Aufschreiben was stresst – Die Verkehrszufriedenheitsumfrage

Die Grafik zeigt:
In Städten kann schon die
Hintergrundbelastung
ohne Straßenverkehr
an 30 Mikrogramm pro
Kubikmeter Luft heranreichen.
sundheitsschädlich ist. Somit können unerwünschte Auswirkungen zwar vermindert,
aber nicht völlig verhindert werden. Die bekannten Schädigungen reichen von vorübergehenden Reizungen der Atemwege über verstärkt auftretendes Asthma bis zu Herz-Kreislauf-Problemen. Feinstaubteilchen können
dort, wo sie abgelagert werden, eine Reizwirkung ausüben, die zu entzündlichen Veränderungen führt. Je kleiner die Partikel sind,
desto weiter können sie in die Atemwege vordringen – und desto gefährlicher sind sie für
den Menschen. Die Feinstaubrichtlinie der EU
setzt sich nur mit Stäuben auseinander, die
kleiner als 10 Mikrometer sind. Unter Wissenschaftlern setzt sich allerdings die Überzeugung durch, dass die eigentliche Gesundheitsgefahr von den lungengängigen Stäuben
kleiner 2,5 Mikrometer ausgeht.
Mit City-Maut gegen Feinstaub?
Mit Ausnahme der natürlichen Ursachen, kann
bei allen Feinstaubquellen die Menge der
anfallenden Partikel verringert werden. Allerdings ist es nicht sinnvoll, isoliert gegen einzelne Faktoren wie den Straßenverkehr vorzugehen. Fahrverbote und City-Maut haben
auf Grund des geringen Anteils des Straßenverkehrs am Gesamtausstoß von Feinstaub
nur einen minimalen Effekt. Umweltpolitisch
ist es zudem sehr fraglich, ob marktwirtschaftliche Instrumente überhaupt zum Ziel
führen. Es ergäbe sich die seltsame Situation,
dass nicht der Schadstoffausstoß des Fahrzeugs darüber entscheidet, ob es durch eine
Stadt fahren darf, sondern die Zahlungsbereitschaft des Fahrers. Die Vermutung liegt
nahe, dass so erhebliche Mittel in den allgemeinen städtischen Haushalt fließen sollen.
Fatale Auswirkungen hätte die City-Maut für
den Einzelhandel: Wenn Kunden Eintritt für
den Besuch der Innenstadt bezahlen müssen,
ist die Abwanderung zu den Einkaufszentren
auf der grünen Wiese programmiert. Zur Minderung der Feinstaubkonzentrationen müssen daher alle Verursacher gleichermaßen
ihren Partikelausstoß reduzieren. Die Erfahrung zeigt, dass dabei Anreize – beispielsweise
Steuervorteile – effektiver sind als Verbote.
Aufschreiben was stresst –
Die Verkehrszufriedenheitsumfrage
Bereits im Frühjahr 2004 befragten die
IHK Reutlingen und die Handwerkskammer Reutlingen gemeinsam die Vielfahrer unter ihren Unternehmen nach Problempunkten im Straßenverkehr. Die
rund 700 Problemnennungen zeichneten ein wenig überraschendes Bild: Die
Stadtverkehre in Reutlingen, Metzingen
und Tübingen wurden am problematischsten beurteilt (Grafik 1). Die B27
vereinigte mit über 50 Prozent den
Löwenanteil der Nennungen bei den
Bundesstraßen auf sich (Grafik 2).
Gute Nachricht aus Metzingen
Dennoch stellten manche Kommunen eine
baldige Lösung Ihrer Probleme in Aussicht. So
hat beispielsweise Metzingen den Knoten am
Lindenplatz umgebaut und einen neuen Verkehrsrechner angeschafft. Außerdem befindet sich die Ortsumfahrung in der zweiten
Ausbauphase. Dadurch sollen sich die Verkehrsströme in der Innenstadt deutlich verringern.
Bei Gesprächen mit den beteiligten Gemeinden und Gebietskörperschaften zeigte sich,
dass die genannten Probleme in der überwiegenden Mehrzahl wohl bekannt sind. Auch am
guten Willen der Verkehrsplaner zur Änderung
der aufgezeigten Missstände mangelt es nicht.
Doch der Finanznotstand bei den Kommunen
und auch bei Bund und Land führt derzeit
unweigerlich zum Aufschub auch wichtiger
und wünschenswerter Projekte im Straßenverkehr.
Unberechtigte Kritik
Es zeigte sich allerdings auch, dass nicht jede
Kritik, die in der Umfrage geäußert wurde,
auch gerechtfertigt ist. Das von vielen kritisierte Fehlen von Parkplätzen in der Innenstadt Tübingens lässt sich auf schlichte
Unkenntnis des farbcodierten Parkleitsystems zurückführen. Tübingen hat eine Vielzahl
von innenstadtnahen Parkmöglichkeiten
geschaffen, auf die bereits in den Außenbezirken der Stadt hingewiesen wird. Auch das
häufig genannte Problem, als Dienstleister
oder Handwerker beim Parken in der Innenstadt stets einen Strafzettel zu riskieren, hat
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Heft 06/05
WIRTSCHAFT NECKAR-ALB
sich als schlicht unbegründet erwiesen: Die
Stadtverwaltung geht mit der Verteilung von
Sondererlaubnissen zum Parken in der Innenstadt durchaus nicht sparsam um.
Problemkind B 27
Auch wenn die B 27 in der Gesamtheit ihrer
Probleme sicher auch in Zukunft das Problemkind der Region bleiben wird, gibt des
doch auch hier Fortschritte. So ist die stark
kritisierte Ortsdurchfahrt Dotternhausen im
Kreuzungsbereich Dormettinger Straße / B
27 durch den Bau einer Rechtsabbiegespur in
Richtung Schömberg deutlich entschärft worden. Von einer Lösung des Problems will Bürgermeisterin Adrian zwar noch nicht sprechen, dennoch freut sie sich, dass mit der
Unterstützung der beiden Wirtschaftskammern das vom ehemaligen Verkehrsminister
Ulrich Müller gegebene Versprechen vor kurzem in die Tat umgesetzt werden konnte.