Sissach - Aussichten

4 | Baselbiet
Neue Verkehrsführung
an der Bahnhofstrasse
Sissach | Bei der Erweiterung des Wärme­
verbunds Zentrum Ost steht in diesem Jahr
die zweite Ausbauetappe an, die durch den
Abwasserwärmeverbund (AWV) Sissach
­realisiert wird. Als Nächstes steht der Bau­
abschnitt in der Sissacher Bahnhofstrasse
bevor. Dieser Abschnitt wird in vier Etappen
realisiert. Die Dauer der einzelnen Abschnitte
wird in dieser Zeit mit orangen Hinweistafeln
an den Baustellenenden signalisiert. Direkt­
betroffene Anwohner werden mittels Flug­
blätter über die Bauzeit und allfällige Ein­
schränkungen informiert, heisst es in einer
Mitteilung von vergangener Woche. Im
­Anschluss an die Gewerbeschau «Mega»
wird ab dem 11. Juni der Leitungsabschnitt
von der Kreuzung Bützenenweg/Haupt­
strasse bis zur Gemeindeverwaltung etappen­
weise gebaut. Ebenso werden in der Rössli­
gasse, im Gartenweg und in der Postgasse
Fernwärmeleitungen gebaut. Der Abschluss
der Bauarbeiten ist auf Ende Oktober geplant,
heisst es weiter. Während der Bauzeit wird
die Sissacher Bahnhofstrasse nur im Ein­
bahnverkehr in Fahrtrichtung Gelterkinden/
Thürnen befahrbar sein. Die Busse werden
die Möglichkeit haben, auch in der Gegen­
richtung zu verkehren. Der Verkehr in die
Gegenrichtung, in Fahrtrichtung Lausen/­
Diegten erfolgt ab der Kreuzung Bützenen­
weg/Hauptstrasse durch den Bützenenweg
und die Rheinfelderstrasse. Verkehrsteilnehmer,
welche die Möglichkeit haben, die Baustelle
grossräumig zu umfahren, sollen dieses
­Mittel zur Verkehrsentlastung des Baustellen­
bereichs nutzen. Verkehrsteilnehmer, welche
aus Gelterkinden/Thürnen kommen und in
Fahrtrichtung Diegten oder umgekehrt reisen,
werden angehalten, den Chienbergtunnel
zu benutzen. Eine entsprechende Signali­
sierung für die grossräumige Umfahrung
der Baustelle wird erstellt. vs.
Duale Berufsbildung
soll attraktiver werden
Basel | Die duale Berufsbildung soll in der
Region Basel für schulisch starke Jugendliche
attraktiver gestaltet werden. Damit wollen
Wirtschaftsverbände und die Wirtschafts­
förderung Baselland den Fachkräftemangel
reduzieren. Laut einer gestern publizierten
Unternehmensbefragung zum Fachkräfte­
bedarf in der Region Basel sind in techni­
schen und gewerblich-industriellen Berufen
Fachleute schwierig zu rekrutieren. 40 Pro­
zent der Antwortenden waren der Ansicht,
dass die Basiskenntnisse der Schulabgänger
nicht mehr ausreichen, um eine Berufslehre
erfolgreich abzuschliessen. Die Wirtschafts­
förderung habe von der Baselbieter Regie­
rung den Auftrag erhalten, bis Herbst
dieses Jahres mit den Wirtschaftsverbänden
in ­mehreren Bereichen Massnahmen zu
­konkretisieren. Damit sollen Bedürfnisse
der KMU beim Fachkräftebedarf besser
­umgesetzt werden. sda.
FDP sagen viermal Nein
und zweimal Ja
Waldenburg | Am Parteitag in Waldenburg
fasste die Baselbieter FDP am Donnerstag­
abend ihre Parolen über vier bevorstehende
nationale und zwei kantonale Vorlage. Die
FDP-Delegierten fassten dabei die NeinParole zur Änderung des Bundesgesetzes
über Radio und Fernsehen, zur «StipendienInitiative», zur Volksinitiative «MillionenErbschaften besteuern für unsere AHV
­(Erbschaftssteuerreform)» und zur Änderung
des Gesetzes über die politischen Rechte.
Weiter wurde die Ja-Parole gefasst zum
Bundes­beschluss über die Änderung der
Ver­fassungsbestimmung zur Fortpflanzungs­
medizin und Gentechnologie im Human­
bereich sowie zur formulierten­VerfassungsInitiative «Für eine wirkungsvolle Koope­
ration in der Region (Regio-KooperationsInitiative)». vs.
Volksstimme Nr. 53 | Dienstag, 12. Mai 2015
Die schönste Kunsthalle der Region
Sissach | «Aussichten – Kunst im Gelände» ist eröffnet
Die Ausstellung Aussichten auf
der Sissacher Fluh stösst auf
grosses Interesse, wie der Gross­
aufmarsch an der Vernissage
vom vergangenen Freitag zeigt.
Elmar Gächter
Die Freude, gepaart mit einer Prise
Nervosität, war Kitty Schaertlin an
der Vernissage vom vergangenen
Freitag ins Gesicht geschrieben.
Nach einer intensiven Vorbereitungs- und Realisationsphase, die
sie im Organisationsteam zusammen mit ihren Kollegen Christian
Kessler und Peter Thommen massgeblich begleitete, gab sie am vergangenen Freitagabend den Startschuss zu einer Ausstellung, die
während eines ganzen Jahres die
Sissacher Fluh bereichern wird.
«Sie macht diesen an sich schon
tollen Ort noch ein Stück kostbarer», lobte Regierungspräsident
Isaac Reber an der Vernissage die
Arbeit der 29 Künstlerinnen und
Künstler, die insgesamt 27 Werke
ausstellen. Man müsse weit gehen,
so der Magistrat, um einen solchen
Ort der Begegnungen, des Austausches, der Auseinandersetzung
und ganz schlicht des Genusses zu
finden.
Brauer «zieht den Hut»
Für Peter Buser, Gemeindepräsident
von Sissach, ist Kunst vor allem Arbeit, künstlerisches Handwerk. Hier
sei etwas entstanden und gewachsen, das nichts Elitäres an sich habe,
sondern fest auf Grund und Boden
verankert sei.
Viele Kunstinteressierte lauschten bei der Vernissage den Worten von Charles Brauer (rechts). Charles Brauer, Schauspieler
aus Böckten, zeigte sich tief beeindruckt von dem, was die Organisatoren auf die Beine gestellt haben.
Er ziehe den Hut vor ihrem Einsatz
und ihrem Beharrungsvermögen
in einer Zeit, da es immer schwieriger werde, für Kulturelles Geld
auf den Tisch zu bekommen. Nicht
weniger angetan zeigte er sich von
der Kunst, die ihm auf seinem
Gang durch das Gelände begegnet
ist. «Hier geschieht etwas Wundersames und gleichzeitig Hochpoli­
tisches. Künstler sind vielleicht
nicht so gut, Bilanzen zu lesen oder
Wohlstand und Wachstum zu generieren, aber Künstler haben ein
Gespür für das, was unsere Gesellschaft bewegt. Sie sind höchst
empfindsam, nicht nur für das
Wahre, Schöne und Gute, sondern
auch für das Bedrängende, Gefähr-
dende und das zu Schützende»,
fasste er seine Eindrücke zusammen. Und vielleicht, so Charles
Brauer, könnten ja die Aussichten
und Einsichten auf dem Skulpturenweg zur Umsicht und Rücksicht
führen.
Oberbaselbieter Querschnitt
Zu der grossen Zahl an Kunstinteressierten, die sich die Eröffnung
der Ausstellung nicht entgehen lassen wollten, gehörte auch Gerhard
Matter, Leiter der Kantonsbibliothek Baselland. Aus seiner Sicht
zeigt die Ausstellung einen «super
Querschnitt» über das Oberbaselbieter Kunstschaffen. «Was mir
ganz besonders imponiert, ist der
geniale Bezug der Objekte zu ihrem Standort. Sie wurden nicht
einfach in die Natur gestellt, sondern drücken ihre Aussage nur an
Bild Elmar Gächter
diesem einen Ort aus, wo sie jetzt
stehen.»
Für Christine Schmutz aus Titterten, deren Projekt Fokus die Gegensätze Blick nach aussen und
Blick nach innen zum Thema hat,
steckt viel Idealismus im Mitmachen. «Man muss schon ein bisschen spinnen», meinte sie, nicht
zuletzt auch aus der Sicht des Aufwandes und dem bescheidenen
­pekuniären Erfolg.
Ihre Hoffnung, dass möglichst
viele Besucher den Weg auf die
Sissacher Fluh finden, hat sich mindestens am vergangenen Sonntag
bereits erfüllt. Dutzende, wenn nicht
Hunderte von Interessierten liessen
es sich beim herrlichen Muttertagswetter nicht nehmen, sich von den
fantastischen Aussichten in die einmalige Symbiose von Landschaft
und Kunst inspirieren zu lassen.
Badesaison am Nordpol rückt näher
Sissach | Generalversammlung der Elektra Sissach
Meteorologe Felix Blumer
­berichtete an der Versammlung
der Elektra Sissach, wie sich
das Klima über lange Zeiträume
verändert hat und verändern
wird. Derzeit zeigt der Trend bei
der globalen Temperatur, so
­paradox es klingt, nach unten.
Otto Graf
Das Volk kennt ihn als Wetterfrosch
am Radio und nach der Tagesschau
am Fernsehen. Am vergangenen
Freitag gab Meteorologe Felix Blumer im Rahmen der Generalversammlung der Genossenschaft
Elektra Sissach im Jakobshof auf
eine Frage von Verwaltungsratspräsidentin Christine Brogli seine
Prognose für den nächsten Tag, den
Sissacher Banntag, ab: «Es wird
angenehm warm und meistens trocken sein», tat er den Männern
kund. Schlechtes Wetter, betonte er,
gebe es gar nicht.
Der Referent, der seinen Vortrag mit zahlreichen Bildern und
Grafiken unterlegte, gab zu bedenken, dass Naturkatastrophen oft zu
übereiligen Rückschlüssen führten,
die Ereignisse seien auf klimatische Veränderungen zurückzuführen. Seit es die Erde gibt, habe es
wiederholt grosse Differenzen bei
der globalen Temperatur gegeben.
So weise der langfristige Trend
leicht nach unten.
Aus einzelnen Ausreissern nach
oben und nach unten lasse sich
kein Trend ableiten. Dazu brauche
es längere Beobachtungsperioden
über Tausende von Jahren. Allerdings, so Blumer, belegten Messreihen, dass die Temperatur global
seit etwa 150 Jahren ansteigt. Je
nach Berechnungsmodell könnte
es bis zum Ende des Jahrhunderts
zwischen zwei und fünf Grad Celsius wärmer sein.
Als Ötzi in den Ötztaler Alpen
starb, habe das Gletschereis den
Körper mehr als 5000 Jahre lang
konserviert, ehe das schmelzende
Eis die gefriergetrocknete Leiche
1991 wieder freigab, führte der Wissenschaftler aus. Blumer, der für
seine Dissertation mehrere Monate
auf einem Gletscher in China verbrachte, zeigte auf, dass das schwindende Gletscher­eis den Wasserhaushalt in den Alpen stark verändern
dürfte. Im Sommer sei vorübergehend mit steigenden Abflussmengen
zu rechnen, die dann wegen des
geringer gewordenen Eisvolumens
wieder abnähmen.
Nordpol bald eisfrei?
In der Arktis, die im Gegensatz zur
kontinentalen Antarktis «nur» aus
den Meeresboden gesetzt. In unserer Region, zeigte der Referent anhand von Messreihen auf, seien die
Sommer und vor allem die warmen
Nächte matchentscheidend. Auftauender Permafrostboden begünstige Steinschläge und erhöhe das
Schadenpotenzial in den Alpen.
«Der Globus wird den Klimawandel
problemlos wegstecken. Der Mensch
hingegen muss sich darauf einstellen», schloss Blumer seine Botschaft, die von den Anwesenden
mit grossem Interesse aufgenommen wurde.
Rückgang des Energieumsatzes
Felix Blumer war als Gastreferent bei
der Elektra Sissach.
Bild Otto Graf
Meereis besteht, könnte der Nordpol im Sommer bereits um das
Jahr 2050 zum Baden laden, weil
er dann eisfrei sein könnte. Blumer
rechnet damit, dass die schmelzende Polkappe den Wettlauf nach
den im Meeresboden vermuteten
Bodenschätzen anheizen wird. So
habe Putin unter Miss­achtung des
internationalen Seerechts territoriale Ansprüche auf die Schätze
angemeldet und vorsorglicherweise in 2700 Metern Tiefe am
Nordpol die russische Flagge auf
Die Versammlung, die erstmals von
Christine Brogli geleitet wurde,
hiess alle statutarischen Geschäfte
einstimmig gut. Wegen des liberalisierten Strommarkts hat die Genossenschaft einige Grosskunden
verloren, was zu einem Rückgang
im Energieumsatz von 9 Prozent
geführt hat. Auch die sehr aggressive Werbung der Swisscom hat
­einige Telekommunikationskunden
bewogen, den Anbieter zu wechseln. Hier will nun die Elektra
Sissach den Hebel ansetzen und unter anderem an der Mega 2015, der
kommenden Gewerbeausstellung,
zeigen, dass ihr Angebot technisch
auf dem neusten Stand und tariflich höchst attraktiv ist.