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LESERFORUM
Freie Presse
Mittwoch, 19. Oktober 2016
LESEROBMANN
Die Krux
mit der Zeit
REINHARD OLDEWEME
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V
or einem halben Jahr hatte
ich es mir ganz fest vorgenommen, nun passiert es
tatsächlich: Ich bin schneller als das
Problem, das garantiert wieder zu einem wird, und ich kann es benennen und das Dilemma beschreiben,
warum es dafür keine Lösung gibt,
bevor es überhaupt relevant ist.
Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach: In zehn Tagen werden in der
Nacht zum Sonntag die Uhren um
eine Stunde zurückgedreht; es gilt
dann wieder die mitteleuropäische
Normalzeit und nicht mehr die
Sommerzeit (seit Ende März). Wo
darin das Problem liegt? Ich formuliere es mal als eine Bitte:
Liebe Kollegen in den Redaktionen der „Freien Presse“ (eigentlich
aller Medien), ich möchte Euch diesen Rat gegeben: Wenn ihr in den
nächsten Tagen über die Zeitumstellung schreibt, dann vermeidet unbedingt das Wort „Winterzeit“. Denn
diese gibt es nicht, weil nur die Sommerzeit als solche bezeichnet werden darf, während in der kalten Jahreszeit (bekannt als Winter) die Normalzeit gilt. Diese falsche Bezeichnung führt nämlich seit fünf Jahren
zum Frühlingsanfang und im
Herbst dazu, dass viele Leser anrufen
und mich auf den Fehler hinweisen.
Das könnte man sich doch ersparen,
findet ihr nicht auch? Und wo wir
gerade bei diesem Thema sind: Ich
habe ein Liste erstellt mit Wörtern,
deren beabsichtigter Sinn sich allen
erschließt, die aber trotzdem falsch
sind, weshalb man sich genau überlegen sollte, ob man sie schreibt. Ich
schicke die Liste gern zu, sie beginnt
mit Stundenkilometer (richtig Kilometer pro Stunde) und Luftruck bei
Reifen (richtig heißt es Reifen{innen}druck).
Das zweite Problem, dem ich vorauseile: Die Forderung, dass die jährliche Zeitumstellung endlich wieder
abgeschafft wird, weil niemand deshalb Vorteile hat, das Argument der
Energieeinsparung längst widerlegt
ist und viele Menschen eher darunter leiden, ist fast so alt wie die Premiere dieser Regelung. Das bestreitet so gut wie niemand, Dementi
von offiziellen Stellen sind mir
nicht bekannt. Verlässlich wie ein
Schweizer Uhrwerk melden sich jedes Jahr wieder Leser und fragen:
Warum geht niemand den ersten
Schritt und bringt die Abschaffung
auf den Weg? Die Politiker, vor allem in Brüssel, kümmern sich doch
sonst um jeden … Und ich antwortete immer: Das ist ein Mysterium,
dessen Geheimnis sich auch mir
nicht erschließt. Sie dürfen sich gern
melden, liebe Leser, ich höre zu, die
Krux aber bleibt, tut mir leid.
Und wenn es nach mir geht, weil
ich oft gefragt werde, dann sollte die
Normalzeit (im Winter) abgeschafft
und die Sommerzeit zu der einen
das ganze Jahr über geltenden Zeit
erklärt werden. Die eine Stunde
mehr Tageslicht ist das ganz Jahr
über von Vorteil, oder nicht? Fast bis
in den November hinein nach Feierabend mit dem Rad (und ohne Beleuchtung) durch die Gegend düsen? Bevor ich mich um Kopf und
Kragen rede, weil die Frühaufsteher
sich auf den Schlips getreten fühlen,
weil ihnen eine Stunde des Tageslichts geraubt wird, mache ich lieber
mal einen Punkt. Besser ist das.
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Seite B1
Frage erlaubt: Was ist da los in Sachsen?
Die Berichte und Kommentare über den Terroreinsatz in Chemnitz, die
Flucht des Verdächtigen
und seinen Suizid in
Leipzig haben viele Leser
bewogen, uns ihre
Meinung dazu mitzuteilen.
Zum Schaden des ganzen Landes
Ein nicht unberechtigter Aufschrei
geht durch Deutschland ob des Versagens der sächsischen Justiz. Den
vorläufigen Höhepunkt der beschämenden Selbstbeweihräucherung
bildete die Pressekonferenz des Justizministers und die völlig unkritische Stellungnahme des Ministerpräsidenten. Fazit: Alles paletti? Dabei hat sich Sachsen über Jahre hinweg Skandale aller Couleur geleistet. Erinnert sei an die Paunsdorfaffäre von Ministerpräsident Biedenkopf, der Rotlichtsumpf von Leipzig,
das NSU-Domizil in Chemnitz/Zwickau, die staatliche Subventionierung der Biedenkopf-Tagebücher,
die andauernden Ausschreitungen
von Pegida mit Galgensymbolik und
Hassgeschrei, die massenhaften
Ausschreitungen und Brandschatzungen gegen Flüchtlinge und Einrichtungen im ganzen Land und
nun ein Totalversagen in der Terrorbekämpfung. Nicht mal aus diesem
Desaster werden in der Landesregierung Konsequenzen gezogen. Niemand hat gefehlt, und uns bleiben
überforderte Regierungsmitglieder
und ein ewig lächelnder Ministerpräsident erhalten. Zum Schaden
für Sachsen und seiner Menschen.
Raimon Brete, Chemnitz
Politiker mehr als blauäugig
Einiges ist wohl bei der Festnahme
des Terroristen bis zu seinem Selbstmord schief gelaufen, und schon
sind die Politiker von Links, der Grünen und der SPD dabei, voreilig
Kommentare abzugeben, auch
wenn sie nicht unmittelbar vor Ort
waren. Hier wäre etwas mehr Weisheit von Kipping, Göring-Eckhardt
und Oppermann angebracht gewesen. Denn man sollte nicht vergessen, dass Al-Bakr nach Deutschland
gekommen war, um als Asylant anerkannt zu werden. Diese Situation
hat er aber aufs schändlichste ausgenutzt. Dabei hat er billigend in Kauf
genommen, dass viele Menschen zu
Tode kommen. Es ist von der Politik
mehr als blauäugig zu glauben, dass
er bei einem Verhör Hintermänner
preisgegeben hätte. Eine absolute Sicherheit wird es nie geben, aber hoffentlich ziehen die Verantwortlichen jetzt die notwendigen Konsequenzen.
Lothar Schuhmann, Chemnitz
ten und SEK entwischen. Durch eigene Landsleute wird er dann doch
noch überwältigt und bringt sich in
der Zelle trotz Dauerüberwachung
um. Ist hier die Frage erlaubt: Was ist
los in Deutschland und was steckt
wirklich dahinter oder kann man
schon sagen: Für wie dumm hält
man uns eigentlich? Ich bin wirklich gespannt, wie schnell man hier
wieder zur Tagesordnung übergeht.
Joachim Berger, Chemnitz
„Saubere“ Überwachung
Geht sächsisch so? Sachsens Polizei
demonstrierte eine spezielle Variante der Verfolgung von Terrorverdächtigten. Es ist anzunehmen, es
sollte gezeigt werden, wie das auf
sächsisch geht. Seit dem 7. Oktober
sei die Zielperson „rund um die Uhr“
überwacht worden. Trotzdem wussten die Kräfte des SEK am nächsten
Morgen nicht, in welcher Wohnung
sich diese aufhält. Saubere Überwachung. Dann ging der Syrer dem
SEK, nicht etwa einem Bürgerpolizisten, durch die Lappen und begab
sich auf die Reise nach Leipzig. Ich
nehme an, er trug eine Tarnkappe,
sonst hätte er doch die strengen Polizeikontrollen auf den Bahnhöfen
und in den Zügen nicht unterlaufen
können. Der Innenminister wertet
die Gesamtaktion als Erfolg. Auch
ich registriere Erfolge, denn würdigen muss man die Tatsache, dass die
Polizei ohne Probleme die Adresse in
Paunsdorf gefunden hat und den gefesselten Syrer übernehmen konnte.
Da soll mal einer sagen, die Polizei
könne auf die sächsische Art keine
saubere Arbeit leisten.
Rudolf Müller, Aue
Spontan große Dankbarkeit
Der Antiterroreinsatz und dessen
Beurteilung werden von jenen zur
Schelte und „klugen“ Ratschlägen
benutzt, die selbst noch nie für Entscheidungen eine Verantwortung
hätten übernehmen müssen, weder
in Polizei, Justiz oder Amt. Und so
nutzen sie die Aufmerksamkeit einmal mehr dazu, was sie am besten
können: über den Dingen stehen
und Anfeindungen des politischen
Gegners mit Rücktrittsforderungen.
Die Aufarbeitung sollte man Fachleuten überlassen, wenig hilfreich
ist das Geschwätz der selbst ernannten Experten des rot-rot grünen
Spektrums. Meine spontane Empfindung war die große Dankbarkeit,
dass viele Menschen einem tödlichen Anschlag entgangen sind. Dass
sich der Attentäter selbst gerichtet
hat, ist ein Fakt, der bei mir kein Mitgefühl auslöst. Fragen darf man sicher nach der psychologischen Einschätzung zu Suizidgefährdung des
mutmaßlichen Attentäters und weshalb es nach (sächsischen) Gesetz
nicht möglich ist, ihn mit Video zu
überwachen, ein Beamter aber rund
um die Uhr in die Zelle schauen
kann. Wo ist da der Unterschied? Erstaunlich ist, wie schnell die Ermittler die Aktivitäten des Syrers präsentieren: reisen ohne Visum, Geld für
explosive Chemikalien und brisante
Chats im arabischen Netzwerk mit
Einträgen zu den „Kreuzzüglern“
lassen erhebliche Defizite zur Einschätzung des Gefahrenpotenzials
dieser Person erkennen.
Achim Tröger, Zwickau
Was steckt wirklich dahinter?
Ein Nazitrio ermordet unbehelligt
zehn Jahre lang friedliche Ausländer, die schon lange bei uns leben.
Kurz vor der Festnahme bringen
sich zwei um. Der mutmaßlich dritten Person macht man jahrelang einen kostenintensiven Prozess und
gibt ihr immer wieder die Gelegenheit, sich in den Medien lächelnd zu
präsentieren, als wäre nichts gewesen. Dann lässt man unkontrolliert
Hunderttausende Flüchtlinge ins
Land, ohne zu wissen, wie viel Terroristen darunter sind. Aufgrund von
Hinweisen der Geheimdienste will
man einen Sprengstoffattentäter
dingfest machen, stürmt ein Haus,
tritt Türen ein, versetzt Wohngebiete in Angst und Schrecken und lässt
ihn trotz schwerbewaffneter Polizis-
Gründe nicht nachvollziehbar
Vermutlich richtig, die Geheim- und
Sicherheitsdienste brauchen mehr
Kompetenz. Dabei geht es wohl weniger um mehr Zugriff auf Daten als
um Fähigkeiten an sich. Wie kann es
sonst sein, dass der Terrorverdächtige, der seit Mitte September angeblich unter ständiger Beobachtung
des Verfassungsschutzes stand, beim
Zugriff selbst nicht auffindbar war.
Da sind auch die Begründungsversuche mit dem erforderlichen sensiblen Vorgehen beim Zugriff zum
Schutz der Anwohner am Zugriffsort nicht nachvollziehbar und recht
unglaubwürdig. Denn beim Sturm
der Wohnung war der, dem der Zugriff galt und der seit längerem unter
ständiger Beobachtung stand, schon
längst unbeobachtet verschwunden. Auf den Punkt gebracht: Nicht
die Sicherheitsorgane haben den
Terrorverdächtigen gefasst, sondern
drei Syrer. Was wäre, wenn dieser
Klage abweisen
wegen Lächerlichkeit
Alarmglocken müssen läuten
Viele frustriert wegen
der Selbstbedienung
In diesem Leserbrief geht es um
eine Meinung zu dem Bericht
„Anzeige wegen FDJ-Hemden in
Dresden erstattet“.
Zum Bericht „Ministerin
macht fünf Milliarden für
digitale Klassenzimmer
locker“ haben zwei Leser
uns ihrer Meinung
mitgeteilt.
In dem Bericht „So viel verdienen die Sparkassenchefs“ ging es
auch darum, dass alle mehr verdienen als die Bundeskanzlerin.
Es sei vorangestellt, dass ich der FDJ
als „Kampfreserve der SED“ keine
Träne nachweine. Trotzdem bin ich
der Meinung, dass die Anzeige des
Hubertus Knabe wegen Lächerlichkeit abzuweisen ist. Unser vollkommen verklausuliertes Rechtssystem,
das ein längst überfälliges Burkaverbot nicht zustandebringen kann
oder will, dürfte sich keinesfalls
ernsthaft mit den Blauhemden befassen, da sie niemanden vermummen und nichts verhüllen und verbergen. Im übrigen sollte Knabe erst
einmal klären, wann und vor welchem Heiligen Inquisitionsgericht
unsere Bundeskanzlerin ihrem FDJIrrglauben abgeschworen hat. Sie
soll schließlich nicht nur einfach
zahlendes Mitglied gewesen sein,
sondern als Funktionär für Agitation und Propaganda zuständig gewesen sein und damit der bestgehassten Kaste angehört haben.
Siegfried Franz, Oelsnitz
Lehrermangel kommt noch dazu
Wenn ich lese, dass in den Bildungseinrichtungen von den Grundschulen bis zu den Universitäten ein Sanierungsbedarf in Höhe von 34 Milliarden Euro angelaufen ist, kann einem nicht nur die Gänsehaut über
den Rücken laufen. Man fragt sich,
warum die sprudelnden Einkünfte
der florierenden Wirtschaft nicht
für die Sanierungen eingesetzt werden. Die Wirtschaft boomt und beklagt Fachkräftemangel, und gleichzeitig verfallen unsere Schulen, und
der Lehrermangel kommt noch dazu. Hier müssten doch in Berlin die
Alarmglocken läuten und im Etat
Umschichtungen zugunsten der Bildungseinrichtungen vorgenommen
werden. Wenn unsere Politiker stets
In einer Wohnung im Leipziger Ortsteil Paunsdorf hat die Polizei den Verdächtigen festnehmen können.
FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA
auf seiner Flucht noch Sprengstoff
bei sich gehabt hätte? Man fragt sich
da schon, wer hier eigentlich wen
unter Beobachtung hatte? Und was
das Erhängen in der Zelle anbetrifft,
da fehlen die Worte. Ob das nur eine
Frage der Kompetenz war, ist schon
mehr als fraglich. Erinnerungen an
die NSU-Zelle kommen da nicht
ganz zufällig. Um die letzten Klarheiten einschließlich entsprechender Unterlagen zu bereinigen, fehlt
jetzt nur noch ein „unabhängiger“
Untersuchungsausschuss.
Dietmar Sobottka, Chemnitz
Terrorangst berechtigt
Nach dem Tod des syrischen Terrorverdächtigen wird es nun schwer,
seine Hintermänner zu entlarven.
Sein Tod beweist, die innere Sicherheit in Deutschland kann angesichts der vielen Gefährder nicht
mehr gewährleistet werden, wo
doch schon die Überwachung einer
kleinen Gefängniszelle ein Riesenproblem für unseren Rechtsstaat
darstellt. Die Angst vor Terroranschlägen in Deutschland ist deshalb
mehr als berechtigt.
Roland Klose, Bad Fredeburg
Eine Schülerin arbeitet mit einem Tablet-Computer.
betonen, dass unsere wichtigste Investition in die Zukunft die bestens
ausgebildeten jungen Menschen
darstellen, fragt man sich, wie diese
Strategie in den teilweise maroden
Schulen umgesetzt werden soll.
Hartmut Reinsberg, Limbach-O.
Dann ein armer Mensch
Mittels digitaler Ausrüstung möchte die Bildungsministerin „das Ende
der Kreidezeit einläuten“. Vom technischen Aspekt her kann dies gelingen. Der humane Aspekt könnte da-
FOTO: WOLFRAM KASTL/DPA
bei zu kurz kommen. Denn Persönlichkeitsbildung findet zum Großteil in der Schule statt. Wenn der
Monolog Maschine-Mensch den Dialog zwischen Menschen Schritt für
Schritt ersetzt, übernimmt der heranwachsende, stärker beeinflussbare Mensch automatisch die Wertungen der Maschinen, der Maschinenwelt: Gut ist, was schnell, effizient,
gewinnbringend funktioniert. Ein
Mensch, der nur diese Eigenschaften
anzustreben lernt, wird sehr arm.
Emese Möhrig-Marothi, Kottenheide
Ich danke der „Freien Presse“ für die
Veröffentlichung der Chefgehälter
der regionalen Sparkassen. Ich bin
empört über die Höhe und die Steigerungen dieser Gehälter. Das
kommt meiner Ansicht nach einem
Selbstbedienungsladen gleich. Dabei verwalten diese Herren nur das
mühsam erarbeitete Geld der kleinen Leute. Die Banken zahlen keine
Zinsen und erhöhen laufend die Gebühren. Es sollte niemand mehr verdienen als die Bundeskanzlerin, die
einen harten Job hat und von vielen
Leuten, auch aus der CSU, noch beschimpft und demontiert wird. Die
Sparkassen stehen unter Aufsicht
der Politik. Da diese nicht eingreift,
sehen die Leute einen Ausweg in Pegida und AfD, neben anderen Problemen. Das ist der Frust der Leute
über diesen Selbstbedienungsladen
der Sparkassen- und auch Krankenkassenchefs.
Gustav-Adolf Kühnast, Meerane