lesen - lohn

5
°Lokales°
Freitag, 20. März 2015 · Nr. 67
Landfrauen bieten Lohn-Lücke die Stirn
Brackederin nimmt an bundesweitem Pilotprojekt für Entgelt-Gleichheit zwischen Frauen und Männern teil
Heute ist Equal Pay Day. Der Tag, bis zu dem
Frauen theoretisch über Silvester hinaus arbeiten
müssen, um das Gleiche wie Männer im Jahr 2014
zu verdienen. Durchschnittlich 22 Prozent erhalten
Frauen pro Arbeitsstunde weniger – ein Lohngefälle, das jetzt der Deutsche Landfrauenverband ins
Visier genommen hat. Mit finanzieller Förderung
des Bundesfamilienministeriums werden in einem
Pilotprojekt seit Mai 2014 bundesweit 13 Frauen zur
Equal-Pay-Beraterin ausgebildet. Eine von ihnen ist
Maike Rick aus Brackede.
off Echem. Sie hat Gartenbau
in Berlin studiert, in Namibia
und den Niederlanden gearbeitet, war Voll- und Teilzeit tätig
– und hat sich in all ihren Berufsjahren viele Fragen gestellt.
Nur eine spielte für Maike Rick
bisher keine große Rolle: Ob
Männer eigentlich mehr verdienen als Frauen? Wie groß die
Lohnunterschiede sind, welche
Folgen sie haben, und wo die
Ursachen dafür liegen, „damit
habe ich mich intensiv erst im
Zuge der Ausbildung zur EqualPay-Beraterin
auseinandergesetzt“, sagt sie. Wissen, das
sie nun weitergeben möchte.
Nicht nur an Frauen, auch an
Männer. Denn wenn sich etwas
ändern soll, „müssen wir alle etwas dafür tun“, sagt sie.
Durch Zufall ist die Landfrau
aus Brackede beim Stöbern im
Internet auf das Pilotprojekt ihres Bundesverbandes gestoßen.
„Und es hat sofort meine Neugierde geweckt“, sagt sie. Ein
kurzes Telefonat mit der Lüneburger Kreislandfrauenvorsitzenden, Sabine Block, dann
stand für die dreifache Mutter
fest: „Ich mach das.“ Vor fast
einem Jahr, im Mai 2014, fuhr
Lüneburgs
Kreislandfrauenvorsitzende
Sabine Block
(l.) und EqualPay-Beraterin
Maike Rick
setzen sich im
Rahmen eines
Pilotprojektes
des Bundesverbandes
vor allem auf
dem Land für
Lohngleichheit zwischen
Frauen und
Männern ein.
Foto: t&w
sie zur ersten Schulung nach
Hannover. Inzwischen hat sie
fünf von sechs Qualifizierungsmodulen und den Großteil der
150 Unterrichtsstunden absol-
„Frauen verdienen in
allen Gruppen weniger“
Karin Wieckhorst über Ursachen und Auswirkungen der Lohnlücke
off Lüneburg. Seit Jahren
schon pocht der Deutsche
Landfrauenverband auf eine
gleichberechtigte
Bezahlung,
jetzt bekommt das Thema mit
der
Ausbildung
regionaler
Equal-Pay-Beraterinnen neuen
Schwung. Verantwortlich für
das Projekt ist Karin Wieckhorst. Sie erklärt im Interview
Ursachen und Lösungsansätze
für die Entgelt-Ungleichheit
zwischen Frauen und Männern.
Interview
1
Warum verdienen Frauen
statistisch weniger als Männer?
Karin Wieckhorst: Der unbereinigte „Gender Pay Gap“
betrachtet den geschlechtsspezifischen Verdienstunterschied
in einem Land insgesamt und
liegt seit mehr als 15 Jahren
bei über 20 Prozent. Dafür
gibt es verschiedene Ursachen.
Eine ist, dass Frauen häufig in
typisch weiblichen und tendenziell schlechter bezahlten
Berufen arbeiten. Aus familienbedingten Gründen unterbrechen sie ihre Erwerbstätigkeit
häufiger und arbeiten verstärkt
in Teilzeit. Bundesweit sind 81
Prozent aller Teilzeitbeschäftigten weiblich. Frauen werden
zudem geringere Kompetenzund
Leistungserwartungen
zugeschrieben, sodass sie in
Führungspositionen und damit
auch in den höheren Leistungsgruppen seltener vertreten sind
als Männer. Arbeitnehmerinnen erhalten häufiger befristete
Arbeitsverträge als ihre männlichen Kollegen und entsprechend weniger Sonderzahlungen, Provisionen oder Prämien.
Auch gehen Frauen wesentlich
häufiger als Männer nur einer
geringfügigen
Beschäftigung
nach, die wesentlich schlechter
bezahlt wird als ein sozialversicherungspflichtiger Job.
Wieckhorst: Die Berechnung
des bereinigten „Gender Pay
Gap“ versucht, die unterschiedlichen beruflichen Bedingungen von Frauen und Männern
herauszurechnen wie Beruf,
Branche, berufliche Position,
Qualifikation, Berufserfahrung
und
Beschäftigungsumfang
oder manchmal auch Dauer
der Erwerbsunterbrechung. Je
nach Berechnung beträgt der
bereinigte „Gender Pay Gap“
immer noch zwischen 2 und
12 Prozent. Frauen verdienen
in Deutschland in allen Leistungsgruppen im Durchschnitt
weniger als Männer. Tendenziell gilt: Je höher die berufliche
Position, desto größer ist der
Verdienstabstand. Als ungelernte Arbeitnehmerin verdienen Frauen in Deutschland im
Durchschnitt fast 9 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Bei den Arbeitnehmer/
innen in leitender Stellung fällt
der geschlechtsspezifische Verdienstabstand mehr als doppelt
so hoch – und mit mehr als 22
Prozent am höchsten – aus.
1
Was muss sich aus Ihrer
Sicht ändern, damit sich die
Lohnlücke zwischen Frauen
und Männern schließt?
Wieckhorst: Um Frauen im
Erwerbsleben zu halten, ist
eine partnerschaftliche Teilung
von Familie und Beruf, die mit
überkommenden Rollenbildern
bricht, unabdingbar. Dringend
ausgebaut werden müssen auch
1
Viele Arbeitnehmerinnen
werden nach Tarif bezahlt. Wie
kann es da zu Lohnunterschieden zwischen Frauen und Männern kommen?
Karin Wieckhorst leitet das Landfrauen-Projekt „Qualifizierung von
Equal-Pay-Beraterinnen“. Foto: nh
die Kinderbetreuungsangebote sowie Arbeitszeitmodelle,
die Frauen und Männer bei
der Kindererziehung oder der
Pflege eines Angehörigen unterstützt. Um den Anspruch
auf eine gerechte Entlohnung
besser durchsetzen zu können,
sind außerdem transparente
Entgelt-Strukturen mit individuellen Auskunftsansprüchen
nötig. Und wir müssen den
Menschen endlich begreiflich
machen, dass das Thema Entgeltgleichheit alle angeht. Frauen, Männer und ihre Familien.
1 Inwiefern?
Wieckhorst: Rund 60 Prozent der vollzeitbeschäftigten
Frauen können mit ihrem aktuellen Verdienst langfristig keine
Existenzsicherung für sich und
ein Kind leisten! Die durchschnittliche
Regelaltersrente
von Frauen ist nur etwa halb
so hoch wie die der Männer
und stellt keine eigenständige
Existenzsicherung dar! Frauen erhalten häufiger befristete
Arbeitsverträge als Männer,
welches die
Lebensplanung
erschwert und sich negativ auf
das berufliche Fortkommen,
Weiterbildungsmöglichkeiten,
Rentenansprüche und auf die
Leistungen bei Arbeitslosigkeit
auswirkt! Das heißt, die Folgen der Einkommenslücken
zwischen Frauen und Männern
haben Auswirkungen auf die
ganze Gesellschaft.
1
Fühlen Sie sich gerecht
bezahlt?
Wieckhorst: Ich persönlich
möchte mich dazu nicht äußern. Umfragen zeigen allerdings, dass vor allem wenig
qualifizierte Beschäftigte, insbesondere Leih- und Zeitarbeiter
und Beschäftigte mit niedrigen
Brutto-Stundenlöhnen, ihr Erwerbseinkommen als zu niedrig
empfinden. Analysen zeigen allerdings, dass ein als zu niedrig
empfundenes Einkommen mit
einer Verschlechterung des subjektiven Gesundheitszustandes
einhergeht.
viert, die ersten Vorträge vor
Lüneburger
Kreislandfrauen
gehalten und neue Kontakte geknüpft. Im Sommer ist die Ausbildung zu Ende – und Maike
Rick eine der ersten 13 ehrenamtlichen Equal-Pay-Beraterinnen Deutschlands.
Kümmern wird sich die
46-Jährige dann im Wesentlichen um drei Aufgaben. Erstens: Informieren und Aufmerksamkeit schaffen. „Junge
Frauen sollten sich im Klaren
darüber sein, welche finanziellen Folgen ihre lebensbiografischen Entscheidungen haben“,
sagt sie. Und zwar vor allem auf
dem Land, „wo die Lohnunterschiede zwischen Männern
und Frauen noch größer sind.“
Zweitens: „Ich werde versuchen, ein Netzwerk aufzubauen
und mit anderen Institutionen,
die sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigen, zusammenzuarbeiten.“ Und drittens „geht
es uns Equal-Pay-Beraterinnen
auch darum, die Wirtschaft für
das Thema zu sensibilisieren.“
Wie lassen sich die Potenziale
von Frauen besser erschließen?
Wie familiäre und berufliche
Aufgaben besser vereinbaren?
Ob sie selbst weniger verdient
als die meisten Männer, hat
sich Maike Rick bisher nicht
gefragt. Während ihr Mann
Vollzeit arbeitet, kümmert sie
sich seit Jahren um den heimischen Milchviehbetrieb. „Das
heißt, ich stehe selbst nicht in
einem direkten Lohnverhältnis“, sagt sie. Doch auch wenn
es sie selbst nicht direkt betrifft,
hat sich Maike Rick zur Aufgabe gemacht, etwas gegen das
Lohngefälle zwischen Frauen und Männern zu tun – als
Landfrau und Botschafterin
für Entgelt-Gleichheit in ländlichen Räumen. Rückenwind
bekommt sie dabei auch von
der Kreislandfrauenvorsitzenden Sabine Block. „Es ist toll,
dass wir bei uns eine der 13
ersten Equal-Pay-Beraterinnen
Deutschlands haben“, sagt sie,
„damit wird einmal mehr klar,
dass Landfrauen nicht nur Kuchen backen, sondern sich auch
frauenpolitisch engagieren.“
Info: www.lohn-gleichheit.de
Verkaufsoffener
Sonntag!
22. März 13–17 Uhr
SO SEHEN
SIEGER AUS!
2.475,-* €
Evolution Boxspring
Gesamturteil
GUT (2,4)
Im Test: 10 Boxspringbetten:
1 gut, 2 befriedigend, 7 ausreichend
Getestet wurde die Größe
90 x 200 cm, Unterbau - Bonell,
Matratze - Taschenfederkern
Orthomatic TT2 in H3, Topper Kaltschaum
Ausgabe 9/2014
www.test.de
by Musterring
• Unterfederung (Bonell-Kern)
• Liegefläche 180 x 200 cm, 2 x 7-Zonen
Taschenfederkernmatratze
ORTHOMATIC TT 2 / H3 / Stretchbezug,
• 2 x Topper Kaltschaum • Füße Chrom,
• Kopfteil C, CO, L, P oder T, in Stoffgr. 1
* Gegen Aufpreis: Plaid, Kissen, LED Leuchten u. Dekoration. Preisgleich 160/180/200x200 cm, in H2 o. 3