- Dr. Bettina Warnecke

Dr. Bettina Warnecke
Vorstellungsrede anlässlich der Wahl der CDU-Bürgermeisterkandidatin
für Haan
am 14. April 2015
- Es gilt das gesprochene Wort -
Anrede,
ich freue mich sehr, dass der Vorstand des CDU-Stadtverbands mir sein Vertrauen geschenkt und
mich nominiert hat. Ich stelle mich dem Votum und hoffe auf Ihr Vertrauen.
Manche von Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren, werden überrascht sein. Überrascht
über die Tatsache, dass der Vorstand der CDU eine parteilose Kandidatin nominiert. Überrascht aber
vielleicht auch darüber, dass diese Kandidatin zudem den Altersdurchschnitt der bislang bekannten
Konkurrenten erheblich senkt.
Und Sie werden sich mit Recht fragen:
Wer ist sie?
Wie ist sie?
Was kann sie?
Und – was will sie?
Fragen, die ich Ihnen beantworten möchte.
Ich bin 1974 als zweite von drei Töchtern in Kiel geboren und habe Rechtswissenschaften in Hamburg
und Konstanz studiert. Nach meinem ersten Staatsexamen ging ich für ein Jahr nach Südafrika an die
Universität Stellenbosch, um hier den Titel „Master of Laws“, den LL.M., zu erlangen. Meine
Promotion an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer begann ich noch
während meines Referendariats, das ich im Landgerichtsbezirk Kiel absolvierte und mit dem 2.
juristischen Staatsexamen im Jahr 2002 abschloss. Bereits zu Beginn meines Studiums wählte ich die
Fächer „Kommunalrecht“, „Beamtenrecht“ und „Verwaltungswissenschaften“ zu meinen
Schwerpunkten – eine Spezialisierung, die sich wie ein roter Faden durch meinen beruflichen
Werdegang zieht.
Die Verwaltung lernte ich zunächst von außen kennen. Mit der Tormin Unternehmensberatung
GmbH führten wir in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen moderne
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Verwaltungsstrukturen auf Länder- und kommunaler Ebene ein. Dann der Blick von innen: 2003
wurde ich Beamtin in der Bundeswehrverwaltung. Hier übernahm ich schnell
Führungsverantwortung und leitete u.a. den Berufsförderungsdienst im Kreiswehrersatzamt Koblenz
mit rund 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Eine wichtige Erfahrung und persönliche
Weiterentwicklung.
Kommunikativ sein. Transparenz leben. Offen sein und Fehler eingestehen, wenn sie passieren –
auch nach außen. Seit 2007 ist das mein Tagesgeschäft, ob als Pressesprecherin der
Wehrbereichsverwaltung West in Düsseldorf oder wie jetzt als Chefredakteurin im Presse- und
Informationszentrum Personal im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr in Köln.
Ich bin hier für die interne und externe Pressearbeit im Organisationsbereich Personal der
Bundeswehr verantwortlich.
Mein Mann und ich sind seit 15 Jahren verheiratet. Mein Mann ist Referatsleiter im
Finanzministerium NRW und arbeitet in Teilzeit. Mit unseren bald 5-jährigen Zwillingen und unserem
2-jährigen dritten Sohn machen wir regelmäßig bei einem Bummel über den Haaner Markt das
Piratenschiff unsicher. Wann immer es mir die Zeit erlaubt, spiele ich Klavier und Geige - ein Hobby,
das ich seit meinem 7. Lebensjahr intensiv ausübe. Oder ich jogge durch das Neandertal.
Wie sind wir auf Haan gekommen?
Wir hatten viele Städte gesehen, viele Erfahrungen gemacht. Es war schön, aber mein Mann und ich
wollten sesshaft werden. Wir wünschten uns ein Haus „im Grünen“, möglichst in der Nähe eines
Naherholungsgebietes, eine gute Verkehrsanbindung, keinen Auto- oder Fluglärm und eine Stadt, in
der man die täglichen Einkäufe ohne lange Parkplatzsuche erledigen kann.
Ein Zufall half uns auf die Sprünge, als wir eines Nachmittages bei einem Spaziergang durch das
idyllische Neandertal auf Haan trafen und uns schnell klar wurde: die Stadt und das Neubaugebiet im
Hasenhaus erfüllten alle Voraussetzungen! In dieser Meinung bestärkte uns auch mein damaliger
Chef, der Vizepräsident der ehemaligen Wehrbereichsverwaltung West in Düsseldorf, Peter
Niepenberg. Wir überlegten nicht lange und erwarben im Jahr 2009 unser Grundstück im Hasenhaus.
Wir sind mit Herz und Seele Haaner Bürger.
Warum möchte ich kandidieren?
Bürgermeisterin von Haan zu sein, heißt, große Verantwortung zu tragen. Ich will Bürgermeisterin
werden, weil ich davon überzeugt bin, die fachlichen und persönlichen Kompetenzen sowie
Führungsqualitäten mitzubringen. Ich habe die Verwaltung aus der Beratersicht kennengelernt. Seit
Jahren trage ich täglich in unterschiedlichen Aufgaben für viele Mitarbeiter die Verantwortung.
Hierdurch bin ich mit den modernen Methoden der Mitarbeiterführung vertraut. Glaubwürdigkeit.
Aktive und passive Kritikfähigkeit. Zuhören und die Beweggründe des anderen verstehen. Kurz: ein
kooperativer Führungsstil. Hierfür stehe ich. Das ist mein entscheidender Schlüssel, um meine
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zielgerichtet zu motivieren.
Seit knapp fünf Jahren verfolge ich unsere Kommunalpolitik mit wachsendem Interesse.
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Haan verfügt über einen innovativen Mittelstand, einkommensstarke Bürgerinnen und Bürger,
hervorragende Verkehrsverbindungen und eine schöne, von Naturschutzgebieten geprägte
Umgebung. Ich stelle aber fest, dass Haan dabei ist, seine gute Position und Wettbewerbsfähigkeit zu
verspielen. Im Mittelstädte-Ranking der IHK Düsseldorf aus dem Jahr 2014 schneidet Haan noch gut
ab und belegt den 11. Rang. Aber im Vergleich zum ersten Ranking aus dem Jahr 2010 bedeutet das
schon einen Verlust von 5 Plätzen. In den Bereichen Finanzen, Kaufkraft und Wirtschaft weisen viele
Indikatoren nach unten.
Die Kommunalfinanzen verschlechtern sich zusehends. Der Schuldenstand lag im Jahr 2010 noch bei
23 Mio. Euro. Im Jahr 2018 wird er bei fast 70 Mio. Euro liegen. Um die Neuverschuldung zu senken,
sollen Steuern und Gebühren erhöht werden. Der Hebesatz für die Gewerbesteuer soll im Jahr 2019
auf 441 Prozentpunkte angehoben werden; im Jahr 2010 betrug er noch 385 Prozentpunkte. Die
Flächen für den zweiten Bauabschnitt des Technologieparks wurden im letzten Jahr für rund vier
Millionen Euro erworben, um neue Unternehmen in Haan anzusiedeln. Ich frage mich: Welches
Unternehmen wird sich in Haan ansiedeln, wenn die Stadt die Hebesätze für Gewerbesteuern so
spürbar anhebt?
Findet die Verwaltung darauf Antworten? Nein. Unterbreitet die Verwaltung Sparvorschläge? Nein.
Das wäre aber notwendig. Bevor die Steuersätze angehoben werden, müssen die Ausgaben kritischer
hinterfragt und dem Rat Vorschläge zum Sparen vorgelegt werden. Gefragt ist hier Kreativität.
Gefragt sind neue Ideen.
Die Verwaltung sieht sich hierzu anscheinend nicht in der Lage. Im Rahmen der Haushaltsaufstellung
wurden die Leitungskräfte der Verwaltung um Benennung von Einsparpotentialen gebeten. Ich
zitiere aus der aktuellen Haushaltsrede der Kämmerin: „Es wurden von den Ämtern keine
Einsparpotentiale genannt.“ Hierzu bleibt mir nur zu sagen: Konnte man bei dieser Fragestellung ein
anderes Ergebnis erwarten? Und wenn die Ämter ein solches Ergebnis präsentieren, hätte man sich
damit zufrieden geben dürfen?
Hinzukommt: Das Klima zwischen der Verwaltung und dem Rat verschlechtert sich ebenfalls. Die
WLH hat vor Kurzem eine Beschwerde beim Landrat eingereicht, weil eine ihrer Anfragen
unzureichend beantwortet worden sei. Für Anfrage der WLH und ablehnende Antwort der
Verwaltung mag es Gründe gegeben haben. Mich stört die Art und Weise der Zusammenarbeit.
Als Vorsitzende des Rates wäre es mir wichtig, dass nicht persönliche Differenzen, die oft
parteipolitischen Hintergrund haben, im Vordergrund stehen. Vielmehr muss es doch um die Sache,
um das Wohl der Stadt gehen. Ich freue mich daher über das Motto der CDU: „Erst die Stadt und
dann die Partei.“ Die Tatsache, dass ich als Parteilose von außen komme, sehe ich deshalb als großen
Vorteil an. Das gibt der CDU und mir die Chance, unvoreingenommene Lösungen zu finden und die
Stadt modern und zukunftsorientiert aufzustellen.
Haan steht vor großen Herausforderungen. Bildung, Stadtentwicklung, Verwaltung, Stadtfinanzen:
Diese Themen werden seit langem diskutiert. Ich fühle mich bürgerlichen Werten verbunden.
Deshalb sind für mich ebenso eine generationsübergreifende, soziale Politik wie ein
unternehmensfreundliches Umfeld entscheidend.
Zum Bereich Bildung:
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Als Mutter von drei Kindern gilt mein besonderes Interesse dem Bildungsangebot unserer Stadt.
Kindergarten, Grundschule und weiterführende Schulen direkt am Ort zu haben, ist für die Haaner
Kinder von unschätzbarem Wert. Und auch für berufstätige Eltern ist das eine wichtige
Voraussetzung. Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nur mit einem attraktiven
Angebot an Kinderbetreuungsplätzen und einem breit gefächerten und qualitativ hochwertigen
Schulangebot zu erreichen. Aus eigenem Erleben weiß ich, wie wichtig das ist.
Das Bildungsangebot in den verschiedenen Bildungseinrichtungen unserer Stadt muss nicht nur
hinsichtlich der Quantität, sondern auch hinsichtlich der Qualität den gesellschaftlichen
Anforderungen entsprechen. Ich bin froh, dass unser Gymnasium mit seinen besonderen
Leistungsanforderungen in seiner Vierzügigkeit gesichert ist.
Zum Bereich Stadtentwicklung:
Haan ist eine lebens- und liebenswerte Stadt. Und doch: Die jetzige Situation in der Innenstadt ist
unbefriedigend. Dabei hat Haan mit seinen innerstädtischen Plätzen, dem Neuen Markt, der
Rathauskurve, der Fußgängerzone und den Grünflächen an sich ausreichend Potential, sich zu einer
attraktiven Innenstadt zu entwickeln. Haan ist sehr gut erreichbar, die Kaufkraft der Bevölkerung ist
hoch und die Lage zwischen Düssel und Itter gibt der Stadt ein Gesicht. Dieses Potential muss genutzt
werden!
Der Projektbericht der „Vorstudie zum integrierten Handlungskonzept Innenstadt“ der Stadt - und
Regionalplanung Dr. Jansen GmbH bringt es auf den Punkt: Trotz des an sich großen Potentials weist
die Haaner Innenstadt „deutliche städtebauliche Missstände“ auf. Die Folge: „Ohne Entgegenwirken
wird die ohnehin schon eingeschränkte Akzeptanz durch Einheimische und Besucher weiter
gefährdet. Aus Sicht der Bewohnerschaft haben die Investitionen nicht zu einer sichtbaren
Aufwertung in der Innenstadt geführt.“
Damit wird es umso deutlicher: wir müssen handeln! Und dies im gemeinsamen Dialog mit den
Haaner Bürgerinnen und Bürgern, die in ersten Workshops bereits ihre Ideen zur zukünftigen
Innenstadt- und Einzelhandelsentwicklung aktiv mit eingebracht haben.
Haan braucht keine –in der Vergangenheit geplante – Windhövelpassage. Die Haaner Bürgerinnen
und Bürger wünschen sich eine barrierefreie Innenstadt mit mehr Aufenthaltsqualität am Neuen
Markt sowie eine Aufwertung der Fußgängerzone und innerstädtischen Plätze. Die Grünräume
unserer Gartenstadt müssen in den Innenstadtbereich mit einbezogen werden. Die
handelswirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen optimiert werden – Haan braucht ein
attraktives Einzelhandelsangebot.
Zum Bereich „Bürgerlicher Zusammenhalt“:
In einem toleranten Haan brauchen wir eine generationsübergreifende Politik. Ich möchte eine
altersübergreifende Politik fördern. Eine Politik, in der die Bedürfnisse aller Altersgruppen
wahrgenommen und angemessen berücksichtigt werden. Die Zahl der älteren Menschen wird in den
nächsten Jahren weiter zunehmen. Bei uns in Haan ist der Altenquotient überdurchschnittlich hoch.
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Wir brauchen deshalb eine Politik, die sich den besonderen Bedürfnissen der älteren Menschen
stellt. Insbesondere die Bahnhöfe müssen endlich barrierefrei ausgebaut werden. Der Seniorenbeirat
befasst sich in besonderer Weise mit den Problemen dieser Bevölkerungsgruppe. Seine Arbeit muss
nachhaltig unterstützt werden.
Eine angemessene Unterbringung der zunehmenden Anzahl der Flüchtlinge stellt uns vor große
Probleme. Mit der mietzinsfreien Überlassung der ehemaligen Landesfinanzschule durch den Bauund Liegenschaftsbetrieb NRW ist die Unterbringung von zunächst 60 bis 70 Flüchtlingen gesichert.
Eine gute Entwicklung. Unsere Bereitschaft, die Flüchtlinge aufzunehmen, menschenwürdig
unterzubringen und in unserer Gemeinschaft willkommen zu heißen, muss erhalten bleiben.
Unsere Stadtgemeinschaft lebt von der Bereitschaft vieler Ehrenamtlicher, die im sozialen Bereich
wertvolle Arbeit leisten, und von dem Engagement vieler Vereinsmitglieder. Ich möchte das
Ehrenamt fördern und das Engagement der Vereine unterstützen.
Zum Bereich Wirtschaft und Verwaltung:
Zurückkommen möchte ich noch einmal auf unsere Stadtfinanzen. Verschlechtert sich die
Finanzsituation einer Kommune, erfolgt häufig der Griff zu höheren Steuersätzen. Das passiert auch
gerade in Haan. Unsere Stadt gefährdet damit ihre Konkurrenzfähigkeit. Haan muss aber
konkurrenzfähig bleiben, um die Wirtschaftskraft zu erhalten und weiter zu wachsen. Nur so kann
Haan ausreichende Gewerbesteuer- und Einkommensteuereinnahmen nachhaltig generieren.
Wir müssen also ein wirtschafts- und bürgerfreundliches Umfeld schaffen, ein Umfeld, das dazu
führt, dass sich Unternehmen in unserer Stadt ansiedeln und weiterhin junge Familien nach Haan
ziehen.
Neben einer maßvollen, zielgerichteten Steuerpolitik sind schnelle Entscheidungs- und
Planungsprozesse, Einhalten von Zusagen, Transparenz und Bürgerbeteiligung hier die geeigneten
Methoden, die wir stärker nutzen müssen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich hoffe, Ihnen verständlich gemacht zu haben, welchen Werten ich mich verbunden fühle, wofür
ich stehe und wie ich mir die Zukunft unserer Stadt vorstelle. Lassen Sie uns gemeinsam die Chance
ergreifen, aus Haan eine den Aufgaben der Zukunft gewachsene, bürgerfreundliche Stadt zu
gestalten! Zusammen schaffen wir das!
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.