Wann ist ein Mann ein

Wann ist ein Mann ein
Mann? Die Suche nach deiner Identi­
tät beginnt im Kopf. Zwar hast du gewisse
Anhaltspunkte, durch deinen Körper
und deine Umgebung, die dich einem
Geschlecht zuordnen. Wenn du aber als
Mann in einem weiblichen Körper ge­
boren wirst, werden körperliche Merkmale
und Geschlechterrollenzuordnung zur
Farce. Es bleibt nur die innere Gewissheit,
ein Mann zu sein. Ein Urgefühl, das
in mir steckt, seit ich mich erinnern kann.
— Niklaus Flütsch (50), Gynäkologe aus Zug, kam
1964 als Bettina zur Welt und entschied sich mit
46 Jahren, ein Mann zu werden; er schrieb ein Buch
über seine Metamorphose mit dem Titel «Geboren als
Frau, glücklich als Mann» (Verlag Wörterseh, 2014)
WAS FINDEN MÄNNER LUSTIG?
Männer finden es lustig, dem Arbeits­
kollegen, während er auf die Toilette geht, den Bildschirm auszustecken. Die
Ehe als Gefängnis zu bezeichnen oder Flatulenzgeräusche nachzumachen. Männer
­f inden lustig, was eigentlich unlustig ist, vor allem wenn Bier im Spiel ist. Der
männliche Humor streichelt nicht, er schält. Politisch unkorrekt, geht er direkt ins Mark.
— Fabian Unteregger (37), Komiker, Moderator und Arzt, Zürich
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Sind Männer aussen hart und innen weich? Als Fast-2-Meter-
Mann mit tiefer Stimme wirkt man automatisch eher hart als weich. Doch gibt man mir
etwas Honig, wird meine Stimme sonor. Denn auch als bäriger Beschützertyp möchte
ich hin und wieder in den Arm genommen werden und kleiner sein, als ich bin.
Sind Männer die
besseren Köche?
Ich beobachte, dass ver­
mehrt Männer Freude am
Kochen entwickeln. Und
sie tun es mit enormer
Leidenschaft: Sie kaufen
auf dem Markt ein, kochen
mit Musse, meist für
Gäste, am Wochenende
oder in einem der vielen
Kochclubs für Männer. Bei
Frauen ist ein Gegentrend
sichtbar. Dies liegt auch
daran, dass Frauen den
Kochalltag ­b estreiten müs­
sen. Sie ­k ochen fast täglich
für die Familie, brutzeln
schnell schnell Fisch­
stäbchen, wenn die Kinder
heimkommen, sind mit
einem Bein noch im Büro
und gleichzeitig daran,
die Wäsche zu waschen.
Deshalb ist der Vergleich
nicht fair. Klar, Profikü­
chen sind eine Männerwelt
– was nichts mit Talent
zu tun hat, sondern mit
den harten Rahmenbeding­
ungen: Ein 13- bis 15Stunden-Tag lässt sich nur
schwer mit einem normalen
Familienleben vereinbaren.
— Gian Rupf (47), Schauspieler, Sprecher und Filmemacher, Chur
WANN SCHLAGEN
­MANNER ZU? Ich zitiere einen
heute gewaltfreien Mann: «Wir
hatten Streit. Ich schmollte innerlich,
konnte nicht sagen, was ich eigent­
lich wollte. Ich fühlte mich bloss­
gestellt, in die Enge getrieben. Ich
wusste nicht mehr, was tun – ausser
die Wut rauslassen. Ich schlug zu.
Das macht Mann ja, wenn Mann
­wütend ist. Dachte ich lange. Heute
ist mir klar: Ich war nicht nur wütend.
Ich war hilflos, beschämt, passiv,
­einsam, verletzt, ohnmächtig.»
— Andreas Hartmann (47), Täter­t herapeut und
Gewaltpädagoge bei Konflikt Gewalt in St. Gallen
WARUM VERDIENEN M
­ ÄNNER MEHR? Die Berufswelt teilt
— Roman Graf (47), Lohnexperte und Lehrbeauftragter an der Uni Genf
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Alles ist möglich, solange
der Kontext passt. Das
Einzige, was ich einem
Mann verbieten würde,
sind Kleider, die für Frau­
en entworfen wurden.
BHs, Pencilskirts …, aber
auch hier kommt es auf
den Kontext an: Highheels
an Männern gehen gar
nicht, doch als Statement
finde ich sie toll, etwa in
der Schwulenszene oder
als kreative Horizont­
erweiterung. Mühe habe
ich mit 6-Zentimeter-Ab­
sätzen an Männerstiefeln,
die auf den Laufstegen
­gerade en vogue sind.
— Julian Zigerli (30),
­M odedesigner, Zürich
— Frank Widmer (43), Executive
Chef im «Park Hyatt Zurich»
sich in Tätigkeitsfelder auf, die entweder von Frauen (Gesundheit und Soziales,
Detailhandel, primäres Bildungswesen, Reinigung usw.) oder von Männern
dominiert sind, wobei letztere Arbeiten in der Regel besser entlöhnt werden.
Lohnunterschiede zugunsten der Männer führen dazu, dass das Rollen­verhalten
in der Familie zementiert wird: Mütter arbeiten höchstens Teilzeit, Männer
reduzieren selten. Dies vermindert die Karrierechancen von Frauen und führt dazu,
dass Männer in hierarchischen Positionen mit höheren ­Löhnen übervertreten
sind. Etwa sechzig Prozent des Lohnunterschieds sind auf Qualifikationsmerkmale
und die Tätigkeitsfelder zurückzuführen. Die restlichen vierzig Prozent, rund
700 Franken monatlich, sind damit zu er­klären, dass Frauen auch bei gleichem
Anstellungsprofil weniger als Männer verdienen und somit diskriminiert werden.
Seit Inkrafttreten des Gleich­stellungsgesetzes 1996 hat sich dieser Zustand
kaum verbessert. Daher will der Bundesrat Unternehmen mit über fünfzig Be­
schäftigten fortan dazu verpflichten, regelmässige Lohnanalysen durchzuführen.
Was sollte kein
Mann anziehen?
WAS BRINGT MÄNNER AUS DEM TAKT?
Mich fast nichts, ausser taktlose Menschen. Oder, wie
jetzt im Frühling, eine unerwartete ­Begegnung, ein
längerer Blick in die Augen oder ein ­geschenktes Lächeln.
Was tun? Taktvoll reagieren und den Frühling geniessen.
— Dani König (50), Zürcher DJ und Musikproduzent
WARUM IST
­F USSBALL MÄNNERN
HEILIG? Nicht allen Män­
Was stimmt
­Männer
­nachdenklich? Wenn
sie ihre Rolle als Macho,
Teddybär oder Frauenver­
steher nach dem Zyklusstand
der Frau ausrichten müssen.
Wenn ihr Lieblingsverein im
Fussball mal wieder verliert.
Wenn ihr Arbeitsplatz oder
Unternehmen bedroht ist,
verknüpft mit der Rolle als
Ernährer. Wenn sie fest­
stellen, dass nur noch wenige
Freundschaften funktio­
nieren. Wenn sie zum Arzt
gehen sollten, weil sie spüren,
dass etwas nicht stimmt,
sie aber den Mut nicht auf­
bringen. Wenn sie ihre Triebe
nicht im Griff haben. Wenn
ihre Manneskraft im Meer
versinkt und der Nachthim­
mel mit seinen Sternbildern
aufzieht. Wenn sie mit
dem neuen Lebensabschnitt,
­genannt Alter, umzugehen
haben. Und wenn sie er­
kennen, dass das Älterwerden
auch eine Chance ist.
—Marco Caimi (53), Arzt, Autor
und Inhaber der ersten Männerpraxis
der Schweiz in Basel
BRAUCHEN
MANNER
MUSKELN?
In unserer Gesellschaft
lässt sich fast alles
mit Geld kaufen:
Kleider, Autos, ­
Gadgets. Da sehnt
sich der Mann nach
etwas Immate­riellem.
Nach einem ­g esunden,
durch­trainierten,
muskulösen Körper,
den man nicht im
Laden erstehen kann.
— Dave Dollé (45), ­
ehemaliger Leichtathlet
und Personal Trainer, ­
Zumikon ZH
WARUM BRINGEN SICH
MANNER UM? Das testos­
terongesteuerte Gehirn ist schuld
daran, dass Männer zur Waffe
greifen, statt erst zu überlegen.
2012 nahmen sich in der Schweiz
752 Männer und 258 Frauen
das Leben. Viele Männer haben eine
verzerrte Selbstwahrnehmung.
Nicht selten schleppt eine Frau
­ihren Partner zu mir in die Praxis,
weil er seit Wochen nicht mehr
schläft. Von selbst kommt der
Mann gar nicht auf die Idee, dass
etwas nicht mehr stimmt. Alle
Suizide sind tragisch, doch es
beschäftigt mich besonders, wenn
Jugendliche und junge Erwach­
sene ihrem Leben ein Ende setzen.
In der Altersgruppe 15 bis 29
be­g ingen 2012 103 Männer und
25 Frauen Suizid. Warum? Viele
junge Männer haben Mühe, ihre
Identität zu finden, sind innerlich
zerrissen, auch wenn sie es nicht
zeigen. ­Viele überschätzen sich
und schaffen es nicht, ihre Lebens­
ziele der Realität anzupassen. Sie
sind gut darin, ihre Verzweiflung
so zu verstecken, dass auch den
besten Eltern nichts auffällt. Eine
schwedische Studie beschreibt
drei Formen von männlichem
Fassadenverhalten: Clown, Kämpfer
und Prinz. Das verbindende
Element ist fast immer die Angst
vor dem Versagen. Dazu kommt
die unglückselige Idee, psychische
Probleme seien ein Zeichen von
Schwäche. Das ergibt eine lebens­
gefährliche Mischung.
nern ist Fussball heilig.
Es gibt Männer, die während
eines Fussballspiels über
andere Dinge reden oder auf
die Toilette gehen. Uns
anderen aber, denen das Spiel
­t atsächlich heilig ist,
käme solches nie in den Sinn.
Fussball hat für uns eine
­l iturgische Tiefe, die einen
an den heiligen Ernst der
Spiele in der Kindheit erinnert.
Fussball ist eine Zeitma­
schine und ein Jungbrunnen.
Sobald der Ball im Spiel
ist, fällt das Zeitgefühl weg.
Jeder Match löst die
gleichen Empfindungen aus,
die wir als Halbwüchsige
hatten, als jeder Strassenkick
so wichtig und ernst war
wie ein WM-Final. Und weil
bei den Spielen der Kindheit
vereinzelt auch Mädchen
mitmachten, gibt es heute
auch Frauen, denen Fussball
heilig ist.
— Pedro Lenz (50), Schriftsteller
(u. a. «Der Goalie bin ig»), Olten
— Konrad Michel (68), Facharzt für
­P sychiatrie und Psychotherapie mit
­S chwerpunkt Suizidforschung, Thun BE
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Welchen
­Cocktail muss
ein Mann
­mixen können?
Einen Scotch and
Soda. Der Klassiker
mit cooler «Mad
Men»-Eleganz lässt
sich ohne grossen
­F irlefanz mixen.
Nimmt man den ersten
Schluck, fühlt es sich
an, als würde man die
Zunge an eine Batterie
halten – fantastisch!
Hier das Rezept:
5 cl Johnnie Walker
Black auf Eis und
etwas Soda nach Gusto,
2 Spritzer Angostura
Bitter und, wenn
man(n) will, eine Zit­
ronenzeste reinrühren.
— Alexandros Nicolaides (32),
Swiss World Class Bartender
2014, Head Bartender Neo-Bar
in Zürich
Die häufigste
Schönheits-OP
bei Männern?
WARUM MÜSSEN
MANNER REKORDE
BRECHEN? In einem
Rekordlauf spüre ich, wie ich
eins werde mit meinem Körper
und in totaler innerer Balance
das Seil unter meinen Füssen
beherrsche. Das macht mich
glücklich. Grenzen zu über­
schreiten, bedeutet, Heraus­
forderungen anzunehmen.
Mein Limit ist der Himmel.
— Freddy Nock (49) hat als Hochseil­
läufer Weltrekorde gebrochen, etwa mit
seinem «Spaziergang» auf dem Tragseil
der Säntis-Schwebebahn über eine
­D istanz von 1222.7 Metern; er lebt im
aargauischen Uerkheim
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S­ tatistisch gesehen sind es
Haartransplantationen.
­J eder plastische Chirurg
hat seine Spezialität und
Reputation und bekommt
die Kundschaft, die er
­v erdient: Ich operiere bei
Männern vor allem Augen­
lider und Nasen.
—Michel Pfulg (66), Facharzt für
plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie, Montreux VD
WARUM SPIELEN BUBEN NICHT MIT PUPPEN? Weil eine Puppe nicht
so tollen Lärm macht, wenn man sie auf den Boden schlägt. Ein Spielzeugauto eignet sich da
einfach besser. Jungs mögen Spiele, die Lärm verursachen, oder Dinge, die sich bewegen.
­Dieses unterschiedliche Spielverhalten zwischen Mädchen und Buben – das in unserer Biologie
angelegt ist – erkennt man auch bei Tieren. Wenn man männlichen Schimpansen einen
Stock reicht, fangen diese sofort an, damit herumzuschlagen oder auf den Boden zu trommeln.
Die weiblichen Tiere hingegen machen mit dem Stöckchen Rollenspiele, wiegen es etwa in
den ­Armen. Verantwortlich dafür sind Androgene, männliche Hormone. Sie sind beim Menschen
für die Identitätsfindung wichtig, die bereits im Alter von zwanzig Monaten ­beginnt. Genderfreie ­Erziehung macht daher nur mässig Sinn. Wir sollten uns lieber entspannen und es unseren
Kindern überlassen, selbstbestimmt ihre eigene Identität zu entwickeln.
— Moritz Daum (41), Professor für Entwicklungspsychologie an der Uni Zürich
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SIND MÄNNER HARTHERZIG? Als Flüchtlings­
helfer bin ich oft in Krisenregionen unterwegs. Dort begegne ich
nebst vertriebenen Menschen auch vielen Helfern, die ihr Leben
aufs Spiel setzen und den Flüchtlingen Hoffnung geben. Trotz
harter Schale, die manche Männer sicher haben, erlebte ich
aber kaum Hartherzigkeit. Im Gegenteil. Natürlich können Män­
ner kompromisslos sein, im besten Fall aber situationsbedingt,
etwa hart im Verhandeln oder wenn es der Allgemeinheit dient.
WIESO ­RISKIERT
EIN MANN SEIN
LEBEN? Angeblich
ist unsere Psyche von
der Vorstellung ge­
prägt, ein verletzbarer
Mann sei kein richtiger
Mann. Wer an dieser
Profilneurose leidet,
glaubt, seinem ge­
stressten Leben Sinn
zu geben, indem er
es aufs Spiel setzt. Er
­riskiert es entweder für
Illusionen oder – im
besten Fall – für Ratio­
nales und Relevantes.
Bedenklich: Die Morta­
litätsrate bei Männern
zwischen 16 und 24
ist dreimal so hoch wie
bei gleichaltrigen
Frauen. So sind wir
nun mal, wir Männer.
— Severiyos Aydin (29) aus Baar ZG arbeitet als Flüchtlingshelfer für sein eigenes
Hilfswerk Armaic Relief International
Was für Männer braucht unser Land?
Männer, die als Abenteurer ihres eigenen Herzens die Ketten
wohlgelittener Bonsai-Männlichkeit sprengen. Männer,
die nicht allen Ansprüchen genügen wollen. Die zu leuchten
wagen, statt wie Motten ums Licht zu kreisen. Männer, die
zu sich und anderen Sorge tragen. Männer, die weder Macht
noch Dominanz brauchen, um sich ihrer Stärke gewahr zu
sein. Männer, die lieben, leben und leben lassen.
— Markus Theunert (42), Präsident Dachverband Schweizer Männer- und
­V äterorganisationen, Zürich
— Patrick Sebase (31), FixieFahrer aus Bern, bezwingt
mit seinem Bike ohne Bremsen
die höchsten Pässe der Welt
(ja, auch abwärts)
War es früher einfacher, Mann zu sein? Ja. Zu
meiner Zeit war das Leben für Männer unkomplizierter gestrickt als
heute, die Rollen zwischen den Geschlechtern waren eindeutiger
verteilt. Ich möchte heute nicht mehr jung sein. Das hat aber letztlich
nichts mit den Rahmenbedingungen zu tun, sondern damit, dass
ich mein Leben richtig gelebt habe. Wer unzufrieden durch die Welt
geht, bleibt unzufrieden, egal, in welcher Zeit er geboren wird.
— Martin Julen (87), ehemaliger Skirennfahrer, Zermatt VS
Was können Frauen
von Männern lernen?
Gar nichts. Besser als jetzt
kann es dem weiblichen
Geschlecht nicht mehr gehen.
— Michael Balmer (45) aus Baar ZG,
­P räsident der Schweizer Antifeministen
WIE WIRD MAN
EIN BESSERER
VATER? Indem man gar
nicht erst in die Vaterrolle
fällt. Ich habe meine
­Kinder immer als ganze
Wesen wahrgenommen
und sie entsprechend
­b ehandelt. Kinder dürfen
auch Fehler machen – als
Erwachsener sollte man
ihnen dabei zuschauen
und erst eingreifen, wenn
es notwendig ist. Beo­
bachte dein Kind mit offe­
nem Herzen statt mit
­Erwartungen. Gerade bei
meinem behinderten
Sohn war es besonders
wichtig, dass er auf mich
zählen konnte, dass ich
ihn so annahm, wie er ist.
Niemand muss ein
«besserer» Vater sein, es
reicht, ein Freund und
ein gutes Vorbild zu sein.
— Thomas M. Egloff (60),
­K ünstler und alleinerziehender
Vater von vier Kindern, Zug
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GENUSS TO GO
COFFEE TO GO!
WARUM MEIDEN
MANNER
­TRENNUNGS­E NTSCHEIDE? Es
Warum führen Männer Krieg?
Weil wir dazu geboren wurden. Kleine Jungs
spielen lieber mit Pistolen und Pfeilbogen
als mit Puppen. Die Geschichte der Mensch­
heit ist eine Aufzählung von Tod, Zerstörung
und Unterdrückung. Wir führen keine Kriege
des Ruhmes und der Ehre wegen, ebenso
­wenig geht es nur um Macht, Land und Gold.
Der Krieg vereint Männer, der Kampf um
das Überleben gibt ihnen Sinn und ein inten­
sives Leben. Männer lieben den Krieg, ebenso
wie Frauen Krieger lieben. Ich fürchte, Frieden
ist eine Illusion, solange es Männer gibt.
Unterscheidet
sich die männliche
von der weiblichen
Seele? Die Seele ist
geschlechtslos. Verstorbene
sind allerdings durch
dieselben Verhaltensweisen
gekennzeichnet wie zu
Lebzeiten. Daher sind ge­
schlechtsspezifische
Unterschiede auch bei Ver­
stor­b enen vorhanden. Zum
Beispiel habe ich es öfter
­erlebt, dass Männer, mit
denen ich nach ihrem Tod
in Verbindung stand, Dinge
bereuen. Etwa, dass sie
Unerledigtes zurück­gelassen
haben, sich zu wenig
um die Kinder oder um ihre
Frau kümmerten, keine
­Gefühle zeigen konnten.
Das bereuen viele männ­
liche Verstorbene zutiefst.
— Pascal Voggenhuber (35),
­M edium, Seminarleiter
und Buchautor, Sissach BL
— Enrique Steiger (56), Schönheitschirurg aus Zürich,
­v erbringt drei Monate im Jahr als Mediziner in Kriegsgebieten
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L
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stimmt, dass zwei Drittel der
Scheidungsbegehren von
Frauen gestellt werden und in
vielen Fällen die Männer vom
Entscheid der Frau überrum­
pelt sind. Das rührt daher, dass
Frauen sensitiver für Bezie­
hungsbelange sind und versu­
chen, Probleme im Gespräch
mit dem Partner zu bewälti­
gen, während Männer Ausein­
andersetzungen eher meiden.
Zwar führt Letzteres zu einer
vordergründigen Beruhigung
des Konflikts, doch die Männer
wähnen sich in einer falschen
Sicherheit. Sie denken, es
reicht, wenn man die Sache
aussitzt, auch wenn es unter
der Oberfläche weiterhin
­brodelt. Kommt es dann zur
Trennung, fallen sie aus allen
Wolken. Anders ist die Sache,
wenn Männer eine neue Part­
nerin in Aussicht haben. Dann
scheuen sie sich nicht, eine
Trennung zu initiieren. Frauen
trennen sich dagegen häufig
auch ohne neue partnerschaft­
liche Perspektive.
— Guy Bodenmann (53), Psychologieprofessor an der Uni Zürich und
Autor des Paarratgebers «Was Paare
stark macht. Das Geheimnis glücklicher
Be­z iehungen» (Beobachter-Buchverlag)
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WIE ÜBERWINDET EIN MANN
ANGST? Indem er lernt, damit umzugehen.
Angst ist nicht automatisch schlecht. Angst
kann auch leiten. Zum Beispiel in Kriegsgebie­
ten, wo die Angst ein ständiger Begleiter ist.
Wer hier behauptet, er hätte keine Angst, lügt.
Und wer wirklich keine Angst hat, ist am
falschen Ort.
✓ Exquisiter Arabica-Kaffee
DER EINZIGE KAFFEE OHNE ZUSATZSTOFFE
— Pascal Mora (31), Fotograf aus Zürich, bereiste Kriegs- und
Krisengebiete in Syrien, Libyen, dem Irak und Afghanistan
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OF SWITZERLAND