird bei allen Frauen bekannt werden. Sie werden ihre Männer verachten und
sagen: 'König Xerxes hat Königin Wasti befohlen, vor ihm zu erscheinen; aber sie kam einfach nicht!'
18 Noch heute werden die Frauen der Fürsten von Persien und Medien dies ihren Männern vorhalten,
sobald sie erfahren, was die Königin getan hat. Das wird viel böses Blut geben!
19 Wenn es dem König gefällt, möge er in einem Erlass verkünden, dass Königin Wasti nie mehr zu
ihm kommen darf. Dieser Befehl muss Teil der Gesetze der Meder und Perser werden, damit er
nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Der König sollte eine andere Frau zur Königin erwählen, die sich dafür als würdig erweist.
20 Wenn man diesen Erlass im ganzen Reich bekannt gibt, werden alle Frauen ihre Männer achten,
in den einfachen wie in den vornehmen Familien."
21 Dieser Vorschlag gefiel dem König und seinen Fürsten. Wie Memuchan geraten hatte,
22 schickte Xerxes einen Erlass in alle Provinzen seines Reiches. Jede Volksgruppe erhielt das
Schreiben in ihrer eigenen Schrift und Sprache. So wollte der König dafür sorgen, dass jeder Mann in
seinem Haus das Sagen hatte. Außerdem ordnete er an, in jeder Familie solle die Sprache des Mannes gesprochen werden.
Esther 2
8
Als sich der Zorn des Königs gelegt hatte, dachte er zurück an das, was Wasti getan hatte, und an
seinen Erlass gegen sie.
2 Da schlugen ihm seine Diener vor: "Man könnte doch für den König schöne Mädchen suchen,
die noch Jungfrauen sind.
3 In allen Provinzen seines Reiches sollen Beamte des Königs solche Mädchen auswählen und in
seinen Harem nach Susa bringen. Dort kommen sie in die Obhut des Eunuchen Hegai, der ja auch
für die Frauen des Königs verantwortlich ist. Sie werden alle Schönheitsmittel bekommen, die sie
brauchen.
4 Das Mädchen, das dem König am besten gefällt, soll an Wastis Stelle Königin werden." Der
König war einverstanden und folgte dem Rat seiner Diener.
5 In der Residenz Susa wohnte ein Jude namens Mordechai aus dem Stamm Benjamin. Er war ein
Nachkomme von Jaïr, Schimi und Kisch.
6 Mordechais Vorfahren befanden sich unter den Gefangenen, als König Nebukadnezar damals König Jojachin von Juda und einen Teil der jüdischen Bevölkerung nach Babylonien verschleppte.1
7 Mordechai hatte eine Kusine namens Hadassa, die auch Esther genannt wurde. Ihre Eltern lebten
nicht mehr, deshalb hatte Mordechai sie als Pflegetochter angenommen. Sie war sehr schön,
und ihre Gestalt war besonders anmutig.
8 Als nun der Erlass des Königs verkündet wurde, brachte man viele Mädchen in die Residenz Susa,
wo Hegai sich um sie kümmerte, der die Verantwortung für den königlichen Harem hatte. Auch Esther war unter ihnen.
9 Sie gefiel Hegai ganz besonders und gewann seine Gunst. Er versorgte sie mit den besten
Schönheitsmitteln und mit den gesündesten Speisen. Dann gab er ihr sieben ausgewählte Dienerinnen aus dem Königspalast und wies ihr die schönsten Räume des Harems zu.
10 Ihre jüdische Abstammung verschwieg Esther; so hatte es ihr Mordechai eingeschärft.
11 Mordechai kam jeden Tag zum Hof des Harems, um zu erfahren, ob es ihr gut ging und was man
mit ihr vorhatte.
12-13 Vor der Begegnung mit König Xerxes pflegten sich die Mädchen sechs Monate lang mit Myrrhenöl und sechs Monate mit Balsamöl und anderen Schönheitsmitteln, so wie es vorgeschrieben
war. Jedes Mädchen, das an der Reihe war, vor dem König zu erscheinen, konnte sich selbst im Harem Kleider und Schmuck aussuchen.
14 Am Abend ging es in den Palast, und am nächsten Morgen kehrte es in den zweiten Harem zurück. Dort wohnten die Nebenfrauen des Königs, für die der königliche Eunuch Schaaschgas verantwortlich war. Keines der Mädchen durfte noch einmal zum König kommen, es sei denn, es hatte ihm
ganz besonders gefallen und er ließ es mit Namen rufen.
Xerxes ernennt Esther zur Königin
15 So kam auch Esther an die Reihe, die Tochter Abihajils, dessen Neffe Mordechai sie als Pflegetochter angenommen hatte. Sie suchte ihre Kleider und ihren Schmuck nicht selbst aus, sondern folgte dem Rat Hegais. Alle, die sie sahen, bewunderten ihre Schönheit.
16 Im Monat Tebet, dem 10. Monat seines 7. Regierungsjahrs, wurde Esther zu Xerxes in den Palast
gebracht.
17 Der König gewann Esther lieber als jede andere Frau. In seinen Augen stellte sie alle anderen Mädchen weit in den Schatten. Darum setzte er ihr das königliche Diadem auf und ernannte sie an Wastis Stelle zur Königin.
18 Ihr zu Ehren lud er die Beamten und die anderen führenden Männer seines Reiches zu einem
großen Fest ein. Er befreite die Bewohner der Provinzen von ihren Steuern und ließ großzügige Geschenke verteilen.
Mordechai rettet Xerxes das Leben
19 Zu der Zeit, als weitere Mädchen an den Hof des Königs kamen, fand Mordechai eine Anstellung
im Palast.
20 Esther hatte niemandem erzählt, dass sie Jüdin war, weil Mordechai es ihr verboten hatte. Sie
befolgte seine Anweisungen wie früher, als sie noch seine Pflegetochter war.
21 Eines Tages, während Mordechai Dienst hatte, verschworen sich die beiden Eunuchen Bigtan und Teresch, die am Königspalast die Eingänge bewachten, gegen Xerxes und planten
einen Anschlag auf ihn.
22 Mordechai erfuhr davon, erzählte es Königin Esther, und die meldete es dem König.
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23 Xerxes ließ die Angelegenheit untersuchen, und als die Verschwörung aufgedeckt wurde, kamen die beiden Schuldigen an den Galgen. Der König befahl, den Vorfall in der Chronik des persischen Reiches festzuhalten.
Esther 3
Einige Zeit später gab König Xerxes einem Mann namens Haman die höchste Stellung am Königshof. Er war ein Sohn Hammedatas und Nachkomme Agags.
2 Alle Beamten im Palast waren ihm untergeordnet. Sie mussten sich auf Befehl des Königs vor
Haman niederwerfen, wenn er an ihnen vorüberging. Nur Mordechai verneigte sich nicht vor ihm.
3 Da fragten ihn die anderen Beamten: "Weshalb widersetzt du dich der Anordnung des Königs?"
4 "Weil ich Jude bin", antwortete er. Sie ließen ihm keine Ruhe und machten ihm jeden Tag Vorwürfe. Doch Mordechai hörte nicht auf sie. Da meldeten sie es Haman, um zu sehen, ob er Mordechais
Begründung gelten lassen würde.
5 Als Haman erfuhr, dass Mordechai sich nicht vor ihm niederwarf, packte ihn der Zorn.
6 Er wollte sich aber nicht an Mordechai allein rächen, denn er hatte gehört, dass er Jude war.
So schmiedete er einen Plan, um alle Juden im persischen Reich zu vernichten.
7 Im 12. Regierungsjahr des Königs Xerxes, im 1. Monat, dem Monat Nisan, ließ Haman das Los
werfen, das auch "Pur" genannt wurde. Er wollte herausfinden, welcher Zeitpunkt am besten geeignet
sei, um seinen Plan durchzuführen. Das Los fiel auf den 13. Tag des 12. Monats, das ist der Monat
Adar.
8 Darauf sagte Haman zum König: "In allen Provinzen deines Reiches leben Angehörige eines Volkes, das sich von den anderen Völkern absondert. Sie haben andere Sitten und Gesetze als die übrigen Völker und widersetzen sich deinen Anordnungen. Das darfst du dir nicht gefallen lassen!
9 Wenn du es für richtig hältst, dann befiehl durch einen Erlass die Vernichtung dieses Volkes. Dies
wird den königlichen Schatzkammern 350 Tonnen Silber einbringen."
10 Da zog der König seinen Siegelring vom Finger, gab ihn Haman, dem erbitterten Feind der
Juden,
11 und sagte zu ihm: "Hol dir das Geld dieses Volkes! Und mit den Leuten selbst kannst du
tun, was du für richtig hältst."
12 Am 13. Tag des 1. Monats ließ Haman die Schreiber des Königs rufen. Sie mussten genau nach
seinen Anweisungen Briefe schreiben, die an die Fürsten des Königs, an die Provinzstatthalter und
an die höchsten Beamten der einzelnen Völker gerichtet waren. Jede Volksgruppe sollte das Schreiben in ihrer eigenen Schrift und Sprache erhalten. Die Briefe waren im Namen des Königs verfasst
und mit seinem Siegel versehen.
13 Sie lauteten: "An einem einzigen Tag, am 13. Tag des 12. Monats, des Monats Adar, sollen
alle Juden getötet werden - Junge und Alte, Kinder und Frauen. Niemand darf überleben! Ihr
Besitz ist zu beschlagnahmen." Der Erlass sollte von Eilboten in alle Provinzen des Reiches
gebracht
14 und dort als Gesetz bestätigt werden, damit alle Volksgruppen auf diesen bestimmten Tag vorbereitet waren.
15 Der König befahl den Eilboten, sich schnell auf den Weg zu machen. Auch in der Residenz Susa
wurde der Erlass veröffentlicht. Und während die Menschen in der ganzen Stadt in heller Aufregung
waren, hielten der König und Haman ein Trinkgelage ab.
Esther 4
Als Mordechai erfuhr, was geschehen war, zerriss er entsetzt seine Kleider, zog sich ein Trauergewand aus Sacktuch an und streute sich Asche auf den Kopf. Dann lief er durch die Stadt
und stieß laute Klagerufe aus.
2 So kam er bis ans Tor des königlichen Palasts, durfte aber in seiner Trauerkleidung nicht hindurchgehen.
3 In allen Provinzen des Landes trauerten die Juden, wo immer der Erlass des Königs bekannt wurde. Sie fasteten, klagten und weinten, viele trugen Trauerkleider und hatten sich Asche auf ihr Lager
gestreut.
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4 Esthers Dienerinnen und Diener meldeten ihr, was sich vor dem Tor abspielte. Sie erschrak heftig
und ließ Mordechai Kleider bringen, damit er die Trauerkleidung ausziehen konnte. Aber dazu war er
nicht bereit.
5 Da rief Esther den Eunuchen Hatach, den Xerxes ihr als Diener gegeben hatte, und schickte ihn zu
Mordechai hinaus. Er sollte ihn fragen, was geschehen sei.
6 Hatach ging zu Mordechai auf den Platz vor dem Palasttor.
7 Mordechai berichtete ihm von Hamans Plan. Er erzählte ihm, wie viel Silber Haman dem König dafür versprochen hatte, dass er die Juden töten dürfte.
8 Außerdem übergab Mordechai dem Eunuchen eine Abschrift des königlichen Erlasses, in dem die
Vernichtung der Juden angeordnet wurde. Hatach sollte sie Königin Esther zeigen, ihr alles erzählen und sie bitten, beim König für ihr Volk um Gnade zu flehen.
9 Als Hatach zurückkam und meldete, was Mordechai ihm berichtet hatte,
10 schickte Esther ihn ein zweites Mal zu Mordechai und ließ ihm sagen:
11 "Alle Bediensteten des Königs und alle Bewohner der Provinzen kennen das unumstößliche Gesetz: 'Jeder, ob Mann oder Frau, wird hingerichtet, wenn er unaufgefordert zum König in den
innersten Hof des Palasts geht. Er hat sein Leben nur dann nicht verwirkt, wenn ihm der König
das goldene Zepter entgegenstreckt.' Mich hat der König sogar schon dreißig Tage nicht mehr
zu sich rufen lassen."
12-13 Da ließ Mordechai Königin Esther ausrichten: "Glaub nur nicht, dass du als einzige Jüdin
mit dem Leben davonkommst, nur weil du im Königspalast wohnst!
14 Wenn du jetzt nichts unternimmst, wird von anderswoher Hilfe für die Juden kommen, du
aber und deine Familie - ihr werdet sterben! Vielleicht bist du gerade deshalb Königin geworden,
um die Juden aus dieser Bedrohung zu retten!"
15 Esther schickte Mordechai die Antwort:
16 "Geh und ruf alle Juden zusammen, die in Susa wohnen! Fastet für mich! Esst und trinkt
drei Tage und Nächte lang nichts! Ich werde mit meinen Dienerinnen ebenfalls fasten. Dann
will ich zum König gehen, obwohl ich damit gegen das Gesetz verstoße. Wenn ich umkomme,
dann komme ich eben um!"
17 Da ging Mordechai weg und tat, was Esther ihm gesagt hatte.
Esther 5
Am dritten Fastentag zog Esther königliche Kleider an und ging in den inneren Hof des Palasts, der
vor dem Thronsaal lag. Der König saß auf seinem Thron gegenüber dem Eingang.
2 Als er Esther im Hof stehen sah, freute er sich und streckte ihr das goldene Zepter entgegen.
Da kam Esther auf ihn zu und berührte die Spitze des Zepters.
3 Der König fragte sie: "Was hast du auf dem Herzen, Königin Esther? Ich will dir jeden Wunsch
erfüllen, auch wenn du die Hälfte meines Königreichs forderst!"
4 Esther antwortete: "Wenn du es für gut hältst, mein König, dann sei heute zusammen mit Haman
mein Gast bei dem Mahl, das ich für dich zubereiten ließ."
5 Xerxes befahl seinen Dienern: "Holt Haman herbei! Wir wollen Esthers Einladung annehmen." So
kamen der König und Haman zu Esthers Festmahl.
6 Während sie Wein tranken, fragte der König Esther: "Nun, was hast du auf dem Herzen? Ich will
dir jeden Wunsch erfüllen, auch wenn du die Hälfte meines Königreichs forderst."
7 Esther antwortete: "Ja, ich habe eine große Bitte an dich:
8 Wenn du mir eine Gunst erweisen willst, mein König, dann komm morgen noch einmal mit Haman zu einem festlichen Mahl, das ich für dich und für ihn geben möchte. Dann werde ich bestimmt sagen, was mein Wunsch ist."
Haman will Mordechai töten
9 Haman war fröhlich und gut gelaunt, als er vom Mahl bei der Königin aufbrach. Er ging durch das
Eingangstor am Palast, und dort sah er Mordechai sitzen, der nicht einmal vor ihm aufstand oder
ihm sonst seine Achtung zeigte. Haman wurde wütend,
10 doch er beherrschte sich. Als er zu Hause war, ließ er seine Freunde und seine Frau Seresch zu
sich kommen.
11
11 Dann prahlte er mit seinem großen Reichtum und mit seinen vielen Söhnen. Er erzählte, dass
der König ihn zu einem mächtigen Mann gemacht hatte, dem alle anderen Beamten und führenden
Männer untergeordnet waren.
12 "Und heute", fuhr er fort, "hat Königin Esther außer dem König nur noch mich zum Festmahl
eingeladen! Auch morgen hat sie mich zusammen mit dem König zum Essen gebeten!
13 Aber das alles bedeutet mir überhaupt nichts, wenn der Jude Mordechai nicht bald aus dem Palast
verschwindet."
14 Da schlugen ihm seine Frau und seine Freunde vor: "Lass einen Galgen aufrichten, der 25 Meter hoch ist! Und morgen früh bitte den König, dass er Mordechai daran aufhängen lässt! Dann
kannst du gut gelaunt mit dem König das Festessen genießen." Der Vorschlag gefiel Haman, und
er ließ einen Galgen aufrichten.
Esther 6
In der folgenden Nacht konnte der König nicht schlafen. Er ließ sich die Chronik des persischen
Reiches bringen, in der alle wichtigen Ereignisse seiner Regierungszeit festgehalten waren. Man las
dem König daraus vor
2 und stieß dabei auf den Bericht, wie Mordechai die Verschwörung der Eunuchen Bigtan und
Teresch aufgedeckt hatte, die am Königspalast die Eingänge bewachten. Sie hatten König Xerxes umbringen wollen.
3 Der König fragte: "Wie ist Mordechai für diese Tat geehrt und ausgezeichnet worden?" "Er
wurde nicht dafür belohnt", entgegneten die Diener des Königs.
4 In diesem Augenblick kam Haman in den äußeren Hof des Palasts. Er wollte den König bitten,
Mordechai an dem Galgen aufhängen zu lassen, den er aufgerichtet hatte. "Wer ist draußen im
Hof?", fragte der König.
5 "Es ist Haman", antworteten die Diener. "Er soll hereinkommen!", befahl der König.
6 Als Haman den Raum betrat, fragte ihn Xerxes: "Was kann ein König tun, wenn er einen Mann
ganz besonders ehren möchte?" Haman dachte: "Das gilt mir! Wen sonst könnte er meinen?"
7 Deshalb erwiderte er: "Man soll dem Mann
8 ein königliches Gewand bringen und ein Pferd mit dem königlichen Kopfschmuck! Es muss ein Gewand sein, das du sonst selbst trägst, und ein Pferd, auf dem du sonst selbst reitest.
9 Übergib das Gewand und das Pferd einem deiner angesehensten Würdenträger. Er soll dem Mann,
den du auszeichnen willst, das königliche Gewand anlegen, ihn auf deinem Pferd über den Hauptplatz der Stadt führen und vor ihm her ausrufen: 'So ehrt der König einen Mann, der sich besondere
Verdienste erworben hat!'"
10 Da sagte Xerxes zu Haman: "Lass dir sofort ein solches Gewand und ein Pferd bringen!
Dann ehre den Juden Mordechai, der am Palasteingang Dienst hat. Mach alles genau so, wie
du es vorgeschlagen hast! Und lass nichts davon aus!"
11 Haman tat, was Xerxes ihm befohlen hatte. Er kleidete Mordechai wie den König selbst, ließ ihn
auf dessen Pferd über den Hauptplatz der Stadt reiten und rief vor ihm aus: "So ehrt der König einen
Mann, der sich besondere Verdienste erworben hat!"
12 Danach kehrte Mordechai wieder zum Palast zurück. Haman aber war wie vor den Kopf geschlagen. Mit verhülltem Gesicht lief er schnell nach Hause.
13 Er erzählte seiner Frau Seresch und seinen Freunden, was vorgefallen war, denn sie waren seine
Ratgeber. Da sagten sie zu ihm: "Du hast verloren! Wenn Mordechai wirklich von den Juden abstammt, bist du jetzt machtlos gegen ihn. Nichts wird deinen Untergang aufhalten."
14 Noch während sie mit ihm redeten, trafen die Eunuchen des Königs ein. Sie sollten Haman auf
dem schnellsten Weg zum Mahl bei Königin Esther bringen.
Esther 7
Der König und Haman gingen zum Festmahl bei der Königin.
2 Als sie gerade Wein tranken, stellte der König Esther wieder dieselbe Frage wie am Tag zuvor:
"Was hast du auf dem Herzen? Ich will dir jeden Wunsch erfüllen, auch wenn du die Hälfte
meines Königreichs forderst."
3 Die Königin erwiderte: "Wenn es dir gefällt, mein König, dann gewähre mir eine Bitte: Rette mir
und meinem Volk das Leben!
12
4 Man hat sich gegen mich und mein Volk verschworen und will uns ausrotten. Niemand von uns soll
am Leben bleiben! Hätte man uns nur als Sklaven und Sklavinnen verkauft, so hätte ich geschwiegen. Dies wäre es nicht wert gewesen, den König damit zu behelligen."
5 Da fragte Xerxes Königin Esther: "Wer wagt, so etwas zu tun? Wo ist dieser Verbrecher zu finden?"
6 Esther antwortete: "Der Feind, der uns vernichten will, ist Haman!" Haman fuhr erschrocken
zusammen.
7 Zornig erhob sich der König von der Tafel und ging in den Palastgarten hinaus. Haman blieb bei
der Königin und flehte um sein Leben, denn er wusste, dass Xerxes ihn hinrichten würde.
8 Als der König wieder in den Saal zurückkehrte, sah er, dass Haman auf das Polster gesunken war,
auf dem Esther lag. Aufgebracht rief er: "Will dieser Mensch hier im Palast der Königin Gewalt
antun - vor meinen Augen?" Kaum hatte der König das gesagt, da verhüllten seine Diener Hamans
Gesicht als Zeichen dafür, dass er zum Tode verurteilt war.
9 Harbona, einer der Eunuchen im Dienst des Königs, sagte: "Haman hat auf seinem Grundstück
einen 25 Meter hohen Galgen aufstellen lassen. Er war für Mordechai bestimmt, der dem König
das Leben gerettet hat." "Hängt Haman daran auf!", befahl der König.
10 So hängte man Haman an den Galgen, den er für Mordechai errichtet hatte. Da legte sich der Zorn
des Königs.
Esther 8
Noch am selben Tag schenkte Xerxes Königin Esther das Haus, das Haman, der erbitterte Feind
der Juden, bewohnt hatte. Der König ließ Mordechai zu sich kommen, denn Esther hatte ihm
erzählt, dass er ihr Vetter und Pflegevater war.
2 Der König zog seinen Siegelring, den er Haman abgenommen hatte, vom Finger und gab ihn
Mordechai. Esther setzte Mordechai zum Verwalter über Hamans Besitz ein.
3 Noch einmal bat Esther den König um eine Unterredung. Sie warf sich vor ihm nieder und flehte ihn
unter Tränen an: "Verhindere den Anschlag, den Haman, der Nachkomme Agags, gegen uns
Juden geplant hat!"
4 Der König streckte Esther sein goldenes Zepter entgegen. Da stand sie auf, trat vor ihn hin
5 und sagte: "Wenn mir der König seine Gunst erweisen möchte und er meine Bitte für gut hält, dann
möge er den Erlass aufheben, den der Agagiter Haman, der Sohn Hammedatas, verfasst hat,
um die Juden in allen Provinzen des Reiches zu vernichten.
6 Ich kann nicht mit ansehen, wie mein eigenes Volk ins Unglück stürzt und untergeht!"
7 Da sagte König Xerxes zu Esther und dem Juden Mordechai: "Ich habe Esther Hamans Haus geschenkt. Ihn habe ich an den Galgen hängen lassen, weil er die Juden umbringen wollte.
8 Doch ein Erlass lässt sich nicht mehr widerrufen, wenn er im Namen des Königs niedergeschrieben und mit seinem Siegel versehen wurde. Ihr könnt aber in meinem Namen und mit
meinem Siegel einen weiteren Erlass herausgeben, um die Juden zu retten. Geht so vor, wie
ihr es für gut haltet!"
9 Am 23. Tag des 3. Monats, des Monats Siwan, ließ Mordechai die Schreiber des Königs rufen. Sie
mussten genau nach seiner Anweisung einen Erlass aufsetzen, der an die Juden im ganzen Reich
gerichtet war, an die Fürsten und Statthalter sowie an die höchsten Beamten der 127 Provinzen von
Indien bis Äthiopien. Jede Volksgruppe sollte das Schreiben in ihrer eigenen Schrift und Sprache erhalten, auch die Juden.
10 Mordechai ließ die Briefe im Namen des Königs verfassen und mit dem königlichen Siegel kennzeichnen. Boten sollten sie auf den schnellsten Pferden der königlichen Gestüte in alle Provinzen des
Reiches bringen. Der Erlass lautete:
11 "Der König gestattet den Juden in jeder Stadt seines Reiches, sich zu ihrer Verteidigung zu
versammeln. Wenn ihre Feinde aus den verschiedenen Volksgruppen und Provinzen ihnen
nach dem Leben trachten, dürfen die Juden sie samt Frauen und Kindern töten und ihren Besitz als Beute behalten.
12 Dieser Erlass gilt für einen einzigen Tag in allen Provinzen, und zwar für den 13. Tag des 12. Monats, des Monats Adar."
13 In jeder Provinz sollte die Anordnung als Gesetz erlassen und bekannt gemacht werden, damit die
Juden vorbereitet waren und sich an ihren Feinden rächen konnten.
13
14 Der König befahl den Eilboten, auf den besten Pferden so schnell wie möglich loszureiten. Auch in
der Residenz Susa wurde der Erlass veröffentlicht.
15 Mordechai verließ den Palast in einem königlichen Gewand, das violett und weiß gefärbt
war, und in einem Mantel aus feinem weißen Leinen und purpurroter Wolle. Auf dem Kopf trug
er eine große goldene Krone. Die Bewohner von Susa jubelten ihm zu.
16 Die Juden in der Stadt waren voller Freude über das Glück, das ihnen auf einmal zuteil wurde; sie konnten die Ehre und Anerkennung kaum fassen, die sie durch den Erlass des Königs
bekamen.
17 Auch in allen Provinzen und in jeder Stadt, wo das neue Gesetz bekannt wurde, freuten sich die
Juden und jubelten laut. Das Ereignis wurde mit einem Festmahl gefeiert. Die anderen Völker bekamen Angst vor den Juden; darum traten viele von ihnen zum Judentum über.
Esther 9
Dann kam der 13. Tag des 12. Monats, des Monats Adar. An diesem Tag sollten die Bestimmungen
des Königs ausgeführt werden. Die Feinde hatten erwartet, sie könnten die Juden vernichten. Aber
nun geschah das Gegenteil: Die Juden besiegten ihre Feinde.
2 In allen Städten und Provinzen versammelten sie sich und kämpften gegen diejenigen, die ihnen
nach dem Leben trachteten. Die Feinde konnten keinen Widerstand leisten, aus Angst vor den
Juden waren sie wie gelähmt.
3 Die führenden Beamten der Provinzen, die Fürsten und Statthalter sowie die Verwalter des königlichen Besitzes unterstützten die Juden, denn sie fürchteten sich vor Mordechai.
4 In allen Provinzen des persischen Reiches hatte es sich nämlich herumgesprochen, welch hohe
Stellung Mordechai am Königshof hatte und dass sein Einfluss immer größer wurde.
5 Die Juden töteten ihre Feinde mit dem Schwert. Sie vernichteten alle, von denen sie gehasst
wurden. Niemand hinderte sie daran.
6 In der Residenz Susa brachten sie 500 Männer um,
7-10 auch die zehn Söhne des Judenfeindes Haman, des Sohnes Hammedatas. Sie hießen
Parschandata, Dalfon, Aspata, Porata, Adalja, Aridata, Parmaschta, Arisai, Aridai und Wajesata.
Doch ihren Besitz plünderten die Juden nicht.
11 Noch am gleichen Tag meldete man dem König, wie viel Tote es in der Residenz Susa gegeben
hatte.
12 Da sagte er zu Königin Esther: "Hier in Susa haben die Juden allein 500 Männer umgebracht, außerdem die zehn Söhne Hamans. Was werden sie dann erst in den übrigen Provinzen des Reiches
getan haben! Hast du noch etwas auf dem Herzen? Was du verlangst, will ich tun!"
13 Esther antwortete: "Wenn du es für richtig hältst, dann erlaube den Juden in Susa, morgen noch
einmal so wie heute vorzugehen. Und die Leichen der zehn Söhne Hamans sollen an den Galgen
gehängt werden!"
14 Der König ordnete an, Esthers Bitte zu erfüllen. In Susa wurde ein entsprechendes Gesetz veröffentlicht, und die zehn Söhne Hamans hängte man auf.
15 Die Juden der Stadt kamen auch am 14. Tag des Monats zusammen und töteten 300 Mann. Doch
auch jetzt nahmen sie keine Beute mit.
16-17 In den Provinzen des Reiches hatten sich die Juden am 13. Tag des Monats versammelt, um
sich zu verteidigen, und hatten 75000 Feinde umgebracht, ohne jedoch zu plündern. Nun konnten sie wieder in Ruhe und Frieden leben. Am 14. Tag des 12. Monats feierten sie ein großes
Fest, sie aßen und tranken zusammen.
18 Die Juden in Susa aber hatten am 13. und am 14. Tag des Monats gegen ihre Feinde gekämpft.
Darum feierten sie erst am 15. Tag des Monats Adar.
19 Bis heute begehen die Juden in den Städten und Dörfern des Landes den 14. Tag des 12.
Monats als Feiertag, an dem sie ein Festmahl geben und sich gegenseitig beschenken.
Mordechai führt das Purimfest ein
20 Mordechai schrieb auf, was damals geschehen war, und schickte einen Brief an alle Juden bis in
die entferntesten Provinzen des persischen Reiches.
21 Darin bestimmte er, dass sie Jahr für Jahr den 14. und 15. Tag des 12. Monats, des Monats Adar,
feiern sollten.
14
22 Denn an diesen Tagen hatten sie sich von ihren Feinden befreit, ihr Leid hatte sich in Freude verwandelt und ihre Trauer in Jubel. Am 14. und 15. Tag des Monats sollten sich die Juden zu festlichen
Mahlzeiten treffen, sich gegenseitig beschenken und auch die Armen dabei nicht vergessen.
23 So wie Mordechai es angeordnet hatte, wurden die beiden Feiertage bei den Juden zum festen
Brauch.
24-26 Man nannte sie auch das "Purimfest". Denn als Haman, der Todfeind der Juden, sie alle töten
wollte, ließ er das Los, das so genannte "Pur", werfen, um den günstigsten Zeitpunkt für seinen Plan
herauszufinden. Als Xerxes davon erfuhr, befahl er in einem Schreiben, Haman solle dasselbe
Schicksal erleiden, das er den Juden gewünscht hatte. Er und seine Söhne wurden gehängt. Weil die
Juden dies alles selbst miterlebt oder davon gehört hatten und weil Mordechai es in seinem Brief so
anordnete,
27 verpflichteten sie sich, jedes Jahr zur selben Zeit diese beiden Tage genau nach den Vorschriften
zu feiern. Dieser Brauch sollte auch für ihre Nachkommen und für alle Nichtjuden gelten, die zum
Judentum übertreten würden.
28 Was damals geschehen war, durfte nie in Vergessenheit geraten. In jeder Generation sollten die
jüdischen Familien das Purimfest feiern, ganz gleich, in welcher Stadt und Provinz sie wohnten. Der
Brauch sollte auch in ferner Zukunft nie untergehen.
29 Königin Esther, die Tochter Abihajils, und der Jude Mordechai verfassten noch ein zweites
Schreiben über das Purimfest. Es enthielt genaue Anweisungen für die Durchführung der Feier
30 und wurde an alle Juden in den 127 Provinzen des persischen Reiches gesandt. Esther und Mordechai wünschten ihnen Frieden und erklärten, dass sie sich stets für sie einsetzen würden.
31 Sie wiesen die Juden noch einmal darauf hin, dass sie und ihre Nachkommen das Fest so feiern
sollten, wie es vorgeschrieben war. Der Feier musste eine Zeit des Fastens und Klagens vorangehen.
32 Mit ihrem Erlass führte Esther das Purimfest und seine Vorschriften für alle Juden verbindlich ein;
er wurde schriftlich festgehalten.
Esther 10
König Xerxes legte den Bewohnern des ganzen persischen Reiches Steuern auf.
2 Seine großen Taten und Verdienste sind in der Chronik der Könige von Medien und Persien beschrieben. Dort steht auch, welch hohe Stellung er Mordechai verlieh:
3 Dieser war nach dem König der mächtigste Mann im Reich. Bei den Juden genoss er ein hohes Ansehen. Er wurde von allen sehr geschätzt, weil ihm das Wohl seines Volkes am Herzen
lag und weil er sich stets für sie eingesetzt hatte.