Michael Teuscher - TheaterNetzwerk.MSE

Michael Teuscher
Dr.-Schwentner-Straße 26
17235 Neustrelitz
Tel. 03981/202929
[email protected]
Warnung
Der folgende Beitrag ist nur für denkende Menschen geeignet!
(Ab)bitte: Um das Schreiben des Beitrages für mich erträglich zu machen, um meine Psyche
nicht über Gebühr zu belasten, um nicht zu wütend oder verrückt zu werden, bin ich
thematisch öfter mal ausgeschert, ich bin vom Hundertsten ins … ich bin aber immer wieder
auf den Punkt zurückgekommen – denke ich.
Ich versuche (fast) immer, perfekte Arbeit abzuliefern. Irgendwann muss/will ich aber
endlich fertig werden, also nehme ich schließlich doch Abstriche in Kauf. Es tut mir leid, aber
der Beitrag ist nicht perfekt, ja, es fehlen sogar wichtige Punkte.
Neustrelitz, Februar/März 2015
So sehe ich das – Theater zum Ersten – Niveau wo wo wo wo …
Die Kastrierung oder sogar Eliminierung der hiesigen Theaterlandschaft wird mit
vielfältigen Methoden vorangetrieben. Eine Methode ist das Absenken der künstlerischen
Qualität auf ein Niveau in Höhe der Knöchellinie. In der Sparte Schauspiel ist man auf einem
guten Wege, diese Linie zu unterbieten. Der Aufsichtsrat hat mit der Etablierung von
Wolfgang Bordel eine grausame Waffe zur Durchsetzung eines deutlichen
Zuschauerschwunds installiert. Ich weiß nicht, ob Herr Bordel irgendetwas Positives für das
Theater macht, als Regisseur ist er eine Katastrophe.
Als er seine Bearbeitung von „Der Raub der Sabinerinnen“ inszeniert hatte, war ich
neugierig auf das Ergebnis. Der Buschfunk hatte mich gewarnt! - Zu Recht! Damals hieß es
noch, die Sparte Schauspiel solle dem Umbau der Theaterlandschaft zum Opfer fallen –
deshalb meine Vermutung, Dr. Bordel will mit der Bearbeitung schnell noch ein paar
Tantiemen kassieren, bevor die Sparte stirbt. Ich dachte an „präexituse Leichenfledderei“.
Später dann die Variante, als einzige Sparte solle musikalisches Schauspiel in
Neustrelitz erhalten bleiben (bzw. installiert werden), und der Buschfunk informierte,
Wolfgang Bordel will Chef der Sparte sein bzw. werden. - - - Mir schwant(e) Schlimmes,
aber ich habe mir das Weihnachtsmärchen angesehen. Ich wurde nicht enttäuscht – es war
schlimm!
Ein weiteres Anzeichen für die Abschaffung jeglichen Niveaus ist die geplante
Eliminierung des Musiktheaters, das einen guten Ruf auch jenseits der Landesgrenze hat und
gerade für die Inszenierung des „Don Giovanni“ auch überregional hervorragende Kritiken
erhielt.
Es macht keinen Spaß, diese Zeilen zu schreiben, aber um mich nicht selbst einen
Duckmäuser nennen zu müssen, nehme ich die Quälerei auf mich. In einer Pause habe ich
einen Artikel von Thomas Blum bezüglich des Volkstheaters Rostock gelesen. Auch er
kommt zu dem Schluss, „dass man eine Sache … schlechter gemacht hat, um Geld zu
sparen.“
Zurück zum Aufsichtsrat: Politiker in einem Aufsichtsrat sind immer ein Risiko, das
erkennt man nicht nur beim BER, wo der Beobachter nicht weiß, sind die Leute korrupt, sind
sie hirnrissigen Parteivorgaben verpflichtet oder haben sie einfach keine Ahnung. Beim
Aufsichtsrat der TOG weiß ich auch nicht, warum er die Qualität der Häuser senkt. Geschieht
es, um das Publikum aus dem Theater zu ekeln; geschieht es, um die Intelligenz und den
Kunstverstand des Publikums soweit zu senken, bis man die Leute beliebig händeln kann und
man ihnen auch die schlechteste Vorstellung als tolles Erlebnis verkaufen kann? - Vielleicht
tue ich den Aufsichtsratsmitgliedern mit diesen Vermutungen aber auch Unrecht, vielleicht
habe sie von Theater einfach keine Ahnung. – Bloß, warum sind sie dann im Aufsichtsrat? Drehe ich mich mit meinen Vermutungen im Kreis oder ist das gesamte Procedere wirklich
ein ständiger Kreisverkehr – zur Verblödung hier entlang!?
Das ganze Gehabe von Christoph Poland in diesem Zusammenhang ist – ich sag´ mal
– eigenartig. Ich gebe zu, ich weiß nicht, was richtig wäre. Eigentlich haben alle Kandidaten
(und jetzt gewählten Kreistagsvertreter) von CDU und SPD sich vor der Wahl für den Erhalt
der TOG als Vier-Sparten-Theater ausgesprochen (oder habe ich da was falsch verstanden?).
Und der Versuch von Herrn Pohland, doppelt in den Aufsichtsrat gewählt zu werden, um
dann … Möglicherweise wäre es sogar gut, wenn viele Aufsichtsratsmitglieder aus den
Regierungsparteien kämen, sie könnten dann einen größeren Druck auf ihre Öbberen
ausüben… - wahrscheinlicher ist doch aber, dass sie eher als Gehilfen ihrer Öbberen agieren.
Und dem Wahlvolk wird dann erzählt, die Abwicklung sei alternativlos gewesen und nur den
Aufsichtsratsmitgliedern von SPD und CDU sei es zu verdanken, dass es bei uns überhaupt
noch ein bisschen Theater gibt..?..
Nein, ich werfe diesen Abgeordneten nicht vor, sie hätten Wahlbetrug begangen, weil
- ich habe keine Lust auf ein juristisches Verfahren. Meine Psyche, Sie verstehen? Außerdem
müsste ich jetzt auch so weit zum Gericht fahren (wem ich das bloß zu verdanken habe?!).
Ich kann nur hoffen und wünschen, dass Hannelore Raemisch in diesem Gremium
nicht untergebuttert wird und dass sie etwas für das Theater und sein Publikum erreicht.
Von den alteingesessenen Aufsichtsratsmitgliedern ist mir nicht bekannt, dass sie sich
wirklich für den Erhalt der Theaterkultur einsetzen. Anders beim Förderverein, der sich (mit
Ausnahme des Vorsitzenden) an seine Prämisse hält, sich wirklich für die TOG engagiert und
der versucht, auch die Voraussetzungen für ein hohes Niveau zu unterstützen!
Habe erfahren, das Wirtschaftlichkeitsgutachten wurde vom Aufsichtsrat in Auftrag
gegeben – es gibt noch Hoffnung!
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Neustrelitz, Mai 2014 bis März 2015
So sehe ich das – Theater zum Zweiten – Wolfgang Bordel und der Niedergang der
Schauspielkunst
Es ist schon heikel, seine Meinung zu der Inszenierung eines Stückes zu äußern, in
dem man selbst mal mitgespielt hat... Es muss aber einfach raus, gerade in dieser Zeit, wo es
um die Gestaltung/Beschneidung der Theaterlandschaft geht. Irgendwie kann da jede
Inszenierung eine Bedeutung/Auswirkung haben. Hier geht es darum, welche
Bedeutung/Auswirkung hat die Inszenierung von „Der Raub der Sabinerinnen“? - Blöde
Frage!
Blöde Frage? Kommt drauf an, welche Aufgabe Herr Bordel mit der Inszenierung
hatte. Wenn es seine Aufgabe war, dem Besucher Freude zu machen, hat er die Aufgabe
allenfalls bei dem Teil der Besucher erfüllt, der das Stück nicht kennt und/oder der das
Nachmittagsprogramm der Privaten toll findet. Wenn es seine Aufgabe war, einen Beitrag zur
Abwicklung der Sparte Schauspiel zu leisten, hat er diese mit Bravour gemeistert.
Es gibt von „Der Raub der Sabinerinnen“ eine hervorragende Fassung von Curt Goetz.
Die hat Charaktere, die hat Rhythmus, die hat Witz, die ist in sich logisch. Warum ich diese
Fassung so gut wie nicht gesehen habe, weiß ich nicht. Hängt es an zu zahlenden Tantiemen?
Für andere Fassungen (vermutlich außer für das Original) müssen auch Tantiemen gezahlt
werden. Oder hat Herr Bordel darauf verzichtet?
Vor Jahren habe ich „Der Raub der Sabinerinnen“ im Fernsehen vom OhnsorgTheater verfolgen können, eine Fassung (nah) des Originals (allerdings auf Platt – wenn ich
mich recht erinnere), die mir damals schon recht antiquiert vorkam, da ich die Götz-Fassung
kannte. Außerdem habe ich eine Fassung gesehen, die Karl Wesseler für das MillowitschTheater geschrieben hatte. Nicht schlecht, erreichte aber nicht den Charme, den Rhythmus
und die Logik der Götz-Fassung.
Die Bordel-Bearbeitung ist einfach nur enttäuschend. Ich sehe in ihr einen Verrat
sowohl am „kunstsinnigen Publikum“ als auch am Schauspielensemble. Bei den folgenden
Beispielen kann es sein, dass ich etwas übersehen habe und es nicht korrekt wiedergebe - ich
habe mir einen zweiten (Kontroll-)Besuch der Inszenierung nicht zugemutet.
Beispiele: Der Schuldiener Meißner fungiert als Hausmädchen. Der Blick zwischen
ihm und Striese, bei dessen Auftritt, verlangt eine Auflösung - die ich bis zum Schluss nicht
gesehen habe. Ich habe auch nicht gesehen, wie Paula erfährt, dass ein Stück ihres Vaters
aufgeführt wird, diese Stelle ist wichtig für das Verständnis des gesamten weiteren
Stückverlaufs - es reicht mir nicht, wenn das im Programmheft steht. Paulas Monolog, in dem
sie begeistert vom Stück ihres Vaters schwärmt, ist völlig unmotiviert, ihr müssten im
Gegenteil die Haare zu Berge stehen, bei dem, was ihr Vater während der Probenzeit erlebt.
Der Running-Gag (Sternecks reizende Schauspielerin) kommt langweilig daher, der RunningGag im Running-Gag (der 500 Mark-Schein) hat keinen Rhythmus und … Da wendet sich
das aufgeklärte Publikum mit Grausen (Schiller/Schönthan, Bearbeitung Teuscher). Auch die
musikalischen Einlagen halfen nicht, die Ideenlosigkeit zu übertünchen – sie machten die
Inszenierung nicht besser, nur teurer.
Vielleicht habe ich ja was Brauchbares falsch mitgekriegt, wahrscheinlich sind mir
aber eher einige Mängel entgangen, indes, noch eine Vorstellung? Nein! Die Inszenierung ist
in ihrer Gesamtheit bäh. - Vermutlich würden mir nach der Lektüre des Textbuches noch
weitere konkrete Mängel (wieder) auffallen, nur – ich bin kein Fan von Selbstgeißelung.
Eigentlich dürfte mich die Inszenierung ja mit Genugtuung erfüllen: Im Vorfeld der
Inszenierung wurde geunkt, dass Wolfgang Bordel das Landestheater qualitativ in Richtung
Amateurtheater entwickeln könnte... Auch wenn es heikel ist, s.o. - ich kann alle, die diese
Befürchtung hatten, beruhigen, das ist nicht gelungen. Zumindest was dieses Stück angeht,
reicht die Bordel-Inszenierung nicht ansatzweise (na gut, ansatzweise vielleicht) an die
Qualität des Amateurtheaters heran. - Soll heißen: ich kann auf diese Art der Genugtuung gut
verzichten. Es wäre schön, wenn sich Besucher beider Inszenierungen zu Wort melden
würden.
Warum ich das schreibe? - Ich wünsche mir ein gutes und funktionierendes
Landestheater, nicht zuletzt, weil das auch wichtig für das Inseltheater ist. Meine Lehre aus
dieser Inszenierung des Landestheaters ist: Nie wieder in eine Bordel-Inszenierung!
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Den obigen Teil dieses Textes habe ich im Mai 2014 geschrieben, er wurde im
Februar 2015 nur geringfügig geändert. Der zweite Teil entstand Februar/März diesen Jahres:
große Pause
immer noch große Pause
Ich gebe zu, ich habe meinen Vorsatz gebrochen! – Ohne schlechtes Gewissen!
Eigentlich wollte ich mir nie wieder eine Inszenierung von Wolfgang Bordel zumuten, aber
da ich mir alle Inszenierungen des Inseltheaters ansehe, war es naheliegend, das
Weihnachtsmärchen „Der gestiefelte Kater“ auch im Landestheater zu besuchen. Und ich
gebe auch zu, die eine Stelle – die, bevor sich der Vorhang öffnet – die hat mich angenehm
berührt. Ich war regelrecht irritiert! So etwas hatte ich nicht erwartet! – Da blitzte der Ansatz
einer künstlerischen Idee auf!!! Kurz nach dem sich der Vorhang geöffnet hatte, war die
Irritation vorbei, die Bordelsche Wirklichkeit, die Stümperhaftigkeit und Ideenlosigkeit hatten
mich wieder.
Die Eingangsszene eine einzige Katastrophe! Der Müller benimmt sich beim Sterben
wie später sein nackter Sohn im Teich – albern, peinlich albern. Der jüngste Sohn, Hans,
kann/will nicht zusehen (der Theaterbesucher hat auch Probleme beim Zusehen, aber aus
anderen Gründen) und geht - später kommt er gelangweilt und lahmarschig vom
Kräutersammeln für den toten Vater zurück. Passend dazu die erste Gesangsnummer, der
Text, soweit ich ihn verstanden habe, an dieser Stelle völlig fehl am Platze (an einer späteren
Stelle mit Tendenz zum Sinnvollen). Eigentlich (ich wiederhole mich, aber mir fällt kein
besseres Wort ein) muss in der ersten Szene gezeigt werden, Hans hat es verdient, dass ihm
Gutes wiederfährt, dass der Kater ihn bei der Hand nimmt und immer wieder anstupst. Bei
den Kindern muss Mitgefühl und Sympathie für Hans geweckt werden. Sicher kann ich aus
Altersgründen nicht mehr für Kinder sprechen, aber irgendwo habe ich mir für bestimmte
Situationen ein kindliches Gemüt bewahrt und kann über Neues und Schönes staunen. Bei
diesem Nummernprogramm kann ich mich allenfalls wundern, wie man sowas auf die Bühne
bringen kann.
Warum soll nun also der Kater dem Hans helfen? Eine Antwort finde ich bis zum
Ende der Vorstellung nicht. – Ich habe mir sagen lassen, so ziemlich das Erste, was man auf
der Schauspielschule lernt, ist, auf der Bühne muss man immer so spielen, als ginge es um
Leben oder Tod! Bei der Figur Hans (und auch bei den meisten anderen) konnte ich
(wohlwollend ausgedrückt) nur Ansätze davon erkennen. Zwei weitere hanebüchene Stellen
(vermutlich sollen sie Ideen sein, sie verstärken aber nur den Eindruck einer allgegenwärtigen
Ideenlosigkeit): ein ausgewalztes („pädagogisch wertvolles“) Gerede über vegetarische
Ernährung mit der Diskussion, ob denn die Rebhühner sterben müssen, zerstückelt die
Handlung genauso, wie ein längerer („pädagogisch wertvoller“) Gedankenaustausch mit dem
jungen Publikum über das Nacktsein. Für eine genaue Darlegung sonstigen inhaltlichen
Unfugs hätte ich mir wiederum eine zweite Vorstellung oder das Lesen des Textbuches
zumuten müssen. Ich wollte nicht, ich konnte nicht, ohne meine Gesundheit noch weiter zu
gefährden.
Die Darstellung des Katers und der Prinzessin haben mich überzeugt, die Rollen der beiden
Katzen (der Ansatz an eine künstlerische Idee), hätten besser ausgebaut werden müssen, dann
hätten sie mit ihren Kabbeleien Spaß machen und die Handlung voranbringen können. Aber
wozu eine Handlung, schließlich ist es eine Revue. Ich hätte so gerne ein Weihnachtsmärchen
gesehen. - Alle anderen Rollen waren mehr oder weniger labbrig angelegt.
Immerhin kann ich Wolfgang Bordel nicht den Vorwurf machen, er selbst hätte diese
fragwürdige Märchenbearbeitung geschrieben. Andererseits weiß ich nicht, wie weit der
dargebotene Text vom (vielleicht sogar brauchbaren) Original entfernt ist. Die Verantwortung
für den ausgewählten Text liegt definitiv beim Regisseur. Meine Vermutung zur Auswahl
dieser Märchenfassung: Es musste für die Sparte musikalisches Schauspiel ein musikalisches
Schauspiel gefunden werden und da … – Ich weiß es doch auch nicht, wie die Qualität der
Vorlage ist, ob dem Regisseur die Qualität egal war, oder ob er Qualität nicht erkennen will
oder kann…
Ob es den Kindern gefallen hat? Ja! Die Gründe? – Vermutlich ist es die
Theateratmosphäre (positiver Grund), außerdem - die Kinder wissen nicht, was gutes Theater
ist (negativer Grund). Vermutlich sollen die Kinder auch nie gutes Theater kennenlernen,
sonst erwarten sie früher oder später tatsächlich noch Qualität und ..?..
Nein! Ich meine nicht, dass Wolfgang Bordel gar nichts kann - als Selbstdarsteller
finde ich ihn herausragend!
Um mir und dem Leser ein wenig Auftrieb für den dritten Teil zu geben, noch zwei
Schmankerln: Man kann natürlich auch (mit Fug und Recht) behaupten, die eine Inszenierung
sei das glatte Gegenteil von der anderen – aber nur, wenn man den Satz von Paul Watzlawick
zu Grunde legt: „Das Gegenteil von schlecht kann auch sein – noch schlechter.“ Die
Bordelschen Inszenierungen, aber auch der gesamte Umgang der Landesregierung mit den
Theatern des Landes, erinnern mich an eine Zeichnung von etwa 1970 im Eulenspiegel: Ein
Gast bezahlt mit den Worten (sinngemäß): „Die Suppe zu kalt, das Schnitzel zu zäh, das Bier
zu warm, der Kellner zu langsam, die Rechnung zu hoch – aber alles in allem eine gut
aufeinander abgestimmte kollektive Leistung.“
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Neustrelitz, Februar/April 2015
So sehe ich das – Theater zum Dritten – Missachten
Ich habe ein gestörtes Verhältnis zu Gutachten – aus gutem Grund. Wegen der Lügen
eines vereidigten Neustrelitzer Bausachverständigen wurde ich in ein Zivilverfahren gedrängt,
das über 5 Jahre dauerte. Seit dem leide ich unter Depressionen.
Es gab auch mal ein, von der Kreisverwaltung in Auftrag gegebenes, Gutachten, wo es
darum ging, aus vier vorgegebenen Orten den geeigneten Standort für ein Welcome-Center in
der Region zu finden. Damals habe ich mich anfangs nur über das rausgeschmissene Geld
geärgert, später über die Umsetzung des Ergebnisses. Dieses Ergebnis hätte man von mir (und
von fast jedem, der ein wenig von Tourismus oder Hotellerie versteht) auch gratis haben
können. Der geeignetste Ort war Neustrelitz, der ungeeignetste war Mirow. Der ältere Leser
weiß es, der jüngere Leser dieser Zeilen darf einmal raten, wo dieses WC eingerichtet wurde –
richtig, in Mirow! Nicht ärgern – nur …, ich wundere mich nicht mal mehr über dumme
Entscheidungen von Politikern, allenfalls über sinnvolle Entscheidungen oder Maßnahmen.
Die Clique aus CDU- und SPD-Abgeordneten des Landkreises setzte damals den Standort
Mirow durch (der Busch funkte, dass Einfluss/Druck/? der Finanzministerin des Landes auch
eine erhebliche Rolle spielten, aber ..?..). Der damalige Kreistagspräsident, der die
Durchsetzung dieser Investruine verhindern hätte können, war übrigens Christoph Poland. Ja, der Christoph Poland!
Vor Kurzem also wieder ein Gutachten, von staatlicher Stelle veranlasst. Ich habe
mich überwunden und die Metrum-Auslassungen zum erheblichen Teil gelesen. Ein
modifiziertes Modell 7 von Metrum ist Ausgangspunkt für das Eckwertepapier des
Ministeriums. Der Begriff „Modifizierung“ ist wichtig, weil das Modell 7 in einem
wesentlichen Punkt eine völlig andere Aussage enthält, als das Eckwertepapier – nämlich,
welche Sparte es zukünftig in Neustrelitz geben soll (vielleicht sollte es richtiger heißen: mit
welcher Sparte sich die Abwicklung des Neustrelitzer Theater besser durchsetzen lässt!).
Mein Kommentar: Laut Metrum soll Schauspiel nur in Greifswald erhalten bleiben.
Dieses Vorhaben ist Blödsinn, denn dann müsste dieses Schauspielensemble so viele Häuser
bespielen, dass keine Zeit mehr für das Proben neuer Stücke bliebe, ganz zu schweigen von
einem erheblichen Zeit-, Technik- und Fahrtenaufwand. Es ist also richtig, dass die Sparte
Schauspiel auch in Neustrelitz erhalten bleibt (außerdem kann man sich so bei dem
Erfüllungsgehilfen Stümper Bordel bedanken, oder spielt dieser Gedanke tatsächlich keine
Rolle?). Aber!!! – Folglich muss (nach Meinung des Ministeriums) die Sparte aus Neustrelitz
verschwinden, die Metrum in Neustrelitz erhalten wollte – das Musiktheater. Also wird eine
Sparte konstruiert, von der wahrscheinlich nicht mal die Erfinder wissen, was man darunter
verstehen kann/soll: musikalisches Schauspiel.
Die Festspiele im Schlossgarten sollen weiter stattfinden, aber wer soll sie gestalten? –
Orchester und Technik sind klar, das Musiktheater kommt aus Stralsund (die Sänger „freuen“
sich vermutlich schon auf etliche 10- bis 12-Stunden-Dienste und dass ihre Stimmen endlich
mal so belastet werden, wie sie es dauerhaft nicht aushalten können)) und wird vom
musikalischen Schauspiel aus Neustrelitz unterstützt (so ist es vermutlich geplant, falls es
überhaupt einen Plan gibt) und Ballett – da liegt der Hase im … das kann ein totes Rebhuhn
jammern! - Natürlich macht das die Tanzkompanie, die es im nächsten Jahr wohl nicht mehr
geben wird! Oh, scheinheilige Entscheidungsträger!
Laut Eckwertepapier sind für die Tanzkompanie jährlich 950.000 € eingeplant, die sie
ab nächstes Jahr aber nicht mehr erhält. (falls der Leser das nicht versteht, Kopf hoch, das ist
Ministerlogik und dauert ein bisschen) Erklärung: Ab 2016 werden die Mittel nicht mehr
zweckgebunden für die Tanzkompanie zur Verfügung gestellt, d.h. - Kommentar: das
zukünftige Theater braucht die Mittel, um keine anderen Finanzlöcher größer werden zu
lassen. Der Minister wird/kann behaupten, er hätte ja das Geld zur Verfügung gestellt, die
Abwicklung der Tanzkompanie sei Schuld des fusionierten (oder wie auch immer) Theaters
und dessen Intendanten und Aufsichtsrates und/oder ... den Minister trifft definitiv keine
Schuld! – Außerdem haben die kommunalen Volksvertreter ja dieses Modell beschlossen!
Für die Festspiele selbst wird dem Festspieldirektor mit Ho(c)h(n)achtung der
Schwarzen Peter verliehen. Wer sich, aus welchen Motiven auch immer, dieser
organisatorisch nicht zu bewältigenden Aufgabe stellt, er/sie wird von allen(!) Seiten BuhRufe ernten. Er/sie muss sich im Vorfeld überlegen, ob das Einkommen die zu erwartende
Verachtung aufwiegt. Entweder wird ihm/ihr vorgeworfen, dass die Kosten viel zu hoch sind
und/oder der Vorwurf lautet, die Inszenierung ist für Festspiele zu mickrig und überhaupt …
- Oh, höret das Orakel aus der Dr.-Schwentner-Straße. –
Welche Möglichkeiten gibt es für die Beteiligung von Tänzern an den Festspielen?
Folgende realistisch phantastische Spekulationen kommen mir in den Sinn: Entweder sollen
dann die (nun) arbeitslosen Tänzer als 1-€-Jobber zur Mitwirkung gezwungen werden, und
wenn sie nicht mitmachen, werden die Leistungen für sie gekürzt oder gestrichen ..!.. Oder
man verpflichtet/kauft von ganz woanders Künstler ein. Das verursacht zwar (gerade im
Sommer) für die Proben- und Vorstellungszeit erhebliche zusätzliche Kosten, zumal dann
auch noch Übernachtungskosten mit eingeplant werden müssen, - mich überfällt gerade eine
Idee (Tipp für Parteibonzen): da könnten ja eigentlich die Verantwortlichen für die
Übernachtungskosten im Gegenzug eine/oder zwei Parteispenden generieren (nichts gegen die
hiesigen Hoteliers, ich weiß, dass die Führung eines Hotels alles andere als einfach ist – aber
die Hoteliersspende an die FDP bei der vorigen Bundesregierung … - und den hiesigen
Regierungsparteien trau ich inzwischen alles zu – außer, dass sie die widerrechtlichen
Zahlungen von Funktionszulagen beenden) … oder (und das ist vermutlich die von der
Landesregierung gewünschte Variante) es ist ganz egal, was der Schwarze Peter unternimmt,
Hauptsache, die nächsten Festspiele werden eine Pleite und der Fortbestand der Festspiele hat
sich erledigt – irgendwie wird es schon gelingen, der hiesigen Kunstszene den Garaus zu
machen und die aufmüpfigen Theaterliebhaber endgültig zum Schweigen zu bringen – koste
es, was es wolle!
Noch zwei Bemerkungen (ich versuche ja schon, mich auf Wesentliches zu
beschränken! – aber…) zum Modell 7: In Neubrandenburg gibt es angeblich keinen
Bedarf/keine Möglichkeit für Ballettvorstellungen. Ich habe Carmina Burana in der
Konzertkirche (andere im Schauspielhaus) erlebt und ich bin wahrlich nicht der einzige
(begeisterte!) Besucher gewesen. - Im Metrum-Pamphlet steht unter Zusammenfassung (V):
Durch die Spezialisierung ergäben sich an allen Standorten Chancen einer Steigerung der
Künstlerischen Qualität der Produktionen. Auf S. 45 ist zu lesen: Die Qualität der
Produktionen und Aufführungen kann durch die Fusion im Vergleich zur derzeitigen
Situation gesteigert werden.
Kommentar: Bla, bla, dumm, dumm! Ein Jurist müsste jetzt verlangen: Beweise! Nicht
nur, das Metrum die Behauptungen nicht belegt, es ist ungeheuerlich, dass ausgerechnet eine
Firma aus der Bananenrepublik Bayern zu dem Ergebnis kommt: Mangelnde Konkurrenz
fördert die Qualität!?! – Ist das Mut? Ist das Dummheit? Oder ist das ein Test, ob die
Massenwahlviehhaltung inzwischen auch bei den letzten Ossis den Verstand abgeschaltet hat?
Ick wundre mir über jar nüscht mehr!
Und jetzt wird noch ein Gutachten erwartet. Auch wenn dieses Gutachten zur
Wirtschaftlichkeit seriös sein sollte, ein wesentlicher Punkt fehlt garantiert: die Folgekosten!
Um nicht falsch verstanden zu werden: es ist wahrlich nicht die Aufgabe des Aufsichtsrates,
ein Wirtschaftlichkeitsgutachten in Auftrag zu geben, dass über die Finanzen und
Finanzierung der Theater hinausgeht. Aber die Betrachtung der Folgekosten müsste für alle
Vorhaben der Landesregierung eine Voraussetzung sein. Bevor also ein Minister
irgendwelche Änderungen zwecks Geldeinsparung in die Tat umsetzen will, müssen sowohl
die Einsparungen im betreffenden Bereich (hier Theaterlandschaft – aber nicht mal für diesen
Bereich gibt es belastbares Zahlenmaterial, s.z.B.o. Festspiele) aber auch
Einsparungen/Zusatzkosten in anderen gesellschaftlichen Bereichen ausgewiesen werden.
Dazu gehören Leistungen für Arbeitslosigkeit (von den zu entlassenen Künstlern wird (fast)
keiner eine andere Anstellung finden). Für Neustrelitz heißt das auch, das Tanzhaus wird evtl.
eine Zukunft haben (manchmal geht ein unerklärlicher Optimismus mit mir durch), aber der
Rest … Was wird aus den verwaisenden Gebäuden der Tanzkompanie, sowohl als Sache als
auch finanziell? Es gibt jede Menge Gemeinkosten, die eine Behörde, die ehrlich arbeitet, in
ihre Betrachtungen und Planungen einbeziehen würde… Naja, ich bin wohl doch ein bisschen
weltfremd, ich kann dieses idiotische Ressortschmalspurdenken nur als Betrug bezeichnen.
Ich komme nicht umhin, hier noch auf den demagogischen Blödsinn einzugehen, den
Ministerin Hesse im Landtag verlesen musste (s. LINKS: Die Arroganz der Macht):
„Allerdings muss jeder Alternativvorschlag drei Kriterien genügen:
1. er muss finanziell funktionieren,
2. er muss künstlerisch vertretbar sein und
3. er muss organisatorisch umsetzbar sein.“
Mein Kommentar:
1. Das Solidarmodell erfüllt die Kriterien 2 und 3! Das Wirtschaftlichkeitsgutachten
muss noch abgewartet werden, es wird aber garantiert nicht alle Gemeinkosten
betrachten.
2. Wieso gelten diese Kriterien nur für Alternativvorschläge?!? Da verschlägt es
einem doch glatt die Sprache!!! Auch mir!
3. Das Fusionsmodell der Landesregierung enthält keine belastbaren Aussagen zur
Finanzierung, es ist künstlerisch nicht vertretbar und es enthält auch keine belastbaren
Aussagen zur organisatorischen Umsetzung (s.z.B.o. Festspiele)! Das Eckwertepapier
enthält zwischen den Ecken nur Vakuum, möge es implodieren und den Verfassern
um die Ohren fliegen!
Die Landesregierung hält es für künstlerisch angebracht, mit dem hiesigen
Musiktheater und der Tanzkompanie zwei ausgezeichnete Ensembles zu entsorgen. Dafür
erhält Stümper Wolfgang Bordel die Möglichkeit, die künstlerische Qualität des Schauspiels
gegen Null zu entwickeln. Und mit diesem Stümper verschafft sich die Regierung das
Argument, der Besuch und die Einnahmen des Theaters sind rückläufig – weg mit dem
Ballast!
Noch kurz zu den Absonderungen zum Begriff „Solidarmodell“: Ein gewisser
Lohnverzicht verdient nach Meinung der Landesregierung den Namen Solidarmodell nicht,
und dem Ministerium fehlen Ausführungen zur Einkommensentwicklung bei den technischen
Kräften – Kommentar: das Einkommen der Beschäftigten im nichtkünstlerischen Bereich ist
nicht prekär. Und - was einem ehrlichen Menschen die Schuhe auszieht - laut
Landesregierung ist der Rausschmiss von Künstlern und technischen Kräften solidarisch!?!
Und dann noch die dusslige Frage, warum das Modell nur bis 2019 und nicht bis 2020
Zahlen ausweist. Den Grund kennt das Ministerium. Ich will aber noch etwas dazusetzen: Bis
zum Jahr 2020 müsste der Landkreis auf Grund der Kreisgebietsreform jedes Jahr ein paar
Millionen einsparen. Da dürfte es ein Klacks sein, einen Teil der Einsparungen den Theatern
zuzuschlagen und die ganze Finanzierungsfrage kann ab 2020 neu verhandelt werden! Oder
sind die versprochenen Einsparungen auch bloß eine Lüge der Landesregierung?!
Ich komme nun zum Satz des Tages, meine Therapeutin unterschreibt ihn zwar nicht,
aber sie versteht, wenn ich sage: „Wer in diesem System nicht depressiv wird, hat einen
psychischen Schaden!“
Ich weiß, ich habe eine Grenze überschritten.- Der aufmerksame Leser ahnt, jetzt
kommt was anderes, als man erwarten würde. – Ich habe die Grenze meiner Belastbarkeit
überschritten, schon vor einigen Abschnitten. Aber was soll ich machen, nun habe ich mich
soweit gequält, jetzt schaff ich auch noch den Rest… Also weiter!
Der Leserbrief von Isabella Peukes im Nordkurier vom 31. März deckt sich
vollständig mit meiner Überlegung: Solange die Landesregierung/das Kultusministerium
keine konkreten und umfassenden Aussagen und Zahlen zu ihrem Vorhaben darlegt, gibt es
für Kreistag und Stadtverordnete keinen Grund, sich zu positionieren! Das Eckwertepapier
verdient die Bezeichnung „Beschlussvorlage“ nicht! – Allenfalls „Frechheit!“ - „„Wir sind
dafür, in den Krieg einzusteigen! - Wir sind einverstanden! - Also beschlossen! – Frage aus
dem Publikum: Und gegen wen? – Das klären wir später!““
Ich muss jetzt doch noch mal auf die Wahlversprechen der SPD-Kandidaten für die
Kommunalwahl zurückkommen: da ist der Erhalt der Tanzkompanie ganz konkret genannt.
(Die CDU war da geschickter, die hat nur Stichpunkte, wie „Erhalt des Theaters“ hingerotzt solange das Theatergebäude steht, kann die CDU verbuchen: Wahlversprechen erfüllt! – So
gewinnt man Wahlen! Es ist erschütternd!) Da haben die SPD-Vertreter im Kreistag aber
Glück gehabt, dass wir in einem Rechtsstaat leben, wo es normal ist, das die Aussagen vor der
Wahl konträr zu den Aussagen und Taten nach den Wahlen stehen. In einem Unrechtsstaat
müssten sie damit rechnen, dass die Wahlen für ungültig erklärt und Neuwahlen auf Kosten
der Wahlbetrüger ausgeschrieben würden…
Zu den Neustrelitzer Stadtvertretern: Solange das Land keine aussagekräftige Vorlage
liefert, gibt es keinen Grund, ja nicht einmal die Möglichkeit, darüber abzustimmen – man
kann sich keine Meinung zu Aussagen bilden, die (fast) keine Aussagen enthalten (s.o.). Mit
dem Totschlagargument Geld werden die Abgeordneten zu idiotischen Beschlüssen genötigt –
eigentlich ein Straftatbestand, aber …
Einwurf
Mir wurde erzählt, dass man sich in Georgien (zu UdSSR-Zeiten, aber nach der Stalin-Ära)
folgenden Witz erzählte: Stalin wurde beim Besuch einer Kolchose gefragt, wie es ihm
gelänge, die Menschen in dieser riesigen Union zu regieren. Daraufhin setzte sich Stalin auf
einen Stuhl, griff sich ein Huhn und rupfte es. Das nackte Huhn lief erst weg, die brennende
Sonne brachte es aber bald dazu, den Schatten unter Stalins Stuhl zu suchen. Später, als der
Abend empfindlich kühl wurde, wärmte sich das Huhn an Stalins Unterschenkeln. - Um das
Geschehen weiterzuspinnen: die Federn wachsen nach, aber das Huhn weiß um das Risiko,
was ihm passieren könnte, wenn…
Einwurf Ende/Überleitung zu
Dieser böse Witz gilt nicht nur für den Pseudosozialismus, er gilt (mindestens)
genauso für den Kapitalismus. Wenn die kleinen Wichtel nicht folgsam sind, lässt man sie am
ausgestreckten Arm … Naja, Verhungern ist ein hartes Wort, aber es geht definitiv und auch
und gerade bei der jetzigen Theaterdiskussion ums Geld. Und ich erlaube mir, zu genau dieser
Situation einen punktgenauen Spruch des Kabarettisten Martin Buchholz zu zitieren: „Ein
Staubsaugervertreter verkauft Staubsauger – ein Versicherungsvertreter verkauft
Versicherungen – ein Volksvertreter …“ - Und wenn die Wichtel den Gehorsam verweigern
… Ich finde schon, dass es sich hier um Nötigung und Erpressung handelt. - Und wenn … ihr
habt Schuld, ich als Minister hab ja nun wirklich alles (lies: nichts) gemacht, um das Theater
zu retten!
Wenn die Regierungsparteien in Bund und Ländern halbwegs vernünftige
Finanzpolitik betreiben würden, wäre genügend Geld für Kunst und Kultur vorhanden. Aber
solange Steuergelder in Milliardenhöhe sinnlos verpulvert werden (BER, Stuttgart 21,
Hamburger Philharmonie, Soda-Brücke u.ä., Banken-/Spekulanten“rettung“ usw.) und
Steuergeschenke für große Firmen und Millionäre gemacht werden, klemmt es im sozialen,
im Bildungs- und Kulturbereich. Die Sozialausgaben der Kommunen steigen und die Kunst
geht nach Brot. Die Kommunen hängen am Tropf der Regierung und wenn sie nicht spuren…
Und die Kommunen kriegen die Schuld am Theatersterben.
Ich will ja aufhören, schon lange, aber diese Aussage ist (leider) auch noch wichtig:
Für die Theaterliebhaber war es Glück, dass nicht der Minister bei den Frageminuten im
Neustrelitzer Theater zugegen war! Ich vermute, wenn der Minister sich den Fragen gestellt
hätte, wäre er trotzdem nicht zu Wort gekommen. Schon bei der Demo auf dem Markt hatte
es den Anschein, einige Leute sind nur erschienen, um ihr Mütchen zu kühlen. Auch wenn
Ministers Ansichten es inhaltlich nicht wert sind, gehört zu werden, und wenn sein Gehabe
zutiefst kulturlos ist und einem teilweise sogar verbrecherisch vorkommt, so sollten die
Theaterfreunde sich dennoch kultiviert verhalten. Randbemerkung: Viele
Gewerkschaftsproteste mit Gepfeife und Gejohle stoßen mich ab und nähren meinen Ekel vor
Gewerkschaften. Was für einige Medien ein gefundenes Fressen ist, und wo einige
(intellektuell unterirdische) Typen sich brüsten: „Denen haben wir´s aber gegeben!“, das ist
für den kultivierten Beobachter einfach nur primitiv und abstoßend. Sachlich bringen
derartige Proteste gar nichts und emotional bringen sie nur Antipathie.
Abschließend noch eine Überlegung, die allerdings (wieder) nur mittelbar mit der
beabsichtigten Kastrierung der Theaterlandschaft zusammenhängt: Wenn man neben dieser
Maßnahme bspw. noch die unsinnige Gerichtsstrukturänderung, die Förderung der
Gewässerverschmutzung und die Förderung der Selbstbedienungsmentalität von
Geschäftsführern einiger Sozialdienste und Wohlfahrtsverbände betrachtet (die
Kreisgebietsreform lass ich mal beiseite, )müssten die jetzigen Regierungsparteien eigentlich
bei der nächsten Wahl an der 5-%-Hürde scheitern. Aber so lange die LINKE damit droht, bei
einem Wahlsieg einen Mann mit der Aura einer Schlaftablette zum Ministerpräsidenten zu
machen, so lange gibt es für die Regierungsparteien keine ernste Gefahr. Wenn sich nichts
ändert, kann ich das Ergebnis der nächsten Landtagswahl vorhersagen (Oh, höret das
Orakel…): die Regierungsparteien werden weiterregieren. Sie werten das Wahlergebnis so,
dass der Wähler alle Maßnahmen in der letzten Legislaturperiode als gerecht und
richtungsweisend erkannt hat und befürwortet… - Und solange sie wiedergewählt werden,
haben sie alles richtiggemacht…
Noch eine hinterabschließende Bemerkung: In einer Fernsehdokumentation (zu einem
anderen Thema) sagte Paul Krugman: „Zahlreiche psychologische und soziologische Studien
zeigen, dass Menschen, die feste Überzeugungen haben, ihre Meinung nicht wegen
wissenschaftlicher Beweise ändern, und je mehr sie darüber wissen, desto härter wehren sie
sich dagegen.“ und weiter sinngemäß: diese Menschen haben ihre eigenen Wertvorstellungen,
und wenn diese sinnlos sind, so werden sie wütend, ihre Meinung ändern sie aber nicht… In
diesem Zusammenhang sei auch auf den Kommentar von Marlies Steffen verwiesen,
Strelitzer Zeitung vom 24./25. Januar.
Als Studenten haben wir solch Gehabe, wie das Brodkorbsche, als 3. Trotzperiode
bezeichnet: „Ich will aberrr!!!“ – Die Zeile in einer optimistischen Ballade von Zarah Leander
muss bei mir heißen: Ich weiß nicht, wird einmal ein Wunder gescheh´n? … Schön wär´s
schon…
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Epilog
Bitte entschleunigen Sie Ihre Gedanken vor dem Weiterlesen! Sie werden ganz ruhig –
ohne einzuschlafen…
… Der Kundige wird auch in den folgenden Zeilen die Anwendung des Brechtschen
V-Effektes erkennen, den anderen geneigten Lesern sei der erste Teil dieses Satzes ein Tipp –
auch für das bereits gelesene.
Hinweise zum Lesen obigen Beitrags: Ich habe viel überlegt, ob ich ihm eine
Überschrift, und wenn ja, welche, geben soll. Da hatte ich so Ideen, wie „Zur Polarisierung“,
„Satire – persönlich, herbbitter“, „Satire oder so“, „Dampf ablassen“, „Das kann ein totes
Rebhuhn jammern“, „Ich weiß es doch auch nicht“, „Stillhalten ist auch keine Lösung“,
„keine 95 Thesen“, „Boah!“, „Streitschrift“ – das ist es! oder? … Seien Sie nachsichtig mit
mir, falls ich auf Grund fehlenden Faktenwissens falsche Fragen stelle oder falsche Schlüsse
ziehe. Ich entschuldige mich auch bei allen Entscheidungsträgern, falls ich sie falsch
einschätze und sie viel schlimmer sind …
Lesen Sie den Beitrag noch einmal, wenn Sie in der richtigen Stimmung sind - das
kann bei dem einen heißen, er ist entspannt und hat Muße, um sich mit den Formulierungen
auseinanderzusetzen oder sie vielleicht sogar zu genießen. Bei einem anderen kann es sein,
dass eine erneute Lektüre des Beitrages angebracht ist, wenn er sich „richtig Scheiße fühlt und
etwas zum Abkotzen braucht“. Sie werden neue Aussagen/Zusammenhänge erkennen, und
seien es nur Nuancen. Vielleicht lesen Sie das Ganze unter dem Titel „Theatertheater“, wobei
ich nun wieder zugeben muss, auf dieses Theater könnte ich auch gut verzichten …
Empfehlungen für den nicht geneigten Leser: entfällt! Falls Sie überhaupt bis hierher
durchgehalten haben – ich hatte Sie gewarnt! s.ganzo.
Danksagung
Ein besonderer Dank gilt dem Verfasser/der Verfasserin der Rede mit den Kriterien
für Alternativvorschläge! Diese Rede sollte wirklich allen Entscheidungsträgern die
Schamesröte ins Gesicht treiben! – Und wo ich dies schreibe, kriege ich doch gleich wieder so
ein flaues Gefühl im Magen. Da unterstelle ich den Leuten ein Gewissen, obgleich ich
keinerlei Beweis für die Richtigkeit dieser Unterstellung habe. Tschuldigung!
Das war’s jetzt aber wirklich! Schluss! Ende! Aus! - - - Für den Moment…
p.s. Ich wundere mich über den Neustrelitzer Stadtpräsidenten und seine Parteifreunde –
Erklärung s.S. 6: „ich wundere mich …, allenfalls …“.