LESERFORUM Freie Presse Mittwoch, 19. Oktober 2016 LESEROBMANN Die Krux mit der Zeit REINHARD OLDEWEME TELEFON: 0371 656-65666 (10-12 Uhr) TELEFAX: 0371 656-17041 E-MAIL: [email protected] V or einem halben Jahr hatte ich es mir ganz fest vorgenommen, nun passiert es tatsächlich: Ich bin schneller als das Problem, das garantiert wieder zu einem wird, und ich kann es benennen und das Dilemma beschreiben, warum es dafür keine Lösung gibt, bevor es überhaupt relevant ist. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach: In zehn Tagen werden in der Nacht zum Sonntag die Uhren um eine Stunde zurückgedreht; es gilt dann wieder die mitteleuropäische Normalzeit und nicht mehr die Sommerzeit (seit Ende März). Wo darin das Problem liegt? Ich formuliere es mal als eine Bitte: Liebe Kollegen in den Redaktionen der „Freien Presse“ (eigentlich aller Medien), ich möchte Euch diesen Rat gegeben: Wenn ihr in den nächsten Tagen über die Zeitumstellung schreibt, dann vermeidet unbedingt das Wort „Winterzeit“. Denn diese gibt es nicht, weil nur die Sommerzeit als solche bezeichnet werden darf, während in der kalten Jahreszeit (bekannt als Winter) die Normalzeit gilt. Diese falsche Bezeichnung führt nämlich seit fünf Jahren zum Frühlingsanfang und im Herbst dazu, dass viele Leser anrufen und mich auf den Fehler hinweisen. Das könnte man sich doch ersparen, findet ihr nicht auch? Und wo wir gerade bei diesem Thema sind: Ich habe ein Liste erstellt mit Wörtern, deren beabsichtigter Sinn sich allen erschließt, die aber trotzdem falsch sind, weshalb man sich genau überlegen sollte, ob man sie schreibt. Ich schicke die Liste gern zu, sie beginnt mit Stundenkilometer (richtig Kilometer pro Stunde) und Luftruck bei Reifen (richtig heißt es Reifen{innen}druck). Das zweite Problem, dem ich vorauseile: Die Forderung, dass die jährliche Zeitumstellung endlich wieder abgeschafft wird, weil niemand deshalb Vorteile hat, das Argument der Energieeinsparung längst widerlegt ist und viele Menschen eher darunter leiden, ist fast so alt wie die Premiere dieser Regelung. Das bestreitet so gut wie niemand, Dementi von offiziellen Stellen sind mir nicht bekannt. Verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk melden sich jedes Jahr wieder Leser und fragen: Warum geht niemand den ersten Schritt und bringt die Abschaffung auf den Weg? Die Politiker, vor allem in Brüssel, kümmern sich doch sonst um jeden … Und ich antwortete immer: Das ist ein Mysterium, dessen Geheimnis sich auch mir nicht erschließt. Sie dürfen sich gern melden, liebe Leser, ich höre zu, die Krux aber bleibt, tut mir leid. Und wenn es nach mir geht, weil ich oft gefragt werde, dann sollte die Normalzeit (im Winter) abgeschafft und die Sommerzeit zu der einen das ganze Jahr über geltenden Zeit erklärt werden. Die eine Stunde mehr Tageslicht ist das ganz Jahr über von Vorteil, oder nicht? Fast bis in den November hinein nach Feierabend mit dem Rad (und ohne Beleuchtung) durch die Gegend düsen? Bevor ich mich um Kopf und Kragen rede, weil die Frühaufsteher sich auf den Schlips getreten fühlen, weil ihnen eine Stunde des Tageslichts geraubt wird, mache ich lieber mal einen Punkt. Besser ist das. HINWEIS Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe sinnwahrend zu bearbeiten. Leserbriefe geben stets die Meinung ihres Verfassers und nicht die der Redaktion wieder. E-Mails müssen die vollständige Adresse enthalten. Anonyme Zuschriften werden grundsätzlich nicht veröffentlicht. Briefkasten Freie Presse, Ressort Chef vom Dienst Postfach 261 09002 Chemnitz. Fax: 0371/656-17041 E-Mail: [email protected] Seite B1 Frage erlaubt: Was ist da los in Sachsen? Die Berichte und Kommentare über den Terroreinsatz in Chemnitz, die Flucht des Verdächtigen und seinen Suizid in Leipzig haben viele Leser bewogen, uns ihre Meinung dazu mitzuteilen. Zum Schaden des ganzen Landes Ein nicht unberechtigter Aufschrei geht durch Deutschland ob des Versagens der sächsischen Justiz. Den vorläufigen Höhepunkt der beschämenden Selbstbeweihräucherung bildete die Pressekonferenz des Justizministers und die völlig unkritische Stellungnahme des Ministerpräsidenten. Fazit: Alles paletti? Dabei hat sich Sachsen über Jahre hinweg Skandale aller Couleur geleistet. Erinnert sei an die Paunsdorfaffäre von Ministerpräsident Biedenkopf, der Rotlichtsumpf von Leipzig, das NSU-Domizil in Chemnitz/Zwickau, die staatliche Subventionierung der Biedenkopf-Tagebücher, die andauernden Ausschreitungen von Pegida mit Galgensymbolik und Hassgeschrei, die massenhaften Ausschreitungen und Brandschatzungen gegen Flüchtlinge und Einrichtungen im ganzen Land und nun ein Totalversagen in der Terrorbekämpfung. Nicht mal aus diesem Desaster werden in der Landesregierung Konsequenzen gezogen. Niemand hat gefehlt, und uns bleiben überforderte Regierungsmitglieder und ein ewig lächelnder Ministerpräsident erhalten. Zum Schaden für Sachsen und seiner Menschen. Raimon Brete, Chemnitz Politiker mehr als blauäugig Einiges ist wohl bei der Festnahme des Terroristen bis zu seinem Selbstmord schief gelaufen, und schon sind die Politiker von Links, der Grünen und der SPD dabei, voreilig Kommentare abzugeben, auch wenn sie nicht unmittelbar vor Ort waren. Hier wäre etwas mehr Weisheit von Kipping, Göring-Eckhardt und Oppermann angebracht gewesen. Denn man sollte nicht vergessen, dass Al-Bakr nach Deutschland gekommen war, um als Asylant anerkannt zu werden. Diese Situation hat er aber aufs schändlichste ausgenutzt. Dabei hat er billigend in Kauf genommen, dass viele Menschen zu Tode kommen. Es ist von der Politik mehr als blauäugig zu glauben, dass er bei einem Verhör Hintermänner preisgegeben hätte. Eine absolute Sicherheit wird es nie geben, aber hoffentlich ziehen die Verantwortlichen jetzt die notwendigen Konsequenzen. Lothar Schuhmann, Chemnitz ten und SEK entwischen. Durch eigene Landsleute wird er dann doch noch überwältigt und bringt sich in der Zelle trotz Dauerüberwachung um. Ist hier die Frage erlaubt: Was ist los in Deutschland und was steckt wirklich dahinter oder kann man schon sagen: Für wie dumm hält man uns eigentlich? Ich bin wirklich gespannt, wie schnell man hier wieder zur Tagesordnung übergeht. Joachim Berger, Chemnitz „Saubere“ Überwachung Geht sächsisch so? Sachsens Polizei demonstrierte eine spezielle Variante der Verfolgung von Terrorverdächtigten. Es ist anzunehmen, es sollte gezeigt werden, wie das auf sächsisch geht. Seit dem 7. Oktober sei die Zielperson „rund um die Uhr“ überwacht worden. Trotzdem wussten die Kräfte des SEK am nächsten Morgen nicht, in welcher Wohnung sich diese aufhält. Saubere Überwachung. Dann ging der Syrer dem SEK, nicht etwa einem Bürgerpolizisten, durch die Lappen und begab sich auf die Reise nach Leipzig. Ich nehme an, er trug eine Tarnkappe, sonst hätte er doch die strengen Polizeikontrollen auf den Bahnhöfen und in den Zügen nicht unterlaufen können. Der Innenminister wertet die Gesamtaktion als Erfolg. Auch ich registriere Erfolge, denn würdigen muss man die Tatsache, dass die Polizei ohne Probleme die Adresse in Paunsdorf gefunden hat und den gefesselten Syrer übernehmen konnte. Da soll mal einer sagen, die Polizei könne auf die sächsische Art keine saubere Arbeit leisten. Rudolf Müller, Aue Spontan große Dankbarkeit Der Antiterroreinsatz und dessen Beurteilung werden von jenen zur Schelte und „klugen“ Ratschlägen benutzt, die selbst noch nie für Entscheidungen eine Verantwortung hätten übernehmen müssen, weder in Polizei, Justiz oder Amt. Und so nutzen sie die Aufmerksamkeit einmal mehr dazu, was sie am besten können: über den Dingen stehen und Anfeindungen des politischen Gegners mit Rücktrittsforderungen. Die Aufarbeitung sollte man Fachleuten überlassen, wenig hilfreich ist das Geschwätz der selbst ernannten Experten des rot-rot grünen Spektrums. Meine spontane Empfindung war die große Dankbarkeit, dass viele Menschen einem tödlichen Anschlag entgangen sind. Dass sich der Attentäter selbst gerichtet hat, ist ein Fakt, der bei mir kein Mitgefühl auslöst. Fragen darf man sicher nach der psychologischen Einschätzung zu Suizidgefährdung des mutmaßlichen Attentäters und weshalb es nach (sächsischen) Gesetz nicht möglich ist, ihn mit Video zu überwachen, ein Beamter aber rund um die Uhr in die Zelle schauen kann. Wo ist da der Unterschied? Erstaunlich ist, wie schnell die Ermittler die Aktivitäten des Syrers präsentieren: reisen ohne Visum, Geld für explosive Chemikalien und brisante Chats im arabischen Netzwerk mit Einträgen zu den „Kreuzzüglern“ lassen erhebliche Defizite zur Einschätzung des Gefahrenpotenzials dieser Person erkennen. Achim Tröger, Zwickau Was steckt wirklich dahinter? Ein Nazitrio ermordet unbehelligt zehn Jahre lang friedliche Ausländer, die schon lange bei uns leben. Kurz vor der Festnahme bringen sich zwei um. Der mutmaßlich dritten Person macht man jahrelang einen kostenintensiven Prozess und gibt ihr immer wieder die Gelegenheit, sich in den Medien lächelnd zu präsentieren, als wäre nichts gewesen. Dann lässt man unkontrolliert Hunderttausende Flüchtlinge ins Land, ohne zu wissen, wie viel Terroristen darunter sind. Aufgrund von Hinweisen der Geheimdienste will man einen Sprengstoffattentäter dingfest machen, stürmt ein Haus, tritt Türen ein, versetzt Wohngebiete in Angst und Schrecken und lässt ihn trotz schwerbewaffneter Polizis- Gründe nicht nachvollziehbar Vermutlich richtig, die Geheim- und Sicherheitsdienste brauchen mehr Kompetenz. Dabei geht es wohl weniger um mehr Zugriff auf Daten als um Fähigkeiten an sich. Wie kann es sonst sein, dass der Terrorverdächtige, der seit Mitte September angeblich unter ständiger Beobachtung des Verfassungsschutzes stand, beim Zugriff selbst nicht auffindbar war. Da sind auch die Begründungsversuche mit dem erforderlichen sensiblen Vorgehen beim Zugriff zum Schutz der Anwohner am Zugriffsort nicht nachvollziehbar und recht unglaubwürdig. Denn beim Sturm der Wohnung war der, dem der Zugriff galt und der seit längerem unter ständiger Beobachtung stand, schon längst unbeobachtet verschwunden. Auf den Punkt gebracht: Nicht die Sicherheitsorgane haben den Terrorverdächtigen gefasst, sondern drei Syrer. Was wäre, wenn dieser Klage abweisen wegen Lächerlichkeit Alarmglocken müssen läuten Viele frustriert wegen der Selbstbedienung In diesem Leserbrief geht es um eine Meinung zu dem Bericht „Anzeige wegen FDJ-Hemden in Dresden erstattet“. Zum Bericht „Ministerin macht fünf Milliarden für digitale Klassenzimmer locker“ haben zwei Leser uns ihrer Meinung mitgeteilt. In dem Bericht „So viel verdienen die Sparkassenchefs“ ging es auch darum, dass alle mehr verdienen als die Bundeskanzlerin. Es sei vorangestellt, dass ich der FDJ als „Kampfreserve der SED“ keine Träne nachweine. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Anzeige des Hubertus Knabe wegen Lächerlichkeit abzuweisen ist. Unser vollkommen verklausuliertes Rechtssystem, das ein längst überfälliges Burkaverbot nicht zustandebringen kann oder will, dürfte sich keinesfalls ernsthaft mit den Blauhemden befassen, da sie niemanden vermummen und nichts verhüllen und verbergen. Im übrigen sollte Knabe erst einmal klären, wann und vor welchem Heiligen Inquisitionsgericht unsere Bundeskanzlerin ihrem FDJIrrglauben abgeschworen hat. Sie soll schließlich nicht nur einfach zahlendes Mitglied gewesen sein, sondern als Funktionär für Agitation und Propaganda zuständig gewesen sein und damit der bestgehassten Kaste angehört haben. Siegfried Franz, Oelsnitz Lehrermangel kommt noch dazu Wenn ich lese, dass in den Bildungseinrichtungen von den Grundschulen bis zu den Universitäten ein Sanierungsbedarf in Höhe von 34 Milliarden Euro angelaufen ist, kann einem nicht nur die Gänsehaut über den Rücken laufen. Man fragt sich, warum die sprudelnden Einkünfte der florierenden Wirtschaft nicht für die Sanierungen eingesetzt werden. Die Wirtschaft boomt und beklagt Fachkräftemangel, und gleichzeitig verfallen unsere Schulen, und der Lehrermangel kommt noch dazu. Hier müssten doch in Berlin die Alarmglocken läuten und im Etat Umschichtungen zugunsten der Bildungseinrichtungen vorgenommen werden. Wenn unsere Politiker stets In einer Wohnung im Leipziger Ortsteil Paunsdorf hat die Polizei den Verdächtigen festnehmen können. FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA auf seiner Flucht noch Sprengstoff bei sich gehabt hätte? Man fragt sich da schon, wer hier eigentlich wen unter Beobachtung hatte? Und was das Erhängen in der Zelle anbetrifft, da fehlen die Worte. Ob das nur eine Frage der Kompetenz war, ist schon mehr als fraglich. Erinnerungen an die NSU-Zelle kommen da nicht ganz zufällig. Um die letzten Klarheiten einschließlich entsprechender Unterlagen zu bereinigen, fehlt jetzt nur noch ein „unabhängiger“ Untersuchungsausschuss. Dietmar Sobottka, Chemnitz Terrorangst berechtigt Nach dem Tod des syrischen Terrorverdächtigen wird es nun schwer, seine Hintermänner zu entlarven. Sein Tod beweist, die innere Sicherheit in Deutschland kann angesichts der vielen Gefährder nicht mehr gewährleistet werden, wo doch schon die Überwachung einer kleinen Gefängniszelle ein Riesenproblem für unseren Rechtsstaat darstellt. Die Angst vor Terroranschlägen in Deutschland ist deshalb mehr als berechtigt. Roland Klose, Bad Fredeburg Eine Schülerin arbeitet mit einem Tablet-Computer. betonen, dass unsere wichtigste Investition in die Zukunft die bestens ausgebildeten jungen Menschen darstellen, fragt man sich, wie diese Strategie in den teilweise maroden Schulen umgesetzt werden soll. Hartmut Reinsberg, Limbach-O. Dann ein armer Mensch Mittels digitaler Ausrüstung möchte die Bildungsministerin „das Ende der Kreidezeit einläuten“. Vom technischen Aspekt her kann dies gelingen. Der humane Aspekt könnte da- FOTO: WOLFRAM KASTL/DPA bei zu kurz kommen. Denn Persönlichkeitsbildung findet zum Großteil in der Schule statt. Wenn der Monolog Maschine-Mensch den Dialog zwischen Menschen Schritt für Schritt ersetzt, übernimmt der heranwachsende, stärker beeinflussbare Mensch automatisch die Wertungen der Maschinen, der Maschinenwelt: Gut ist, was schnell, effizient, gewinnbringend funktioniert. Ein Mensch, der nur diese Eigenschaften anzustreben lernt, wird sehr arm. Emese Möhrig-Marothi, Kottenheide Ich danke der „Freien Presse“ für die Veröffentlichung der Chefgehälter der regionalen Sparkassen. Ich bin empört über die Höhe und die Steigerungen dieser Gehälter. Das kommt meiner Ansicht nach einem Selbstbedienungsladen gleich. Dabei verwalten diese Herren nur das mühsam erarbeitete Geld der kleinen Leute. Die Banken zahlen keine Zinsen und erhöhen laufend die Gebühren. Es sollte niemand mehr verdienen als die Bundeskanzlerin, die einen harten Job hat und von vielen Leuten, auch aus der CSU, noch beschimpft und demontiert wird. Die Sparkassen stehen unter Aufsicht der Politik. Da diese nicht eingreift, sehen die Leute einen Ausweg in Pegida und AfD, neben anderen Problemen. Das ist der Frust der Leute über diesen Selbstbedienungsladen der Sparkassen- und auch Krankenkassenchefs. Gustav-Adolf Kühnast, Meerane
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