Zoopädagogik im Spagat – Wie vermittele ich Bildung unter - VZP

Zoopädagogik im Spagat –
Wie vermittele ich Bildung unter marketingrelevanten Gesichtspunkten?
Der Augsburger Zoo wurde in den letzten Jahren sowohl im Bereich Zoopädagogik
als auch im Marketing neu aufgestellt. Die zoopädagogische Arbeit begann 1986 mit
Otto Ellenrieder, der als abgeordneter Lehrer für 10 Stunden die Woche dem Zoo zur
Verfügung stand.
Wenig Aufwand kaum
finanzieller Gewinn für
den Zoo. Mit wachsender
Bekanntheit wurden Kindergeburtstagsführungen
angefragt, die über den
Zoogaststätten-Pächter
mit geringfügig Beschäftigten durchgeführt wurden. Auch dabei waren
Aufwand und Gewinn für
den Zoo gering. Ab 2004
wurden dann im Zoo
selbst verstärkt Kinderführungen nachgefragt, so
dass auch von Zooseite auf die Führer der Zoogaststätte zurückgegriffen wurde.
Die Anzahl von etwa 150 Führungen hatte
sich auf 350 Führungen gesteigert und erreichte zumindest in den Sommermonaten
die Kapazitätsgrenze des 5-köpfigen Teams.
Trotz fehlender aktiver Werbung stieg die
Nachfrage weiter an. Bestandteil einer Führung war das „Highlight“ mit einem Tierpfleger. 2007 musste ein neues Konzept her,
um den Erwartungen und Wünschen der
Buchenden und der Zoomitarbeiter nachzukommen.
Die Ziele:
•Mehreinnahmen für den Zoo ohne höheren
Personalkostenaufwand bei gesteigerter Anzahl zooeigener Führungen,
•größere Berücksichtigung der zeitlichen
Vorgaben, Erwartungen und Inhalte,
•Entlastung der Tierpfleger,
•Aufbau eines erweiterten Zooführer-Teams
Fakten:
•mehr als 80 % der Führungen werden in
den Monaten April – September gebucht.
Gründe dafür: Feste Ausflugstage der Schulen, schöneres Wetter für Zoobesuche,
Vermutung, dass man im Sommer mehr sieht und div. andere.
• Dabei werden außerschulische Lernorte zur ganzheitlichen
Unterrichtsergänzung
unterschätzt, der organisatorische Aufwand
soll vermieden werden und zusätzliche
Unterrichtsgänge zu
den Ausflugsterminen
werden von Schulverwaltungen häufig aus
Kostengründen abgelehnt.
Das führt dazu, dass:
1. sich in den letzten Wochen des Schuljahres die Führungen ballen
•
es sich zu ca. 90 % um Ausflüge ohne Unterrichts- oder Bildungsplanbezug
handelt,
•
Um keine Führungsanfrage abzulehnen: Aufbau eines größeren ZoobegleiterTeams
•
„Begleitete Rundgänge“ als neuen Angebotspunkt (ohne Thema und ohne
Blick hinter die Kulissen)
•
Zeitgleich können mehrere Führungen angenommen werden. Die Kosten für
Klassen sind geringer. Gründe: Bildungsauftrag des Zoos und weniger Ausga
ben für Zoobegleiter (s.u.)
•
Klassen, die ausschließlich das Erlebnis „Blick hinter die Kulissen“ wollen, be
kommen einen „Zoo Intensiv“ in einem Revier ihrer Wahl.
Der Tierpfleger übernimmt die Gruppe. Kostenaufwand doppelt so teuer wie eine
Führung ohne Blick hinter die Kulissen. Dauer 30 Minuten.
Darüber hinaus können dank des größeren Zoobegleiter-Teams weitere Besuchergruppen angesprochen werden: Kindergarten-Kinder (bis 6 Jahre), Sonderführungen
für Behinderte und Seniorenführungen.
Baukasten-Prinzip: Jeder Besucher bekommt das, was er will. (Siehe Grafik Baukastensystem)
Zoobegleiter:
•
Zoobegleiter sind „Freiwillige“, die in einer Institution mit gemeinnützigem
Zweck eine bildende Funktion ausüben. Sie werden nach der so genannten
Übungsleiter-Pauschale abgerechnet. (§ 3 Nr. 26a EStG), steuerliche Abgaben
und Pauschalen entfallen.
•
Grundbedingung: Im Jahr darf ein Zoobegleiter in der Gesamtheit seiner eh
renamtlichen Tätigkeiten nur 2100 EUR verdienen. Er ist dafür verantwortlich,
dass er diesen Betrag nicht überschreitet.
•
Die Ausbildung erfolgt über die Zoopädagogen, Tierpfleger, Kuratoren und Ins
pektoren.
•
Die Qualität der Führungen wird regelmäßig über Besucherfragebögen und
Kontrollbesuche überprüft.
Ergebnis:
Die Anzahl der Angebotsbuchungen
stieg weiter an. Insgesamt wurden
2010 über 700 Führungen und „Zoo
Intensivs“ gebucht.
Zoopädagogischer Aspekt:
Jeder Zoobegleiter verfügt über Material wie Felle, Federn, Eier, Haare
usw., damit Kindern ein ganzheitliches
Erleben auch ohne den direkten Tierkontakt geboten werden kann. Bei
Themenführungen wird das Material
abgestimmt und ergänzt. Im Vordergrund stehen:
•
Dialog statt Monolog
•
Orientierung am Interesse der Kinder – (Stichwort: sie da abholen, wo sie
wirklich stehen)
•
und Spaß am Lernort Zoo.
Mit Spaß ist nicht Bespaßung gemeint. Auch
nicht die Quantität der
passierten Tiergehege
sind das Ziel, sondern
das Begeistern durch
längeres, angeleitetes
Beobachten der Tiere,
Geschichten aus dem
Zooalltag und die wechselnde Art der Wissensvermittlung. Bei den
3-std. Unterrichtseinheiten werden genaues
Skizzieren und Zeichnen,
gezielte Beobachtungen
unter Anleitung und Gruppenarbeit als Methoden und Mittel zusätzlich eingesetzt.
Zoopädagogik wird auch in einem Gemeinschaftsprojekt zwischen Augsburger Zoo
und Landschaftspflegeverband (LPV) umgesetzt. So gibt es das Angebot für Projekttage, in denen die Klasse zuerst den Lebensraum einer heimischen Tierart erkundet
und im Anschluss die Tiere im Zoo erlebt.
Wir wünschen uns, dass Lehrer den außerschulischen Lernorten mehr Gewicht beimessen und die Möglichkeiten, die ihnen selbst helfen sollen, verstärkt wahrnehmen. Denn schließlich, ist ein Mensch nur bereit etwas zu schützen, was er kennt
und als schützenswert erachtet – und das fängt bereits bei den Kleinsten an!
Anschrift und Kontakt-Daten für die Zoopädagogische Abteilung des Augsburger
Zoos:
Zoo Augsburg GmbH
Zoopädagogische Abteilung
Zoopädagogen: Maren Reinhardt, Otto Ellenrieder
Brehmplatz 1, 86161 Augsburg
Buchungen und Terminabsprache:
Telefon: 0821/567 149-11, Fax 0821/567 149-13
Themenbesprechung, Unterrichtseinheit:
Telefon: 0821/567 149-21
E-Mail: [email protected]
www.zoo-augsburg.de