Zwei wie Pech h und Schwefel - Rinderproduktion Berlin

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TIERHALTUNG
BAUERN Z EITUNG
23. WOCHE 2013
TIERHALTUNG
23. WOCHE 2013
Z
Für die Jungzüchter übernimmt
Pierre gern Verantwortung.
Der Lehrer für
die Fleischrinder
Mit leiser Stimme flüstert er den
mächtigen Tieren Ruhe zu.
J U B I L Ä U M D E S J U N G Z Ü C H T E R TA G E S
Von klein auf dabei
Der Brandenburger Jungzüchterverein e. V. konnte auf der
BraLa im Mai seinen zum 15. Mal
stattfindenden Jungzüchtertag
feiern. Der Verein besteht mittlerweile seit 18 Jahren und wird
durch ca. 200 Mitglieder getragen. Ganz klein, wie hier Maria
Arndt, dürfen die Kinder bereits
an die Rinder, um das Vorführen
zu lernen. Man kann an Schulungen zur Tierbeurteilung und -vorbereitung sowie Vereinsfahrten
in andere Zuchtgebiete teilnehmen.
www.rinderzucht-bb.de
FOTOS: ANJA NÄHRIG
Von den Kleinen
zu den Großen
Den Richter darf man als Vorführer nie aus den Augen lassen.
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Waffe aus dem Weg zu gehen,
entschloss er sich 2007 zu einem
freiwilligen ökologischen Jahr
(FÖJ). Viel Zeit in der Natur zu
verbringen war eines seiner Ziele, ein weiteres, ein halbes Jahr
davon als Praktikum für sein
kommendes Agrarstudium anzurechnen.
um Schluss noch einmal
richtig abgeräumt! Kurz
bevor sie die Altersgrenze
als Vorführer im Jungzüchterwettbewerb überschritten haben, können sie sich die Pokale
für die gelungenste Präsentation
der Jungrinder abholen. Strahlend stehen die zwei Brandenburger Jungzüchter mit ihren
dunkelblauen Schärpen mit goldener Aufschrift „Bester Vorführer“ für die Kamera bereit. Pierre
Dabow und Paul Bierstedt, beide 25 Jahre alt, erreichen die Altersbeschränkung für diesen
Wettbewerb. Ab jetzt gilt es, sich
mit den „Großen“ im Ring zu
messen. Doch auch dafür sind
sie bestens vorbereitet.
Angefangen hatte Pierre im
Kleintierzüchterverein. Da man
ihm aber das Geschick mit den
Kühen in die Wiege legte, wechselte sein Interesse schnell. Bereits seine Großeltern waren in
der Milchproduktion tätig. So
lief er nach der Schule direkt in
den Kälberstall und half ihnen,
die Tiere zu tränken. Seine Eltern arbeiten ebenfalls in der
Landwirtschaft, der Vater als
Klauenschneider, die Mutter in
der Agrargenossenschaft Vorspreewald in seinem Heimatort
Turnow.
Aus diesem Agrarbetrieb
stammte auch sein erstes Vorführrind Pia, mit dem er auf Anhieb einen zweiten Platz in der
Altersklasse von zwölf Jahren
belegte. Der Grundstein für seine Karriere als Jungzüchter war
gelegt. Von da an konnte er nicht
mehr von den schwarzbunten
Milchrindern lassen. Immer
wieder zog bzw. zieht es ihn auf
die Tierschauen, und so ist es
selbstverständlich, dass er seit
mehreren Jahren im Betreuungsteam für die Nachzuchten
der Blickpunkt Rind in Paaren
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Zwei wie Pech
h und Schwefel
Egal ob Fleisch- oder Milchrind, für Paul Bierstedtt und Pierre Dabow steht die Liebe zu den Kühen
im Mittelpunkt ihres Lebens. Die beiden 25-Jährigen sind nichtt nur im Vorstand der Jungzüchter Brandenburgs zu finden,
man trifft sie ebenfalls auf vielen Tierscchauen verschiedenster Zuchtvereine.
mitwirkt. „Wenn man einmal
Blut geleckt hat, dann ist es um
einen geschehen“, begründet
Pierre heute sein Faible für die
großen Wiederkäuer.
Blick über
die Grenzen
Seit fünf Jahren erweitert er seinen „Kuh-Horizont“ auch national. Sein Aktivitätsradius erstreckt sich nicht mehr nur auf
Brandenburg, er reist auch gern
nach Verden in das Zuchtgebiet
der Masterrind GmbH. Der bekannte Kuhfotograf Wolfhard
Schulze, welchem er auch öfter
zur Seite stand, stellte für ihn
den Kontakt her. Heute kennt
ihn dort fast jeder. Auch in Alsfeld ist er nicht mehr unbekannt,
schließlich vertrat er dort die
Brandenburger im Bundeswettbewerb. Im September 2011 fuhr
er schließlich im deutschen
Team nach Battice, ein Höhepunkt im Leben jedes Jungzüchters. Dort trat er in der Jungzüchterschule Belgiens im europäischen Vergleich für Deutschland
an. Neben seinen vielen Wett-
kämpfen übernahm er aber auch
als Regionalgruppenleiter des
brandenburgischen Vereins Verantwortung und betreute mehrere Landkreise. Heute ist er amtierender Vorstandsvorsitzender
und engagiert sich stark für den
jungen Nachwuchs. Natürlich
hätte man ihn auch gerne in der
Arbeit für den Rinderzuchtverband Berlin-Brandenburg (RBB)
gesehen, diese lehnte er schweren Herzens ab. Die Angst, durch
zu viel Routine seine Freude an
den Rindern zu verlieren, war zu
groß. Deshalb entschloss er sich
kurzerhand zu eine Lehre als
Tierpfleger im Cottbusser Zoo.
Dass er damit nicht scheitern
würde, ergibt sich schon aus seinem Lebenslauf. Das Gefühl und
die Ruhe, welche man zum Zähmen der Rinder benötigt, hilft
ihm mit Sicherheit bei der Arbeit
mit den Wildtieren ebenfalls
weiter.
Viele Erfolge als Jungzüchter
wird er altersbedingt zwar nicht
mehr erreichen, aber ein großer
Moment in seinem Leben steht
ihm mit der Teilnahme in Oldenburg vielleicht noch bevor.
Im Juni wird er zur Nationalschau im Viererteam Brandenburgs zum letzten Mal um einen
Jugendpokal streiten. Seine
Laufbahn im Ring ist damit aber
keinesfalls beendet. Mittlerweile
wird er gerne von Betrieben für
die Präsentation und Ausstellung der Kühe und Bullen auf
Tierschauen engagiert. Auch
wenn der Abschnitt als aktiver
Jungzüchter zu Ende geht, bleibt
er dem Verein mit seinem Erfahrungsschatz und seiner übernommenen Verantwortung erhalten.
Blindes Vertrauen
zwischen den Jungs
Um mit jemandem richtig gut
zusammenarbeiten zu können,
braucht Pierre Vertrauen. In
Paul Bierstedt, der „guten Seele“
des Brandenburger Jungzüchtervereins, hat er einen solchen
Freund und Mitstreiter gefunden. Beide teilen ihre Leidenschaft für Kühe, auch wenn
Paul sich mehr zu den mächtigen Fleischrindern statt den
feingliedrigen Milchkühen hin-
gezogen fühlt. Paul, in Perwenitz am Südhang des Glien aufgewachsen, ist seit 2007 als Vertreter für die schweren Rinderrassen
im
Verein
tätig.
Zusammen mit seinen Kollegen
nahm er 2009 am ersten Bundesjungzüchterwettbewerb für
Fleischrindzüchter in Paaren im
Glien teil. Danach kam er 2010
als Beisitzer in den Brandenburger Vorstand. Da der Bundesverband hauptsächlich von
Holstein-Anhängern
geprägt
wird, überlegt er heute, gemeinsam mit Thekla Zachert, einer
erfolgreichen Charolaiszüchterin aus dem Havelland, ob nicht
sogar ein bundesweiter Verband für die Fleischrindjugend
sinnvoll ist.
Wie aber kam Paul auf die Kühe? Seine Eltern sind studierte
Agraringenieure, was für den
ersten Kontakt in die Landwirtschaft sorgte. Genauso wie
Pierre beschäftigte er sich anfangs mit den Kleintieren. Der
Wechsel zu den Großen kam etwas später, zu diesem Zeitpunkt
hatte er bereits sein Abitur in der
Tasche. Um dem Dienst an der
Durch Zufall geriet Paul im FÖJ
an Peter Schollbach, einen über
die Ländergrenzen hinaus bekannten Uckermärkerzüchter.
Sofort begeisterte er sich für die
in der DDR entstandene Rinderrasse. „Lehrer“ Schollbach war
es auch, der ihn zu den Jungzüchtern schickte, wo er trotz
seiner bis dato bestehenden Unerfahrenheit sehr freundlich
aufgenommen wurde. Bald sollte auch die Unwissenheit über
die verschiedenen Rinderrassen
der Vergangenheit angehören
und Paul sich zu einem der besten Jungzüchter Brandenburgs
entwickeln.
Heute studiert Paul in Halle,
wo er sein Masterstudium mit
Schwerpunkt Nutztierwissenschaften beendet. Angefangen
hatte er in Berlin, wollte aber
seinem Interesse an der Tierzucht stärker nachgehen. Dafür
ist er bei Professor Hermann H.
Swalve, einem Spezialisten für
Populationsgenetik und Tierhaltungssysteme der Rinderzucht,
am besten aufgehoben. Mit einem Stipendium des RBB ausgestattet, wird er im Herbst seine Abschlussarbeit verteidigen
können. Und dann? Ob im Rinderzuchtverband, in einer wissenschaftlichen Institution oder
auf einem Praxisbetrieb – ganz
sicher ist sich Paul noch nicht,
wo er dann arbeiten möchte. Bei
den vielen Möglichkeiten steht
eines aber felsenfest: Seine Zukunft wird er mit Rindern bestreiten.
Anja Nähr ig
Alle Rassen der Fleischrinder
werden von Paul vorgeführt.
Den Blick hat er nach vorn in eine
Zukunft mit Kühen gerichtet.
Auf Gut Kemmen mit „Lehrer“
Schollbach fing alles an.
Eine starke Mannschaft
Unterhalb des Flämings liegt der Betrieb Seydaland Rinderzucht GmbH
& Co. KG. Schon seit vielen Jahren wird sich dort um den Nachwuchs in
Sachen Rinderzüchter gekümmert. Voraussetzung zum Mitmachen:
Spaß und Leidenschaft in der Arbeit mit den HF-Jungrindern.